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Veröffentlicht am 16.01.2022

Grandiose Idee, zu langsames Erzähltempo

Die Schwestern Grimm
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Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir richtig gut! Nicht nur wegen der Goldfolierung, die natürlich ein Hingucker ist. Sondern vor allem auch wegen des Vollmondes, der hinter dem geöffneten Tor hervorscheint. Das spiegelt sich im Plot stets wider und erhält dadurch auch inhaltlich eine Bedeutung. Allerdings finde ich nicht, dass dadurch der für eine Broschur doch hohe Preis von 17 € gerechtfertigt ist – auch wenn das Buch mit 600 Seiten sehr dick ist. Abgesehen von der Goldfolierung auf dem Cover hat das Buch keine besondere Gestaltung, nicht einmal einen etwas dickeren Einband oder Artwork o.Ä. in den Innenklappen – die sind schlicht orange. Selbst wenn mich der Klappentext also eindeutig anspricht, würde ich das Buch im Laden deshalb wieder weglegen.


Meine Meinung:
„Die Schwestern Grimm“ ist mal wieder so ein Buch, bei dem ich nicht weiß, was ich schreiben soll. Es ist nicht so, dass es objektiv schlecht wäre! Es hat mich allerdings auch nicht wirklich unterhalten.
Ich habe mir von dem Buch eine eindrucksvolle, spannende Urban Fantasy erwartet – das Potenzial dafür ist eindeutig vorhanden, wurde jedoch leider nicht genutzt.

Die Autorin hat sich mit den Grimm-Schwestern und ihren Kräften ein neuartiges, interessantes Magiesystem ausgedacht, das auf Altbekanntem beruht, dessen Umsetzung mir so aber bisher noch nicht untergekommen ist. Die vier Protagonistinnen verfügen über Elementmagie, die von dem Dämon Wilhelm Grimm, der ihr Vater ist, stammt. Wie der Name des Dämons schon vermuten lässt, ist „Die Schwestern Grimm“ eine Märchenadaption – aber keine, wie man sie gewohnt ist, sondern eine, die einen der Schöpfer dieser Märchen in ein neues Licht stellt!
Dabei wird auf einige der grimmschen Märchen Bezug genommen, beispielsweise Rotkäppchen oder Rapunzel. Die Hinweise auf diese Märchen sind mal mehr, mal weniger offensichtlich, und es ist hochspannend, die Verbindung der Protagonistinnen zu den alten Geschichten herzustellen und Parallelen zu finden.

Die Grimm-Schwestern werden dabei gejagt von „Sternen“, Soldaten deren einzige Aufgabe es ist, mit den Grimm-Mädchen auf Leben und Tod zu kämpfen. Ein klarer Bezug zum Jäger, zum Großen Bösen Wolf.
Das wird garniert von der Geschichte über „Everwhere“, einem magischen Ort, an dem für die Grimm-Mädchen praktisch alles möglich ist und den nur sie frei besuchen und verlassen können – das wiederum erinnert stark an das Wunderland (auch wenn das kein Märchen der Grimm-Brüder ist).
Das Konzept des Buches finde ich also schlicht grandios, was anderes kann ich dazu nicht sagen!


Die Umsetzung insgesamt ist allerdings größtenteils langweilig, was super schade ist. Aber die meiste Zeit verbringt die Autorin mit uninteressanten Dialogen oder unwichtigen Beschreibungen – viele Seiten lang bewegt sich die Handlung auf einer Stelle, und das immer wieder über das ganze Buch verteilt. Zwar gibt es durchaus schnellere, spannende Szenen, aber die halten sich stark in Grenzen. Dem Buch hätten sicher gut 200 Seiten weniger, aber dafür ein stark angezogenes Erzähltempo sehr gutgetan. So zieht sich die Handlung stark und man verliert trotz des hochspannenden Grundgerüsts schnell das Interesse an „Die Schwestern Grimm“.

Dazu kommt, dass das Ende wirklich der Inbegriff von antiklimaktisch ist. Aufgrund des sehr langsamen Aufbaus erwartet man ein Ende, das einen regelrecht vom Hocker reißt, irgendetwas Fulminantes, Explosives oder auch nur Überraschendes. Aber auf all dies wartet man hier vergeblich, denn es passiert tatsächlich einfach nichts. Der Konflikt wird mit einem Handwink auf wenigen Seiten ganz einfach gelöst ohne irgendeinen Wendepunkt oder eine unvorhergesehene Schwierigkeit oder sonst etwas, das das Ende spannend gemacht hätte. Man fragt sich: Wozu dann der ganze Tamtam vorher?


Ähnlich enttäuschend sind zuletzt die vier Protagonistinnen.
Mit keiner konnte ich eine richtige Bindung aufbauen, nicht einmal mit Goldie, deren Kapitel als einzige aus der Ich-Perspektive geschrieben sind. Warum das im Übrigen so ist, habe ich bis jetzt nicht verstanden, da sie nach meinem Verständnis nicht anders oder wichtiger dargestellt wird als die anderen drei (bzw. vier, wenn man Leo dazuzählt).
Zwar lernt man sie alle nach und nach besser kennen, dabei konnte ich eine gewisse Distanz jedoch nie überbrücken. Alle vier bleiben gleichermaßen blass, eindimensional und bedeutungslos. Ich hatte keinerlei Berührungspunkte mit ihnen, und auch das hat letztlich dazu beigetragen, dass mich „Die Schwestern Grimm“ auf lange Sicht nicht fesseln konnte.


Fazit:
Das Buch hätte das nächste, großartige Urban Fantasy-Highlight werden können, denn das Potenzial dafür hat es jedenfalls. „Die Schwestern Grimm“ hat ein unglaublich spannendes Grundgerüst mit einem einzigartigen Magiesystem und vielen Parallelen zu bekannten Märchen.
Die Umsetzung dagegen ist jedoch größtenteils langweilig. Das macht das Buch zwar nicht unbedingt schlecht, aber es braucht doch viel Motivation, die 600 Seiten durchzulesen, da die Handlung oft auf der Stelle tritt und auch die Protagonisten allesamt blass bleiben.
Insgesamt ist „Die Schwestern Grimm“ also leider eine Enttäuschung trotz des grandiosen Konzepts. Weil mir ein solches bisher aber noch nicht untergekommen ist, gebe ich dem Buch trotzdem noch 3/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 16.01.2022

Wohlfühl-Romance mit viel Humor

Heartbreak Boys
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Vielen lieben Dank an den one-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir ...

Vielen lieben Dank an den one-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir richtig gut! Ich mag den Comic-Stil, die poppigen Farben und die Hinweise auf Instagram. Nate und Jack sehen nicht nur so aus, wie ich sie mir vorgestellt habe, das Cover hat auch sonst genau den gleichen „Vibe“ wie das Buch.
Der Titel passt natürlich ebenfalls, immerhin nennen Jack und Nate ihren Instagram-Account auch „HeartbreakBoys“.

Meine Meinung:
Der Inhalt hat mich ebenfalls überzeugt.
Bereits zu Anfang wird schnell deutlich, dass „Heartbreak Boys“ sehr humorvoll ist und insgesamt nicht allzu ernst genommen werden sollte. Es ist eine typische young adult-Wohlfühl-Romance mit Roadtrip, die zwar durchaus Klischees aufweist, diese aber so geschickt einsetzt, dass sie zum Stilmittel werden, das den Charme des Buches ausmacht.

Besonders kennzeichnend für „Heartbreak Boys“ ist, dass viele Situationen extrem überspitzt, „over the top“ dargestellt sind und dadurch oft auch sehr konstruiert wirken. Das fällt jedoch beim Lesen überhaupt nicht negativ auf, im Gegenteil!
Gerade dadurch, dass die genannten Klischees gezielt zum Überspitzen dieser Situationen eingesetzt werden, kauft man dem Buch jegliche Übertreibung ab. Man merkt, dass der Autor vieles sehr ironisch meint; das trägt zum Humor des Buches bei und man hat beim Lesen viel Spaß. So fädelt er zum Beispiel auch viele Memes in die Handlung ein („OK, Boomer“, Karen), ohne dass es irgendwie gezwungen wirkt. Alles – die überspitzte Darstellung, die Klischees, der Humor – harmoniert einfach wunderbar miteinander und führt dazu, dass „Heartbreak Boys“ trotz allem sehr echt und lebensnah wirkt.
Der Autor schafft es, den richtigen Ton sowohl für die Protagonisten als auch für seine Zielgruppe zu finden.


Die Protagonisten selber sind zwei hervorragend konturierte Charaktere. Jack und Nate sind grundsätzlich sehr gegensätzlich und haben auf dem ersten Blick nicht viel miteinander gemeinsam, aber je besser man die beiden kennenlernt, desto stärker ist die Chemie zwischen beiden greifbar und desto mehr kann man sich auch in sie hineinversetzen. Besonders liebenswert fand ich es, dass Jack immer ein bisschen zu quirlig, und Nate stets grummelig unterwegs war. Diese Dynamik zwischen den beiden macht einen großen Teil des Buches aus, und der Autor hat das mit seinem Humor wunderbar umgesetzt!

„‚Lebe wohl, mein Prinz‘, flüstere ich ihm zu. ‚Schöne Träume, mein stattlicher holder Jüngling!‘ ‚Hau ab, Jack‘, brummt Nate.“ (S. 202).

Beide haben in ihrem Leben schon Unterschiedliches erleben müssen, vor allem Jack ist bisher viel Homophobie ausgesetzt gewesen – einiges davon erlebt der Leser im Laufe der Handlung auch mit.
Der Umgang beider Jungs damit ist sehr unterschiedlich, dafür aber nicht weniger nachvollziehbar. Man bekommt einen Eindruck davon, wie Jack und Nate jeweils mit ihren Dämonen kämpfen müssen und wie sie daran wachsen. Die Art und Weise der Umsetzung ist sensibel und erfolgt mit der nötigen Ernsthaftigkeit, ohne dabei den humoristischen, ironischen Unterton des Buches zu verlieren. Das hat mir sehr gut gefallen! Ähnliches gilt im Übrigen für die romantischen Szenen – es ist genug Gefühl dabei, um verzückt ins Schwärmen zu geraten, aber sie sind gleichzeitig mit so viel Humor gespickt, dass man auch in diesen Situationen oft nicht anders kann, als laut loszulachen.

„‚Du kannst die Gefühle anderer nicht kontrollieren‘, meint Maria. ‚Das ist unmöglich, und du solltest es auch nicht versuchen. Das ist ihr Leben, und das hier ist deins. Du brauchst deine eigenen Besten Tage.“ (S. 246)

Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet im Übrigen Nates kleine Schwester Rose – mein heimlicher Favorit des Buches! Das Kind ist erst acht (?) Jahre alt und haut einen Spruch nach dem anderen raus und sorgt damit für Überraschung in vielerlei Hinsicht. Man rechnet nicht damit, dass ein Kind in ihrem Alter so abgeklärt und schonungslos ehrlich ist, aber die Art, wie sie dargestellt wird, sorgt dafür, dass man es ihr abkauft. Sie ist „nur“ eine Nebenfigur, erhält dadurch aber einen greifbaren Charakter und fügt sich wunderbar in die Handlung ein, statt einfach nur „da“ zu sein.

„Rose verdreht die Augen. „Genau das, was diese Würstchenparty braucht – noch ein Würstchen.‘“ (S. 267)

Gleiches gilt auch für die anderen Nebenfiguren – es ist mir keine untergekommen, die sich für mich nicht echt angefühlt hat und in meinem Empfinden keinen Platz im Buch gehabt hätte. Das fällt hier besonders positiv auf!


Insgesamt hatte ich also unheimlich viel Spaß beim Lesen. Mein einziger Kritikpunkt und der Grund, weshalb „Heartbreak Boys“ es für mich nicht zum Highlight geschafft hat, ist, dass der Autor an einigen Stellen ruhig noch etwas mehr in die Tiefe hätte gehen können; insbesondere der Konflikt am Ende des Buches ist in meinen Augen zu einfach gelöst. Das ändert letztlich aber auch nichts daran, dass „Heartbreak Boys“ eine wundervolle, spaßige Wohlfühl-Romance ist, aus der man trotz der teils fehlenden Tiefe sehr viel mitnehmen kann.


Fazit:
„Heartbreak Boys“ zeichnet sich vor allem durch den herrlich überspitzten, ironischen Humor aus, der oft dafür sorgt, dass Szenen doch etwas unrealistisch werden, ohne gleichzeitig dabei unglaubwürdig zu werden. Der kluge Einsatz mancher Klischees, Memes oder frecher Nebenfiguren sorgt dafür, dass man dem Buch alles abkauft und beim Lesen unheimlich viel Spaß hat.
Zwischendurch wünscht man sich zwar ein wenig mehr Tiefe, aber trotzdem ist „Heartbreak Boys“ ein Buch, das man gerne und auch gerne wieder liest!
4,5/5 Lesehasen.

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  • Cover
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  • Handlung
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Veröffentlicht am 09.01.2022

Bleibt nicht lange im Gedächtnis

Anti-Boyfriend
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Vielen lieben Dank an den Lyx-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich bin sehr froh, ...

Vielen lieben Dank an den Lyx-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich bin sehr froh, dass das Buch bloß ein ebook ist und sich niemand – einschließlich mir! – das Cover für längere Zeit ansehen muss. xD
Von Personen auf dem Cover bin ich sowieso nicht der größte Fan, aber dieser Herr und vor allem sein aufdringlicher Blick sind mir besonders unangenehm. Immerhin ist er angezogen!
Aber na ja, das ist ja auch alles Geschmackssache.
Der Titel findet sich im Text zwar durchaus wieder und ist tatsächlich auch der Originaltitel („The Anti-Boyfriend“), was ich gut finde. Ich kann auch verstehen, weshalb die Autorin ihn gewählt hat. Ich persönlich finde ihn auf den Inhalt allerdings nicht besonders passend, da er in meinen Augen so gar nicht auf Deacon passt. Aber auch das ist natürlich wieder Ansichtssache und ich will mich da eigentlich auch nicht über die Autorin stellen, sie wird sich dabei ja was gedacht haben…


Meine Meinung:
„Anti-Boyfriend“ ist ein Buch ohne Ecken und Kanten. Das klingt jetzt im ersten Moment vielleicht positiv, ist aber gar nicht mal unbedingt ein Kompliment meinerseits. Versteht mich nicht falsch: Das Buch ist eindeutig nicht schlecht – man bekommt hier durchaus einige unterhaltsame Lesestunden.
Das war es dann aber auch schon wieder. „Anti-Boyfriend“ hat nichts, was einem im Gedächtnis bleibt – weder positiv noch negativ. Rückblickend kann ich zwar noch die Handlung rekapitulieren, aber wenn ihr mich fragen würdet, was dieses Buch von anderen hervorhebt, würde ich mit den Schultern zucken und sagen: „Nichts“. Man hat im Gegenteil sogar das Gefühl, das Buch schon einmal gelesen zu haben, da hier im Prinzip alle Klischees und Tropes verwendet werden, die amerikanische RomComs aufweisen.

Positiv fällt immerhin auf, dass der Schreibstil der Autorin sehr angenehm und leicht zu lesen ist. Zwar ist auch hieran nichts Besonderes, aber man hat das Buch jedenfalls schnell durch und kann zwischendurch durchaus auch mal lachen. Das hält sich aber wiederum auch nicht durchgängig, sodass man dem Buch einen Pluspunkt für Humor geben könnte; vielmehr sind es vereinzelte Momente, die dann doch ein bisschen lustig sind.

Insgesamt hat aber auch der Schreibstil nichts, was irgendwie hervorsticht. Vor allem schafft es die Autorin nicht, irgendwelche Emotionen zu transportieren.


Das liegt zum Teil aber auch an den Protagonisten. Zu beiden konnte ich durchweg keine Bindung aufbauen. Sie waren mir zwar nicht unsympathisch, aber wirklich mitgefühlt habe ich auch nicht.

Deacon macht da anfangs noch eine Bemerkung, die den Eindruck (und die Hoffnung) entstehen lässt, dass er der Bad Boy ist, den der Klappentext verspricht: Als Carys ihn auf seine nächtlichen „Interaktionen“ anspricht, entgegnet er: „Nun, das war unhöflich von mir. Ich hätte dich einladen sollen mitzumachen.“ (S. 10 im ebook).
Das ist natürlich extrem frech und im echten Leben hätte ich vermutlich mindestens sehr empört reagiert, im Buch fand ich das allerdings toll! Diese zwei Sätze haben mich hoffen lassen, dass – auch wenn mir bereits, als ich zu dem Buch gegriffen habe, bewusst war, dass es von Klischees wahrscheinlich nur so strotzt – es gerade deshalb unterhaltsam sein könnte, weil sich die beiden Protagonisten regelmäßig gegenseitig auf die Palme bringen würden und ein Schlagabtausch auf den anderen folgen würde. Eben genau das, was ich auch an meinem Lieblingstrope enemies to lovers so liebe!
Tja, aber das passiert nicht. Nicht nur ist das die einzige Bemerkung dieser Art, die Deacon jemals fallen lässt, auch sonst ist er alles andere als ein Bad Boy. Nicht einmal das „Raue Schale, weicher Kern“, mit dem er im Klappentext beschrieben wird, trifft meiner Meinung nach auf ihn zu. Er ist einfach nett. Natürlich ist das ganz süß und so, aber eben nicht das, was ich mir erhofft hätte und was dem Buch auch sehr gutgetan hätte.
So hat auch Deacon keinerlei Ecken und Kanten, er bleibt langweilig, blass, und eindimensional; schlicht: austauschbar.


Carys ist da nicht viel besser. Im Nachhinein habe ich von ihr aus dem ganzen Buch am wenigsten ein Bild. Sie ist Mutter – das weiß ich noch (steht ja auch im Klappentext xD). Aber sonst wüsste ich nicht, wie ich sie beschreiben sollte, da es in meinen Augen an ihr auch nichts gibt, was es wert wäre, zu beschreiben. Auch sie bleibt extrem blass, was mit ihr passiert, ist einem als Leser egal. Dadurch, dass sie die Protagonistin ist, führt das dann zwangsläufig natürlich dazu, dass einem auch der Rest der Geschichte egal ist und sich da keine Spannung aufbauen kann.


Auch der Plot ist also ähnlich wenig berauschend. Inhaltlich ist „Anti-Boyfriend“ aufgebaut wie jede x-beliebige US-amerikanische RomCom – es ist also von vornherein klar, wohin die Geschichte führen wird, wann der Wendepunkt kommt, was für das obligatorische Drama am Ende sorgen wird und wie das Buch ausgehen wird. Kurz: Der Plot ist wie die Protagonisten austauschbar.
Eigentlich kann ich mich darüber auch gar nicht beschweren, da mir von Anfang an klar war, wie dieses Buch aufgebaut sein würde – der Klappentext schreit quasi „Hier kommen Klischees!“. Dadurch, dass sich das Buch weder beispielsweise durch besonders spitze Dialoge oder einen herausragenden Humor auszeichnet, ist diese Plot (oder Nicht-Plot) allerdings das einzige, das „Anti-Boyfriend“ ausmacht. Wenn dann also alles vorhersehbar, weil klischeehaft ist, macht das Lesen nicht so viel Spaß.

Es ist zwar immer noch kein schlechtes Buch! Einzig die fehlende Kommunikation zwischen den Protagonisten nervt etwas – allerdings gehört das wiederum ja auch irgendwie dazu; würden Carys und Deacon von Beginn an miteinander Klartext reden, hätte das Buch bestimmt 150 Seiten weniger (also insgesamt nur 200 Seiten). Ansonsten kann man mit diesem Buch durchaus gut abschalten.
Mehr sollte man hier jedoch nicht erwarten, es ist, wie gesagt, insgesamt austauschbar und eignet sich allenfalls als Zeitvertreib, wenn man nichts Besseres zu tun hat (wie ich in dem Moment).


Fazit:
„Anti-Boyfriend“ hat nichts, was das Buch auszeichnen würde. Seine Protagonisten bleiben blass, eindimensional und langweilig, der Plot ist aufgebaut wie irgendeine typisch US-amerikanische RomCom. Insgesamt bleibt das Buch also nicht lange im Gedächtnis.
Allerdings heißt das auch nicht, dass das Buch besonders schlecht wäre. Insbesondere der leichte Schreibstil sorgt dafür, dass man sich mit „Anti-Boyfriend“ gut die Langeweile vertreiben kann, wenn einem nichts anderes übrigbleibt: Zum Kopfabschalten eignet es sich gut. Viel mehr darf man hier aber nicht erwarten.
2,5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 28.11.2021

Mir fehlte der Zugang zur Protagonistin

The Sky in your Eyes
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Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Dass das Cover ein absoluter Traum ist, muss ...

Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Dass das Cover ein absoluter Traum ist, muss ich, glaube ich, nicht extra noch betonen. Nicht nur, weil ich Nordlichter einfach nur unglaublich schön finde und das Cover förmlich „Fernweh“ schreit, sondern auch, weil sich genau dieses Bild auch in der Geschichte wiederfindet. Gleiches gilt für den Titel, der an einer Stelle aufgegriffen wird.
Beides harmoniert wunderbar miteinander!


Meine Meinung:
Sobald ich von „The Sky in Your Eyes“ erfahren hatte, stand für mich fest, dass ich das Buch lesen muss. Die Kanada-Dilogie der Autorin habe ich absolut geliebt, wegen des Settings, wegen ihres Schreibstils, aber vor allem wegen der Protagonisten, insbesondere Rae und Cayden.

Auch „The Sky in Your Eyes“ überzeugt mit seinem traumhaften Setting auf Island und dem wunderbar poetischen und bildhaften, gleichzeitig sehr nahbaren Schreibstil der Autorin. Ich weiß nicht wie, aber bisher hat Kira Mohn es mit jedem der drei Bücher, die ich jetzt von ihr gelesen habe, geschafft, dass mich das Fernweh packt und nicht mehr loslässt. Ich wollte schon immer mal nach Island, vor allem in der Hoffnung, die Nordlichter zu sehen, aber nach diesem Buch ist dieser Wunsch umso größer (und das, obwohl ich die Kälte eigentlich gar nicht mag…)!
Wenn man sich also bei ihren Büchern auf eines verlassen kann, ist, dass sie es schaffen, einen mit ihrer Wohlfühlatmosphäre an absolut traumhaften Orten zu verzaubern.


All dies gerät in meinen Augen durch Elín leider so stark in den Hintergrund, dass man es gar nicht wirklich genießen kann.
Laut Klappentext beschäftigt sich dieses Buch mit den Themen Bodyshaming und Selbstfindung, und während ersteres durchaus sehr stark im Fokus ist, fehlte mir bei zweitem doch ein wenig die Substanz.
Elín ist stark unzufrieden mit ihrer Figur, ihr Denken und ihre Handlungen sind von Unsicherheiten geprägt, sie hat Bodyshaming und vor allem psychischen aber auch physischen Missbrauch erfahren. Dadurch ist es nicht verwunderlich, dass sie keinerlei Selbstwertgefühl hat und ihr Handeln und Denken durch ständige Zweifel und Selbst-Bashing beeinflusst werden. Aus Leserperspektive tut es fast schon weh, dass sie sich selbst so sieht und wie sehr sie sich niedermacht und selbst kleinhält, weil sie so unsicher ist. Jemand, der selbst nicht betroffen ist, kann sich gar nicht vorstellen, wie es sein muss, sich so zu fühlen.

Aus diesem Grund konnte ich mich wohl auch nicht so gut in sie hineinversetzen. Für mein Empfinden war es beim Lesen sogar schon fast „too much“, dass sie sich gefühlt in jedem Satz auf ihr Gewicht und äußeres Erscheinen reduziert, jedes gesagte Wort von anderen im Kopf dreimal umdreht und sich einfach nicht traut, aus sich herauszukommen und den Platz in der Welt, der ihr zusteht, zu beanspruchen.
In der Danksagung weist die Autorin darauf hin, dass sie sich in diesem Buch mit den Erfahrungen von fünf Frauen auseinandergesetzt hat – Elíns Verhalten ist also durchaus fundiert, weshalb ich mir gar nicht das Urteil herausnehmen will, dass es „too much“ ist. Ist es ja offenbar nicht!

Nichtsdestotrotz kann ich nicht behaupten, dass das Lesen für mich nicht anstrengend war. Es klingt jetzt sicherlich hart und unsensibel, wenn ich sage, dass Elín mich zeitweise genervt hat, vor allem, wenn sie inkonsequent gehandelt oder andere auf sich herumtrampeln lassen und das dann zu allem Überfluss auch noch als berechtigt erachtet hat. Aber so war es.
Damit will ich aber auf keinen Fall die Erfahrungen und Empfindungen anderer Frauen invalidieren! Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es viele Leserinnen gibt, die sich in Elín wiederfinden und denen dieses Buch und ihre Entwicklung Kraft geben. Denn Entwicklung ist bei Elín durchaus erkennbar (wenn ich es auch stark bemängele, dass dafür Jón – ein Mann – nötig war und sie ihre Stärke nicht durch sich selbst findet).
Auf mich hat das alles aber einfach nicht gepasst. Ich denke, Elín ist eine Protagonistin, die so stark polarisiert, dass man sich entweder in ihr wiederfindet – dann ist „The Sky in Your Eyes“ ohne Frage wertvoll – oder eben nicht, und dann kann man mit dem Buch, das hauptsächlich von der Protagonistin getragen wird, leider auch nicht viel anfangen.

Schade fand ich es, dass „The Sky in Your Eyes“ im Übrigen nicht gerade durch Tiefe glänzt. Nicht nur Jón bleibt durchweg konturenlos – er ist ein hübscher, netter Mann mit einer schwierigen Vergangenheit, das war´s. Auch die Konflikte mit Daníel und Magnús bekommen meines Erachtens nicht genügend Aufmerksamkeit. Beides wären super Aufhänger gewesen, an denen Elín die Chance gehabt hätte, zu wachsen und sich zu behaupten, aber beides wird zum Ende meiner Meinung nach zu lasch und nicht mit dem nötigen Feuer aufgelöst.


Fazit:
„The Sky in Your Eyes“ ist nicht für jeden etwas. Ich kann mir vorstellen, dass jemandem, der ähnliche Probleme hat wie Elín, ihre Geschichte und ihre Entwicklung Mut machen können, wodurch das Buch zu etwas sehr Wertvollem wird. Ich persönlich konnte mich in Elíns Lage jedoch nicht hineinversetzen. Sie polarisiert so sehr, dass ihre Gedanken und Handlungen mich zeitweise stark genervt haben, ohne damit jetzt ihre Erfahrungen oder die anderer Frauen invalidieren zu wollen. Für mich hat es aber schlicht nicht gepasst.
Hinzu kommt, dass sowohl die anderen größeren Konflikte als auch Jón zu flach bleiben, als dass man hier von einem Highlight sprechen könnte. Lediglich Setting und Schreibstil sind mal wieder atemberaubend schön und sorgen dafür, dass man trotz allem durchaus leichte Lesestunden hat.

Angesichts der Ernsthaftigkeit der Themen und der Tatsache, dass ich als Außenstehende nicht beurteilen kann, wie es ist, wenn man sich fühlt wie Elín, habe ich lange überlegt, ob ich dem Buch überhaupt eine Bewertung gebe. Da ich hier aber ja meine Erfahrungen mit dem Buch als solches bewerte und wie ich es als Leserin empfunden habe, habe ich mich letztlich dafür entschieden, dem Buch aufgrund meiner Schwierigkeiten mit der Protagonistin und der teils fehlenden Tiefe zwei Punkte abzuziehen.
Für alle, die vielleicht auch Unsicherheiten in Bezug auf ihren Körper empfinden, kann ich dennoch eine Leseempfehlung aussprechen. Trotzdem sei an dieser Stelle einmal der Hinweis gegeben, dass eventuell eine Triggerwarnung bezüglich Bodyshaming (vor allem Selbst-Bashing) und Essstörungen angebracht wäre.

3/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 28.11.2021

Extrem langer Einstieg, aber Komplexizität zeichnet sich ab

Die Töchter der Phönixreiter – Crown of Feathers
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Vielen lieben Dank an den cbj-Verlag und das Penguin-Random-House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den cbj-Verlag und das Penguin-Random-House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover ist ein absoluter Eyecatcher! Die verschiedenen Brauntöne, das Gold und das Rot harmonieren super miteinander. Wenn man das Buch sieht, weiß man sofort, dass hier epische High Fantasy auf einen wartet! Insgesamt ist das Buch augenscheinlich sehr hochwertig gebunden, unter dem Schutzumschlag auf dem Buchrücken ist der Titel eingeprägt und goldfoliert und eine Karte ist auch vorhanden. Ich kann mich nicht beschweren!


Meine Meinung:
Der Einstieg in das Buch fiel mir alles andere als leicht. Da ich ja relativ viel High Fantasy lese, weiß ich, dass es manchmal ein bisschen dauert, bis man sich in der neuen Welt mit dem unbekannten Magiesystem zurechtgefunden hat, aber „Crown of Feathers“ lässt sich damit besonders viel Zeit.

Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt: Hauptsächlich aus Veronykas, aber auch aus der Sicht von Tristan und Sev. Da ist es nicht verwunderlich – zumal bei über 600 Seiten –, dass der rote Faden nicht gleich erkennbar ist. Hier hat es aber, wie gesagt, sehr lange gedauert. Das erste Drittel (fast schon die erste Hälfte) besteht hauptsächlich aus Dialogen und inneren Monologen, die zwar dabei helfen, die Protagonisten ein wenig einzuschätzen, die aber inhaltlich nicht viel beisteuern. Bis auf vereinzelte Szenen passiert hier nicht viel, das einen dazu zwingt weiterzulesen, vielmehr muss man sich fast schon dazu überreden, da es eben schlicht langweilig ist.

Als die Protagonisten dann irgendwann nach und nach zusammenfinden, findet sich auch ein roter Faden und es ist endlich absehbar, wohin das Ganze führen soll. Es kommt ein bisschen Schwung in die Geschichte und auch wenn inhaltlich nach wie vor nicht viel passiert, fängt man endlich an, eigene Theorien aufzustellen und freut sich aufs Weiterlesen und darauf, herauszufinden, ob man recht hat.

Im weiteren Verlauf stellt sich dann leider heraus, dass man mit den meisten Theorien richtigliegt, da Vieles eben doch offensichtlich und die große Auflösung daher nicht sonderlich überraschend ist. Darüber kann ich jedoch hinwegsehen, da im letzten Drittel dann endlich absehbar ist, wie viel Potenzial die Reihe hat und dass die Chancen hochstehen, dass die Autorin dieses im Folgeband auch nutzen wird.
Die Rückblenden zwischendurch, die Geschichtslektionen und alle Konflikte ergeben endlich einen Sinn und man erkennt, wie hochkomplex die Zusammenhänge in „Crown of Feathers“ tatsächlich sind. Wenn der Anfang also auch im Nachhinein für mein Empfinden selbst für politisch angehauchte High Fantasy immer noch viel zu langwierig ist, macht es durchaus Sinn, dass die Autorin sich für den Aufbau so viel Zeit gelassen hat.
Ich denke, in ihren Fortsetzungen kann die Reihe mit Blick auf das äußerst ausgeklügelte Magiesystem, das atemberaubende Setting, die verworrene Politik, Krieg, Spionage, Intrigen und die ganzen, geschickt subtil eingefädelten Gefühle, episch werden.


„Manchmal wird der Titel der Königin gegeben, manchmal muss er genommen werden. Und manchmal ist diese Ehre derart in Blut und Verrat getränkt, dass sie glitschig wird, doch wir stecken trotzdem die Hand danach aus, mit Gift an den Fingern und Rache im Herzen.“ (S. 238)


Ähnlich wie das Worldbuilding brauchen auch die Protagonisten eine Weile, bis sie aus sich herauskommen und erkennbar ist, was alles in ihnen steckt.
Vor allem Veronyka macht eine starke Entwicklung durch. Während sie anfangs noch sehr abhängig von ihrer Schwester ist und sich selbst nicht besonders viel zutraut, kommt sie im Laufe der Handlung immer mehr aus sich heraus, erkennt ihr eigenes Potenzial und fängt an, für sich selbst und das, was sie für richtig hält, einzustehen.
Ähnliches gilt für Tristan und Sev, wobei man von den beiden, insbesondere von Tristan, natürlich nicht ganz so viel mitbekommt wie von Veronyka. Ich hoffe, in den Folgebänden erfährt man noch mehr von ihnen, vor allem Sevs Handlungsstrang kann sich nach dem, was sich am Ende andeutet, in eine sehr spannende Richtung entwickeln!
Gut gefallen hat mir auch die Beziehung zwischen Veronyka und Tristan. Die beiden verbindet eine wunderbar tiefe Freundschaft, die sich (vielleicht?) zu etwas mehr entwickeln könnte. Das alles steht jedoch nicht im Fokus, sondern entwickelt sich eher subtil im Hintergrund und erhält dadurch umso mehr Substanz.


Fazit:
Der Aufbau ist sehr langwierig und zieht sich fast über die erste Hälfte des Buches. Daher würde ich „Crown of Feathers“ auch eher niemandem empfehlen, der High Fantasy noch nicht so gewöhnt ist, da ich mir vorstellen kann, dass man dann schnell gelangweilt ist.
Wenn man diese Phase jedoch erstmal überwunden hat, erkennt man nach und nach, was für eine unglaublich gut durchdachte, hochkomplexe High Fantasy sich hier versteckt. Das Buch hat alles, was ich mir von dem Genre erhoffe: Ein ausgeklügeltes Magiesystem, ein atemberaubendes Setting, verworrene Politik, Krieg, Spionage, Intrigen und ganz viel Gefühl.
Für den zweiten Teil erhoffe ich mir ein etwas schnelleres Erzähltempo und einige nicht ganz so leicht vorhersehbare Twists.
4/5 Lesehasen.

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