Ein guter Plottwist, dem Rest fehlt es an Originalität
Stadt der Elfen - BerührtVielen lieben Dank an den cbt-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.
Aufmachung:
Das ...
Vielen lieben Dank an den cbt-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.
Aufmachung:
Das Cover gefällt mir gut. Man sieht eine junge Frau, die wohl Alina darstellen soll, in einem roten Kleid, das unten in schwarze Spinnweben übergeht, und im Hintergrund den Elizabeth Tower mit der Westminster Bridge in London.
Das Bild gefällt mir nicht nur deshalb so gut, weil es mit dem farblichen Kontrast von Rot und Blau spielt und insgesamt sehr dynamisch wirkt, sondern vor allem, weil der Bezug zum Inhalt sehr stark ist. Bevor einem dies auffällt, nimmt man das Cover als typisches Cover eines Jugendfantasy-Romans wahr, aber sobald man den Bezug einmal hergestellt hat, ist es mehr als offensichtlich.
Der Titel „Stadt der Elfen“ gefällt mir schlicht deshalb schon, weil er die Übersetzung des Originaltitels „City of Fae“ ist, aber auch aus dem Grund, weil er sich ebenfalls (wie auch der Untertitel „Berührt“) im Inhalt wiederfindet.
Meine Meinung:
„Stadt der Elfen“ ist wieder mal so ein Buch, bei dem ich nicht so richtig weiß, was ich dazu schreiben soll, da ich es nicht unbedingt schlecht fand, aber wirklich gut geschrieben ist es nicht und inhaltlich bleibt es ebenfalls nicht besonders positiv im Gedächtnis (wenn überhaupt).
Letzteres liegt hauptsächlich daran, dass es jeglichem Element in dieser Geschichte (bis auf einem, dazu später) an Originalität fehlt: die Protagonisten und auch sämtliche Nebenfiguren sind austauschbar, die Handlung spielt zwar in London, aber bis auf Beschreibungen alter U-Bahn-Tunnel findet hier keinerlei Worldbuilding statt, und das Grundgerüst der Geschichte findet sich ebenfalls so oder so ähnlich in vielen anderen Büchern aus dem Genre wieder.
Nun ist mir bewusst, dass noch kein Autor das Rad neu erfunden hat, und Wiederholungen innerhalb eines Genres irgendwann unvermeidbar sind (gerade, wenn etwas, wie hier die Fae aktuell gehyped wird). Aber wenn ein Buch ansonsten auch nicht weiter hervorsticht, fällt das eben negativ auf.
Das führt letztlich nur dazu, dass man die Figuren und die Handlung durchweg über eine unüberbrückbare Distanz beobachtet, wodurch die gesamte Geschichte nur wenig greifbar bleibt.
Einzig der Plottwist der Geschichte hat dafür gesorgt, dass ich im Mittelteil dann doch kurzzeitig überzeug von „Stadt der Elfen“ war. Dort wird nämlich etwas gelüftet, womit ich in der Gestalt überhaupt nicht gerechnet hätte, und was ich auch in anderen Büchern so bisher noch nicht gelesen habe. In diesem Punkt zeigt die Autorin dann also, dass sie Originalität eben doch kann, wenn sie will.
Ich kann, ohne zu spoilern, jetzt natürlich nicht viel weiter darauf eingehen, aber das Konzept dieser Enthüllung hat mich so fasziniert, dass ich kurzzeitig doch tatsächlich nicht aufhören konnte, zu lesen. Das legt sich dann aber leider auch wieder relativ schnell, weil die Autorin, abgesehen von dem einen Enthüllungsmoment, nicht weiter darauf eingeht, obwohl man diesen Teil der Geschichte durchaus weiter hätte ausbauen können. Das hätte dem Ganzen vermutlich gerade die Tiefe gegeben, die dem Buch fehlt, denn auch in anderen Aspekten bleibt „Stadt der Elfen“ ähnlich oberflächlich.
Normalerweise würde ich an dieser Stelle jetzt nämlich etwas zu den beiden Protagonisten Alina und Reign schreiben, aber da gibt es tatsächlich einfach nichts Erwähnenswertes. Beide sind ganz nett und irgendwie auch sympathisch, aber für irgendeinen Charakterzug, den man ihnen zuschreiben könnte, fehlen ihnen jegliche Ecken und Kanten. So ist Alina zum Beispiel mal ganz die hartnäckige Journalistin, nur um dann ein paar Seiten weniger das Offensichtliche nicht anzusprechen oder Wesentliches nicht zu hinterfragen, obwohl man das als Leser an diesen Stellen von ihr eigentlich erwartet.
Reign auf der anderen Seite soll wohl der Bad Boy mit dem weichen Kern sein, aber irgendwie ist er weder das eine noch das andere. Mal ist er ruppig, mal frech und schlagfertig, mal ganz lieb, aber nichts davon wirklich konsequent, so dass seine Figur logisch erscheinen würde. Beide sind da, beide handeln, und beide verlieben sich irgendwann ineinander (glaube ich), aber nichts davon hängt irgendwie miteinander zusammen geschweige denn entwickelt sich.
Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, man wollte hier eine Feyre und einen Rhys erschaffen, aber das ist nicht so ganz gelungen.
Die Inkonsistenz, die die Autorin beim Characterbuilding an den Tag legt, zeigt sich im Übrigen in der gesamten Handlung.
Vor allem anfangs stolpert man beim Lesen über viele Stellen, die im Kontext nur wenig Sinn ergeben oder wo augenscheinlich der Kontext völlig fehlt. Oft springt die Autorin in der Handlung auch umher, sodass man nur schlecht folgen kann.
Nach dem oben bereits erwähnten großen Plottwist macht das Ganze durchaus irgendwie Sinn, aber trotzdem ändert sich ab diesem Punkt der Schreibstil nicht, was man eigentlich hätte erwarten können, wenn die Zusammenhanglosigkeit ein Stilmittel gewesen wäre. So ist das für mich bloß ein Zeichen eines unausgereiften Schreibstils.
Insgesamt ist das Buch also nicht langweilig, sondern zeitweise sogar sehr interessant – wie gesagt, der Plottwist hat mich echt vom Hocker gehauen! –, aber dieser Aspekt führt leider dazu, dass das Buch eher unausgereift denn wie der nächste Stern am Fantasy-Himmel wirkt, trotz der Fae.
Fazit:
Das Buch glänzt vor allem durch zwei Dinge: die Abwesenheit von Originalität und einem wirren, oft kontextlos erscheinenden Schreibstil.
Zwischendurch hat man das Gefühl, dass die Autorin die Kurve vielleicht doch noch kriegt, weil sie einen mit einem überraschenden Plottwist kurzzeitig von „Stadt der Elfen“ überzeugen kann. Kurz darauf findet die Autorin aber auch schon wieder zu ihrem anfänglichen, sprunghaften Stil zurück. Vor allem, dass Pippa DaCosta sich schlicht gar nicht um das World- oder Characterbuilding gekümmert hat, fand ich schade, denn der Plottwist zeigt, dass dieser Auftakt durchaus Potenzial gehabt hätte.
So werde ich den zweiten Band der Dilogie vermutlich nicht lesen, da ich bis jetzt einfach kein Interesse für die Handlung oder die Figuren aufbringen konnte. Der Plottwist – ich kann es nicht oft genug sagen – hat mich jedoch so sehr überzeugt, dass ich dem Buch letztlich doch 3/5 Lesehasen statt nur 2 gebe.