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Veröffentlicht am 29.05.2022

Mörderisches Wien im Jahr 1893 - toller Auftaktkrimi!

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Oliver Pötzsch ist für seine zahlreichen historischen Romane bekannt. In „Das Buch des Totengräbers“ entführt er uns in das historische Wien 1893. Schauplätze sind hier insbesondere der Prater, der Wiener ...

Oliver Pötzsch ist für seine zahlreichen historischen Romane bekannt. In „Das Buch des Totengräbers“ entführt er uns in das historische Wien 1893. Schauplätze sind hier insbesondere der Prater, der Wiener Zentralfriedhof oder der verruchte 16.Bezirk mit der dort herrschenden Prostitution, aber auch das geschäftigen Treiben auf den Straßen oder in den Wirtshäusern. Wien steht an der Schwelle zum nächsten Jahrhundert und ist doch trotz aller Weltoffenheit fremdenfeindlich und antisemitisch.

Das spürt dann auch Leopold von Herzfeldt, ein junger Untersuchungsrichter aus Graz mit jüdischen Wurzeln, der nun in Wien als junger Inspektor arbeiten will. Und gleich hat er es mit brutalen Morden an jungen Dienstmädchen zu tun. Ihnen wurden die Kehlen durchgeschnitten und sie wurden post mortem gepfählt. Leopold arbeitet aufgrund seiner Ausbildung durch Hans Gross, dem Begründer der Kriminalistik, nach den neuesten kriminalistischen Erkenntnissen und stößt bei seinem neuen Kollegen und Vorgesetzten gleich auf Misstrauen und Ablehnung. Schnell werden ihm Steine in den Weg gelegt und er wird vom Fall abgezogen. Stattdessen muss er sich einem anderen Toten zuwenden. Einem Halbbruder des berühmten Johann Strauß, der angeblich Selbstmord begangen haben soll.
An seiner Seite hilft ihm die Telefonistin Julia bei seinen Ermittlungen. Diese führen ihn zu dem skurrilen Augustin Rothmayer, der bereits 20 Jahre als Totengräber auf dem Wiener Zentralfriedhof arbeitet. Er kennt alles über die Toten und den Tod, er ist gebildet und belesen; und so schreibt er an einem Almanach des Totengräbers. Auszüge dieser fiktiven wissenschaftlichen Abhandlung stehen am Anfang jeden Kapitels. Zusammen versuchen sie die Fälle zu lösen.

Oliver Pötzsch hat hier ein wunderbares, lebendiges, aber auch düsteres Wien geschaffen. Seine Figuren sind aus Fleisch und Blut und grandios ausgearbeitet. Man fiebert hier von Seite zu Seite mit, was es mit dem Selbstmörder Strauß auf sich hat und wer die Dienstmädchen ermordet hat. Der Fall hat viele Wendungen und mehr als einmal wurde ich auf eine falsche Fährte gelockt. Die Spannung steigt stetig bis zum großen Finale. Besonders gut haben mir auch der wienerische Dialekt einiger Beteiligten gefallen sowie die Hinweise auf neue Techniken wie Fotoapparate oder Telefon oder auch erste Automobile.

Das ist ein toller Auftakt der Serie um Leopold von Herzfeld, dem ich volle 5 Sterne gebe.

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Sehr spannender und informativer Wissenschaftsthriller!

Probe 12
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Der Plot beginnt mit einem Mordanschlag an dem georgischen Wissenschaftler Georgy Anasias, dem es gelungen ist, 12 Superphagen gegen 12 multiresistente Bakterienstämme zu entwickeln. Zuvor hatte Georgy ...

Der Plot beginnt mit einem Mordanschlag an dem georgischen Wissenschaftler Georgy Anasias, dem es gelungen ist, 12 Superphagen gegen 12 multiresistente Bakterienstämme zu entwickeln. Zuvor hatte Georgy seine Ziehtochter Nina Falkenberg wegen dieses Erfolgs eingeladen, eine Wissenschaftsjournalistin. Kurz zuvor hatte Georgy jedoch bereits seine Phagen an seinen Freund nach Deutschland geschickt, Dr. Max Seifert, da er sich verfolgt fühlte. Zur gleichen Zeit liegt Tom Morells Tochter im Krankenhaus. Die Ärzte versuchen ihr Leben zu retten, sie leidet an einem panmultiresistenten Bakterium, und nur noch eine Phagentherapie könnte ihr helfen.

Die Protagonisten Tom und Nina, die sich zufällig bei Dr. Seifert kennenlernen, sind starke Persönlichkeiten. Sie werden von Russen gejagt, die hinter den 12 Proben der Phagen her sind und nicht vor Gewalt oder Mord zurück schrecken. Daneben gibt es noch die taffe Christina Voss vom Polizeilichen Staatsschutz, die gegen Prometheus ermittelt, einer Organisation, die offenbar Anschläge mit Bakterien auf Krankhäuser und Altersheime verübt.

Die 12 multiresistenten Bakterienstämme nennt man auch das „Dirty Dozen“. Es wird immer schwieriger, gegen Bakterien vorzugehen. Die große Entdeckung im letzten Jahrhundert scheint mehr und mehr zu verpuffen. Falsche Anwendung von Antibiotika bei Krankheiten, die massenhafte Verwendung in der Tierindustrie sowie die Verwendung von Reserveantibiotika führt dazu, dass immer mehr Bakterien eine resistente Wirkung zeigen. Die WHO forderte zuletzt energisch auf, neue Medikamente im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen zu entwickeln. In Deutschland gibt es dazu die DART 2020, die Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie des Bundesministeriums für Gesundheit, die 2015 vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. Interessant ist der Einsatz von Phagen. Phagen sind Viren, die sich in einem Bakterium vermehren und es dadurch töten und für Menschen unschädlich sind.

Probe 12 ist ein überaus packender und rasanter Thriller, der hier leider so gut wie gar nicht zu sehen ist, was wirklich schade ist. Denn dieser Wissenschaftsthriller ist überaus gut geschrieben und befasst sich mit einem sehr wichtigen und aktuellen Thema.

Ich kann diesen Thriller wirklich jedem empfehlen, man lernt etwas über neue Behandlungsansätze und wird dabei durch spannende Jagden durch Berlin in einem rasanten Tempo aller bestens unterhalten.
Ich gebe dem Buch 4,5 von 5 Sternen.


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Veröffentlicht am 28.04.2022

Unglaublich guter Agenten-Thriller!

Das Vermächtnis
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Die 12jährige Tochter des saudischen Kronprinzen Khalid bin Mohamed wird auf dem Nachhauseweg von einem schweizer Internat entführt. Sie werde freigelassen, wenn Khalid als Kronprinz zurücktritt. In ...

Die 12jährige Tochter des saudischen Kronprinzen Khalid bin Mohamed wird auf dem Nachhauseweg von einem schweizer Internat entführt. Sie werde freigelassen, wenn Khalid als Kronprinz zurücktritt. In seiner Verzweiflung wendet sich Khalid an einen Mann, der als Einziger in der Lage wäre, seine Tochter zu finden, den Direktor des israelischen Geheimdienstes Gabriel Allon. Jener hat selbst ein Kind verloren. Zusammen mit der ehemaligen CIA-Agentin Sarah Bancroft macht Allon sich mit seinen Kollegen auf die Suche.

Schauplätze in diesem rasanten und spannenden Spionage-Thriller sind Israel, Saudi-Arabien, Schweiz, Frankreich, England, U.S.A. und sogar Deutschland. Allon knüpft Kontakte mit den westlichen Geheimdiensten, um die Entführer zu finden. Ständig ist irgendwo immer etwas los, man kommt den ganzen Ereignissen nicht hinterher. Observationen und Beobachtungen hier, Attentate dort, spannenden Verfolgungsjagden. Das führt dazu, dass man das Buch in relativ kurzer Zeit durchgesuchtet hat. Daniel Silva bedient sich dabei in seinem bereits 19. Gabriel-Allon-Thriller einiger Personen, die bereits in anderen Büchern mitgewirkt haben. Im Mittelpunkt steht jedoch die Beziehung zwischen Khalid Bin Mohammed und Allon. Khalid ist dabei an den realen Kronprinzen Mohammed bin Salman angelehnt ist. Jener war ein im Westen gefeierter Hoffnungsträger, er wollte sein Land und die islamische Welt von den starren religiösen Fesseln lösen und erneuern. Auch die Ermordung des Regimekritikers und Journalisten Kashoggi wird erwähnt. Des weiteren spielen auch die Attentate des russischen Despoten Putin auf seine Kritiker eine Rolle. Aufgrund des unsäglichen Ukraine-Krieges sind diese Darstellungen jedoch leider weit durch die Realität überholt.

Dieser Agenten-Thriller aus dem Verlag HarperCollins ist gute Unterhaltung, spannend und informativ.

Ich gebe dem Buch 4,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 18.04.2022

Erstklassiger Auftakt!

18/4 - Der Hauptmann und der Mörder
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Verbrecher müssen für ihre Taten büßen. Dazu müssen sie allerdings auch von den Behörden gefasst werden. Doch einige gehen ihnen durch die Lappen. Eine Person will das nicht durchgehen lassen – Eumenides! ...

Verbrecher müssen für ihre Taten büßen. Dazu müssen sie allerdings auch von den Behörden gefasst werden. Doch einige gehen ihnen durch die Lappen. Eine Person will das nicht durchgehen lassen – Eumenides! Er kündigt durch Todesanzeigen an, wann und wen er aufgrund welcher Verbrechen hinrichten wird. Die Polizei in der chinesischen Metropole Chengdu kann Eumenides nicht fassen, er führt den Polizeiapparat an der Nase herum. Als ein Kommissar ermordet wird, gründet der Polizeichef die Sondereinsatzgruppe 18/4 unter der Leitung von Hauptmann Han. Ein
Wettlauf beginnt, kündigt Eumenides doch weitere Hinrichtungen an.

Wow, hätte nicht gedacht, dass mich der chinesische Autor Zhou Haohui so beeindrucken wird. Der chinesische Thriller aus 2014 wurde aus der englischsprachigen Ausgabe durch Heyne übersetzt. Zu Beginn haben mich zwar die chinesischen Namen ein wenig verwirrt. Doch dank eines kleinen Personenregisters und der guten Erzählweise hatte ich schnell keine Probleme mehr, die Protagonisten zu unterscheiden. Alle Personen konnte ich mir sehr gut vorstellen. Neben Han kommen der aus einem kleineren Ort kommende und charismatische Hauptmann Pei Tao dazu, der einige geheimnisvolle Beziehungen zu einem Fall von vor 18 Jahren aufweist, der Fall eine wichtige Rolle zu den aktuellen Ereignissen spielen wird. Mit dabei ist auch eine Polizeipsychologin namens Mu, die durch Hauptmann Han u.a. beauftragt worden ist, Pei Tao zu beobachten. Vor 18 Jahren gab es bereits eine Sondereinsatzgruppe 18/4, der der ermordete Polizeibeamte angehörte. Der damalige Fall wird in einem Tagebuch nacherzählt, das Pei Tao in den Unterlagen des toten Beamten findet. Zheng, ein IT-Experte, und Xiong Yuan, der Leiter der Spezialeinheit von Chengdu, ergänzen die Gruppe. Der Fall wird immer komplexer und undurchschaubarer. Eumenides ist brillant und trickreich. Schließlich weiß man gar nicht mehr, wer Täter und Opfer ist, wer Eumenides sein könnte.

Hier lockt uns Zhou Haohui immer wieder aufs Glatteis. Das Buch ist durchgehend spannend, an keiner Stelle kommt Langeweile auf. Nur manchmal hatte ich das Gefühl, dass einige Wörter nicht stimmig waren. Das könnte aber an der doppelten Übersetzung liegen.

Der Thriller ist wirklich erstklassig und erhält von mir 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 16.04.2022

Toller Auftakt!

Der Kryptologe
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In Dresden wird die Frau eines Sensationsreporters mit ihrer Tochter entführt. Sie wird kurz darauf tot in der Kanalisation unterhalb der Semperoper gefunden. Sie trägt ein schwarz-rotes Kleid. An ihren ...

In Dresden wird die Frau eines Sensationsreporters mit ihrer Tochter entführt. Sie wird kurz darauf tot in der Kanalisation unterhalb der Semperoper gefunden. Sie trägt ein schwarz-rotes Kleid. An ihren Füßen und Händen sind Zahlen eingeritzt. Von der Tochter fehlt jede Spur. Hat der Mord etwas mit der aktuellen Aufführung „Der feurige Engel“ in der Semperoper zu tun? Kommissar Arne Stiller übernimmt den Fall, gerade erst nach einjähriger Suspendierung und Degradierung in den Polizeidienst zurückgekehrt.

Ort des Geschehens ist Dresden, eine schöne Stadt, mit der bekannten Semperoper. Weiterer Schauplatz ist u.a. die sog. Blaue Brücke. Da ich bereits in Dresden gewesen bin, konnte ich mir das Ganze auch gut vorstellen.

Stiller ist schon ein besonderer Charakter. Er ist Kryptologe und beschäftigt sich mit der Entschlüsselung von Informationen. Was bedeuten die Zahlen an dem Opfer? Was hat es damit auf sich? Das heraus zu finden ist seine Aufgabe. Schon bald wird klar, dass er es hier mit dem Beghilos-Alphabet zu tun hat. Teilweise kann er die Botschaft des Mörders entschlüsseln. Die Spuren führen dabei in die Semperoper. Und schließlich taucht auch eine mysteriöse Frau auf, die behauptet, das entführte Kind sei ihres.
Stiller ist kein Konformist. Das war sein Verhängnis. Er muss wieder klein anfangen, er bekommt zunächst ein Büro in einem abgestellten Raum mit minimaler Ausstattung. An seine Seite kommt die Kommissarin Inge Allhammer. Sie hat schon drei Alkoholtherapien hinter sich. Doch sie leistet wertvolle Arbeit im Hintergrund. Sie ist somit ebenso vorbelastet wie Stiller, der wegen eines Skandals ein Jahr lang suspendiert war. Beide raufen sich im Laufe der Geschichte zusammen. Ein sehr interessantes Ermittlerduo.

Die Story ist abwechslungsreich, spannend geschrieben und lässt gute Ermittlungsarbeit erkennen, ist der Autor doch selbst Polizist.

Der Auftakt dieser Thrillerreihe ist aus meiner Sicht sehr gelungen. Kurzweilig, spannend, interessant.

5 Sterne

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