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Veröffentlicht am 22.03.2020

Schnüffelnd zum Erfolg!

Die Schnüfflerin
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Nina sitzt mit Ricky in einem Berliner Restaurant, in dem sie ihm von den Folgen ihres One-Night-Stands berichten will. Aufgrund der Schwangerschaft ist ihr Richvermögen enorm gestiegen und so will sie ...

Nina sitzt mit Ricky in einem Berliner Restaurant, in dem sie ihm von den Folgen ihres One-Night-Stands berichten will. Aufgrund der Schwangerschaft ist ihr Richvermögen enorm gestiegen und so will sie die servierte Suppe nicht essen, da sie merkwürdig riecht. Ricky, der die Suppe isst, muss wie andere Gäste auch stark husten und bekommt Atemnot. Er und die anderen Gäste müssen ins Krankenhaus, einige Gäste sterben. Schnell wird sie von den Kommissaren Rieb und Koller als Hauptverdächtige festgenommen und vernommen.
Im Mittelpunkt dieses Krimis steht zum einen die schwangere Nina. Sie ist eine scheinbar unstete, an sich selbst zweifelnde Person ohne Ziele in ihrem Leben. Ihre Mutter lebt in Australien und nur alle paar Monate kommt es zu einem kurzen Telefonkontakt. Freunde hat sie keine bis auf Fanny. Und so kommt sie an Ricky, der offenbar ebenfalls nicht mit beiden Beinen im Leben steht. Neben Nina kommt Hauptkommissar Koller ins Spiel, ein erfahrener Ermittler mit merkwürdigem Verhalten und einem spezifischen Aussehen und Habitus. Koller hatte große Ermittlungserfolge mit seinem bei einem Polizeieinsatz getöteten Hund. Er erkennt sehr schnell die Schnüffelfähigkeiten von Nina und spannt sie abwechselnd als Verdächtige oder als ermittelnde Hilfsperson bei seinen Untersuchungen mit ein. Das Beste an diesem Krimi sind die Dialoge zwischen den beiden. Sie sind absolut erhellend und humorvoll und mit Sarkasmus gewürzt. Koller hat ein sehr interessantes Menschenbild: er teilt die Menschen in Hunderassen ein. Das ist sehr witzig und ein coole Idee. Weniger gut haben mir aber die Passsagen gefallen, in denen Nina über sich selbst und den Fall nachdachte, da diese nicht in meinem persönlichen Interesse standen. Der Krimi entwickelt sich im Laufe der Geschichte immer besser und wurde zum Schluß auch spannend, die Auflösung war durchaus nachvollziehbar, wenngleich es aus meiner Sicht jedoch nicht sehr realistisch ist, dass Nina aufgrund ihrer Spürnase an den Ermittlungen beteiligt ist. Hier scheint sich aber dennoch ein interessantes Ermittlerduo zu bilden. Es gibt noch Luft nach oben, die Ansätze im Buch sind jedoch sehr gut.
Mit diesem ersten Krimi hat Anna von Vaszary auf jeden Fall ein gelungenes Krimidebüt hingelegt.
Ich gebe dem Buch 3,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Mobbing und Selbstjustiz!

R.I.P.
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Nach DNA und SOG liegt nun mit R.I.P. bereits der dritte Thriller der isländischen Thrillerautorin Yrsa Sigurdadottir aus der Reihe um den Kommissar Huldar vor.
Die junge Schülerin Stella, die aushilfsweise ...

Nach DNA und SOG liegt nun mit R.I.P. bereits der dritte Thriller der isländischen Thrillerautorin Yrsa Sigurdadottir aus der Reihe um den Kommissar Huldar vor.
Die junge Schülerin Stella, die aushilfsweise in einem Kino arbeitet, wird nach den letzten Filmvorstellungen auf der Damentoilette brutal überfallen und offenbar getötet. Per Snapchat verbreitet der Täter an alle ihre Kontakte Videos von diesem Verbrechen an Stella, in denen Stella das Wort Entschuldigung sagen soll. Kurze Zeit später verschwindet ein Junge, und dessen Schicksal ist bislang ungeklärt.

Erneut stehen hier der Kommissar Huldar sowie seine Vorgesetzte Erla und auch die Kinderpsychologin Freyja im Mittelpunkt dieses äußerst interessanten Thrillers. Die dargestellte Brutalität zu Beginn ist erschreckend. Warum musste Stella sterben? Stella war offenbar eine allseits beliebte Schülerin. Unklar ist auch, weshalb der Junge verschwand. Das aufgefundene Blut in der Wohnung lässt auch hier nichts Gutes vermuten. Doch der Schein trügt. In diesem dritten Teil stellt die Autorin das Thema Mobbing in den Mittelpunkt. Nach und nach wird aufgedeckt, dass die Opfer offenbar auch Täter gewesen sind, Mobbingtäter. In allen Einzelheiten schildert Sigurdadottir das traurige Leben von gemobbten Schülern. Die Palette reicht vom einfachen Nichtbeachten von Personen über Anfeindungen und Beschimpfungen in der Schule bis hin zu perfiden Äußerungen in Internet. Mobbing ist somit nicht singulär auf die Schule beschränkt, sondern stellt sich omnipräsent auch außerhalb der Schulräume dar. Die Mobbingopfer können den Attacken nicht ausweichen. Es ist erschreckend, wie Schüler andere Schüler mobben. Das reicht sogar bis zum Freitod gemobbter Schüler. Es gibt zwar Hilfen in Form der Schule und auch Psychiater. Das scheint aber nicht ausreichend. Es handelt sich um erhebliches gesellschaftliches Problem. Denn das Thema Mobbing endet hier nicht mit dem Ende der Schulzeit. Auch im Erwachsenenleben kann es immer noch großen Einfluss haben wie im Fall Freyja, die zu einem Klassentreffen eingeladen wird und schlechte Erinnerungen aus ihrer Schulzeit hochkommen. All das wird sehr eindringlich in diesem Thriller geschildert. Das Buch regt nachdrücklich zum Nachdenken auf.

Weiterer Schwerpunkt sind die zwischenmenschlichen Beziehungen der beteiligten Personen, insbesondere das angespannte Verhältnis zwischen Huldar und Erla einerseits, die Huldar bei den sehr intensiven und wichtigen Ermittlungen einfach nicht beachtet und keine Aufträge zuteilt, auch eine Form des Mobbings, und andererseits das Verhältnis zwischen Huldar zu Freyja. Hier gibt es immer wieder kurze Rückblenden zu den Geschehnissen aus den ersten beiden Bänden. Das ist wohl dosiert. Nicht zu viel für diejenigen, die bereits Bücher von der Autorin gelesen haben und nicht zu wenig für Neueinsteiger. Diese Beziehungen werden sehr gut und nachvollziehbar beschrieben. Insgesamt hat die Autorin einen überaus guten und fesselnden Schreibstil. Zwischendurch gibt es einen im Internet verfassten Brief über die Erfahrungen einer gemobbten Person. Das Ende und die Auflösung waren für mich sehr überraschend. Mit diesem Ergebnis hätte ich nicht gerechnet.

Diesen Thriller kann ich uneingeschränkt empfehlen und gebe somit 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 04.03.2020

Spannender Verschwörungsthriller!

Totsee
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„Totsee“ ist nach „Das Weinen der Kinder“ der zweite Thriller aus der Feder von Arne M. Boehler. Es handelt sich um eine temporeiche Geschichte, in der es um eine groß angelegte Verschwörung einer geheimnisvollen ...

„Totsee“ ist nach „Das Weinen der Kinder“ der zweite Thriller aus der Feder von Arne M. Boehler. Es handelt sich um eine temporeiche Geschichte, in der es um eine groß angelegte Verschwörung einer geheimnisvollen Gruppe und um Experimente mit Psychodrogen geht.

Im Mittelpunkt steht Deutschlands beste Personenschützerin Nora Dahn, die bereits Weltstars, Kanzler und Industrielle beschützt hat. Derzeit ist sie ohne Job und hat eine gescheiterte Beziehung hinter sich. Da kommt es ihr eigentlich gelegen, von ihrem ehemaligen Chef einen scheinbar leichten Auftrag zu übernehmen. Sie soll die bald 21 Jahre alte Kim Bergström, Tochter des vor Jahren getöteten Industriellen Peter Bergström, an einem idyllischen Bergsee zusammen mit ihrer Freundin Heide bewachen. Doch die Idylle trügt. Es werden Kinderleichen entdeckt. Zugleich gibt es in Deutschland schreckliche Attentate in Kirchen, deren Drahtzieher das BKA in Wiesbaden in Person von Aslan Özkan bislang nicht ermitteln konnte. Nora nutzt ihre Kontakte zur Presse und zum BKA, um Hintergrundinformationen zu Kims Familie zu bekommen und deckt dabei unglaublich Machenschaften auf.

Nora Dahn ist bodenständig und resolut, ihr kann man nichts so leicht vormachen. Ihre Figur war mir anfangs ein wenig unglaubwürdig. Aber sie entwickelt sich dann doch nach und nach. Manchmal kam sie mir jedoch ein wenig übertrieben vor. Die Anfangsszene im allersten Kapitel oder die ersten Dialoge in der Grünen Villa sind solche Beispiele. Kim war mir zu Beginn eher unsympathisch. Ihre abweisende Haltung Nora gegenüber habe ich nicht nachvollziehen können. Sie leidet offenbar an Wahnvorstellungen, die mit Medikamenten, verabreicht durch Heide, gelindert werden sollen. Doch im Lauf der Geschichte klären sich diese Umstände auf und es wird klar, warum Kim so agierte und warum sie bewacht werden sollte. Weitere wichtige Personen sind Siegmar Kling, der Onkel von Kim, sowie der düstere Karsten von Hallstein. Dieser ist Mitglied im Club der Dreißig, die sich zum Ziel gesetzt haben, einen Umsturz in Deutschland zu erwirken. Sie bedienen sich dabei der derzeit stark vorhandenen Ängste vieler Deutscher vor Überfremdung durch Ausländer, Asylanten und Andersgläubiger. Perfide wird dargestellt, wie Karsten von Hallstein alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel rücksichtslos einsetzt, um sein Ziel und das der Dreißig zu erreichen. Die Experimente mit Drogen an Kindern lassen einem eine Gänsehaut erwachsen. Beklemmend und gut dargestellt. Der Thriller hat somit zwei Handlungstränge, die nach und nach zusammen geführt werden.
Dieser temporeiche Thriller reißt einen wahrlich mit, die vielen kleinen Kapitel enden oft mit einem Cliffhanger. Die Story hält einen laufend auf Trab und ist zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise langatmig. Die Spannungskurve verläuft stetig an und kommt schließlich im Finale zum Höhepunkt.

Mir hat dieser rasante, schnelle Thriller bis auf einige Kleinigkeiten gut gefallen. Ich gebe dem Thriller sehr gute 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 12.02.2020

Sehr spannender und vielversprechender Auftakt der Cold Case Reihe!

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
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Tess Hjalmarsson und ihre Kollegin Marie Erling werden an den Schauplatz eines Verbrechens gerufen. Eine Frau wurde von einem Mann vergewaltigt und brutal ermordet. Kurze Zeit später vergewaltigt er eine ...

Tess Hjalmarsson und ihre Kollegin Marie Erling werden an den Schauplatz eines Verbrechens gerufen. Eine Frau wurde von einem Mann vergewaltigt und brutal ermordet. Kurze Zeit später vergewaltigt er eine weitere Frau. Er begeht einen Fehler und hinterlässt einen Fingerabdruck, der zu einem 16 Jahre zurückliegenden Vermisstenfall führt. 2002 verschwand die damals 19jährige Annika spurlos, es gab einige Hinweise, denen aber nicht ausreichend nachgegangen wurde, und so blieb ihr Verschwinden bis heute rätselhaft.
Tess Hjalmarsson ist die Leiterin des Cold Case Team im Malmö und arbeitet mit ihrer Kollegin Marie und weiteren Ermittlern zusammen. Tess ist eine überaus engagierte und sympathische Ermittlerin. Mit Herzblut arbeitet sie an den unaufgeklärten Fällen und will den Hinterbliebenen Gewissheit darüber geben, was damals mit ihren Angehörigen geschehen ist. Diese Leidenschaft an alten Fällen transportiert Tina Frennstedt in wunderbarer Weise und man bekommt ein Gespür für diese Leidenschaft und entwickelt selbst Lust, diesen alten Fall mit aufzuklären. Das ist nicht einfach, denn es werden viele Verdächtige präsentiert. Die Ermittlungen verlaufen im Sande oder erweisen sich als Sackgasse. Dabei wird die Zeit knapp, denn das nächste Opfer scheint schon ausgesucht. Das Ganze zu verfolgen ist von Anfang an spannend. Für mich gab es an keiner Stelle einen Leerlauf. Alles fügt sich im Laufe der Handlung zusammen und zum Schluss wird der Fall mit einem, für mich überraschenden Ausgang, absolut nachvollziehbar und überzeugend aufgelöst. Insgesamt wird der Plot sehr dicht und packend erzählt. Ab der Mitte des Buches kommt in kurzen Abschnitten etwas Überraschendes hinzu, das sehr bestürzend und eindrucksvoll beschrieben wurde. Interessant ist auch der Bezug zwischen dem Cold Case Fall Annika und die Suche nach dem Serienvergewaltiger. Das Privatleben von Tess wird auch intensiv beleuchtet. Ihre Probleme mit ihrer Lebensgefährtin, die sie aber wohl nicht liebt, ihre alten Liebe Angela, der sie hinterhertrauert, kommen immer wieder zum Tragen. Das war auch keineswegs überflüssig. Denn so wirkt sie sehr sympathisch und realistisch. Auch die weiteren Teammitglieder neben Marie werden gekonnt und ausreichend gezeichnet. Sehr gut auch die vorne im Seitenumschlag vorhandene Landschaftskarte mit den wichtigsten Örtlichkeiten im Buch und hinten dann eine kurze Übersicht der ermittelnden Personen. Natürlich darf in einem Skandinavienthriller auch das unheimlich schlechte und passend zum Fall kalte Wetter nicht fehlen.
Mir hat dieser Auftaktthriller unheimlich gut gefallen und daher gebe ich dem Buch volle 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 10.02.2020

Gelungenes Debüt um eine junge Anwältin!

Blood Orange - Was sie nicht wissen
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Mit „Blood Orange Was sie nicht wissen“ ist der englischen Autorin Harriet Tyce ein gutes Debut gelungen!

Der erste Mordfall ihrer Karriere verlangt Anwältin Alison alles ab. Umso erstaunlicher ist es, ...

Mit „Blood Orange Was sie nicht wissen“ ist der englischen Autorin Harriet Tyce ein gutes Debut gelungen!

Der erste Mordfall ihrer Karriere verlangt Anwältin Alison alles ab. Umso erstaunlicher ist es, dass sie sich phasenweise nicht im Griff hat, zu viel trinkt und der Affäre mit einem Kollegen kein Ende setzen kann. Doch die gute Ehefrau und Mutter in ihr gewinnt immer wieder die Oberhand. Außerdem will Alison das Schuldeingeständnis ihrer Mandantin nicht anerkennen. Ein untrügliches Gespür sagt ihr, dass die seit Jahren körperlich und seelisch misshandelte Frau ihren Mann nicht erstochen hat. Und so treffen zwei Frauen aufeinander, die etwas gemeinsam haben. Doch sie wissen es nicht. Noch nicht …

Allerdings habe ich zu Beginn des Buches so meine Schwierigkeiten mit Alison gehabt. Denn sie ist nicht die erwartete Heldin, die mit Scharfsinn und Logik einen Mordfall aufklärt und die Mandantin freibekommt. Auch spielt der Mordfall an sich keine große Rolle und auch das Mandatsverhältnis ist hier nicht so ausschlaggebend. Denn wenn auch in einzelnen Passagen juristische Kniffe und Feinheiten dargestellt werden, ist das nicht das Hauptthema des Buchs.

Mir war Alison anfangs unsympathisch. Sie ist verheiratet und hat eine kleine Tochter. Abends geht sie mit Kollegen in die Kneipe und ersäuft den beruflichen Alltag und Frust in Alkohol und kann dann nicht anders, als an Patrick zu denken und mit ihm harten Sex zu haben. Die erwartete Heldin gibt es so nicht. Denn sie ist eine labile und zerbrechliche Person, was ihr Privatleben betrifft. Doch je länger ich gelesen habe, umso intensiver habe ich an ihrem verkorksten Leben teilgenommen und umso mehr wollte ich erfahren wie es mit ihr weitergeht Das Buch hatte insoweit einen gewissen Suchtfaktor. Wie entwickelt sich die Beziehung zu Patrick, wie geht sie mit Carl um, da sie die Ehe eigentlich retten will, wie kann sie der Mandantin helfen? Es gibt dann unvorhergesehene Wendungen in ihrer Beziehung zu Patrick und Carl und alles entwickelt sich anders als gedacht. Das macht den Reiz dieses Buchs aus. Dabei fehlt es gegen Ende des Buchs auch nicht an Spannung. Die letzten Kapitel habe ich dann auch fast durchgelesen. Es war sehr interessant wie sich alles entwickelt hat und wie am Ende das Buch eine unerwartete Lösung anbietet.

Ich war lange am Überlegen wie ich es bewerten soll, denn zum einen ist es kein Thriller wie ich sie normalerweise lese, andererseits kann ich nicht fassen, was alles mit Alison geschieht, wie sie damit umgeht und wie das Ganze endet. Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sterne.

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