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Veröffentlicht am 18.09.2022

Riesige Steigerung und starkes Finale

A Psalm of Storms and Silence. Die Magie von Solstasia
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Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ja, was kann ich hier noch meiner Rezension ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ja, was kann ich hier noch meiner Rezension zum Auftakt hinzufügen? Die Buchgestaltung ist dem Verlag mal wieder grandios gelungen, was nicht nur – aber sicherlich auch! – an dem wunderschönen Farbschnitt liegt, der wunderbar mit dem des ersten Bandes harmoniert.
Darüber hinaus gefällt es mir auch sehr, dass hier das Motiv des Covers und des hinteren Buchdeckels verglichen mit dem Auftakt quasi getauscht haben, sodass sich Malik und Karina, legt man die beiden Bücher nebeneinander, ansehen. Aber auch wenn die Motive auf den Blick identisch zu sein scheinen, fallen einem bei näherem Betrachten winzige Unterschiede auf, die sich auch im Inhalt widerspiegeln, so trägt Malik hier bspw. sehr vornehme, teure Kleidung, während Karina ein Kettenhemd an hat – beides steht symbolisch für die Rolle, die sie in diesem Band einnehmen, und man erkennt darüber hinaus sofort, dass sich, auch wenn es sich um die gleiche Welt handelt, seit dem Beginn der Geschichte so einiges getan hat. Dass sich das alles im Cover widerspiegelt, finde ich toll, und zeigt, dass sich der Verlag mit dem Titel auch wirklich auseinandergesetzt hat!


Meine Meinung:
„A Psalm of Storms and Silence“ ist so eine riesige Steigerung zum Debüt der Autorin!!
Das merkt man bereits auf den ersten paar Seiten. Die Geschichte von Malik und Karina setzt genau dort an, wo sie im Auftakt endet, und entsprechend rasant geht es auch los. Während ich also beim ersten Band noch leicht bemängelt habe, dass mir der Einstieg in „Das Reich von Sonande“ ein wenig zu lange gedauert hat, ist man hier innerhalb kürzester Zeit gefesselt und kann sich dann auch nur noch schwer vom Buch lösen.
Bevor ich APOSAS begonnen habe, hatte ich immer noch einen massiven Buch-Hangover von „Crescent City 2“, und obwohl ich es mit anderen Büchern versucht habe, konnte ich deshalb bis dahin keine neue Fantasy lesen. APOSAS war dann praktisch mein letzter Versuch, und dass ich trotz der Umstände das Buch kurz nach Beginnen kaum aus der Hand legen konnte, spricht für die Sogwirkung, die die Fortsetzung von „A Song of Wraiths and Ruin“ auf mich hatte.

Besonders positiv fällt beim Lesen auf, dass es der Autorin hier wesentlich besser gelingt, ein mitreißendes Erzähltempo zu finden. Zwar wird es zwischendurch immer mal wieder etwas ruhiger und die Figuren sind nicht durchgehend am Kämpfen oder Fliehen, sondern widmen sich auch der Suche nach magischen Artefakten und der Aufgabe, ihre Magie besser kennen- und kontrollieren zu lernen. Allerdings bleibt das Erzähltempo dabei durchgehend gleichermaßen flott, sodass man selbst in den ruhigeren Momenten praktisch nur so durchs Buch fliegt. Sie findet also die perfekte Balance aus actionreichen Szenen, in denen man zusammen mit den Figuren um ihr Leben fürchtet, und Momenten, in denen die Autorin ihre Welt ausbaut, dem Leser das Magiesystem näherbringt und ihren Protagonisten wie auch Nebenfiguren mehr Substanz verleiht.


Auch diese Aspekte der Geschichte hat Roseanne A. Brown im Vergleich zu ihrem Debüt also um ein Wesentliches verbessert!
Gerade hinsichtlich des Magiesystems haben mir im Auftakt noch einige Informationen gefehlt. Zwar fand ich es da bereits schon sehr spannend, allerdings war es für mich noch relativ wenig greifbar. Das ändert sich hier schnell. Nicht nur die Protagonisten, sondern auch der Leser versteht immer besser, wie ihre Magie funktioniert, wo die Stärken von Malik und Karina liegen und wodurch ihre Kräfte beschränkt werden. Man kann jetzt viel besser nachvollziehen, wie Maliks Geschichtenerzählen und Karinas Sturmmagie wirken, was sich natürlich sehr positiv auf das Worldbuilding im Gesamten auswirkt. Im Laufe der Geschichte erkennt man nämlich, dass noch viel mehr hinter dem steckt, was man bisher herausgefunden hat. Erst dann kristallisiert sich heraus, wie sehr die Autorin ihre Geschichte und ihre Welt durchgeplant hat und wie viel Sinn alles macht.
Auch über die Politik von Sonande erfährt man hier viel mehr als im Auftakt, und das hat mir nicht nur deshalb sehr gut gefallen, weil ich politische Fantasy sowieso sehr gerne lese, sondern auch, weil das ebenfalls dazu beiträgt, dass die Welt von ASOWAR runder und echter wird.


Darüber hinaus machen auch die Protagonisten eine großartige Entwicklung durch. Vor allem, wenn man Karina und Malik aus diesem Buch mit den beiden vom Beginn der Geschichte vergleicht, fällt einem auf, wie stark sie sich weiterentwickelt haben. Auch hier spielt die Autorin wieder mit Gegensätzen; diesmal allerdings nicht nur in Bezug auf die beiden Figuren gegenüber einander, sondern auch gegenüber sich selbst. Während Malik zu Beginn von „A Song of Wraiths and Ruin“ noch sehr ängstlich und zurückhaltend ist, erlebt man hier mit, wie er von Farid fast schon korrumpiert wird. Karina demgegenüber muss am Ende von Band 1 fliehen und verliert damit auch ihre politische Macht. Sie muss lernen, nur mit ihren Fähigkeiten für sich einstehen zu können, und das macht ihr Angst. Beide sind dabei nicht die typischen Helden; sie machen Fehler, treffen falsche Entscheidungen und müssen mit den Konsequenzen leben. Sie haben ihre Makel und trotzdem, oder gerade deshalb gewinnt der Leser sie lieb. Auch ihre „schlechten“ Entscheidungen passen zu ihrem Charakter und man kann sie nachvollziehen. Durch APOSAS wird also nicht nur die Welt um Sonande in sich schlüssiger, auch die Figuren werden runder, nahbarer und lebensechter.

Ich habe von Vielen gelesen, dass ihnen die Liebesgeschichte zwischen den beiden Protagonisten hier zu kurz kam, was ich angesichts dessen, dass Malik und Karina die meiste Zeit voneinander getrennt sind, durchaus gut nachvollziehen kann. Allerdings finde ich, dass gerade das die Dynamik zwischen ihnen ausmacht und dass dadurch ihre starke Bindung zueinander nochmal mehr verdeutlicht wird. Wie auch beim Rest des Buches passt die Art und Weise der Darstellung ihrer Beziehung, für die sich die Autorin entschieden hat, eben zum großen Ganzen.

Als i-Tüpfelchen sorgen die Konversationen zwischen Malik und dem Gesichtslosen König zwischendurch für die nötige Prise Humor, und auch wenn man das anfangs angesichts dessen, dass er der Bösewicht des ersten Bandes ist, nicht erwartet, wächst einem der König deshalb schnell ans Herz. Im Laufe der Handlung merkt man dabei aber auch, dass wie so oft viel mehr hinter ihm steckt, als zunächst vermutet, was ihn zum einen natürlich nur noch sympathischer macht, zum anderen aber ebenfalls zu der bereits erwähnten Schlüssigkeit der Geschichte beiträgt. Ähnliches gilt für die neuen Nebenfiguren Caracal und Ife, die man relativ zu Beginn kennen- und auch schnell liebenlernt – Letzteren besonders für die Kommentare, die schon gefährlich nahe dran sind, die Vierte Wand zu durchbrechen und der Geschichte eine herrliche Portion Ironie verleiht.

„Nachsichtig schüttelte Caracal den Kopf. ‚Du wieder mit deinem Gefasel über Archetypen. Ich bin ziemlich sicher, dass wir es mittlerweile gemerkt hätten, wenn das hier nur eine Geschichte wäre.‘
‚Natürlich würden wir das nicht merken. In guten Geschichten wissen die Protagonisten nie, dass sie sich in einer Geschichte befinden.‘“ (S. 156/560)


Das Ende der Dilogie ist, ohne zu viel verraten zu wollen, wie auch der Rest der Reihe eher unkonventionell und nicht das, was man sonst in YA liest. Es ist kein „klassisches“ Happy End, aber man geht trotzdem zufrieden aus der Geschichte, weil es einfach passt. Hier merkt man ein letztes Mal, dass die Autorin ihre Welt und ihre Figuren sehr gut kennt und alles bis zum Schluss durchdacht hat, denn auch wenn das Ende von „Das Reich von Sonande“ anders ist, als man erwartet, kann ich mir ein alternatives Ende nicht vorstellen.


Fazit:
Riesige Steigerung zum Debüt der Autorin!!
Die Geschichte von Malik und Karina setzt genau dort an, wo sie im Auftakt endet, und entsprechend rasant geht es auch los. Das Erzähltempo bleibt dabei durchgehend gleichermaßen flott, sodass man praktisch durchs Buch fliegt.
Beide Protagonisten machen eine großartige Entwicklung durch, das Magiesystem wird weiter ausgebaut und man erfährt immer mehr über die Geschichte und Politik von Sonande. Das Ende ist unkonventionell und eher bittersüß als happy, aber ich glaube, ein anderes hätte hier auch gar nicht gepasst.
Dass Viele der Ansicht sind, dass die Liebesgeschichte zwischen Malik und Karina hier zu kurz kommt, kann ich nachvollziehen, allerdings finde ich, dass gerade das die Dynamik zwischen ihnen ausmacht und dass dadurch ihre starke Bindung zueinander nochmal mehr verdeutlicht wird.
5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 28.08.2022

Kann ich einen Leo haben, bitte?

With you I hope
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Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch schon das Cover des Auftakts ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch schon das Cover des Auftakts gefällt mir dieses richtig gut! Die dunkelrote Blüte vor dem helleren Hintergrund, die goldenen Sprengseln und der verschnörkelte Titel ergeben zusammen einen Hingucker, der definitiv meine Aufmerksamkeit erregt.


Meine Meinung:
Ach Mensch, was kann ich hier groß schreiben, ohne, dass diese Rezi gleich klingt, wie das Herzaugen-Emoji aussieht? Wobei genau das eigentlich meine Gedanken zu diesem Buch sind.
Um einmal zu umreißen, wie gut „With You I Hope“ mir gefallen hat: Ich habe es einen Tag, nachdem ich den zweiten Band von „Crescent City“ beendet hatte, begonnen und dann auch trotz des größten Bookhangovers meines Lebens relativ zügig verschlungen. Ich habe wirklich gedacht, dass ich nach CC erstmal in eine Leseflaute abrutsche, aber Justine Pust hat es mit Belmont Bay und seinen Bewohnern erfolgreich geschafft, mich in ihren Bann zu ziehen und von CC abzulenken. Das muss auch erstmal jemand schaffen! :D

Hauptsächlich lag das vermutlich an Leo. Er hat gar nicht lange gebraucht, um mein Herz für sich zu gewinnen. Wie kann jemand nur so CUTE sein?! ♥
Er ist lieb, zuvorkommend, ein bisschen frech, sehr gutaussehend und trägt sein Herz auf der Zunge. Kurz: Ein Bookboyfriend erster Güte! Ich verstehe gar nicht, wieso sich so viele Büchern auf Geheimnisse und Missverständnisse stürzen, wenn Ehrlichkeit und Kommunikation so erfrischend sein können! Natürlich hat auch Leo sein Geheimnis und es gibt auch hier einiges an Drama. Beim Lesen hatte ich allerdings zu keiner Zeit das Gefühl, dass Situationen unnötig überspitzt oder überdramatisiert wurden. Dagegen findet die Autorin genau das richtige Pacing, Konflikte aufkommen zu lassen, die die Situation und auch die Figuren echt wirken lassen, um dann aber zur richtigen Zeit zu einer Lösung zu kommen. Beide Protagonisten haben Verständnis füreinander, wobei vor allem Megan erst noch lernen muss, die Hilfe anderer Leute anzunehmen und sich selbst zu akzeptieren.

Auf dieser Suche begleitet man sie, und sie wächst einem immer mehr ans Herz. Auch wenn man nicht all ihre Handlungen und Reaktionen gutheißen muss, kann man sie doch sehr gut nachvollziehen, da man sich hervorragend in sie hineinversetzen kann. Megan ist eine starke, eigenwillige Persönlichkeit mit so manchen Problemen, aber ihre Liebe für Belmont Bay und vor allem für Mia, sowie ihre Zielstrebigkeit und Sturheit machen sie zu einer Protagonistin, der man gerne folgt.

Zusammen sorgen Megan und Leo für knisternde Slow-Burn-Romance, in der man sich schnell verliert und bei der man die Zeit und die Umgebung vergisst. Megan zeigt einem, wie schwierig, aber auch wichtig es ist, sich selbst vertrauen zu können, und Leo hält einem vor Augen, dass Hoffnung und der Glaube an das, was einem wichtig ist, einen beflügeln können.

Zwei Dinge machen „With You I Hope“ dabei zu einem großen Highlight: Zum einen ist die Art, wie Justine Pust Megans Weg, ihre Enttäuschung, Angst und Wut, aber auch ihre immer wieder aufkommende Hoffnung, ihre Liebe und ihre Entschlossenheit darstellt, so emotional und echt, dass man praktisch keine andere Wahl hat, als auch sie ins Herz zu schließen, mit ihr mitzufiebern, zu lachen, zu weinen und wütend zu werden.
Zweitens: LEO VERLIEBT SICH ZUERST. Und wie!!!!!!!!!!!!!!!! Ugh. Liebe dieses trope. Need I say more?

„In meinem ganzen Leben gab es nie einen vergleichbaren Augenblick. Megan im Regen tanzend, an meiner Seite mit diesem Blick, der jede Sehnsucht in sich aufzunehmen scheint. Falls ich noch eine Chance hatte, mich nicht in sie zu verlieben, so ist sie in diesem Moment vergangen. Ich will sie. Will sie küssen.“ (S. 136/ 363)

Garniert von dem wunderschönen Setting Belmont Bays, das ich ja schon in meiner Rezi zum ersten Band gelobt habe, von dem man hier aber noch ganz andere Seiten kennenlernt, und dem eben bereits angeschnittenen emotionalen, nahbaren, aber auch humorvollen Schreibstil Pusts, ist „With You I Hope“ eine riesengroße Steigerung zu dem ebenfalls bereits guten Auftakt (dessen Figuren man natürlich, als kleinen Bonus, auch hier immer mal wieder trifft) und, wie gesagt, ein Highlight!


Fazit:
Eine starke, eigenwillige, liebenswerte Protagonistin, ein wunderschönes Setting, ein humorvoller, emotionaler Schreibstil, berührende Themen und LEO!!!!!!!! Was will man mehr?
Highlight, und ich freue mich darauf, bald wieder nach Belmont Bay zurückzukehren. ♥
5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 15.08.2022

Cleverer, sarkastischer Justizkrimi – jedenfalls für Juristen

Richter morden besser
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Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover ist für mein Empfinden zwar jetzt nicht unbedingt ein Blickfang, aber mit einer typischen Fantasy-/ NA-Leserin, die sonst eher magische oder romantische Cover gewöhnt ist, bin ich da auch wohl die falsche Anlaufstelle. Thematisch trifft es das Buch nämlich durchaus sehr gut, denn durch den Richterhammer, der auf eine zerbrochene Platte aufschlägt, die wiederum auf einer kleinen Blutlache liegt, wird sofort deutlich, dass es sich hierbei um einen Justizkrimi handelt, insofern gefällt mir das Cover also doch ganz gut. Allerdings muss ich pedantischerweise hier natürlich darauf hinweisen, dass ein solcher Hammer eigentlich nur an amerikanische Gerichte gehört, aber das ist vielleicht auch schon Haarspalterei. :D
Den Titel finde ich äußerst amüsant und ebenfalls gut getroffen, was vor allem während des Lesens deutlich wird.

Meine Meinung:
Wer mir länger folgt, weiß, dass ich nach dem Studium und Referendariat (in gefühlten 2390 Jahren) gerne Richterin werden möchte. Dann ist klar, dass ein Buch, dass „Richter morden besser“ heißt, natürlich auf meine Leseliste wandert! :D
Bei diesem Titel erwartet man bereits ein leicht humoriges, sarkastisches Buch, das nebenbei möglicherweise auch das deutsche Rechtssystem ein bisschen auf die Schippe nimmt.
Dass mich „Richter morden besser“ jedoch so gut unterhalten könnte, hätte ich nicht erwartet!

Das liegt hauptsächlich am Protagonisten Richter Siggi Buckmann. Seine zynische, sarkastische und leicht selbstironische Art hat oft für den einen oder anderen Lacher gesorgt und ist der Grund dafür, dass man sich, auch bei einem größeren Altersunterschied und trotz verschiedenster Lebenserfahrung, gut in ihn hineinversetzen und mit ihm sympathisieren kann.
Das wiederum sorgt dafür, dass man von der Handlung mitgerissen wird, einem manche Figuren schnell ans Herz wachsen, man dagegen anderen gegenüber starke Antipathie empfindet.
Einige Szenen berühren, manche lassen einen atemlos eine Seite nach der anderen umblättern und wieder andere sorgen dafür, dass man über die Schwachstellen des deutschen Rechtssystems und der deutschen Justiz fassungslos den Kopf schüttelt.

Das ist der zweite Aspekt an diesem Buch, der mich positiv überrascht hat: Trotz des Humors, mit dem alleine „Richter morden besser“ bereits punkten kann, sorgt der Autor mit seiner nicht ganz so subtilen, deutlichen Kritik an der deutschen Justiz für einen Tiefgang, mit dem ich hier nicht gerechnet hätte. Das Buch ist sehr intelligent geschrieben, zwischendurch muss man durchaus auch mal zwischen den Zeilen lesen, und Vieles erschließt sich einem auch erst bei der Auflösung zum Schluss. Trotzdem fällt es einem nicht schwer, der Handlung und den Aussagen des Buches zu folgen. Der Autor und der Protagonist führen den Leser durch das Geschehen, verstecken hier und da gerade so viel Hinweise, dass man gut mitkommt, und veranlassen den Leser somit zu eigenen Theorien.
Durch die clevere Mischung aus Humor, Emotionalität und Kritik am Rechtssystem wird man also nicht bloß ans Buch gefesselt, sondern auch nachhaltig zum Nachdenken angeregt.

Hier muss ich allerdings auch sagen, dass ich mir gut vorstellen kann, dass „Richter morden besser“ nicht unbedingt etwas für Fachfremde ist. Schleif integriert die inneren Abläufe am Gericht und in Ermittlungsverfahren sehr stark in die Handlung, ohne gesondert darauf einzugehen. Für jemanden, der ohnehin einen wenigstens geringen Durchblick hat, ist das natürlich gut, da die Geschichte so nicht mit unnötigen Erklärungen gefüllt wird, aber jemand, der mit dem Recht sonst keine Berührung hat, gerät hier möglicherweise etwas ins Schwimmen.
Hinzu kommt, dass der Autor in seiner Erzählung viele Jurawitze versteckt hat, die natürlich nicht nur tolle Easter Eggs für (angehende) Juristen sind, sondern gerade auch zum cleveren Charme des Buches beitragen. Bei wem jedoch ein Mord in mittelbarer Täterschaft oder Aussagen wie „Richter morden grundsätzlich nicht.“ (S. 218/304) nichts auslöst, dem entgeht meiner Meinung nach die große Stärke des Buches.
All das ist jetzt keine Kritik – ich stelle an ein Buch, das speziell den Richterberuf und Jura zum Thema hat, nicht den Anspruch, dass es Fachfremden das gleiche spaßige Leseerlebnis besorgt, wie Juristen. Vielleicht ist dem so, aber wenn nicht, dann solltet ihr nicht darüber enttäuscht sein, dass ihr, wenn ihr mit Jura nichts am Hut habt, nicht so viel Spaß an „Richter morden besser“ hattet wie ich. Fachfremden würde ich das Buch daher eher nicht empfehlen – es ist eben an Personen mit gewissem juristischem Hintergrund gerichtet und das merkt man auch.

Wenn ihr jedoch bereits ein wenig mit dem Thema in Berührung gekommen seid, werdet ihr hier eine clevere, humorige Auseinandersetzung mit der deutschen Justiz und dem Rechtsystem bekommen!


Fazit:
Eher keine Empfehlung für Fachfremde, aber dafür lege ich allen (angehenden) Juristen unter euch „Richter morden besser“ umso mehr ans Herz!
Durch gut versteckte Jurawitze, einem frechen Protagonisten mit sehr trocknem, sarkastischem Humor und überraschend viel Tiefgang sorgt dieses Buch für einige sehr unterhaltsame, aber auch nachdenkliche Lesestunden, die auch nachhaltig noch anhalten werden.
5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 15.08.2022

Echt und herzergreifend und unglaublich liebenswürdig

The Way I Break
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Vielen lieben Dank an den Penguin-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
„The ...

Vielen lieben Dank an den Penguin-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
„The Way I Break“ war zunächst ganz eindeutig eine Coveranfrage, denn wie könnte man auch unbeeindruckt an diesem Buch vorbeigehen? Ich liebe das schlichte florale Design, das durch die Muschel und die Farbkombination aus dem Weiß des Hintergrunds, dem türkisfarbenen Titel und den orangenen und pinken Linearts sehr sommerlich aussieht und daher nicht nur wundebar zur Jahreszeit passt, sondern auch zum maritimen Setting in der Hafenstadt Goldbridge.

Meine Meinung:
Ich habe das Buch in der Erwartung aufgeschlagen, gleich eine schöne Sommerromanze zu lesen, die vielleicht auch das eine oder andere ernste Thema behandelt, aber hauptsächlich ein ruhiges Wohlfühlbuch ist.
Ein Wohlfühlbuch ist „The Way I Break“ auch ohne Frage, darüber hinaus ist das Buch aber gleich auch noch so viel mehr. Bereits nach wenigen Seiten habe ich gemerkt, dass der Auftakt der „Hungry Hearts“-Reihe mich so schnell nicht loslassen würde, und das liegt vor allem an zweierlei Dingen.

Zum einen sind alle Figuren in diesem Buch ganz besonders echt, vielschichtig und nahbar. Hinter jeder einzelnen steckt so viel mehr, als man zunächst ahnt. Sogar die Nebenfiguren sind rund und ausgebaut, sodass man auch zu ihnen mit Leichtigkeit eine Bindung aufbaut.
Vor allem Julians beste Freundin und Mitbewohnerin Darcy ist nicht nur Comic Relief, sondern sowohl für Julian als auch für Tori eine gute Freundin, die den beiden hilft, zu erkennen, was sie brauchen und wollen und dabei gleichermaßen ihre Grenzen achtet. Gleichzeitig wird aber bereits hier ein wenig angeteasert, was in ihrem Buch „The Way We Melt“ (ET: Februar 23) thematisiert wird. Gleiches gilt im Übrigen auch für Alexis´ und Echos Geschichten, die hier bereits neugierig machen, aber für die man sich auch noch etwas gedulden muss.

Denn natürlich stehen hier vor allem Julian und Tori im Fokus – die Konflikte und Beziehungen mit den Nebenfiguren sorgen nämlich nicht bloß dafür, dass diese selbst lebensecht erscheinen, sondern tragen auch zu der Entwicklung der beiden Protagonisten bei.
Julian hat mein Herz. Er ist verständnisvoll, geduldig, aufopferungsbereit und immer für seine Familie und Tori da. Dabei kommuniziert er ganz klar seine eigenen Grenzen und Wünsche, wobei er gerade in Bezug auf seine Familie noch lernen muss, auch mal für sich selbst einzustehen. Auf dieser Reise begleitet man ihn unglaublich gerne, vor allem weil er einfach ein absoluter Cutie ist, der sein Herz auf der Zunge trägt, der oft herrlich unbeholfen ist und den man aufgrund seiner Liebenswürdigkeit auf Anhieb ins Herz schließt.

„‚Tori?‘, schrie er.
‚Julian?‘, gab ich in derselben Lautstärke zurück.
‚Mach die Augen zu!‘
‚Bist du wahnsinnig?‘
‚Nur für einen Moment!‘
Ein unfreiwilliges Lachen entwich mir. ‚Warum?‘
‚Um es zu fühlen!‘
Die Schwerelosigkeit? Den Fahrtwind?
‚Deine Macht!‘, brüllte er. ‚Du hast es geschafft! Du bist frei! Das hast du allein dir zu verdanken!‘“ (S. 159/496)

Quasi nebenbei wird auch seine Möglicherweise-Demisexualität thematisiert, ohne das Ganze mehr aufzubauschen als nötig, womit Tramountani hier eine tolle, subtile Repräsentation gelingt und sie hervorragend die Situation einer Person darstellt, die noch auf der Suche nach sich selbst ist.

Auch Tori ist noch auf der Suche, und zwar nach Liebe – von anderen, aber vor allem auch für sich selbst. Zu Beginn flieht sie vor einer toxischen Beziehung, deren Ausmaße nicht sofort klar sind, bloß, wie sehr sie sich eingeengt und unglücklich fühlt, ist auf Anhieb greifbar. Erst nach und nach wird dem Leser deutlich, wie stark Leo sie manipuliert hat und welche Auswirkungen sein Grooming auf sie und ihr Selbstwertgefühl hat. Man kann sich sehr gut in Tori hineinversetzen und kann ungefähr nachempfinden, wie schwer es ihr fallen muss, anderen und vor allem sich selbst wieder zu vertrauen. Auf ihrem Weg muss sie lernen, zu heilen und zu erkennen, was Leos Verhalten bei ihr angerichtet hat. Tramountani stellt dabei ihr Trauma, Triggersituationen, Erfolge in ihrer Heilung wie auch Rückschläge äußerst sensibel, aber gleichzeitig auch sehr deutlich dar, sodass man als Leser mitfühlen und Toris Verhalten gut nachvollziehen kann.
Tramountani zeigt die Auswirkungen von ihrer toxischen Beziehung zu Leo und wie es Tori währenddessen und im Nachhinein geht, ohne dabei belehrend, ermahnend oÄ. zu sein.

Dabei stellen Toris Beziehungen zu Julian, die der Inbegriff einer gesunden, gleichberechtigten und liebevollen Beziehung ist, wie auch zur restlichen Belegschaft des Restaurants einen starken Kontrast zu ihrer Beziehung mit Leo dar, der es Tori ermöglicht zu erkennen, wie sie es tatsächlich verdient hat, behandelt zu werden. Gleichzeitig wird deutlich, dass nicht Julian als Mann der Grund für Toris Heilung ist, sondern die Freundschaft und die Liebe, die sie von ihm und den anderen erhält und die sie auf ihrem Weg stärken.


Das sorgt dann auch dafür, dass „The Way I Break“ Bedeutung und Echtheit erhält. Es werden wichtige und sehr ernste Themen mit dem richtigen Tiefgang angesprochen. Trotzdem verliert es nicht an Leichtigkeit, wofür besonders der Schreibstil verantwortlich ist.

Tramountani schreibt an den richtigen Stellen emotional, nahbar und verletzlich und lockert die Ernsthaftigkeit und Schwere dieser Situationen dann wieder durch humorige, romantische oder einfach liebevolle Momente auf, ohne dabei den Bezug zu dem ernsteren Kontext zu verlieren. Sie trifft also genau den richtigen Ton für Toris und Julians Geschichte: eine Mischung aus Humor, Leichtigkeit, Ernsthaftigkeit und durchaus auch mal Düsternis. Man kann sich leicht fallenlassen und in Goldbridge verlieren.

Das Setting in Goldbridge ist der letzte Punkt auf meiner Liste an Gründen, weshalb „The Way I Break“ zweifellos ein großes Highlight geworden ist. Das kleine Städtchen an der englischen Küste versprüht traumhafte, sommerliche und leicht maritime Urlaubsvibes, die für Fernweh sorgen und dafür, dass man sich dort und im Prisma sofort aufgehoben und wohlfühlt.
Nicht nur wegen der Figuren freue ich mich also unheimlich darauf, in „The Way You Crumble“ bald wieder in die Kleinstadt mit dem Klippenrestaurant, den Hügeln und der (nicht so) goldenen Brücke zurückzukehren!


Fazit:
„The Way I Break“ ist ein Highlight, das einen, einmal angefangen, so schnell nicht mehr loslässt. Das liegt vor allem an all den vielschichtigen, lebensechten Figuren, die einem bereits auf wenigen Seiten schnell ans Herz wachsen. Vor allem Julian ist ein Cutie und ein Bookboyfriend, den man sich so in mehr Büchern (und vielleicht auch in echt haha) wünscht!
Darüber hinaus spricht Tramountani wichtige, ernste Themen sensibel und mit dem nötigen Tiefgang an, ohne ihre Erzählung allzu schwer werden zu lassen, indem sie schwierige Situationen mit Humor, Freundschaft oder Romantik auflockert. Man begleitet Tori und Julian auf eine emotionale, herzergreifende und vor allem herzerwärmende Reise auf der Suche nach Liebe und dem eigenen Platz im Leben, und wird noch dazu mit einem traumhaften Wohlfühlsetting (und ganz viel Appetit wegen der vielen leckeren Gerichte) belohnt.
Große Empfehlung!
5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 06.08.2022

Es ist so CUTE, ich möchte in etwas reinbeißen!!!

Heartstopper Volume 1 (deutsche Hardcover-Ausgabe)
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Vielen lieben Dank an den Loewe-Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Meine Meinung:
Eigentlich sagt hier ...

Vielen lieben Dank an den Loewe-Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Meine Meinung:
Eigentlich sagt hier der Titel der Rezension schon alles: „Heartstopper“ ist so unfassbar NIEDLICH!! Kennt ihr cute aggressions? Ja. Das löst diese Graphic Novel bei mir aus.
Alice Oseman hat hier eine unfassbar wholesome, putzige, süße, herzliche, sympathische, bezaubernde Geschichte in vielen kleinen, im Vergleich mit anderen Graphic Novels zugegeben wenig detaillierten, aber dafür mindestens genauso ausdrucksstarken Bildchen erzählt, deren Protagonisten Nick und Charlie einem sofort ans Herz wachsen.
Natürlich hat man hier viel weniger Text als in einem Roman (duh), aber zusammen mit den Zeichnungen sorgt „Heartstopper“ für Kopfkino, von dem man sich nur schwer lösen kann. Man erlebt mit, wie Nick und Charlie sich mehr oder weniger durch Zufall besser kennenlernen, immer mehr Zeit miteinander verbringen, Freunde werden, und irgendwann sogar mehr.
Dabei habe ich besonders Nick liebgewonnen. Er ist unfassbar liebenswürdig, respektvoll im Umgang mit seinen Mitmenschen und verteidigt seine Freunde, wenn es nötig ist. Man bekommt einen kleinen Einblick in das Familienleben mit seiner Mutter und seiner Hündin Nellie, wobei man sich auch als Leser sofort willkommen fühlt.
Dass Charlie sich bei ihm also ähnlich wohlfühlt, ist daher keine Überraschung. Zusammen haben beide eine so starke Chemie, dass sie praktisch mit Händen greifbar ist. Selbst, als beide noch herausfinden müssen, dass sie einander gernhaben, fiebert man bereits mit ganzem Herzen mit beiden mit, und kann sich vor lauter Begeisterung kaum vom Buch lösen.
Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Es ist einfach so NIEDLICH mit anzusehen, wie Nick und Charlie langsam aber sicher merken, dass sie sich ineinander verlieben. Dabei findet Nick für sich heraus, dass er bisexuell ist. Die Art und Weise, wie Oseman die Wege ihrer Protagonisten porträtiert, zeigt auch hier wieder, dass sie weiß, wie sie den richtigen Ton trifft und den Leser auf einer Ebene ansprechen kann, die kaum eine Autorin erreicht.
Ich weiß gar nicht, was ich sonst noch schreiben soll, außer: Lest ihre Bücher!! „Heartstopper“ bildet da keine Ausnahme. Ich werde mir definitiv all ihre Werke als Print zulegen.

Fazit:
Selbst für eine Kurzrezension ist meine Rezi hier jetzt sehr kurz geworden, aber ich weiß wirklich nicht, was ich hier groß schreiben soll. Normalerweise kann ich, wenn ich will, ewig lange ausholen, aber „Heartstopper“ ist eigentlich nur ein Gefühl: ♥♥♥♥♥
Nicks und Charlies Geschichte ist wholesome, zuckersüß, mitreißend und herzerwärmend.
Lieblingsbuch und Lieblingsautorin!
5/5 Lesehasen.

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