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Veröffentlicht am 14.11.2021

Im Vergleich zum Vorgänger eine herbe Enttäuschung

Der Zorn des Oktopus
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Vielen lieben Dank an den Bastei Lübbe-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Farbgebung ...

Vielen lieben Dank an den Bastei Lübbe-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Farbgebung zumindest gefällt mir super. Im Nachhinein verstehe ich jedoch weder den Zusammenhang zwischen Titel und Inhalt noch den zwischen diesem Band und „Der neunte Arm des Oktopus“ – es gibt nämlich keinen!
Zwar tauchen hier am Rande einige Oktopoden auf, aber plotrelevant sind sie nicht und zornig ebenso wenig, nicht einmal metaphorisch. Der Bezug zum Vorgänger ist ebenfalls unsinnig, aber dazu unten mehr.


Meine Meinung:
Von „Der neunte Arm des Oktopus“ war ich absolut begeistert. Es hat mich vor allem deshalb so fasziniert, weil es das Gedankenexperiment, was passieren würde, wenn sich Russland, China und die USA zur „Klima-Allianz“ zusammenschließen würden, sowie auch die Klimakrise an sich sowohl aus gesellschaftlicher, moralischer als auch aus rechtlicher Perspektive beleuchtet. Insbesondere auch der Bezug zu aktuellen Ereignissen und das Weiterspinnen aktueller Konflikte verleihen dem Buch etwas Schreckliches, das nicht nur fesselt, sondern vor allem ernsthaft zum Nachdenken anregt. Der trockene, sachliche Schreibstil des Autors betont diese Ernsthaftigkeit dabei noch und passt daher wunderbar zum Buch.

Aus diesen Gründen habe ich mich sehr auf „Der Zorn des Oktopus“ gefreut; ich hatte gehofft, dass hier auf ähnliche Weise andere Fragen aufgeworfen werden, die ebenso nachdenklich stimmen.
Mittlerweile bin ich jedoch der Überzeugung, dass der Autor es bei „Der neunte Arm des Oktopus“ hätte belassen sollen – damit ist die Sache nämlich auserzählt, wie dieses Buch wunderbar beweist.


All das oben Gesagte lässt sich auf „Der Zorn des Oktopus“ nicht übertragen. Das, was Band 1 so besonders macht - der Bezug zur Klimakrise und ihre Auswirkungen - geraten hier extrem in den Hintergrund bzw. werden nur noch als Aufhänger für einen Komplott genommen, der an vielen Stellen unnötig aufgebauscht wird und den man auch sehr gut auf rund 200-300 Seiten weniger hätte auflösen können. Stattdessen bedienen die Autoren sich viel zu vieler Informationen, die schlicht irrelevant sind und überdies neigen sie zu ständigen Wiederholungen.
Die Sachlichkeit und Nüchternheit, mit denen Rossmann im Vorgänger dafür gesorgt hat, dass man das große Ganze im Blick behält und über die aufgeworfenen Fragen nachdenken kann, führen hier dazu, dass man sich schnell langweilt.

Es geht nämlich hier, wie gesagt, gar nicht mehr wirklich um die Klimakrise, die Klimaallianz und die Probleme, die beides mit sich zieht. Beides ist noch da, beides wird erwähnt, aber beides könnte genauso gut einfach weggelassen werden. Im Fokus stehen eben der Komplott, der im Übrigen durch jeden x-beliebigen Komplott aus jedem x-beliebigen Actionfilm ersetzt werden könnte, und Thomas Pierpaoli, ein Beamter, der für sich schon sehr blass, eindimensional und schlicht langweilig ist, was durch den trockenen Schreibstil nur noch betont wird.
Auch Pierpaoli weist keine Besonderheiten auf, ist austauschbar wie jedes andere Element in dieser Geschichte, und ist kein Protagonist, mit dem man mitfiebert. Mir war er einfach egal, ebenso egal wie das, was mit dem Quantencomputer passiert, der ebenfalls durch jeden x-beliebigen Gegenstand von gewissem Wert ausgetauscht werden könnte, ohne dass sich inhaltlich etwas ändern würde.

Während „Der neunte Arm des Oktopus“ also sozialpolitische, ethische und rechtliche Fragen zu aktuellen Problemen aufwirft und ein wirklich interessantes Gedankenexperiment darstellt, wirkt „Der Zorn des Oktopus“ stattdessen wie ein oberflächlicher Actionthriller ohne viel Action, dafür mit Figuren und Handlungssträngen, die blass und austauschbar bleiben. Der Bezug zum Vorgänger bleibt fraglich, vielmehr wird der Eindruck erweckt, hier wollte jemand auf den Erfolgszug des ersten Buches aufspringen.


Fazit:
Dem Buch fehlt es in jeder Hinsicht an Tiefe. Figuren, Plot und Aufbau sind nichts Besonderes und finden sich so in jedem amerikanischen Actionfilm wieder, bloß ohne die Action und Spannung.
Der Bezug zu „Der neunte Arm des Oktopus“, der durch den Titel und einige Erwähnungen hergestellt wird, ist so eigentlich gar nicht gerechtfertigt, da weder die Klimaallianz noch die Klimakrise an sich wirklich relevant für den Inhalt sind; sie dienen lediglich als Aufhänger für den Komplott, aber der Konflikt selbst ist offenbar nach dem Vorgängerband bereits auserzählt. Beim Leser werden dadurch falsche Hoffnungen geweckt, und am Ende ist man enttäuscht.
2/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.11.2021

Hätte viel mehr sein können, als es ist

Die Chroniken der Meerjungfrau - Der Fluch der Wellen
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Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin-Randomhouse-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die ...

Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin-Randomhouse-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Aufmachung der gesamten Reihe ist wunderschön, darüber brauchen wir gar nicht groß zu reden. Die Details auf dem Schnitt, die Prägung auf dem Cover, die Farbgebung – alles harmonisiert wunderbar und ist noch dazu ein toller Blickfang im Regal!
Zwar finde ich, dass auch dafür 18 € immer noch ein stolzer Preis ist, aber immerhin bekommt man hier dafür dann auch etwas fürs Auge.


Meine Meinung:
„Die Chroniken der Meerjungfrau“ ist ein Arielle-Retelling, das – laut Klappentext – eher düster ausfallen soll, vielleicht ein bisschen gruselig ist, aber jedenfalls spannend und bedrohlich.
Na ja. Ein Arielle-Retelling ist es auf jeden Fall, der Rest trifft es leider nicht ganz so gut. Versteht mich nicht falsch, „Die Chroniken der Meerjungfrau“ ist immer noch ein gutes Buch, aber insgesamt etwas enttäuschend. Ich denke, wenn man das Ganze etwas anders (etwas weniger dramatisch) einleiten würde, wäre die Enttäuschung nach dem Lesen nicht ganz so groß.


Der Schreib- bzw. der Erzählstil ist auktorial. Das mag Viele jetzt vielleicht abschrecken – man braucht wirklich eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat – aber irgendwann merkt man es gar nicht mehr. Es passt nämlich auf jeden Fall zur Grundstimmung des Buches!
Trotzdem liegt hier in meinen Augen ein großer Knackpunkt. Normalerweise habe ich nämlich spätestens nach einer kurzen Eingewöhnung mit einem auktorialen Stil keine Probleme mehr, auch wenn ein solcher oft dafür sorgt, dass eine gewisse Grunddistanz gewahrt bleibt.

Hier geht das Ganze jedoch über diese „Grunddistanz“ hinaus – die Figuren und auch das Geschehen sind durchweg sehr weit von einem entfernt, man kann keine Bindung aufbauen und ist dann auch entsprechend wenig angefixt.

Zwar hat mir Amelia als Protagonistin super gefallen, vor allem weil sie sich in keiner Situation unterbuttern oder veräppeln lässt, und sich immer zu behaupten weiß – selbst im Amerika in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Frau nicht mehr als ein hübscher Armschmuck für den Mann sein durfte. Als Meerjungfrau kennt Amelia sich in der Menschenwelt kaum bis gar nicht aus, weiß nur wenig um die Gepflogenheiten und Traditionen und ist ständig gezwungen, sich anzupassen, um nicht allzu sehr aufzufallen.
Das schafft sie, ohne dabei ihr Gesicht oder ihr Wesen zu verlieren. Sie ist trotz ihrer Unwissenheit nicht dumm oder naiv, und weiß das auch. Sie kennt ihren Wert und lässt sich nicht von anderen – insbesondere nicht von den Männern – verunsichert. Amelia kontert, sie ist schlau und selbstbewusst. Kurz: Eine tolle Protagonistin!

„Verwechseln Sie nicht die Enthüllung meines Körpers mit der Enthüllung meines Herzens. Mein Herz bewahrt seine eigenen Geheimnisse, und sie gehören weder Ihnen noch irgendwem sonst, bloß weil Sie mich mit einem Fischschwanz gesehen haben.“ (S. 174f.)

Trotz allem habe ich nicht wirklich mit ihr mitgefühlt. Das liegt zum einen, wie erwähnt, an der Distanz, die der Schreibstil aufbaut, und die man nicht überbrücken kann.

Zum anderen liegt es aber auch daran, dass man als Leser merkt, dass sie eigentlich nie wirklich in Gefahr ist und auch sonst nicht groß etwas passiert.
Es wird sich hier größtenteils unterhalten; Amelia verhandelt gut, und man weiß, dass sie sich nicht über den Tisch ziehen lässt. Es fehlt dem Buch schlicht an einer Bedrohung oder einem „Bösewicht“.
Die Figur, die diese Rolle eigentlich einnehmen sollte – P. T. Barnum – ist nämlich lange nicht so furchteinflößend oder bedrohlich, wie es im Klappentext den Anschein hat und wie sich daher auch erhofft. Vielmehr bleibt er, wie auch alle anderen Figuren außer Amelia, sehr blass und eintönig. Das ist schade, da sich so überhaupt keine Spannung aufbaut. Dabei hat er durchaus das Potenzial, viel skrupelloser, viel grausamer zu sein; die Autorin hätte hier durchaus Mut beweisen und ihn (wie auch andere) zu einem Monster machen können, aber das hat sie nicht getan.

Mein Rezensionstitel fasst das gut zusammen: „Die Chroniken der Meerjungfrau“ hätte viel mehr sein können, als es letztlich ist.


Fazit:
Das Buch ist nett für zwischendurch. Es lässt sich angenehm lesen und ist ein interessantes Retelling von Arielle. Viel hat es jedoch nicht zu bieten, vor allem inhaltlich nicht: Plotmäßig passiert kaum etwas und vor allem der „Bösewicht“ ist längst nicht so böse, wie er hätte sein können.
Dadurch wird man beim Lesen etwas enttäuscht, insbesondere da der Klappentext andere Versprechungen macht. Wäre dem nicht so, wäre vielleicht auch die Enttäuschung nicht so groß.
Amelia ist jedoch eine tolle Protagonistin, die ich gerne mochte, wenn ich auch durch die Distanz, die der Schreibstil verursacht, weder zu ihr noch zu anderen Figuren eine richtige Bindung aufbauen konnte.
3/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Eintönig und viel unnötiges Hin und Her

Die Unmöglichkeit, bei Tag die Liebe zu finden
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Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin-Randomhouse-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin-Randomhouse-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover ist ein absoluter Hingucker! Mir gefällt vor allem die pastellige Farbgebung und das Verspielte super; sowohl die kleinen Särge wie auch der Titel selbst sind außerdem ein Hinweis darauf, dass einen hier ein Vampirroman erwartet.
Was für mich allerdings unverständlich ist, ist der stolze Preis: Das Buch ist „nur“ ein etwas größeres Taschenbuch, es weist keine Besonderheiten wie eine übermäßig schöne Innengestaltung oÄ. auf, die die 15 € rechtfertigen könnten. Im Laden würde ich alleine deshalb das Buch nicht mitnehmen.


Meine Meinung:
Ich habe mich auf das Buch gefreut, da sowohl Titel als auch Klappentext auf eine leichte, humorvolle sapphic love story hindeuten – es gibt immer noch viel zu wenige queere Bücher auf dem deutschen Markt, insbesondere wlw-Geschichten! Das alles waren also die ausschlaggebenden Gründe dafür, weshalb ich das Buch letztlich lesen wollte, obwohl Vampire jetzt nicht unbedingt zu meinen Lieblingswesen zählen.
Sapphisch ist das Buch zwar, und zumindest anfangs ist es auch ein bisschen humorvoll, aber leichte, schöne Lesestunden hatte ich damit trotzdem nicht.


Der Anfang ist noch ähnlich vielversprechend wie der Klappentext. Die Geschichte fängt mit einem Rückblick an, der einen direkt dazu veranlasst, Theorien darüber, was passiert sein könnte und wie es zur Gegenwart gekommen ist, aufzustellen. Sowas mag ich sehr gerne (vor allem dann, wenn auch kenntlich gemacht wird, dass es sich um eine Rückblende handelt. Sonst bin ich verwirrt.).
Außerdem konnten mich sowohl Angela als auch Chloe auf den ersten rund 100-150 Seiten noch super unterhalten: Beide haben zu Beginn noch einen trockenen, sarkastischen Humor, der mich gut mitnehmen konnte.

Dann lässt das jedoch schlagartig nach. Irgendwann fällt einem auf, dass schon länger keine amüsante Unterhaltung mehr stattgefunden hat, man wartet auf den nächsten humorigen Satz, wird mit dessen Ausbleiben aber bis zum Ende enttäuscht.
Das fällt vor allem deshalb negativ auf, weil das Buch sonst nichts hat, mit dem es punkten kann. Insbesondere ab dem Zeitpunkt, als Angela und Chloe aufeinandertreffen, passiert nichts Neues mehr. Stattdessen gehen beide Protagonistinnen bloß zwei Schritte vorwärts und dann gleich wieder drei zurück, sie drehen sich nur noch im Kreis, ohne wirklich einander und sich selbst mit ihren Problemen zu konfrontieren.

Sie reden nicht miteinander, handeln irrational, statt das Offensichtliche zu tun, was alle Probleme lösen würde, und verursachen dadurch unnötiges Drama, das nur noch mehr unnötiges Drama mit sich zieht und dem Leser den letzten Nerv raubt.


Das wiederum sorgt dafür, dass ich auch ihre Beziehung an sich nicht wirklich nachfühlen konnte. Sie ist einfach von jetzt auf gleich da, ohne dass sie überhaupt erstmal entsteht, und eine Weiterentwicklung ist (natürlich) schon mal gar nicht zu sehen. Warum haben die beiden sich jetzt ineinander verliebt? Warum wollen sie zusammenbleiben? Das ist mir nicht klargeworden. Ihrer Beziehung fehlt es also an Tiefe, aber das ist wenig überraschend, wenn die beiden Protagonistinnen selbst auch nicht wirklich durch Mehrdimensionalität glänzen.

Wie ihre Beziehung zueinander sind sowohl Angela als auch Chloe als Hauptfiguren einfach „da“. Ich kann im Nachhinein nichts benennen, was sie in irgendeiner Weise besonders macht, weshalb man unbedingt mit ihnen mitfiebern müsste – da ist nichts! Zwar haben sie beide durchaus Schlimmes durchleben müssen und mit Dämonen zu kämpfen, aber wirklich nachvollziehen kann man das als Leser nicht. Angela und Chloe bleiben stattdessen eindimensional und farblos und man könnte sie beliebig durch andere Figuren ersetzen.

Gleiches lässt sich im Übrigen auch auf das Vampirthema übertragen. Der Vampirismus ist in diesem Buch nicht besonders ausgeprägt; es wird mit Klischees gespielt, was an sich nicht unbedingt schlecht ist, vor allem nicht in einem humoristisch angelegten Buch. Aber mehr als darauf eingegangen wird hier nicht; der Autor geht nicht in die Tiefe, trägt nichts Eigenes dazu bei. Hinzu kommt, dass der Vampirismus eigentlich auch gar nicht wirklich plotrelevant ist – genauso gut könnte man das Vampirthema einfach aus dem Buch streichen, und zurück bleibt die gleiche Geschichte.


Fazit:
Titel und Klappentext versprechen eine humorvolle, leichte sapphic love story, die man leider nur ganz oberflächlich bekommt. Der Humor ist da – anfangs jedenfalls, dann verschwindet er einfach irgendwann und kommt nicht mehr wieder. Sowohl die Protagonistinnen als auch die Geschichte an sich, insbesondere die Liebesbeziehung und der Vampirismus bleiben sehr oberflächlich und farblos. Es gibt eigentlich nichts, was dieses Buch besonders macht oder dafür sorgt, dass es einem im Gedächtnis bleibt – außer diese eine Situation, in der Angela absolut unsinnig handelt und unnötiges Drama verursacht. Wenn die beiden nur miteinander kommunizieren würden!!!
Es ist nicht anstrengend zu lesen, aber wirklich viel Spaß macht es aber auch nicht.
2/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Dornröschen-Retelling mit ein paar Schwächen

Die letzte Göttin
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Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin-Random-House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich ...

Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin-Random-House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich bin ganz ehrlich: Der Grund, weshalb ich überhaupt erst auf das Buch aufmerksam geworden bin, ist das Cover – es ist soooo schön!! ♥
Mir gefallen die Farbgebung, die Aquarelloptik, die vielen kleinen Details – einfach alles! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen, schaut es euch einfach an.


Meine Meinung:
„Die letzte Göttin“ ist eine Neuerzählung von Dornröschen, was mir ehrlicherweise gar nicht erst sofort aufgefallen ist, sondern erst etwa auf der Hälfte des Buches. Das liegt wohl daran, dass es außer der Tatsache, dass die Protagonistin 1000 Jahre lang schläft, auf dem ersten Blick gar nicht unbedingt so viel mit Dornröschen gemeinsam hat, aber das muss es auch gar nicht. Es hat auf jeden Fall genug Parallelen, dass es sich berechtigterweise ein Dornröschen-Retelling nennen darf, ich sehe einfach manchmal nur den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Leider hat sich der Einstieg für mich als etwas schwierig herausgestellt. Zwar ist der Moment des Aufwachens der Protagonistin durchaus interessant und spannend, aber das hält eben nicht allzu lange an. Relativ schnell entwickelt sich ein „Trott“, aus dem das Buch erstmal eine Weile nicht herauskommt.

Das liegt zum einen am Schreibstil, der an sich eigentlich nicht besonders negativ auffällt und zu dem ich normalerweise auch nicht groß etwas schreiben würde, wenn da nicht diese etwas irritierenden Neologismen bzw. eher Wortverfremdungen wären, die die Weiterentwicklung der Sprache andeuten sollen. Hier muss man natürlich einmal betonen, dass ich in diesem Aspekt nur die deutsche Übersetzung beurteilen kann, weil ich das englische Original nicht gelesen habe – vielleicht wirkt dieses Stilmittel im Original nicht ganz so befremdlich. Das kann ich mir allerdings nicht wirklich vorstellen, da es sich in der Übersetzung hauptsächlich um Wörter gehandelt hat, die es so oder so ähnlich auch im Englischen gibt, sodass der Unterschied zwischen den Sprachen da wohl nicht so groß sein dürften.
Jedenfalls wirkte es auf mich, wie gesagt, etwas befremdlich und teils auch zu sehr gewollt, wie einfach von bekannten Wörtern Silben ausgetauscht (aus „okay“ wurde „kayo“) oder ganz weggelassen wurden („kristall“ wird als Synonym für logisch verwendet, hat sich offenbar aus „kristallklar“ entwickelt), während viele andere Wörter genau gleich geblieben sind. Für mich steckt da kein System hinter, im Gegenteil wirkt es sehr willkürlich, als hätte die Autorin einfach ein paar Wörter ausgewürfelt. Natürlich ist es logisch, dass sich innerhalb von tausend Jahren Sprache weiterentwickelt, aber die Umsetzung war mir persönlich etwas zu konstruiert. Es hätte meiner Meinung nach auch gereicht, wenn die Autorin es dabei belassen hätte, dass die Figuren manche Redewendungen der Protagonistin nicht kennen, um diesen Punkt zu verdeutlichen.
Das beruht aber alles auf sehr stark subjektivem Empfinden, anderen Lesern mag das nicht so krass auffallen. Es ist auch nicht so, dass dieses Stilmittel beim Lesen arg stört oder gar nervt, da die Autorin viele Wörter einfach gleichgelassen und nicht allzu exzessiv Neologismen verwendet hat. Es ist also zwar durchaus irritierend, aber man kann darüber hinwegsehen.


Zum anderen hat mir aber auch der Zugang zu den Figuren gefehlt, allen voran zur Protagonistin Andra.
Ich kann es nicht wirklich an einem bestimmten Punkt festmachen, weshalb ich mich nicht so gut in sie hineinversetzen konnte. Sie ist ein sympathisches Mädchen, das sich zu behaupten weiß und sich nicht herumkommandieren lässt. Gleichzeitig war sie mir ein bisschen zu „glatt“; sie hat nichts an sich, das sie irgendwie hervorhebt und weshalb ich sagen würde: „Die mag ich!“. Sie ist mir nicht negativ aufgefallen, aber eben auch nicht positiv, was dann letztlich wohl der Grund dafür war, weshalb ich nicht so sehr mit ihr mitgefiebert habe.

Zhade dagegen wurde mir zunehmend unsympathischer. Seine „Agenda“, wenn man es so nennen will, ist mir nach wie vor unklar. Ich kann nicht sagen, was seine Ziele sind, oder ob er gut oder böse ist – was an sich ja eigentlich erstmal ein gutes Zeichen ist. Ich mag Figuren, die undurchsichtig und vielleicht auch moralisch eher grau sind. Zhade aber war mir zu heimlichtuerisch und vor allem auch apologetisch Andra gegenüber – er hat Dinge getan, die ich auch nach seiner Rechtfertigung nicht wirklich nachvollziehen konnte, und trotzdem wird er als der Gute dargestellt. Das passte für mich alles nicht so zusammen, weshalb er für mich eben zu nebulös ist. Ich kann mir aber vorstellen, dass sich das alles noch in eine bestimmte Richtung entwickelt und hoffe für die Fortsetzung einfach, dass er da noch ein bisschen mehr Background bekommt, sodass mir endlich klar wird, welche Rolle er in der Reihe spielen soll.

Ähnliches gilt für Maret, wobei seine Charakterisierung mir im Gegensatz zu Zhade positiv aufgefallen ist. In „Die letzte Göttin“ nimmt er die Rolle des Bösewichtes ein, aber man merkt bereits, dass er eine sehr ambivalente Figur ist, hinter der mehr stecken könnte, als es zunächst den Schein hat. Leider bleibt er hier noch sehr im Hintergrund, was ich schade finde, da ich glaube, dass man noch viel mehr aus ihm herausholen könnte. Ich habe so meine Theorien über ihn und hoffe, dass die Autorin das Potenzial, das in ihm steckt, in Band 2 aus ihm herausholen wird.


Inhaltlich hat „Die letzte Göttin“ ebenfalls nicht ganz so viel zu bieten, wie es vielleicht hätte sein können. Es ist, wie gesagt, vor allem zum Anfang hin sehr langatmig und auch über den Rest der Geschichte verteilt, passiert relativ wenig auf sehr weitem Raum, teilweise hätte man das Tempo ruhig etwas anziehen können. Hinzu kommt, dass mich die meisten Wendungen auch nicht sehr überrascht haben, da ich mir Vieles bereits ziemlich schnell zusammenreimen konnte, weshalb ich auch unter diesem Aspekt nicht allzu gefesselt von dem Buch war.
Gegen Ende macht es allerdings noch einmal eine Kehrtwende, mit der ich so überhaupt nicht gerechnet habe. Ab diesem Punkt geht das Buch in jeder Hinsicht in eine ganz andere Richtung und ich war absolut begeistert. Aus diesem Grund freue ich mich jetzt auch sehr auf die Fortsetzung, da ich anders als zuvor mir jetzt sehr gut vorstellen kann, dass sich die Reihe in einer interessanten Weise weiterentwickeln wird.


Fazit:
„Die letzte Göttin“ ist ein Reihenauftakt, der an vielen typischen „Auftaktkrankheiten“ leidet: Die Figuren sind größtenteils alle noch sehr unausgereift oder ihr Potenzial wurde noch nicht völlig ausgeschöpft, und der Plot braucht quasi bis zum Ende, bis er wirklich in Fahrt kommt. Davor ist Vieles vorhersehbar und dadurch auch langatmig. Der Schluss dagegen schafft es durch eine überraschende Wendung trotz allem noch, das Ruder herumzureißen und einen dennoch abzuholen. Aus diesem Grund freue ich mich wider Erwarten auf die Fortsetzung und gebe dem Buch doch noch die 4/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 24.10.2021

Faszinierende Idee, okaye Umsetzung

Der Straßenmagier - Die Götter von New Orleans
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Vielen lieben Dank an blanvalet und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich ...

Vielen lieben Dank an blanvalet und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich mag Personen auf Covern nicht! xD
Manchmal kann ich da Ausnahmen machen, vor allem, wenn die Personen gezeichnet sind oder irgendwie „magisch“ aussehen (oder hübsche Kleider tragen), aber wenn, wie hier, die Person mich einfach nur anguckt, finde ich das sehr unangenehm. Abgesehen davon finde ich das Cover durchaus gelungen – ich mag den Kontrast von Schwarz/Grau und den gelben Details, die zudem alle irgendwie auf den Tod oder eine Religion hindeuten, was hervorragend zum Inhalt passt. Im Hintergrund ist eine Straße angedeutet, die ganz bestimmt New Orleans sein soll. Meiner Meinung nach hätte all das völlig ausgereicht – der Mann auf dem Cover (der immerhin jedenfalls optisch zu Jude passt), ist mir persönlich zu viel des Guten. Aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache und genau aus diesem Grund fließt die Aufmachung auch nie in meine Bewertung mit ein! :D


Meine Meinung:
Es gibt genau zwei Gründe, aus denen es mir mal schwerfallen könnte, eine Rezension zu schreiben: Entweder hat es mir so unfassbar gut gefallen, dass mir schlicht die Worte fehlen, oder meine Meinung zu dem Buch ist so indifferent, dass ich einerseits nicht weiß, wie ich das Buch bewerten möchte, und andererseits nicht sagen kann, woran ich diese Unentschlossenheit verankern soll. In die zweite Kategorie fällt „Der Straßenmagier“: Die dahinterstehende Idee ist faszinierend, aber vom Hocker gehauen hat es mich nicht. Ich würde es nicht weiterempfehlen, ich würde aber auch niemanden davon abhalten, zu dem Buch zu greifen. Es war nicht sehr gut, aber auch nicht wirklich schlecht – es war okay. Warum es mich letztlich nicht überzeugen konnte, weiß ich allerdings nicht.

Ziemlich cool fand ich die Verknüpfung verschiedener Religionen, ihrer Totenkulte und Glücksgötter. Der Autor weist auf Unterschiede hin, gleichzeitig wird dem Leser deutlich, wie ähnlich sich doch viele Religionen gerade in der Frage sind, was nach dem Tod geschieht. Die Art und Weise, wie Camp dies in die Geschichte von New Orleans eingebaut hat, hat mir sehr gut gefallen. Die Stadt wirkt hier sehr lebendig und greifbar, sodass es einem als Leser vorkommt, man befinde sich gerade selbst dort.

Ständig fragt man sich, was genau die Götter wollen, wer (oder was) sie eigentlich sind, welche Rolle Jude einnehmen soll und wer bzw. was in diesem Spiel die Guten oder die Bösen sind. Diese Fragen ziehen sich durch das ganze Buch, und während es zwischendurch durchaus dazu beiträgt, dass man sich mal nicht von der Geschichte lösen kann, kann man die Bedrohung, die von den Göttern eigentlich ausgehen soll, trotzdem nicht so ganz spüren. Dass sie allesamt sehr mächtige Wesen sind, die mit den Leben und den Schicksalen der Menschen rein aus Vergnügen spielen, wird zwar mehrfach erwähnt, aber die tatsächliche Bedeutung dessen kommt beim Leser nicht an. Man hat nie das Gefühl, dass Jude oder andere, die ihm wichtig sind, wirklich in Gefahr sind, was natürlich wesentlich dazu beiträgt, dass man die meiste Zeit eher nicht gefesselt ist.

Das heißt nicht, dass „Der Straßenmagier“ nicht trotzdem interessant ist, im Gegenteil. Nicht nur der erwähnte Religionsaspekt sondern auch der Mordfall beanspruchen durchaus die Aufmerksamkeit des Lesers, nur ist das alles nicht eben so mitreißend, wie es hätte sein können.
Woran das liegt? Keine Ahnung. Sicherlich unter anderem daran, dass oft einfach nicht viel passiert, und Jude nur mit gestohlenen Autos durch die Gegend düst oder irgendwo Rum trinkt. Manchmal wurde eine Situation etwas spannender, und ich dachte mir: „Jetzt geht es los!“, aber letztlich hat sich Jude immer wieder sehr schnell aus dem Staub gemacht, die Spannung ist abgeflacht und eine Weile passiert wieder nichts.


Einen großen Anteil daran, dass mich das Buch nicht fesseln konnte, trägt aber wohl auch der Schreibstil, mit dem ich nicht gut klargekommen bin. Vieles war für mich ein wenig wirr oder unklar, manche Stellen musste ich hochkonzentriert oder mehrfach lesen, um zu verstehen, was vor sich geht, manches habe ich auch gar nicht nachvollziehen können und stattdessen einfach akzeptiert, dass die Situation eben so ist, wie sie ist, ohne das Warum dahinter zu verstehen.
Das ist mir bereits am Anfang aufgefallen, wodurch der Einstieg entsprechend schwierig für mich war, aber leider zieht sich das durch die gesamten knapp 550 Seiten, ohne dass man sich daran gewöhnt. Das macht das Lesen anstrengend, einzelne Szenen ziehen sich wie Gummi und ich konnte mich nicht fallenlassen.
Zudem schreibt Camp oft eher vulgär, was mich normalerweise, vor allem in Adult Fantasy, nicht stört, aber hier war es meiner Meinung nach an vielen Stellen unpassend und unnötig.


Das hat wiederum dazu beigetragen, dass ich auch mit Jude durchweg nicht warmwerden konnte. Wieder: Ich weiß nicht, warum, aber er war mir einfach unsympathisch. Punkt. Ich konnte mit seinen Gedanken nichts anfangen, konnte mich nicht in ihn hineinversetzen, und Momente, die mich als Leser sonst vielleicht schockiert hätten, haben mich hier deswegen kaltgelassen.
Vor allem habe ich seine Beziehungen zu den weiblichen Figuren in seinem Leben nicht verstanden. Er wird als bi-/ pansexuell beschrieben, trotzdem hatte ich den Eindruck, dass er ausnahmslos alle Frauen in seinem Leben (gut, eine Ausnahme gibt es: seine Mutter) sexualisiert – ob es eine wildfremde Frau in einer Bar ist, deren Oberteil ein wenig hochrutscht, seine Freundin und Kollegin, oder ein neunzehnjähriges (!!!!!!!!!!!!!!!!!!) Mädchen, das ein bisschen mit ihm flirtet, weil es ihn hübsch findet. Die Männer hingegen nimmt er als Ebenbürtige oder Gegner wahr, ohne eine Erwähnung einer Anziehung oder sich über ihr Aussehen auszulassen.
Vielleicht bin ich da überempfindlich, vielleicht hat der Autor es aber auch einfach nicht so mit weiblichen Figuren.


Fazit:
Das Grundgerüst von „Der Straßenmagier“ trifft voll meinen Geschmack: Götter verschiedener Religionen treffen zusammen, spielen um Leben und Tod, Glück und Schicksal, der Protagonist steht vor Herausforderungen, die er meistern, und Geheimnissen, die er aufdecken muss.
Das ganze Drumherum dagegen ist allenfalls okay. Mit dem Schreibstil hatte ich meine Schwierigkeiten, der Plot ist oft langweiliger als er hätte sein müssen und der Protagonist ist bestenfalls einfach nur unsympathisch, schlechtestenfalls sexistisch.
3/5 Lesehasen für die faszinierende Idee und dass es manchmal sehr interessant war, mehr gibt’s aber nicht. Die Fortsetzung werde ich nicht lesen.

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