Profilbild von SofiaMa

SofiaMa

Lesejury Star
offline

SofiaMa ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SofiaMa über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.08.2022

Plot? Nein. Viele Klischees und tropes? Aber hallo. Mochte ich es trotzdem? Jaa!

Secret Royal
0

Vielen lieben Dank an den Lyx-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Also, ich muss ja ehrlich ...

Vielen lieben Dank an den Lyx-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Also, ich muss ja ehrlich sagen, dass der Lyx-Verlag viel schönere Cover hat, aber da man das Gesicht von dem Mann nicht sehen kann und er obendrein noch angezogen ist, kann ich mich nicht beschweren! xD Ich finde allerdings, dass das Buch durch den Anzug eher CEO-Vibes bekommt und man ohne den Titel überhaupt nicht darauf kommt, dass es hier um den englischen Adel geht, insofern ist es vielleicht ein wenig irreführend (zumal Nick im Buch auch kein einziges Mal einen Anzug trägt).
Den Titel finde ich auch eher weniger gelungen, ich weiß bis jetzt nicht, wo in der ganzen Geschichte das Geheimnis ist, auf das „Secret Royal“ hindeutet: Allen – auch Nick – ist von vornherein klar, dass er der Erbe sein soll, niemand verheimlicht hier irgendetwas in der Hinsicht. Der Originaltitel „Royal Bastard“ passt um Längen besser, und während ich verstehe, weshalb der Verlag sich dagegen entschieden hat, diesen Titel zu übernehmen, ist es mir dennoch nach wie vor ein Rätsel, weshalb er stattdessen einen völlig anderen englischen, obendrein unpassenden Titel gewählt hat. Aber das Thema hatten wir ja schon mehrfach.

Meine Meinung:
Das Buch hat kaum Inhalt, aber ich fand’s super! :D
Ich glaube, so lässt es sich am besten umschreiben. Avery Flynn begnügt sich in „Secret Royal“ damit, zu erzählen, wie Brooke Nick dazu bringen will, den Titel des Earl of Englefield anzunehmen, wobei sie den Fokus hauptsächlich auf die sexuelle Anziehung zwischen Brooke und Nick legt.
Die eigentliche Thematik des Buches, nämlich der englische Adel, die Herausforderungen, die so ein Titel mit sich bringt, die Konflikte, denen Nick und auch Brooke sich im Dorf stellen müssen, ihre jeweilige Vergangenheit und Probleme – all das spricht die Autorin zwar an, aber das meiste bleibt doch eher im Hintergrund.

Während sie noch relativ stark darauf eingeht, welchen Schwierigkeiten sich die beiden Protagonisten stellen müssen, erfährt man über das Leben eines Earls nur sehr wenig. Aber auch die Probleme der Vergangenheit, die vor allem Brooke, aber auch Nick im Laufe der Handlung einholen, werden nur angekratzt und dienen praktisch als Hilfestellung dafür, dass sich die beiden ihrer Gefühle füreinander wahrwerden. Ausgearbeitet hat die Autorin da jedoch nichts.

Aber auch wenn das jetzt nach sehr harscher Kritik klingt und das auch durchaus der Grund dafür ist, weshalb ich dem Buch letztlich einen ganzen Punkt abgezogen habe, kann ich nicht sagen, dass mich das beim Lesen sonderlich gestört hat.
Denn das, wovon „Secret Royal“ lebt, ist gerade die Anziehung zwischen Brooke und Nick – und die fühlt man! Bereits vor dem ersten richtigen Zusammentreffen ist die Spannung zwischen den beiden praktisch greifbar; unterstützt wird das dann davon, dass beide Protagonisten unglaublich stur und rechthaberisch sind und Nick es genau versteht, Brooke auf die Palme und aus der Fassung zu bringen. Nicht nur die sexuelle Spannung zwischen den beiden, sondern vor allem auch die Schlagabtausche sorgen dafür, dass man das Knistern regelrecht spürt und sich, auch wenn inhaltlich gerade nicht viel passiert, nur schwer vom Buch lösen kann.

Der andere Punkt, aus dem mir das Buch so gut gefallen hat, ist die geschickte Art, wie die Autorin hier unzählige tropes und Klischees miteinander vermischt hat, ohne dass es jemals zu viel oder nervig wurde. Man findet hier grumpy x sunshine, he falls first, die ordentliche Engländerin trifft auf den unzivilisierten Amerikaner, eine Flughafen-Szene, und was nicht noch alles für tropes.
Avery Flynn erfindet das Rad hier nicht neu, aber das muss sie auch gar nicht, denn ihre Protagonisten sind so charmant, dass man trotzdem mit ihnen mitfiebert, auch wenn man bereits nach den ersten paar Seiten weiß, wie das Buch ausgeht.
Hinzu kommt ein toller Humor, liebenswerte, wenn auch eher eindimensionale Nebenfiguren, süße Kleinstadtvibes und einige sehr spicy Szenen, und man bekommt mit „Secret Royal“ eine zwar klischeehafte, aber sehr unterhaltsame Romance, die für einige schöne, kurzweilige Lesestunden sorgt.


Fazit:
Man darf von „Secret Royal“ keine tiefschürfende, emotionale Liebesgeschichte mit gehaltvollem Inhalt erwarten. Aber wenn man auf der Suche nach einer unterhaltsamen, zwischendurch sehr spicy Romance ist, die mit tropes und Klischees nur um sich wirft, ohne dass es jedoch zu viel wird, und bei der man mit Leichtigkeit abschalten kann, der ist hier genau richtig.
4/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.08.2022

Cleverer, sarkastischer Justizkrimi – jedenfalls für Juristen

Richter morden besser
0

Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover ist für mein Empfinden zwar jetzt nicht unbedingt ein Blickfang, aber mit einer typischen Fantasy-/ NA-Leserin, die sonst eher magische oder romantische Cover gewöhnt ist, bin ich da auch wohl die falsche Anlaufstelle. Thematisch trifft es das Buch nämlich durchaus sehr gut, denn durch den Richterhammer, der auf eine zerbrochene Platte aufschlägt, die wiederum auf einer kleinen Blutlache liegt, wird sofort deutlich, dass es sich hierbei um einen Justizkrimi handelt, insofern gefällt mir das Cover also doch ganz gut. Allerdings muss ich pedantischerweise hier natürlich darauf hinweisen, dass ein solcher Hammer eigentlich nur an amerikanische Gerichte gehört, aber das ist vielleicht auch schon Haarspalterei. :D
Den Titel finde ich äußerst amüsant und ebenfalls gut getroffen, was vor allem während des Lesens deutlich wird.

Meine Meinung:
Wer mir länger folgt, weiß, dass ich nach dem Studium und Referendariat (in gefühlten 2390 Jahren) gerne Richterin werden möchte. Dann ist klar, dass ein Buch, dass „Richter morden besser“ heißt, natürlich auf meine Leseliste wandert! :D
Bei diesem Titel erwartet man bereits ein leicht humoriges, sarkastisches Buch, das nebenbei möglicherweise auch das deutsche Rechtssystem ein bisschen auf die Schippe nimmt.
Dass mich „Richter morden besser“ jedoch so gut unterhalten könnte, hätte ich nicht erwartet!

Das liegt hauptsächlich am Protagonisten Richter Siggi Buckmann. Seine zynische, sarkastische und leicht selbstironische Art hat oft für den einen oder anderen Lacher gesorgt und ist der Grund dafür, dass man sich, auch bei einem größeren Altersunterschied und trotz verschiedenster Lebenserfahrung, gut in ihn hineinversetzen und mit ihm sympathisieren kann.
Das wiederum sorgt dafür, dass man von der Handlung mitgerissen wird, einem manche Figuren schnell ans Herz wachsen, man dagegen anderen gegenüber starke Antipathie empfindet.
Einige Szenen berühren, manche lassen einen atemlos eine Seite nach der anderen umblättern und wieder andere sorgen dafür, dass man über die Schwachstellen des deutschen Rechtssystems und der deutschen Justiz fassungslos den Kopf schüttelt.

Das ist der zweite Aspekt an diesem Buch, der mich positiv überrascht hat: Trotz des Humors, mit dem alleine „Richter morden besser“ bereits punkten kann, sorgt der Autor mit seiner nicht ganz so subtilen, deutlichen Kritik an der deutschen Justiz für einen Tiefgang, mit dem ich hier nicht gerechnet hätte. Das Buch ist sehr intelligent geschrieben, zwischendurch muss man durchaus auch mal zwischen den Zeilen lesen, und Vieles erschließt sich einem auch erst bei der Auflösung zum Schluss. Trotzdem fällt es einem nicht schwer, der Handlung und den Aussagen des Buches zu folgen. Der Autor und der Protagonist führen den Leser durch das Geschehen, verstecken hier und da gerade so viel Hinweise, dass man gut mitkommt, und veranlassen den Leser somit zu eigenen Theorien.
Durch die clevere Mischung aus Humor, Emotionalität und Kritik am Rechtssystem wird man also nicht bloß ans Buch gefesselt, sondern auch nachhaltig zum Nachdenken angeregt.

Hier muss ich allerdings auch sagen, dass ich mir gut vorstellen kann, dass „Richter morden besser“ nicht unbedingt etwas für Fachfremde ist. Schleif integriert die inneren Abläufe am Gericht und in Ermittlungsverfahren sehr stark in die Handlung, ohne gesondert darauf einzugehen. Für jemanden, der ohnehin einen wenigstens geringen Durchblick hat, ist das natürlich gut, da die Geschichte so nicht mit unnötigen Erklärungen gefüllt wird, aber jemand, der mit dem Recht sonst keine Berührung hat, gerät hier möglicherweise etwas ins Schwimmen.
Hinzu kommt, dass der Autor in seiner Erzählung viele Jurawitze versteckt hat, die natürlich nicht nur tolle Easter Eggs für (angehende) Juristen sind, sondern gerade auch zum cleveren Charme des Buches beitragen. Bei wem jedoch ein Mord in mittelbarer Täterschaft oder Aussagen wie „Richter morden grundsätzlich nicht.“ (S. 218/304) nichts auslöst, dem entgeht meiner Meinung nach die große Stärke des Buches.
All das ist jetzt keine Kritik – ich stelle an ein Buch, das speziell den Richterberuf und Jura zum Thema hat, nicht den Anspruch, dass es Fachfremden das gleiche spaßige Leseerlebnis besorgt, wie Juristen. Vielleicht ist dem so, aber wenn nicht, dann solltet ihr nicht darüber enttäuscht sein, dass ihr, wenn ihr mit Jura nichts am Hut habt, nicht so viel Spaß an „Richter morden besser“ hattet wie ich. Fachfremden würde ich das Buch daher eher nicht empfehlen – es ist eben an Personen mit gewissem juristischem Hintergrund gerichtet und das merkt man auch.

Wenn ihr jedoch bereits ein wenig mit dem Thema in Berührung gekommen seid, werdet ihr hier eine clevere, humorige Auseinandersetzung mit der deutschen Justiz und dem Rechtsystem bekommen!


Fazit:
Eher keine Empfehlung für Fachfremde, aber dafür lege ich allen (angehenden) Juristen unter euch „Richter morden besser“ umso mehr ans Herz!
Durch gut versteckte Jurawitze, einem frechen Protagonisten mit sehr trocknem, sarkastischem Humor und überraschend viel Tiefgang sorgt dieses Buch für einige sehr unterhaltsame, aber auch nachdenkliche Lesestunden, die auch nachhaltig noch anhalten werden.
5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.08.2022

Echt und herzergreifend und unglaublich liebenswürdig

The Way I Break
0

Vielen lieben Dank an den Penguin-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
„The ...

Vielen lieben Dank an den Penguin-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
„The Way I Break“ war zunächst ganz eindeutig eine Coveranfrage, denn wie könnte man auch unbeeindruckt an diesem Buch vorbeigehen? Ich liebe das schlichte florale Design, das durch die Muschel und die Farbkombination aus dem Weiß des Hintergrunds, dem türkisfarbenen Titel und den orangenen und pinken Linearts sehr sommerlich aussieht und daher nicht nur wundebar zur Jahreszeit passt, sondern auch zum maritimen Setting in der Hafenstadt Goldbridge.

Meine Meinung:
Ich habe das Buch in der Erwartung aufgeschlagen, gleich eine schöne Sommerromanze zu lesen, die vielleicht auch das eine oder andere ernste Thema behandelt, aber hauptsächlich ein ruhiges Wohlfühlbuch ist.
Ein Wohlfühlbuch ist „The Way I Break“ auch ohne Frage, darüber hinaus ist das Buch aber gleich auch noch so viel mehr. Bereits nach wenigen Seiten habe ich gemerkt, dass der Auftakt der „Hungry Hearts“-Reihe mich so schnell nicht loslassen würde, und das liegt vor allem an zweierlei Dingen.

Zum einen sind alle Figuren in diesem Buch ganz besonders echt, vielschichtig und nahbar. Hinter jeder einzelnen steckt so viel mehr, als man zunächst ahnt. Sogar die Nebenfiguren sind rund und ausgebaut, sodass man auch zu ihnen mit Leichtigkeit eine Bindung aufbaut.
Vor allem Julians beste Freundin und Mitbewohnerin Darcy ist nicht nur Comic Relief, sondern sowohl für Julian als auch für Tori eine gute Freundin, die den beiden hilft, zu erkennen, was sie brauchen und wollen und dabei gleichermaßen ihre Grenzen achtet. Gleichzeitig wird aber bereits hier ein wenig angeteasert, was in ihrem Buch „The Way We Melt“ (ET: Februar 23) thematisiert wird. Gleiches gilt im Übrigen auch für Alexis´ und Echos Geschichten, die hier bereits neugierig machen, aber für die man sich auch noch etwas gedulden muss.

Denn natürlich stehen hier vor allem Julian und Tori im Fokus – die Konflikte und Beziehungen mit den Nebenfiguren sorgen nämlich nicht bloß dafür, dass diese selbst lebensecht erscheinen, sondern tragen auch zu der Entwicklung der beiden Protagonisten bei.
Julian hat mein Herz. Er ist verständnisvoll, geduldig, aufopferungsbereit und immer für seine Familie und Tori da. Dabei kommuniziert er ganz klar seine eigenen Grenzen und Wünsche, wobei er gerade in Bezug auf seine Familie noch lernen muss, auch mal für sich selbst einzustehen. Auf dieser Reise begleitet man ihn unglaublich gerne, vor allem weil er einfach ein absoluter Cutie ist, der sein Herz auf der Zunge trägt, der oft herrlich unbeholfen ist und den man aufgrund seiner Liebenswürdigkeit auf Anhieb ins Herz schließt.

„‚Tori?‘, schrie er.
‚Julian?‘, gab ich in derselben Lautstärke zurück.
‚Mach die Augen zu!‘
‚Bist du wahnsinnig?‘
‚Nur für einen Moment!‘
Ein unfreiwilliges Lachen entwich mir. ‚Warum?‘
‚Um es zu fühlen!‘
Die Schwerelosigkeit? Den Fahrtwind?
‚Deine Macht!‘, brüllte er. ‚Du hast es geschafft! Du bist frei! Das hast du allein dir zu verdanken!‘“ (S. 159/496)

Quasi nebenbei wird auch seine Möglicherweise-Demisexualität thematisiert, ohne das Ganze mehr aufzubauschen als nötig, womit Tramountani hier eine tolle, subtile Repräsentation gelingt und sie hervorragend die Situation einer Person darstellt, die noch auf der Suche nach sich selbst ist.

Auch Tori ist noch auf der Suche, und zwar nach Liebe – von anderen, aber vor allem auch für sich selbst. Zu Beginn flieht sie vor einer toxischen Beziehung, deren Ausmaße nicht sofort klar sind, bloß, wie sehr sie sich eingeengt und unglücklich fühlt, ist auf Anhieb greifbar. Erst nach und nach wird dem Leser deutlich, wie stark Leo sie manipuliert hat und welche Auswirkungen sein Grooming auf sie und ihr Selbstwertgefühl hat. Man kann sich sehr gut in Tori hineinversetzen und kann ungefähr nachempfinden, wie schwer es ihr fallen muss, anderen und vor allem sich selbst wieder zu vertrauen. Auf ihrem Weg muss sie lernen, zu heilen und zu erkennen, was Leos Verhalten bei ihr angerichtet hat. Tramountani stellt dabei ihr Trauma, Triggersituationen, Erfolge in ihrer Heilung wie auch Rückschläge äußerst sensibel, aber gleichzeitig auch sehr deutlich dar, sodass man als Leser mitfühlen und Toris Verhalten gut nachvollziehen kann.
Tramountani zeigt die Auswirkungen von ihrer toxischen Beziehung zu Leo und wie es Tori währenddessen und im Nachhinein geht, ohne dabei belehrend, ermahnend oÄ. zu sein.

Dabei stellen Toris Beziehungen zu Julian, die der Inbegriff einer gesunden, gleichberechtigten und liebevollen Beziehung ist, wie auch zur restlichen Belegschaft des Restaurants einen starken Kontrast zu ihrer Beziehung mit Leo dar, der es Tori ermöglicht zu erkennen, wie sie es tatsächlich verdient hat, behandelt zu werden. Gleichzeitig wird deutlich, dass nicht Julian als Mann der Grund für Toris Heilung ist, sondern die Freundschaft und die Liebe, die sie von ihm und den anderen erhält und die sie auf ihrem Weg stärken.


Das sorgt dann auch dafür, dass „The Way I Break“ Bedeutung und Echtheit erhält. Es werden wichtige und sehr ernste Themen mit dem richtigen Tiefgang angesprochen. Trotzdem verliert es nicht an Leichtigkeit, wofür besonders der Schreibstil verantwortlich ist.

Tramountani schreibt an den richtigen Stellen emotional, nahbar und verletzlich und lockert die Ernsthaftigkeit und Schwere dieser Situationen dann wieder durch humorige, romantische oder einfach liebevolle Momente auf, ohne dabei den Bezug zu dem ernsteren Kontext zu verlieren. Sie trifft also genau den richtigen Ton für Toris und Julians Geschichte: eine Mischung aus Humor, Leichtigkeit, Ernsthaftigkeit und durchaus auch mal Düsternis. Man kann sich leicht fallenlassen und in Goldbridge verlieren.

Das Setting in Goldbridge ist der letzte Punkt auf meiner Liste an Gründen, weshalb „The Way I Break“ zweifellos ein großes Highlight geworden ist. Das kleine Städtchen an der englischen Küste versprüht traumhafte, sommerliche und leicht maritime Urlaubsvibes, die für Fernweh sorgen und dafür, dass man sich dort und im Prisma sofort aufgehoben und wohlfühlt.
Nicht nur wegen der Figuren freue ich mich also unheimlich darauf, in „The Way You Crumble“ bald wieder in die Kleinstadt mit dem Klippenrestaurant, den Hügeln und der (nicht so) goldenen Brücke zurückzukehren!


Fazit:
„The Way I Break“ ist ein Highlight, das einen, einmal angefangen, so schnell nicht mehr loslässt. Das liegt vor allem an all den vielschichtigen, lebensechten Figuren, die einem bereits auf wenigen Seiten schnell ans Herz wachsen. Vor allem Julian ist ein Cutie und ein Bookboyfriend, den man sich so in mehr Büchern (und vielleicht auch in echt haha) wünscht!
Darüber hinaus spricht Tramountani wichtige, ernste Themen sensibel und mit dem nötigen Tiefgang an, ohne ihre Erzählung allzu schwer werden zu lassen, indem sie schwierige Situationen mit Humor, Freundschaft oder Romantik auflockert. Man begleitet Tori und Julian auf eine emotionale, herzergreifende und vor allem herzerwärmende Reise auf der Suche nach Liebe und dem eigenen Platz im Leben, und wird noch dazu mit einem traumhaften Wohlfühlsetting (und ganz viel Appetit wegen der vielen leckeren Gerichte) belohnt.
Große Empfehlung!
5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.08.2022

Vielversprechender Urban-Fantasy-Auftakt mit kleineren Auftaktkrankheiten

Perlensplitter
0

Vielen lieben Dank an die Autorin für die Aufnahme in ihr Bloggerteam und die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich ...

Vielen lieben Dank an die Autorin für die Aufnahme in ihr Bloggerteam und die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich kann nicht viel sagen, außer, dass ich das Cover wirklich richtig schön finde! :D
Normalerweise bin ich ja nicht so der Fan von Personen auf Büchern, aber hier fängt das Cover den mystischen Vibe des Buches perfekt ein, zumal die Frau Svejas Aussehen ganz gut trifft.
Ich mag außerdem den stilisierten Drachen im Vordergrund, die Schuppen hinter dem Titel, der in einem Türkisblau leuchtend hervorsticht, sowie den Sonnenuntergang vor dem nebligen Wald sehr gerne. All das fängt das unwirkliche, magische Gefühl ein, das sich beim Lesen über das Königreich Latura einstellt.

Meine Meinung:
Meine Einstellung gegenüber „Perlensplitter“ lässt sich wohl wie folgt zusammenfassen: nicht völlig überzeugt, aber guter Dinge, dass die Fortsetzungen Highlights werden könnten!

Das liegt hauptsächlich daran, dass das Buch sehr lange braucht, bis es seinen Rhythmus gefunden hat und den Leser fesseln kann. Wie so oft bei einem Auftakt herrscht nämlich auch hier relativ viel „Vorgeplänkel“, bevor es dann endlich irgendwann mit der eigenen Handlung losgeht.
Dadurch, dass „Perlensplitter“ Urban Fantasy ist und die Protagonistin Sveja selbst ähnlich viel Durchblick hat wie der Leser, wäre das meines Erachtens allerdings gar nicht wirklich notwendig gewesen. Normalerweise gebe ich mich damit zufrieden, dass Fantasyreihen eher langatmig eingeleitet werden, weil ich ja selbst erst noch verstehen muss, wie die Regeln der neuen Welt sind. Da aber auch Sveja mehr oder weniger buchstäblich ahnungslos in Latura hineingeworfen wird, hätte die Autorin ruhig stärker mit dieser Unwissenheit spielen können und auch den Leser gerne öfter in Situationen werfen können, die er vielleicht nicht auf Anhieb versteht.
Zwar hat sie im Hinblick auf Worldbuilding und Magiesystem eine gute Balance aus genau dieser Ahnungslosigkeit der Protagonistin und der Selbstverständlichkeit, mit der Elusyan und sein Bruder sich sowohl durch seine als auch durch ihre Welt bewegen, gefunden, indem unter anderem zwischen Elusyans und Svejas Perspektive gewechselt wurde. Während man als Leser auf der einen Seite also Svejas Verlorenheit gut nachempfinden konnte, wurden die großen Fragen, bspw. was ein Ardeiras ist und wie er funktioniert, durch Elusyans Kapitel geklärt, ohne dass dabei deutlich wurde, dass die Autorin dem Leser gerade das Magiesystem erklärt. Show, don´t tell beherrscht die Autorin also fraglos.

Was mir jedoch gerade in den ersten zwei Dritteln gefehlt hat, war etwas mehr an Handlung. Natürlich passiert hin und wieder was, und dass Sveja sich in einer fremden Welt wiederfindet, die ihr nicht gerade wohlgesinnt ist, sorgt selbstverständlich für eine gewisse Grundspannung, die das gesamte Buch anhält. Allerdings plätschert der Plot an sich, sobald sie in der Parallelwelt angekommen ist, erst einmal vor sich dahin, während sie sich zurechtfindet, mit dem Ardeiras herumexperimentiert und sich mit Yljasi anfreundet. Nicht, dass das Ganze langweilig gewesen wäre oder ich den Eindruck gehabt hätte, es wäre für das fortlaufende Geschehen irrelevant, was während dieser Zeit passiert, aber dennoch hätte die Autorin für mein Empfinden an dieser Stelle die Handlung ruhig etwas anziehen können.
Das ist das, was ich oben meinte: Während ich es gut finde, wie sie dem Leser den Weltenbau näherbringt, ist gerade das der Grund, weshalb sie Sveja vielleicht nicht ganz so viel Zeit hätte geben müssen, dass sie sich an ihr neues Umfeld und die fremden Gepflogenheiten anpassen kann. Ich glaube, es hätte dem Buch gutgetan, wenn die Erklärung der Welt und die großen Spannungselemente, die erst im letzten Drittel auftauchen, etwas mehr parallel gelaufen wären.

Das ist der eine Grund, aus dem ich vom Auftakt der „Chroniken der Drachenperle“ nicht so ganz überzeugt bin, den ich aber – und das möchte ich betonen! – nicht ganz so negativ auffasse, wie es durch Voranstehendes vielleicht den Eindruck macht. Denn auch wenn ich persönlich nicht so gut mit dem Pacing der Autorin klargekommen bin, funktioniert es für das Buch dennoch gut, was man besonders im letzten Drittel, wo sich das Potenzial der Reihe bemerkbar macht, erkennt. Es ist eben Geschmackssache, ob man sich lieber erst so gut wie möglich in einer Welt zurechtfinden möchte, oder ob man für etwas mehr Action auch gerne mal Ungewissheit in Kauf nimmt – ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Viele gerade das zu Beginn eher ruhigere Erzähltempo anspricht!


Der zweite Aspekt, der mir beim Lesen negativ aufgefallen ist, ist, dass ich die Handlungen der Figuren, vor allem Yljasis, sowie die Darstellung insbesondere von Prinz Pasjeran nicht immer hundertprozentig nachvollziehen konnte.
An dieser Stelle einmal eine Mini-Spoilerwarnung, da ich zwar nichts Wesentliches in Bezug auf den Inhalt verraten, aber doch auf die Entwicklung einer Figur und ihrer Beziehung zu einer anderen Figur eingehen werde!

Also, ab hier: Spoiler!

So wirkte Pasjeran, als er das erste Mal auftritt, auf mich zwar durchaus ein wenig aufbrausend, aber auch nicht mehr, als man das von einem jungen Prinzen, der mitten im Krieg ist, gegen den sein Vater, der König, nichts unternimmt, und daher unter großem Druck steht, erwarten würde. Trotzdem hatte ich aufgrund seines freundschaftlichen Umgangs mit Elusyan und seinem Bruder nicht den Eindruck, er sei ein Tyrann oder jemand, der anderen seinen Willen aufzwingen würde oder sie von oben herab behandelt, nur weil sie im Rang unter ihm stehen.
Als er dann etwas später erneut auftritt und in seinem Kriegslager auf Yljasi trifft, die ihm zunächst als einfaches Mädchen gegenübersteht, brennt er ihr mit seinem Siegelring sein Siegel in die Haut, brandmarkt sie damit als ihr Eigentum und zwingt sie daraufhin, ihm Gesellschaft zu leisten. Später rechtfertigt er es damit, sie vor seinen Männern schützen zu wollen. Da wirkte er auf mich wie eine völlig andere Figur als der Pasjeran, den man zu Beginn antrifft.

Yljasi dagegen, die auf der Flucht vor ihrem herrischen Vater und gewalttätigen Bruder in Pasjerans Lager landet, fürchtet sich zunächst (berechtigterweise) vor dem Prinzen und misstraut ihm (wie es wohl jeder gegenüber der Person tun würde, die einen brandmarkt). Je mehr Zeit sie dann aber mit ihm verbringt, desto stärker werden ihre Gefühle ihm gegenüber, die ich wirklich überhaupt nicht verstanden habe. Ich bin immer für eine gute, kribbelige enemies-to-lovers-Romanze zu haben, und zwar auch, wenn sie von Missverständnissen lebt. Hier ging es mir für meinen Geschmack aber zu schnell von dem einen Extrem (er hat sie gebrandmarkt!!!!!!!!!!) ins nächste (sie lieben sich praktisch unsterblich), ohne, dass ich die sich anbahnenden Gefühle zwischen beiden wirklich nachempfinden konnte, ganz abgesehen davon, das Pasjeran, wie bereits angedeutet, in meinen Augen wenig konsequent charakterisiert wurde.

Spoiler Ende.

So viel also zu meinem zweiten Kritikpunkt. Da ich als Leserin einen ähnlich starken Fokus auf die Figuren wie bei Fantasy aufs Worldbuilding lege, fällt dieser Aspekt natürlich etwas stärker ins Gewicht, zumal er relativ viel Raum im Gesamtwerk einnimmt.
Nichtsdestotrotz habe ich die Hoffnung, dass alle Figuren, nicht nur Pasjeran und Yljasi, die mir aufgrund ihrer Gutherzigkeit, Freundlichkeit und ihres Mutes im Übrigen sehr sympathisch war, im Folgeband etwas mehr Gelegenheiten bekommen, sich zu entwickeln und dem Leser zu zeigen, was in ihnen steckt, da ich mir gut vorstellen kann, dass dort die zwischenmenschlichen Beziehungen mehr Raum einnehmen werden, da schließlich nicht mehr so viel Grundlegendes hinsichtlich des Weltenbaus erklärt werden muss.


Abgesehen von diesen beiden Punkten habe ich an „Perlensplitter“ allerdings nichts auszusetzen, sodass meine Meinung zum Buch letztlich, auch wenn meine Kritik jetzt den meisten Raum einnimmt und es nicht so wirken mag, positiv ausfällt! :D


„Svejas magielose Welt hatte uns trotz Drachensteinpulver, welches wir in Wasser aufgelöst regelmäßig getrunken hatten, zu viel Kraft gekostet. Drachensteine hatten eine bestimmte mineralische Zusammensetzung, die wir für unser Lebenszentrum und unsere Magie brauchten. Sie verhinderten, dass unsere Magieflüssigkeit verklumpte, doch sie ersetzten nicht die Magie an sich, die in Svejas Welt verloren ging und uns somit schwächte.“ (S. 157/ 452)

Denn vor allem das Worldbuilding konnte mich, wie ich es ja bereits angedeutet habe, auf Anhieb überzeugen. Das liegt vor allem daran, dass man beim Lesen sofort merkt, dass die Autorin ihr Werk bis ins letzte Detail durchdacht haben muss. So wird bspw. die Zeit in der magischen Welt anhand von Chronometerumdrehungen gemessen, die länger sind als eine Stunde in der Menschenwelt, die Vasken bestehen praktisch aus Magie und benötigen in der magielosen Menschenwelt Drachensteinpulver um zu überleben, und der Ardeiras ist quasi eine kompliziertere Art eines Kompasses, der es seinem Benutzer ermöglicht, zwischen den Welten, aber auch innerhalb der magischen Welt zu springen. Diese Kleinigkeiten scheinen für den Plot irrelevant, sind aber doch diejenigen Details, die dafür sorgen, dass sich das, was man liest, echt anfühlt, und man zu glauben beginnt, dass eine solche Parallelwelt zu unserer vielleicht doch gar nicht so unwahrscheinlich ist. Es werden im Laufe der Handlungen viele Fragen, die sich einem zu Beginn auftun, beantwortet. Gleichzeitig bilden sich neue heraus, die dazu veranlassen, eigene Theorien aufzustellen und neugierig auf die Fortsetzung zu warten.

Darüber hinaus hat auch Sveja mein Herz gewonnen. Sie macht schwere Zeiten durch und hat unsichere, schwache Momente, an denen sie fast zu zerbrechen droht. Trotzdem steht sie immer wieder auf und stellt sich jeder Herausforderung selbstbewusst, da sie um ihre Fähigkeiten, ihre Klugheit und ihren Wert weiß und vor Konfrontationen nicht scheut. Sie ist eine Protagonistin, der man bereits jetzt gerne folgt und die ich auch sicherlich in Zukunft mit Freuden begleiten werde.
Das liegt nicht zuletzt auch an ihrer Scharfzüngigkeit und Schlagfertigkeit, die mich durchaus auch mal zum Lachen gebracht hat.


Fazit:
„Perlensplitter“ ist ein Buch, das einige Schwächen aufweist. So konnte mich das zunächst doch eher langsame Pacing der Autorin zunächst nicht so leicht abholen, und auch das Verhalten einiger Figuren war für mich nicht nachvollziehbar. Da man aber durchaus das Potenzial sieht, das der Reihe bereits jetzt innewohnt und das vor allem durch das hervorragende Worldbuilding, das spannende Magiesystem und die sympathische Protagonistin, nicht zuletzt auch durch den neugierig machenden Cliffhanger unterstrichen wird, ziehe ich dem Buch für meine Kritik bloß einen Punkt ab und vergebe 4/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.08.2022

Süß, aber bleibt nicht lange im Gedächtnis

Tokyo ever after – Prinzessin auf Probe
0

Vielen lieben Dank an den dtv-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich mag das schlichte, aber dennoch sehr ...

Vielen lieben Dank an den dtv-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich mag das schlichte, aber dennoch sehr auffällig Design des Covers sehr gerne! Man sieht das Profil eines Mädchens mit Krone, das offensichtlich Izumi darstellen soll, darum zwei Blumenranken mit goldenen Blüten und darüber der Titel in schlichter Schriftart. Der himmelblaue Hintergrund bildet einen starken Kontrast und sorgt dafür, dass das Buch ein echter Hingucker wird.
Der Titel „Tokyo ever after“, den der deutsche Verlag aus dem Original übernommen hat, ist eine Anspielung auf das Englische „Happily ever after“ und passt insofern gut, als dass Izumi praktisch das Märchen durchlebt, von dem viele kleine Mädchen träumen: Prinzessin zu werden – und das alles in Tokyo.


Meine Meinung:
Als ich das Buch im Programm des Verlags entdeckt habe, habe ich mich direkt auf eine zuckersüße und gleichzeitig humorvolle Cinderella-Story vor dem Setting Tokyos gefreut.
Ein bisschen habe ich auch bekommen, was ich mir erhofft hatte, wenn ich allerdings auch sagen muss, dass „Tokyo ever after“ meine Erwartungen nicht völlig erfüllen konnte.

Fangen wir jedoch mit damit an, was mich an diesem Buch überzeugen konnte, allen voran die Protagonistin Izumi.
Sie ist ein normales junges Mädchen, das kurz vor ihrem Schulabschluss steht, sich liebend gern mit ihren Freundinnen trifft, gerne mal Schulaufgaben liegen lässt, wenn sie keine Zeit dafür hat, und auch sonst eher das macht, worauf sie Lust hat. Sie lebt zusammen mit ihrer Mutter in Kalifornien, ihren Vater kennt sie nicht. Da sie ein sehr gutes Verhältnis zu ihrer Mutter hat, was man als Leser auch sofort zu spüren bekommt, und was ich immer sehr schön finde, ist sie eigentlich glücklich. Als sie dann eines Tages durch Zufall einen Hinweis auf ihren Vater bekommt, über den ihre Mutter bisher nur wenige Worte verloren hat, beginnt sie zusammen mit ihrer besten Freundin dennoch ihre Nachforschungen und stößt ziemlich schnell auf den Kronprinzen Japans. Kurz darauf bekommt sie die Gelegenheit, nach Tokyo zu reisen und die andere Hälfte ihrer Familie kennenzulernen
Als Leser erlebt man mit, wie Izumi sich zwischen ihren Eltern und der amerikanischen Kultur, mit der sie aufgewachsen ist, und der japanischen Kultur, in der ihre Wurzeln liegen, hin- und hergerissen fühlt. Man kann sich gut in ihren inneren Konflikt hineinversetzen, und auch, wenn ich als Weiße vermutlich nicht nachempfinden kann, wie sich jemand wie Izumi fühlt, die theoretisch zwei Heimaten hat, in beiden jedoch nicht vollständig hineinpasst – in ihrem Zuhause fällt sie auf, weil sie anders aussieht, und in der Heimat, weil sie westliche Eigenheiten gewöhnt ist –, schafft es Emiko Jean, dass man sich gut in ihre Protagonistin hineinversetzen und sich ihre Situation vorstellen kann.
Bemerkenswert an Izumi fand ich außerdem, dass sie rebellisch ist, ihren eigenen Kopf hat und ehrgeizig die Ziele verfolgt, die sie für richtig hält, sich aber in den richtigen Situationen trotzdem zurückhalten und sehr erwachsen verhalten kann. Sie erfüllt nicht das typische YA-Protagonistinnen-Klischee, dass sie überall aneckt und von niemandem verstanden wird. Izumi hat zwar sehr mit den hohen Anforderungen, die Japan an seine junge Prinzessin stellt, zu kämpfen, aber sie gibt alles und versucht, das Beste aus der Situation zu machen.
Zusammen mit ihrem scharfen Verstand und trockenen Humor macht sie das zu einer tollen Hauptfigur, die man sehr gerne begleitet!

Auch die Nebenfiguren, insbesondere Izumis beste Freundin Noora, sind sympathisch ausgearbeitet und sorgen für den einen oder anderen Lacher. Zwar bekommen nicht alle Figuren die Tiefe, die ihnen vielleicht zusteht, aber den Anspruch stellt das Buch auch gar nicht, von daher hat es mich nicht so gestört.
Einzig Izumis Vater, von dem man ja doch eigentlich meint, dass er eine eher bedeutsame Rolle einnimmt, bleibt die ganze Handlung über sehr blass und unnahbar, was vor allem daran liegt, dass er kaum Auftritte hat. Natürlich hat er als Kronprinz viele Pflichten zu erfüllen, aber trotzdem hätte ich mir hier gewünscht, dass man ihn ein bisschen besser kennenlernt, sodass man vielleicht auch eine genauere Vorstellung davon erhält, wie er mit der ganzen Situation und der Information, dass er seit 17 Jahren eine Tochter hat, umgeht. Darauf geht die Autorin leider kaum ein, sodass das eher im Hintergrund bleibt.

Ähnliches gilt im Übrigen für die Lovestory mit Izumis Leibwächter Akio. Bereits früh merkt man, dass er ihr Love Interest sein und dass es zwischen beiden ordentlich knistern soll. Die Betonung liegt hier allerdings auf „soll“: Man erkennt, welche Rolle die Autorin ihm zugeordnet hat, aber so wirklich nachfühlen kann man es nicht. Natürlich gibt es immer mal wieder interessante Szenen und süße Dialoge zwischen beiden, aber wirklich nachfühlen konnte ich ihr Banter und die Spannung nicht – das typische aufregende Kribbeln, das enemies-to-lovers-Geschichten so mitreißend macht, lässt hier auf sich warten. Wie auch schon die Beziehung zwischen Izumi und ihrem Vater bleibt auch die zu Akio eher oberflächlich, die Autorin schöpft eben nicht das gesamte Potenzial der Geschichte aus.

Stattdessen verwendet sie sehr viel Energie darauf, zu beschreiben, wie Izumi mit den Pflichten als Prinzessin konfrontiert wird, wie sie japanisch lernt oder die richtige Etikette für Mahlzeiten beigebracht bekommt. Auch das ist für eine Cinderella-Story natürlich wesentlich: Eine Geschichte wie diese lebt hauptsächlich auch davon, wie ein bürgerliches Mädchen mit royalen Regeln umgeht, wie sie scheitet, von einem Skandal in den nächsten stolpert, bis sie dann irgendwann den Dreh raushat und zu einer Prinzessin des Volkes wird. All das erwartet man selbstverständlich, wenn man zu so einem Buch greift, und in dieser Hinsicht erfüllt die Autorin die Erwartungen. Allerdings hat sie für meinen Geschmack die Balance zwischen diesem Teil der Geschichte und den zwischenmenschlichen Beziehungen nicht gefunden. Man liest viel davon, wie sie von ihrer Zofe, der Presse, anderen Familienmitgliedern und allen anderen möglichen Leuten kritisiert wird, wogegen die beiden anderen Hauptplots von „Tokyo ever after“ – Izumis sich gerade erst entwickelnde Beziehung zu ihrem Vater und die Spannung mit ihrem Leibwächter – im Hintergrund laufen und Zeitweise sogar gänzlich außer Acht gelassen werden, nur damit dann bei der nächsten Gelegenheit manches schlicht festgestellt wird, um den nächsten Konflikt einzuleiten.
Das sorgt dafür, dass das Buch zum einen zwischendurch trotz seiner Kürze doch einige Längen aufweist, und zum anderen, dass es in sich nicht ganz rund wirkt. Das ist schade, denn dadurch verblassen die Stärken des Buches – der Humor, die Protagonistin – und man geht mit eher gemischten Gefühlen aus der Geschichte.


Fazit:
„Tokyo ever after“ ist eine süße Cinderella-Story für zwischendurch, die vor allem mit Humor und einer starken, frechen Protagonistin punkten kann. Wer allerdings eine kribbelige enemies-to-lovers-Romanze erwartet oder auf ein herzerwärmendes Vater-Tochter-Kennenlernen hofft, wird hier eher enttäuscht, denn diese beiden doch eigentlich wesentlichen Aspekte bleiben größtenteils im Hintergrund.
Nichtsdestotrotz kann ich das Buch jedem empfehlen, der eine ruhige Geschichte zum Abschalten mit dem modernen royalen Setting im japanischen Kaisertum und einer humorvollen Protagonistin sucht.
3,5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere