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Veröffentlicht am 20.01.2023

Hinter den Kulissen einer Fernsehshow

Worlds Apart
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Ich muss gestehen, dass ich den ersten Band nicht gelesen habe. Naja, außer der Leseprobe. Aber irgendwie geriet die dann in Vergessenheit und schon gab es einen zweiten Band. Nun ja, ich habe einfach ...

Ich muss gestehen, dass ich den ersten Band nicht gelesen habe. Naja, außer der Leseprobe. Aber irgendwie geriet die dann in Vergessenheit und schon gab es einen zweiten Band. Nun ja, ich habe einfach losgelesen und mich hineinziehen lassen.

Zur Info: Dies ist der zweite Band einer Reihe, deren Figuren von Band zu Band interagieren. Die Liebesgeschichte für sich kann man aber auch unabhängig voneinander lesen, sodass es am schönsten ist, wenn man die Reihenfolge beachtet, es geht aber auch anders.

Klappentext:
Die zwanzigjährige Kaycee hat das Gefühl festzustecken. Seit dem Tod ihrer Mutter muss sie daheim die Verantwortung übernehmen und hat ihre eigenen Wünsche zurückgestellt. Aber dann ergibt sich die Chance, ihren großen Traum von einer eigenen Konditorei doch noch zu verwirklichen: Kaycee darf an der Realityshow Bake That Cake! teilnehmen. In der Jury sitzt zudem Schauspieler Leo Campbell, der in echt nicht nur noch attraktiver ist als auf dem Bildschirm, zwischen den beiden knistert es auch gewaltig. Doch Kaycee weiß: Nur ein Kuss könnte ihre Chancen auf den Sieg gefährden und ihren Traum für immer zerstören …

Schreibstil:
Ich kannte Anabelle Stehl vorher noch nicht und weiß noch nicht so genau, ob sie mir wegen ihres Schreibstils in Erinnerung bleiben wird. Sie schreibt auf jeden Fall flüssig, gut nachvollziehbar und ich habe einen super Zugang zu den Protagonist:innen bekommen, gleichzeitig fehlte mir aber stets das Fünklein. Das Mü, das es ultraspannend, ultraberührend oder ultralocker gemacht hätte. So habe ich das Buch eher in einem gemächlichen Tempo gelesen und mich durch die Geschichte treiben lassen.

Meine Meinung:
Ich kannte Kaycee anfangs noch nicht und musste sie erst einmal fühlen lernen – und das war ganz schön hart. Nicht, weil es schlecht geschrieben war, sondern weil sie es echt nicht leicht im Leben hat. Sie kümmert sich um ihre Familie, muss Geld heranschaffen, ihre ältere Schwester ist kränklich und alles bleibt an ihr hängen. Dadurch stellt sie sich selbst immer weiter zurück. Zum Glück bleibt dieser Zustand nicht lange der Ist-Stand, denn dann wäre ich vermutlich einfach nur traurig geworden. Dank ihrer Schwester leuchtet auf einmal Kaycees großer Traum lichterloh auf: Sie möchte backen! Und dies auch zu ihrem Beruf machen. So ein Traum ist natürlich immer schön, vor allem dann, wenn der Charakter auch voll dafür eintritt und kämpft, was das Zeug hält. Die Geschichte bekommt Schwung und schon wechselt das Umfeld (es geht nach London, wo wir wieder auf Fiona treffen).

Im Wechsel lesen wir dann auch aus Leos Perspektive – einem aufstrebenden Schauspieler, der für einige Staffeln an eine Serie gebunden ist, die gerade gedreht wird. Sein Problem: Sein Traum ist gar nicht mehr sein Traum. Das wird aber erst im Laufe der Geschichte so richtig deutlich. Zu Anfang ist er einfach nur unzufrieden und man kann seine Probleme erst einmal nicht ganz nachvollziehen. Schließlich hat er alles, was er wollte? Ich mochte Leo aber auf Anhieb, denn er kommt sehr normal rüber. kein übertriebenes Stargetue, Gefühle, Familie und die eigentliche Begeisterung für das Schauspielern.

Es treffen also zwei Figuren aufeinander, die beide einen Traum und das Glück haben, diesen ausleben zu können (oder zumindest die Chance darauf). Treffpunt der beiden ist die Backshow, die allerdings recht fix abgehandelt wird – jedenfalls von Folge zu Folge. Das macht aber nix, denn eigentlich geht es ja auch nicht darum, wie hoch Kaycees Torte nun ist, sondern darum, was diese Show mit ihr und Leo macht. Schnell wird nämlich klar, dass sie mehr liefern muss als tolles Backwerk. Und bei Kaycee ist viel zu holen, denn ihre Vergangenheit ist alles andere als unproblematisch, bzw. geradezu tragisch. Das Gedankenkarussel startet und sie muss entscheiden, was sie für ihren Traum bereit ist, preiszugeben. Die Entscheidung darüber beeinflusst ihren Charakter wesentlich wird letztlich nicht nur für den weiteren Verlauf ihre Karriere, sondern auch für ihre Beziehung zu Leo wichtig.
Für Leo dagegen bedeutet die Show etwas ganz anderes. Es ist nur eine Beschäftigung, etwas Lockeres für zwischendurch. Dadurch wird die Show zu einem Reibungspunkt zwischen den beiden – einer von vielen, der durch die Träume der beiden entsteht.

Die Geschichte wird also zu einem Kräftemessen zwischen Vernunft und Wunschdenken, zwischen Liebe und Realität, Popularität und den damit einhergehenden negativen Punkten. Einerseits fand ich das logisch und sehr authentisch, andererseits hat es die Geschichte der beiden sehr aufgehalten und zu vielen Überlegungen geführt, die verzwickter und verzwickter wurden. Die beiden nähern sich trotz Liebe auf den ersten Blick nur langsam an, weil sie sich vor den Konsequenzen fürchten. Dadurch stehen sie aber auch lange nicht für sich ein und man muss lange auf Fortschritte warten.

Der Handlungsverlauf bleibt so trotz einer süßen Liebesgeschichte sehr ruhig. Selbst das Drama, das schon allein mit der öffentlichen Situation einhergeht, bleibt eher zart und kann die Geschichte nicht so richtig aufmischen. Man wartet auf eine Wendung, die man sowieso schon voraussieht und wird nicht wirklich überrascht. Das hat es mir schwer gemacht, das Buch in einem Rutsch zu lesen. Vielmehr habe ich es immer wieder aus der Hand gelegt, um Zeit zu haben, mich wieder mit der Situation anzufreunden. Dabei sind gerade die Nebenprotagonisten total süß, die Torten zum Reinbeißen und auch Leo und Kaycee haben ihre guten Seiten. Es fehlen aber an vielen Stellen die tiefen Emotionen, die uns Leser:innen begreiflich machen, warum die beiden so vieles auf sich nehmen.

3 Gründe, warum du dieses Buch lesen solltest:

Du hast den ersten Band gelesen und möchtest wissen, wie es mit Kaycee weitergeht.
Du magst ruhige, überlegte Geschichten und störst dich nicht daran, wenn die Handlung eher seichter verläuft.
Du möchtest einmal hinter die Kulissen einer Fernsehshow schnuppern und Figuren kennenlernen, die für ihre Träume leben.
Fazit:
Die Geschichte floss für mich eher dahin, als dass es ein sprunghaftes Bad der Gefühle und Spannungen war. Mir fehlte letztlich bei allem das gewisse Etwas. Etwas mehr Drama hätte die Geschichte gut vertragen können, etwas mehr Tiefe und etwas mehr Emotionen. So war sie süß, authentisch, logisch und nett zu lesen. Dazu fand ich die Thematik ganz cool und noch nicht allzu verbraucht und mochte den Gedanken, für seinen Traum einzustehen.

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Veröffentlicht am 19.01.2023

Slow Burn vom Feinsten

Fragile Heart
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Lonely Heart hat mich vor einiger Zeit komplett zerrissen. Die Mischung aus Rockstar und wunderfeiner Rosie, die Gefühle, die Tiefe und die Art, wie die beiden kommunizieren und sich ineinander verlieben, ...

Lonely Heart hat mich vor einiger Zeit komplett zerrissen. Die Mischung aus Rockstar und wunderfeiner Rosie, die Gefühle, die Tiefe und die Art, wie die beiden kommunizieren und sich ineinander verlieben, hat mich total geflasht. Wer das Buch noch nicht gelesen hat, sollte dies an dieser Stelle erst einmal tun, bevor er/sie weiterliest. Die Bücher bauen nämlich aufeinander auf. Es geht weiter – mit Adam und Rosie, mit einer Slow Burn Lovestory, die es in sich hat.

Also, zur Info: Dies ist der zweite Band einer zusammenhängenden Dilogie. Bitte also vorher „Lonely Heart“ von Mona Kasten lesen!

Klappentext:
Drei Monate ist es her, dass Adam jeglichen Kontakt zu Rosie abgebrochen hat. Noch immer jagen die Worte aus seinem Abschiedsbrief durch ihren Kopf, noch immer schmerzt ihr Herz genauso heftig wie am ersten Tag. Sie sehnt sich nach den tiefgründigen Gesprächen mit ihm und der Nähe, die sie zu ihm empfunden hat, selbst als er Tausende von Kilometern von ihr entfernt war. Ihre Webradio-Show bietet Rosie wenigstens ein bisschen Ablenkung, und sie arbeitet unermüdlich daran, diese nach dem misslungenen Scarlet-Luck-Interview wieder auf einen guten Weg zu bringen. Doch gerade als sie zu glauben beginnt, sie könnte doch irgendwann über Adam hinwegkommen, meldet sich dieser wieder bei Rosie – und mit einem Schlag sind all die Gefühle, Hoffnungen und Träume zurück, die sie so sehr versucht hat zu verdrängen. Aber wie soll es für sie beide eine Chance geben, wenn sie nach wie vor eine ganze Welt zu trennen scheint?

Schreibstil:
Schon bei meinem ersten Buch von Mona Kasten (Begin again) war ich vom Schreibstil der Autorin verzaubert. Locker flockig geleitet sie uns durch Geschichten, die alles andere als das sind. Tiefe und Emotionen gehören bei Mona Kasten dazu und gerade bei diesem Buch ist mir aufgefallen, wie gut sie es schafft, innere Zerrissenheit für die Leser:innen begreifbar zu machen. Damit hat sie für mich ihrem Schreibstil die Krone aufgesetzt, denn Gefühle zu beschreiben, die gar nicht fassbar sind, nicht einfach benennbar und manchmal auch nur im Subtext fühlbar, ist schon eine hohe Kunst.

Meine Meinung:
Der Prolog hat mich sofort wieder in die Geschichte hineingezogen. In die Zerrissenheit, die Traurigkeit, die Ausweglosigkeit und zurück zu den beiden Seelen, die ohne einander verloren zu sein scheinen. Rosie trägt dabei wie schon in Band 1 gefühlt die meiste Last auf ihren Schultern. Sie wurde verlassen, hat mit Hatern zu tun, muss hart um ihren Traum kämpfen und hat niemanden, der sie so richtig unterstützt. Aber sie ist eine Kämpferin und gibt ihr Bestes. Und das ist ein wirklicher Kampf. Ich habe sie die ganze Geschichte über dafür bewundert. Am Anfang dieses Buches muss sie sich aber erst einmal darüber im Klaren werden, dass sie auch wütend ist und dass sie alles Recht dazu hat. Wie auch wir Leser:innen kann sie Adam verstehen, sie wünscht ihm das Beste und erkennt an, dass er weggehen musste. Alles darüber hinaus, muss sie nicht verzeihen, bzw. braucht sie nicht einfach hinzunehmen und genau das kommt auch langsam bei ihr durch. Man leidet mit Rosie und verfolgt Schritt für Schritt, wie sie aufarbeitet, was ihr gar nicht direkt als belastend bewusst ist. Das war gut gemacht und hat die Geschichte immer wieder angestupst, Denkanstöße für sie und für Adam geliefert und einen großen Teil der Tiefe ausgemacht.

Adam dagegen konnte ich schlechter beurteilen, weil man sich nicht so ganz in jemanden hineinversetzen kann, der süchtig ist. Ich weiß, dass eine Sucht alles andere unwichtig machen kann. Dass man Dinge tut, die einem selbst und anderen schaden, obwohl man es eigentlich nicht tun möchte. Von Adams Entzug an sich bekommt man nicht ganz so viel mit. Es wird zeitlich zusammengefasst und das ist in diesem Fall einfach sinnvoll. Denn auch so wartet Rosie lange genug auf ein Lebenszeichen. Seine Genesung verlief mir auf der einen Seite etwas zu flach und einfach, auf der anderen Seite fand ich es aber gut dargestellt, wann negative Gefühle in ihm aufflammen und ihn unter Druck setzen. Man lernt schnell, was bei ihm zu einem außerordentlichen Gefühlszustand führt und bewundert ihn stets dafür, dass er es schafft, diese Gefühle anders zu umgehen, bzw. aufzulösen.

Zusammen sind die beiden einfach unheimlich schön und doch bekommen sie durch den Slow Burn Zeit, um sich auch mit sich selbst zu beschäftigen. Gleich relativ am Anfang gab es eine Szene, die mich besonders beeindruckt hat. Rosie und Adam treffen das erste Mal wieder in der Realität aufeinander und man spürt die Liebe der beiden zueinander und gleichzeitig die Widerstände, die sie auseinanderzustoßen drohen. Das fand ich unheimlich berührend und stand sinnbildlich für die ganze Geschichte: Die beiden müssen lernen, die Hindernisse ordentlich aus dem Weg zu räumen, quasi zu fegen, ohne einen Krümel übrig zu lassen, bevor sie den nächsten Schritt nach vorne gehen. Das macht ihre Geschichte aus und sorgt dafür, dass wir Leser:innen so tief in sie gezogen werden.

"Sie sah einfach wie Rosie aus. Das Mädchen mit den eisblauen Augen, das mir keine andere Wahl gelassen hatte, als meine Freundin zu werden. Das Mädchen, das sich durch die vielen Schichten von mir gekämpft hatte, bis sie beim Kern angekommen war. Das Mädchen, das ich zurückgelassen hatte." - Aus Fragile Heart von Mona Kasten

AUS FRAGILE HEART VON MONA KASTEN
Die beiden lassen sich Zeit – das wird irgendwann langweilig? Nein, auf keinen Fall, denn sie lassen sich zwar Zeit, aber sie machen in dieser Zeit eine unheimliche Entwicklung durch. Dazu kommt, dass das Leben der beiden nicht einfach ist. Sie haben beide auch mit dem zu kämpfen, was mit ihrem Status in der Öffentlichkeit einhergeht. Auch hier hat Adam es wieder etwas einfacher, denn seine Fans belagern ihn zwar, aber sie lieben ihn auch. Vielleicht wäre es ganz cool gewesen, wenn auch er mal auf Hater gestoßen wäre. So haben sie es hauptsächlich auf Rosie abgesehen und die muss erst ihr Selbstbewusstsein wiederfinden, um damit umgehen zu können. Darum gibt es immer wieder Szenen, in denen die pure Liebesgeschichte unterbrochen wird – die Welt dreht sich weiter und beide haben ihre Ziele. Das fand ich super, weil die Geschichte so einfach nachhaltiger wirkte. Ich kann mir vorstellen, wie sie auch nach Ende des Buches zusammen sind. Das ist mir immer sehr wichtig.

Was die Liebesgeschichte an sich angeht, so fand ich die Erotik gut eingesetzt. Die beiden zeigen in erster Linie ihre Liebe, die immer stärker wird. Die körperliche Nähe wurde sparsam eingesetzt, dafür war sie umso bedeutsamer. Auch das fand ich sehr gut, weil es den Slow Burn noch unterstützt und einfach zum Handlungsverlauf passte.
Ich war von der ersten Seite an komplett in der Geschichte, wollte nicht aufhören zu lesen und mir wurde eben nicht langweilig. Stattdessen habe ich es genossen, war gefesselt, neugierig und gespannt.

Das Ende ist immer so eine Sache. Gerade bei einer Geschichte wie dieser, bei der psychische Probleme im Spiel sind, die eben manchmal nicht berechenbar sind. Auch hier bin ich wieder zwiespältiger Meinung. Einerseits war ich super happy mit dem Ende. Die beiden haben es so verdient und man wünscht sich einfach ein Happy End. Andererseits klärte sich alles dann doch recht fix auf – quasi lautlos und ohne Spuren zurückzulassen. Da hätte ich mir vielleicht noch ein paar mehr Bedingungen gewünscht. Eine gab es zum Glück: Es kann jederzeit einen Rückfall geben. Das fand ich wiederum gut, weil es die Realität beschreibt und nicht verklärt. Und das ist dann wohl auch die Moral der Geschichte: Jeder kann Probleme haben, jeder sollte aber auch die Zeit dafür bekommen und sich nehmen, sich mit diesen zu beschäftigen. Und keiner sollte dabei allein sein.

Drei Gründe, warum du dieses Buch lesen solltest:

Du genießt die Tiefe von Slow Burn und willst die Charaktere bis in den Kern kennenlernen.
Du stehst auf Rockstars und starke Frauen.
Du hast den ersten Band bereits gelesen und möchtest das gelungene Ende für die beiden erfahren.
Fazit:
Für mich ein wunderschöner Slow Burn-Roman, der alles hatte, was ich mir für einen zweiten und letzten Band gewünscht habe. Die Entwicklung der Charaktere war super schön, sie haben sich Zeit genommen, um alles aufzuarbeiten und die Liebe der beiden zueinander war durchweg spürbar. Die Geschichte hatte super viel Tiefe, viele Emotionen und war wunderschön geschrieben. Ich habe sie in einem durchgelesen und kann nur sagen: Keine Angst vorm Warten. Es lohnt sich!

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Veröffentlicht am 28.10.2022

Etwas seichter als gewöhnlich aber dennoch wunderschön

The Girl in the Love Song
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Zur Info: Dies ist der erste Band der LOST-BOYS-Trilogie, wobei ihr die Bände, wenn ihr denn wollt, auch unabhängig voneinander lesen könnt.

Klappentext:
Miller Stratton ist in bitterer Armut aufgewachsen ...

Zur Info: Dies ist der erste Band der LOST-BOYS-Trilogie, wobei ihr die Bände, wenn ihr denn wollt, auch unabhängig voneinander lesen könnt.

Klappentext:
Miller Stratton ist in bitterer Armut aufgewachsen und hofft, sich mit seinem außergewöhnlichen Musiktalent ein besseres Leben aufbauen zu können. Doch auch wenn der Erfolg zum Greifen nah ist, so scheint ihm eines verwehrt zu bleiben: Violet, das Mädchen in all seinen Love Songs. Sie ist die Eine für ihn, war es schon seit dem schicksalhaften Tag, als sie ihm mit dreizehn Jahren das Leben rettete. Jeder weiß das, außer Violet selbst, die sich mit aller Macht gegen die Gefühle für ihren besten Freund stemmt. Denn sie sieht jeden Tag bei ihren Eltern, was passiert, wenn die Liebe scheitert. Aber wie lange kann sie ihm bei seinem Aufstieg zum Ruhm zusehen, ohne sich einzugestehen, dass auch ihr Herz schon immer nur ihm gehört hat?

Schreibstil:
Wie die Geschichte an sich, ist auch der Schreibstil in diesem Buch nicht ganz so aufgeladen wie sonst. Emma Scott hält sich aber auch sonst schon ziemlich mit dramatischen Sprüchen zurück und lässt ihre Figuren sprechen. Genauso ist es eigentlich auch hier, nur, dass die Figuren an sich nicht in solch dramatischen Situationen stecken und sie allgemein noch recht jung sind (am Anfang gerade Teenager, am Ende noch nicht einmal Mitte zwanzig). Somit passte der Schreibstil perfekt zu dieser Geschichte. Denn in erster Linie schreibt Emma Scott einfach wunderbar gefühlvoll, lässt Worte mit Aktionen tanzen, bringt Tiefe in jeden Satz und schafft es, dass wir Leser vollkommen in die Figuren eintauchen. Dazu dann die Lovesongs, die immer wieder aussprechen, was die Figuren zurückhalten. Loved it!

Meine Meinung:
Zu Anfang der Geschichte lernt man gleich beide Figuren in kürzester Zeit kennen: Violet, die in ihrem hübschen Zimmer, in dem großen Haus ganz allein an ihrem Geburtstag sitzt und ihren Eltern beim Streiten zuhört und Miller, der orientierungslos und verwahrlost, dazu ausgehungert in ihren Garten stolpert. Man könnte sagen, es ist ein modernes Märchen als Miller am Spalier hinauf in ihr Zimmer klettert.
Vom ersten Moment an habe ich beide Protagonisten geliebt. Besonders in ihrem Miteinander konnten sie zeigen, wie sie wirklich sind: Violet mitfühlend, umsorgend und sehr überlegt (auch im Hinblick auf weitere Schritte) und Miller vorsichtig, aber auch umsichtig, auf das Wohl von Violet bedacht und unfassbar stark, denn er klagt nicht. Es treffen also zwei Protagonisten aufeinander, die sich aufopferungsvoll um den jeweils anderen kümmern. Und genau das ist eigentlich der Kern der Geschichte, denn wann denkt man an sein eigenes Wohl, wenn man immer nur auf das des anderen bedacht ist?

Erst einmal lernen sich die beiden aber kennen und das ganz ohne Vorurteile, falsche Tricks oder ähnliches. Die beiden sind ehrlich zueinander, entwickeln eine Freundschaft, die wahrhaftig ist und in der die beiden jeweils jemanden finden, dem sie alles anvertrauen können. Bei Miller braucht es zu diesem letzten Punkt noch einen kleinen Schritt, denn im Gegenteil zu Violet, verschweigt er zunächst seine Herkunft. Als dann alles rauskam, war ich zu Tränen gerührt und war genau wie Violet von Miller beeindruckt. Mit 13 schon solch ein Gewicht auf den Schultern ist einfach wahnsinnig und sollte eigentlich nicht sein müssen.

Die Geschichte nimmt dann zunächst in dieser Zeitetappe ihren Lauf. Es geschieht aber schon hier etwas, dass den ganzen Verlauf der Geschichte beeinflusst, weil es eine große Veränderung für Miller bedeutet. Ich war schon hier voll dabei und habe mich einfach mitziehen lassen. Kein Gedanke daran, zwischenzeitlich das Buch wegzulegen, wollte in mir aufkommen. Ich habe gelesen und gelesen, geweint, mitgefiebert, wahnsinnig viel gefühlt und wollte einfach nur wissen, ob die beiden ein glückliches Ende bekommen (denn das ist bei Emma Scott nicht unbedingt immer gegeben, was ich ganz cool finde, weil man die Geschichte so mit anderen Augen liest. Man weiß eben nicht, ob am Ende alles gut wird.).

Irgendwann folgt dann ein Zeitsprung, der die beiden vier Jahre später handeln lässt. Das fand ich sehr gut gemacht, weil diese enge, vertrauensvolle Freundschaft nicht in Tagen, sondern in Jahren entsteht. Dadurch, dass wir Leser den Ursprung der Freundschaft und die darauf aufbauende Basis mitbekommen haben, ist auch später viel verständlicher, wie die beiden zueinander stehen und wie tief ihre Freundschaft ist. Als fast 18-Jährige ist aber natürlich nichts mehr so einfach, denn die Highschool brettert dazwischen. Ich persönlich bin ja mehr als froh, die Schule hinter mir zu haben. Ich finde, es gibt keinen schrecklicheren Ort, denn nirgendwo sonst wird man mit so vielen Vorurteilen konfrontiert, begegnet so viel Hass und Ungerechtigkeit (jedenfalls nicht im Alltag) und ist der Meinung anderer vollkommen ausgesetzt.
Um zurück zum Märchen zu kommen – die Kurzfassung: Violet ist beliebt und Miller nicht. Und das ist eindeutig ein Problem an einer Highschool und führt dazu, dass die beiden ziemlich um ihre Freundschaft kämpfen müssen. Ich hatte erst richtig Angst, dass Violet Miller nun fallen lassen würde. Dass ihr anderes dazwischen kommt und ein klein wenig ist das auch so. Aber der Ursprung liegt eigentlich in ihrer Verliebtheit in den Star-Footballer – quasi das Erste, was sie damals zu Miller sagte. Beide wissen also, was los ist und Miller akzeptiert es so halb. Allerdings stellt sich langsam die Frage, ob die Verliebtheit einer 13-Jährigen in einen unerreichbaren Kerl überhaupt realistisch und echt ist. Und dann kommt auch wieder die Problematik auf, dass die beiden, Miller und Violet, viel zu sehr an den anderen denken und zu wenig an sich selbst. Aber gut, dass kommt gleich noch ausführlicher.
Erst einmal fand ich es wundervoll, dass Violet trotz neuer Freunde und Beliebtheit Miller gegenüber nicht anders wird. Sie schätzt ihn, weiß um seine Stärken, will ihn stets unterstützen und versucht eigentlich, ihn in ihren Freundeskreis zu integrieren. Es gibt aber Leichteres und so hakt es einige Zeit in diesem Punkt ein wenig. Das fand ich aber nur realistisch und hat die Geschichte auch in Bewegung gehalten. Zudem hätte Miller sonst wohl nie seine Freunde Ronan und Holden kennengelernt, die einfach nur mega liebenswert waren (ich hoffe, die nächsten Bücher handeln von ihnen).

Die Geschichte nimmt dann langsam noch mehr und mehr Fahrt auf, das mit den Gefühlen wird immer komplexer und schwieriger für die beiden und auch das Leben der beiden verändert sich. Violet muss um ihre Zukunft fürchten, muss erkennen, wer Freund und wer Feind ist und zeigt allgemein, dass sie einfach nur wundervoll ist. Sie nimmt niemanden etwas Übel, sieht immer das Beste in den Menschen und trägt das Leid der anderen bereitwillig auf ihren Schultern.
Miller dagegen bekommt Zuhause mehr und mehr Probleme und muss sich fragen, ob es überhaupt eine Zukunft gibt.
Begleitet wird all das von Millers Musik – etwas woran Violet immer geglaubt hat und Miller auch mehr und mehr dran glaubt. Die Musiker sind mir ja immer die liebsten, weil sie so gefühlvoll sind und eine Tiefe mit sich bringen, die einem klischeehaften Footballer zumeist fehlt. So sind die Lovesongs es schließlich, die die Geschichte verändern und damit die ganze Welt der beiden.
Es war einfach nur grandios gemacht. Ich habe all das Leid der beiden (vor allem Millers) hingenommen, weil ich mich auf den nächsten guten Moment gefreut habe und weil ich genau wie Violet an Miller geglaubt habe.

Die Geschichte hat was von einem Märchen, von der Erzählung vom Tellerwäscher zum Millionär vielleicht auch und doch ist sie etwas ganz Eigenes. Aufgeladen mit einer Liebesgeschichte, die besonders am Ende zeigt, wie einmalig und festgeschrieben sie ist. Das Vertrauen, dass man beim Lesen in die beiden und ihre gemeinsame Beziehung bekommt, wird nie zerstört oder in Frage gestellt, es gerät nur manchmal ins Wanken und genau das ist es wohl, was die Geschichte so angenehm zu lesen macht. Es gibt viele Hochs und Tiefs, die Spannung ist da, aber es wird nichts überaus dramatisch aufgebauscht. Und so passt das Ende dann auch perfekt.

3 Gründe, weshalb du dieses Buch lesen solltet:

Du willst eine Liebesgeschichte à la „aus Freundschaft wird Liebe“ lesen, die euch überrascht, erfrischt und einfach ganz anders ist.
Du willst Protagonisten, die einfach wundervoll sind, dich in die Tiefe ihrer Gefühlswelt ziehen und bei denen auch im Hintergrund nicht alles Friede Freude Eierkuchen ist.
Du willst ein Buch lesen, dass dich von Anfang bis Ende begeistert, nicht mehr loslässt und dich manchmal auch zu Tränen rührt.
Fazit:
Ich habe diese Geschichte geliebt. Die Protagonisten sind einfach nur toll (inklusive Nebenprotagonisten). Da waren die Gefühle, die Tragik, die unerschüttliche Liebe und die Lovesongs, die allem noch mehr Bedeutung verleihen. Und gleichzeitig war die Geschichte seichter, nicht so tragisch, wie ich es von Emma Scott gewöhnt bin. Das war mal eine ganz schöne Abwechslung und hat definitiv auch funktioniert. Und endlich habe ich eine Geschichte, in der aus Freundschaft Liebe wird, die ich über alles Liebe, weil die Klischees nicht so sehr herausgestellt werden. Es gibt einfach noch zu viel anderes berührendes in diesem Buch.

5 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 23.10.2022

Überraschendes Highlight mit Suchtfaktor

Dark Sigils – Was die Magie verlangt
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Zur Info: Dies ist der erste Band einer Reihe, die ihr zwingend in der richtigen Reihenfolge lesen solltet. Sonst ergibt es leider wenig Sinn.

Klappentext:
Früher existierte Magie nur in Träumen. Sie ...

Zur Info: Dies ist der erste Band einer Reihe, die ihr zwingend in der richtigen Reihenfolge lesen solltet. Sonst ergibt es leider wenig Sinn.

Klappentext:
Früher existierte Magie nur in Träumen. Sie war eine geheimnisvolle Kraft, die Wunder vollbringt. Aber so ist Magie nicht. Das weiß Rayne besser als jede andere. Wahre Magie ist düster und gefährlich – und dennoch Raynes einzige Chance, in den Armenvierteln Londons zu überleben. Mittels besonderer Artefakte, den Sigils, hat sie gelernt, die blau schimmernde Flüssigkeit zu nutzen … und mit ihr zu kämpfen. Doch als die Magie außer Kontrolle gerät, kann Rayne nur ein einziger Junge helfen. Er herrscht über die mächtigsten Sigils der Welt und stellt sie vor die Wahl: Entweder die Magie in Raynes Adern wird sie töten – oder sie bindet ihr Leben an die Dark Sigils. Für immer.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Anna Benning hat mir schon bei dem letzten Buch von ihr sehr gut gefallen. Er ist sehr locker und super gut verständlich. Hier tun sich Welten auf, die erdachten Sachverhalte werden komplex, aber gut vorstellbar erklärt, sodass man beim Lesen wirklich komplett in der Welt versinken kann. Dazu kommt, dass auch das Indirekte für mich sehr gut fassbar war. Man hatte eine Ahnung, konnte es aber nicht komplett erahnen, sodass es immer spannend blieb. Insgesamt ließ sich die Geschichte somit sehr flüssig und auch sehr schnell lesen. Die Spannung war immer da – Seitenzahlen wurden praktisch zu einem verschwommenen Umriss.

Meine Meinung:
Das Coole bei diesem Buch? Ich habe die erste Seite aufgeschlagen, erste Buchstaben zu Wörtern in meinem Kopf geformt, Figuren gemalt und Kulissen gefühlt und schon war ich drin in der Geschichte – in Prime, in Raynes Kopf und in einer verzwickten Situation, in der es um Leben und Tod (oder vielleicht auch um Glück und Unglück) geht. Den Einstieg fand ich damit schonmal super. Es ist immer schön, wenn es nicht langsam anfängt, sondern man sofort mitfiebern kann. Mit meiner Angewohnheit, nie den Klappentext zu lesen, sondern mich von Cover, Autorin und Thematik neugierig machen zu lassen, war in meinen Erwartungen natürlich noch alles offen. Demnach konnte ich nicht erahnen, dass es alles noch viel mehr werden würde. So zumindest wurde ich erst einmal in Raynes Wirklichkeit eingeführt, habe mich damit vertraut gemacht und gleich versucht, Schurken und Gute auszumachen. Und die gibt es. Rayne hat eine beste Freundin: Lucy, mit der sie zusammen aufgewachsen ist. Anfangs war es mir nicht ganz so bewusst, aber tatsächlich spielt sie über die Geschichte hinweg eine nicht ganz unbedeutende Rolle. Im Nachhinein (und gerade als Teil des Spannungsverlaufes) fand ich es ganz gut gemacht, dass sie nicht anfangs als Teil der „alten Welt“ (bevor Raynes Welt sich durch die Geschehnisse ziemlich verändert) zurückbleibt, sondern immer präsent bleibt. Das zeugt von einer Kontinuität, die irgendwo auch Rayne sehr gut charakterisierte: Sie vergisst ihr vorheriges Leben eben nicht, steht zu ihren Wurzeln und ist treu in ihren Freundschaften.

Sowieso macht diese Treue Rayne ziemlich aus. Sie denkt sehr viel an andere und erst in letzter Instanz an sich selbst. Dadurch kommt es in der Geschichte immer wieder zu Situationen, in denen sie mit sich selbst hadert – nicht weiß, ob sie etwas tun sollte, weil sie es ihretwegen oder jemand anderes wegen machen sollte. Das fand ich sehr gut gemacht. Es ist ihr Charakter und der bleibt durchweg stark, dennoch formt sich ein Denkprozess, eine Entwicklung, die letztlich auch die Geschichte beeinflusst.
Ihr könnt euch aber vielleicht denken, dass Rayne dadurch sehr sympathisch wirkt. Sie versucht immer, den richtigen Weg für alle zu finden und nimmt dadurch auch Einbüßen für sich selbst hin. Das schließt auch ein, dass sie immer sehr überlegt vorgeht und versucht, die Situationen (die manchmal richtig schön verzwackt und komplex sind) zu durchschauen. Das fand ich bei ihr alles richtig gut gemacht, weil die Autorin es geschafft hat, dass Rayne dabei nicht ihren Biss, ihre Freude und ihre Spontanität verliert und somit nicht beginnt, die Leser zu nerven.

Die Welt, durch die sich Rayne bewegt, ist originell und gut durchdacht. Ich habe mitgefiebert, alle neuen Informationen in mich aufgesaugt und genau wie sie nach dem perfekten Ausweg gesucht. Um euch die Welt kurz zusammenzufassen: Es gibt Magie, die wohnt aber quasi nicht den Menschen inne, sondern wird durch bestimmte Quellen geschöpft und durch sie genutzt. Dann gibt es Prime, das ist sozusagen die Erde, die nur begrenzt Magie zur Verfügung hat. Dadurch ist sie automatisch natürlich sehr wertvoll und es wird viel Schmu damit gemacht. Über Prime, auf dem Kopf im Himmel, hängt der „Mirror“. Eine gespiegelte Version der Welt darunter, allerdings auch nicht so ganz. London beispielsweise scheint im Mirror ein paar Jahrhunderte älter. Und über den Mirror, in dem Magie ganz alltäglich ist, herrscht der Mirrorlord. Dreimal dürft ihr somit raten, auf wen Rayne trifft:) Für sie eröffnet sich hier eine komplett neue Welt, von der sie plötzlich ein Teil ist. Und statt Zeit für die Eingewöhnung zu haben, geht es gleich um richtig viel. Es gibt drei offene „Baustellen“, in die Rayne unmittelbar verwickelt wird. Dazu gefangen zwischen Freundschaft und Liebe, ihrem alten und ihrem neuen Leben und der Geschichte ihrer Familie. Jede Menge Potential also für viel Spannung, viele Erzählstränge und unerwartete Wendungen.

Dass alles gleich so komplex ist, ist natürlich erst einmal viel. Allerdings nicht zu viel und so habe ich es einfach nur genossen, dass keine Längen aufgekommen sind. Es ging gleich um viel, es kommen mehr Figuren hinzu und auch Raynes Leben wird immer mehr zu einem Mysterium, das sich durch Informationsschnipseln aus verschiedenen Richtungen zusammensetzt.
Toll fand ich in dem Ganzen (zu vielem anderen), wie die Figuren zusammenspielten. Ich habe die Truppe um sich herum gleich ins Herz geschlossen und die zarten Liebesgefühle, die zusätzlich hinzukommen, setzen allem die Krone auf.
Natürlich ist auch in Punkto Liebe hier nichts einfach. Auch hier geht es um Leben und Tod. Ihr kennt vielleicht die Bücher, in denen die beiden aus sehr heftigen Gründen heraus nicht zusammen sein können. Ein modernes Märchen von Romeo und Julia eben. Oft bin ich dann etwas genervt, weil die Gründe dann doch irgendwie übertrieben sind, man ja schon weiß, dass sie sich am Ende sowieso auflösen und damit ja auch immer ganz schön getrickst wird. Hier machte alles aber leider ziemlichen Sinn. Vom Prinzip her weiß man also, dass es irgendwie schon passen wird, von der Logik her gibt es hier aber so definitiv Gründe, die hier aber einfach noch näher ergründet werden müssen. Generell gibt es so einiges, was auch für die Figuren im Hinblick auf ihre Welt noch nicht ganz klar ist. Das macht es natürlich zusätzlich spannend, weil das Konstrukt, dass sie in und auswendig zu kennen meinen, wackelt. Und zwar gewaltig. Das wurde ganz besonders im Epilog deutlich, der es so richtig in sich hatte.

Ich war also von der Geschichte verzaubert. Ich habe durchweg die Spannung gefühlt, habe mitgefiebert, habe mit Rayne bezüglich ihrer Liebe geträumt, habe genug ernste Situationen erlebt, sodass die Geschichte für das Genre nicht zu seicht rüberkam, und habe gerätselt und überlegt. Das Ende hat mich sehr zufriedengestellt, weil es viele Stränge zusammengeführt, aber auf logische Weise und auf unerwartete Weise auch Pfade aufgerissen hat, die mich nun super gespannt auf den nächsten Band machen. Den muss ich unbedingt lesen! Was ich erwarte: Raynes Suche nach ihrer Freiheit, eine Liebesgeschichte, die eben doch alles überwinden kann (aber bitte nicht zu schnell) und eine komplett umgekrempelte Welt.

Drei Gründe, warum du dieses Buch lesen solltest:
1. Du magst es, wenn du eine Welt komplett neu erkunden kannst, diese Welt sich noch während der Geschichte ganz unerwartet umformt und Magie dein Freund ist.
2. Du erwartest keine Liebesgeschichte, die jede Seite dominiert und somit den Großteil der Geschichte einnimmt, sondern vielmehr hinter den Geschehnissen der Handlung zurückbleibt und dadurch zart und und vielleicht umso stärker ist.
3. Du liebst Spannung, komplexe Erzählstränge, fieberst einem Ende entgegen, bei dem nicht alles gut ausgeht und du deshalb umso neugieriger auf den nächsten Band bist.

Fazit:
Mir hat die Geschichte durchweg gefallen. Bei Sci-Fi liegt mein Fokus immer sehr auf der Welt, der Komplexität der Handlungsstränge und der Spannung. Alles davon war hier supergegeben. Ich konnte und wollte nicht aufhören zu lesen, war mega neugierig und am Ende blieb genug, um mich erwartungsvoll auf Band 2 zurückzulassen. Dazu waren die Charaktere sehr sympathisch und die Liebesgeschichte super schön eingebunden, wenn auch sehr zart. Mich hat das aber nicht gestört, da Dramatik an der Stelle für mich nicht immer die Wunderwaffe für eine Geschichte ist.

5 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 14.10.2022

Ein Auftakt, der mich neugierig auf mehr macht

No Longer Yours - Mulberry Mansion
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Zur Info: Dies ist der erste Band einer unabhängig voneinander lesbaren Reihe. Aber natürlich ist es auch hier so, dass die Reihenfolge ganz schön ist, wenn man schonmal ein paar Details über zukünftige ...

Zur Info: Dies ist der erste Band einer unabhängig voneinander lesbaren Reihe. Aber natürlich ist es auch hier so, dass die Reihenfolge ganz schön ist, wenn man schonmal ein paar Details über zukünftige Protagonisten erfahren und in Bezug auf frühere Paare in späteren Büchern nicht gespoilert werden will.

Klappentext:
Avery kann ihr Glück kaum fassen: Sie hat tatsächlich eins der begehrten Zimmer der Mulberry Mansion ergattert! In einem Wohnprojekt der Universität sollen Studierende die alte englische Villa wieder instand setzen. Aber Averys Freude wird jäh gedämpft, als sie feststellen muss, dass einer ihrer Mitbewohner kein anderer ist als ihr Ex-Freund Eden, der ihr vor zwei Jahren beim Abschlussball das Herz brach. Aus dem warmherzigen Jungen von damals ist ein verschlossener junger Mann geworden, der alle auf Abstand hält. Doch während sie gemeinsam die Mulberry Mansion renovieren, kommen plötzlich Gefühle hoch, über die Avery eigentlich längst hinweg war, oder etwa nicht?

Schreibstil:
Die Autorin kannte ich vorher nicht, doch sie wird mir in Erinnerung bleiben. Ich will noch keine Vergleiche ziehen, aber es war doch schon sehr schön geschrieben. Flüssig und locker lesbar und gleichzeitig nachdenklich und gewichtig. Hier werden viele Wörter gezielt eingesetzt, um Emotionen und die Bedeutsamkeit dieser rüberzubringen. Für mich persönlich wird eine Geschichte so immer noch viel tiefgreifender.

Meine Meinung zur Geschichte:
Ich habe letztens erst ein Buch gelesen, in dem das Paar sich ebenfalls schon vor Beginn der Geschichte verliebt hatte. Dort fand ich persönlich es nicht ganz so gut gemacht, weil mir die Emotionen und das Band zwischen den Protagonisten fehlte. Ich hatte es nicht persönlich „miterlebt“ und irgendwie konnte mich die Nacherzählung nicht so erreichen. Hier war ich also skeptisch, was ich von Avery und Eden halten sollte. Es fing aber dann doch alles ganz anders an…

Erst einmal finde ich die Idee von der Mulberry Mension super schön. Ein altes Haus zu renovieren und darin mit so unterschiedlichen, bisher fremden Menschen zu leben, klingt für mich nicht nur spannend, sondern auch magisch und nach unheimlich viel Potential, um zusammenzuschweißen. Und genau das passiert hier auch und deshalb war es der perfekte Ort für die beiden Protagonisten, die für sich allein zunächst einmal recht verloren in der Welt wirkten. Und das meine ich nicht bezogen auf die Geschichte, sondern auf ihre Charaktere, die einfach unheimlich gut ausgearbeitet waren.

Erzählt wird hauptsächlich aus der Perspektive von Avery, die anfangs sehr in sich gekehrt ist. Ihr ist etwas passiert, was weiß man zunächst nicht. Man erkennt aber in den Kleinigkeiten, wie es ihr Leben beeinflusst. Und das allein fand ich schon sehr gut gemacht, denn ich habe Avery kennenlernen können, sie auch sofort gemocht und dennoch war da dieses Unbekannte, das unheimlich schwer auf ihr lastete und die Stimmung um sie herum nicht unbedingt locker flockig gemacht hat. Manchmal reagiert man als Leser dann ja ein wenig genervt, fragt sich, wann sie endlich mal wieder besser drauf ist und was eigentlich ihr Problem ist. Nicht so bei Avery – von Anfang an versteht die Autorin es, uns Avery als eine Person vorzustellen, die man erst einmal so hinnimmt und ganz langsam versucht, herauszufinden, was bei ihr los ist.

Die erste Zeit in der Mulberry Mansion ist dann auch die, in der man hauptsächlich etwas über Avery, ihre Mitbewohner und deren Leben lernt. Was die Liebesgeschichte angeht, so hüllt sich die Geschichte hier noch ein wenig in schweigen. Als Leser tappt man so lange im Dunkeln, aber das hat mich hier nicht wesentlich gestört. Immerhin gab es da Eden, den es einzufangen galt.

Eden ist anfangs ein bloßer Schatten im Haus, genauso wie für den Leser, bleibt er auch den anderen Mitbewohnern ein Rätsel. Er ist schweigsam, zieht sich aus allem raus und scheint unheimlich viel mit sich selbst auszumachen. Avery weiß mehr, aber dann auch wieder nicht, denn Eden hat sich verändert und lebt hier ein anderes Leben. So versucht man zusammen mit ihr an Eden heranzukommen und ihn zu verstehen und kennenzulernen. Und das ist nicht leicht. Der ganze Prozess ist zieht sich über viele Seiten und ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, zwischendurch hätte ich nicht gerne die ein oder andere Seite übersprungen. Gleichzeitig aber wurde man als Leser auch immer wieder mit tollen Momenten gefüttert. Momente, in denen Avery sich öffnet, in denen sie ihre Mitbewohner besser kennenlernt, in denen auch Eden ein klein wenig verständlicher wird und Momente, in denen wir in die Vergangenheit abtauchen. Und diese Tauchgänge sind als Analepsen immer sehr gut eingefügt. Immer, wenn gerade eine Schlüsselszene auftaucht oder wir als Leser den Schubs benötigen, den Avery ja schon weiß, fügt sich eine Analepse ein. Das sind immer nur kurze Kapitel, die immer wahnsinnig gut für das Verständnis der Situation waren und nicht unbedingt chronologisch abgespult wurden. Das Highlight war dann für mich, als Eden gegen Ende des Buches auch aus seiner Perspektive erzählt und somit auch die Rückblicke aus seiner Perspektive weitererzählten, wo Avery es nicht mehr mitbekommen hat. Mega spannend und gut gemacht. Ich war selten so happy, ein „Damals“ zu lesen wie hier. Normalerweise nerven mich solche Rückblicke nämlich oft, weil sie einfach nur die Gegenwart unterbrechen und eigentlich auch gar keinen Einfluss mehr auf die Gegenwart nehmen. Hier aber war das nicht so, denn Avery und Eden haben sich in diesem „Damals“ das letzte Mal gesehen und in dieser Zeit ist unheimlich viel passiert, was sie heute noch prägt und was nicht einfach nur Vergangenheit ist. Man braucht es also sowieso, um die Charaktere zu verstehen. Eine kluge Lösung also, um die Vergangenheit dem Leser mitzuteilen, ohne die Protagonisten seitenlang erzählen zu lassen.

Ganz gleich, wie viel Dunkelheit und Schwere in unseren Leben existierte, völlig egal, wie viel Raum wir dem gaben, indem wir darüber sprachen, es würde nie etwas daran ändern, wie hell und echt und gut der Rest zwischen uns war.

NO LONGER YOURS – MERIT NIEMEITZ
So, jetzt aber zu den Charakteren an sich. Avery mochte ich sehr gerne, weil sie einerseits sehr verschlossen ist, anderseits aber irgendwo auch genau weiß, was sie will und wo sie ihre Grenzen zieht. Sie ist sehr direkt in ihrem Tun und kann sich auch anderen gegenüber mit Worten behaupten, ohne fies zu werden. Das ist für mich immer eine Begabung, die ich bewundere. Das Schwere an ihr beeinflusst sowohl ihre Vorstellung von der Zukunft als auch ihre Gegenwart. Sie hat mit Problemen zu kämpfen, die ihr anfangs nicht alle bewusst sind, die ihr im Laufe der Geschichte jedoch bewusst werden und die sie in ihrem Entwicklungsprozess auch angeht. Das fand ich sehr gut gemacht. Ich konnte alles nachempfinden, habe Avery selbst verstanden und ihre Handlungen passten zu dem, was sie innerlich in sich verankert hatte.
Das Besondere an ihr ist wohl, dass sie seit dem „Damals“ keine großen Fortschritte gemacht hat, weil Eden es war, dem sie viel aufgebürdet hat. Auch das wird problematisiert und von ihr reflektiert und das auf sehr schöne Art und Weise. Man merkt ihr nach und nach an, wie sie ihre Stärke wiederfindet und erkennt, das der Prozess, in dem sie steckt, aus ihr selbst heraus seinen Anfang finden muss und das die Menschen um sie herum nicht unbedingt etwas damit zu tun haben, wie sie damit umgeht.

Wenn ich Menschen erstmals traf, sagte ich meistens entweder gar nichts oder irgendwie das Falsche. Lexi meinte oft, mir würde ein Filter im Kopf fehlen, der dafür sorgte, dass die Ehrlichkeit sich der Höflichkeit unterordnete, wie es sich gehört hätte.

NO LONGER YOURS – MERIT NIEMEITZ
Eden ist verschlossener als Avery. Er trägt so gut wie nichts nach außen, weshalb man auch erst sehr spät offenbart bekommt, was ihn so belastet. Interessant an seiner Figur ist, dass er sich lange Zeit sehr für Avery verbiegt bzw. sich ihren Bedürfnissen anpasst. Erst, als Avery also in ihrem Prozess weiter voranschreitet, erlaubt sie Eden sozusagen aus dem von ihr gemalten Bild von ihm herauszutreten und seine Verletzlichkeit zu zeigen. Ich weiß nicht, ob das so vage für euch deutlich wird, aber ich möchte nicht spoilern und trotzdem meine Bewunderung dafür kundtun, dass diese beiden Figuren hier mit ihren Problemen wunderbar ineinandergreifen. Die Autorin hat es geschafft, dass die beiden einerseits ganz allein für ihr Glück verantwortlich sind und sie andererseits aber als Paar Erwartungen abändern und Formen ablegen müssen.
Deutlich wird diese besondere Synthese der beiden als Paar durch ihr Alles. Für Eden und Avery gibt es immer nur ein Alles. Nichts halbes, nichts Ganzes, die beiden wollen füreinander da sein und das wird bis zum Ende zu einem Motiv, das letztlich wunderschön vollendet wird. Ich war dementsprechend sehr happy mit dem Ende, bei dem nochmal so deutlich wurde, wie tiefgreifend und vielschichtig diese beiden Charaktere gestaltet wurden.

Tja, das war eigentlich schon alles, was ich zu dieser schönen Geschichte zu sagen habe. Vielleicht kann ich noch sagen, dass ich mich als Germanistin und Buchliebhaberin unheimlich an Eden erfreut habe. Es sind immer wieder so schöne Szenen zu ihm und seiner Buchliebe eingeflochten. Zu gerne würde ich zum Beispiel seiner Hörbuchstimme lauschen und das Immernachtstraum besuchen.
Und dann sind da natürlich noch die Bewohner der Mulberry Mansion, die unheimlich liebenswürdig sind. Das Huhn würde ich gerne mal kuscheln, Maxton drücken, mit May Muffins backen, mit Willow tanzen gehen und ach, einfach mal auf einen Kaffee vorbeischauen. Allein das zeigt glaube ich schon, dass alle einen wunderbar fassbaren Charakter bekommen haben und das finde ich immer super schön bei Nebenprotagonisten.

Und weil ich gerade so im Fluss bin, führe ich jetzt einfach mal ein kleines Anhängsel an meine Rezensionen an:

Drei Gründe, warum du dieses Buch lesen solltest:
1. Du möchtest eine Liebesgeschichte lesen, die nicht nur aus Küssen, sondern aus ungesagten Worten, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und den tiefsten Emotionen besteht.
2. Du möchtest in die Mulberry Mansion reisen. Eine alte Villa, ungezähmt und wunderschön, deren Bewohner alle auf ihre Art Einzigartig sind und dich mit ihrer Herzlichkeit willkommen heißen.
3. Du möchtest von echten, authentischen Problemen lesen, die manchmal nicht schön sind und leider auch triggern, die aber bewältigt werden müssen und dich deshalb nicht nur mitfiebern, sondern auch mitleiden lassen.

Fazit:
Eine Geschichte, die langsam Fahrt aufnimmt, dabei aber tiefemotional ist. Die Autorin schreibt wunderschön, weiß, Gewicht in ihre Worte zu legen und hat hier zwei Protagonisten geschaffen, die unheimlich vielschichtig sind. Die Thematik ist nicht leicht, aber sehr gut ausgearbeitet und vor der Kulisse der Mulberry Mansion fühlt man sich als Leser dann doch die meiste Zeit einfach nur wohl.

PS: Ich freue mich unheimlich auf Willow und Maxton!

4 von 5 Sterne von mir.

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