Kommt bei Weitem nicht an den Auftakt heran
Legendborn – Das geheime ErbeVielen lieben Dank an Heyne und das Penguin Random House Bloggerportal für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.
Aufmachung.
Das ...
Vielen lieben Dank an Heyne und das Penguin Random House Bloggerportal für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.
Aufmachung.
Das Cover ist identisch zu dem des Auftakts, lediglich mit blauer statt rötlich-brauner Grundfarbe. Man sieht im Vordergrund den Titel in gold-orangener Schrift, darunter das Schwert Excalibur, das aus einem scheinbar glühenden Stein herausragt. Hinter dem Titel und am Rand ranken sich goldene Äste, von denen Blätter abfallen und die die dunkle Tür im Hintergrund einrahmen. Es wird viel mit Kontrasten gearbeitet, wodurch das Cover eine mystische, geheimnisvolle Grundstimmung erhält, was die Thematik des Geheimbundes rund um die Artussage widerspiegelt.
Schade finde ich, dass die Fortsetzung anders als der Auftakt nur noch ein einfaches, etwas größeres Taschenbuch und kein broschiertes Exemplar mehr ist, dafür aber 17 € kostet. Trotzdem ist auch hier der Einband wieder sehr flexibel, sodass keine Leserillen entstehen, selbst, wenn man das Buch in der Mitte ganz aufklappt.
Meine Meinung:
Der Auftakt war letztes Jahr ein riesiges Jahreshighlight für mich, was vor allem am Magiesystem, an der Protagonistin und an Selwyn lag. Dementsprechend groß war dann auch meine Vorfreude und entsprechend hoch meine Erwartungen an die Fortsetzung.
Während der Einstieg noch wirklich gut funktioniert, selbst wenn man nach einem Jahr nicht mehr viel von der doch eher komplexen Handlung des Auftaktes weiß, verliert man beim Lesen schnell an Begeisterung.
Grund dafür ist vor allem das Erzähltempo.
Nach ca. dem ersten Fünftel des Buches bleibt die Handlung erstmal für mehrere hundert Seiten auf einer Stelle stehen. Es passiert einfach nichts mehr; stattdessen wird seitenlang nur hin und her überlegt, es werden Pläne geschmiedet und es wird gestritten, aber zur Konfliktlösung kommt es erst viiiiel später und dann auch auf wenig zufriedenstellende Weise.
Die Artussage, die Dämonenjagd und das Magiesystem bekommen zwar auch hier wieder ein wenig Aufmerksamkeit, allerdings nicht annähernd so viel wie im Auftakt und auch nicht so viel, wie es notwendig gewesen wäre. Das, worum es in der Reihe eigentlich geht, gerät durch die zwischenmenschlichen Konflikte, die Bree mit ihren Begleitern hat, in den Hintergrund. Konflikte, die im Auftakt angeteasert wurden, wie Brees Beziehung zu Sel, alles, was mit Nick passiert und Brees Rolle im Orden, der zudem noch mit Korruption zu kämpfen hat, wird oberflächlich angeschnitten, aber nichts davon wird anständig auserzählt.
Ähnliches gilt im Übrigen für die Rassismuskritik, die die Autorin im Auftaktband noch so wunderbar nahtlos, aber dafür nicht weniger laut in die Handlung mit eingewoben hat. Auch hier geraten Bree und ihre Freunde immer mal wieder in ungerechte Situationen, bei denen man am liebsten laut aufschreien möchte, aber diese Konflikte werden ebenfalls relativ schnell wieder abgehandelt und erhalten insgesamt wenig Aufmerksamkeit. Man möchte unbedingt, dass die Autorin da und auch in o. g. Konflikte viel mehr in die Tiefe geht, aber da wird man leider enttäuscht.
Hinzu kommt, dass vor allem Bree nicht mehr mit der Bree, die man aus dem Auftakt kennt, vergleichbar ist. Während sie sich da noch dadurch ausgezeichnet hat, dass sie einen wunderbar trockenen Humor, der einen oft zum Lachen bringt und mit dem sie mehrfach pointiert genau das anspricht, was dem Leser durch den Kopf geht, man sich super in sie hineinversetzen kann und, dass sie in Situationen ruhig und ausgeglichen bleibt, in denen ich an ihrer Stelle ganz anders reagiert hätte, trotzdem aber nichts mit sich machen lässt, was sie nicht will, ist sie hier einfach nur nervig.
Als Leser weiß man gar nicht mehr, was sie eigentlich will, weil sie gefühlt von Höcksken auf Stöcksken kommt, sich nie für einen Weg entscheiden kann und dann aber trotzdem von allen erwartet, dass sie für sie da sind und ihr folgen.
Genauso wenig habe ich Selwyn hier leiden können. Er ist ständig schlecht gelaunt und geht Bree aus dem Weg – das macht anfangs bis zu einer bestimmten Auflösung zwar noch bedingt Sinn, aber auch danach wird es mit ihm nicht besser. Alles, was er sagt und wie er handelt, passt kaum noch dazu, wie man ihn im Auftakt kennengelernt hat, insbesondere was seine Beziehung mit Bree angeht.
Während am Ende des Auftaktes diesbezüglich nämlich noch etwas angeteasert wurde, scheint davon hier kaum noch etwas übrig zu sein. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, brauchen Bree und Sel ganze 300 Seiten, bis sie es mal schaffen, miteinander zu reden, und selbst das Gespräch ist nicht wirklich befriedigend.
Bei einem 750-Seiten-Schinken macht all das das Lesen natürlich sehr anstrengend.
Fazit:
Der Auftakt war letztes Jahr ein großes Highlight für mich und der Einstieg in das Buch war auch noch sehr vielversprechend. Irgendwann wird dann aber deutlich, dass nicht nur die Handlung ein paar hundert Seiten erstmal nicht vorangehen wird, sondern auch, dass die Protagonisten es plötzlich verlernt haben, miteinander zu sprechen.
Hinzu kommt, dass das Magiesystem, die Neuerzählung der Artussage und die Rassismuskritik, die ich in meiner Rezension zum Auftaktband so gelobt habe, hier nicht annähernd die Aufmerksamkeit bekommen, die sie brauchen. Kurz: „Das geheime Erbe“ liest sich leider wie ein völlig anderes Buch, das mit „Der geheime Bund“ nicht annähernd mithalten kann.
2,5/5 Lesehasen gibt es für den guten Einstieg und die doch sehr sympathischen Nebenfiguren, wie Alice, Valec oder Will.