Von Voodoo und Revolution
LOAAufmachung:
Das Cover gefällt mir richtig gut. Die ganze Covergestaltung erinnert vom Aussehen an Zeichnungen aus dem Voodoo-Bereich – es passt also hervorragend zum Inhalt. Gleichzeitig wird ihm durch ...
Aufmachung:
Das Cover gefällt mir richtig gut. Die ganze Covergestaltung erinnert vom Aussehen an Zeichnungen aus dem Voodoo-Bereich – es passt also hervorragend zum Inhalt. Gleichzeitig wird ihm durch die Farbgebung und das Spiel von Licht und Schatten etwas Geheimnisvolles verliehen. Das Cover ist ein Hingucker und macht neugierig auf mehr.
Der Titel Die Weiße Mambo passt ebenfalls. Man hat diese Begriffe zumindest mal vorher gehört, allerdings konnte ich mir nicht so richtig etwas darunter vorstellen. Das hat sich beim Lesen dann auch ergeben. 😉
Meine Meinung:
Hmmm… Joa, ehrlich gesagt tue ich mich etwas schwer damit, eine Rezension zu diesem Buch zu schreiben. Es ist keinesfalls so, dass mir LOA nicht gefallen hat. Allerdings hat es mich auch nicht wirklich umgehauen und ehrlicherweise bin ich auch froh, dass ich das Buch beendet habe. Wirkliche sachliche Gründe dafür gibt es jedoch nicht, es ist vielmehr einfach so ein Gefühl. Deshalb habe ich lange überlegt, was ich in diese Rezension schreiben könnte…
LOA erzählt in zwei verschiedenen Zeitlinien, die Kapitel sind abwechselnd aus Zoés und Mokabis Sicht geschrieben. Dabei ist mir positiv aufgefallen, dass Meineke die Cuts so gesetzt hat, dass sie beim Lesen nicht stören und auch die Spannung nicht beeinträchtigen, sondern im Gegenteil sogar steigern. Oft hat man es ja bei unterschiedlichen Perspektiven oder Zeitlinien, dass durch einen abrupten Wechsel die Spannung unterbrochen wird. Das ist hier eben nicht der Fall.
Allerdings muss ich im gleichen Atemzug auch betonen, dass es auch gar nicht viel Spannung gab, die man hätte unterbrechen können. Die meiste Zeit ist leider nicht besonders viel passiert, das gilt vor allem für Zoés Handlungsstrang. Das Buch zeichnet sich eher durch viele Dialoge und Erklärungen aus und verhältnismäßig wenig Handlung.
Dadurch bleibt die Spannungskurve, wie gesagt, durchgehend im unteren Bereich, wodurch sich die 408 Seiten sehr in die Länge ziehen. Obwohl ich die Thematik des Buches grundsätzlich interessant fand und die Handlung die meiste Zeit auch so gut wie gar nicht vorhersehbar war, hatte ich beim Lesen nicht dieses Gefühl, dass ich mich nicht mehr vom Buch lösen konnte und unbedingt weiterlesen musste.
Erst zum Ende hin wird kommt einiges an Spannung auf, die dann auch in einem guten Cliffhanger endet. Ob das ausreichend ist, dass ich dem Erscheinungstermin des Folgebandes herbeisehne, kann ich jetzt noch nicht wirklich sagen, da noch keiner veröffentlicht wurde. Aktuell würde ich sagen, dass mich der Fortgang von Zoés Geschichte nicht allzu sehr reizt, aber wer weiß, vielleicht ändert sich das ja, sobald mehr von Band zwei bekannt wird.
Sehr gut hingegen hat mir gefallen, dass die Charaktere allesamt sehr gut ausgereift und dadurch ohne Ausnahme vielschichte Figuren sind. Selbst die Nebenfiguren sind etwas Besonderes, das man nicht so ohne Weiteres in irgendeine Schublade stecken kann; auch vom Schreibstil her kann man sie so gut voneinander unterscheiden kann, dass keine Nennung von Namen notwendig ist, um zu wissen, um wen es gerade geht. Ähnliches ist auf die unterschiedlichen Zeitlinien übertragbar: Die Autorin hat ihren Schreib- und Sprechstil auf die Gepflogenheiten der jeweiligen Zeit angepasst. Selbst wenn es also keine Hinweise in den Kapitelüberschriften gegeben hätte und keine Namen genannt worden wären, hätte man allein anhand des Schreibstils gut erkennen können, zu welcher Zeit die Erzählung gerade stattfindet.
Trotz allem muss ich auch hier leider sagen, dass mir weder Zoé noch Mokabi großartig ans Herz wachsen konnten.
Mokabi weist zwar unter allen Figuren die stärkste Charakterentwicklung auf, dennoch fand ich ihn durchgehend unsympathisch. Das hat nicht mal unbedingt einen greifbaren Grund, ich konnte mit ihm einfach nicht warmwerden.
Zoé trifft in meinen Augen viel zu oft (selbst für ihre noch jungen 16 Jahre) sehr kindische, unüberlegte Entscheidungen, was beim Lesen irgendwann anstrengend wird. Ihre stark ausgeprägte Naivität macht das Ganze leider nicht viel besser.
Gerade was meine Empfindungen gegenüber beiden Protagonisten angeht, kann ich der Autorin trotzdem nichts vorwerfen. Sie hat bei der Charakterisierung, wie gesagt, auf jeden Fall alles richtig gemacht. Dass ich weder mit Zoé noch mit Mokabi eine richtige Bindung aufbauen konnte, ist sehr subjektiv.
Am allerbesten hat mir an LOA gefallen, dass man merkt, wie intensiv die Autorin an allem recherchiert hat. Bevor ich dieses Buch gelesen habe, wusste ich, dass Voodoo als Glaubensrichtung existiert, viel mehr war mir darüber jedoch nicht bewusst. Meineke bringt einem in diesem Buch die Grundzüge des Voodoo-Glaubens näher; kompliziertere Sachverhalte erklärt sie sehr gut verständlich, was davon zeugt, dass sie sich mit der Thematik auseinandergesetzt und sie verstanden hat. Auch über die haitianische Revolution von 1791, von der ich ehrlicherweise vorher noch nie etwas gehört hatte, lernt man hier einiges. Bemerkenswert dabei ist, dass die Autorin sogar echte historische Figuren in ihre Erzählung mit eingebaut ist, über die man in dem Glossar hinten etwas mehr erfährt. Damit habe ich bei dem Buch gar nicht gerechnet; diesbezüglich wurde ich also positiv überrascht.
Fazit:
Die Weiße Mambo ist ein solider Auftakt, bei dem es durch das sehr langsame Erzähltempo allerdings bis zum Ende dauert, dass sich etwas Spannung aufbaut. Das führt dazu, dass sich die gut 400 Seiten sehr zäh anfühlen und man trotz wirklich interessanten Inhalts nicht das Bedürfnis verspürt, unbedingt weiterlesen zu müssen. Die Figuren, insbesondere die Protagonisten, sind allesamt außerordentlich gut ausgereift. Trotzdem konnte ich mit den Figuren nicht so richtig warmwerden, was jedoch einfach auf subjektiven Empfindungen berührt und nichts ist, was man der Autorin vorwerfen kann.
Besonders positiv fällt die intensive Recherche der Autorin hinsichtlich des Voodoos, aber auch der haitianischen Revolution auf. Obwohl es sich hierbei um ein (weitgehend) fiktives Werk ist, kann man also beim Lesen einiges lernen! 😊
3,5/ 5 Lesehasen.