Profilbild von SofiaMa

SofiaMa

Lesejury Star
offline

SofiaMa ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SofiaMa über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.03.2022

Lieblingsband der Reihe

After Hours
0

Vielen lieben Dank an den Lyx-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch schon in meiner Rezension zum Vorgänger ...

Vielen lieben Dank an den Lyx-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch schon in meiner Rezension zum Vorgänger erwähnt, finde ich die Cover dieser Reihe besonders gelungen, weil sie zusammen die schwedische Skyline zeigen. Mit diesem Buch ist mir aber aufgefallen, dass auch die Buchrücken zusammen einen Farbverlauf bilden, was im Regal natürlich (sofern man kein Rainbowshelf hat) ein Hingucker ist!
Aber auch hier muss ich wieder die Titelwahl bemängeln. Während der deutsche Titel des zweiten Bandes „Office Affair“ noch irgendwie zum Inhalt passt, sehe ich bei diesem Teil überhaupt keinen Zwischen Titel und Inhalt. Zwar treffen sich die Protagonisten auch hin und wieder mal abends zum Drink oder machen Überstunden, aber für den Großteil der Handlung spielen die „After Hours“ eben keine Rolle.
Der Originaltitel „Satsa Allt“ bedeutet übersetzt „Aufs Ganze gehen“, was inhaltlich SO viel Sinn ergibt – anders als „After Hours“. Warum sich darauf dann nicht bezogen wird, entzieht sich meinem Verständnis. Wenn man denn unbedingt einen englischen Titel haben möchte, weil es vielleicht mehr Leserschaft anzieht, dann kann man doch einen wählen, der sich darauf bezieht, bspw. „All In“ oder so?
Ähnliches gilt im Übrigen für den Reihentitel, aber das habe ich in der anderen Rezension schon angesprochen.


Meine Meinung:
Auch wenn ich den Titel von allen dreien am schwächsten finde, gefällt mir dieser Band der Reihe inhaltlich am besten!
Ähnlich wie beim Vorgänger konnte mich zwar die Beziehung nicht hundertprozentig mitreißen und auch die Konflikte waren für mich im Prinzip alle vorhersehbar.
Die Autorin hat mit ihrer „Free Falling“-Trilogie das Romance-Rad nicht neu erfunden und es gibt sicherlich Romane, die in puncto Emotionalität viel mehr überzeugen können als diese Bücher.

Was die Bücher in meinen Augen allerdings lesenswert macht, ist das Setting. Einerseits ist, ganz allgemein, Stockholm als Hauptort der Handlung so malerisch und einladend beschrieben, dass man sofort Fernweh bekommt und am liebsten gleich den nächsten Flieger nach Schweden nehmen möchte. Tatsächlich hat mich vorher nie irgendetwas in die schwedische Hauptstadt gezogen (hauptsächlich, weil es mir dort einfach zu kalt ist), aber nachdem ich diese Bücher gelesen habe, ist Stockholm weit oben auf meiner Reise-Bucket-List gelandet.

Andererseits ist primär das Kanzleisetting das, was die Reihe von anderen Büchern hervorhebt. Aufgrund meines Studiums suche ich immer wieder nach Büchern, in denen die Protagonisten irgendetwas mit Jura zu tun haben (meistens sind es ja doch Medizin- oder Literaturstudenten…), einfach weil mich mein Fach begeistert und ich überzeugt davon bin, dass es auch anderen so geht! :D
Während Band 2 mich in dieser Hinsicht etwas enttäuscht hat, liefert „After Hours“ hier wieder voll ab. Der Fall, um den es hier geht (Parisa wird beschuldigt, die Investoren ihrer Firma betrogen zu haben), nimmt einen wesentlichen Teil der Handlung ein, es werden juristische Themen diskutiert und auch die Kanzlei und der Anwaltsberuf an sich sind wieder mehr im Vordergrund – all das aber, ohne gleichzeitig den Fokus zu verlieren oder allzu fachspezifisch zu werden. Die Autorin findet hier also die perfekte Balance zwischen Romantik und Juristerei, wobei man gleichzeitig auch merkt, dass sie selbst vom Fach ist und also Ahnung hat.

Darüber hinaus hat mir an „After Hours“ besonders gut gefallen, dass hier über Parisas Firma, die ein Testverfahren zur Erkennung von Endometriose entwickelt, ebendiese Krankheit angesprochen und ausgeführt wird. Die Protagonistin leidet selbst an Endometriose, sodass man sich auch als nichtbetroffene Leserin zumindest ungefähr vorstellen kann, wie es sein muss, mit dieser Krankheit zu leben. Ich würde von mir schon behaupten, dass ich ein bisschen über Endometriose weiß, aus Interesse und weil ich auch eine Frau bin. Trotzdem denke ich, dass ich durch „After Hours“ einen noch besseren Einblick bekommen und einiges erfahren habe, von dem ich noch nichts wusste. Gerade aus diesem Grund finde ich es wichtig, dass über solche Themen auch in Romance-Literatur geschrieben und sich fundiert damit auseinandergesetzt wird – was wie man deutlich merkt, die Autorin definitiv getan hat.

„Erst küsste er sie vorsichtig auf die wunderbar zarten Lippen, schmeckte Zuckerwatte und das Salz von den Pommes frites. Dann schmeckte er etwas, was er nie zuvor geschmeckt hatte. Es war gleichzeitig süß, zart und absolut himmlisch. Der Geschmack von ihr.“ (S. 230)

Parisa selbst ist eine tolle Protagonistin, zu der ich gleich auf Anhieb Zugang gefunden habe. Sie ist stark und intelligent, scheut sich nicht davor, ihre Meinung zu sagen und für ihren Standpunkt einzutreten, ist gleichzeitig aber auch sehr besonnen und denkt nach, bevor sie handelt. Sie war mir durchweg sympathisch und ich konnte mich super in sie hineinversetzen.
Ähnliches gilt für Johannes, der mir von allen drei männlichen Protagonisten der Trilogie sogar am besten gefallen hat. Er ist zwar eher still und zurückhaltend, aber das heißt nicht, dass er nicht wie auch Parisa für das einsteht, was ihm wichtig ist. In seiner Vergangenheit hat er einiges erlebt, wie man nach und nach erfährt. Zwar kann man sich davon einiges bereits früh denken, aber es ist trotzdem spannend, wie mit fortlaufender Handlung seine Geheimnisse gelüftet werden.
Johannes und Parisa passen wunderbar zusammen und ihre Chemie ist greifbar, was unter anderem auch daran liegt, dass man in Form einer wunderbar in die Geschichte eingefügten Rückblende miterlebt, wie die beiden sich in ihrer Kindheit kennen- und lieben gelernt haben.


Fazit:
Inhaltlich hat Helene Holmström mit „After Hours“ das Romance-Rad nicht neu erfunden, Vieles ist sehr vorhersehbar und die Geschichte folgt einem Muster wie viele Bücher des Genres. Auch die Emotionen der Figuren konnte ich nicht immer zu 100 % nachempfinden, da haben mir einfach das gewisse Etwas und die nötige Nähe gefehlt.
Trotzdem führen diese beiden Aspekte letztlich nur zu einem Abzug eines halben Punktes, denn der Rest ist einfach stimmig. Parisa und Johannes sind zwei tolle Figuren, denen man gerne folgt, die Autorin spricht wichtige Themen auf fundierte Weise an und das juristische Thema der Geschichte liegt wieder stärker im Fokus, ohne dabei das Wesentliche aus den Augen zu verlieren.
Damit ist „After Hours“ mein Lieblingsband der Trilogie!
4,5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.02.2022

Mitreißender historischer Roman mit eindrucksvoller Protagonistin

Das verschlossene Zimmer
0

Vielen lieben Dank an Bastei Lübbe und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Aufmachung des Buches ...

Vielen lieben Dank an Bastei Lübbe und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Aufmachung des Buches ist sehr hochwertig! Ich mag den Schutzumschlag aus etwas festerem Papier und die hervorgehobenen Druckdetails darauf, die Innengestaltung ist ähnlich schlicht, aber trotzdem sehr ansehnlich. Das Beste: das Buch hat ein Lesebändchen!
Das Cover an sich gefällt mir auch gut. Man sieht die Hände einer jungen Frau, die sie hinter ihrem Rücken verschränkt hat und in denen sie einen Schlüssel hält. Der Schlüssel ist dabei im Fokus, und auch wenn ein richtiger Schlüssel in der Handlung keine Rolle spielt, geht es metaphorisch schon um einen solchen – Vergleichbares lässt sich auch auf den Inhalt „Das verschlossene Zimmer“ übertragen. Es gibt zwar ein Zimmer, das verschlossen ist, und in das Marie zu Beginn der Handlung einbricht, aber viel wichtiger ist die metaphorische Bedeutung, die dieses Zimmer in der Geschichte einnimmt, und derer man sich erst mit fortlaufender Handlung bewusst wird.
Insgesamt ist die Aufmachung sehr stimmig und ansprechend!


Meine Meinung:
„Das verschlossene Zimmer“ spielt im Frühling 1939 in Polen, man weiß also vorher, wie das Buch vermutlich enden wird: mit dem Einmarsch des Deutschen Reichs.
Die Grundstimmung ist also zunächst einmal sehr beklemmend, was sich im Laufe der Handlung nur noch steigert, und auch viele Probleme und Konflikte sind von vornherein angelegt. Aber das ist ja etwas, was jeder historische Roman an sich hat – die Besonderheit an diesem Buch: Man verliert beim Lesen den geschichtlichen Ausgang des Geschehens sehr leicht aus den Augen, weil man so gefangen ist in der Welt der Protagonisten und gar nicht mehr daran denkt, dass man ja eigentlich weiß, wie es ausgeht. Das ist meiner Meinung nach genau das, was einen guten historischen Roman auszeichnet!

Denn auch wenn mir eigentlich bewusst ist, dass Deutschland am Ende der Handlung in Polen einfallen wird, dass der Antisemitismus im Laufe des Jahres, in dem das Buch spielt, immer stärker zunimmt und auch einen Teil unserer Figuren treffen wird, dass Frauen zu der Zeit kaum etwas erlaubt wurde und sie nicht ernstgenommen wurden, hat es „Das verschlossene Zimmer“ geschafft, mich das beim Lesen alles vergessen zu lassen, wodurch ich von dem Geschehen nur noch mehr mitgenommen wurde. So paradox es klingt: Man kennt den Ausgang – und trotzdem hat man keinen Schimmer, wo einen das Buch hinführen wird.


Das liegt hauptsächlich an den beiden Protagonisten, die das Buch tragen, und die aufgrund der Art und Weise, auf die die Autorin ihnen Leben eingehaucht hat, dem Leser sehr vertraut werden.
Vor allem Marie ist mir sehr schnell ans Herz gewachsen. Sie ist vielleicht vor allem zu Beginn der Handlung eher naiv und blauäugig, aber die Entwicklung, die sie durchläuft, ist nicht nur beeindruckend, sondern zeigt, dass sie bereits von Anfang an eine sehr starke Person ist. Sie ist zwar naiv, aber nicht auf eine nervige, unglaubwürdige Art, sondern eben so, wie man als Siebzehnjährige ist. Sie wirkt echt und greifbar, man kann sich gut in sie hineinversetzen und ihre Handlungen nachvollziehen.

„‚Ich hoffe, dass ich so dumm bin wie Bohnenstroh, denn wenn ich das nicht bin, wenn ich so intelligent bin, wie ich glaube, dann könnte ich Menschen helfen – und Sie würden mir die Möglichkeit nehmen, das zu tun. Wie viele Menschen auf dieser Welt haben unnötig gelitten, obwohl eine Frau ihnen doch hätte helfen können? Wie viele sind bereits gestorben? Welchen Verlust haben wir der Menschheit zugefügt durch die Annahme, dass die nützlichsten Fähigkeiten der Frauen zwischen ihren Beinen liegen?‘“ (S. 382)

Dazu kommt, dass sie sehr intelligent ist und schnell merkt, wenn jemand sie hereinlegen möchte oder sie nicht ernst nimmt. Wie sie darauf reagiert und teilweise mit den Menschen spielt, bringt einen einerseits zum Lachen, andererseits ist es beeindruckend, wie stark sie angesichts des Sexismus und des fehlenden Respekts, mit dem ihr begegnet wird, bleibt und damit umgeht. Viele Männer versuchen, sie kleinzumachen, lachen oder ignorieren sie, doch Marie schafft es stets, die größere Person zu bleiben, und das fand ich toll.
Als Leserin wird man zuweilen wütend über die Art, wie mit Frauen umgegangen wird, wie sich der Antisemitismus und Ungerechtigkeiten verbreiten. Wie Marie damit umgeht, macht sie zu einer tollen Protagonistin, die man gerne begleitet.


Dominik ist dagegen ganz anders als Marie. Während sie offen und warmherzig ist, ihr Herz auf der Zunge trägt und jedem mit Freundlichkeit begegnet, bleibt Dominik lange sehr verschlossen. Er verbirgt offensichtlich ein sehr weitreichendes Geheimnis, das mit Maries Mutter zu tun hat, aber man kommt einfach nicht dahinter, worum es sich dabei handeln soll. Es sind einige Kapitel auch aus seiner Sicht geschrieben, was allerdings nicht dazu führt, dass man ihm auf die Schlichte kommt, im Gegenteil. Man stellt natürlich die ganze Zeit eigene Theorien auf, nur um dann zu erkennen, dass man auf dem Holzweg war – wenig später greift man diese Theorie, die man doch eigentlich verworfen hatte, dann jedoch wieder auf, weil Dominik etwas gesagt oder gedacht hat, was in diese Richtung deutet, aber dann passt es doch wieder alles nicht zusammen. Ihr seht: Dominik ist eine komplizierte Figur, die man bis zur Auflösung am Ende nicht durchblicken kann. Dann jedoch ergibt alles einen Sinn und man merkt, dass man vielleicht doch gar nicht so falsch gelegen hat mit den eigenen Vermutungen; das Gefühl, die Lösung zu kennen, hat man jedoch zu keinem Zeitpunkt, selbst, wenn sich hinterher herausstellt, dass es doch so gewesen ist.


Inhaltlich vermittelt die Autorin nicht unbedingt viel historisches „Wissen“, auch die politischen Geschehnisse zu der Zeit werden so gut wie gar nicht beleuchtet; im Fokus steht eben Maries Suche nach ihrer Mutter. Allerdings schafft es Givney, wie bereits angerissen, wunderbar, die Grundstimmung der Zeit auf subtile Weise einzufangen. Dadurch, dass man miterlebt, was sich die Bewohner Krakaus untereinander erzählen, wie sie vor allem mit ihren jüdischen Mitmenschen umgehen und wie sich dieser Umgang im Laufe des Buches verändert, bekommt man einen Eindruck davon, wie es gewesen sein muss, zu der Zeit zu leben.
„Das verschlossene Zimmer“ hat ruhigere und auch rasantere Szenen, aber jede davon vermittelt dem Leser einen Einblick in das Leben einer jungen Polin im Jahr 1939. Man ist während der gesamten knapp 550 Seiten im Krakau der späten 30er-Jahre gefangen und kann sich nur schwer lösen.


Fazit:
„Das verschlossene Zimmer“ ist mein erster historischer Roman seit einer ganzen Weile und mein erster seit noch längerer Zeit, der mich so sehr mitreißen konnte, vor allem emotional. Das Buch hat alles: eine der Zeit geschuldete eher bedrückende Grundstimmung, dennoch viel Humor und noch mehr Liebe, gleichzeitig lauter Ungerechtigkeiten in vielen Formen, die beim Lesen Wut und Entsetzen auslösen, aber unterm Strich vermittelt er vor allem Hoffnung. Das liegt insbesondere an der Protagonistin Marie, die nicht nur so sehr clever ist, sondern auch eine unheimlich hohe emotionale Intelligenz hat. Sie ist so naiv wie jedes siebzehnjährige Mädchen, aber dafür nicht weniger inspirierend und beeindruckend. Dass sie nach Marie Skłodowska (oder Marie Curie) benannt wurde, war sicherlich kein Zufall! 😉
Große Empfehlung für alle Fans historischer Romane und diejenigen Leser*innen unter euch, die sich gerne mal an ein historisches Buch wagen wollen!
5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.02.2022

Ein Fantasy-Epos so genial wie erhofft!

Wolfszeit
0

Vielen lieben Dank an die Autorin für die Aufnahme in ihr Bloggerteam und das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich habe ...

Vielen lieben Dank an die Autorin für die Aufnahme in ihr Bloggerteam und das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich habe es bereits in meinen Rezensionen zu Band 1 und 2 gesagt und jetzt sage ich es wieder: Die Aufmachung ist der Wahnsinn! Zum einen natürlich wegen der wunderschönen Cover, die mit so viel Liebe zum Detail gestaltet sind! Auf jedem Cover der Reihe findet sich eine Schlüsselszene aus dem Buch wieder, was einem erst beim Lesen richtig bewusst wird, so auch hier. Aber auch das Innenleben der Bücher ist mit so viel Liebe gestaltet: Vorne findet man eine bunte (!!!) Karte von Juros und vor jedem Kapitel ist eine kleine Illustration einer wichtigen Szene.
Die Länge der Kapitel hat mich im ersten Band noch ein bisschen gestört (bin so ein Ich-muss-erst-noch-das-Kapitel-beenden-Leser), und auch wenn die Kapitel hier mit teils 40-50 Seiten wieder relativ lang sind, waren sie doch EIGENTLICH ZU KURZ. Aber ja, das gehört hier auch nicht mehr wirklich zur Aufmachung, ich schweife ab. Vorne ist ein Inhaltsverzeichnis, warum gibt es das in Büchern nicht mehr? Finde ich toll.
Die Bindung des Taschenbuchs ist hervorragend, man kann bequem lesen, ohne Angst vor Leserillen zu haben. Ihr könnt das Buch komplett aufschlagen, ich verspreche euch, der hübsche Rücken wird nicht knicken! Das ist nochmal extra toll, weil die Bücher nebeneinander im Regal einfach super aussehen, und dieser Anblick nicht durch Leserillen gestört wird.
Zum Reihen- und Buchtitel muss ich nicht mehr viel sagen, da kann ich euch eigentlich auf meine Rezensionen zu den Vorgängerbänden verweisen. Wie immer passt beides perfekt auf den Inhalt!


Meine Meinung:
Vorab: Ich versuche, die Rezension wie immer sachlich zu halten, aber wie ihr eben vielleicht schon gemerkt habt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass mir das hier nicht gelingen wird, gar nicht mal so gering, denn ich mochte das Buch wirklich SEHR!

Wer sich erinnert, weiß, dass mir der Einstieg in den zweiten Band ein wenig schwerfiel, weil zwischen dem Auftakt und der Fortsetzung ein gutes halbes Jahr vergangen ist, und zu Beginn von „Der zerbrochene Kreis“ auch noch ein wenig Aufbauarbeit geleistet wird. Nun ist zwischen Band 2 und 3 fast ein ganzes Jahr vergangen, und trotzdem war ich ab der ersten Seite wieder voll in der Geschichte.
Das liegt vermutlich hauptsächlich daran, dass in „Die schwarze Stadt“ der Konflikt, der in den Vorgängerbänden aufgebaut wurde, so richtig losgeht. Man merkt, wie die einzelnen Handlungsstränge miteinander verknüpft werden und beginnt, das Große Ganze zu sehen. Immer wieder werden hier Momente aus den anderen beiden Büchern aufgegriffen, von denen man eigentlich meinte, deren Sinn verstanden zu haben, den man aber jetzt erst so richtig begreift. Trotzdem ist die Geschichte natürlich mit diesem Band noch nicht auserzählt; einige Konflikte bleiben offen und es kommen neue hinzu. Man merkt, dass da noch mehr kommt und dass auf das große Finale erst noch hingearbeitet wird, dabei hat man jedoch nicht einmal ansatzweise das Gefühl, dass die Handlung irgendwie unnötig in die Länge gezogen wird. Es passt alles wunderbar so, wie es ist, der Spannungsaufbau, die Fütterung des Lesers mit Informationen und das gleichzeitige Vorenthalten von anderen sind perfekt.


Das liegt zum Teil auch daran, dass in „Wolfszeit“ alles die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient und auch braucht, ohne dass die Autorin irgendwo Abschnitte macht oder sich einem Aspekt zu stark widmet, angefangen mit dem Worldbuilding.
Gute High Fantasy macht meiner Meinung nach aus, dass die Welt und ihre Bewohner so ausgereift sind, dass ich ihre Existenz glaube; auch wenn ich objektiv weiß, dass ich mich gerade in einer fiktiven Welt befinde, muss es sich beim Lesen echt anfühlen. Das ist hier genau der Fall. Die Liebe zum Detail, die die Autorin bei der Beschreibung der Städte, der Schlachten, der unterschiedlichen Völker oder auch der einzelnen Figuren zeigt, sorgt dafür, dass man sich in Juros zuhause fühlt. Man kauft ihr alles ab, weil das, was sie schreibt, einfach Sinn macht. Jede Figur, jedes Volk, jeder Ort bekommt hier einen individuellen Stempel aufgedrückt; nichts ist perfekt, aber trotzdem – oder gerade deshalb – wirkt alles real und ist greifbar. Man lernt stets mehr von der Welt und hat immer das Gefühl, dass es noch etwas zu entdecken gibt, es ist, als sei „Wolfszeit“ ein Universum für sich, das stets unerschöpflich bleibt.
Eine High Fantasy ist dann gut geschrieben und ausgearbeitet, wenn ich beim Lesen zu der Überzeugung komme, dass es irgendwo eine Parallelwelt gibt, in der das, was ich da gerade in Form von Buchstaben vor Augen habe, real ist, und hier habe ich dieses Gefühl.

„‚Es ist nicht gerecht‘, sagte ihre Mutter. ‚Aber das Leben besteht nicht nur aus Weiß- und Schwarztönen, aus guten oder schlechten Entscheidungen. Meistens ist eine Sache weder das eine noch das andere, sondern eine Mischung aus beidem. Wir haben nur die Möglichkeit, den Grauton herauszupicken, der uns der hellste zu sein scheint.‘“ (S. 100)


Auch zu allen fünf Protagonisten hat man spätestens in diesem Band eine Bindung aufgebaut, eigentlich sogar schon viel eher, vielmehr fühlt es sich an, als würde man alte Freunde wiedersehen.
Dabei fällt hier sofort auf, dass diesmal neben Kaya der Fokus stärker auf Haku sowie Thea und Tkemen liegt, Figuren, die in Band 1 und 2 noch nicht alles zeigen konnten, was in ihnen steckt. Auch hier spiegelt sich also die Fähigkeit der Autorin wider, ihre Aufmerksamkeit geschickt so auf die Teile der Geschichte zu verteilen, die gerade relevant werden, und so „Wolfszeit“ mehr Tiefe zu verleihen. Bei so vielen Protagonisten geschieht es nämlich schnell, dass man als Leser entweder den Überblick verliert und dann so zu keinem eine Bindung aufbauen kann, weil keiner so richtig die Zeit hat, mehrere Facetten von sich zu zeigen, oder aber man ist gelangweilt, weil der Fokus zu stark auf den Figuren liegt und der Plot darunter leidet.

Hier ist alles jedoch, wie gesagt, in Balance, weil die Autorin sich nach und nach auf jeden einzeln konzentriert. Dadurch fügen sich die Figuren in die Handlung ein und treiben sie voran, während sie gleichzeitig an der fortlaufenden Handlung wachsen und sich weiterentwickeln können. Vor allem Tkemens Entwicklung hat mir hier super gefallen – das ist etwas, was ich noch nach dem zweiten Band niemals gedacht hätte! Dort hat mich seine Arroganz und Sturheit oft genervt, aber jetzt weiß ich, dass das alles notwendig war. Er musste fallen, um sich zu beweisen, und hat dadurch letztlich nur an Charakterstärke gewonnen.

Fazit:
„Wolfszeit“ ist eine Reihe, die einen ruhigen Start hat, die diesen aber auch braucht, wie sich mit fortlaufender Handlung zeigt. Die Zeit, die sich die Autorin für den Aufbau im Auftakt und im zweiten Band nimmt, zahlt sich spätestens im dritten Teil aus, als alles beginnt, zusammen- und auf den großen Konflikt am Ende zuzulaufen. Die Reihe brilliert durch ein hervorragendes Worldbuilding und spitze ausgearbeitete Figuren, die zusammen eine Welt schaffen, von der man davon überzeugt ist, dass sie gar nicht fiktiv sein kann, sondern irgendwo tatsächlich existiert. Alles ist perfekt aufeinander abgestimmt, was „Die schwarze Stadt“ letztlich zu einem Pageturner macht. Ich freue mich riesig auf den Abschluss der Reihe!
5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.02.2022

Grandioser Humor und fast ein Highlight!

Als wir Tanzen lernten
0

Vielen lieben Dank an den cbj-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den cbj-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Das Cover ist ein absoluter Blickfang und der Hauptgrund, aus dem ich das Buch überhaupt erst lesen wollte. Im Fokus ist der weiße Titel vor pinken Blumen, darunter ein Tanzendes Paar. Die beiden kommen dem ziemlich nahe, wie ich mir Evie und X vorgestellt habe. Insgesamt passt die niedliche Covergestaltung super zum Inhalt!


Meine Meinung:
Als ich das Buch angefragt hatte, habe ich hauptsächlich eine süße Liebesgeschichte erwartet. Die habe ich auch bekommen, wenn auch die Beziehung zwischen Evie und X letztlich nicht der Grund ist, aus dem mir „Als wir Tanzen lernten“ so super gefällt.
Auch wenn ich sehr überzeugt vom Inhalt bin, hat es zum Highlight leider nicht ganz gereicht, was vor allem an zwei Aspekten gelegen hat.

Zum einen war mir Evie durchweg zu passiv, manchmal auch ein bisschen zu schwarzmalerisch. Während ich über letzteren Charakterzug noch hinwegsehen konnte, weil Evie vom Wesen her schlicht sehr trocken und sarkastisch ist und ihr Pessimismus gerade in puncto Liebe durchaus seine Gründe hat, habe ich schlichtweg nicht verstehen können, wieso sie ihr Schicksal nicht einfach mal selbst in die Hand nimmt.
Das fängt an mit den Visionen: Würde ich wie sie plötzlich den Beginn, den Verlauf und das Ende von Liebesbeziehungen anderer Paare sehen können, wenn diese sich küssen, würde ich das anders als Evie nicht gleich einfach akzeptieren. Vor allem würde ich aber spätestens dann, wenn es meine Freunde oder mich selbst betrifft, alles daransetzen, dass ein negatives Ende, das ich gesehen habe, nicht eintritt. Evie weiß ja nicht einmal, dass das, was sie sieht, zwingend eintreffen wird. Sie versucht aber auch nicht, irgendetwas daran zu ändern oder irgendwie dagegenzusteuern, sie nimmt es einfach hin und wartet ab, bis sich ihre Vision erfüllt.
Gerade zum Ende hin kommt es dann zu Situationen, in denen ich sie, obwohl ich sie als Protagonistin eigentlich gernhabe, nicht verstehen kann. Das Ende selbst ist dann zwar sehr passend für den Rest der Geschichte, aber man fragt sich, ob es nicht vermeidbar gewesen wäre, wäre Evie nicht durchweg so passiv gewesen.

„Wäre er ein Einrichtungsgegenstand, wäre er ein wirklich hübscher Flokati.“ (S. 25)


Der zweite Punkt, der Sophia und mir irgendwann aufgefallen ist, ist die merkwürdige Schwerpunktsetzung. Anfangs dreht sich bei Evie alles um die Visionen – sie (und der Leser) fragt sich, woher sie kommen, was sie zu bedeuten haben, und wie Evie sie wieder loswerden kann. Dann kommt sie zur Tanzschule und einige Kapitel lang begleitet man sie und X beim Tanzenlernen. Als nächstes trägt Fifi (meine Lieblingsfigur, zu ihr später mehr :D), Evie und X auf, einander besser kennenzulernen, worum sich dann die nächsten paar Kapitel drehen.
Man erwartet eigentlich als Leser, dass diese drei Motive Evie wenn auch nicht immer gleichermaßen, dann doch wenigstens irgendwie gleichzeitig beschäftigen – zum Beispiel, dass Evie und X auch während ihrer Kennenlernphase Tanzunterricht bekommen, was vor allem angesichts des anstehenden Turniers eigentlich auch logisch wäre. Dem ist allerdings nicht so: Wenn sich die Autorin mit einem der Motive beschäftigt, geraten die anderen beiden (nahezu) vollständig in den Hintergrund. Im letzten Drittel werden die drei Themen dann nacheinander quasi „abgehakt“ und es kommt zu einer relativ einfachen, für mein Empfinden zu lapidaren Lösung für jeden Konflikt.
Das finde ich insofern schade, als dass dadurch keines dieser Motive so richtig an Tiefe gewinnt.


Das klingt jetzt alles aber doch viel negativer, als ich es eigentlich meine: Sowohl Evies Passivität als auch die Schwerpunktsetzung der Autorin führen letztlich nur dazu, dass „Als wir Tanzen lernten“ nicht ganz das Highlight wird, was es hätte sein können. Denn der Rest ist absolut grandios, allem voran der Humor!
Ich habe bereits Evies trockene und sarkastische Art erwähnt, aber auch X ist sehr schlagfertig und frech unterwegs. Das macht die beiden nicht nur einzeln sehr sympathisch, auch zusammen harmonieren sie wunderbar miteinander. Die Schlagabtausche, die sie (nicht nur, aber vor allem anfangs) miteinander führen, sind sehr amüsant zu lesen!
Auch die Nebenfiguren haben alle einen tollen Humor. Bemerkenswert ist, dass jede Figur auf ihre eigene Weise Lacher beim Leser hervorruft. Vor allem Fifi, die Tanzlehrerin von Evie und X, mit ihrer herrlich direkten und unverblümten Art hat sich in mein Herz geschlichen! Zwar wirkt ihr osteuropäischer Akzent anfangs vielleicht etwas befremdlich und gewöhnungsbedürftig, aber ich denke, das liegt hauptsächlich einfach an der Übersetzung. Jedenfalls konnte ich mich schnell daran gewöhnen und mich über ihre Kommentare köstlich amüsieren.

„Sie schnaubt abschätzig. ‚Wie heißt Spruch von Pferd und Zaumzeug?‘
‚Man soll das Pferd nicht von hinten aufzäumen‘, antwortet X.
‚Ja genau.‘ Sie nickt. ‚In diesem Fall, kümmere dich nicht um Zaumzeug, weil Pferd ist vielleicht tot.‘“ (S. 103)

Auch wie die Autorin über Listen oder Einwürfe der Protagonistin mit Tropes und Erzählmustern in Romance oder Romantasy-Geschichten spielt, während sie selbst einiges davon anwendet (was dann natürlich von Evie kommentiert wird), ist sehr charmant. Hinzu kommt der sehr umgangssprachliche und nahbare Schreibstil, und man hat „Als wir Tanzen lernten“ ruckzuck beendet.

Abschließend noch ein weiterer Aspekt, der mir an dem Buch neben dem Humor sehr gefallen hat: Es geht durchweg um das Motiv „Beginn und Ende“ (oder wie auch immer man das nennen möchte). In jedem Konflikt in „Als wir Tanzen lernten“ findet es sich wieder, und mir hat die Art, wie die Autorin es auf unterschiedlichste Weise umgesetzt hat, sehr gut gefallen.


Fazit:
Auch wenn die Schwerpunktsetzung der Autorin teils seltsam ist, was dafür sorgt, dass die Auflösung der einzelnen Konflikte am Ende eher faul als geschickt wirkt, und auch wenn Evie für mein Empfinden zu passiv ist, ist „Als wir Tanzen lernten“ ein großartiges Buch, das es, wäre es nicht um diese beiden Aspekte, sogar zum Highlight geschafft hätte.
Das hat es vor allem dem hervorragenden Humor zu verdanken, mit dem „Als wir Tanzen lernten“ glänzen kann – insbesondere durch Fifi, die Tanzlehrerin der Protagonisten. Man hat beim Lesen unheimlich viel Spaß und muss mehr als nur ein paar Mal laut auflachen. Meine beiden Kritikpunkte sorgen also bloß für einen halben Punkt Abzug, und ich gebe dem Buch wohlverdiente 4,5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.02.2022

Eigentlich sogar besser als der Auftakt, aber das Ende enttäuscht

The Magpie Society - Aller bösen Dinge sind drei
0

Vielen lieben Dank an den cbj-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Die ...

Vielen lieben Dank an den cbj-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Die Aufmachung der Dilogie finde ich absolut gelungen. Beide Cover harmonieren wunderbar miteinander dadurch, dass sie vom Grundaufbau her sehr ähnlich gestaltet sind: Auf beiden Covern sieht man im Vordergrund den Titel der Dilogie „The Magpie Society“, auf dem ersten Band in lila, auf dem zweiten in orange (nebenbei: finde es toll, dass hierfür die Kontrastfarbe gewählt wurde!), im Hintergrund Elstern und die Silhouette der Illumen Hall.
Die Cover unterscheiden sich jedoch in den Details entscheidend: Während auf dem des Auftakts nur eine Elster zu sehen ist, zeigt das dieses Buches zwei, was – kennt man den Inhalt – Sinn ergibt.
Die Untertitel finde ich im Original passender (Band 1: „One for sorrow“, Band 2: „Two for joy“), aber die deutschen passen ebenfalls.


Meine Meinung:
Mir hat ja bereits der Auftakt der Dilogie bis auf wenige Kleinigkeiten sehr gut gefallen, und eigentlich könnte ich sagen, dass ich diesen Band insgesamt sogar noch viel spannender fand. Das Ende sorgt jedoch leider dafür, dass mein Eindruck von der Reihe im Gesamten nicht mehr ganz so positiv ausfällt.


Aber fangen wir erstmal mit etwas Lob an:
In meiner Rezension zum Auftakt hatte ich kritisiert, dass ich die beiden Protagonistinnen Audrey und Ivy nicht voneinander hätte unterscheiden können, wenn am Kapitelanfang nicht jeweils der Name genannt worden wäre, da der Erzählton beider Figuren für mein Empfinden viel zu ähnlich war.
Hier ist in diesem Punkt eine deutliche Steigerung zu erkennen. Zwar habe ich die Perspektiven zwischendurch durchaus immer mal wieder verwechselt, allerdings fiel es mir trotz allem insgesamt leichter, die Kapitel von Audrey und Ivy auseinander zu halten. Der Ton der beiden unterscheidet sich zwar immer noch nicht allzu sehr voneinander, aber immerhin doch so sehr, dass ab und zu wesentlich leichter erkennbar war, aus wessen Sicht nun geschrieben wurde.


Auch mit den beiden Protagonistinnen an sich konnte ich dieses Mal viel besser warmwerden als noch im Auftakt, vor allem mein Verhältnis zu Audrey hat sich stark verbessert. Sowohl sie als auch Ivy verhalten sich in meinen Augen allerdings immer noch sehr kindlich, aber das kann ich ihnen nach wie vor nicht vorhalten, da sie eben noch Teenager sind und demnach ab und zu durchaus etwas impulsiv handeln dürfen – jüngeren Leser*innen dürfte dieser Punkt bestimmt nicht so stark auffallen wie mir. Das liegt wieder einfach daran, dass ich mit meinen 22 Jahren schon aus der Zielgruppe falle.
Trotzdem kann ich nicht verschweigen, dass ich an einer Stelle auch mal genervt von den beiden gewesen bin; das liegt aber, denke ich, weniger daran, dass die Figuren im Buch noch so jung sind, sondern schlicht an fehlender Kommunikation, wovon ich per se nicht so gerne lese.
Nichtsdestotrotz sind Ivy und Audrey auch in der Fortsetzung tolle Protagonistinnen, die man gerne begleitet und in die man sich gut hineinversetzen kann!

Die Nebenfiguren bleiben allerdings auch in diesem Band wieder eindimensional und blass, selbst diejenigen, die für die Handlung relativ wichtig sind. Das mag wieder an der Zielgruppe liegen, aber ich finde nicht, dass Figuren blass ausgestaltet sein müssen, nur weil das Buch an Jüngere gerichtet ist. Diese Blässe führt letztlich dazu, dass die Figuren durchschaubar bleiben und Vieles sich im Vorfeld erahnen lässt.


Trotz aller Vorhersehbarkeit gilt aber auch hier wieder: „The Magpie Society“ ist spannend, Band 2 sogar noch mehr als der Auftakt! Es gibt hier weniger ruhigere Zwischenmomente, der Fokus ist noch stärker auf den Ermittlungen, Ivy und Audrey müssen sich noch mehr Hürden und unvorhergesehenen Ereignissen stellen. Die Spannungsdichte ist in „Aller bösen Dinge sind drei“ enorm hoch. Hinzu kommt, dass man zwar Vieles vorher erahnen kann, aber das Rätsel um Lola und Clover bleibt stets das: ein Rätsel. Man stellt seine eigenen Theorien auf und verwirft sie wieder, sobald Audrey und Ivy etwas Neues herausfinden, stets stellt man sich die Frage: Wer hat Lola denn nun getötet?
Das ist und bleibt ein Mysterium, ebenso wie alles rund um die Magpie Society. Das haben die beiden Autorinnen wirklich geschickt aufgebaut und den Leser in ein Chaos verstrickt, aus dem er von alleine nicht mehr herausfindet.

Jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt. Dort hat sich bei mir nämlich ein Verdacht eingestellt, den ich eigentlich relativ schnell wieder verworfen habe – nicht etwa, weil andere Hinweise davon weggeführt hätten, sondern aus der schlichten Hoffnung, die Autorinnen mögen doch bitte ein anderes Ende gefunden haben. Denn das, was ich da vermutet hatte, würde in meinen Augen einfach keinen Sinn ergeben und mich unbefriedigt zurücklassen. Ich würde aufgrund allem, was man bisher so erlebt hat, einfach viel mehr von der Lösung des Rätsels erwarten, als das, was sich an diesem gewissen Punkt in meinem Kopf eingenistet hat, insbesondere auch, weil es einfach nicht zu dem Eindruck passen würde, den man vor allem durch den Auftakt von der Geschichte und ihren Figuren erhalten hat.

So also meine Gedanken zu diesem Verdacht. Tja, genau dieser hat sich dann am Ende leider bewahrheitet und ich war stark enttäuscht von der gesamten Dilogie. All das Drama für diese Auflösung?
Der Weg, für den sich die beiden Autorinnen dann also entgegen meiner Hoffnungen letztlich tatsächlich entschieden haben, macht in meinen Augen das gesamte spannende Leseerlebnis und auch die eigene Rätselei zunichte, weil es einfach nicht passt.
Im Prolog zeichnet sich die Lösung rückblickend zwar durchaus ab (insofern passt es also jedenfalls dazu), aber vor allem mit Blick auf den Auftakt wirkt es schlicht so, als wäre dieses Ende nicht von Anfang an geplant gewesen und wäre im Sinne einer Schnapsidee den Autorinnen noch im Schreibprozess eingefallen. Das gesamte Verhalten einer gewissen Person vor allem im ersten Teil, aber auch noch in diesem Band widerspricht der Lösung.

Darüber hinaus führt dieser Lösungsweg dazu, dass viele Konflikte damit viel zu lapidar und „mal eben“ gelöst werden, insbesondere alle Fragen, die sich im Hinblick auf die Magpie Society im Laufe der Handlung stellen, werden meiner Meinung nach nicht zufriedenstellend gelöst. Ich hätte mir da schlicht viel mehr erhofft!


Um die Rezension noch mit ein paar netten Worten abzuschließen:
Das Setting in der Illumen Hall hat mir wieder sehr gut gefallen. Insbesondere durch die ganzen Geheimgänge wirkt die Schule wieder grandios mysteriös; zusammen mit dem englischen Regenwetter und der düsteren Grundstimmung erhält man hier ganz wunderbare dark academia-Vibes.


Fazit:
„The Magpie Society: Aller bösen Dinge sind drei“ ist eigentlich durchweg ein Pageturner, der zwar insbesondere im Hinblick auf die Figuren nicht allzu tiefgründig oder vielschichtig ist, der aber trotzdem eine enorm hohe Spannungsdichte aufweist und trotz einiger Vorhersehbarkeit fast bis zum Schluss fesseln kann.
Das Ende enttäuscht jedoch einfach nur. Es passt zum einen nicht zu dem Bild, das man vor allem durch den Auftakt von den Figuren und dem Rätsel hat, zum anderen werden viele Konflikte, insbesondere all diejenigen rund um die Magpie Society viel zu lapidar gelöst.
Ende vom Lied: Das Buch lässt einen sehr unzufrieden zurück, wodurch im Nachhinein der Eindruck der gesamten Reihe heruntergezogen wird, und ich trotz des starken Anfangs und Mittelteils wegen der letzten 30 Seiten einen ganzen Punkt abziehen muss.
3,5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere