Profilbild von SirGerryliest

SirGerryliest

Lesejury Profi
offline

SirGerryliest ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SirGerryliest über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2020

Thriller zum Thema Rechtsextremismus und Vergangenheit

Westwall
0

Die junge Polizeischülerin Julia verliebt sich in den jungen Nick, den sie wie zufällig kennenlernt. Doch auf seinem Rücken trägt er ein Hakenkreuzsymbol, und auch sein Name scheint nicht zu stimmen. Als ...

Die junge Polizeischülerin Julia verliebt sich in den jungen Nick, den sie wie zufällig kennenlernt. Doch auf seinem Rücken trägt er ein Hakenkreuzsymbol, und auch sein Name scheint nicht zu stimmen. Als Julia nach ihm recherchiert, findet sie Bezüge zum Rechtsextremismus. Ihr Vater lebte einst mit ihr in einer Kommune, und auch er scheint irgendwie Verbindung zu haben.

Mit diesem Thriller legt Benedikt Gollhardt ein gut gelungenes Thrillerdebüt hin. Vorherrschendes Thema ist die Verstrickung von Politik, Verfassungsschutz und Rechtsextremismus und Aussteigertum aus der rechten Szene sowie die gesellschaftliche Notlage junger Leute ohne jegliche Hilfe, die auf der Straße leben. Und auch Polizeiangehörige spielen eine nicht zu unterschätzende traurige Rolle in dieser Szene. Ein aktuelles Thema, das jüngst wieder in Presse und Fernsehen debattiert worden ist. Alle im Buch vorkommenden Personen sind sehr gut dargestellt. Allerdings kann man diese nicht in die Schubladen gut und böse einsortieren. Hier verschwimmen die Grenzen, man weiß bald nicht mehr so genau, ob der oder diejenige wirklich etwas Gutes will oder nicht. Diese Grautöne in den Persönlichkeiten der Personen sind sehr gut gelungen.

Die Story ist vielschichtig und ich hatte zunächst auch meine kleinen Probleme, in die Geschichte einzutauchen. Doch das änderte sich recht schnell, die Spannung wird gut hoch gehalten. Der Showdown ist sehr gut gelungen. Die Geschichte spielt in der Eifel mit seinem sehr dichten Wald. Die ruhige und teilweise unheimliche Stille ist gut beschrieben worden. Und auch der namensgebende Westwall spielt eine Rolle in diesem Thriller. Im Anhang des Buches findet sich sehr übersichtlich und anschaulich die Historie zu diesem wahnwitzigen Verteidigungswall aus dem Zweiten Weltkrieg sowie ein Interview mit dem Autor.

Alles in allem ein guter Thriller, den ich mit 4 von 5 Sternen jedem empfehlen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.07.2020

Guter Auftakt!

Die Meisterin: Der Beginn
0

Mit „Die Meisterin – Der Beginn“ legt Markus Heitz den ersten Band einer neuen Trilogie vor.

Im Mittelpunkt dieser fantastischen Geschichte steht die unsterbliche Heilerin Geneve Cornelius. Sie entstammt ...

Mit „Die Meisterin – Der Beginn“ legt Markus Heitz den ersten Band einer neuen Trilogie vor.

Im Mittelpunkt dieser fantastischen Geschichte steht die unsterbliche Heilerin Geneve Cornelius. Sie entstammt einer alten Scharfrichter-Dynastie, hat diesen Beruf des Henkers jedoch nie ausgeübt. Sie hat sich von jeher den Personen gewidmet, die nach den peinlichen Befragungen - Verhörungen und Folterungen im Mittelalter - zur Erzwingung von Geständnissen schwere Verletzungen erlitten hatten. Diese hatte sie gepflegt, damit sie bei weiteren Befragungen wieder dabei sein konnten. In der Gegenwart ist sie eine Heilerin und betreibt in Leipzig eine entsprechende Praxis. Aber nicht nur Menschen suchen sie auf, sondern auch Wesen aus der Anderswelt. Sie ist eine mutige und prinzipientreue Frau. Nachdem ihr Bruder geköpft wurde, scheint ein jahrhunderter alter Familienzwist zwischen der Familie Cornelius und den Bugattis wieder aufzuleben. Bei der Aufklärung dieses Falles hilft ihr ausgerechnet der Vatikanpolizist Allessandro Bugatti. Dieser beteiligt sich nicht an der Fehde und hilft ihr in brenzligen Situationen. Die Schauplätze wechseln sich ab. Es gibt Szenen in Leipzig, London oder New Orleans. Stück für Stück klärt sich das Verbrechen auf. Dies ist alles sehr gut und spannend erzählt. Neben diesem Handlungsstrang in der Gegenwart, entführt Markus Heitz den Leser aber auch in die Vergangenheit. Dort erfahren wir, wie es zu dieser Fehde der beiden Familien gekommen ist. Auch diese Zeitebene wird sehr detailliert und atmosphärisch dicht erzählt.

Beide Zeitebenen werden geschickt verbunden. Dazu bedient sich Markus Heitz eines Kniffs. Er lässt die beiden Geschichten durch die Mutter Catharina Cornelius erzählen, so dass man abwechselnd fließend von einer zur nächsten Ebene gelangt. Doch dabei bleibt es nicht. Die Mutter gibt hier sehr interessante Einblicke in die Geschichte der Scharfrichter oder Henker und nennt uns einige bedeutende Henker aus der Vergangenheit bis hin zur Gegenwart. Dazu kommen die gesellschaftlichen Komponenten. Welche Stellung hatte man als Henker, was hat man verdient, wie liefen Verhörungen oder Hinrichtungen ab und wie hat sich das Henkerswesen entwickelt? Das wird in diesen Zwischenphasen erläutert, wenn auch so manches Mal ein wenig zu viel des Guten.

Nicht zuletzt kommen - wie sollte es bei Markus Heitz anders sein – natürlich Wesen aus der Anderswelt vor wie Vampire, Hexen, Werwölfe, Gestaltwandler oder andere Dämonen. Und so hat dieses Buch dann auch einen entsprechenden Genremix aus Fantasy, Historisches und Thriller.

Noch zu erwähnen bleibt, dass bereits in 2018 eine entsprechende Hörspielreihe vorausgegangen ist.

Insgesamt ein gelungener Auftakt dieser Reihe, dem ich 4 von 5 Sterne vergebe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.06.2020

Spannende Reise in die Vergangenheit!

Dunkle Vergangenheit
0

Die erfolgreiche TV-Enthüllungsjournalistin Kim („Kim undercover“) erhält eines Abends einen mysteriösen Anruf. Sie soll einen Mann auf einem Hochhaus treffen, der ihr die Story ihres Lebens anvertrauen ...

Die erfolgreiche TV-Enthüllungsjournalistin Kim („Kim undercover“) erhält eines Abends einen mysteriösen Anruf. Sie soll einen Mann auf einem Hochhaus treffen, der ihr die Story ihres Lebens anvertrauen möchte. Komme sie nicht, werde er vom Hochhaus springen. Kim lässt ihre 8jährige Tochter Lilly bis zum Eintreffen der Babysitterin für kurze Zeit allein, um den Mann zu treffen. In der Zwischenzeit wird Lilly entführt. Der Entführer fordert Kim über ein Video auf, ein schreckliches Geheimnis von vor 9 Jahren öffentlich zu gestehen, anderenfalls werde die Tochter nach 3 Tagen getötet. Doch Kim will das Geheimnis nicht offenbaren…..

Bereits der Prolog zu diesem Thriller zweigt die Persönlichkeit von Kim auf. Unerschrocken und zielstrebig will sie Machenschaften aufdecken. Daher lässt sie letztlich Lilly alleine und das wird ihr zum Verhängnis. Kim kann und will ihr Geheimnis aber nicht offenbaren, da ansonsten ihr und Lillys Leben zerstört werde. Und von da an geht mit einem hohen Erzähltempo die Post ab in diesem Thriller. Die relativ kurzen 53 Kapitel enden stets mit einem Cliffhanger. Patricia Walter wird daher auch als „Königin der Cliffhanger“ bezeichnet. Die Story wird aus der Sicht von Kim erzählt, so ist der Leser stets hautnah am Geschehen dabei. Immer wieder streut Patricia Walter kleine Gedankengänge von Kim ein. Hierdurch erfahren wir, dass Kim Zweifel hat bei bestimmten Ereignissen oder Personen. Und auch wir Leser haben immer stets im Hinterkopf die Frage, ist das alles so wie es dargestellt wird oder ist es anders. Man wird förmlich aufgefordert zu lesen, immer weiter zu lesen. Hinzu kommt diese „dunkle Vergangenheit“. Ich hab von Beginn an mitgerätselt, um was es sich dabei handeln könnte. Im Laufe der Geschichte gibt es stückweise Rückblenden, aus denen man sich puzzleartig erschließen kann, was damals passiert ist, bis es einem klar wird. Spannung von Anfang bis zum Ende auf einem hohen Niveau. Das Ende ist in sich logisch und doch hat die Autorin für uns noch eine weitere Überraschung.

Sämtliche Figuren haben mir gut gefallen, sei es Kim mit ihrer Tochter Lilly, der Privatdetektiv Lars, Kommissar Neumann oder auch die weiteren detailliert dargestellten Figuren.

Insgesamt ein rasanter, temporeicher, spannender Thriller von Patricia Walter, dem ich uneingeschränkt 5 Sterne vergebe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2020

Isländische Abgründe!

Abgrund
0

Mit Abgrund hat die isländische Autorin Yrsa Sigurdardottir bereits ihren vierten Thriller um den Kommissar Huldar und die Kinderpsychologin Freyja geschrieben.

Helgi wird in einem zerklüfteten Lavafeld ...

Mit Abgrund hat die isländische Autorin Yrsa Sigurdardottir bereits ihren vierten Thriller um den Kommissar Huldar und die Kinderpsychologin Freyja geschrieben.

Helgi wird in einem zerklüfteten Lavafeld erhängt mit einem Nagel in der Brust und einer leider nicht mehr lesbaren Nachricht aufgefunden. Zur gleichen Zeit finden aufgrund eines anonymen Hinweises Freyja und ein Mitarbeiter des Jugendamtes den kleinen Siggi in der Wohnung des Toten. Der Junge kennt lediglich seinen Vornamen sowie den der Eltern. Er weiß nicht, wo er wohnt und wie er in die Wohnung gekommen ist.
Der Thriller beginnt sehr spannend und packend mit der Ermordung von Helgi, der unter Drogen gesetzt so gut wie nichts von seiner Ermordung mitbekommt. Außer der Brieftasche des Toten gibt es keine Hinweise und keine Spuren auf das Verbrechen. Helgi war ein scheinbar unbescholtener Bürger. Die Grundspannung in diesem Buch wird durchgängig gehalten. Die eigentliche mühsame Ermittlungsarbeit zu den beiden Fällen wird sehr gut und fesselnd dargestellt. Für mich war es zu keinem einzigen Zeitpunkt auch nur ansatzweise langweilig. Akribisch werden Spuren gesammelt und ausgewertet, Puzzleteile zusammengesetzt. Bis auf die Anfangsszene kommt das Buch ohne Blutvergießen aus. Die Auflösung des Falles hat mich voll überzeugt und ist in sich absolut schlüssig. Die gesamte Story ist gut aufgebaut. Die beiden Handlungsstränge – die Ermordung Helgi’s und die Suche der Eltern von Siggi – werden sehr gekonnt miteinander verknüpft und gut aufgelöst.
Wie immer in dieser Reihe stehen auch die zwischenmenschlichen Beziehungen im Mittelpunkt. Wie bereits in den vorigen Büchern gehen die Akteure mehr oder weniger harmonisch mit einander um. Kommen Huldar und Freyja doch zusammen? Mit Humor und Sarkasmus geht Huldar an diesen Fall heran und bemüht sich einfallsreich um eine Annäherung an Freyja. Wie wird sich die berufliche Beziehung zwischen Huldar und Erla, der Vorgesetzten von Huldar, weiter entwickeln? Wie geht es mit Gudlaugur weiter nach seinem Coming Out? Wird er es den Kollegen mitteilen? Und welche Rolle wird Lina in den weiteren Büchern spielen, die Berufspraktikantin, die neunmalklug Erla mit ihren Anmerkungen und Vorschlägen zur Weißglut treibt?
In dem Buch tun sich wahrlich menschliche Abgründe auf. Als Stichworte sind hier lediglich zu nennen häusliche Gewalt, Sexvideos im Internet und Vergewaltigung.
Mir hat dieser vierte Band enorm gut gefallen, da er von Anfang bis Ende sehr harmonisch und eindrucksvoll geschrieben ist, so dass man das Buch in wenigen Tagen durchgelesen hatte.

Ich gebe dem Buch hier volle 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.05.2020

München's spannende Vergangenheit!

Das Ludwig Thoma Komplott
0

Der Münchner Hauptkommisssar Tom Perlinger arbeitet zusammen mit seinen zwei Kommissaren an einem Cold Case – fünf Prostituiertenmorde in den 1960er Jahre in München, als sein Chef die Ermittlungen plötzlich ...

Der Münchner Hauptkommisssar Tom Perlinger arbeitet zusammen mit seinen zwei Kommissaren an einem Cold Case – fünf Prostituiertenmorde in den 1960er Jahre in München, als sein Chef die Ermittlungen plötzlich einstellen lässt. Die Verlegerin Julia Frey, eine Freundin von Tom aus Jugend- und Schultagen, entdeckt in dem Nachlass ihres Großvaters ein bisher unveröffentlichtes Manuskript von Ludwig Thoma. Sie scheint aufgrund dieses Manuskripts und eines aktuellen Zeitungsartikels Hinweise auf diese Morde erhalten und dabei ein großes Geheimnis entdeckt zu haben und will Tom informieren. Kurz bevor sie ihn trifft, wird Julia von zwei Unbekannten vor seinen Augen erschossen….

Sabine Vöhringer hat mit „Das Ludwig Thoma Komplott“ den zweiten Krimi um Tom Perlinger vorgelegt. Bereits im Prolog geht es spannend zu. Claas, ein früherer und eigentlich verschwundener Kollege, will Tom töten. Sofort weiß der Leser die Hintergründe, die auf Geschehnisse aus dem ersten Buch „Die Montez-Juwelen“ zurück weisen. Mit dem Mord an Julia geht es direkt gleich spannend weiter. Mir fiel es zunächst schwer, alle Personen im Buch auseinander zu halten, denn im Laufe der Ermittlungen tauchen sehr schnell weitere ehemalige Mitglieder der alten Schulclique rund um Tom auf. Aber nach dieser ersten Hürde habe ich diesen spannenden Plot sehr genossen. Er nahm richtig gut Fahrt auf. Sabine Vöhringer hat hier einen spannenden und recht verzwickten Krimi geschrieben, der viel Lokalkolorit aufweist. Im Buch spielen die russische Mafia, Immobilienspekulationen, geschichtliche Hintergründe, bekannte Münchner Schauplätze und die Spider Murphy Gang eine Rolle. Es war spannend mit zu verfolgen, wer alles verdächtig ist und welche Rolle ein jeder in dieser Geschichte einnimmt. Zudem bekommt man einiges zu dem berühmten Schriftsteller Ludwig Thoma zu hören und wird noch einmal auf seine Lausbubengeschichten oder Ein Münchner im Himmel aufmerksam gemacht. Alle Personen sind authentisch und sympathisch beschrieben. Wer noch nicht in München war, kann anhand eines Stadtplanes im hinteren Klappenumschlag die einzelnen Schauplätze und Tatorte nachverfolgen. Für mich war die Auflösung des Falles sehr überraschend, aber auch gut gelungen. Das Ende ist unheimlich spannend und hat einen großen Showdown.

Ich gebe dem Buch sehr verdiente 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere