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Veröffentlicht am 11.11.2022

Ein bisschen oberflächlicher als nötig, aber trotzdem wunderschöne (Vor-) Weihnachtsgeschichte

From Tokyo with Love
1

Vielen lieben Dank an den one-Verlag und die #bloggerjury für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den one-Verlag und die #bloggerjury für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover finde ich richtig schön! Vor dem dunkelblauen Hintergrund ist der Titel, der mit seiner schnörkeligen, blauen Leuchtschrift, umrandet von einem pinken Kreis aussieht wie ein Neon-Leuchtschild. Im Fokus. Drumherum sieht man einige stilisierte große Schneeflocken sowie viele weiße Farbtupfer, die es aussehen lassen, als würde es vor dem Nachthimmel schneien. Alles zusammen erweckt sofort einen weihnachtlichen Eindruck und passt somit wunderbar zur Ästhetik des Buches.
Der Titel „From Tokyo With Love“ ist, wie man am Ende erfährt, nicht nur deshalb hervorragend gewählt, weil sich Finn und Hailee in Tokio verlieben.
Sehr süß und eine schöne Ergänzung zur Geschichte sind im Übrigen auch die Ausschnitte der Songtexte von Hailee und Finn (wobei mich ein Zitat aus Hailees „I like you more than I planned“ seeeeehr stark an die zweite Strope aus „Wildest Dreams“ von Taylor Swift erinnert hat :D).


Meine Meinung:
Ich hatte tatsächlich keine großen Erwartungen, als ich das Buch angefangen habe. Insofern bin ich umso überraschter davon, wie viel Spaß mir das Lesen hier gemacht hat!
Dabei gibt es hier durchaus ein, zwei Dinge, die mir nicht hundertprozentig gefallen haben, was letztlich für den minimalen Punktabzug am Ende gesorgt hat. Aber nichtsdestotrotz hat mich das Buch so sehr gefesselt, dass ich es fast vollständig in einem Rutsch durchgelesen habe.

Das liegt zum einen an der wunderschönen Kulisse des weihnachtlichen Tokios. Ich habe schon einige Bücher gelesen, die in Japans Hauptstadt spielen, aber keines hat es so sehr wie dieses geschafft, dass ich gleichzeitig Fernweh habe und mich dort wie zuhause fühle. Zusammen mit Hailee und Finn lernt man die Metropole und ihre Kultur ein klein wenig kennen und ist verzaubert von den Lichtern, der bunten Coziness und der Familiarität. Alleine das macht „From Tokyo With Love“ schon zu einem wunderbaren Buch zum Abschalten in der Vorweihnachtszeit (oder eben im Oktober), bei dem einen das Herz warmwird!

Darüber hinaus sind aber auch Hailee und Finn ein wesentlicher Grund dafür, weshalb man sich hier so leicht fallenlassen kann.
Hailee ist eine sehr sympathische Protagonistin, deren Begeisterung und Träume ansteckend sind, die aber auch Zukunftsängste hat, die man sehr gut nachvollziehen kann. Ihre Karriere nimmt einen großen Teil der Handlung ein und man kann sich den Druck, unter dem sie steht, sehr gut vorstellen.
Trotzdem hat einen frechen Humor, sie kämpft für ihre Träume und lässt sich von kleineren oder größeren Niederlagen nicht niederstrecken.

„‚Aber mal im Ernst. Meine Mutter hat immer gesagt, man soll sich das Jetzt nicht ruinieren, nur weil man denkt, dass da noch was kommt – was Besseres oder Schlechteres. Sie meinte, dass sie es bereut, nicht jeden Tag im Bikini am Strand getanzt zu haben, als sie zwanzig war. Stattdessen hat sie sich über ihre Oberschenkel aufgeregt.‘“ (S. 252 f./ 384)

Während es dabei auf den ersten Blick so scheint, als sei sie der Sonnenschein-Part im grumpy vs. sunshine-trope, wird im Laufe der Handlung deutlich, dass mehr in ihr steckt, als sie mit ihrem Lächeln zeigt. Ihr Bühnen-Alter-Ego steht dabei sinnbildlich für ihren inneren Konflikt und dieses Motiv hat mir sehr gut gefallen.

Finn ist demgegenüber der etwas grummelige, scheinbar unnahbare Rockstar, der zunächst eigentlich gar nichts mit ihr zu tun haben möchte, aber von seiner Managerin dazu gedrängt wird, Zeit mit Hailee zu verbringen. Dass auch hinter ihm mehr steckt, als es zunächst den Anschein hat, liegt auf der Hand. Er hat ein Trauma zu verarbeiten, aufgrund dessen er immer noch unter Panikattacken leidet. Zwar kann man sich auch in ihn gut hineinversetzen, allerdings hatte ich gerade bei seiner Vergangenheit oft das Gefühl, dass die Autorin nur an der Oberfläche kratzt und nicht ganz das rausholt, was an Potenzial in Finn Wolfcraft steckt. So wird seine Figur leider etwas oberflächlich, was schade ist. Trotzdem mochte ich ihn ebenso gerne wie Hailee, vor allem die Szenen, in denen sein Schalk zum Vorschein kommen, haben mir gut gefallen. Da hätte es gerne mehr von geben können! Die Zeit, die er braucht, um in Hailees Nähe aufzutauen, war mir dagegen etwas zu kurz.

Darüber hinaus hätte ich mir persönlich manchmal eeetwas mehr Kommunikation zwischen ihr und Finn gewünscht, so wie das meistens in dem Genre ist. Da die beiden aber durchaus (nachdem sie sich etwas unnötig aufregen) miteinander reden, fällt das hier nicht so stark negativ auf.


Etwas stärker gestört haben mich dagegen die winzigen Ungereimtheiten, die mir im Laufe der Handlung immer mal wieder aufgefallen sind, und die dafür gesorgt haben, dass ich mich dann doch nicht zu hundert Prozent fallenlassen konnte. So werden z. B. manche wichtige Aspekte bspw. hinsichtlich des Charakters der Protagonisten einfach nur schnell im Nebensatz in bereits relativ weit fortgeschrittener Handlung erwähnt, obwohl man da eigentlich erwartet hätte, dass das schon früher Thema gewesen oder jedenfalls ab diesem Zeitpunkt etwas mehr ausgebaut worden wäre. Dadurch, dass es eben nur einmal kurz erwähnt und dann nicht weiter aufgegriffen wird, wirkt das alles nicht ganz so rund und in sich schlüssig, wie es hätte sein können und stattdessen eher oberflächlich.


Das alles ändert aber nichts daran, dass „From Tokyo With Love“ ein mitreißendes, süßes Buch ist, das einen auf gemütliche Art und Weise durch die Vorweihnachtszeit trägt und gleichzeitig Fernweh nach Tokio weckt.
Nicht zuletzt der leichte, umgangssprachliche Schreibstil sorgt dann schließlich dafür, dass man sich trotz etwaiger Ungereimtheiten und Oberflächlichkeiten sehr gut fallenlassen, den Alltag für einige Stunden vergessen und das Buch in einem Rutsch weglesen kann.


Fazit:
Vom Setup erinnert „From Tokyo With Love“ ein wenig an Mona Kastens „Lonely Heart“, wobei solche Doppelungen in der Rockstar-Sparte dieses Genres ja gar nicht wirklich vermeidbar sind. Im Vergleich ist „From Tokyo With Love“ zwar nicht ganz so herzergreifend und tiefgründig, aber aufgrund des lockeren, leichten Schreibstils fällt es einem trotzdem alles andere als schwer, sich in Hailees und Finns Geschichte zu verlieren, die beide wirklich tolle Protagonisten sind.
Getoppt wird das ganze dann noch von dem wunderschönen weihnachtlichen Tokio, das Fernweh weckt und sich gleichzeitig wie zuhause anfühlt. Jedem, der kurz dem Alltag entfliehen und sich für eine Weile wegträumen möchte, spreche ich eine Herzensempfehlung aus!
4/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.11.2022

Der Trojanische Krieg aus einer anderen Perspektive

Elektra, die hell Leuchtende
1

Vielen lieben Dank an den List-Verlag und vorablesen.de für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars! Ich habe mir das Buch von meinen Bonuspunkten geholt.
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich ...

Vielen lieben Dank an den List-Verlag und vorablesen.de für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars! Ich habe mir das Buch von meinen Bonuspunkten geholt.
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Das Cover gefällt mir sehr gut! Im Zentrum ist Elektras Profil, das umrandet ist von Efeuranken, beides wie der Titel goldfoliert. Dadurch sieht das Cover sehr hochwertig aus und ist ein Blickfang.
Etwas schade ist, dass der Papierumschlag insgesamt sehr empfindlich ist. Ich bin äußerst vorsichtig damit umgegangen (nehme ihn beim Lesen immer ab), und trotzdem hat er vor allem am unteren aber auch am oberen Rand einige Schäden und sogar Risse davongetragen. Das macht den hochwertigen Eindruck natürlich etwas zunichte.
Auch die Bindung scheint nicht sehr stark zu sein: Obwohl ich meine Bücher immer sehr vorsichtig aufmache, ist dieses nach einmaligem Lesen schon sehr schiefgelesen.
Für den stolzen Preis von 24,99 € kann man mehr Stabilität erwarten, finde ich.
Weshalb der Titel nur Bezug auf eine der drei Protagonistinnen nimmt, obwohl es gleichermaßen aus Klytämnestras und Kassandras Sicht erzählt wird, war mir erst nicht klar, aber im Nachhinein macht es schon Sinn.


Meine Meinung:
Ich habe das Debüt der Autorin „Ich, Ariadne“ nicht gelesen, da ich viele negative Meinungen über ihren Schreibstil gelesen habe. „Elektra“ hat mich dann aufgrund der Thematik um den Trojanischen Krieg trotzdem angesprochen, sodass ich mich sehr darüber gefreut habe, dass ich über vorablesen.de noch meine Punkte dafür einlösen konnte.

Dabei fiel mir der Einstieg erstaunlich leicht! Natürlich ist es hier von Vorteil, wenn man einiges über den Verlauf des Trojanischen Krieges weiß, denn darauf geht die Autorin nicht weiter ein. Es wird zwar immer mal wieder erwähnt, was gerade passiert, aber sie erläutert es nicht weiter, sodass ich mir vorstellen kann, dass jemand, der davon keine Ahnung hat, sehr verwirrt ist. Aber da dieses Buch ohnehin an eine Zielgruppe gerichtet ist, die sich im Zweifel damit auskennt, stellt es den Anspruch auch gar nicht. Ich finde es tatsächlich sogar sehr gut, dass Saint sich zwar auf den Krieg und die einzelnen Eregnisse bezieht, sie aber nicht weiter ausführt, da ansonsten vermutlich Doppelungen entstehen würden, die die Geschichte unnötig in die Länge ziehen.
Auch wenn ich aufgrund meines Lateinunterrichts in der Schule und viele bereits gelesene Retellings der Ilias also von mir behaupten würde, mich einigermaßen mit dem Trojanischen Krieg und der griechischen Mythologie auszukennen, hatte ich anfangs noch ein Brett vor dem Kopf. Umso erstaunlicher ist es, dass die Autorin es trotzdem geschafft hat, dass ich ab der ersten Seite von ihrer Erzählung gefesselt war!

Das liegt vor allem daran, wie unglaublich nahbar und echt ihre drei Protagonistinnen Elektra, Klytämnestra und Kassandra sind. Elektra und Kassandra lernt man dabei noch als kleine Kinder kennen, die im Laufe der Geschichte erwachsen werden, und auch bei Klytämnestra beobachtet man, wie sie ihre Anfängliche Naivität und Zurückhaltung ablegt und zu einer Königin heranwächst.
Bemerkenswert finde ich dabei, dass, obwohl sich alle drei Figuren über die Jahre sehr stark weiterentwickeln, man in keinem Moment das Gefühl hat, dass sie sich zu einer völlig anderen Person entwickeln. All ihre Erfahrungen und ihre Handlungen machen sie zu den Figuren, die sie am Ende des Buches sind, und alleine daran ist bereits erkennbar, dass sich die Autorin hier hervorragend aufs Character Development versteht.

Aber auch beim Lesen merkt man daran, wie sehr einen alle drei Protagonistinnen trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft, ihrer eigenen Erfahrungen und Wahrnehmung der Ereignisse mitreißen, immer wieder, dass „Elektra“ vor allem von seinen Hauptfiguren lebt.
Denn obwohl vor allem Klytämnestra und Elektra nicht gegensätzlicher sein könnten, sie die Geschehnisse völlig unterschiedlich wahrnehmen und jede von sich behauptet, auf der Seite der Gerechtigkeit zu sein, kann man sich unfassbar gut in alle Protagonistinnen hineinversetzen. Man hat natürlich seine eigene Meinung über die Handlungen der Figuren, über Agamemnon und den Trojanischen Krieg, aber trotzdem schafft die Autorin es, dass man mit Kassandra, Elektra und Klytämnestra mitfühlt.
Objektiv betrachtet ist keine von ihnen eine klassische Heldin, keine handelt „richtig“ oder ist „gut“. Aber trotzdem nimmt man ihr Verhalten aus ihrer Perspektive als richtig und logisch war und kann sehr gut nachvollziehen, wieso sie so handeln, wie sie eben handeln.

Ohne allzu viel verraten zu wollen, haben mir dabei besonders die Kontraste, mit denen die Autorin spielt, sehr gut gefallen. So zum Beispiel ist Agamemnon aus Elektras Perspektive der große Held, der es geschafft hat, alle griechischen Heere hinter sich zu vereinen und Helena zu seinem Bruder zurückzuholen. Elektra trifft selbst nicht auf ihren Vater, aber in ihrer Erinnerung hebt sie ihn so sehr auf ein Podest, dass sie ihn regelrecht vergöttert. Klytämnestra demgegenüber vergisst in ihrer Trauer um Iphigenie und ihrem Hass ihrem Mann demgegenüber alles und wird von ihren Rachegelüsten Agamemnon gegenüber praktisch verzehrt. In ihren Augen ist Agamemnon der Feind, ein Monster, das seine eigene Tochter hinrichtet für einen günstigen Wind, um in den Krieg zu ziehen.
Die Ambivalenz der Figuren zieht sich dabei durch das ganze Buch und man weiß gar nicht, wem man jetzt seine Sympathie schenken soll. Natürlich verteufelt man zusammen mit Klytämnestra Agamemnons Handeln, er ist kein guter Mann. Aber man versteht auch die Liebe Elektras für ihren Vater und dass sie die Beweggründe ihrer Mutter nicht nachvollziehen kann und sie für die Böse hält.

Dass von diesen Figuren das gesamte Buch getragen wird und es abgesehen von ihren Gefühlen hier nur wenig Handlung gibt, und die Autorin es trotzdem schafft, den Leser zu fesseln, finde ich sehr stark. Wer ein eher handlungsbezogener Leser ist, wird hier vielleicht enttäuscht, denn viel passiert hier tatsächlich nicht; der Trojanische Krieg ist zwar offensichtlich Thema, aber er steht nicht im Fokus. Wer sich beim Lesen aber stärker auf die Figuren konzentriert, wie ich, der wird von der Tiefgründigkeit und dem Facettenreichtum der Charaktere beeindruckt sein!


Fazit:
„Elektra, die Leuchtende“ hat wenig Handlung, aber die Charakterisierung der drei Protagonistinnen ist dafür umso stärker. Während Kassandra, obwohl auch ihre Kapitel einen sehr mitnehmen, hinter Elektra und Klytämnestra etwas zurücktritt, nehmen Mutter und Tochter hier sehr viel Raum ein. Beeindruckend ist vor allem, wie die Autorin es schafft, zwei so ambivalente, in ihren Überzeugungen so gegensätzliche Figuren wie Klytämnestra und Elektra zu schaffen, in die man sich trotzdem gleichermaßen gut hineinversetzen können. Beide haben auf die Geschehnisse eine völlig unterschiedliche Sicht der Dinge und als Leser hat man selbst natürlich auch seine Meinung. Trotzdem gelingt es Saint, dass man den Schmerz, die Liebe und den Hass aller Figuren gleichermaßen nachempfinden kann.
Wer eher handlungsbezogen liest, wird hier vermutlich enttäuscht werden, aber alle figurbezogenen Leser unter euch haben hiermit sicher Spaß! Vorwissen um den Trojanischen Krieg sollte man hier aber schon mitbringen, da dies vorausgesetzt wird.
4/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.10.2022

Ruhiger, aber trotzdem spannender Auftakt eines Spionage-Spinoffs

Die Saphirkrone
1

Vielen lieben Dank an den Piper-Verlag und NetGalley für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den Piper-Verlag und NetGalley für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover ist einfach nur schön. Liebe das Saphirblau, die Krone, den Glitzer und den geschwungenen Titel im Fokus. Optisch passt es dabei sehr gut zur Haupttrilogie um Evie, sodass sofort deutlich wird, dass diese Bücher zusammengehören müssen, hebt sich dabei aber genug von der „Splitterkrone“-Reihe ab, dass man sich denken kann, dass es sich hierbei um einen Spin-Off handelt.
Der Titel „Die Saphirkrone“ macht dabei durchaus Sinn, allerdings hätte ich es hier schöner gefunden, wenn, wie auch bei der Haupttrilogie, der Originaltitel „Capture the Crown“ übernommen worden wäre. Der passt natürlich noch viel besser zum Inhalt und hat noch dazu eine doppelte Bedeutung, die einem erst beim Lesen auffällt.


Meine Meinung:
Ich fand die „Splitterkrone“-Trilogie rund um Evie und Lucas schon toll, umso mehr habe ich mich dann darüber gefreut, dass Gemma auch ihre Geschichte bekommt! War also schon früh klar, dass ich das Buch lesen würde, und im Nachhinein bin ich natürlich auch sehr froh darüber.

Gemma hatte in der Haupttrilogie nämlich schon viel Potenzial, als sie noch ein Kind war, auch wenn man da noch nicht viel über sie weiß. Aber man bekommt mit, dass sie einen Gargoyle als besten Freund hat, eine starke Mentalmagierin ist und sich über dieser Magie mit dem Prinzen des verfeindeten Königreichs Morta, Leonidas, unterhält.
Bereits da lässt sich also schon erahnen, dass die Autorin vielleicht noch etwas mit ihr vorhat, insofern war es keine allzu große Überraschung für mich, als Gemmas Trilogie angekündigt wurde.
In „Die Saphirkrone“ lernen wir Gemma dann als Erwachsene kennen, die auf mich ehrlicherweise aber viel jünger als 29 wirkte, eher wie Anfang oder höchstens Mitte zwanzig. Sie hat ihr Trauma vom Sieben-Türme-Massaker noch lange nicht verarbeitet, hat Schwierigkeiten, ihre Magie zu kontrollieren und muss noch viel lernen. Sie hat sich selbst noch nicht gefunden und auf diesem Weg dahin begleiten wir sie.
Abgesehen davon unterscheidet sie sich von Evie allerdings nicht zu stark, wobei Evie noch ein bisschen mehr badass ist als Gemma. Das hat mich zwar beim Lesen nicht so sehr gestört, weil ich Gemma trotzdem genauso gerne mochte und man hier natürlich nicht den direkten Vergleich mit Evie hat. Angesichts dessen, dass Gemma viel von ihrer Tante Evie gelernt hat und sie bewundert, ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie ihr nacheifert. Dass sich zwei Protagonistinnen aus dem gleichen Universum allerdings charakterlich so stark ähneln, ist natürlich ein bisschen schade; man verliert zwischendurch ein bisschen aus den Augen, dass man, auch wenn es sich hierbei um ein Spin-Off handelt, ja trotzdem zwei verschiedene Reihen handelt. Da hätte ich mir gewünscht, dass sich die Bücher in dieser Hinsicht etwas stärker voneinander unterscheiden.

Denn auch Leonidas hat mich zwischendurch sehr stark an Lucas erinnert, wobei das nicht daran gelegen hat, dass sie sich charakterlich unbedingt ähneln – das ist eher nicht der Fall –, sondern vielmehr, dass beide ähnlich oberflächlich ausgestaltet sind. Leo ist zwar trotzdem ein seeehr interessanter Love Interest hehe, aber mehr Persönlichkeit, als dass er ebenfalls ein mächtiger Mentalmagier, der Prinz von Morta und damit Gemmas Erzfeind und irgendwie geheimnisvoll ist, hat er leider nicht.
Trotzdem mochte ich ihn sehr gerne! Die Spannung zwischen ihm und Gemma ist praktisch mit Händen greifbar und in so manchen Situationen mit ihm bin ich fast geschmolzen.

„Mein gesamter Körper kribbelte vor Erwartung. Doch Leonidas kam nicht näher. Stattdessen hob er meine Hand und drückte mir einen sanften Kuss auf die Fingerknöchel. Die zarte, werbende Berührung war so flüchtig wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, doch sie jagte Feuerzungen durch meinen Körper. Eine davon traf mein Herz wie ein Pfeil und entzündete es.“ (66 % – Pos. 3986)

Dennoch glaube ich, ihm und auch dem Buch hätte es tatsächlich sehr gutgetan, wenn wir auch ein paar Kapitel aus seiner Sicht hätten lesen können. Dann hätte man seine Motive und Handlungen besser durchschauen und vor allem nachvollziehen können – manches passt hier rückblickend nämlich nicht sooo gut zusammen –, und auch inhaltlich wäre „Die Saphirkrone“ etwas gefüllter gewesen.

Zwar wird ziemlich schnell deutlich, dass das Spin-Off eher eine Spionagegeschichte ist, während es in „Die Splitterkrone“ ganz nach der Bellonier-Tradition der Gladiatorenkämpfe viel um offene und kriegerische Auseinandersetzungen ging. Hier liegt der Fokus auf politische Ränkeschmiedereien, Intrigen und Hinterhalt. Dass es da ruhiger zugeht, ist also offensichtlich, und da ich sowieso ein großer Fan von cleverer politischer Fantasy bin, was die Autorin hier auch durchaus gut hinbekommen hat, hat mich das ruhigere Erzähltempo nicht gestört. Denn spannend ist es aufgrund der vielen Geheimnisse, dass man nicht weiß, wem man wirklich trauen kann und was hinter dem Diebstahl des Zährensteins tatsächlich steckt, sowie der guten Mischung aus zwischendurch doch mal der einen oder anderen Actionszene oder prickelnder, sexueller Spannung zwischen Leo und Gemma durchaus! Trotzdem habe ich zwischendurch etwas vermisst, das die Story hier und da etwas aufgelockert hätte – entweder ein interessanter Subplot oder eben Kapitel aus der Perspektive einer anderen Figur, bspw. Leonidas, seine Schwester Delmira oder meinetwegen auch Abschnitte über Grimleys oder Lyras Abenteuer.
Das fehlt hier leider gänzlich, was nicht nur der Grund dafür ist, dass man einen nicht so ganz zufriedenstellenden Eindruck der Geschichte bekommt, sondern auch dafür, dass die Nebenfiguren, wie eben bei Leo schon angeschnitten, nicht sehr ausgebaut ist.
Das Ende geht dann dafür, dass die Handlung zwischendurch so lange aufgebaut wird, relativ schnell vonstatten und auch hier fehlt mir etwas, sodass ich nicht wirklich begeistert aus der Geschichte herausgehe. Als Fan der „Splitterkrone“-Trilogie hätte ich mir darüber hinaus auch einige Easter Eggs zur Haupttrilogie gewünscht, die sich hier jedoch in wenigen Erwähnungen am Rande von „Tante Evie“, „Onkel Lucas“ oder „Lady Xenia, berühmte Spionin“ erschöpfen. Das hätte jetzt zwar nicht unbedingt etwas zur Handlung beigetragen, aber gefreut hätte ich mich natürlich trotzdem.

Nichtsdestotrotz schließt das Buch mit einem vielversprechenden Ausblick auf die Fortsetzung, die dann vermutlich mehr in Andvari spielen wird (und vielleicht bekommen wir da ja die Easter Eggs?). „Die Saphirkrone“ findet nämlich hauptsächlich in Morta statt, wobei ich von diesem Land nun einen ähnlich fundierten Eindruck bekommen habe, wie von seinem Prinzen. Es hat eine düstere Ästhetik, aber mehr, insbesondere über die Landschaft kann ich euch leider auch nicht sagen.

Aber ich habe Hoffnung, dass man darauf und auch auf die vielen unbeantworteten Fragen aus dem Auftakt im Folgeband Antworten erhält! Ich freue mich schon darauf, mehr von Gemma und Leonidas zu lesen.


Fazit:
Nachdem mir die „Splitterkrone“-Trilogie um Evie so gut gefallen hat, habe ich mich natürlich riesig über das Spin-Off aus Gemmas Sicht gefreut!
„Die Saphirkrone“ ist dabei als Spionagegeschichte etwas ruhiger als die Haupttrilogie, aber dafür nicht weniger spannend! Ein paar Ungereimtheiten und Fragen bleiben offen, und ein Perspektivenwechsel oÄ hätte dem Buch zwischendurch sicherlich auch gutgetan, und dass man relativ wenig über Morta erfährt, obwohl das Buch größtenteils in diesem Land spielt, ist etwas schade. Aber ich freue mich trotzdem riesig auf die Fortsetzung!
4/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 28.09.2022

Skurrile Kleinstadt-Vibes, viel Humor und ein Fall zum Miträtseln

Spellbound - Tod eines aufrechten Vampirs
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Vielen lieben Dank an beThrilled und die #bloggerjury für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an beThrilled und die #bloggerjury für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Das Cover finde ich toll. Man sieht eine kleine, altertümliche Straße aus Kopfsteinpflaster mit einer Häuserreihe auf der einen Seite und einem Fluss auf der anderen, über den eine Brücke führt.
Der Buchtitel ist auf dem Nachthimmel auf einem weißen Hintergrund, umrandet von einem Besen, einer Eule, einer Hexe und einer Fledermaus. Insgesamt fängt das Cover so die Stimmung des Buches, in dem es um einen übernatürlichen Mordfall in einer von der Welt abgeschnittenen Kleinstadt geht, perfekt ein.
Der Reihentitel „Spellbound“ ist der Name der Stadt und passt sowohl deshalb zum Buch, als auch wegen der deutschen Übersetzung des Wortes „verzaubert“ – immerhin ist die Protagonistin eine Hexe.
Der Buchtitel „Tod eines aufrechten Vampirs“ passt natürlich auf den Inhalt, ich finde die Originaltitel der einzelnen Bände aufgrund ihres Wortwitzes allerdings viel schöner. Natürlich bekommt man das im Deutschen nicht so gut hin, wenn man also nicht gerade die Originaltitel übernehmen möchte, finde ich den deutschen Titel auch gut gewählt. Immerhin trifft auch der deutsche Titel mit der kleinen Antithese des "aufrechten Vampirs" den ironischen Unterton des Buches sehr gut.


Meine Meinung:
Man bekommt hier genau das, was man erwartet: eine humorvolle, paranormale, cozy mystery Geschichte mit einem Mordfall, der zum Miträtseln einlädt.

Von sich überzeugt hat mich das Buch zum einen vor allem die Protagonistin, und zwar nicht nur, weil sie eine Hexe und eine Anwältin ist – also das, was ich gerne wäre, wenn Magie existieren würde, haha. Emma ist nämlich gerade deshalb eine Protagonistin, die man gerne auf ihrem Weg begleitet, weil sie mit ihrer sarkastischen und (selbst-) ironischen Art selbst wesentlich zum Humor des Buches beiträgt, sie ist intelligent, gütig und freundlich, lässt sich dabei aber nicht ausnutzen oder auf sich herumtrampeln.
Über die anderen Figuren erfährt man hier noch nicht allzu viel, was einerseits natürlich etwas schade ist, andererseits angesichts der wenigen Seiten und der Tatsache, dass da noch 9 weitre Bände folgen, auch nicht weiter überraschend. Ich freue mich schon darauf, vor allem mehr über einen gewissen Engel, einen bestimmten Vampir und natürlich über die anderen Hexen zu erfahren.

Der zweite Grund, aus dem „Spellbound“ mir viel Spaß gemacht hat, ist die Skurrilität, die einem hier auf jeder Seite begegnet. Von Feen, über Werwölfen, Zwergen, bis hin zu Hexen, Vampiren, Zentauren und noch darüber hinaus leben alle möglichen paranormalen Wesen auf engstem Raum in Spellbound zusammen und niemand kann die Stadt verlassen. Dass Überraschungen und Konflikte da vorprogrammiert sind, liegt auf der Hand. Umso erstaunlicher ist es da, wie gut das doch alles funktioniert. Jeder hat seine Aufgaben im Dorf, es gibt Vampirbars, der Schneider ist ein Werfrettchen, die Bürgermeisterin eine Hexe und so weiter. Auch wenn es Streitereien, Vorurteile und Abneigungen unter den einzelnen Spezies gibt, haben sich die Bewohner von Spellbound ein eigenes Rechtssystem mit Polizei, Gerichten und Anwälten aufgebaut – Spellbound ist praktisch die charmant-skurrile, übernatürliche Version einer typischen Kleinstadt.

Dabei fällt früh auf, dass sich die Autorin trotz der wenigen Seiten des ersten Bandes sehr viele Gedanken über ihre Figuren, die Politik und Gesellschaftsstrukturen der Stadt und die unterschiedlichen Arten der Magie ihrer Wesen gemacht hat. Anhand von geschickt in die Geschichte integrierten Kleinigkeiten wie Emmas Magieunterricht oder ihre ersten Einkäufe in der Stadt, die völlig anders vonstattengehen als „normales“ Einkaufen, kann man schnell sehr gut nachvollziehen, wie die Magie in Spellbound funktioniert und wo ihre Grenzen sind.
Praktisch nebenbei erfährt man darüber hinaus ein wenig darüber, wie es dazu gekommen ist, dass die Bewohner von Spellbound in ihrer Stadt gefangen sind und wie sie sich damit arrangieren mussten. Darüber sind natürlich nicht einmal ansatzweise alle Fragen in diesem Buch geklärt worden, aber „Tod eines aufrechten Vampirs“ ist ja erst der Auftakt; ich denke, da kommt noch einiges auf uns zu.

Der Fall – oder eher die beiden Fälle, die Emma im Laufe der Handlung lösen muss, leiten den Leser zusammen mit Emma durch die Eigenheiten der Stadt. Während man also Hinweisen in Bezug auf den Tod des Vampirs nachgeht, lernt man nach und nach immer mehr über Spellbound und seine Bewohner kennen. Die Art und Weise, wie die Autorin beide Handlungsstränge miteinander verbunden hat, ohne den Faden zu verlieren oder dass der Leser überhaupt erst bemerkt, dass hier mehrere Handlungen parallel laufen, hat mir sehr gut gefallen. Ihr gelingt es augenscheinlich mit Links, den Leser auf natürliche Weise durch ihr Buch zu führen. Dadurch fällt einem beim Lesen gar nicht auf, wie überraschend viele Informationen man auf den nur 260 Seiten erhält.
Quasi als i-Tüpfelchen wird die Falllösung hier sehr juristisch angegangen – die Protagonistin ist Anwältin und das merkt man auch! Das hat mir hier (aus offensichtlichen Gründen) sehr gut gefallen. Aber ich kann mir vorstellen, dass auch Leser ohne juristischen Hintergrund hieran ihren Spaß haben werden, da die Autorin sich nicht im Fachjargon verliert oder allzu „trocken“ wird; aber die Herangehensweise der Protagonistin an jegliche Probleme lässt ihren Beruf erkennen.

Einzig die Auflösung am Ende hat mich dann doch etwas enttäuscht. Natürlich erwartet man angesichts der Dünne des Buches und auch der ansonsten eher nicht vorhandenen Tiefgründigkeit, Emotionalität und Dramatik keinen großen „Knall“, der einen völlig aus den Socken haut. Einen kleinen Twist gab es jedoch auch nicht; stattdessen werden beide Fälle auf die denkbar einfachste Weise schlicht gelöst, sodass man doch eher ernüchtert aus dem Buch herausgeht. Das fand ich dann etwas schade; gut 50 Seiten mehr und etwas mehr Kreativität gegen Ende, von der die Autorin bis dahin zuverlässig beweist, dass sie sie durchaus hat, hätten „Spellbound“ sicherlich gutgetan.
Nichtsdestotrotz werde ich die Reihe mit Freuden weiterverfolgen!


Fazit:
Eine Anwältin, die herausfindet, dass sie eine Hexe ist? Wurde das Buch etwa für mich geschrieben? Bei diesem Aufhänger kein Wunder, dass „Spellbound“ auf meiner Liste gelandet ist!
Dabei trifft es die Beschreibung „humorous paranormal cozy mystery novel“ perfekt, denn genau das ist dieses Buch. Es ist nicht besonders tiefgründig, emotional oder dramatisch. Vielmehr besticht es mit Skurrilitäten, Kleinstadt-Vibes und viel Humor. Die Besonderheiten und Fähigkeiten der einzelnen Spezies sind für ein Buch dieser Kürze überraschend detailliert beschrieben und der Fall lädt zum Miträtseln ein. Leider fand ich das Ende trotz der Einfachheit des gesamten Buches noch zu wenig überzeugend und eher enttäuschend, sodass ich letztlich einen Punkt abziehe.
Nichtsdestotrotz eine große Empfehlung an Mystery-Fans, die auf der Suche nach etwas Humorvollem sind!
4/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.09.2022

Nicht so viel Plot, aber sehr charmanter und unterhaltsamer Zeitvertreib!

Die Ladys von London - Lady Prudence und der verwegene Lord
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Vielen lieben Dank an beHeartbeat und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ahh, das Cover (und der ...

Vielen lieben Dank an beHeartbeat und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ahh, das Cover (und der Titel) ist das, was mir an dem Buch am wenigsten gefällt. :‘D
Das liegt noch nicht mal unbedingt daran, dass dort überhaupt eine Person abgebildet ist, das ist in dem Genre ja gar nicht mal so unüblich. Vielmehr stört es mich, dass die junge Frau auf dem Cover überhaupt nicht aussieht, wie Penelope beschrieben wird, alleine schon wegen der Haarfarbe. Da hätte man auch ein braunhaariges Model nehmen können. Aber na ja, es ist ja „nur“ ein ebook, da muss man sich das Cover ja gar nicht so lange angucken haha.
An dem Titel stört mich das „Lady“ Prudence: Die Lady ist ihre Mutter, sie selbst, als die jüngere Schwester, ist „nur“ Miss Prudence. Da hat es der Verlag mit der historischen Akkuratheit nicht ganz so genau genommen. Das Wortspiel mit dem „verwegenen“ Lord finde ich allerdings ganz lustig.


Meine Meinung:
Viel werde ich zu „Lady Prudence und der verwegene Lord“ nicht sagen können, da auch das Buch nicht allzu viel hergibt. Aber was man auf den ersten paar Seiten bereits merkt: Es ist unheimlich charmant!

Das liegt hauptsächlich an der Protagonistin Prudence, die trotz der Zeit, in der sie aufgewachsen ist, sehr moderne Standpunkte hat und auch nicht scheut, diese zu vertreten. Sie ist aufgeschlossen, freundlich und höflich, aber keineswegs zurückhaltend. Ihre hinter ihrer Cleverness geschickt versteckten, manchmal etwas frechen Kommentare sorgen für einen Großteil der Unterhaltung, die dieses Buch auszeichnet! Sie ist auf der Suche nach Romantik und Liebe, als Inspiration für den Roman, an dem sie arbeitet.
Dabei trifft sie auf Lord Knave, der, geht es nach ihrer Mutter, mit ihrer Schwester Sophia praktisch so gut wie verlobt ist, und den sie mit ihrer forschen, sympathischen Art schnell überredet hat, ihr zu helfen.

Wie sich die Geschichte entwickelt, liegt auf der Hand: Sie kommen sich näher und verlieben sich ineinander, obwohl das angesichts seines Werbens um Sophia natürlich eigentlich nicht sein darf.
Lord Knave stellt sich dabei als ebenso frecher Schuft heraus, wie Prudence es ist, und man verfolgt einen unterhaltsamen Schlagabtausch nach dem anderen, liest die kribbeligen Briefe, die die beiden miteinander austauschen und fiebert aufs Äußerste mit den beiden mit.

„Er wollte nicht an diesen Ort zurückkehren, einen Brief in einem Baumstamm deponieren und sich wieder davonschleichen, ohne sie zu Gesicht zu bekommen. Viel lieber wollte er sie wiedertreffen, mit ihr reden, sie küssen, ihr Lächeln und Lachen und ihre Neckereien genießen und in diese schönen dunklen Augen blicken.“ (55 %, Pos. 1989/3621)

Mehr Inhalt als die paar Spaziergänge im Wald und die paar Briefe zwischen Knave und Prudence hat das Buch eigentlich nicht, aber aufgrund der erfrischenden, amüsanten Dialoge fliegt man trotzdem mit Leichtigkeit durch die knapp 300 Seiten. Dabei bleiben sowohl das World- als auch das Characterbuilding (gerade der Nebenfiguren) etwas auf der Strecke, aber das stört hier gar nicht. Der Charme des Buches machen die Gespräche zwischen Pen und Knave sowie vor allem die leichte Überspitztheit der Figuren und in der Sprache des Buches aus, die sich auf einem sehr schmalen Grat zwischen historischer Genauigkeit und Komödie bewegen.

Einen etwas stärkeren Punktabzug bekommt „Lady Prudence und der verwegene Lord“ von mir allerdings für das Ende, das für meinen Geschmack – auch angesichts der sonstigen Einfachheit des Buches – etwas zu leicht über die Bühne ging. Verglichen mit dem Drama davor hätte die Autorin in meinen Augen durchaus ein paar Seiten und ein wenig Anstrengung mehr in die Konfliktlösung investieren können, dann würde Prudence‘ und Knaves Geschichte im Ganzen vielleicht etwas runder wirken und zum Ende nicht ganz so gehetzt.
Abgesehen davon konnte mich der Auftakt der „Serendipity“-Reihe mit den lebhaften, frischen Schlagabtauschen zwischen den beiden äußerst charmanten Protagonisten aber wunderbar unterhalten!


Fazit:
Wer eine historisch akkurate Regency-Romance mit viel Tiefgang und Plot sucht, wird hier eher nicht fündig. „Lady Prudence und der verwegene Lord“ glänzt dagegen mit zwei liebenswerten, aber nicht weniger frechen Protagonisten, die mit ihren Neckereien den Leser schnell für sich gewinnen und dafür sorgen, dass man sich nur schwer vom Buch lösen. Besonderen Charme erhält der erste Band der „Ladys von London“ durch seine etwas überspitzte Darstellung der Figuren und ihrer Sprache, die vielleicht nicht viel mit der Zeit, zu der es spielt, zu tun haben, die das Buch aber nur umso unterhaltsamer machen.
Das etwas überstürzte Ende sorgt letztlich dafür, dass ich „Lady Prudence und der verwegene Lord“ statt soliden viereinhalb Punkten doch nur 4/5 Lesehasen gebe. Trotzdem spreche ich an dieser Stelle eine große Leseempfehlung an alle aus, die seichte Unterhaltung und eine mitreißende Romanze suchen!

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