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Veröffentlicht am 03.04.2022

Keine feministische Revolution, aber wertvolle Grundgedanken

Frauen schulden dir gar nichts
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Vielen lieben Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Buch ist definitiv ein Eyecatcher ...

Vielen lieben Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Buch ist definitiv ein Eyecatcher und sehr instagramtauglich, sowohl von außen als auch von innen!
Die Aufmachung ist durchweg im poppigen 70er-Jahre-Stil in den Farben Gelb, Rot, Pink und Orange gehalten, im Buch finden sich viele Grafiken, Zeichnungen und Zitate im selben Stil wie der Titel. Alleine deshalb ist das Buch schon lesenswert.
Zur Ähnlichkeit mit Chidera Eggerues Buch „What a time to be alone“ sage ich unten was.


Meine Meinung:
Vorab: Ich weiß um die Vorwürfe gegenüber der Autorin, von Chidera Eggerues „What a time to be alone“ plagiarisiert zu haben. Weiter unten werde ich auch im Detail auf meinen persönlichen Eindruck eingehen, allerdings weise ich bereits hier schonmal darauf hin, dass ich „What a time to be alone“ NOCH nicht gelesen habe. Daher steht alles, was ich dazu schreibe, unter dem Vorbehalt, dass ich bezüglich des Inhalts ich also nicht allzu fundiert Stellung nehmen kann.


Zunächst schildere ich euch aber kurz meinen Eindruck zu „Frauen schulden euch gar nichts“ losgelöst von etwaigen Plagiatsvorwürfen.
Allzu viel gibt es dazu aber eigentlich nicht zu sagen.
Mir hat dieser Ratgeber insofern sehr gut gefallen, als dass er viele wichtige und auch richtige Dinge anspricht. Zwar hat das Buch mir persönlich jetzt nicht die große „Erleuchtung“ gebracht, da ich von vornherein ein sehr starkes Selbstbewusstsein habe, um meinen eigenen Wert weiß und mich auch nicht darunter verkaufe. Das ist im Prinzip genau das, worauf das Buch in seiner Quintessenz eingeht und was Given mit „Frauen schulden dir gar nichts“ sagen will. Nichtsdestotrotz finde ich die Deutlichkeit, mit der sie dieses Thema in all seinen Facetten anspricht, sehr gut!
Ich kann mir daher gut vorstellen, dass dieses Buch vor allem jüngeren Leserinnen, aber auch solchen, die vielleicht noch auf dem Weg zu einem großen Selbstwertgefühl sind, dabei helfen kann, dieses Ziel zu erreichen und für sich selbst einzustehen.

Insgesamt geht Given mit ihren einzelnen feministischen Aspekten dabei nicht besonders in die Tiefe. Sie bleibt eher an der Oberfläche und spricht allgemeine Grundsätze an, die man als Frau für sich verinnerlicht haben sollte. Das hängt mit dem eben Gesagten zusammen: Wer bereits so lebt, wird mit diesem Buch neben der Bestätigung dessen, was man ohnehin schon weiß, vielleicht ein nettes Coffeetablebook gewinnen, einen größeren Mehrwert hat „Frauen schulden dir gar nichts“ da tatsächlich nicht.
Für diejenigen aber, die in dieser Entwicklung noch ganz am Anfang stehen, liefert „Frauen schulden dir gar nichts“ genau die richtigen Grundlagen, die für diesen Weg notwendig sind.

Unabhängig vom persönlichen Mehrwert, den man hieraus ziehen kann, ist das Buch allerdings allein deshalb sehr lesenswert, weil Given viele Themen sehr scharf, teils überspitzt, teils sarkastisch anspricht. Das Lesen ist also gleichsam lehrreich wie unterhaltsam.


Nun zu den Plagiatsvorwürfen:
Ich habe, wie gesagt, Eggerues Buch noch nicht gelesen, ich kann auf das Inhaltliche daher nicht allzu sehr eingehen.
Ich kann bloß sagen, dass in neuerer Zeit niemand Neues zum Thema Feminismus/ Selbstliebe gesagt hat, erst recht nicht Florence Given – und das unabhängig davon, ob Eggerue möglicherweise ähnliche Dinge gesagt hat wie sie! Denn auch bevor ich „Frauen schulden dir gar nichts“ gelesen habe, hätte ich euch das, was Given hier im Wesentlichen sagt, ebenfalls erzählen können.
Auf Instagram hat Chidera Eggerue Ende 2020 in ihrer Story unter anderem Phrasen geteilt, die sie in ihren Büchern verwendet, und die Given in etwas abgewandelter Form in ihrem Buch ebenfalls benutzt. Darunter: „don’t owe him pretty“, „dump him“, „stop trying to impress him“.
Und ganz ehrlich? Das sind jetzt nicht gerade irgendwelche bahnbrechenden Sätze, die noch nie zuvor eine Frau gedacht oder ausgesprochen hat.
Nochmal: Ich habe Eggerues Buch nicht gelesen, ich kann also nicht sagen, wie sehr sich Givens und Eggerues Werke inhaltlich tatsächlich ähneln. Aber wenn sich die Vorwürfe auf solche allgemeinen feministischen Leitsätze beziehen, kann ich sie nicht nachvollziehen. Dann würde ich ja auch plagiarisieren, wenn ich meinen Freundinnen schreibe, dass sie in ihrem Leben die Nummer 1 sind und alle anderen froh sein sollen, dass sie in ihrem Leben sein dürfen (was tatsächlich gar nicht so selten vorkommt lol).
Feminismus – gerade wenn er so oberflächlich reproduziert wird wie in „Frauen schulden dir gar nichts“ – ist kein Thema, bei dem nicht im Wesentlichen jeder übereinstimmt, insofern ist es bereits fraglich, wie sehr ein Plagiat überhaupt möglich ist; zumal „Frauen schulden dir gar nichts“ nun mal wirklich keine wissenschaftliche Abhandlung ist, bei der jeder Gedanke mit einem Zitat versehen werden muss, sondern ein Ratgeber, der fast schon in die Richtung eines autobiografischen Werkes geht.

Was die Aufmachung angeht, ist die Ähnlichkeit zwischen „Frauen schulden dir gar nichts“ und „What a time to be alone“ jedoch nicht zu übersehen – beide sind im poppigen 70s-Stil gehalten, mit auffälligen Schriftzügen in auffälligen Farben versehen.
Hier stellt sich mir allerdings die Frage, inwieweit das nicht auf den Originalverlag gewachsen ist: Es ist nicht unüblich, Bücher zu gleichen Themen, die in relativ kurzen Zeitabständen voneinander erschienen sind, ähnlich aufzumachen, um beim Käufer eben direkt diese Verbindung zu dem anderen Werk herzustellen (nach dem Motto: Wem das eine Buch gefallen hat, wird – jedenfalls unterbewusst – nach ähnlichen Büchern Ausschau halten).
Darüber hinaus sind sowohl Eggerue als auch Given beide Instagrammerinnen, sie „vermarkten“ ihre Ideen also zwangsläufig auf eine ähnliche Weise – nämlich so, dass sie in so einer Instagramkachel möglichst prägnant auffallen und mit wenigen Worten das Wesentliche gesagt werden kann. Dass sich das Design dann ähnelt, ist auch unter diesem Aspekt nicht überraschend, das wissen wir Bookstagrammer ja am besten.

Zusammenfassend kann ich zu den Plagiatsvorwürfen also Folgendes sagen:
Es ist schlecht, wenn Weiße mit der Arbeit und den Ideen Schwarzer Geld machen, ohne den Schwarzen Autor*innen Anerkennung zu zollen oder jenes Geld irgendwie der Black Community zugutekommt. Das steht außer Frage.
Givens Ideen zum Feminismus sind jedoch so generell und oberflächlich gehalten, dass niemand, der sich bisher auch nur ein bisschen mit dem Thema beschäftigt oder von sich aus bereits ein starkes Selbstbewusstsein hat, von ihren Aussagen überrascht oder erleuchtet wird. In ihrem Buch findet sich wenig, was es zu klauen wert wäre, da jeder, der ein bisschen darüber nachdenkt, mit Leichtigkeit genauso gut von selbst auf das Gesagte kommen könnte. Wieso also gerade Given das nicht gemacht haben sollte, kann ich mir nicht erklären. Unter dem Vorbehalt natürlich, dass ich, wie gesagt, den Inhalt von „What a time to be alone“ noch nicht kenne!!!
Die Aufmachung der Bücher ist verdächtig, das stimmt. Das kann aber genauso gut vom Verlag ausgegangen sein.


Fazit:
Florence Given hat mit „Frauen schulden dir gar nichts“ den Feminismus nicht neu erfunden. Für Viele mag das, wovon sie hier schreibt, nichts Weltbewegendes sein, zumal sie durchweg an der Oberfläche bleibt und lediglich allgemeine Grundsätze wiedergibt, die man als Frau verinnerlicht haben sollte.
Für diejenigen Leserinnen mit starkem Selbstbewusstsein, die bereits nach diesen Prinzipien leben, bietet „Frauen schulden dir gar nichts“ daher vielleicht keinen großen Mehrwert. Spaß macht das Lesen wegen der bunten Aufmachung und des scharfen Tons der Autorin aber trotzdem!
Insbesondere jüngeren Leserinnen kann ich darüber hinaus das Buch auch deshalb sehr ans Herz legen, weil Given hier viel Gutes anspricht, das trotz der Allgemeinheit ihrer Aussagen deshalb nicht weniger wichtig wird.
Jeder, der dieses Buch liest, sollte angesichts der Plagiatsvorwürfe allerdings auch zumindest darüber nachdenken, Chidera Eggerues Werk „What a time to be alone“ ebenfalls zu lesen, um sich ein fundiertes Bild davon machen zu können. Das gibt es bisher zwar nur im Original, aber vielleicht ist die Diskussion um „Frauen schulden dir gar nichts“ in Verbindung mit Eggerues Buch (bzw. Büchern) ja ein Anreiz für den deutschen Verlag, „What a time to be alone“ ebenfalls zu übersetzen. 😉
Nach meinem jetzigen Wissensstand kann ich die Vorwürfe mit Blick auf die Aufmachung zwar nachvollziehen, die Allgemeinheit von Givens Aussagen und die Tatsache, dass ich vieles von dem, was sie schreibt, bereits verinnerlicht hatte, lange bevor ich ihr Buch gelesen habe, lassen mich an einem etwaigen Plagiat in Bezug auf den Inhalt jedoch zweifeln.
4/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Kann ich die Fortsetzung bitte *jetzt sofort* lesen???

Starsight - Bis zum Ende der Galaxie
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Vielen lieben Dank an Knaur Fantasy für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Es ist wieder sooooo schön!!!!!
Bis auf ...

Vielen lieben Dank an Knaur Fantasy für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Es ist wieder sooooo schön!!!!!
Bis auf die Sterne und den Titel (und das Gesicht, das aber ja aus den Sternen geformt ist), die glänzen, ist das Cover matt und dunkel. Das zusammen schafft einen tollen Kontrast, der einerseits natürlich ein toller Hingucker ist, andererseits aber auch wunderbar zur Weltall-Thematik der Reihe passt.
Wie beim ersten Band sind auch hier die Innenklappen wieder sehr schön mit Zitaten vor einem Sternenhimmel gestaltet. Insgesamt ist die Aufmachung also genauso, wie man es vom Knaur-Verlag kennt. 😉
Ich finde es im Übrigen auch super, dass der Verlag den Originaltitel (wie auch schon beim ersten Band) übernommen hat und nur einen deutschen Untertitel hinzugefügt hat, der allerdings super zum Inhalt passt.


Meine Meinung:
Meine Begeisterung über den Inhalt fällt ähnlich aus. Ehrlich, was kann ich hier noch schreiben, außer, dass es mal wieder absolut genial war? Viel mehr habe ich wirklich nicht zu sagen. Ich liebe das Buch und ich bin immer überzeugter davon, dass Brandon Sanderson tatsächlich nur dazu in der Lage ist, Geniales zu schreiben, denn wie anders sollte man sich das hier erklären?


Fangen wir mit dem Offensichtlichen an: Sein Schreibstil ist grandios. Punkt.
Mir fällt keine anderer Autorin ein, derdie es schafft, ähnlich wie Brandon Sanderson die perfekte Mischung aus Spannung, Dialogen, Character- und Worldbuilding und vor allem Humor zu schreiben.
„Starsight“ ist zwar „erst“ mein fünftes Buch des Autors (was isoliert betrachtet zwar schon viel ist, aber angesichts der Masse an Geschichten, die er bereits veröffentlicht hat, natürlich nicht xD), aber jedes Mal konnte mich vor allem die Leichtigkeit und Natürlichkeit, mit der er an genau den richtigen Stellen Humor in die Geschichte fließen lässt, überzeugen. Damit schafft er es nicht nur, zu besonders düsteren Momenten die Stimmung aufzulockern, ohne an Ernsthaftigkeit einzubüßen, sondern vor allem werden dadurch all seine Figuren sympathischer, nahbarer und greifbarer.

Das wiederum sorgt dafür, dass die Welt insgesamt einfach real wirkt, wobei das natürlich nicht nur an den Figuren liegt, die der Welt sprichwörtlich Leben einhauchen, sondern vor allem auch einfach daran, dass Sanderson neben seinem genialen Humor auch die Fähigkeit besitzt, mit viel Liebe zum Detail, ohne das Wesentliche aus den Augen zu verlieren, seine Welt zu gestalten und auszubauen.

Gerade in diesem Buch hat mich das Worldbuilding noch mal besonders überzeugen können! Während man im ersten Band noch so ziemlich die ganze Zeit auf Detritus befindet und hauptsächlich mit der DDF zu kämpfen hat, lernt man hier buchstäblich ganz andere Welten und ihre Bewohner kennen. Besonders bemerkenswert sind hier die vielen verschiedenen Alien-Arten, die Sanderson eingeführt hat, die sowohl in ihrem Aussehen einzigartig sind, sowie auch jeweils eigene Kulturen, Mimiken und Verhaltensweisen haben. Auch hier zeigt sich also wieder die Liebe zum Detail, mit der Sanderson an seine Geschichten herangeht, und die das Leseerlebnis zu etwas Besonderem machen.
Darüber hinaus erfährt man hier auch einiges zum Hintergrund der Menschheit, über die „Alte Erde“, die Menschenkriege und die Art und Weise, wie die Menschen in der Galaxie wahrgenommen werden. Einiges ist hier immer noch unklar, ich bin sicher, das wird im letzten Band und in den Novellen noch aufgegriffen. Aber man kann sich hier bereits ein Bild davon machen und eigene Theorien aufstellen, ebenso zur Cytonik sowie den „Delvern“, die Augen, die Spensa sieht, wenn sie ihre Kräfte anwendet.
Während Band 1 also den Grundstein legt, nutzt „Starsight“ dieses Fundament und baut darauf ein atemberaubendes Universum auf, das süchtig nach mehr macht!


Dabei kommt der Plot natürlich nicht zu kurz, wie sollte es bei Sanderson auch anders sein.
Ohne, dass man hier den Überblick verliert oder nicht mehr mitkommt, ist die Erzähldichte hier sehr hoch. Es passiert auf den 500 Seiten einfach so viel, dass man einerseits nicht glauben kann, dass das alles in einem Buch stattfindet, andererseits passiert das Ganze so schnell, dass man am Ende kaum mitbekommen hat, dass man gerade 500 Seiten gelesen hat. Ein Plottwist jagt den nächsten, man hat keine Chance, irgendetwas vorauszuahnen, auch wenn man es natürlich versucht. Dabei ist die ganze Geschichte viel komplexer, als man zunächst ahnt, aber trotzdem hat man nicht eine Sekunde lang das Gefühl, nicht mitzukommen.
Einzig das Ende hat mich extrem aufgeregt, denn es ist einfach MITTENDRIN!!!!! Manno. Jetzt wisst ihr auch, woher der Titel meiner Rezension kommt. xD Wobei ich da sagen muss, dass man für dieses Ende wahrscheinlich sogar noch dankbar sein kann, kurz vorher passiert nämlich etwas anderes, was ein wirklich fieses Ende gewesen wäre, was auf dem letzten Meter dann aber doch noch aufgelöst wird. Nochmal Glück gehabt, I guess.


Zuletzt möchte ich noch ein bisschen was zu den Figuren loswerden, auch wenn es dazu nicht besonders viel Neues zu sagen gibt.
Allen voran haben mir Spensa und M-Bot natürlich wieder am besten gefallen. Spensa ist eine wunderbare Protagonistin mit einem leichten Hang zur Dramatik, einem großartigen trockenen Humor und sehr viel Mut.

„Eines Tages, dachte ich. Eines Tages wirst du in Scham deine Vorfahren anrufen, wenn ich dich den Blutzoll für deine Verbrechen zahlen lasse. Ich werde noch deinen Klagen lauschen, wenn dein erbärmlicher Leichnam schon in der kalten Erde eines bald vergessenen Grabs versinkt.“ (S. 143)

Vor allem im Vergleich zu Band 1 fällt dabei auf, wie stark ihre Entwicklung ist, aber auch in „Starsight“ alleine wächst sie noch einmal enorm. Dabei bleibt sie trotz allem stets sich selbst treu, was sie zu einer greifbaren Protagonistin macht, in die man sich gerne hineinversetzt.
M-Bot ist zwar „nur“ eine KI, aber vor allem in diesem Band neben Spensa die wohl wichtigste Figur. Auch er entwickelt sich enorm weiter und wächst einem dabei immer mehr ans Herz. Seine Witze und sein Sarkasmus sind grandios, aber insbesondere seine Loyalität und Freundschaft Spensa gegenüber machen ihn zu einer Lieblingsfigur. Es braucht schon sehr viel schriftstellerisches Talent in Bezug auf das Characterbuilding, um eine (wenn auch starke) Künstliche Intelligenz so menschlich zu gestalten, dass man sie so liebgewinnt wie M-Bot! :D
Beide zusammen bereichern die Reihe ungemein und machen einen Großteil ihres Charmes aus.

„‚Ach, und falls du uns beiden das Leben kostest, beabsichtige ich, dich dafür heimzusuchen.‘
‚Mich heimsuchen? Du bist eine Maschine. Und davon abgesehen wäre ich dann tot, oder?‘
‚Mein Maschinengeist würde deinen organischen heimsuchen.‘“ (S. 15)

Neben Spensa und M-Bot spielt nur Jorgen aus dem Auftakt eine etwas wichtigere Rolle. Einige Kapitel (das Zwischenspiel) sind aus seiner Sicht geschrieben, was dem Leser zum einen hilft, einordnen zu können, was auf Detritus passiert, während Spensa unterwegs ist. Zum anderen wird auch Jorgens Hintergrund stärker beleuchtet und man bekommt eine Ahnung davon, was im letzten Band noch alles auf einen zukommen wird.
Davon abgesehen spielen die meisten anderen altbekannten Figuren nur Nebenrollen, die man auch nur am Rande wahrnimmt. Stattdessen werden hier viele neue Figuren eingeführt, unter anderem Spensas zweite Crew, die aus verschiedenen Spezies zusammengesetzt ist. Obwohl es sich dabei ebenfalls „nur“ um Nebenfiguren handelt, bekommt auch hier wieder jede einzelne eine eigene Geschichte, einen eigenen Charakter und einen ganz eigenen Charme, sodass es einem nicht schwerfällt, auch sie allesamt ins Herz zu schließen.


Fazit:
„Starsight“ ist grandios. Das reicht schon.
Es führt das, was „Skyward“ aufgebaut hat, auf eine Art weiter, mit der man so nie gerechnet hätte und die einen sprachlos zurücklässt. Dabei beweist der Autor wieder, dass er nicht nur einen hervorragenden Humor hat, den er mit Natürlichkeit in die Geschichte einfließen lässt, sondern dass er sich perfekt aufs Character- und hier vor allem aufs Worldbuilding versteht.
Wer noch nie etwas von Brandon Sanderson gelesen hat, verpasst einfach was. Wer sich an seinem Schreibstil erfreuen will, dem kann ich die „Claim the stars“-Reihe nur ans Herz legen, ebenso jedem, der Science Ficiton liebt. Selbst diejenigen unter euch, die noch nie etwas aus dem Genre gelesen haben, werden hiermit sicherlich ihren Spaß haben, da die Reihe zwar durchaus sehr komplex ist, der Autor es aber schafft, den Leser trotz enorm hoher Plotdichte mit Leichtigkeit durch die Geschichte zu führen.
Kurz: Lest dieses gottverdammte Buch, meine Güte.
5/5 Lesehasen, auch wenn das eigentlich nicht ausreicht.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Wenn Brandon Sanderson nicht der (Gott-)König der High Fantasy ist, wer dann?

Sturmklänge
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Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir gut. Man erkennt sofort, dass es High Fantasy ist, und vor allem passt es zu den anderen Büchern des Autors, die in dem Verlag erschienen sind.
Nachdem man die Geschichte gelesen hat, kann man außerdem auch die Frau auf dem Cover und das Schwert zuordnen, beide spielen eine relevante Rolle.
Der Titel „Sturmklänge“ gefällt mir zwar ganz gut (er klingt hübsch), allerdings passt er meiner Meinung nach überhaupt nicht auf den Inhalt – eine Übersetzung des Originaltitels „Warbreaker“ oder vielleicht eine Verbindung zu den Farben, die im Buch viel Platz einnehmen, hätte ich da besser gefunden.


Meine Meinung:
E P I S C H.
Wäre es akzeptabel, eine Ein-Wort-Rezension abzugeben, wäre sie so ausgefallen. Viel mehr gibt es aber auch eigentlich nicht zu berichten, denn „Sturmklänge“ ist wirklich PERFEKT auf jeder Ebene, GENAU SO sollte High Fantasy sein.
Brandon Sanderson lebt einfach auf einem ganz anderen LEVEL, das wir Normalsterblichen nicht mal in unseren TRÄUMEN erreichen könnten; uns bleibt nur übrig, ihn für seine ÜBERWELTLICHEN Schöpfungen ANZUBETEN und den Boden, auf dem er wandelt, HEILIG zu sprechen.
Vielleicht war das von mir jetzt etwas pathetisch, aber Kinders: Ich habe das Buch vor 15 Minuten gerade erst beendet und bin immer noch etwas unzurechenbar. Ich weiß eigentlich gar nicht wirklich, was ich hier schreiben soll, denn alles, was ich zu dem Buch sagen könnte, wird ihm sowieso nicht gerecht, also müsst ihr jetzt halt mit ein bisschen Pathos hier und da leben.
Apropos fehlende Zurechenbarkeit: Seht es mir bitte nach, sollte die Rezension stellenweise entweder eher stichpunktartig oder völlig durcheinander wirken, das liegt einfach daran, dass ich meinen Kopf gerade nicht so richtig sortieren kann, weil mich das Buch einfach sprachlos macht. Deshalb kann ich nicht unbedingt durchgängig kohärent Sätze bilden, und außerdem ist es schon spät (schreibe diese Rezension um 21:10 Uhr, für mich ist das spät.).


Also fangen wir mal an mit dem ersten Punkt, der das Buch so EPISCH macht: die FIGUREN.
WOW. GROßE LIEBE.
Selten hat es ein Standalone geschafft, dass ich mich emotional so sehr an die Figuren gebunden habe, aber hier ist es innerhalb der ersten hundert Seiten geschehen, ich übertreibe nicht.
„Sturmklänge“ ist aus der Sicht von Siri, Vivenna, Lichtsang und Vascher geschrieben, und ich meine es VÖLLIG ERNST, wenn ich sage, dass ich alle vier in mein Herz geschlossen habe (und Susebron natürlich auch ♥). Keine Ahnung, wie ich euch das begreiflich machen soll, dass die Art, wie Sanderson die vier Protagonisten, wie auch viele der Nebencharaktere (zB. Denth, Tonk Fah, Llarimar und Nachtblut, um mal ein paar zu nennen), geschaffen hat, nicht nur dafür gesorgt hat, dass ich mich beim Lernen manchmal nicht konzentrieren konnte, weil ich darüber nachgedacht habe, was mit ihnen wohl als nächstes geschieht, sondern vor allem, dass jede einzelne Figur so unglaublich ECHT und GREIFBAR wirkt!!!
Natürlich sind mir manch Figuren sympathischer als andere, manche mochte ich sogar fast überhaupt nicht, aber das ändert nichts daran, dass ich jeder unfassbar gerne gefolgt bin, weil ich fasziniert davon war, wie lebensecht sie wirken. Das liegt insbesondere daran, dass sie alle durch Situationen müssen, die sie an die Grenzen dessen bringen, was sie von sich glauben, leisten zu können. Sie sind dadurch quasi gezwungen, sich weiterzuentwickeln, alte Vorurteile abzulegen und das zu hinterfragen, was sie ihr Leben lang als wahr wahrgenommen haben. Dadurch bekommen sie so viel Tiefe, dass man leicht vergisst, dass sie „nur“ Buchfiguren sind und gar nicht wirklich realisieren. Das bezieht sich im Übrigen nicht nur auf die jeweiligen Figuren für sich, sondern auch auf ihre Beziehungen untereinander und das Zwischenmenschliche.
Ach, und ich will nicht spoilern, deshalb so kryptisch, aber: Können wir bitte mal darüber reden, wie CUTE eine bestimmte Figur ist???????????????


Zweiter Punkt: der Schreibstil.
Äh. Was kann ich hier schon groß schreiben? Hallo? Es ist Brandon Sanderson? Habt ihr schonmal was von ihm gelesen? Wenn ja, dann wisst ihr ja Bescheid. Wenn nein: Warum nicht?????????????????????????
Für euch Unwissenden da draußen: Er schreibt Weltklasse. Top Tier. Besser geht’s nicht.
Sanderson findet nicht nur für jede Figur einen eigenen Erzählstil, er findet auch für jede Situation den passenden Erzählton, der dafür sorgt, dass man völlig in der Handlung aufgeht und das Drumherum im echten Leben vergisst, sobald man die Buchseiten aufschlägt.
Dabei erklärt er quasi mit links die Welt, ihre Geschichte, Religion und ihr Magiesystem. Man fühlt sich sofort aufgehoben und zuhause, hat keinerlei Schwierigkeiten, sich in das doch sehr komplizierte System ein- und zurechtzufinden. Das Erwecken mithilfe des Hauches, die Zurückgekehrten, das Pantheon und der Gottkönig erscheinen einem so selbstverständlich, wie Nudeln mit Pesto (ihr versteht: Weil das jeder kochen kann? Sorry für den Vergleich, mir ist nichts Besseres eingefallen, möglicherweise bin ich hungrig).

Besonders kennzeichnend für Sandersons Schreibstil (soweit ich das beurteilen kann, habe auch erst vier Bücher von ihm gelesen haahahahh) ist der auf jede Situation angepasste Humor. Damit schafft er es, Situationen aufzulockern, Umstände zu kritisieren oder Dinge forezushadowen (das ist jetzt ein Wort), ohne den Eindruck zu erwecken, irgendetwas erzwingen zu wollen – der Witz kommt ganz natürlich und ist ein wesentlicher Grund dafür, weshalb man auch so einen 760-Seiten-Wälzer gut in einer Sitzung weglesen könnte. Das habe ich nicht gemacht, weil ich bei dem Buch Trennungsängste verspürt habe und das Ende vor allem auf den letzten 150 Seiten hinauszögern wollte, aber ich hätte es theoretisch machen können, weil es ist einfach gut ok?


Letzter Punkt: der Plot.
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Könnte ich jetzt so stehenlassen. Aber ich teile euch als Bonus jetzt trotzdem noch mit, dass mich nicht nur der Weltenbau, die Figuren und der Schreibstil umgehauen haben, sondern auch das, was im Buch inhaltlich passiert. Das ist ziemlich viel, was bei der Dicke nicht überraschend ist, und gerade zu Anfang hat man nicht wirklich einen Plan davon, wie alles zusammenhängen könnte, aber trotzdem hat man beim Lesen keinerlei Probleme, der Handlung zu folgen. Es ist fesselnd, man stellt eigene Theorien auf (und liegt damit falsch) und wird dann völlig kalt erwischt, wenn der nächste Plottwist kommt. Davon gibt es nämlich einige (nicht zu viele; gerade die richtige Menge an guten, überraschenden Plottwists), und sie haben mich jedes Mal überrascht Luft holen und das Buch zuklappen lassen. Ja! So sehr haben sie mich umgehauen!
Gegen Ende hatte ich nur noch Angst, wie gesagt, ich wollte einfach nicht, dass es endet. Also natürlich wollte ich wissen, wie das Buch ausgeht, aber ich wollte es auch einfach nicht??!?!?!!! Das Ende ist trotzdem gut, also ich bin glücklich.

Mehr habe ich nicht zu sagen, denke ich. Normalerweise garniere ich meine Rezensionen ja gerne mit Zitaten, aber ich habe das Buch so zugekleistet mit Post-Its (natürlich color-coded), da ist es ziemlich aussichtslos, mir selbst aufzutragen, meine liebsten rauszuschreiben. Lest das Buch einfach, dann kennt ihr die Zitate ja alle.
Wir haben jetzt übrigens 21:48 Uhr.


Fazit:
Tja, also, was soll ich sagen?
„Sturmklänge“ ist einfach GRANDIOS. EPISCH. ATEMBERAUBEND. VERBLÜFFEND. Ein MEISTERWERK.
Im Titel steht´s: Wenn Brandon Sanderson nicht der König (da habe ich im Titel einen kleinen Witz gemacht, den ihr versteht, wenn ihr das Buch gelesen habt, hehehe) der High Fantasy ist, wer ist es denn dann?
Das Buch zeigt, wie es geht. Die Figuren sind allesamt liebenswert, echt und greifbar, was vor allem am grandiosen Characterbuilding liegt. Das Magiesystem ist fantastisch, das Worldbuilding überweltlich (pun intended), der Plot haut einen vom Hocker.
Der Schreibstil des Autors sorgt schließlich dafür, dass man sich nicht lösen kann, und durch den Humor hat man dabei viel Spaß.
Volle Punktzahl reicht eigentlich nicht, also ∞/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Ein guter Plottwist, dem Rest fehlt es an Originalität

Stadt der Elfen - Berührt
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Vielen lieben Dank an den cbt-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den cbt-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir gut. Man sieht eine junge Frau, die wohl Alina darstellen soll, in einem roten Kleid, das unten in schwarze Spinnweben übergeht, und im Hintergrund den Elizabeth Tower mit der Westminster Bridge in London.
Das Bild gefällt mir nicht nur deshalb so gut, weil es mit dem farblichen Kontrast von Rot und Blau spielt und insgesamt sehr dynamisch wirkt, sondern vor allem, weil der Bezug zum Inhalt sehr stark ist. Bevor einem dies auffällt, nimmt man das Cover als typisches Cover eines Jugendfantasy-Romans wahr, aber sobald man den Bezug einmal hergestellt hat, ist es mehr als offensichtlich.
Der Titel „Stadt der Elfen“ gefällt mir schlicht deshalb schon, weil er die Übersetzung des Originaltitels „City of Fae“ ist, aber auch aus dem Grund, weil er sich ebenfalls (wie auch der Untertitel „Berührt“) im Inhalt wiederfindet.


Meine Meinung:
„Stadt der Elfen“ ist wieder mal so ein Buch, bei dem ich nicht so richtig weiß, was ich dazu schreiben soll, da ich es nicht unbedingt schlecht fand, aber wirklich gut geschrieben ist es nicht und inhaltlich bleibt es ebenfalls nicht besonders positiv im Gedächtnis (wenn überhaupt).

Letzteres liegt hauptsächlich daran, dass es jeglichem Element in dieser Geschichte (bis auf einem, dazu später) an Originalität fehlt: die Protagonisten und auch sämtliche Nebenfiguren sind austauschbar, die Handlung spielt zwar in London, aber bis auf Beschreibungen alter U-Bahn-Tunnel findet hier keinerlei Worldbuilding statt, und das Grundgerüst der Geschichte findet sich ebenfalls so oder so ähnlich in vielen anderen Büchern aus dem Genre wieder.
Nun ist mir bewusst, dass noch kein Autor das Rad neu erfunden hat, und Wiederholungen innerhalb eines Genres irgendwann unvermeidbar sind (gerade, wenn etwas, wie hier die Fae aktuell gehyped wird). Aber wenn ein Buch ansonsten auch nicht weiter hervorsticht, fällt das eben negativ auf.
Das führt letztlich nur dazu, dass man die Figuren und die Handlung durchweg über eine unüberbrückbare Distanz beobachtet, wodurch die gesamte Geschichte nur wenig greifbar bleibt.

Einzig der Plottwist der Geschichte hat dafür gesorgt, dass ich im Mittelteil dann doch kurzzeitig überzeug von „Stadt der Elfen“ war. Dort wird nämlich etwas gelüftet, womit ich in der Gestalt überhaupt nicht gerechnet hätte, und was ich auch in anderen Büchern so bisher noch nicht gelesen habe. In diesem Punkt zeigt die Autorin dann also, dass sie Originalität eben doch kann, wenn sie will.
Ich kann, ohne zu spoilern, jetzt natürlich nicht viel weiter darauf eingehen, aber das Konzept dieser Enthüllung hat mich so fasziniert, dass ich kurzzeitig doch tatsächlich nicht aufhören konnte, zu lesen. Das legt sich dann aber leider auch wieder relativ schnell, weil die Autorin, abgesehen von dem einen Enthüllungsmoment, nicht weiter darauf eingeht, obwohl man diesen Teil der Geschichte durchaus weiter hätte ausbauen können. Das hätte dem Ganzen vermutlich gerade die Tiefe gegeben, die dem Buch fehlt, denn auch in anderen Aspekten bleibt „Stadt der Elfen“ ähnlich oberflächlich.

Normalerweise würde ich an dieser Stelle jetzt nämlich etwas zu den beiden Protagonisten Alina und Reign schreiben, aber da gibt es tatsächlich einfach nichts Erwähnenswertes. Beide sind ganz nett und irgendwie auch sympathisch, aber für irgendeinen Charakterzug, den man ihnen zuschreiben könnte, fehlen ihnen jegliche Ecken und Kanten. So ist Alina zum Beispiel mal ganz die hartnäckige Journalistin, nur um dann ein paar Seiten weniger das Offensichtliche nicht anzusprechen oder Wesentliches nicht zu hinterfragen, obwohl man das als Leser an diesen Stellen von ihr eigentlich erwartet.
Reign auf der anderen Seite soll wohl der Bad Boy mit dem weichen Kern sein, aber irgendwie ist er weder das eine noch das andere. Mal ist er ruppig, mal frech und schlagfertig, mal ganz lieb, aber nichts davon wirklich konsequent, so dass seine Figur logisch erscheinen würde. Beide sind da, beide handeln, und beide verlieben sich irgendwann ineinander (glaube ich), aber nichts davon hängt irgendwie miteinander zusammen geschweige denn entwickelt sich.
Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, man wollte hier eine Feyre und einen Rhys erschaffen, aber das ist nicht so ganz gelungen.


Die Inkonsistenz, die die Autorin beim Characterbuilding an den Tag legt, zeigt sich im Übrigen in der gesamten Handlung.
Vor allem anfangs stolpert man beim Lesen über viele Stellen, die im Kontext nur wenig Sinn ergeben oder wo augenscheinlich der Kontext völlig fehlt. Oft springt die Autorin in der Handlung auch umher, sodass man nur schlecht folgen kann.
Nach dem oben bereits erwähnten großen Plottwist macht das Ganze durchaus irgendwie Sinn, aber trotzdem ändert sich ab diesem Punkt der Schreibstil nicht, was man eigentlich hätte erwarten können, wenn die Zusammenhanglosigkeit ein Stilmittel gewesen wäre. So ist das für mich bloß ein Zeichen eines unausgereiften Schreibstils.
Insgesamt ist das Buch also nicht langweilig, sondern zeitweise sogar sehr interessant – wie gesagt, der Plottwist hat mich echt vom Hocker gehauen! –, aber dieser Aspekt führt leider dazu, dass das Buch eher unausgereift denn wie der nächste Stern am Fantasy-Himmel wirkt, trotz der Fae.


Fazit:
Das Buch glänzt vor allem durch zwei Dinge: die Abwesenheit von Originalität und einem wirren, oft kontextlos erscheinenden Schreibstil.
Zwischendurch hat man das Gefühl, dass die Autorin die Kurve vielleicht doch noch kriegt, weil sie einen mit einem überraschenden Plottwist kurzzeitig von „Stadt der Elfen“ überzeugen kann. Kurz darauf findet die Autorin aber auch schon wieder zu ihrem anfänglichen, sprunghaften Stil zurück. Vor allem, dass Pippa DaCosta sich schlicht gar nicht um das World- oder Characterbuilding gekümmert hat, fand ich schade, denn der Plottwist zeigt, dass dieser Auftakt durchaus Potenzial gehabt hätte.
So werde ich den zweiten Band der Dilogie vermutlich nicht lesen, da ich bis jetzt einfach kein Interesse für die Handlung oder die Figuren aufbringen konnte. Der Plottwist – ich kann es nicht oft genug sagen – hat mich jedoch so sehr überzeugt, dass ich dem Buch letztlich doch 3/5 Lesehasen statt nur 2 gebe.

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Veröffentlicht am 18.03.2022

Spektakuläres Worldbuilding und der Grundstein einer vielversprechenden High-Fantasy-Reihe

Askeria: Die letzte Generation
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Vielen lieben Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Also erstmal: das Buch ist verdammt schwer. ...

Vielen lieben Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Also erstmal: das Buch ist verdammt schwer. xD
Das hat jetzt vielleicht nicht unbedingt was mit der Aufmachung zu tun, aber ich wollte es einmal gesagt haben haha.
Das Cover gefällt mir sehr. Man sieht im Zentrum einen Schmetterling aus einer Art Draht (?) vor einem alten Ziffernblatt, um den Titel herum und unten sind Zahnräder zu sehen. Die einzelnen Elemente harmonieren wunderbar miteinander und auch die farbliche Gestaltung passt gut dazu. Welche Bedeutung das Ganze hat, erfährt man erst relativ spät in der Handlung, und da auch nur ansatzweise, aber ziemlich früh merkt man schon, dass der Schmetterling ein wichtiges Leitmotiv in der Reihe sein wird.
Ähnliches gilt für den Titel. Ohne die Geschichte gelesen zu haben, weiß man nicht, was es mit „Askeria“ oder der „letzten Generation“ auf sich hat, aber ab einem gewissen Punkt beginnt es, Form anzunehmen.
Im Buch befindet sich eine detailreiche Karte, die man sich über einen QR-Code auch auf dem Handy in farbig ansehen kann.


Meine Meinung:
W o w.
Vorab: ich werde in dieser Rezension sehr viel schwärmen, aber ich weiß jetzt schon, dass meine Worte dem nicht ansatzweise gerecht werden, also schon mal so viel: Lest. Dieses. Buch.

Anfangs ist es vielleicht noch etwas kompliziert, das muss ich zugeben. Ich würde mich zwar schon als „geübte“ High-Fantasy-Leserin beschreiben, aber trotzdem merkt man schon auf den ersten paar Seiten, dass „Askeria“ auf eine andere Art komplex ist. Man muss beim Lesen gerade anfangs viel nachdenken, um mitkommen zu können, und auch im Laufe der Handlung wird das Buch nicht zu einem Buch für „nebenbei“ – aber: Gerade das macht so viel Spaß!

Vor allem zu Beginn nimmt sich die Autorin sehr viel Zeit fürs Worldbuilding, und ich kann nur sagen, dass sich das gelohnt hat. Ich habe selten ein Buch gesehen, in dem sich dem Weltenbau mit so viel Liebe zum Detail gewidmet wurde. Juliet May hat hier an wirklich alles gedacht: Ihre Figuren haben eine eigene Umgangssprache, der Planet eine völlig eigene Umlaufbahn in einem neuen Sonnensystem mit zwei Sonnen und mehreren Monden, jede Provinz in Mitaeria ist anders, aber alle gleich liebevoll beschrieben – ich könnte mit dieser Auflistung ewig so weitermachen!
Auch wenn ich auf den ersten ca. 200 Seiten nicht viel verstanden habe, war ich wegen dieses Worldbuildings trotzdem von der ersten Seite an gefesselt. Man merkt auf Anhieb, dass sich die Autorin über ihre Welt viele Gedanken gemacht hat und dass alles miteinander verknüpft ist und irgendwann irgendwo hinführen wird. Zwar muss man erstmal in diese neue Welt reinfinden, aber man ist schlicht deshalb gefesselt, weil man unbedingt mehr von ihr kennenlernen möchte. Es ist ein bisschen so, als hätte die Autorin mit „Askeria“ ein Tor zu einer anderen Welt geöffnet.
Es ist der Wahnsinn, anders kann ich es nicht sagen.

„Den Frieden wiederzufinden ist um ein so Vielfaches schwerer, als einen Krieg zu beginnen – einen Krieg, der auf Unterschiedlichkeiten basiert, in einer Welt, in der nur noch bewertet, verurteilt und Macht angestrebt wird.“ (S. 315)

In Bezug auf die Handlung braucht „Die letzte Generation“, wie gesagt, eine ganze Weile, bis etwas Fahrt aufkommt – in der ersten Hälfte widmet die Autorin sich schwerpunktmäßig dem Worldbuilding, während sie erst in der zweiten Hälfte den Plot vorantreibt –, aber das hat mich überhaupt nicht gestört, im Gegenteil. Dadurch, dass man so lange im Unklaren ist und man mit immer mehr Informationen konfrontiert wird, die man noch nicht so ganz einordnen kann, rätselt man selbst mit und stellt ständig eigene neue Theorien auf und verwirft alte wieder. Auch wenn also zunächst nicht so viel passiert, steigt dadurch natürlich die Spannung.
Im letzten Drittel wird dann Vieles zusammengeführt und aufgeklärt, es geht einem sprichwörtlich ein Licht auf, aber man muss feststellen, dass man mit den Theorien weit danebengelegen hat. Erst da wird einem bewusst, wie komplex „Askeria“ tatsächlich ist und wie weit die Autorin im Voraus geplant haben muss.

Erzählt wird die Geschichte hauptsächlich von Piara und Rigoras, aber es gibt auch einige Kapitel aus anderen Perspektiven, die man erst nach und nach zuordnen kann. Das steigert einerseits natürlich die Verworrenheit der Handlung, da man sich gerade anfangs nicht immer hundertprozentig sicher ist, ob alles zur selben Zeit spielt (irgendwann blickt man da aber durch :D), andererseits trägt auch das natürlich wesentlich dazu bei, dass man nicht anders kann als mitzurätseln.


Piara selbst ist eine wunderbare Protagonistin! Sie ist mit anfangs 14 (im Laufe der Handlung wird sie 15) noch sehr jung, aber man kann sich auch als Erwachsener sehr gut in sie hineinversetzen. Sie ist für ihr Alter sehr reif, trifft wohlüberlegte Entscheidungen und ist auch intellektuell sehr weit. Nichtsdestotrotz handelt sie ihrem Alter entsprechend auch mal impulsiv und ist manchmal etwas naiv. Das macht sie nur noch sympathischer und greifbarer!
Rigoras ist ein tolles Gegenstück zu ihr: Er ist zwar fünf Jahre älter als sie, verhält sich oft aber um einiges kindischer oder verspielter, was auf die unterschiedlichen Ausgangssituationen der beiden zurückzuführen ist. Durch seine zappelige, freche Art schafft auch er es aber, sich schnell ins Leserherz zu schleichen, und man begleitet die beiden auf ihrer Reise sehr gerne.

Besonders positiv sind mir im Übrigen die zwischenmenschlichen Beziehungen hier aufgefallen, insbesondere das Verhältnis von Piara und ihren Brüdern. Die Art, wie sie miteinander umgehen und aufeinander aufpassend ist wirklich herzerwärmend, gleichzeitig sorgen die harmlosen Zankereien der Drei untereinander dafür, dass man zwischendurch auch mal lachen kann.

Einzig hinter der Beziehung zwischen Piara und Rigoras kann ich nicht stehen. Ich habe durchweg gehofft, dass Piaras Schwärmerei für Rigoras eben nur das ist: eine Schwärmerei eines Kindes für einen Freund ihrer älteren Brüder – denn so sehe ich die Beziehung zwischen den beiden. Zwar haben Piara und Rigo durchaus unheimlich viel Chemie, sodass alle Szenen mit ihnen sehr viel Spaß machen und man traurig wird, wenn sich ihre Wege trennen müssen. Aber all das ginge in meinen Augen auch, wenn ihre Beziehung rein freundschaftlicher Natur wäre und nicht romantisch wird. Angesichts des großen Altersunterschiedes zwischen ihnen hätte ich das sogar viel besser gefunden: Mit ihren 14 bzw. 15 Jahren ist Piara eben noch ein Kind, während Rigoras mit fast 20 erwachsen ist – trotz aller geistiger Reife seitens Piara (und Unreife seitens Rigoras xD) bedeutet das für mich ein zu starkes Machtgefälle, dass ich nicht gutheißen kann.
Nach Rücksprache mit der Autorin kann ich gut nachvollziehen, weshalb sie sich dafür entschieden hat, aber mir ist dieser Punkt beim Lesen nicht nur dauerhaft stark negativ aufgefallen, er hat letztlich auch dafür gesorgt, dass ich in meiner Bewertung einen ganzen Punkt abziehen muss. Ohne diesen Aspekt hätte der Auftakt von „Askeria“ leicht ein Highlight werden können, so ist er mit diesem negativen Gefühl hinsichtlich Piaras und Rigos Beziehung belastet.


Fazit:
Das Worldbuilding ist unvergleichlich, die Liebe der Autorin zum Detail spürt man auf jeder Seite, und auch wenn man anfangs noch nicht viel versteht, ist „Askeria“ ab dem ersten Aufschlagen des Buches ein atemberaubendes Leseerlebnis.
Hinzu kommt, dass man unentwegt am Rätseln ist und eigene Theorien aufstellt, nur um dann bei der Auflösung festzustellen, dass man bei Weitem nicht so ein Genie wie Juliet May ist – die Komplexität ihrer Geschichte lässt sich bereits am Anfang erahnen, aber erst am Ende bekommt man eine wirkliche Idee davon, wie sehr sie alles durchdacht haben muss.
Einzig störend fand ich den Altersunterschied zwischen Piara und Rigo: Sie wird im Laufe der Handlung 15, er ist fast 20. Nach Rücksprache mit der Autorin kann ich nachvollziehen, weshalb sie sich für die fast 5 Jahre zwischen den beiden entschieden hat. Trotzdem kann ich nicht hundertprozentig hinter der Liebesbeziehung zwischen Piara und Rigo stehen, auch wenn durchaus sehr viel Chemie da ist, weil sie in meinen Augen eben trotz aller geistiger Reife noch ein Kind und er schon (so gut wie) erwachsen ist. Das ist letztlich der einzige Grund dafür, weshalb „Die letzte Generation“ einen Punkt weniger von mir bekommt und kein Highlight geworden ist.
Auf die Fortsetzung bin ich nämlich super gespannt und ich bin ausgesprochen froh, dass sie hier schon bereit liegt!
4/5 Lesehasen.

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