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Veröffentlicht am 26.04.2023

Mein (bisheriger) Lieblingsband dieser Wohlfühlreihe!

A Place to Belong
1

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
An den Covern der ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
An den Covern der „Cherry Hill“-Reihe gefällt mir besonders gut, dass sie auf den ersten Blick relativ identisch aussehen, sich bei näherem Hinsehen dann aber durch winzige Details unterscheiden.
Am offensichtlichsten ist dabei die verschiedene Highlight-Farbe, hier ein etwas dunkleres Flieder. Ich glaube zwar, dass das Flieder etwas besser zu Lilacs Geschichte („lilac“ = „flieder“) gepasst hätte und das rot von „A Place to Grow“ (Lilacs Geschichte) vielleicht besser auf Magnolias Buch (Magnolien sind rosa) gepasst hätte. Aber das ist nur eine winzige Kleinigkeit, die einer Perfektionistin auffällt und die am Ende keine große Rolle spielt. :D
Wie auch schon bei den beiden Vorgängern ist die vordere Innenklappe des Buches mit einer Aquarellzeichnung und der Definition von „Magnolia“ sowie einer Charakterbeschreibung von Maggie verziert, die eine tolle Ergänzung zur Buchgestaltung sind. Auch die einzelnen Kapitelüberschriften sind wieder mit den Blumen des Covers geschmückt und tolle Hingucker im Buch.


Meine Meinung:
„A Place to belong“ ist definitiv mein Lieblingsband der Reihe!!!! 🥰
Vermutlich liegt das daran, dass ich überhaupt keine Erwartungen an diese Geschichte hatte. Zwar kennt man einen Großteil der Figuren durch die Vorgängerbände natürlich schon und auch das Setting ist bekannt.
Maggie tritt hier jedoch das erste Mal auf, was als Protagonistin in einer fortgesetzten Reihe eher ungewöhnlich ist. Man erwartet in Reihen wie dieser ja normalerweise, dass eine Figur, die bisher nur am Rande eine Rolle gespielt hat, ihre Bühne bekommt. Maggie ist jedoch eine völlig neue Figur und noch ein komplett unbeschriebenes Blatt. Bevor ich das Buch das erste Mal geöffnet hatte, wusste ich überhaupt nicht, wie ich sie in das bisherige Geschehen einordnen sollte und welche Rolle sie auf Cherry Hill spielen könnte.
Vermutlich ist diese fehlende Erwartung mit ein Grund, weshalb mir der dritte Band wesentlich besser gefallen hat als sein Vorgänger, an den ich, wie aus meiner Rezension hervorgeht, ja mit zu hohen Erwartungen herangegangen bin.

Aber auch Maggie trägt einen wesentlichen Teil dazu bei! Ich konnte mich auf Anhieb gut in sie hineinversetzen und hatte sofort einen Bezug zu ihr. Zwar hat sie einen völlig anderen Hintergrund als ich und sie geht an Konflikte auch ganz anders heran als ich, aber die Autorin schafft es hervorragend, Maggies Gedankengänge und Gefühle zu transportieren. Auch wenn sie oft andere Entscheidungen trifft, als ich es in ihrer Situation tun würde, bin ich zu keinem Zeitpunkt etwa genervt von ihr. Dagegen sind ihre Handlungen und ihr Verhalten nachvollziehbar, logisch und passen zu ihrem Charakter. Man versteht, weshalb sie handelt, wie sie handelt, und wieso sie sich dagegen entscheidet, eine offensichtliche Entscheidung und stattdessen eine solche zu treffen, die ihre Geheimnisse noch größer und prekärer erscheinen lassen.

„Unsere Lippen bewegten sich wie in Zeitlupe aufeinander zu, und als sie sich trafen, war es wie ein Feuerwerk.“ (S. 155/336)


Das Ganze reizt die Autorin dann aber auch nicht aus.
Zwar haben mich die Geheimnisse, die Maggie vor den McCarthys hat, immer ein bisschen gestört (bin ein großer Verfechter von Klartext), aber insgesamt hat sich das trotzdem nicht besonders negativ auf meine Bewertung ausgewirkt, da die Autorin die Konflikte gut und mit nicht mehr Drama als nötig gelöst hat, und sie sich im Ganzen gut in die Geschichte einfügen. Sie trifft genau den richtigen Zeitpunkt für einen Richtungswechsel, wodurch die Handlung an Schwung gewinnt und nicht auf der Stelle tritt.
Das zeigt nur, dass Lilly Lucas ihre Figuren und ihre Geschichte im Gesamten gut kennt und weiß, wann es Zeit für ein Umschwenken ist.

Als ich erfahren habe, dass es im dritten Teil um Maggie und nicht, wie vermutet, um Poppy geht, war ich tatsächlich etwas enttäuscht. Poppy zählt nämlich seit dem Auftakt zu meinen Lieblingsfiguren der „Cherry Hill“-Reihe und ich freue mich sehr auf ihre Geschichte!
Allerdings hat Maggie mich hier doch sehr positiv überrascht, und im Nachhinein ist die von der Autorin gewählte Reihenfolge sehr sinnvoll, denn vor allem auch für Poppys Entwicklung war „A Place to Belong“ nicht unwichtig.

Damit komme ich im Übrigen zu einem weiteren Aspekt, mit dem die „Cherry Hill“-Reihe glänzen kann: Die bereits bekannten Figuren spielen auch weiterhin eine Rolle und vor allem die Schwestern gewinnen dabei, auch wenn sie nicht mehr oder noch nicht Protagonistin sind, stets an Substanz und Charaktertiefe. Hier merkt man das eben, wie gesagt, insbesondere an Poppy, die, obwohl sie hier „nur“ eine Nebenrolle hat, neben Maggie die größte Charakterentwicklung durchlaufen hat, aber auch June und Lilac bekommen ihre Momente. Besonders gefreut hat mich, dass hier auch die Mutter der Mädchen, Carol, etwas mehr im Rampenlicht steht als bisher.


In Bezug auf Flynn bin ich hingegen etwas ernüchtert, aber das ist so ähnlich ja bereits bei Bo und vor allem bei Henry gewesen.
Zwar ist Flynn durchaus sehr sympathisch, und man bekommt auch den einen oder anderen Einblick in seine Vergangenheit, aber neben Maggie bleibt er sehr blass und es bleiben hinsichtlich seines Charakters einige Fragen offen. Hier hätten dem Buch ein paar Seiten mehr und einen etwas detaillierteren Blick auf das, was er erlebt hat, sicher gutgetan.

Seine Chemie mit Maggie ist jedoch ab dem ersten Zusammentreffen spürbar und sorgt zwischendurch für einiges Kribbeln.

„‚Sorry, ich musste noch…‘
Ich sah so schnell über meine Schulter, dass ich mir fast den Nacken verriss. Aber der Schmerz war vergessen, als ich in Flynns Gesicht blickte.
‚… was erledigen‘, führte er seinen Satz zu Ende. Wie erstarrt sah er mich an. Nur seine Augen bewegten sich, huschten kurz an mir hoch und runter und blieben für eine Nanosekunde an meinen Lippen hängen.“ (S. 115/336)


Fazit:
Cherry Hill gehört mittlerweile zu meinen liebsten Wohlfühlorten, und das hat „A Place to Belong“ wieder mal nur bestätigt. Stelle mir die Farm mit den Pfirsichbäumen, dem Bach und natürlich die Baumhäuser so idyllisch vor, würde den Ort so gerne mal selbst besuchen! 😍
Was das Buch aber zu meinem Lieblingsteil macht, sind ganz klar Flynn und Maggie. Flynn lernt man bereits in den beiden Vorgängerbüchern kennen, Maggie tritt hier zum ersten Mal auf. Beide haben von der ersten Sekunde an eine tolle Chemie miteinander und auch einzeln habe ich sie gerne begleitet. Neben Maggie, die ich von der ersten Seite an ins Herz geschlossen habe, bleibt Flynn jedoch etwas blass.
Auch die Geheimnisse, die Maggie vor den McCarthys hat, haben mich immer ein bisschen gestört (bin ein großer Verfechter von Klartext), aber insgesamt hat die Autorin die Konflikte gut und mit nicht mehr Drama als nötig gelöst. Vor allem für Poppys Entwicklung war der Plot dieses Buches wohl auch wichtig, weshalb ich mich insbesondere nach dem letzten Absatz jetzt riesig auf ihre Geschichte freue! 💖
4,5/5 Lesehasen.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.04.2023

Lebendige Figuren und Sommer-Vibes

Malibu Rising
2

Vielen lieben Dank an den Ullstein-Verlag und vorablesen.de für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den Ullstein-Verlag und vorablesen.de für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das deutsche Cover ist mit der Frau, die anscheinend Nina Riva darstellen soll, ganz anders als die Originalcover, wobei mir da besonders das von Random House UK mit der rosa, lila und blauen Farbgebung besonders gefällt. Trotzdem finde ich das deutsche Cover mindestens ebenso gelungen, wenn nicht sogar besser! Einerseits vermittelt es durch die warmen Farben das gleiche sommerliche Gefühl wie die Originalcover, andererseits steht hier die Frau im Fokus, was insofern gut zum Inhalt passt, als dass es hier natürlich um Ninas (Familien-) Geschichte geht.
Dass der Originaltitel übernommen wurde, finde ich sehr gut, da er inhaltlich gleich mehrere Bedeutungen hat.


Meine Meinung:
Wer meine Stories und Jahresrückblick-Posts Ende letzten Jahres verfolgt hat, hat sicher mitbekommen, dass ich im Dezember 2022 ein wahnsinnig großes Highlight hatte: „The Seven Husbands of Evelyn Hugo“ von Taylor Jenkins Reid. Die Art und Weise, wie die Autorin die fiktive Figur Evelyn Hugo porträtiert hat, hat mich nachhaltig so wahnsinnig beeindruckt und berührt, dass ich beschlossen habe, die gesamte Backlist der Autorin zu lesen. Wie sie es schafft, ihre Figuren zum Leben zu erwecken und zu dem Leser eine Bindung aufzubauen, ist einfach einmalig.

Als ich dann gesehen habe, dass „Malibu Rising“ bei Vorablesen.de verfügbar ist, habe ich die Gelegenheit genutzt direkt meine Bonuspunkte dafür eingelöst. Und auch hier kann ich wieder nur sagen: Ich habe riesigen Respekt vor der Autorin!

Zwar kommt die Geschichte von Nina Riva nach meinem Empfinden nicht ganz an Evelyns heran, was vor allem an folgenden Aspekten liegt:
Die gesamte Handlung des Buches wird um die große Party von Nina herum aufgebaut, die am Ende des Buches stattfindet. Vor allem im Mittelteil ist allerdings nicht so ganz klar, in welche Richtung sich die Autorin eigentlich entwickeln möchte. Ein roter Faden ist nur schwach erkennbar und man fragt sich zunehmend, was denn nun der Sinn des Ganzen ist.
Das führt dazu, dass sich die Handlung in der Mitte des Buches etwas zieht. Das ist dann wohl auch der Grund dafür, dass „Malibu Rising“ nicht die gleiche Sogwirkung auf mich hatte wie „The Seven Husbands of Evelyn Hugo“. Da es aber auch in „Malibu Rising“ vor allem um Nina und ihre Familie geht und die Handlung an sich eigentlich eher nebensächlich ist, fällt dieser Aspekt nicht so stark ins Gewicht. Denn auch wenn das Buch inhaltlich nicht sonderlich mitreißend ist, können die Figuren auch hier doch wieder überzeugen – dazu aber gleich noch mehr.

Die zweite Kleinigkeit, die mich an „Malibu Rising“ nicht zu 100% überzeugen konnte, war die Party an sich. Die Geschehnisse dort sind filmreif, völlig wirr und fast schon eine karikaturistische Darstellung der Reichen und Berühmten Hollywoods. Vermutlich wollte die Autorin auch genau das damit ausdrücken und somit einen Kontrast zu Nina schaffen, bei der man schon von Anfang an merkt, dass sie anders als ihre Eltern und ihr näheres Umfeld so gar nicht nach Hollywood zu passen scheint. Insofern ist das alles objektiv betrachtet also durchaus sinnvoll und sogar sehr intelligent dargestellt.
Für mein Empfinden war es jedoch etwas zu viel und demgegenüber die Auflösung am Ende zu wenig spektakulär – was aber wiederum auch Ninas Charakter widerspiegelt. Ihr seht: Das Buch nimmt einen so oder so stark mit! :D

Da dieser Punkt aber sehr stark subjektiv geprägt ist und, wie gesagt, in Bezug auf die Figuren und den Inhalt durchaus nachvollziehbar und logisch ist, will ich es nur erwähnen, aber besonders stark auf meine Bewertung hat es sich nicht ausgewirkt.


Die große Stärke von „Malibu Rising“ sind dagegen, wie erwähnt, die Figuren, die von Seite 1 an so schillernd und lebensecht sind, dass man völlig vergisst, dass es sich hierbei ja gar nicht um eine Abhandlung um das Leben von echten Menschen handelt, sondern um eine gänzlich ausgedachte Geschichte. Dieses Gefühl erweckt die Autorin wie sonst keine Zweite, und das hat mich auch schon an „The Seven Husbands of Evelyn Hugo“ begeistern können.
Zwar ist Nina Riva nicht ganz so greifbar und nahbar wie Evelyn Hugo, aber auch ihre Geschichte und die ihrer Familie reißt mit und lässt einen alle Emotionen spüren.

Dabei wird die Geschichte in der Gegenwart in einem Tag in den Abschnitten von 7 bis 19 Uhr (die Zeit vor der Party) und von 19 bis 7 Uhr (die Party und die Stunden danach) erzählt, während man parallel Ninas Eltern in der Vergangenheit kennenlernt und erfährt, wie sie und ihre Geschwister sich zu den Personen entwickelt haben, die man in der Gegenwart begegnet.
Anfangs ist dabei Vieles noch unklar, aber je näher die Vergangenheit der Gegenwart kommt und je näher der Tag in der Gegenwart der Party um 19 Uhr rückt, desto klarer wird das Bild, das die Autorin von Nina und ihrer Familie erzählt.
Dabei geht es, wie erwähnt, weniger um einen bestimmten Plot, sondern vielmehr um die Charakterisierung der Familie selbst. Die Autorin erzählt von Verletzlichkeit, Vertrauensbrüchen, Zerstörung, Sucht, Krankheiten, von Liebe, Heilung, das Vertrauen unter Geschwistern. Es geht um das pure Leben an sich, darum, was wir von unseren Eltern mitbekommen, was wir daraus machen, wie wir uns von toxischen Verhaltensweisen unserer Eltern lösen können und unser eigenes Leben gestalten; es geht darum, das anzunehmen, was uns mitgegeben wird, um dann über uns hinauszuwachsen und eigenständige Persönlichkeiten zu werden.

„Endlich bekam sie genug Luft, um in sich ein Feuer zu entfachen.“ (S. 320/430)

Taylor Jenkins Reid porträtiert auf beeindruckende, emotionale Weise eine lebhafte, dynamische, schillernde Familie mit vielen Problemen, dunklen Seiten und schwierigen Zeiten, die vor allem eins ist: echt.


Das erreicht sie insbesondere auch durch ihren einzigartigen Schreibstil, der sich dadurch auszeichnet, dass sie sehr viel zwischen den Zeilen sagt, anstatt es ausdrücklich auszusprechen. So wird beispielsweise der Kontrast zwischen Nina und ihrer Mutter immer wieder darin deutlich, wie Nina sich selbst sieht, wo sie ihre Prioritäten setzt und wie sie mit ihren Geschwistern umgeht. Trotzdem lässt sich auch nicht leugnen, dass sie wesentlich durch den Charakter und das Verhalten ihrer Mutter geprägt wurde: Zwar verhält sie sich oft völlig gegensätzlich zu ihrer Mutter, aber man merkt auch immer wieder, dass sie einige Charakterzüge von ihr übernommen hat.
Darauf wird der Leser, wie gesagt, nicht ausdrücklich mit der Nase gestoßen. Stattdessen entwickelt sich das Erkenntnis des Lesers nur schleichend im Laufe der Geschichte, wenn man June und Nina besser kennenlernt. Dadurch wird das, was die Autorin eigentlich sagen will, noch viel bedeutsamer und bekommt viel mehr Gewicht, als wenn sie die Konflikte der Protagonisten ausdrücklich angesprochen hätte.
Darüber hinaus ist aber, denke ich, genau dieser Aspekt auch der Grund dafür, weshalb die Figuren, die TJR schafft, gerade so schillernd und lebensecht wirken – und zwar nicht nur die beiden Protagonistinnen Nina und June, sondern auch alle Nebenfiguren, die wichtigen wie die unwichtigen (wobei man bei der Autorin wohl auch infrage stellen könnte, ob es überhaupt unwichtige Figuren gibt, da alles miteinander verwoben ist und jeder auf jeden Einfluss nimmt).
Das ist die große Stärke nicht nur des Buches sondern auch der Autorin, die sie von vielen anderen unterscheidet und deutlich abhebt. Eigentlich schon nach „The Seven Husbands of Evelyn Hugo“, aber spätestens jetzt zählt Taylor Jenkins Reid zu meinen Lieblingsautor*innen!


Fazit:
Eine schillernde, emotionale Geschichte mit lebhaften, dynamischen Figuren über Familie, Geschwister, Liebe, Zerstörung und Heilung; über das Leben, darüber, was uns unsere Eltern mitgeben, und wie wir unser eigenes Leben schaffen.
Im Mittelteil zieht sich die Handlung nach meinem Empfinden etwas und was alles bei der Party abging, und warum, habe mittlerweile zwar schon verstanden, aber ganz überzeugen konnte mich dieser Punkt dann doch nicht. Trotzdem ist „Malibu Rising“ ein weiteres Highlight einer großartigen Autorin, die es wie keine Zweite versteht, lebensechte, greifbare Figuren zu schaffen, die ihre Geschichten vor allem zwischen den Zeilen erzählen.
Großes Kino! Wer noch kein Buch von TJR gelesen hat, sollte das SCHLEUNIGST ändern!
4,5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 04.02.2023

Emotional, poetisch und einfach schön

The Way You Crumble
1

Vielen lieben Dank an den Penguin-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche ...

Vielen lieben Dank an den Penguin-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
In meiner Rezension zum Auftakt habe ich bereits das schlichte, florale, wunderschöne Coverdesign gelobt und auch hier muss ich natürlich davon schwärmen!
Ich liebe das Zusammenspiel der Komplementärfarben des grünen Titels vor dem pinken Lineart mit den Muscheln und Blüten, die für mich die Stimmung der Küstenstadt Goldbridge ganz wunderbar widerspiegeln. Die Cover der Reihe sehen sich auf den ersten Blick sehr ähnlich, aber unterscheiden sich bei näherem Hinsehen sowohl durch die Farben als auch die Details in der Zeichnung.
Die Bücher haben ein mattes, papiernes Cover, was mit der Zeit durch Sonnenlicht und vermutlich auch das Fett an den Fingern leider leicht vergilbt, aber dennoch finde ich es wunderschön.
Den Titel finde ich im Übrigen ebenso schön und sehr poetisch, und wenn man genau hinsieht, befindet sich darin, angesichts dessen, dass Alexis und Echo beide in der Patisserie arbeiten, ja sogar ein Wortspiel! :D Ob das beabsichtigt war oder ob meine Fantasie da jetzt mit mir durchgeht, kann ich allerdings nicht sagen. xD


Meine Meinung:
„The Way I Break“ habe ich so sehr geliebt! Deshalb und weil ich Echo und Alexis da schon als interessante Figuren wahrgenommen habe, hatte ich natürlich sehr hohe Erwartungen an „The Way You Crumble“. Und die wurden nicht enttäuscht!

Zwar finde ich den zweiten Band ein wenig schwächer als den Auftakt, was aber gar nicht wirklich einen triftigen Grund hat, sondern vielmehr daran liegt, dass hier bei mir der berüchtigte „Funke“ nicht so ganz übergesprungen ist und ich vor allem zu Echo nicht die gleiche Nähe aufbauen konnte wie zu Tori und Julian.

Nichtsdestotrotz hat „The Way You Crumble“ auch genau das, was auch den ersten Band so besonders für mich gemacht hat (und was dann letztlich jetzt auch der Grund dafür ist, weshalb diese Rezension weniger ausführlich als gewohnt wird – mehr gibt es nämlich schlicht nicht zu sagen): Es ist echt, unverblümt, berührend, emotional und ehrlich.

Sowohl Echo als auch Alexis haben beide Traumata zu verarbeiten und Dämonen zu bekämpfen, beide auf unterschiedlichste Art und Weise, aber so, dass sie das perfekte Gegenstück zueinander bilden.
Dabei müssen sie eigentlich erst ihre eigenen Probleme lösen, bevor sie sich aufeinander einlassen, was natürlich zu Schwierigkeiten und Konflikten führt. Die Beziehung der beiden ist anfangs nicht gesund, aber das sind Alexis und Echo auch nicht. Im Laufe der Handlung lernen, wachsen und heilen sie, und das zu beobachten, berührt den Leser tief – und zwar wegen der Sensibilität und Ehrlichkeit, mit der Tramountani mit den Themen Sucht und Gewalt umgeht.

Wie auch im ersten Band schreibt sie an den Stellen, an denen es darauf ankommt, emotional und verletzlich, scheut sich gleichzeitig aber auch nicht davor, ausreichend Humor einzubauen, was vor allem an Echos trockenem Sarkasmus und daran, dass sie immer sagt, was ihr in den Sinn kommt, liegt. Dadurch verliert das Buch trotz der Schwere der Themen nicht an Leichtigkeit, was es nicht nur zu einem gefühlvollen Werk, sondern gleichzeitig auch zu einer poetischen Lektüre zum Wegträumen macht, ohne dass es an Tiefgründigkeit einbüßt.

„Es war kein bisschen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es fühlte sich an wie ein freier Fall in bodenlose Finsternis, wie Verbrennen und Verglühen. Es war erschreckend und alles verzehrend und schlimm und wunderschön. Ich wollte weinen und schreien und lachen, alles gleichzeitig.“ (S. 215/448)


Was mir am ganzen Buch aber tatsächlich am besten gefallen hat, ist die Beziehung zwischen den Brüdern, vor allem natürlich zwischen Alexis und Julian, aber auch zu Nicolas, die hier bereits angeteasert wird und neugierig auf den Abschluss der Reihe macht.
Im Auftaktband hat man sich zusammen mit Julian die ganze Zeit gefragt, was dazu geführt hat, dass Alexis nicht mehr mit seiner Familie spricht, und jetzt erfährt man natürlich endlich die Hintergründe. Dabei bricht es einem das Herz, was in Alexis vorgeht und wie sehr er sich eigentlich nach seinem großen Bruder sehnt, vor allem, weil man ja auch weiß, wie es in Julian aussieht. Die Heilung, die auch die beiden angehen, hat mich dabei noch mehr berührt als die aufkommende Beziehung zwischen den beiden Protagonisten.
Echo selbst und ihr Schicksal konnten mich dagegen zwar auch mitnehmen, allerdings hat mir zu ihr, wie bereits angesprochen, ein wenig der Draht gefehlt. Das hat keinen besonderen Grund, manchmal ist das ja einfach so. Trotzdem hatte ich nämlich ein paar wunderbare Lesestunden, das Ende konnte mein Herz noch einmal höher schlagen lassen, und jetzt freue ich mich riesig auf Darcys und Nicolas´ Geschichte (und natürlich auf die Zusammenführung der Brüder! ♥)


Fazit:
„The Way You Crumble“ kommt für mich nicht gaaanz an den Auftakt heran, aber ein mitreißendes, herzerwärmendes, emotionales, berührendes, echtes und unverblümtes Leseerlebnis ist es trotzdem!
Bereits mit dem ersten Band konnte Nena Tramountani mich mit ihren ehrlichen Worten überzeugen und hier hat sie ein weiteres Mal bewiesen, dass sie ihr Handwerk beherrscht.
Zu Echo hatte ich aus keinem bestimmten Grund nicht so einen guten Draht wie zu den anderen Figuren und auch insgesamt ist bei mir der letzte Funke nicht übergesprungen, aber an einem Merkmal des Buches kann ich das nicht festmachen – manchmal ist das ja einfach so.
Was diese Reihe vor allem besonders für mich macht, ist dagegen die Beziehung der Brüder untereinander, die hier weiter ausgebaut wird und mich sogar ein kleines bisschen mehr mitnehmen konnte, als die Beziehung der Protagonisten.
Der Inhalt des dritten Teils wird auch hier wieder ein wenig angeteasert und ich bin gespannt auf die Fortsetzung. Vor allem auf das Zusammentreffen mit Nicolas freue ich mich riesig!
4,5/ 5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 05.01.2023

Was passiert, wenn die Welt auf Träumer aufmerksam wird?

Wie der Falke fliegt
1

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie oft muss ich ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie oft muss ich eigentlich noch sagen, dass ich die Cover von Knaur einfach liebe? Zwar hat der Verlag hier, wie auch bei seiner Neuauflage des Raven Cycles die Originalcover von Scholastic weitestgehend übernommen, aber man kann ja trotzdem mal seiner Begeisterung Ausdruck verleihen!
Im Fokus steht ein Rabe mit einem roten Auge und Flügeln, die in die Baumkronen eines Nadelwaldes übergehen, vor einem rotgelben Hintergrund, der den Eindruck erweckt, der Wald würde brennen.
Der Rabe stellt ganz offensichtlich einen Bezug zu Ronan und Chainsaw her, was jeder sofort erkennt, der die Hauptreihe gelesen hat. Aber auch die Farbwahl des Hintergrunds, sowie dann natürlich auch der Wald und das Zusammenspiel aller Elemente bekommt eine Bedeutung, wenn man den Inhalt kennt. Das Gleiche gilt für den Titel, der optisch eher schlicht gehalten ist, durch die hellblaue Folierung aber trotzdem besonders hervorsticht. Es wird niemanden überraschen, wenn ich sage, dass ich die Aufmachung absolut gelungen finde.


Meine Meinung:
Den Raven Cycle habe ich geliebt, also war es glasklar, dass ich auch das Spin-off so bald wie möglich lesen würde!
Tatsächlich habe ich auch gar nicht allzu viel Konstruktives zu „Wie der Falke fliegt“ zu sagen, außer: Lest einfach die Hauptreihe rund um Blue und die Raven Boys und dann macht direkt mit dem Spin Off weiter!

So habe ich das nämlich auch gemacht, denn der Sogwirkung von Henrietta, Cabeswater, den Träumen und ihren Träumern konnte ich einfach nicht widerstehen. Anfangs war ich zugegebenermaßen ein wenig überrascht davon, dass sich „Wie der Falke fliegt“ in nicht wenigen Punkten von der Hauptreihe unterscheidet, und wenn ich wirklich ganz ehrlich bin, war ich für die ersten gut 50 Seiten ein weeeenig enttäuscht darüber, dass „Wie der Falke fliegt“ nicht in der gleichen Weise magisch ist wie der Raven Cycle. Das drückt sich vor allem in der „Offenheit“ dieser Welt aus, wobei ich hier mit Offenheit nicht Zugänglichkeit oder Aufgeschlossenheit meine, sondern, dass die Welt den Figuren hier buchstäblich mehr oder weniger offensteht, sie also im Großraum D. C. umherreisen und vor allem in den einzelnen Kapiteln immer in den Erzählperspektiven gewechselt wird.
Demgegenüber fand der Raven Cycle ausschließlich in Henrietta statt und es drehte sich alles um Blues kleinen Kosmos. Diese Abgeschiedenheit, die sich auf die Magie der Ley-Linie in Henrietta, Glendower und Cabeswater konzentriert, macht in meinen Augen einen wesentlichen Teil der Magie des Raven Cycles aus – zwar spielt die Reihe in unserer Welt nach unseren Regeln, aber gleichzeitig herrscht dort Traummagie und es ist nichts so, wie es scheint. Dabei hat die Autorin immer wieder auf besonders raffinierte Weise mit diesem Kontrast zwischen Wirklichkeit und Traum gespielt, was wiederum einerseits von ihrem besonderen, mystischen Schreibstil unterstützt wurde, andererseits auch irgendwie zu diesem beigetragen hat.

Aber ich wusste natürlich, dass „Wie der Falke fliegt“ der Auftakt einer neuen Reihe ist, und meine Enttäuschung nur daher herrührte, dass ich noch nicht so ganz mit dem Raven Cycle abgeschlossen hatte. Denn ich habe schnell gemerkt, dass die „Dreamer“-Trilogie zwar inhaltlich und auch erzählerisch erwachsener ist als die Hauptreihe, ihr aber dennoch die gleiche Magie innewohnt wie auch dem Raven Cycle – nur eben ein wenig gereifter, wie auch ihr Protagonist Ronan gewachsen und erwachsen geworden ist.


Ronan war schon im Raven Cycle eine meiner Lieblingsfiguren, nicht nur, weil er der Träumer ist, sondern auch, weil er mit seiner Backstory – dem toten Vater, der erträumten Mutter, dem schwierigen Verhältnis zu seinen Brüdern und natürlich auch zu sich selbst – so viel Potenzial dazu hat, eine facettenreiche, vielschichte, komplexe Figur zu werden, die man nur ins Herz schließen kann. Und dieses Potenzial nutzt Stiefvater hier gnadenlos und lässt ihn sich zu einer Figur entwickeln, die zwar ihre Schwächen hat, Ängste ausstehen muss und Fehler macht, die aber genau daran wächst, selbstbewusster und stärker wird, ohne ihren Charakter wesentlich zu verändern. Im Vergleich zu „Wen der Rabe ruft“ legt Ronan eine unglaublich starke Charakterentwicklung hin, während dieser er sich trotz allem treu bleibt, und das ist eine großartige Leistung der Autorin.
Noch dazu sind sein Zynismus und seine unverblümte, unbedingte Ehrlichkeit Charakterzüge, die in der Hauptreihe in vielen Situationen für Lacher bei mir gesorgt haben oder durch die er genau das ausgesprochen hat, was mir in dem Zeitpunkt beim Lesen auch durch den Kopf gegangen ist, und diese Momente findet man auch hier.

Altbekannte Figuren, allen voran natürlich Ronans Brüder, aber auch Adam und hin und wieder sogar Gansey und Blue tauchen immer mal wieder auf, wobei letztere nur in Form von Telefonaten oder Textnachrichten. Das sowie Hinweise auf die Geschehnisse des Raven Cycles stellt den Zusammenhang zur Hauptreihe her, da aber kein Vorwissen daraus vorausgesetzt wird, kann man „Wie der Falke fliegt“ auch gut lesen, ohne den Raven Cycle vorher gelesen zu haben. Das würde ich natürlich nicht empfehlen, weil die Bücher unglaublich toll sind (sie zählen zu meinen Jahreshighlights 2022) und euch so die Freude über diese Cameos entgeht, aber inhaltlich würde man nicht viel verlieren.
Adam taucht hier sogar ab und zu persönlich auf und es ist schön zu sehen, was aus ihm geworden ist, aber abgesehen davon, dass er Ronans Freund ist, ist er (noch ?) nicht relevant für die Story, was nur wieder unterstreicht, dass Stiefvater mit diesem Spin-Off-Auftakt eine neue Reihe startet.


Ronans Brüder, Declan und Matthew, die im Raven Cycle nur am Rande aufgetaucht sind, zählen hier allerdings zu den Protagonisten. Der erste Satz des Buches lautet „Das hier wird eine Geschichte über die Lynch-Brüder“, und diesen Satz kann man ernst nehmen. Auf ihre ganz eigene Art stellt Stiefvater immer wieder die Unterschiede der Brüder heraus – Ronan ist der Träumer, Matthew der Traum, Declan der Mensch –, wobei gleichzeitig jedes Mal deutlich wird, wie viel die drei verbindet und was sie alles gemeinsam haben.
Dabei lernt man vor allem Declan sehr gut kennen und erkennt, dass sein steifes, strenges Auftreten, das man bereits aus dem Raven Cycle kennt und das ihn nur allzu unsympathisch gemacht hat, doch von etwas Tieferem herrührt. Ähnlich wie bei Ronan schafft es Stiefvater auch ihm, einen noch tieferen Charakter zu geben, ohne dabei sein Wesen zu verändern. Man kann sich lediglich besser in ihn hineinversetzen und seine Beweggründe viel besser nachvollziehen.

Jeder von ihnen geht seinen eigenen Problemen nach, und während es anfangs noch so scheint, als könnte keines davon mit den jeweils anderen zusammenhängen, wird im Laufe der Handlung doch immer deutlicher, dass das Schicksal der drei sie miteinander – auch durch die Machenschaften ihres Vaters – untrennbar verbindet. Wie es die Art der Autorin ist, merkt man das aber nicht sofort beim Lesen, stattdessen wird es einem subtil immer bewusster, bis es einem wie Schuppen von den Augen fällt und man sich fragt, wieso es einem nicht gleich aufgefallen ist.
Auf diese Weise verfährt sie mit allen Aspekten ihres Romans und die Fäden, die anfangs überhaupt nicht zusammen zu passen scheinen, laufen schließlich auf logischste Art zusammen.
Vor allem den Handlungsstrang rund um Hennessey und ihre Kopien habe ich anfangs überhaupt nicht verstanden, aber da ich den Stil von Stiefvater ja nun kenne und mittlerweile weiß, dass man zu Beginn eines ihrer Bücher erstmal keinen Überblick hat, habe ich mich darauf eingelassen und wurde natürlich nicht enttäuscht.


Sowohl mit Hennessey selbst und Jordan als auch mit Farooq-Lane und den Visionären, die hiermit schon ein gutes Fundament erhalten haben, über die ich allesamt aber noch so viel mehr erfahren möchte, wählt Stiefvater einen Weg, mit dem ich zu Beginn dieses Buches niemals gerechnet hätte, der aber ihre Welt der Träumer und Träume nur logisch ausbaut und weiterführt. Um den Kreis zu oben zu schließen: Während es im Raven Cycle nur um Henrietta, um Blue, Gansey, Ronan und Adam ging, richtet Stiefvater hier den Blick ein wenig nach außen und stellt die konsequente Frage: Gibt es noch mehr Menschen wie Ronan? Was bedeutet das für den Rest der Welt und wie reagiert dieser, wenn es von den Träumern und ihren Fähigkeiten erfährt?

Mit diesem Buch bekommt das Universum um die Raven Boys also einen Hauch von Geheimbund-/ Spionage-/ Mafia-Thriller, ohne an seiner ganz eigentümlichen Magie zu verlieren. Die meiste Zeit über liest man dabei mit einem riesigen Fragezeichen über dem Kopf und es sind auch längst nicht alle Fragen geklärt. So wie ich Stiefvater jetzt aber kennengelernt habe, wird sich das auch bis zum Ende der Trilogie nicht ändern. Ich freue mich riesig auf die Fortsetzungen!


Fazit:
Anfangs war ich ein wenig überrascht davon, dass sich „Wie der Falke fliegt“ in nicht wenigen Punkten von der Hauptreihe unterscheidet, aber natürlich ist „Wie der Falke fliegt“ der Auftakt einer neuen Reihe, die noch dazu inhaltlich und auch erzählerisch erwachsener ist als die Hauptreihe, insofern macht das alles Sinn.
Nichtsdestotrotz kann also auch der Spin-off-Auftakt wieder mit einem besonderen Schreibstil, einem unfassbar vielschichtigen, komplexen Magiesystem, einem spannenden Abenteuer, das nach dem Ende noch viele Fragen aufwirft, und nicht zuletzt mit tollen Figuren überzeugen!
4,5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.01.2023

Selten so ein ausgeklügeltes Magiesystem erlebt!

Der Hexenzirkel Ihrer Majestät. Das begabte Kind
1

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich liebe das Cover ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich liebe das Cover und die Liebe zum Detail! Auf den ersten Blick fällt hier der goldfolierte Reihentitel im Zentrum und der Untertitel am unteren Bildrand auf. Wenn man sich das Cover dann genauer ansieht, erkennt man, dass die hellblauen Schnörkeleien auf dem dunkelblauen Hintergrund um den Titel herum nicht bloß Schnörkeleien sind, sondern man findet ein Symbol, das stark an ein Auge erinnert und das auch an jedem Kapitelanfang wieder auftaucht, man findet Monde, Schlangen und eine Sonne – alles „witchy“ Symbole, die damit hervorragend zum Buch passen.


Meine Meinung:
Ein Buch über moderne Hexen in London? War klar, dass ich das lesen würde, hehe. Und es hat Erwartungen vollkommen erfüllt!

Zwar fiel mir der Einstieg ein wenig schwer, allerdings kann ich das gar nicht wirklich an einem bestimmten Aspekt im Buch festmachen. Vermutlich liegt es viel daran, dass ich das Buch im Anschluss an ein Jahreshighlight („The Seven Husbands of Evelyn Hugo“) gelesen habe, das nicht nur aus einem völlig anderen Genre stammt, sondern auch ganz anders geschrieben war.
Unabhängig davon kann ich mir aber vorstellen, dass es auch ein bisschen damit zu tun hatte, dass man hier an einem Punkt in die Geschichte einsteigt, zu dem in ihrer Welt bereits einiges passiert ist: Die Protagonistinnen haben vor wenigen Jahren in einem großen Hexen-Bürgerkrieg gekämpft und nur knapp gewonnen und haben jetzt immer noch an den Auswirkungen zu knabbern. Als Leser kennt man diese Vorgeschichte natürlich zunächst nicht, erst nach und nach wird enthüllt, was in der Vergangenheit passiert ist, wer beteiligt war und was genau die Protagonistinnen währenddessen durchgemacht haben. Das alles ist ein Teil der Geschichte des Auftakts von „Der Hexenzirkel Ihrer Majestät“, da die Vergangenheit natürlich immer noch die Leben der vier Frauen beeinflusst. Insofern ist es also nicht nur logisch und macht durchaus Sinn, dass sich die Autorin dafür entschieden hat, den Leser anfangs im Ungewissen zu lassen, sondern es trägt auch wesentlich zur Spannung bei.
Nichtsdestotrotz muss man sich erstmal darauf einlassen und daran gewöhnen, und das dauert eben seine 50-100 Seiten.


Der Punkt, ab dem mich der Hexenzirkel dann völlig von sich überzeugen konnte, ist der, an dem ich gemerkt habe, wie unfassbar genial, detailliert und grandios ausgearbeitet das Magiesystem ist. Das fällt einem nicht sofort auf, sondern wird einem erst nach und nach bewusst, wenn die verschiedenen Magiearten, die Stärken und vor allem Schwächen der Hexen sowie die Auswirkungen, die ihre eigene Magie und die der anderen auf sie hat, deutlich werden. Dabei webt die Autorin diese Informationen so geschickt in die Handlung ein, dass einem zunächst gar nicht bewusst wird, dass sie dem Leser gerade das Magiesystem erklärt – genau das ist das, was für mich ein guter Schreibstil ausmacht: Show, don´t tell!

„Jede Hexe musste auf die harte Tour lernen, dass ihre Gabe einen riesigen Haken hatte: Orakel lebten außerhalb der Zeit. Für Elementarinnen hielt jeder traurige Tag Regen bereit. Heilerinnen wurden unausweichlich mit Krankheit und Tod konfrontiert. Und Feinfühlerinnen hörten Dinge, die sie lieber nicht hören würden. Keine Gabe funktionierte wie ein Wasserhahn, der sich nach Belieben auf- und zudrehen ließ.“ (S. 327/473)

Ich habe schon viele Hexengeschichten gelesen, aber nur wenige haben es geschafft, die Magie so natürlich und authentisch wirken zu lassen, wie diese hier. Man glaubt Juno Dawson ohne Zweifel, dass es auf der Welt eine magische Parallelgesellschaft gibt, die wir „Profanen“ (die Menschen ohne Magiebegabung) aufgrund zahlreicher Glamour und Verschleierungszauber nicht wahrnehmen können.


Der zweite Aspekt, aufgrund dessen „Der Hexenzirkel Ihrer Majestät“ mich von sich überzeugen konnte, sind die vier wahnsinnig vielschichtigen Protagonistinnen und die ebenso interessanten Nebenfiguren, von denen keine einfach nur „gut“ oder „böse“ ist. Stattdessen folgt jede Figur einfach nur den eigenen Überzeugungen, die dem Leser so plausibel gemacht werden, dass er sich mit Leichtigkeit in jede Figur hineinversetzen kann und versteht, weshalb die Figur sich so entwickelt, wie sie es eben tut. Selbst Helenas Handlungen, die ganz offensichtlich fehlgeleitet ist, auch wenn ihre Motivation, vor allem ihre Tochter, aber auch die anderen Hexen vor dem Tod zu bewahren, ehrenhaft ist, kann man zu einem gewissen Grad nachvollziehen, auch wenn man sie nicht gutheißt. Aber man versteht, weshalb sie handelt, wie sie handelt, und woher ihre Überzeugungen rühren. Vor allem sie ist deshalb ein hervorragendes Beispiel dafür, dass Dawson ihre Figuren kennt und versteht und ihnen den Raum zur Entwicklung gibt, den sie brauchen, um zu greifbaren, lebensnahen Protagonisten zu werden.
Aber auch die anderen drei Hauptfiguren verfolgt man unglaublich gerne, wobei jede einzelne von ihnen sich grundlegend von den anderen dreien unterscheidet. Zwar hatte ich mit Niamh eine eindeutige Favoritin, da die meisten Kapitel aus ihrer Sicht geschrieben sind und der Leser somit leichter eine Bindung zu ihr aufbauen kann als zu den anderen dreien, aber ich konnte mich in jede Hexe gleichermaßen gut hineinversetzen. Das zeigt also, dass Dawson nicht nur ihr Worldbuilding beherrscht, sondern auch weiß, wie sie überzeugende Figuren schafft!


Zuletzt spricht die Autorin sensible und wichtige Themen wie Feminismus und Transsexualität quasi nebenbei, aber dafür nicht weniger lautstark und mit der erforderlichen Eindringlichkeit und Emotionalität an. Sie schneidet politische Diskussionen an, teilt dem Leser ihre eigene Meinung mit und gibt Betroffenen gleichzeitig eine Stimme, die jeder hören kann, der sich diesem Buch widmet.
Allzu viel möchte ich hierzu an dieser Stelle nicht sagen, da es doch ein wenig zu sehr spoilern würde, lasst euch hier einfach selbst überzeugen!
In diesem Zusammenhang finde ich übrigens die kleine Transflagge auf dem Buchrücken ein sehr schönes Detail in der Buchgestaltung!


Das Ende ist allerdings richtig BÖSE??????? Was soll denn das?????? Selbst wenn mich der Rest des Buches nicht so sehr begeistert hätte, wie es der Fall ist, hätte ich nach diesem letzten Satz keine andere Wahl gehabt, als die Fortsetzung zu lesen. Her damit!!!!


Fazit:
Zum Einstieg braucht man ein wenig, um in die Geschichte zu finden, weshalb es einen halben Punkt Abzug gibt. Ansonsten kann „Das begabte Kind“ nur überzeugen!
Vor allem das geniale, bis ins letzte Detail ausgeklügelte, geniale, authentische Magiesystem hat mich begeistert, aber auch die vier wahnsinnig vielschichtigen Protagonistinnen und ebenso interessanten Nebenfiguren, von denen keine nur „gut“ oder „böse“ ist, sondern jede einfach nur ihren eigenen Überzeugungen folgt, konnten mich begeistern.
Als i-Tüpfelchen spricht die Autorin wichtige Themen wie Feminismus, Transsexualität und Akzeptanz auf sensible, emotionale und vor allem lautstarke Weise praktisch nebenbei an.
Das Ende ist aber sehr böööööööööööse.
4,5/5 Lesehasen.

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