Wäre da nur nicht die Protagonistin…
MarienkäfertageKlappentext
„Endlose helle Tage, Sonnenlicht, das flirrend durch Baumkronen fällt, kaltes Seewasser und frische Zimtbrötchen – so war ihr Sommer, jedes Jahr. Jetzt sind das alles nur noch Erinnerungen ...
Klappentext
„Endlose helle Tage, Sonnenlicht, das flirrend durch Baumkronen fällt, kaltes Seewasser und frische Zimtbrötchen – so war ihr Sommer, jedes Jahr. Jetzt sind das alles nur noch Erinnerungen an eine Zeit, als sie Elin und noch nicht Lykke war. Doch was heißt das überhaupt – Lykke sein? Und wie passt dieser fremde Junge in ihr neues Leben, Rasmus, der ihr Angst macht, den sie aber auch ein kleines bisschen mag? Während sie sich vorsichtig an ihre neuen Gewissheiten herantastet, erkennt sie eines: Das Glück ist vielleicht ein scheuer Gast, aber es liegt an uns, ob wir ihm die Tür öffnen.“
Gestaltung
Genauso einzigartig wie die Gestaltung aller Bücher aus dem Hause des Magellan Verlages, so sticht auch „Marienkäfertage“ durch seine Besonderheit heraus. Das Cover ist komplett in Orange-Gelb-Tönen gehalten, wodurch es sehr sommerlich aussieht. Zudem wirkt es ein wenig „vintage“, da es aussieht wie ein Foto oder eine Momentaufnahme eines Mädchens, das gerade losrennt und hinter sich Luftballons herzieht. Sehr schön finde ich hieran, dass man einen Bezug zur Handlung herziehen kann. Das Mädchen kann als die Protagonistin Elin alias Lykke gesehen werden, die vor einer für sie schockierenden Nachricht davon läuft, während die Luftballons ihre Kindheit symbolisieren, die sie dabei hinter sich herzieht und zu der sie zurückblickt. Auch die vielen kleinen Marienkäfer, die vor allem im Buch zu finden sind, sind wirklich sehr süß und gefallen mir ausgesprochen gut.
Meine Meinung
Ich habe eine kleine Weile gebraucht, bis ich so richtig in der Geschichte von „Marienkäfertage“ angekommen bin. Aber nach der ersten Orientierung und Eingewöhnung war ich nicht nur von dem wundervollen Schreibstil verzaubert, sondern auch von der Geschichte selber.
Die Protagonistin Elin erzählt die Handlung aus ihrer Sicht, aber in der Gegenwartsform in der 3. Person. So ist man als Leser einerseits Teil der Geschichte, weil man einen Einblick in ihre Gedanken erhält, aber man ist dennoch auch etwas distanzierter durch diese „Sie“-Perspektive. Sprachlich gefiel mir „Marienkäfertage“ wirklich sehr gut, da es poetisch ist und tiefgründig. Man muss zwischen den Zeilen lesen und wenn man dies tut, lässt sich so vieles entdecken. Bereits nach den erstsen Seiten war für mich klar, dass ich den Schreibstil der Autorin Uticha Marmon sehr gerne mag.
Allerdings muss man dieses Buch auch wirklich sehr aufmerksam lesen, weil man sonst kleine Andeutungen oder auch wichtige Hinweise schnell überliest. Deswegen brauchte ich für dieses Buch auch ein wenig länger, weil ich so genau gelesen habe (denn ich wollte einfach nicht eine einzige Zeile verpassen!). Es regt zum Nachdenken an, man muss auf die kleinen Indizien achten und zudem ist es ist auch sehr emotional.
Inhaltlich befasst sich Uticha Marmons Jugendbuchroman mit dem Thema der Adoption. Ich hatte zuvor noch kein Buch über diese Thematik gelesen und fand diese Thematik daher sehr spannend. Sie wurde auch wirklich realistisch in „Marienkäfertage“ verarbeitet. Denn die Protagonistin erfährt, dass sie adoptiert ist und dies stürzt sie in ein tiefes Gefühlschaos, welches konstant für den Leser greifbar war. Im Verlauf der Handlung trifft sie dann später auf ihren Bruder Rasmus, was für weitere emotionale Unsicherheiten und Ausbrüche gesorgt hat.
Mit dem Auftauchen von Rasmus stellte ich schnell fest, dass meine Gefühle und Sympathien mehr bei ihm lagen statt bei Elin. Ich habe mehr mit ihm gelitten und war viel mehr von seinem Schicksal berührt. Dies lag aber auch nicht zuletzt daran, dass ich mit Elin nur schwer warm werden konnte. Es fiel mir manchmal schwer, ihre Reaktionen oder Handlungsweisen nachzuvollziehen und ab und an erschien sie mir auch recht zickig oder festgefahren in ihren Ansichten bzw. bockig (wie ein kleines Kind statt einer Jugendlichen). Elin war mir dann nicht so sympathisch wie Rasmus.
Das Ende von „Marienkäfertage“ war offen, sowas hatte ich schon länger nicht mehr. So blieben bei mir noch ein paar Fragen offen, auf die ich gerne die Antworten gewusst hätte. Aber andererseits ist so ein offenes Ende ja auch sehr spannend, denn so kann man seiner eigenen Fantasie noch freien Lauf lassen. Ich jedenfalls bin ein wenig zwiegespalten über das Ende. Es passte perfekt zur Geschichte, aber ich wüsste einfach so gerne mehr!
Fazit
Mit „Marienkäfertage“ hat Uticha Marmon einen wunderschönen Jugendroman zur Thematik der Adoption verfasst, der dieses Thema sehr realistisch und greifbar darstellt. Der Leser erlebt die Gefühlsebene der Protagonistin Elin und ihres Brudesrs Rasmus wirklich hautnah mit. Allerdings hat Elin für mich persönlich manchmal nicht ganz nachvollziehbar gehandelt und sie wirkte recht zickig, wodurch sie an Sympathiepunkten verloren hat. Für mich war es beim Lesen häufig so, dass mir Rasmus, sein Schicksal und seine Gefühle einfach viel näher gingen als Elins.
4 von 5 Sternen!
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