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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.05.2020

Wenn Kinder morden

Blutgott
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Veit Etzold ist für mich schon seit längerem ein Garant für spannenden Lesegenuss und auch dieses Mal hat er mich, wie gewohnt, gepackt, gefesselt und ein wenig in Grauen versetzt.

Eine junge Frau wird ...

Veit Etzold ist für mich schon seit längerem ein Garant für spannenden Lesegenuss und auch dieses Mal hat er mich, wie gewohnt, gepackt, gefesselt und ein wenig in Grauen versetzt.

Eine junge Frau wird von einer Gruppe Jugendlicher, fast Kinder, im Zug ermordet. Die Täter sind schnell gefasst, sind sie doch mit 13 Jahren noch strafunmündig und brauchen sich aus diesem Grunde nicht zu verstecken. Killer- Spiele völlig neu interpretiert.

Clara Vidalis und ihr Team ermitteln effizient wie eh und je und finden bald eine Spur, die ins Dark Web führt. Der „Blutgott“ rekrutiert Jugendliche unter 14 Jahren und motiviert sie zu immer grausameren Slash Mobs. Werden sie den Blutgott finden? Und wie viele Menschen müssen sterben, bis sie ihn haben?

Veit Etzold weiß, wie er den Leser packen kann. Sehr bildgewaltig beschreibt er nicht nur das Setting, so kann sich zum Beispiel jeder Bahnfahrer das Abteil mehr als bildlich vorstellen und hat nahezu den typischen Bahngeruch in der Nase, nein, auch die Morde werden sehr detailliert geschildert. Damit muss man umgehen können, ich mag es sehr.

Auch das Thema ist sicher nicht für jedermann. Pöbelnde Jugendliche hat wohl jeder schon erlebt, aber mordende Jugendliche, fast Kinder? Wie fühlt man sich als Elternteil, wenn das Kind, welches doch vor Kurzem noch mit großen Augen die Welt erkundet hat, plötzlich zum Mörder wird? Das sind Fragen, die sich beim Lesen unweigerlich stellen. Ich liebe es, bei Thrillern über Fragen nachzudenken, die mit der Lösung des Falles nichts zu tun haben, sondern mit der Psychologie, die dahintersteckt. Bücher, über die ich während des Lesens reden möchte. Dies ist bei Veit Etzolds Büchern sehr oft der Fall.

Ein wirklich empfehlenswertes Buch für alle, die sich vom Klappentext angezogen fühlen.

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Veröffentlicht am 04.04.2020

Wenn Glaube gefährlich wird

Ein wenig Glaube
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Dieses Buch beginnt mit einer Szene auf dem Friedhof. Lyle spielt dort mit seinem Enkel, bevor die zwei den Grabstein des als Kleinkind verstorbenen ersten Kindes Lyles und Pegs säubern. Diese Szene hat ...

Dieses Buch beginnt mit einer Szene auf dem Friedhof. Lyle spielt dort mit seinem Enkel, bevor die zwei den Grabstein des als Kleinkind verstorbenen ersten Kindes Lyles und Pegs säubern. Diese Szene hat in mir absolute Begeisterung für das Buch geweckt, denn zum Einen beschreibt sie Friedhöfe auf eine mir sehr angenehme Art, als friedvolle Orte der Begegnung, zum anderen wird Lyle und auch sein Enkel Isaac sehr herzlich eingeführt. Lyle ist ein bodenständiger Mann, herzensgut, hart arbeitend, wie ich es von meinem Großvater her kenne. Er kümmert sich nicht nur aufopferungsvoll um seinen schwerkranken Freund Hoot, sondern eben auch um seinen Enkel Isaac, der mit seiner Mutter bei den Großeltern lebt.

Isaacs Mutter Shiloh, die von Lyle und Peg adoptiert wurde, ist streng gläubig, aber gehört nicht der Kirche ihrer Eltern an, sondern hängt mit Leib und Seele an einer kleinen Glaubensgemeinschaft, die ihr Leben völlig in Anspruch nimmt. Lyle und Peg müssen sich bald fragen, wie weit Glaube gehen darf und wann sie einschreiten müssen, um Kind und Enkel zu retten.

Was mir an diesem Buch besonders gut gefallen hat, ist das ganze Drumherum. Nicht nur das Setting, welches einen geradezu in ein kleines amerikanisches Dorf katapultiert, sondern auch alle Protagonisten, die so wundervoll vielschichtig gezeichnet sind, dass sie vor dem inneren Auge zum Leben erwachen. Gerade Lyle eroberte mein Herz im Sturm und wurde im Verlauf der Geschichte zu einem Freund. Aus diesem Grund leidet und fühlt man auch mit.

Das Thema des Buches ist nicht nur gut gewählt, sondern auch gut umgesetzt.Auch wenn es so scheint, als würden die Menschen immer weniger glauben, so scheinen sie doch einen Anker zu brauchen und suchen diesen in gefährlichen religiösen Randgruppen. Das müssen nicht unbedingt die bekannten Sekten sein, sondern können tatsächlich auch kleine Glaubensgemeinschaften sein. Hier wird sehr eindringlich beschrieben, wie gefährlich diese Gemeinschaften sein können, wenn sie sich völlig abkapseln. Thema dieses Buches ist die Geistheilung, die schon vielen Menschen und vorallem Kindern das Leben gekostet hat, da man sich auf den Glauben verlassen hat und medizinische Hilfe ablehnte. Rational gesehen wissen wir alle, wie, ja, dämlich dies doch ist, aber es gibt eine Szene im Buch, da möchte man am liebsten selbst an ein Wunder glauben und merkt plötzlich, dass man an eine der Stellschrauben gelangt ist, an der Mitglieder dieses Glaubens drehen, um neue Jünger zu rekrutieren.

Dieses Buch hat mich durch seinen Stil, seinen Inhalt und seine Figuren von Anfang bis Ende begeistert.

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Veröffentlicht am 01.04.2020

Schöne Familiegeschichte

Die Bagage
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Den Begriff „Bagage“ als despektierliche Bezeichnung für mache Menschen, kenne ich noch aus der Generation meiner Großeltern, die beide zu der Zeit geboren wurden, in der dieses Buch spielt. Lange habe ...

Den Begriff „Bagage“ als despektierliche Bezeichnung für mache Menschen, kenne ich noch aus der Generation meiner Großeltern, die beide zu der Zeit geboren wurden, in der dieses Buch spielt. Lange habe ich diesen Begriff icht mehr gehört und so hat es mich unweigerlich zu diesem Buch gezogen.

Monika Helfer lässt in ihrem Buch ihre Familie wieder auferstehen. Sie berichtet von ihren Großeltern Josef und Maria, zwei wunderschönen Menschen, die zwar nicht viel Geld haben, aber wegen ihrer Schönheit dennoch von allen beeidet werden. Als Josef in den Krieg zieht, bittet er den Bürgermeister, ein Auge auf Maria zu werfen. Maria freundet sich mit einem Deutschen an, der sie auch hin und wieder besucht. Auch Josef hat Fronturlaub und die Zeugung seiner kleine Tochter passt zeitlich auch gut in diesen Urlaub, aber ist Maria nicht einfach zu schön, um treu zu sein?

Monika Helfer kennt die Protagonisten ihres Buches nicht nur in ihrer eigenen Phantasie, sondern auch im Leben und so ist es nicht verwunderlich, dass diese schnell vor dem inneren Auge des Lesers zum Leben erwachen. Dazu tragen auch die Zeitsprünge bei, die immer mal wieder eingeschoben werden und zur Tiefe der Figuren beitragen.

Es passiert nicht viel in diesem Buch und doch ändert es für die Protagonisten alles. Es ist ein leises Buch mit lauten Untertönen. Ein Buch, das zeigt, dass es die Schönen nicht immer leicht haben. Dass es eine Bürde sein kann, schön zu sein, denn der Neid der anderen kann für Gerüchte sorgen, die einem das Leben schwer machen.

Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 31.03.2020

Absoluter Glücksgriff

Siebenteilige Reihe um den Salzburger Kommissar Konstantin Manner / Manner sieht rot
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Wenn man den erste Band einer 7- teiligen Reihein Händen hält, dann zieht man schon mal den imaginären Hut. Sieben Teile zu planen, ohne zu wissen, ob man überhaupt den Nerv der Leser trifft, ist sehr ...

Wenn man den erste Band einer 7- teiligen Reihein Händen hält, dann zieht man schon mal den imaginären Hut. Sieben Teile zu planen, ohne zu wissen, ob man überhaupt den Nerv der Leser trifft, ist sehr mutig. Ich war sehr gespannt, ob Mick Saunter einen Helden erschaffen kann, den man nach diesem Band wiederlesen möchte, oder ob mir 500 Seiten an Manners Seite reichen werden.


Konstantin Manner ist eine Figur, mit der man schnell warm wird. Er ist nicht perfekt, hat durchaus seine Ecken und Kanten und auch sein eigenes Päckchen zu tragen.Insgesamt ist er eine sehr interessante Persönlichkeit, die noch viel Potential für weitere Bücher birgt. Aber auch die anderen Protagonisten sind sehr gut gezeichnet und werden vor dem inneren Auge lebendig.



Doch um was geht es überhaupt?

Zwei Bewohner eines Behindertenheimes an der deutsch- österreichischen Grenze werden vermisst. Doch noch bevor die Vermisstenmeldung bei der Polizei eintrifft, wird auch schon einer der beiden tot aufgefunden. Kurz darauf der zweite. Kostantin Manner und sein Team beginnen, zu ermitteln und streifen dabei Themen wie einen SM- Club, Organhandel und Nationalsozialismus. So viele Themen in nur einem Buch, ist das nicht, als ob man das gesamte Gewürzregal über einer Mahlzeit ausschüttet? Was so oft schief geht, wurde hier perfekt umgesetzt. Die Szenen bereichern das Buch ungemein und wirken niemals überladen. Sehr gefallen hat mir, dass viele Szenen, gerade die im Behindertenheim, den Leser ohne erhobenen Zeigefinger dazu animieren, seine eigene Sicht auf das Leben zu überdenken. Allgemein ist es ein Buch, in dem immer wieder leise Töne mitschwingen, die zum nachdenken anregen und auch nach der Lektüre noch nachwirken.


Dieser Auftakt bescherte mir viele schöne und spannende Lesestunden und sorgte dafür, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Ich hätte dem Buch zweifelsohne abgekauft, von einem renommierten Autoren zu sein und bin wirklich sehr angetan. Die weiteren Bände werden definitiv den Weg zu mir finden.

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Veröffentlicht am 11.03.2020

Dieses Buch wirkt nach

Ich rette die Welt - aber erst mal eine rauchen
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Lea ist Kriegsreporterin und momentan mit ihrem (engen) Freund Nathan in Syrien unterwegs. Sie ist quasi mittendrin statt nur dabei und entgeht oft nur knapp schwersten Verletzungen, während um sie rum ...

Lea ist Kriegsreporterin und momentan mit ihrem (engen) Freund Nathan in Syrien unterwegs. Sie ist quasi mittendrin statt nur dabei und entgeht oft nur knapp schwersten Verletzungen, während um sie rum der Tod allgegenwärtig ist. Was treibt eine junge Frau dazu, freiwillig in einem Gebiet zu arbeiten, in dem Tod und Verderben sich täglich die Hand geben?

„Ich rette die Welt, aber erstmal eine rauchen“ ist ein Buch, welches zwar als Thriller bezeichnet wird, aber so viel mehr als ein Politthriller ist. Das Cover wirkt fast wie von einem Jugendbuch, aber der Inhalt lässt auch den abgebrühtesten Leser nicht kalt. Lea und ihre Freunde nehmen die Leser mit in die erste Reihe des Krieges. Dorthin, wo Menschen sterben, Kinder sterben und doch noch der Anflug eines normalen Lebens herrscht, Tee getrunken wird, Ball gespielt wird, damit man nicht durchdreht. Wo normale Gespräche und aufkeimende Gefühle durch Schüsse gestört werden, aber einfach später fortgesetzt werden.

Wen die Handlung allein nicht nachdenklich macht, der beginnt spätestens bei den philosophischen Bemerkungen der Protagonisten zu grübeln. Es ist ein Buch, das nachdenklich macht, ohne zu belehren. Ein unglaublich spannend geschriebenes Buch mit viel Botschaft zwischen den Zeilen. Ein Buch, welches beim Leser auf jeden Fall nachwirkt. Ein Buch, welches den Leser auf seinem sicheren Sofa mitnimmt in die vorderste Reihe des Konfliktes.

Ich habe es sehr gern gelesen und kann es nur empfehlen.

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