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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2021

Trojan jagt den Fellmörder!

Der Eisjunge
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Klick, Klick, Klick… Das ist das Letzte, was die Opfer vor ihrem Tod hören....

Wow, was für ein toller Thriller von Max Bentow. Hätte nicht gedacht, dass mich das Buch so flasht. Spannend von Anfang bis ...

Klick, Klick, Klick… Das ist das Letzte, was die Opfer vor ihrem Tod hören....

Wow, was für ein toller Thriller von Max Bentow. Hätte nicht gedacht, dass mich das Buch so flasht. Spannend von Anfang bis zum Ende mit einem tollen Schreibstil. In kurzen prägnanten Sätzen rast die Story dahin. Man kommt kaum hinterher. Dazu tragen auch die vielen kurzen Kapitel bei. Und ehe man sich versieht, ist das Ende des Buchs erreicht.

Die Geschichte hat es in sich. Nils Trojan kommt nach Monaten einer Auszeit auf den Kanaren zurück nach Berlin und wird augenblicklich zu einem Mordfall gerufen. Eine Frau liegt ermordet im Bett. Der linke Arm und die Hand sind in ein Fell eingenäht und die Mundpartei so bearbeitet, dass ein groteskes Lächeln entsteht. Der Täter hat dabei eine mysteriöse Botschaft hinterlassen: Tröste mich. Nils und Steffie sowie das Team beginnen die Ermittlungen. Dann geschieht ein weiterer grausamer Mord. Immer wieder werden die bisherigen Ermittlungsergebnisse zusammengefasst und in Frage gestellt. Dazwischen werden, optisch durch eine andere Schriftart hervorgehoben, Gedankengänge und Erlebnisse eines Jungen dargestellt. Es ist unklar, was es mit diesem Jungen auf sich hat. Ein Junge als Mörder? Im weiteren Verlauf verweben sich beide Handlungsstränge immer mehr bis zum furiosen und spannenden Finale. Die Protagonisten Nils und Steffie sind mir gleich sympathisch gewesen. Sie sind sehr gute Ermittler, empathisch, ertragen aber die grauenhaften Szenen am Tatort nur sehr schlecht. Auch private Dinge aus Nils Leben werden in der richtigen Dosis dargestellt und stören den Handlungsablauf in keine Weise.

Klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 11.11.2021

Sehr bewegende Geschichte!

Bis wir uns wiedersehen
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Wie kann man solches Leid ertragen?

Dieser Roman hat mich zutiefst berührt. Aber worum geht es hier? Es ist vor allem die persönliche Leidensgeschichte der Fey von Hassel, der Tochter des Botschafters ...

Wie kann man solches Leid ertragen?

Dieser Roman hat mich zutiefst berührt. Aber worum geht es hier? Es ist vor allem die persönliche Leidensgeschichte der Fey von Hassel, der Tochter des Botschafters Ulrich von Hassel, der in Rom stationiert war und der im Herbst 1944 von den Nazis wegen des Attentatsversuchs auf Hitler hingerichtet worden war. Im Weiteren werden die Angehörigen der Attentäter verhaftet. Sie wird von der Gestapo zunächst zu Befragungen aus ihrem Haus abgeholt. Dabei werden ihr die beiden kleinen Söhne Corrado und Roberto weggenommen und in ein ihr unbekanntes Kinderheim gebracht.
Sehr akribisch und detailreich wird hier beschrieben, was sich in den nächsten Wochen und Monaten zugetragen hat. Von einem Gefängnis zum anderen wird sie mit weiteren sog. prominenten Häftlingen gebracht. Sie wird von Norditalien nach Österreich verbracht, von dort nach Norddeutschland ins KZ Stutthoff, dann zurück ins KZ Buchenwald und KZ Dachau. Schließlich werden sie und andere Gefangene in ein Berghotel gebracht.

Es handelt sich vorliegend nicht um einen Roman. Vielmehr wird diese Geschichte durch zahlreiche Zitate und persönliche Anmerkungen der vielen Beteiligten unterstützt. Dadurch erhält dieses Buch einen dokumentarischen Touch. Aber das ist so gut eingewebt, dass das einem beim Lesen gar nicht groß auffällt. Atemlos und mit größtem Erstaunen habe ich verfolgt, welche Torturen Fey von Hassel sowie ihre Mitgefangenen zu erleiden hatten. Man kann das hier gar nicht beschreiben. Die Gräueltaten der Nazis sind unbeschreibbar. Der Alltag in einem KZ wird geschildert, die Flucht aus den KZs vor den herannahenden russischen Truppen, die Pläne Heinrich Himmlers, sich selbst zu retten und die Gefangenen als Geisel in der Hinterhand zu halten, die unmenschlichen Verhörmethoden der Gestapo uvm.. Im KZ Stutthoff waren 1944 ca. 60.000 Menschen inhaftiert, 12 Mio russische Bürger wurden durch Deutsche im zweiten Weltkrieg ermordet, mehr als 2 Millionen Flüchtlinge aus Ostpreußen auf der Flucht vor den Russen, 13 Mio Kinder ohne Eltern in Europa, mehr als 1,5 Mio ermordete Kinder durch die Nazis, darunter 1 Mio jüdische Kinder.

Dieser Roman ist sehr bewegend. Für alle Leser, die sich für das Thema interessieren, ein absolutes Muss.

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Veröffentlicht am 06.11.2021

Erfrischend spannender Justizkrimi!

Pirlo - Gegen alle Regeln
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Die Angeklagte ist daher freizusprechen…

so lautet das Schlussplädoyer von Dr. Anton Pirlo, der zusammen mit seiner jungen Assistentin, der Rechtsanwältin Sophie Mahler, versucht, die scheinbar schuldige ...

Die Angeklagte ist daher freizusprechen…

so lautet das Schlussplädoyer von Dr. Anton Pirlo, der zusammen mit seiner jungen Assistentin, der Rechtsanwältin Sophie Mahler, versucht, die scheinbar schuldige Marlene von Späth vom Vorwurf des Totschlages zu verteidigen. Ob ihm das gelungen ist?

Die Angeklagte soll ihren Mann zu Hause erstochen haben, niemand anderes kommt in Frage, die Haustür war verschlossen, sie soll ein Motiv gehabt haben, doch sie behauptet, zum Tatzeitpunkt geschlafen zu haben, ein aussichtloser Fall für Dr. Pirlo, oder?

Pirlo ist gerade als Shootingstar aus der bekannten Anwaltskanzlei Ohmsen entlassen worden und ist zutiefst verbittert. Da kommt ihm dieser scheinbar aussichtslose Fall gerade recht, und so versucht er, sein Image wieder aufzupolieren. Pirlo ist ein etwas chaotischer, unkonventioneller Typ mit Migrationshintergrund. Das Buchcover scheint ihn zu zeigen. Eigentlich heißt er Ramzes Khatib und ist der jüngste der kriminellen Brüder des Khatib-Clans in Düsseldorf, von dem er sich nicht nur durch seinen Namen abzugrenzen sucht. Dieser familiäre Hintergrund bietet reichlich Zündstoff. Er ermittelt zusammen mit Sophie akribisch und manchmal auch außerhalb des Erlaubten, um entlastende Indizien für seine Klientin zu finden. Die Suche nach diesen Indizien sowie die abwechselnd dargestellten Gerichtsverhandlungen mit seinen Beweisaufnahmen sind spannend und gut erzählt. Ohne allzu spezifische juristische Fachbegriffe kann jeder der Entwicklung der Geschichte folgen. Sophie Mahler kommt selbst aus einer Anwaltsfamilie, hat aber Problem mit der Familie, da diese sich ein doch anderes Betätigungsfeld für ihre Tochter wünschen, denn Pirlo betreibt seine Kanzlei von seinem Wohnzimmer aus. Die beiden Protagonisten sind sympathisch, vielschichtig und gut gezeichnet. Zwar sind beide recht unterschiedlich im Wesen, harmonieren aber sehr gut miteinander. Die Kapitel sind kurz gehalten und haben immer sehr interessante Überschriften und Zeitangaben.

Ingo Bott hat hier einen ungewöhnlichen, aber erfrischend anderen Justizkrimi geschrieben. Er gibt uns einen detaillierten Einblick in die Arbeit eines Strafverteidigers. Da er selbst Strafverteidiger ist, gelingt ihm dies mit Leichtigkeit.

Klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 04.11.2021

Verwirrspiel in Rom!

Römisches Finale
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Alle Wege führen nach Rom…..
so sagt man, und so auch dieser Krimi. Die begnadete Violinsolistin Natasha Korsakova entführt uns in ihrem zweiten Krimi nach Tödliche Sonate in die Ewige Stadt Rom. Dort ...

Alle Wege führen nach Rom…..
so sagt man, und so auch dieser Krimi. Die begnadete Violinsolistin Natasha Korsakova entführt uns in ihrem zweiten Krimi nach Tödliche Sonate in die Ewige Stadt Rom. Dort erleben wir ein spannendes und verwirrendes Römisches Finale. Was ist passiert? Der weltberühmte Pianist Emile Gallois wird nach einer Orchesterprobe in seinem Künstlerzimmer erschossen aufgefunden. Rasch wird klar, dass das Opfer ein Doppelleben führte. Seine Frau Christina gehört einer der ältesten und mächtigsten Familien Italiens an. Commissario Di Bernardo sowie sein Ispettore Del Pino ermitteln in diesem verzwickten Fall. Und schon bald gibt es ein weiteres Mordopfer….
Ich fand es herrlich, den beiden Ermittlern zuzusehen wie sie durch Rom ziehen und an zahlreichen Sehenswürdigkeiten vorbei kommen, wenn sie Zeugen aufsuchen. Man konnte sich diese Orte sofort vorstellen. So kann man Rom auch entdecken. Mir waren die beiden Ermittler vom ersten Augenblick an sehr sympathisch. Di Bernardo lebt alleine mit seinem Sohn. Die Frauen, das ist sein Schicksal, versteht er nicht. Del Pino als junger und ungestümer Kollege mit dem gewissen Feingespühr, aber auch einer gewissen forschen Dreistigkeit, gefiel mir ebenfalls sehr gut. Die beiden harmonieren sehr gut. Ihre Dialoge sind feinsinnig und an manchen Stellen betont humorvoll. Die Ermittlungen gehen stringent voran, neue Erkenntnisse aufgrund von Zeugenbefragungen enden oft in einer Sackgasse, verdächtige Personen entpuppen sich als harmlos. Es ist ein richtiges Verwirrspiel, das die Autorin uns hier Gott sei Dank zumutet. Daneben gibt es aber auch zeitliche Rückblicke nach Kalabrien. Die ‘Ndrangheta kommt ins Spiel. Die dort geschilderten Ereignisse scheinen nicht in die Geschichte zu gehören, doch allmählich finden die Handlungsstränge zusammen. Die Autorin hat einen warmherzigen und dosiert humorvollen Schreibstil, der eine gewisse Leichtigkeit an den Tag legt, ohne oberflächlich zu wirken. Sie erschafft eine spannende Grundstimmung, die sich durch das ganze Buch hindurch zieht. Anhand der vielen kurzen Kapiteln, die oft mit einem kleinen Cliffhanger enden, kommt man sehr schnell an die spannende und überraschende Auflösung des Buchs.
Dieser Krimi hat mich sehr gut unterhalten und bekommt von mir 4,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 12.10.2021

Alles nur gelogen?

ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL
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𝙒𝙞𝙚 𝙜𝙪𝙩 𝙜𝙡𝙖𝙪𝙗𝙨𝙩 𝘿𝙪 𝙚𝙞𝙣𝙚𝙣 𝙈𝙚𝙣𝙨𝙘𝙝𝙚𝙣 𝙯𝙪 𝙠𝙚𝙣𝙣𝙚𝙣?

Das fragt sich auch der Schriftsteller Manuel Ortigosa als er eines Abends Besuch von zwei Polizisten erhält, die ihm von Unfalltod seines Ehemanns berichten. ...

𝙒𝙞𝙚 𝙜𝙪𝙩 𝙜𝙡𝙖𝙪𝙗𝙨𝙩 𝘿𝙪 𝙚𝙞𝙣𝙚𝙣 𝙈𝙚𝙣𝙨𝙘𝙝𝙚𝙣 𝙯𝙪 𝙠𝙚𝙣𝙣𝙚𝙣?

Das fragt sich auch der Schriftsteller Manuel Ortigosa als er eines Abends Besuch von zwei Polizisten erhält, die ihm von Unfalltod seines Ehemanns berichten. Was er von nun an erfährt läßt ihn zweifeln, ob sein Mann Álvaro Muniz de Davila die Person ist, mit der er seit Jahren verheiratet ist. Denn offensichtlich hat er ein gut gehütetes Doppelleben geführt.

Die Autorin 𝘿𝙤𝙡𝙤𝙧𝙚𝙨 𝙍𝙚𝙙𝙤𝙣𝙙𝙤 hat mit 𝘼𝙡𝙡𝙚𝙨 𝙬𝙖𝙨 𝙞𝙘𝙝 𝘿𝙞𝙧 𝙜𝙚𝙗𝙚𝙣 𝙬𝙞𝙡𝙡 hier einen sehr tiefgründigen und bildgewaltigen Roman über eine spanische Adelsfamilie geschrieben, in der es um menschliche Abgründe und tiefen Hass zwischen den Familienangehörigen geht. Der Ruf der Familie geht über alles, jeder und jedes hat sich dem unterzuordnen. Wie weit dies gehen kann, schildert die Autorin in hervorragender Art und Weise. Nach und nach entdecken wir mit Manuel und seinen zwei Mitstreitern die brüchige Fassade dieser auf einem herrlichen Landsitz lebenden Familie. Nogueira, ein gerade pensionierter Polizist der Guardía Civil hat Zweifel am Tod Álvaros, der nachts von der Straße abgekommen ist. Lucas, der Beichtvater Álvaros ist ebenfalls auf der Suche nach der Wahrheit.

Im Roman kommen zahlreiche Personen vor, die alle sehr liebevoll und mit ihren jeweiligen Charaktereigenschaften eindrucksvoll gezeichnet sind. Manuel erfährt nach und nach in diesem Beziehungsgeflecht schnell, wer Freund und Feind ist. Es ist dabei spannend zu erfahren wie nach und nach die Familiengeheimnisse ans Tageslicht kommen, und auch Álvaro scheint nicht nur der gute und liebevolle Ehenann gewesen zu sein.

Die Erzählweise ist sehr beeindruckend, die Sprache bildgewaltig. Man fiebert zuletzt immer stärker mit Manuel mit, um hinter die Geheimnisse von Álvaros Tod zu kommen. Mord, Hass, Intrigen, Kindesmissbrauch, Drogenkonsum und unabdingbare Härte und Gefühllosigkeit den eigenen Kindern gegenüber durchziehen den gesamten Roman.

Das einzige Manko an diesem in Spanien mit dem 𝘗𝘳𝘦𝘮𝘪𝘰 𝘗𝘭𝘢𝘯𝘦𝘵𝘢 ausgezeichneten Spannungsroman sind für mich 608 Seiten gewesen. Es hätte ein wenig kürzer sein können.

Allerdings ist das ein Roman, den ich mit 4,5 von 5 Sternen auf jeden Fall empfehlen kann.

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