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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.05.2021

Spannendes Erstlingswerk!

Liebes Kind
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Die 23jährige Münchner Studentin Lena Beck verschwindet eines Nachts spurlos. Die Polizei kann sie nicht finden. Ihr Vater Matthias gibt über die Jahre die Suche nach ihr nie auf und glaubt an ein Wiedersehen. ...

Die 23jährige Münchner Studentin Lena Beck verschwindet eines Nachts spurlos. Die Polizei kann sie nicht finden. Ihr Vater Matthias gibt über die Jahre die Suche nach ihr nie auf und glaubt an ein Wiedersehen. Dann wird 14 Jahre später ein weibliches Unfallopfer ins Krankenhaus gebraucht mit ihrer 13jährigen Tochter Hannah. Das Unfallopfer heißt Lena…..

So beginnt dieser außergewöhnlich gute und spannende Thriller „Liebes Kind“ von Romy Hausmann. Erzählt wird das Martyrium einer entführten Frau, die abgeschottet in einer Waldhütte gefangen gehalten wird und Mutter spielen muss für die zwei Kinder Jonathan und Hannah. Der Vater hat die Hütte komplett abgeriegelt und gibt einen genauen Tagesablauf vor, an den sich alle halten müssen. Wer das nicht tut, muss harte Konsequenzen fürchten. Die Kinder scheinen nichts anderes zu kennen. Doch Lena muss psychische Folter ertragen und versucht verzweifelt, diesem Wahnsinn zu entkommen.

Die Geschichte ist in viele kleine Kapitel eingeteilt, das den Lesefluss ungemein fördert. Aber abgesehen davon ist der Schreibstil von Romy Hausmann einfach nur wunderbar. Wie sie die Charaktere erschafft und zum Leben erweckt, sucht seinesgleichen. Abwechselnd erzählen die Protagonisten aus der Ich-Perspektive die Geschehnisse dieser Entführung. Dabei wird die Geschichte quasi von hinten aufgerollt, je weiter man in dem Buch kommt, je weiter geht es in die Vergangenheit zurück und die Einzelheiten werden sichtbar. Die Spannung bleibt gleichbleibend sehr hoch, der Suchtfaktor immer weiter zu lesen ebenfalls. Schaurig zu lesen was das Unfallopfer nach ihrer Freiheit alles durchlebt und fühlt und welche Gedankengänge sie hat, wie sie versucht, das Geschehene greifbar zu machen und zu verarbeiten. Die Auflösung dieser Entführung ist überraschend und dennoch nachvollziehbar.

Liebes Kind ist für mich ein absolutes Jahreshighlight. Absolut verdiente 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung für Fans von psychologischen Thrillern.

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Veröffentlicht am 17.05.2021

Toller Auftakt um Münchens Hauptkommissar Tom Perlinger!

Die Montez-Juwelen
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Wer von Euch kennt München oder wäre gerne mal in der bayrischen Hauptstadt? Wer diesen Krimi gelesen hat, kennt sich gut in Münchens Innenstadt aus. Denn dort ist der Schauplatz dieses ersten Krimis der ...

Wer von Euch kennt München oder wäre gerne mal in der bayrischen Hauptstadt? Wer diesen Krimi gelesen hat, kennt sich gut in Münchens Innenstadt aus. Denn dort ist der Schauplatz dieses ersten Krimis der Autorin Sabine Vöhringer. Mit Tom Perlinger, dem Hauptkommissar mit amerikanischen Wurzeln, hat sie eine sehr interessante und sympathische Ermittlerfigur geschaffen. Er kommt gerade aus Amerika zurück, wo er sich von einem Anschlag auf ihn in Düsseldorf vor einem Jahr erholt hat. Und noch bevor er seinen Dienst antritt, ist er mitten in einem Mordfall, in dem sein Halbbruder Max, der Wirt des Hackerhauses, involviert ist. Er hat alle Hände voll zu tun, um den Mordfall aufzuklären. Das wird ihm nicht nur durch seinen unsympathischen und neidischen Kollegen Mayrhofer erschwert, sondern auch vergessen geglaubte Gefühle zur Restaurantleiterin Christl erschweren die Ermittlungen. In diesem Krimi kommen sehr viele unterschiedliche, aber sehr ausgeprägte Personen vor, dass man schon mal leicht den Überblick verlieren kann. Doch ein Personenregister gleich am Anfang hilft ungemein, die Personen und die damit verbundenen Handlungsstränge auseinander halten zu können. Sabine Vöhringer hat hier mit Leichtigkeit in den Plot die bayrische Sprache, Gebräuche und Sehenswürdigkeiten eingebaut. Die Spannung in diesem verzwickten Krimi ist gleichbleibend hoch. Die historischen Bezüge zu Ludwig I und zu Lola Montez kommen auch nicht zu kurz und werden angenehm und kurzweilig durch den weiteren sehr interessanten Charakter Hubertus Lindner spielerisch vermittelt.

Alles in allem ein gelungener Auftakt um Hauptkommissar Perlinger. Mit verdienten vier Sternen kann ich dieses Buch jedem Krimiliebhaber empfehlen.

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Veröffentlicht am 16.05.2021

Toller Einstieg zu Snooker!

Die faszinierende Welt des Snooker
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Irgendwann in den frühen 1980er-Jahren hatte ich eine kurze Fernsehreportage über den damals 13jährigen schottischen Stephen Hendry gesehen, der damals für Furore sorgte im Snookerbereich. Ich war sofort ...

Irgendwann in den frühen 1980er-Jahren hatte ich eine kurze Fernsehreportage über den damals 13jährigen schottischen Stephen Hendry gesehen, der damals für Furore sorgte im Snookerbereich. Ich war sofort fasziniert von diesem Sport. Doch leider gab es damals so gut wie keine Berichte im TV. Erst sehr viel später konnte ich auf Eurosport Spiele von Stephen Hendry und anderen tollen Spielern wie Jimmy White sehen. Gerade im vergangenen Pandemiejahr haben die WPBSA (World Professional Billards and Snooker Association) sowie u.a. Eurosport es geschafft, ein Weltranglistenturnier nach dem anderen auf Eurosport zu übertragen. Ein Paradies für Snookerfreunde und für mich, zum Leidwesen meiner Frau.

Gespielt wird Snooker auf einem 366 × 183 Zentimeter großen Snookertisch. Zwei Spieler treten gegeneinander an. Zu Beginn eines Spiels befinden sich auf bestimmten Positionen 15 rote sowie 6 verschiedenfarbige Bälle sowie ein weißer Spielball. Der Spieler muss zuerst einen roten Ball lochen. Danach ist ein farbiger Ball an der Reihe, danach wieder ein roter. Kann ein Spieler nicht lochen, ist der andere Spieler an der Reihe, der auch zuerst einen roten Ball lochen muss. Wenn alle roten Bälle weg sind, sind die farbigen Bälle in einer bestimmten Reihenfolge zu lochen. Die roten Bälle werden mit einem Punkt, die farbigen Bälle, je nach Farbe mit 2 bis 7 Punkten bewertet. In einem Idealfall, der selten vorkommt, kann ein Spieler in einem einzigen Durchgang maximal 147 Punkte erzielen, das sog Maximum Break. Schafft ein Spiel in einem Zug mindestens 100 Punkte, spricht man von einem Century. Nicht immer kann ein Spieler einen Ball lochen. In solch schwierigen Fällen versucht der Spieler dann, einen Ball so zu spielen, dass der andere Spieler, der dann am Zug ist, nicht ohne weiteres einen roten Spielball anspielen kann. Wenn das gelingt, hat der Spieler einen Snooker gelegt. Dadurch kommt er nächste Spieler in die Gefahr, wenn er einen roten Ball nicht trifft, ein Foul zu begehen, wodurch dem Spieler, der den Snooker gelegt hat, Foulpunkte gutgeschrieben bekommt. Wer einen Durchgang gewonnen hat, der hat diesen sog. Frame gewonnen.

Es gibt immer wieder andere Bilder auf dem Bild. Irgendwann hat ein Spieler so viele Bälle gelocht und Punkte gesammelt, dass der andere Spieler, wäre er an der Reihe und würde alle Bälle lochen, er die Punktzahl des anderen nicht mehr erreichen kann. Dann braucht er einen Snooker. Das Spiel wird dann unter Umständen taktisch. Mal gelingt ein Snooker, mal nicht. Je nach Länge und Bedeutung des Turniers muss ein Spieler wie beispielsweise bei der WM 2021 18 Frames gewinnen. So ein Match geht dann über 2 Tage.

Rolf Kalb, Moderator auf Eurosport hat hier einen wirklich faszinierenden Einblick in die Welt des Snookersports gegeben. Seine Livekommentare auf Eurosport sind höchst präzise, fundiert und oft auch humorvoll, Nicht umsonst ist er auch u.a. als Master of Ceremonies beim German Masters in Berlin tätig. Er ist die Stimme des Snooker in Deutschland.

Wer etwas über diesen Sport erfahren möchte, der sollte sich dieses tolle kleine Buch mit 208 Seiten und einigen Farbbildern unbedingt anschauen.

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Veröffentlicht am 14.05.2021

erstklassige Nachkriegsliteratur!

Lebenssekunden
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Katharina Fuchs hat mit Lebenssekunden ihr bisher bestes Buch vorgelegt. Um es vorwegzunehmen, sie hat sich meiner Meinung nach mit diesem Buch übertroffen.

Erneut stehen wie in den ersten beiden Büchern ...

Katharina Fuchs hat mit Lebenssekunden ihr bisher bestes Buch vorgelegt. Um es vorwegzunehmen, sie hat sich meiner Meinung nach mit diesem Buch übertroffen.

Erneut stehen wie in den ersten beiden Büchern Zwei Handvoll Leben und Neuleben zwei Frauen im Mittelpunkt dieser erzählerisch dichten Geschichte, die zwischen 1956 bis 1961 in Kassel und Ostberlin angesiedelt ist. Es handelt sich um eine deutsche Nachkriegsgeschichte, die diese Zeit wieder aufblühen lässt.

Die Geschehnisse werden abwechselnd aus der Sicht der Angelika Stein in Kassel und Christine Magold in Ostberlin erzählt. Angelika möchte unbedingt Fotografin werden, doch ohne Schulabschluss, den sie selbst herbeigeführt hat, dürfte das in den späten 1950er Jahre eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit sein. Es ist eine biedere Zeit, in der Männer die Berufswelt dominieren und die Frauen ihren Platz eher zu Hause haben oder Sekretärinnenjobs ausüben. Die Freiheit, die sie spürt als sie die Schule verlässt, lässt Träume entstehen. Doch es ist ohne Schulabschluss und gerade als Frau schwierig, eine Lehrstelle zu finden und Fotografin zu werden. Dann ereignet sich auch noch eine Tragödie als ihre beste Freundin bei der Explosion eines Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg ums Leben kommt. Schon früh scheint ihr Traum ausgeträumt zu sein.

Christine ist eine hervorragende Leistungsturnerin am Stufenbarren und trainiert unsäglich hart für ihre Erfolge, auch Schmerzen und Verletzungen und unmenschliche Trainingsmethoden lässt sie über sich ergehen. Denn schließlich ist der Traum einer Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rom greifbar nahe. Die damalige DDR hatte im Kampf gegen den Klassenfeind Westdeutschland alles daran gesetzt, dass DDR-Sportler Triumpfe für die DDR einfahren, koste was es wolle. Wie unmenschlich dabei vorgegangen wird, wird an einer Szene sichtbar als Christines Beine überdehnt werden, um Säbelbeine zu bekommen. Der Drill, die strenge Disziplin, die Sportlerinnen auf Kurs im Sinne der DDR-Regime zu halten, ist so ganz anders als im Westen. Die Stasi ist auch im Spiel. Christines Bruder studiert. Ist sie nicht folgsam, könnte das Auswirkungen auf ihren Bruder haben. Sie steht dabei eh unter besonderer Aufsicht, da ihr Vater in den Westen geflüchtet ist und somit eine strafbare Republikflucht begangen hat.

Diese gesamten historischen, politischen und gesellschaftlichen Ereignisse in der Zeit von 1958 bis 1961 werden sehr gut eingearbeitet. Viele kleine vergessene Dinge aus dem alltäglichen Leben, die man selbst von den Eltern gehört hatte, kommen wieder zum Vorschein und werden lebendig. Die immer stärker werdenden politischen Spannungen zwischen der BRD und der DDR, dem Westen und der Sowjetunion werden gut eingearbeitet. Sehr eindrucksvoll sind dabei gegen Ende des Buchs auch die Begegnungen mit Willy Brandt.

Katharina Fuchs versteht es sehr gut, die Träume dieser jungen Frauen in dieser doch sehr schwierigen Zeit einzufangen und darzustellen. Dabei ist es auch noch spannend geschrieben und man hat das Gefühl immer weiter lesen zu müssen. Man mag gar nicht aufhören. Schließlich werden auch die dramatischen Ereignisse an der berühmten Bernauer Straße geschildert, als die DDR-Führung begann, die Grenze zu schließen, Stacheldraht zu verlegen und Hauseingänge und Fenster zuzubauen. Sehr spannend und ergreifend.

Mich hat das Buch bestens unterhalten und ich kann es nur jeden empfehlen. Der beste Roman von Katharina Fuchs.

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Veröffentlicht am 04.05.2021

guter Thriller mt R.A.F.-Vergangenheit!

Sechs Tage im Herbst
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Henning Kollwey hat zusammen mit seiner Frau und Tochter ein befreundetes Ehepaar zum Abendessen eingeladen. Während Henning mit seinem Freund noch in der Küche ist, entgeht er nur knapp einem Attentat ...

Henning Kollwey hat zusammen mit seiner Frau und Tochter ein befreundetes Ehepaar zum Abendessen eingeladen. Während Henning mit seinem Freund noch in der Küche ist, entgeht er nur knapp einem Attentat als eine unbekannte Person in die Küche schießt. Der Polizei gegenüber gibt er an, keine Ahnung zu haben, wer ihn töten wollte. Doch er hat einen Verdacht, und als er Recherchen im Internet durchführt, wird ihm klar, wer es auf ihn abgesehen haben könnte. Viele ehemalige Bekannte sind auf merkwürdige Art und Weise vor Kurzem verstorben, Bekannte aus der Unterstützerszene der R.A.F…..

Die Story beginnt somit recht rasant und verheißt eine gute Spannung. Doch je mehr ich in das Buch eintauchte, umso schwieriger kam ich damit zu Recht. Denn wie schon das Cover und der Klappentext beschreiben, war Henning gut 30 Jahre zuvor ein Unterstützer der R.A.F. und half dabei, Waffen und Munition zu schmuggeln und über geheime Netzwerke an Terroristen zu liefern. Allein diese Tatsache hat ihn mir unsympathisch gemacht, auch wenn nach und nach klar wird, dass er heute völlig andres denkt und handelt als früher. Der Autor fasst dieses traurige deutsche Kapitel in diesem Buch mit viel Sachverstand auf. Das Hintergrundwissen ist groß und wird sehr ausgiebig in vielen Nuancen dargestellt. Ich war der Meinung, mich einigermaßen mit dem Thema auszukennen, habe ich doch selbst diese Attentate und Anschläge im Fernsehen als Schüler mit Schrecken verfolgt. Dennoch haben mich all die verschiedenen Verbindungen zu RAF, Geheimdiensten aller Art, die Stasi, der BND usw. mehr verwirrt als unterhalten.

Das Buch ist spannend geschrieben. Keine Frage. Wie Henning einzelne Personen aufsucht, wie er in Gefahr gerät, nur knapp weiteren Attentaten entkommt, sich verstecken muss, sich äußerlich verwandeln muss, das ist wirklich schon sehr gut geschrieben. Aber die genannten Hintergründe zur Terrorszene, die verschiedenen politischen Ansichten etc. zu verstehen, zu verarbeiten und zu verbinden, war für mich eher schwierig und hat das Lesevergnügen leider doch mehr als gedacht beeinträchtigt. Wer diese Themenstellungen jedoch grds. mag und sich damit auskennt, wird sicher bestens unterhalten.

Leider kann ich nur mein subjektives Leseempfinden wider geben. Daher gebe ich dem Buch nur 3 von 5 Sternen.

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