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Veröffentlicht am 19.05.2021

Liebes Universum, Danke für den Ratgeber!

Danke für die wunderbare Lösung
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Vielen lieben Dank an mainwunder und den Silberschnur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Aufmachung macht ...

Vielen lieben Dank an mainwunder und den Silberschnur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Aufmachung macht einen wesentlichen Teil des Buches aus! Insgesamt ist „Danke für die wunderbare Lösung“ wunderbar verspielt und niedlich gestaltet, sodass das Lesen nur viel mehr Spaß macht. Die einzelnen Probleme und die Lösungen dazu sind gut voneinander abgegrenzt, sodass man sie auch dann schnell finden kann, wenn man nach dem Lesen nach einer ganz Bestimmten sucht. Das gefällt mir gut!

Meine Meinung:
Bei „Danke für die wunderbare Lösung“ handelt es sich um einen Ratgeber. Normalerweise lese ich Ratgeber eher weniger, da ich bisher nicht das Bedürfnis dazu hatte, mich in diesem Genre durchzulesen. „Danke für die wunderbare Lösung“ hat mich jedoch direkt angesprochen. Es sieht nicht nur äußerst süß aus, es versprüht auch direkt auf den ersten Blick positive Vibes! :D

Und genau das bleibt auch nach dem Lesen noch lange so: Dieser kleine Ratgeber hat es geschafft, mir mit wenigen Worten ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.
Zwar muss man sich beim Lesen darauf einlassen, dass dem Universum hier eine besondere Macht, auf alles einzuwirken, zugesprochen wird. Das Ganze hat also einen leichten „esoterischen Touch“ (ohne Wertung!), und wenn man wie ich in der Hinsicht etwas skeptischer unterwegs ist, kommt einem natürlich immer wieder der Gedanke: „Das ist doch unlogisch.“. Dieses „Liebes Universum, sende mir dieses oder jenes Zeichen“ ist also nicht für jeden etwas.

Allerdings geht es in „Danke für die wunderbare Lösung“ meines Erachtens gar nicht mal wirklich um diesen esoterischen Aspekt, sondern viel mehr um ein positives Mindset und das Vertrauen in sich selbst.
Anhand 50 verschiedener „irdischer Probleme“ wird gegenübergestellt, wie man in der Regel darauf reagiert und wie man stattdessen vielleicht besser damit umgehen sollte, damit dieses Problem einen nicht so stark im Leben aufhält. Man reagiert nämlich, denke ich, tendenziell eher dazu, ein Problem negativ aufzufassen, und verfällt dann schnell in negatives Denken oder Zweifel.
In „Danke für die wunderbare Lösung“ geht es stattdessen darum, dieses „Problem“ aktiv in etwas Positives umzuwandeln und es mit einem entsprechenden positiven Mindset anzugehen. Das hilft dann vielleicht dabei, die Zweifel zu überwinden und das Ziel zu erreichen.

Beim Lesen habe ich gemerkt, dass dieses Buch tatsächlich dazu verleitet, anders an die Dinge heranzugehen, und dazu motiviert sich der Problemlösung zu widmen. Man bekommt einen anderen Blickwinkel auf die Herausforderungen des Lebens und das, was man will, erscheint erreichbarer.

Da es „nur“ 50 Probleme und ein Vor- und Nachwort sind, hat man das Buch natürlich schnell durch. Aber „Danke für die wunderbare Lösung“ hat mir nicht nur beim Lesen und unmittelbar danach ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert, sondern es hat mich bisher auch nachhaltig noch durch meinen Alltag bereitet. Die Problemlösungen lassen sich wunderbar auf jede schwierige Situation anwenden.
Der Ratgeber hält also das, was er verspricht. Er ist ein tolles Geschenk für einen Freundin oder für einen selbst, um sich selbst zu motivieren.


Fazit:
„Danke für die wunderbare Lösung“ zaubert einem ein Lächeln auf das Gesicht. Ob man an das Universum als „höhere Kraft“ nun glaubt oder nicht, spielt hier beim Lesen keine Rolle. So oder so bekommt man einen anderen Blick darauf, wie man mit schwierigen Situationen umgehen kann, und stellt sich insgesamt motivierter und selbstbewusster Herausforderungen.
Ich habe nichts auszusetzen, daher bekommt dieser kleine, aber feine Ratgeber 5/5 Lesehasen von mir.

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Veröffentlicht am 15.05.2021

Herzensbuch mit besonderer Bedeutung

Bucket List – Nur wer fällt, kann fliegen lernen
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Vielen lieben Dank an den dtv-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir vor allem deshalb ...

Vielen lieben Dank an den dtv-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir vor allem deshalb sehr gut, weil es ein Eyecatcher ist – nicht nur durch das Rot, sondern auch die stilisierten Brüste auf dem T-Shirt. Damit zeigt es nicht nur auf den ersten Blick, worum es hier geht, sondern macht auch noch auf sich aufmerksam. Besonders wichtig für ein Buch wie dieses!

Meine Meinung:
„bucket list“ ist nicht nur ein Monatshighlight für mich, sondern auch ein ganz besonderes Herzensbuch. Sein Inhalt hat mich mitgenommen und berührt, die Message des Buches ist vor allem für junge Frauen eine so Wichtige!

Es geht um die Protagonistin Lacey, die positiv auf eine Mutation des BRCA1-Gens getestet wurde, wodurch sich ihr Brustkrebsrisiko stark erhöht, und die nun im Rahmen der Handlung entscheiden muss, ob sie präventiv eine beidseitige Masektomie durchführen lassen oder mit dem Risiko leben möchte. Dafür stellt sie eine bucket list auf mit all den Dingen, die sie mit ihren echten Brüsten noch erleben möchte. In „bucket list“ geht es also um ebendiese Reise der Protagonistin, aber gleichzeitig noch um so viel mehr – aber dazu später.

Natürlich spielt das Thema Brustkrebs hier eine wesentliche Rolle. Man erfährt einiges über die Genmutation, wie betroffene Frauen damit umgehen und auch, wie die Gesellschaft darauf reagiert. Wenn man selbst in irgendeiner Form von Brustkrebs betroffen ist – sei es nun, weil man persönlich daran erkrankt ist oder jemanden kennt –, kann „bucket list“ allerdings unter Umständen an manchen Stellen durchaus triggern. Es ist eben ein sehr emotionales Thema und genauso wird es auch beschrieben. Gleichzeitig geht die Autorin ebenso feinfühlig mit Brustkrebs und seinen Auswirkungen auf Betroffene um, man fühlt sich hier trotzdem also sehr aufgehoben.

Das liegt vor allem daran, wie Lacey porträtiert ist. Sie ist eine junge Frau Mitte 20, die am Anfang ihres Lebens steht und sich den typischen Problemen von Frauen in ihrem Alter stellen muss. Als Leserin in einer vergleichbaren Situation fühlt man sich ihr also besonders nahe und man kann sich gut in sie hineinversetzen.
Als Lacey ihre Diagnose bekommt, muss sie nicht nur erst einmal lernen, damit umzugehen, sondern vor allem auch herausfinden, auf welche Art und Weise sie damit umgehen möchte.
In diesem Prozess begleitet der Leser sie und erlebt mit, wie sie dabei viele Fehler macht und einsehen muss, dass jede Entscheidung Konsequenzen hat. Lacey lernt jedoch aus ihren Fehlern und erfährt dabei immer mehr über sich selbst.
Dabei wird deutlich, dass sie eben eine junge Frau wie viele andere auch ist: Sie ist nicht perfekt und in vielen Dingen noch unerfahren. Als Leser kann man also auch sehr viel mit und von ihr lernen. Lacey ist nicht bloß irgendeine Protagonistin in einem Buch, sie ist eine Frau, wie man sie selbst auch sein könnte. Man findet sich selbst in ihr wieder, und diese Echtheit macht es möglich, sich in sie hineinzuversetzen und den Inhalt des Buches zu verinnerlichen.

Genau das ist der größte Wert von „bucket list“. Nicht nur Lacey findet zu sich selbst, auch als Leser kann man so viel beim Lesen mitnehmen: Lacey macht eine unglaublich starke Entwicklung durch, während sie ihren eigenen Wert und das, was ihr im Leben wichtig ist, erkennt, und das führt dazu, dass man als Leserin ebenso darüber nachdenkt.

In „bucket list“ geht es also nicht nur um Brustkrebs. Natürlich wird die gesamte Reise der Protagonistin ausgelöst durch ihre Diagnose, und das Buch klärt auch in sachlicher Hinsicht viel über Brustkrebs und Vorsorge auf, während es gleichzeitig das Thema Brüste im Allgemeinen enttabuisiert.
Aber es ist so viel mehr als das!
Es lehrt die Leserin auch viel über weibliche Sexualität, Selbstbewusstsein und den Wert der eigenen Person, und liefert damit einen wertvollen Beitrag zum Feminismus.
Dabei spricht die Autorin diese Themen nicht mit dem sprichwörtlichen erhobenen Zeigefinger an, sondern zeigt sie auf so echte, lebensnahe Weise auf, wie Lacey echt und lebensnah ist.


Fazit:
Mich konnte „bucket list“ sehr berühren. Nicht nur, weil ich selbst schon mit Brustkrebs in Berührung gekommen bin und mir dieses Thema daher vielleicht noch etwas näher geht, sondern weil mir das Buch auch dabei geholfen hat, mir über viele andere Dinge klarzuwerden. Ich konnte viel von Lacey mitnehmen und das ist der Grund, weshalb „bucket list“ für mich sehr persönlich und ein Herzensbuch ist.

Hinsichtlich der Handlung weist es zwischendurch durchaus vielleicht ein paar Längen auf, aber das mindert in meinen Augen nicht die Qualität des Buches – es geht primär eben nicht um die Handlung, sondern darum, was man aus „bucket list“ mitnimmt, und das ist unvergleichlich.
Deshalb spreche ich auch eine Herzensempfehlung an jede junge Frau für dieses Buch aus!

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Veröffentlicht am 03.05.2021

Die Frage nach Recht und Gerechtigkeit, Schuld und Moral

Die Wahrheit der Dinge
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Vielen lieben Dank an den benevento-Verlag und Literaturtest für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Aufmachung des ...

Vielen lieben Dank an den benevento-Verlag und Literaturtest für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Aufmachung des Buches finde ich toll! Das Cover ist ein richtiger Hingucker, besonders gut gefällt mir, dass das Buch ohne Schutzumschlag einfach nur das Negativ des Umschlags ist. Eine Kleinigkeit, aber mich konnte sie sehr begeistern. :D
Dazu kommt das Lesebändchen und die insgesamt hochwertige Aufmachung, und der Preis von 22 € ist gerechtfertigt.
Sowohl die Covergestaltung als auch der Titel passen sehr gut zum Inhalt, was vor allem dann auffällt, wenn man verstanden hat, worum es in dem Buch geht.

Meine Meinung:
Normalerweise lese ich mittlerweile ja hauptsächlich nur noch Fantasy und Romance und so gut wie gar nicht mehr Krimis oder True Crime und schon gar keine Politthriller. „Die Wahrheit der Dinge“ hat mich allerdings vor allem deshalb angesprochen, weil ich Richterin werden möchte und das Buch von zwei wahren Rechtsfällen inspiriert ist und die Frage nach dem Verhältnis von Schuld und Gerechtigkeit stellt. Für mich also wahnsinnig interessant, aber nach dem Lesen kann ich sagen, dass nicht nur (angehende) Juristen hier auf ihre Kosten kommen werden.

Unabhängig davon, ob man die Fälle Marianne Bachmeier und Amadeu Antonio Kiowa kennt, auf denen dieses Buch basiert, hat der Autor anhand dieser beiden wahren Begebenheiten eine überraschend spannende Narrative geschaffen, die Realität und Fiktion geschickt miteinander verbindet.
„Die Wahrheit der Dinge“ besteht aus zwei unterschiedlichen Handlungssträngen, einem in der Gegenwart (2015), einem in der Vergangenheit (1989-1992, 2010), die jeweils zum Teil auf einem der beiden Fälle basieren. Anfangs ist einem noch nicht klar, wie beide Fäden zusammenlaufen können und es ist alles noch recht wirr. Erst nach und nach erfährt man, was passiert ist.

Dabei begleitet man 2015 den Richter Petersen auf seiner Reise sowohl zum Frauengefängnis auf Husum, als auch zu einem besseren Selbstverständnis. Man bekommt einen guten Eindruck davon, wie er als Richter denkt, welche Sorgen ihn quälen und was ihn beschäftigt. Das Ganze ist einerseits zwar weniger juristisch als ich dachte, und stattdessen eher moralisch geprägt, aber genau darum geht es in diesem Buch: Wann ist ein Urteil gerecht? Wo beginnt die Schuld eines Täters?
„Die Wahrheit der Dinge“ stellt das Verhältnis von Recht und Gerechtigkeit in Frage und regt den Leser in der Hinsicht zum Nachdenken an.

Es steht also weniger der juristische Zusammenhang im Fokus, auch wenn dieser ebenso diskutiert wird. Das war auch für mich interessant, da ich mit den meisten Schlagworten natürlich (oder zum Glück? xD) was anfangen konnte. Aber insbesondere der moralische und der Gerechtigkeitsaspekt werden hier, wie gesagt, thematisiert und gezeigt, dass ein Richter eben nicht „nur“ ein Urteil fällt, sondern dabei eine Entscheidung über ein menschliches Leben, ein Schicksal treffen muss.
Dabei zeigt der Autor vor allem über die Sicht von Corinna Maier, die an Marianne Bachmeier angelehnt ist, auf, dass jede Medaille immer zwei Seiten hat. Was objektiv betrachtet vielleicht ein richtiges Urteil sein mag, mag für manchen nicht gleichzusetzen sein mit Gerechtigkeit.
Dieses Buch hat es meines Erachtens besonders gut geschafft, beide Seiten gleichermaßen zu beleuchten, sodass man beide Aspekte verstehen lernt und gegenüberstellen kann.

Die Fälle in „Die Wahrheit der Dinge“ basieren auf etwas Realem, aber durch die miteinander verknüpften Geschichten beider Protagonisten hat Thiele eine eigene Erzählung geschaffen, mithilfe derer er den Leser zum Nachdenken über die Gesellschaft sowie die Justiz und das Rechtssystem anregt. Mit dem Bezug auf die Einwanderungswelle 2015 und den Montagsdemonstrationen kritisiert er zudem Rassismus in der Gesellschaft und seine Auswirkungen nicht nur auf Betroffene, sondern auch auf die Justiz.
Der Inhalt des Buches und sein Hintergrund könnten aktueller nicht sein.

Der Schreibstil des Autors ist dabei relativ nüchtern, aber das nimmt der Handlung nicht ihre Emotionalität. Viel eher passt er sogar sehr gut sowohl zu den Protagonisten als auch zur Thematik. Man braucht anfangs – vor allem, wenn das Buch außerhalb der eigenen Komfortzone liegt – vielleicht eine Weile, um sich daran zu gewöhnen, und auch so liest sich „Die Wahrheit der Dinge“ aufgrund der Komplexität des Problems nicht mal eben weg, aber dennoch schafft Thiele es, den Leser von Anfang an zu fesseln.


Fazit:
„Die Wahrheit der Dinge“ ist ein überraschend spannendes Buch, das viele vielleicht auch unangenehme Fragen aufwirft und den Leser zum Nachdenken anregt – über Recht, Gerechtigkeit, unser Justizsystem und auch Rassismus. Der Autor hat sich von zwei wahren Rechtsfällen inspirieren lassen und mithilfe greifbarer, nachvollziehbarer Protagonisten eine eigene Geschichte geschaffen, die die Frage nach Recht und Gerechtigkeit, Schuld und Moral stellt. Das Buch legt den Finger wunderbar in die Wunde, gibt einem gleichzeitig aber auch die Hoffnung, dass sich Vieles, was gerade so falsch läuft, in Zukunft bessert.
Aktuell wie kaum ein Buch und nicht nur für (angehende) Juristen absolut lesenswert. Uneingeschränkte Empfehlung!
5/5 Lesehasen.


„Fragen Sie den Mörder, ob er lebenslänglich als gerecht empfindet. Er wird anders antworten als die Angehörigen des Opfers. Gerechtigkeit ist Wunschdenken.“ (S. 31)

„Alles ist neu und unbekannt, und es kann einem wirklich Angst einflößen. Was bringt die Zukunft? Freud oder Leid? War es die richtige Entscheidung? Oder war sie falsch? Das weiß man leider erst im Nachhinein. Aber eins sage ich Ihnen: In allem Unbekannten liegen auch große Chancen. Ohne Mut und Pioniergeist wäre die Menschheit längst ausgestorben.“ (S. 62)

„Fünf Prozent Muslime leben hier. Lächerliche fünf Prozent! Aber dieser neuen Partei mit all ihren schlauen Akademikern und wohlhabenden Weißkragen reicht das. Sie will einen Flächenbrand, und man lässt sie gewähren. […] Eine Flut kann verbinden, ja. Aber um ihr entgegenzutreten, muss man ihre Gefahren sehen.“ (S. 168)

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Veröffentlicht am 02.05.2021

Vielversprechendes Worldbuilding, aber die Figuren können nicht überzeugen

Ein Prinz aus Silber und Gold
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Vielen lieben Dank an den dtv Junior-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir richtig gut, ...

Vielen lieben Dank an den dtv Junior-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir richtig gut, man erkennt auf Anhieb, dass es sich hierbei um High Fantasy handelt! Im Hintergrund sieht man das Schloss der Kupferstadt, auf das die Protagonistin Sofija Rea Linn im roten Kleid, das immer wieder erwähnt wird, zugeht. Es passt sehr gut zum Inhalt! Allerdings erinnert es mich vom Stil her stark an das Cover von „Der Kuss der Lüge“ von Mary E. Pearson.
Der Titel „Ein Prinz aus Silber und Gold“ gefällt mir vor allem deshalb sehr gut, weil einem beim Lesen auffällt, dass er sich direkt auf mehrere Dinge bezieht. Sowas mag ich immer sehr gerne!

Meine Meinung:
Ich hatte relativ hohe Erwartungen an das Buch, weil der Klappentext für mich wie das nächste große Fantasy-Epos klingt. Dazu hatte es auch wirklich viel Potenzial und das hätte es auch werden können, wäre da nicht dieser eine Aspekt gewesen, der in meinen Augen leider das ganze Buch runterzieht.
Zuerst will ich aber mit den positiven Dingen anfangen.

Zunächst hat mir der Schreibstil direkt auf Anhieb unheimlich gut gefallen. Die Autorin schreibt wunderschön bildlich und märchenhaft. Dadurch wird man sofort in die Geschichte gezogen und ist von Seite 1 an gefesselt, was gerade für High Fantasy, wo der Einstieg meistens ja nicht ganz so leicht ist, perfekt ist. Durch diesen Schreibstil fühlt man sich hier aber direkt zuhause.

Das Setting ist ähnlich atemberaubend. Zwar lernt man in diesem Band nur die Gegend um die Kupferstadt herum sowie die Stadt selbst näher kennen, aber auch andere Gebiete des Kontinents werden erwähnt und bereits jetzt so bildhaft beschrieben, dass man sie sich super vorstellen kann, ohne, dass die Protagonisten aktiv da gewesen wären.
Das zeigt, wie unglaublich gut durchdacht diese komplexe Welt ist, die ihren eigenen, einzigartigen Charme hat und den Leser mit Leichtigkeit in ihren Bann zieht.
Was schnell auffällt, ist, dass sich alles hier auf ein bestimmtes Element, Gestein oder eben Metall im Falle der Kupferstadt bezieht. Bilder wie diese kennt man sonst aus Märchen, und gerade deshalb hat mir dieser Aspekt besonders gut gefallen. In der Kupferstadt trifft man so z. B. auf den König mit den Silber-Augen oder die Metallsoldaten.

Auch inhaltlich ist „Ein Prinz aus Silber und Gold“ spannend, wenn auch nicht ganz so vollkommen wie der Schreibstil oder das Setting. Es gab durchaus Situationen, die mich überrascht haben, aber die meiste Zeit konnte ich vorhersehen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt. Schade fand ich vor allem, dass das Magiesystem meiner Meinung nach etwas zu kurz kommt. Zwar wird dem Leser einiges über die Seltergabe erzählt und man kann sich in etwa vorstellen, wie sie funktioniert, aber Vieles blieb für mich doch eher undurchsichtig. So habe ich bis zum Schluss nicht so ganz verstanden, wo genau diese Gabe jetzt eigentlich herkommt und wie sich entscheidet, wer über sie verfügt. Nicht ganz deutlich wurde auch, ob sich die Gabe bei jedem Begabten auf ähnliche Weise ausprägt, oder ob und inwiefern sie auf den Charakter der Person einwirken kann. Da hätte ich mir mehr Details gewünscht, aber es kann natürlich gut sein, dass dieser Aspekt nur eine „Auftakt-Krankheit“ ist, die in den Folgebänden ausgemerzt wird.
In der Hinsicht ist die Reihe aber jedenfalls ausbaufähig.

Darüber hätte ich aber noch gut hinwegsehen können, gerade weil mich das Setting so mitreißen konnte. Was mir mein Lesevergnügen aber zunehmend genommen hat, waren die Protagonisten. Einzig Eric konnte sich meine Sympathien sichern, mit allen anderen kam ich allerdings mit fortlaufender Handlung immer weniger klar.
Zum einen ist da die Hauptprotagonistin Sofija, die mehr oder weniger ins Schloss entführt und dort zum Tanzen gezwungen wird. Sie hätte eine tolle, starke Frau sein können, aber in meinen Augen ist sie leider recht konturenlos geblieben. Es gibt nichts, was sie besonders machen würde, wodurch sie für mich wenig greifbar war und ich mich (trotz des Namens haha) gar nicht mit ihr identifizieren konnte.

Lucius‘ Charakter habe ich ebenso wenig greifen können, allerdings aus anderen Gründen. Ihn habe ich überhaupt nicht verstanden! Nicht in dem Sinne, dass ich seine Motive nicht nachvollziehen konnte, sondern eher so, dass sein Charakter für mich keinen Sinn ergeben hat. Ist er böse oder nur ein Werkzeug seines Schicksals? Wird er manipuliert oder ist er selbst der Manipulierende? Ich konnte mir kein klares Bild von ihm machen, allerdings auch nicht in dem Sinne, dass er eine mysteriöse, vielleicht moralisch graue Figur ist. Vielmehr ist sein Charakter für meinen Begriff überhaupt nicht definiert, ein großes Fragezeichen.

Jana hat mich einfach nur genervt. In ihren inneren Monologen merkt man, dass sie extrem eifersüchtig ist, aber nach außen hin ist sie scheinbar eine ganz andere Person. Ihre Gedanken und Handlungen passen für mich nicht zusammen, und dass sie ganz offensichtlich etwas Bestimmtes will, aber nicht den letzten Schritt geht, um das zu bekommen, hat mir manchmal den letzten Nerv geraubt. Auch der große Plottwist um ihre Identität war für mich kein wirklicher Plottwist, sondern ziemlich früh erkennbar.

Elia ist allerdings der Schlimmste von allen. Seine besitzergreifende, bestimmerische Art habe ich gar nicht gut vertragen. Ich habe nichts dagegen, wenn Protagonisten in meinen Büchern auch schlechte Eigenschaften haben, im Gegenteil: Das macht sie menschlich und deshalb bin ich eigentlich ein großer Fan davon. Elia scheint allerdings nur aus Eifersucht und Herrschsucht (vor allem Sofija gegenüber) zu bestehen, und die anderen Figuren sagen ihm zwar ab und zu mal, dass er sich etwas zurückhalten soll, aber einen wirklichen Einlauf, den er eigentlich verdient hat, bekommt er nie. Das ist auf Dauer anstrengend, vor allem, da er noch dazu nicht nur Entscheidungen über Sofijas und Janas Köpfe hinweg trifft, sondern diese auch noch unausgereift und offensichtlich schlechte Ideen sind. Das hat stark an meinen Nerven gezerrt, und dass ihm niemand mal gesagt hat, was Sache ist, hat mich fast noch mehr genervt.

Fazit:
„Ein Prinz aus Silber und Gold“ hätte wirklich das nächste große Fantasy-Epos sein können, das ich mir davon erhofft hatte. Vor allem hinsichtlich des Worldbuildings ist bereits jetzt erkennbar, dass Viviana Iparraguirre De las Casas hier eine großartige, einzigartige, bis ins kleinste Detail durchdachte Welt geschaffen hat, von der man in diesem Band zwar noch nicht allzu viel kennenlernt, man aber jetzt schon von ihr begeistert ist. Hinzu kommt der wunderschöne, bildliche Schreibstil und man fühlt sich auf Anhieb zuhause.
In Bezug auf das Magiesystem, speziell die Seltergabe ist in meinen Augen noch einiges an Luft nach oben. In seinen Ansätzen versteht man ungefähr, was es damit auf sich hat, aber Vieles bleibt undurchsichtig, und mehr Details wären sicherlich nicht schädlich gewesen.
Was der Geschichte dagegen jedoch die Epik nimmt, sind die Protagonisten, die entweder unkonturiert bleiben oder an den Nerven zerren. Einzig Eric konnte sich für mich einnehmen, aber bei fünf Figuren, die die Geschichte wesentlich tragen, reicht das natürlich nicht. Daher weiß ich auch nicht, ob ich die Reihe weiterverfolgen werde.
3/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 30.04.2021

Emotional und märchenhaft!

All This Time – Lieben heißt unendlich sein
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Vielen lieben Dank an den dtv-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich glaube, zu dem Cover muss ich gar nicht ...

Vielen lieben Dank an den dtv-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich glaube, zu dem Cover muss ich gar nicht viel sagen. Es ist einfach unglaublich schön, ein absoluter Hingucker im Regal! Die Blumen, die Sanduhr und selbst die Körperhaltung der Silhouetten machen vor allem nach dem Lesen so viel Sinn, ebenso wie der Titel. Toll!

Meine Meinung:
Ich finde es gerade tatsächlich sehr schwierig, dieses Buch angemessen zu rezensieren. Es gibt so gut wie gar nichts, was ich auszusetzen hätte, dennoch fehlt All this Time das gewisse Etwas, das es für mich zu einem Highlight machen würde. Dabei kann ich gar nicht so genau festmachen, woran das liegt.

Kyle ist ein toller Protagonist. Direkt zu Anfang wächst er einem ans Herz. Auch wenn er einige Fehler begeht, ist er bereit, aus ihnen zu lernen. Er hört anderen zu, ist einfühlsam und sehr menschlich. Man kann sich wunderbar in ihn hineinversetzen, was dazu führt, dass man alles, was er empfindet, mitfühlt. Gerade das macht das Besondere an dem Buch aus, wie ich finde. Auch wenn handlungstechnisch nicht immer viel passiert, ist man aufgrund dieser Emotionalität trotzdem ans Buch gefesselt.
Besonders toll fand ich seine Beziehung zu seiner Mutter. Ich hätte es absolut nervig und klischeehaft gefunden, wenn er, der mürrische Teenager, der gerade Schreckliches erlebt hat, sich von der Außenwelt und vor allem seiner Mutter abschottet und sie dabei gleichzeitig verletzt. Kyle dagegen ist, wie eben schon gesagt, sehr einfühlsam und auch wenn er sich durchaus emotional verschließt – was in seiner Situation ja völlig normal ist –, hört er ihr trotzdem zu und spricht mit ihr.
Gleiches gilt für sie! Auch sie überrumpelt ihn nicht, sondern gibt ihm den Freiraum, den er braucht, aber wenn es nötig ist, ist sie auch genauso bestimmt. Die Dynamik zwischen beiden ist ein tolles Beispiel für eine gesunde Eltern-Kind-Beziehung, die mir an dem Buch sogar fast am besten gefallen hat.

Bei der Thematik, die dieses Buch behandelt, läuft man meiner Meinung nach schnell Gefahr, dass es entweder übertrieben kitschig wird oder aber zu dramatisch, sodass es schon nervig wird. Das ist hier aber gar nicht der Fall! Daughtry und Lippincott haben über die gesamte Handlung die richtige Mischung aus emotional, humorvoll und dramatisch gefunden und damit den perfekten Ton für die Geschichte getroffen. Ich frage mich immer, wie man ein Buch zu zweit schreiben kann (ich würde immer meinen Bums durchsetzen wollen?!), aber die beiden haben das so harmonisch gelöst, das man gar nicht merkt, dass an dem Werk zwei Autorinnen saßen.
Ihr Schreibstil ist, wie bereits angesprochen, unglaublich emotional, poetisch und märchenhaft. Es bleibt einem so gar keine andere Wahl, als mit dem Protagonisten mitzufühlen!

Die Handlung hat sich für meinen Geschmack an manchen Stellen dagegen teils etwas zu schnell entwickelt, einiges wirkte auf mich fast schon „over the top“; gleichzeitig weist All this Time auch hin und wieder ein paar Längen auf. Das ist der einzige Grund, weshalb ich dem Buch einen halben Stern abziehen würde.
Denn trotzdem war die Geschichte größtenteils unvorhersehbar. Natürlich hat man so seine Vermutungen, worauf es hinauslaufen wird und was manche Andeutungen zu bedeuten haben, aber es gibt durchaus einige Twists in der Handlung, die dazu führten, dass ich beim Lesen mehrfach vor dem Buch saß und „Nein!“ in die Nacht gehaucht habe (es war wirklich Nacht).


Fazit:
Weshalb ich das Buch nicht als Highlight bezeichnen würde, kann ich also, wie gesagt, nicht festlegen, das ist mehr so ein Gefühl (und hat auch gar nichts mit dem vorletzten Punkt zu tun). Gerade weil das so ist, beziehe ich dieses Gefühl auch nicht in meine Bewertung mit ein – All this Time ist eben ein super schönes, emotionales Buch, an dem ich außer der wenigen Längen und Stellen, die mir etwas zu schnell gingen, ehrlich nichts auszusetzen habe, vor allem, weil es sich auch so schön in einer Sitzung wegliest! Insbesondere der Protagonist und seine Beziehung zu seiner Mutter, aber auch die märchenhaften Beschreibungen der Autorinnen konnten mich überzeugen.
Kurz: Es ist ein märchenhaftes Wohlfühlbuch.
4,5/5 Lesehasen.

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