Leider fehlte mir etwas die Liebe zwischen den beiden
Catching up with the Carters - In your eyesZur Info: Dies ist der erste Band einer lose zusammenhängenden Reihe. Ihr könnt die Bücher also unabhängig voneinander lesen, solltet aber im Idealfall die Reihenfolge einhalten, um nichts zu verpassen.
Klappentext:
Aphrodite ...
Zur Info: Dies ist der erste Band einer lose zusammenhängenden Reihe. Ihr könnt die Bücher also unabhängig voneinander lesen, solltet aber im Idealfall die Reihenfolge einhalten, um nichts zu verpassen.
Klappentext:
Aphrodite steht mit der Reality-Show ihrer Familie »Catching up with the Carters« im Rampenlicht. Die Öffentlichkeit hält sie für ein Party-It-Girl. Wie es in ihr aussieht, weiß niemand. Nur Garett, dessen TV-Dynastie eine Fehde mit den Carters führt, kannte ihre Ängste. Doch ihre Liebe zerbrach in tausend Scherben. Als erneut fiese Dinge über sie geschrieben werden, ergreift Aphrodite die Chance, bei einer Datingshow hinter den Kulissen zu arbeiten und sich eine eigene Karriere aufzubauen. Am Set trifft sie ausgerechnet auf Garett. Ein Blick in seine blauen Augen, auf die Narbe an seinem Kinn, und die bittersüßen Erinnerungen sind zurück – wie auch diese unbeschreiblich tiefen Gefühle. Wenn Aphrodite ihnen nachgibt, könnte es sie endgültig zerstören …
Schreibstil:
Die Autorin schreibt sehr unkompliziert, leicht und flüssig lesbar und generell unaufregend. Damit meine ich, dass ich nichts besonders Schlechtes oder Gutes daran ausmachen konnte. Der Schreibstil hat die Geschichte gut unterstützt und bereitete mir keine Probleme beim Lesen.
Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive der beiden Hauptprotagonisten Garett und Aphrodite. Zum Zeitpunkt des Beginns der Geschichte kennen die beiden sich schon ausführlich, haben eine gemeinsame Vergangenheit, die nicht spurlos an ihnen vorbeigegangen ist: sie sind/waren ineinander verliebt. Das Problem sind die Reality-Serien rund um ihre Familien und die Feindschaft zwischen ihnen. Das muss man schonmal mögen. Ich persönlich fand es sehr spannend, da man ja so einige Reality-TV-Familien kennt, deren ganzes Leben quasi auf dem Bildschirm festgehalten wurden. Das allein muss schon unheimlich viel Druck sein, weil jeder alles mitbekommt. Privatsphäre ist nicht möglich, ein Leben ohne Kamera kennt man quasi nicht. Genau diese Problematik steht im Zentrum der Erzählung, denn beide Protagonisten leiden darunter. Darunter und unter ihren Eltern, die nahezu unmenschlich auf den Erfolg der Serien drängen, ohne Rücksicht auf Verluste.
Den Großteil der Geschichte erlebt man durch Aphrodite und gerade am Anfang hatte ich sehr große Probleme, sie zu verstehen. Sie schien da in etwas gepresst, von dem sie selbst nicht wollte, dass es sie beeinflusst, gleichzeitig tat sie alles dafür, um weiterhin in die Form zu passen. Immer wieder kamen Situationen auf, in denen sie sich für ihr Image interessiert und auch der Vorfall in der Vergangenheit beruht einzig und allein darauf. Ein bisschen komisch, wenn man bedenkt, dass sie ihre Mutter dafür hasst, dass diese ebenso nur auf das Image achtet. Aber nun gut, man merkt auf jeden Fall die innere Zerrissenheit und auch die psychische Beeinflussung, unter der sie jahrelang gestanden hat. Sie kann nicht aus ihrer Haut, auch wenn ihr alles nicht mehr passt. Verläufe und Handlungen sind so lange trainiert und eingeprägt worden, dass es unheimlich schwer fällt, diese zu durchbrechen.
Ebenso geht es eigentlich Garett. Aber nur eigentlich, denn andererseits ist er schon sehr viel selbstständiger. Während Aphrodite anfangs noch um die Anerkennung ihrer Mutter kämpft, ist Garett schon ausgezogen und weiß, was er von seiner Familie hält. Er lebt quasi ein eigenständiges Leben, auch wenn er immer noch brav nach der Pfeife seines Vaters tanzt. Aber auch gedanklich fand ich ihn schon weiter und reifer. Aphrodite hat mich immer wieder fast in den Wahnsinn getrieben. Oft reagiert sie über, behandelt ihn unfair und ist allgemein sehr anstrengend. Gerade an wichtigen Punkten fällt sie immer und immer wieder in alte Muster zurück, hat nicht den Mumm, etwas zu bewegen und macht so alles noch komplizierter, denn ihr Weg ist immer die Flucht. Klar, im Entwicklungsprozess hat man nicht schon auf Seite zehn alles gelernt, was man zu lernen hat, aber Aphrodite braucht quasi bis zur letzten Seite und das kostet dann doch Nerven.
Der generelle Erzählverlauf war an die Sendung angepasst und die ist eigentlich eine Art Bachelor-Verschnitt. Also ja, ihr dürft hinter die Kulissen einer solchen Sendung gucken und ja, es ist heftig. Spätestens nach der Serie „Unreal“ hatte ich eine sehr genaue Vorstellung davon, wie es dort zugeht, ebenso verläuft es hier. Nur das Garett und Aphrodite eigentlich viel zu nette Menschen für einen solchen Dreh sind. Man verfolgt also die Sendung und die Kandidaten und dazu vorrangig Aphrodites Karriereweg, denn Garett zieht sich schnell zurück. Ich fand es ganz schön zu sehen, wie sie mehr und mehr zeigt, was sie kann und beinahe schleichend das Set netter macht. Sie beweist endlich mal, das sie auch etwas kann und das es eine mögliche Zukunft außerhalb der familieneigenen Sendung gibt. Das fand ich für sie ganz gut, da ich bei ihr im Gegensatz zu Garett sonst nie geglaubt hätte, dass sie irgendwas anderes machen könnte.
Spannung entsteht immer wieder dadurch, dass die beiden natürlich aufeinander zutreiben, es aber nie so recht zum „Zusammenfügen“ kommt. Dabei erfährt der Leser mehr und mehr über die Vergangenheit der beiden. Bis ungefähr zu 75% des Buches wurde ich so mit viel Drama von Seiten der beiden und natürlich dem Sendungsformat unterhalten. Dann allerdings wurde es schwerfällig, denn Aphrodite zieht voll ihr Ding durch und zeigt nicht so richtig, dass ihre Entwicklung hin zu ihrer Eigenständigkeit und ihren Stärken auch ihre Behauptung gegenüber ihrer Familie betrifft. Stattdessen fällt alles in sich zusammen. Irgendwo war ich da an dem Punkt angekommen, an dem ich dachte: sie hat es auch nicht anders verdient. Aber gleichzeitig hat man auch Mitleid mit ihr, weil ihre Familie wirklich sehr sehr schlimm ist. Allein sozusagen mitzuerleben, wie entfremdet die Geschwister untereinander sind, weil sie längst ihre Rollen so sehr verinnerlicht haben, dass sie nicht mehr wissen, wie sie eigentlich zueinander stehen, ist schon heftig. Das fand ich auch sehr gut herausgearbeitet. Es wurde deutlich, wie sehr eine Familie zu einem bloßen Cast wird, sobald die Kamera keinen Platz mehr für ein privates Familienleben lässt.
Schwierig fiel mir auch, die Vergangenheit der beiden so hinzunehmen. Ich fand es hier echt schade, dass die Gefühle des Kennenlernens usw. nur so kurz in den Erzählungen und Andeutungsschnipseln erwähnt wurden. Gerade weil die beiden von beiden Seiten so viel drängt und ihre komplette Umgebung gegen sie zu sein scheint, hätte ich ein wenig Wärme gebraucht. Irgendwas, das mir viel früher deutlich gemacht hätte, wie sehr die beiden einander lieben. Stattdessen blieb ihre Liebe für mich lange Zeit recht vage, ein Konstrukt, dass sich erst mit der Zeit erklärte und das ich dann zum Ende endlich komplett verstand. Umgehauen hat mich die Liebesgeschichte der beiden somit leider nicht.
Tja und das Ende war dann wieder richtig schön. So wie man es sich wünschen würde und vor allem mit zwei Protagonisten, die endlich offen zueinander und sich selbst gegenüber sind.
Zuletzt vielleicht noch was zu den Nebenprotagonisten: Kat und Henry sind Freunde von Garett und beide haben sie mich etwas unzufrieden zurückgelassen. Kat ist Sängerin und verleugnet anfangs ihre Sexualität. Ohne, das nun großartig etwas passierte, außer, dass Garett und Aphrodite da umeinander herumschlichen, beschließt sie dann, dass sie alles ändert. Sie möchte ihre Sexualität nun offen leben. An sich keine schlechte Idee und definitiv das Richtige. Allerdings fehlte mir irgendwie die genaue Begründung, warum das nun vorher so ein Problem darstellte, denn letztendlich ist nichts mehr ein Problem.
Henry hatte aus meiner Sicht richtig Potential, denn als Sänger und Teilnehmer der Show hatte er alle Möglichkeiten. Hier hätte Garett mehr Tiefe bekommen können, Henry hätte seine Berühmtheit auszunutzen können, am Set hätte er mehr Einfluss auf Aphrodite nehmen können. Stattdessen hat auch er sich am Ende verliebt (fast unbemerkt vom Leser) und dann fertig. Zudem wirkte es bei den beiden fast ein wenig gezwungen, dass sie nun beide nicht hetereosexuell waren. Klar, New Adult greift immer mehr Sexualitäten auf und unsere Gesellschaft ist eben bunt und queer. Aber im Erzählfluss kann man das natürlich einbauen, ebenso wie man einbaut, dass jemand hetero ist, oder aber man lässt es künstlich wirken. Und das war hier ein wenig der Fall, denn es schien sehr gewollt.
Fazit:
Ehrlicherweise war ich beim Lesen erstaunt darüber, dass ich das Buch nicht so gut fand. Ich hatte super viel Positives darüber gehört und hatte eine tolle Geschichte erwartet. Was ich bekommen habe war viel Reality-Drama und auch viele Persönlichkeitskonflikte, die ich als Thematik gut ausgearbeitet fand. Gleichzeitig aber kam ich mit Aphrodite nicht so wirklich klar, ebenso wenig wie mit der Liebesgeschichte an sich. Ich habe einfach nicht DIE Gefühle zwischen ihnen spüren können. Zudem wurde es zum letzten Viertel hin recht schleppend, obwohl ich vorher sehr gut durchkam.
Alles in allem eine stabile Leistung, die aber Schwächen in der Zwischenmenschlichkeit der Hauptprotagonisten hat.
3 von 5 Sterne von mir.