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Veröffentlicht am 03.05.2021

Die Frage nach Recht und Gerechtigkeit, Schuld und Moral

Die Wahrheit der Dinge
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Vielen lieben Dank an den benevento-Verlag und Literaturtest für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Aufmachung des ...

Vielen lieben Dank an den benevento-Verlag und Literaturtest für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Aufmachung des Buches finde ich toll! Das Cover ist ein richtiger Hingucker, besonders gut gefällt mir, dass das Buch ohne Schutzumschlag einfach nur das Negativ des Umschlags ist. Eine Kleinigkeit, aber mich konnte sie sehr begeistern. :D
Dazu kommt das Lesebändchen und die insgesamt hochwertige Aufmachung, und der Preis von 22 € ist gerechtfertigt.
Sowohl die Covergestaltung als auch der Titel passen sehr gut zum Inhalt, was vor allem dann auffällt, wenn man verstanden hat, worum es in dem Buch geht.

Meine Meinung:
Normalerweise lese ich mittlerweile ja hauptsächlich nur noch Fantasy und Romance und so gut wie gar nicht mehr Krimis oder True Crime und schon gar keine Politthriller. „Die Wahrheit der Dinge“ hat mich allerdings vor allem deshalb angesprochen, weil ich Richterin werden möchte und das Buch von zwei wahren Rechtsfällen inspiriert ist und die Frage nach dem Verhältnis von Schuld und Gerechtigkeit stellt. Für mich also wahnsinnig interessant, aber nach dem Lesen kann ich sagen, dass nicht nur (angehende) Juristen hier auf ihre Kosten kommen werden.

Unabhängig davon, ob man die Fälle Marianne Bachmeier und Amadeu Antonio Kiowa kennt, auf denen dieses Buch basiert, hat der Autor anhand dieser beiden wahren Begebenheiten eine überraschend spannende Narrative geschaffen, die Realität und Fiktion geschickt miteinander verbindet.
„Die Wahrheit der Dinge“ besteht aus zwei unterschiedlichen Handlungssträngen, einem in der Gegenwart (2015), einem in der Vergangenheit (1989-1992, 2010), die jeweils zum Teil auf einem der beiden Fälle basieren. Anfangs ist einem noch nicht klar, wie beide Fäden zusammenlaufen können und es ist alles noch recht wirr. Erst nach und nach erfährt man, was passiert ist.

Dabei begleitet man 2015 den Richter Petersen auf seiner Reise sowohl zum Frauengefängnis auf Husum, als auch zu einem besseren Selbstverständnis. Man bekommt einen guten Eindruck davon, wie er als Richter denkt, welche Sorgen ihn quälen und was ihn beschäftigt. Das Ganze ist einerseits zwar weniger juristisch als ich dachte, und stattdessen eher moralisch geprägt, aber genau darum geht es in diesem Buch: Wann ist ein Urteil gerecht? Wo beginnt die Schuld eines Täters?
„Die Wahrheit der Dinge“ stellt das Verhältnis von Recht und Gerechtigkeit in Frage und regt den Leser in der Hinsicht zum Nachdenken an.

Es steht also weniger der juristische Zusammenhang im Fokus, auch wenn dieser ebenso diskutiert wird. Das war auch für mich interessant, da ich mit den meisten Schlagworten natürlich (oder zum Glück? xD) was anfangen konnte. Aber insbesondere der moralische und der Gerechtigkeitsaspekt werden hier, wie gesagt, thematisiert und gezeigt, dass ein Richter eben nicht „nur“ ein Urteil fällt, sondern dabei eine Entscheidung über ein menschliches Leben, ein Schicksal treffen muss.
Dabei zeigt der Autor vor allem über die Sicht von Corinna Maier, die an Marianne Bachmeier angelehnt ist, auf, dass jede Medaille immer zwei Seiten hat. Was objektiv betrachtet vielleicht ein richtiges Urteil sein mag, mag für manchen nicht gleichzusetzen sein mit Gerechtigkeit.
Dieses Buch hat es meines Erachtens besonders gut geschafft, beide Seiten gleichermaßen zu beleuchten, sodass man beide Aspekte verstehen lernt und gegenüberstellen kann.

Die Fälle in „Die Wahrheit der Dinge“ basieren auf etwas Realem, aber durch die miteinander verknüpften Geschichten beider Protagonisten hat Thiele eine eigene Erzählung geschaffen, mithilfe derer er den Leser zum Nachdenken über die Gesellschaft sowie die Justiz und das Rechtssystem anregt. Mit dem Bezug auf die Einwanderungswelle 2015 und den Montagsdemonstrationen kritisiert er zudem Rassismus in der Gesellschaft und seine Auswirkungen nicht nur auf Betroffene, sondern auch auf die Justiz.
Der Inhalt des Buches und sein Hintergrund könnten aktueller nicht sein.

Der Schreibstil des Autors ist dabei relativ nüchtern, aber das nimmt der Handlung nicht ihre Emotionalität. Viel eher passt er sogar sehr gut sowohl zu den Protagonisten als auch zur Thematik. Man braucht anfangs – vor allem, wenn das Buch außerhalb der eigenen Komfortzone liegt – vielleicht eine Weile, um sich daran zu gewöhnen, und auch so liest sich „Die Wahrheit der Dinge“ aufgrund der Komplexität des Problems nicht mal eben weg, aber dennoch schafft Thiele es, den Leser von Anfang an zu fesseln.


Fazit:
„Die Wahrheit der Dinge“ ist ein überraschend spannendes Buch, das viele vielleicht auch unangenehme Fragen aufwirft und den Leser zum Nachdenken anregt – über Recht, Gerechtigkeit, unser Justizsystem und auch Rassismus. Der Autor hat sich von zwei wahren Rechtsfällen inspirieren lassen und mithilfe greifbarer, nachvollziehbarer Protagonisten eine eigene Geschichte geschaffen, die die Frage nach Recht und Gerechtigkeit, Schuld und Moral stellt. Das Buch legt den Finger wunderbar in die Wunde, gibt einem gleichzeitig aber auch die Hoffnung, dass sich Vieles, was gerade so falsch läuft, in Zukunft bessert.
Aktuell wie kaum ein Buch und nicht nur für (angehende) Juristen absolut lesenswert. Uneingeschränkte Empfehlung!
5/5 Lesehasen.


„Fragen Sie den Mörder, ob er lebenslänglich als gerecht empfindet. Er wird anders antworten als die Angehörigen des Opfers. Gerechtigkeit ist Wunschdenken.“ (S. 31)

„Alles ist neu und unbekannt, und es kann einem wirklich Angst einflößen. Was bringt die Zukunft? Freud oder Leid? War es die richtige Entscheidung? Oder war sie falsch? Das weiß man leider erst im Nachhinein. Aber eins sage ich Ihnen: In allem Unbekannten liegen auch große Chancen. Ohne Mut und Pioniergeist wäre die Menschheit längst ausgestorben.“ (S. 62)

„Fünf Prozent Muslime leben hier. Lächerliche fünf Prozent! Aber dieser neuen Partei mit all ihren schlauen Akademikern und wohlhabenden Weißkragen reicht das. Sie will einen Flächenbrand, und man lässt sie gewähren. […] Eine Flut kann verbinden, ja. Aber um ihr entgegenzutreten, muss man ihre Gefahren sehen.“ (S. 168)

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Veröffentlicht am 02.05.2021

Vielversprechendes Worldbuilding, aber die Figuren können nicht überzeugen

Ein Prinz aus Silber und Gold
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Vielen lieben Dank an den dtv Junior-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir richtig gut, ...

Vielen lieben Dank an den dtv Junior-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir richtig gut, man erkennt auf Anhieb, dass es sich hierbei um High Fantasy handelt! Im Hintergrund sieht man das Schloss der Kupferstadt, auf das die Protagonistin Sofija Rea Linn im roten Kleid, das immer wieder erwähnt wird, zugeht. Es passt sehr gut zum Inhalt! Allerdings erinnert es mich vom Stil her stark an das Cover von „Der Kuss der Lüge“ von Mary E. Pearson.
Der Titel „Ein Prinz aus Silber und Gold“ gefällt mir vor allem deshalb sehr gut, weil einem beim Lesen auffällt, dass er sich direkt auf mehrere Dinge bezieht. Sowas mag ich immer sehr gerne!

Meine Meinung:
Ich hatte relativ hohe Erwartungen an das Buch, weil der Klappentext für mich wie das nächste große Fantasy-Epos klingt. Dazu hatte es auch wirklich viel Potenzial und das hätte es auch werden können, wäre da nicht dieser eine Aspekt gewesen, der in meinen Augen leider das ganze Buch runterzieht.
Zuerst will ich aber mit den positiven Dingen anfangen.

Zunächst hat mir der Schreibstil direkt auf Anhieb unheimlich gut gefallen. Die Autorin schreibt wunderschön bildlich und märchenhaft. Dadurch wird man sofort in die Geschichte gezogen und ist von Seite 1 an gefesselt, was gerade für High Fantasy, wo der Einstieg meistens ja nicht ganz so leicht ist, perfekt ist. Durch diesen Schreibstil fühlt man sich hier aber direkt zuhause.

Das Setting ist ähnlich atemberaubend. Zwar lernt man in diesem Band nur die Gegend um die Kupferstadt herum sowie die Stadt selbst näher kennen, aber auch andere Gebiete des Kontinents werden erwähnt und bereits jetzt so bildhaft beschrieben, dass man sie sich super vorstellen kann, ohne, dass die Protagonisten aktiv da gewesen wären.
Das zeigt, wie unglaublich gut durchdacht diese komplexe Welt ist, die ihren eigenen, einzigartigen Charme hat und den Leser mit Leichtigkeit in ihren Bann zieht.
Was schnell auffällt, ist, dass sich alles hier auf ein bestimmtes Element, Gestein oder eben Metall im Falle der Kupferstadt bezieht. Bilder wie diese kennt man sonst aus Märchen, und gerade deshalb hat mir dieser Aspekt besonders gut gefallen. In der Kupferstadt trifft man so z. B. auf den König mit den Silber-Augen oder die Metallsoldaten.

Auch inhaltlich ist „Ein Prinz aus Silber und Gold“ spannend, wenn auch nicht ganz so vollkommen wie der Schreibstil oder das Setting. Es gab durchaus Situationen, die mich überrascht haben, aber die meiste Zeit konnte ich vorhersehen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt. Schade fand ich vor allem, dass das Magiesystem meiner Meinung nach etwas zu kurz kommt. Zwar wird dem Leser einiges über die Seltergabe erzählt und man kann sich in etwa vorstellen, wie sie funktioniert, aber Vieles blieb für mich doch eher undurchsichtig. So habe ich bis zum Schluss nicht so ganz verstanden, wo genau diese Gabe jetzt eigentlich herkommt und wie sich entscheidet, wer über sie verfügt. Nicht ganz deutlich wurde auch, ob sich die Gabe bei jedem Begabten auf ähnliche Weise ausprägt, oder ob und inwiefern sie auf den Charakter der Person einwirken kann. Da hätte ich mir mehr Details gewünscht, aber es kann natürlich gut sein, dass dieser Aspekt nur eine „Auftakt-Krankheit“ ist, die in den Folgebänden ausgemerzt wird.
In der Hinsicht ist die Reihe aber jedenfalls ausbaufähig.

Darüber hätte ich aber noch gut hinwegsehen können, gerade weil mich das Setting so mitreißen konnte. Was mir mein Lesevergnügen aber zunehmend genommen hat, waren die Protagonisten. Einzig Eric konnte sich meine Sympathien sichern, mit allen anderen kam ich allerdings mit fortlaufender Handlung immer weniger klar.
Zum einen ist da die Hauptprotagonistin Sofija, die mehr oder weniger ins Schloss entführt und dort zum Tanzen gezwungen wird. Sie hätte eine tolle, starke Frau sein können, aber in meinen Augen ist sie leider recht konturenlos geblieben. Es gibt nichts, was sie besonders machen würde, wodurch sie für mich wenig greifbar war und ich mich (trotz des Namens haha) gar nicht mit ihr identifizieren konnte.

Lucius‘ Charakter habe ich ebenso wenig greifen können, allerdings aus anderen Gründen. Ihn habe ich überhaupt nicht verstanden! Nicht in dem Sinne, dass ich seine Motive nicht nachvollziehen konnte, sondern eher so, dass sein Charakter für mich keinen Sinn ergeben hat. Ist er böse oder nur ein Werkzeug seines Schicksals? Wird er manipuliert oder ist er selbst der Manipulierende? Ich konnte mir kein klares Bild von ihm machen, allerdings auch nicht in dem Sinne, dass er eine mysteriöse, vielleicht moralisch graue Figur ist. Vielmehr ist sein Charakter für meinen Begriff überhaupt nicht definiert, ein großes Fragezeichen.

Jana hat mich einfach nur genervt. In ihren inneren Monologen merkt man, dass sie extrem eifersüchtig ist, aber nach außen hin ist sie scheinbar eine ganz andere Person. Ihre Gedanken und Handlungen passen für mich nicht zusammen, und dass sie ganz offensichtlich etwas Bestimmtes will, aber nicht den letzten Schritt geht, um das zu bekommen, hat mir manchmal den letzten Nerv geraubt. Auch der große Plottwist um ihre Identität war für mich kein wirklicher Plottwist, sondern ziemlich früh erkennbar.

Elia ist allerdings der Schlimmste von allen. Seine besitzergreifende, bestimmerische Art habe ich gar nicht gut vertragen. Ich habe nichts dagegen, wenn Protagonisten in meinen Büchern auch schlechte Eigenschaften haben, im Gegenteil: Das macht sie menschlich und deshalb bin ich eigentlich ein großer Fan davon. Elia scheint allerdings nur aus Eifersucht und Herrschsucht (vor allem Sofija gegenüber) zu bestehen, und die anderen Figuren sagen ihm zwar ab und zu mal, dass er sich etwas zurückhalten soll, aber einen wirklichen Einlauf, den er eigentlich verdient hat, bekommt er nie. Das ist auf Dauer anstrengend, vor allem, da er noch dazu nicht nur Entscheidungen über Sofijas und Janas Köpfe hinweg trifft, sondern diese auch noch unausgereift und offensichtlich schlechte Ideen sind. Das hat stark an meinen Nerven gezerrt, und dass ihm niemand mal gesagt hat, was Sache ist, hat mich fast noch mehr genervt.

Fazit:
„Ein Prinz aus Silber und Gold“ hätte wirklich das nächste große Fantasy-Epos sein können, das ich mir davon erhofft hatte. Vor allem hinsichtlich des Worldbuildings ist bereits jetzt erkennbar, dass Viviana Iparraguirre De las Casas hier eine großartige, einzigartige, bis ins kleinste Detail durchdachte Welt geschaffen hat, von der man in diesem Band zwar noch nicht allzu viel kennenlernt, man aber jetzt schon von ihr begeistert ist. Hinzu kommt der wunderschöne, bildliche Schreibstil und man fühlt sich auf Anhieb zuhause.
In Bezug auf das Magiesystem, speziell die Seltergabe ist in meinen Augen noch einiges an Luft nach oben. In seinen Ansätzen versteht man ungefähr, was es damit auf sich hat, aber Vieles bleibt undurchsichtig, und mehr Details wären sicherlich nicht schädlich gewesen.
Was der Geschichte dagegen jedoch die Epik nimmt, sind die Protagonisten, die entweder unkonturiert bleiben oder an den Nerven zerren. Einzig Eric konnte sich für mich einnehmen, aber bei fünf Figuren, die die Geschichte wesentlich tragen, reicht das natürlich nicht. Daher weiß ich auch nicht, ob ich die Reihe weiterverfolgen werde.
3/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 30.04.2021

Emotional und märchenhaft!

All This Time – Lieben heißt unendlich sein
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Vielen lieben Dank an den dtv-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich glaube, zu dem Cover muss ich gar nicht ...

Vielen lieben Dank an den dtv-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich glaube, zu dem Cover muss ich gar nicht viel sagen. Es ist einfach unglaublich schön, ein absoluter Hingucker im Regal! Die Blumen, die Sanduhr und selbst die Körperhaltung der Silhouetten machen vor allem nach dem Lesen so viel Sinn, ebenso wie der Titel. Toll!

Meine Meinung:
Ich finde es gerade tatsächlich sehr schwierig, dieses Buch angemessen zu rezensieren. Es gibt so gut wie gar nichts, was ich auszusetzen hätte, dennoch fehlt All this Time das gewisse Etwas, das es für mich zu einem Highlight machen würde. Dabei kann ich gar nicht so genau festmachen, woran das liegt.

Kyle ist ein toller Protagonist. Direkt zu Anfang wächst er einem ans Herz. Auch wenn er einige Fehler begeht, ist er bereit, aus ihnen zu lernen. Er hört anderen zu, ist einfühlsam und sehr menschlich. Man kann sich wunderbar in ihn hineinversetzen, was dazu führt, dass man alles, was er empfindet, mitfühlt. Gerade das macht das Besondere an dem Buch aus, wie ich finde. Auch wenn handlungstechnisch nicht immer viel passiert, ist man aufgrund dieser Emotionalität trotzdem ans Buch gefesselt.
Besonders toll fand ich seine Beziehung zu seiner Mutter. Ich hätte es absolut nervig und klischeehaft gefunden, wenn er, der mürrische Teenager, der gerade Schreckliches erlebt hat, sich von der Außenwelt und vor allem seiner Mutter abschottet und sie dabei gleichzeitig verletzt. Kyle dagegen ist, wie eben schon gesagt, sehr einfühlsam und auch wenn er sich durchaus emotional verschließt – was in seiner Situation ja völlig normal ist –, hört er ihr trotzdem zu und spricht mit ihr.
Gleiches gilt für sie! Auch sie überrumpelt ihn nicht, sondern gibt ihm den Freiraum, den er braucht, aber wenn es nötig ist, ist sie auch genauso bestimmt. Die Dynamik zwischen beiden ist ein tolles Beispiel für eine gesunde Eltern-Kind-Beziehung, die mir an dem Buch sogar fast am besten gefallen hat.

Bei der Thematik, die dieses Buch behandelt, läuft man meiner Meinung nach schnell Gefahr, dass es entweder übertrieben kitschig wird oder aber zu dramatisch, sodass es schon nervig wird. Das ist hier aber gar nicht der Fall! Daughtry und Lippincott haben über die gesamte Handlung die richtige Mischung aus emotional, humorvoll und dramatisch gefunden und damit den perfekten Ton für die Geschichte getroffen. Ich frage mich immer, wie man ein Buch zu zweit schreiben kann (ich würde immer meinen Bums durchsetzen wollen?!), aber die beiden haben das so harmonisch gelöst, das man gar nicht merkt, dass an dem Werk zwei Autorinnen saßen.
Ihr Schreibstil ist, wie bereits angesprochen, unglaublich emotional, poetisch und märchenhaft. Es bleibt einem so gar keine andere Wahl, als mit dem Protagonisten mitzufühlen!

Die Handlung hat sich für meinen Geschmack an manchen Stellen dagegen teils etwas zu schnell entwickelt, einiges wirkte auf mich fast schon „over the top“; gleichzeitig weist All this Time auch hin und wieder ein paar Längen auf. Das ist der einzige Grund, weshalb ich dem Buch einen halben Stern abziehen würde.
Denn trotzdem war die Geschichte größtenteils unvorhersehbar. Natürlich hat man so seine Vermutungen, worauf es hinauslaufen wird und was manche Andeutungen zu bedeuten haben, aber es gibt durchaus einige Twists in der Handlung, die dazu führten, dass ich beim Lesen mehrfach vor dem Buch saß und „Nein!“ in die Nacht gehaucht habe (es war wirklich Nacht).


Fazit:
Weshalb ich das Buch nicht als Highlight bezeichnen würde, kann ich also, wie gesagt, nicht festlegen, das ist mehr so ein Gefühl (und hat auch gar nichts mit dem vorletzten Punkt zu tun). Gerade weil das so ist, beziehe ich dieses Gefühl auch nicht in meine Bewertung mit ein – All this Time ist eben ein super schönes, emotionales Buch, an dem ich außer der wenigen Längen und Stellen, die mir etwas zu schnell gingen, ehrlich nichts auszusetzen habe, vor allem, weil es sich auch so schön in einer Sitzung wegliest! Insbesondere der Protagonist und seine Beziehung zu seiner Mutter, aber auch die märchenhaften Beschreibungen der Autorinnen konnten mich überzeugen.
Kurz: Es ist ein märchenhaftes Wohlfühlbuch.
4,5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 19.04.2021

Potenzial ist erkennbar, aber Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt

Die Hexenjägerin - Der Zirkel der Nacht
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Vielen lieben Dank an den blanvalet-Verlag für das Vorabexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich bin nicht der größte Fan von Gesichtern ...

Vielen lieben Dank an den blanvalet-Verlag für das Vorabexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich bin nicht der größte Fan von Gesichtern bzw. Personen auf dem Cover, weshalb ich dieses nicht unbedingt als „schön“ bezeichnen würde. Dennoch trifft es die Stimmung des Buches hervorragend – gerade der düstere, neblige Hintergrund mit den Katzen passt super zum Inhalt und auch die Protagonistin ist mit der Person gut getroffen. Ich würde es nicht ganz vorne in mein Regal stellen, aber das Cover gefällt mir trotzdem!

Meine Meinung:
An Die Hexenjägerin hatte ich sehr hohe Erwartungen, weil ich jedes Buch, in dem „Hexe“ im Titel vorkommt, unbedingt lesen muss – bereits als ich das Buch Anfang des Jahres in der Verlagsvorschau gesehen habe, ist es in den Jahresplaner meines Book Journals gelandet. Logisch, dass ich mich dann sofort für die Bloggeraktion bewerben musste!
Ich kann jedoch schon direkt am Anfang sagen, dass meine Erwartungen, auch wenn durchaus Potenzial erkennbar ist, nicht ganz erfüllt wurden.

Spannend an Die Hexenjägerin finde ich, dass es sich hierbei um andere als die Mainstream-Fantasy handelt: Das Buch ist wesentlich düsterer, brutaler und gruselig, teils sogar eklig. Die Sprache ist relativ vulgär und auch die Protagonistin ist aufgrund ihrer draufgängerischen Art nicht so, wie die typische Fantasy-Prota. Das muss man mögen, aber mir hat es gut gefallen!
Wer jedoch blutige und brutale Szenen nicht so gerne liest, dem kann ich das Buch direkt an dieser Stelle schon absprechen. Die Pressemitteilung und auch der Bloggerbrief kamen mit einer Triggerwarnung vor expliziten körperlichen und seelischen Gewaltszenen, und die ist auch durchaus berechtigt. Vielleicht sollte man in einer zukünftigen Auflage die Triggerwarnung mit ins Buch übernehmen (oder habe ich sie überlesen?).

Dass mich Die Hexenjägerin nicht ganz so begeistern konnte, wie erhofft, liegt wohl hauptsächlich am Plot.
Die Autorin braucht mit gut drei Vierteln des Buches sehr lange, um in die Handlung einzuführen. Man liest viele (innere) Monologe und Dialoge der Protagonisten, sieht aber lange nicht, wie die Figuren zusammenkommen und wo das Ganze am Ende hinführen soll.
Zwischendurch gibt es durchaus einige spannende Momente, versteht mich da nicht falsch! Vor allem in Szenen, in denen der Rote Lord auftaucht, spürt man die unterschwellige Gefahr, die von ihm ausgeht, weil man nicht einordnen kann, wo er herkommt, was er ist und was er vorhat. Diese Stellen sind es, an denen das Potenzial der Hexenjägerin wunderbar erkennbar ist; da konnte ich mich nicht von dem Buch lösen.
Leider machen Szenen wie diese nur einen Bruchteil des Buches auf, der Rest wird eben, wie gesagt, von Monologen bzw. Dialogen dominiert, die nicht alle die Handlung wirklich vorantragen. Dadurch ziehen sich die gut 450 Seiten stark in die Länge. Erst auf den letzten ca. 100 Seiten kommt viel Spannung auf, die sich dann aber so auflöst, dass man am Ende nicht wirklich das Gefühl hat, dass sich das Durchhalten am Anfang besonders gelohnt hat.
Auch wenn man am Ende mit einem Cliffhanger zurückgelassen wird, stellt sich einem nicht das Verlangen ein, unbedingt erfahren zu müssen, wie es weitergeht, jedenfalls mir nicht. Da ich aber, wie gesagt, das Potenzial der Reihe gesehen habe, bin ich dennoch durchaus neugierig, wie es weitergeht, in der Hoffnung, dass die Fortsetzungen mehr dieser spannenden, gruseligen Szenen aufweisen!

Auch von den Figuren erhoffe ich mir in den Fortsetzungen mehr. Denn weder zu der Protagonistin Robin, noch zu den anderen Hauptfiguren konnte ich bisher eine Beziehung aufbauen. Sie bleiben alle eher etwas blass und sind nicht greifbar, sodass ich mich nicht so gut in sie hineinversetzen konnte. Das wirkt dann natürlich auch in die fehlende Spannung ein. Auch hier sehe ich jedoch viel Potenzial, da die Autorin hier einen wirklich bunten Haufen zusammengestellt hat!

Den Schreibstil fand ich in Ordnung. Er ist gut verständlich, man kann ihn leicht lesen. Allerdings ist er nicht so mitreißend, dass er den Leser über die zäheren Teile hinwegtragen kann.

Fazit:
Insgesamt ist Die Hexenjägerin also ein solider Auftakt, der meine Erwartungen zwar nicht gänzlich erfüllen konnte, bei dem ich jedoch großes Potenzial für die Reihe sehe. Es gibt nicht viele spannende Szenen, aber die sind dann so gut und gruselig geschrieben, dass man sich nicht lösen kann.
Der Auftakt bewegt sich im guten Mittelfeld und es ist noch viel Luft nach oben, aber ich kann mir gut vorstellen, dass die Fortsetzungen noch viel gruseliger werden!
Wer mit brutaleren Szenen nicht klarkommt, sollte allerdings nicht zu dem Buch greifen.
3/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 15.04.2021

Leena und ihre Assassinen sind zurück!

Die Tiermagierin – Sturmseele
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Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Habt ihr jemals ein schöneres Cover gesehen? ...

Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Habt ihr jemals ein schöneres Cover gesehen? Ich bin mal so frech und antworte für euch: WOHL KAUM!
Nicht nur, dass es GLITZERT und supersüße Details wie die kleinen Tierchen hat, das beste ist Folgendes: Wenn man die Band 1 und 2 nebeneinanderstellt, passen die Schnörkeleien auf den Buchrücken zusammen! Mit sowas kriegt man mich haha.
Ich liebe das minimalistische, aber dennoch bis ins kleinste Detail durchdachte Design dieser Cover einfach.

Meine Meinung:
Schattentanz hat mir letztes Jahr unglaublich gut gefallen, demensprechend gespannt war ich dann auch auf die Fortsetzung.
Zu Beginn ist Sturmseele jedoch wesentlich langsamer als der Auftakt der Tiermagierin-Trilogie. Während Band 1 direkt spannend losgeht und man sich ab der ersten Seite kaum von der Geschichte lösen kann, hatte ich hier ein paar Einstiegsschwierigkeiten.

Das liegt zum einen daran, dass es eine Weile dauert, bis etwas Fahrt in die Handlung aufkommt, obwohl Sturmseele inhaltlich direkt an Schattentanz aufkommt. Man hat erst einmal viele Dialoge bzw. innere Monologe der beiden Protagonisten. Einerseits ist das natürlich relevant und auch gut, weil man so versteht, was in Leena und vor allem Noc vor sich geht.
Allerdings behält Noc vieles Wesentliches über sich zunächst für sich und lässt Leena außen vor. Diese Geheimniskrämerei findet nicht nur Leena nervig, auch für den Leser ist es anstrengend.

Zum anderen stehen dadurch logischerweise die Tierwesen und die Tiermagie, die den Zauber der Reihe ausmachen, im ersten Drittel des Buches eher im Hintergrund.

Nach ca. 150-200 Seiten wendet sich dann jedoch das Blatt, nicht nur in Bezug auf die Tierwesen, die endlich wieder viel relevanter werden, sondern auch bei Noc und Leena. Sie lernt man in Band 1 nämlich schon als Person kennen, die auf der einen Seite zwar sehr sanft, geduldig und gerecht ist, auf der anderen Seite aber auch weiß, was sie will und sich von anderen nicht aufhalten lässt.
Noc kommuniziert nicht mit ihr, und anstatt, dass sie sich heimlich darüber ärgert, konfrontiert sie ihn immer wieder damit und redet Klartext, zeigt aber gleichzeitig Verständnis und wird nicht zickig. Das hat mir gut gefallen und Situationen wie diese machen sie zu einer tollen Protagonistin.
Auch in ihrer Beziehung zu ihren eigenen sowie zu fremden Tierwesen hat sie mich hier immer wieder beeindruckt!

Handlungstechnisch kommt ab dem zweiten Drittel des Buches ebenfalls endlich Fahrt auf. Zwar gibt es hier einige Plottwists, mit denen man schon rechnen kann, aber das bedeutet keinen Abbruch in der Spannung. Sobald man die ersten Startschwierigkeiten überwunden hat, kann man sich von Sturmseele kaum lösen, was auch daran liegt, dass einige Hinweise, die im Auftakt fallengelassen wurden, wieder aufgegriffen und fortgeführt werden. Man will natürlich wissen, was es damit auf sich hat! Im Laufe der Handlung bahnt sich an, was im Abschlussband passieren könnte.
Das zeigt auch, wie sehr alles in Die Tiermagierin miteinander zusammenhängt und wie durchdacht die ganze Trilogie ist.

Vor allem im Hinblick auf die Tierwesen hat mich die Detailverliebtheit und Kreativität der Autorin wieder beeindruckt! Es tauchen einige Tierwesen auf, die man aus Band 1 schon kennt, aber auch viele neue, die alle in ihren Eigenschaften und Fähigkeiten einzigartig sind und auch jeweils unterschiedliche Zähmungsprozesse haben. Das macht die ganze Story rund um die Tierwesen so viel realer und greifbarer! Abgerundet wird das Ganze wieder von dem Bestiarium am Ende, das natürlich im Vergleich zum Auftakt um einige Tierwesen, auf die Leena hier erstmals trifft, erweitert wird.
Genau das macht Die Tiermagierin zu etwas ganz Besonderem in der Romantasy!


Fazit:
Auch wenn Sturmseele aufgrund des doch eher zähen Anfangs minimal schwächer ist als Schattentanz, konnte mich die Fortsetzung der Tiermagierin dennoch von sich überzeugen! Vor allem Leena hat mich hier stark beeindruckt. Ich liebe es, wie sie auf der einen Seite weiß, was sie will, und alles dafür gibt, um genau das zu erreichen, aber auf der anderen Seite ruhig, sanft und geduldig ist.
Der Zauber der Reihe machen für mich jedoch die Tierwesen aus. Es ist unfassbar toll, wie durchdacht und ausgereift jedes einzelne Tierwesen ist, was dafür sorgt, dass die ganze Geschichte umso realer wirkt!
Auch in diesem Band wird wieder einiges angedeutet, das wohl im Abschluss aufgegriffen wird, und ich bin gespannt, wie sich alles entwickeln wird.
4,5/5 Lesehasen.

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