Genialer Auftakt!
17931793 von Niklas Natt och Dag ist mein erstes Buch in 2022 und bereits jetzt schon für mich ein Lesehighlight. In Stockholm im Jahr 1793 wird eine sehr stark verstümmelte Leiche gefunden.
Aber Vorsicht ...
1793 von Niklas Natt och Dag ist mein erstes Buch in 2022 und bereits jetzt schon für mich ein Lesehighlight. In Stockholm im Jahr 1793 wird eine sehr stark verstümmelte Leiche gefunden.
Aber Vorsicht – es ist kein Buch für zartbesaitete Personen. Das Stockholm der damaligen Zeit stinkt, es ist dreckig, die Menschen kämpfen ums pure Überleben. Ein Leben zählt nicht. Die Oberschicht kann (fast alles) machen, was es will. In Frankreich tobt die Revolution. Und Schweden hat ein politisches und finanzielles Fiasko im Krieg gegen Russland erlebt. Das ist das Szenario, in dem ein Mord aufgeklärt werden muss. Dabei nimmt der Autor kein Blatt vor den Mund, sondern beschreibt sehr authentisch die Szenen und benennt die Vorgänge beim Namen. Das mag nicht jedermanns Geschmack sein. Das ist jedoch der Kern dieses Buches und außergewöhnlich gut vermittelt. Der Autor beschönigt nichts.
Cecil Winge von der Stockholmer Polizei ist für schwere Verbrechen zuständig. Er leidet an Tuberkulose im Endstadium und hat nicht mehr viel Zeit, dieses scheußliche Verbrechen aufzuklären. Ihm zu Seite steht der Wächter Michael Carrell. Er ist Kriegsveteran, hat eine Armprothese und leidet nachts an den erlebten Kriegsgeschehnissen. Beide raffen sich im Laufe der Zeit gut zusammen und kommen dem Verbrechen so langsam auf die Spur. Doch sie stoßen auf große Hindernisse. Und die Zeit scheint Cecil Winge davon zu laufen.
Das Buch ist in vier unterschiedliche, diverse zeitliche Abschnitte eingeteilt. Während im ersten Teil die Protagonisten und Stockholm dargestellt werden, schließt sich im zweiten Teil eine gänzliche andere Geschichte an. Hier geht es um Kristofer Blix. Er beschreibt das Erlebte in Briefen an seine Schwester. Er landet in Stockholm, treibt sich herum, will Arzt werden und gerät dann in Situationen, die ausweglos zu sein scheinen. Im dritten Abschnitt wird das Schicksal von Anna Stina geschildert, die der angeblichen Hurerei beschuldigt und in eine Spinnerei geschickt wird. Das damals Schlimmste, was einer Frau geschehen kann. Dass hier teils reale Personen mit realen Geschehnissen vorkommen, erfährt man im Nachwort. Schließlich werden im vierten Abschnitt die Fäden zum großen Ganzen zusammengefügt.
Das Buch ist durchgehend spannend, sehr gut durchdacht und hält so manche Überraschungen bereit. Manchmal mag man gar nicht glauben, was der Autor da geschrieben hat, so unwirklich müssen die Zeiten im Vergleich zu heute gewesen sein. Und doch fasziniert es einen beim Lesen von zu Hause aus im sicheren gemütlichen Sessel.