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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.01.2021

Eine wunderbar gezeichnete Familiengeschichte und der Titel des Buches steht für einen Teil davon

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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Dieses Buch ist ein kleines literarisches Juwel und das sieht man ihm erst einmal gar nicht an. Der Titel auf dem Cover steht für das Besondere und das ist wahr, für Eleganz und ein kleines bisschen Vornehmheit, ...

Dieses Buch ist ein kleines literarisches Juwel und das sieht man ihm erst einmal gar nicht an. Der Titel auf dem Cover steht für das Besondere und das ist wahr, für Eleganz und ein kleines bisschen Vornehmheit, auch das ist hier zu finden, aber was immer wir uns sonst so dabei gedacht haben, diese Geschichte ist ganz anders, nämlich eine mit großer Formulierkunst geschriebene Familiengeschichte, über mehrere Generationen hinweg. Und natürlich spielt der Nationalsozialismus, der 2. Weltkrieg und dann später die "Wiedergutmachung" eine entscheidende Rolle dabei, aber, und das ist die ganz große Kunst dieses Romans, dies alles gehört, fein eingebunden, einfach mit dazu zu einem größeren Ganzen.
Ein bisschen etwas sollte man vielleicht erzählen zu den beiden Hauptpersonen, die diese Geschichte tragen. Da ist einmal die 90-jährige Evelyn, die Tochter der Frau, mit der, für uns Leser, Anfang des 20. Jahrhunderts alles beginnt und sozusagen auf der anderen Seite, erst auf dem Weg hinein in ein Leben, findet sich Hannah. Sie promoviert gerade in Germanistik, ist aber ansonsten etwas perspektivlos in die Welt schauend unterwegs. Die Enkelin und die Großmutter und sonst ist niemand mehr da von der Familie. Durch Zufall erfährt Hannah, dass Evelyn von einer Kanzlei kontaktiert wurde, es scheint um Kunstwerke aus einem jüdischen Nachlass zu gehen. Aber ihre Großmutter will nichts davon wissen und auch sonst will sie Hannah nicht an der Geschichte ihres ereignisreichen Lebens teilhaben lassen, obwohl dies ja gewissermaßen auch Hannahs Geschichte ist. Irgendwie fühlt die junge Frau, dass sie sich nun selbst aufmachen muss, um ihre eigenen Wurzeln zu ergründen, dass dies geradezu existenziell ist, dafür, mit diesem Fundament unter ihren Füßen, endlich fähig zu sein, 'ihren Weg' zu gehen. Und das tut sie dann auch und dieser Weg ist lang und ziemlich steinig. Aber es lohnt sich, ihm zu folgen, für Hannah selbst und für uns Leser auch, denn diese Geschichte ist einfach 'richtig gut' und hat das Prädikat 'Literatur' mehr wie verdient.

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Veröffentlicht am 03.01.2021

Zwei sehr unterschiedliche Frauen gehen auf eine große Reise und daraus wird viel mehr

Miss Bensons Reise
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Margery ist 47 Jahre alt. Sie quält sich seit 20 Jahren durch den ihr verhassten Beruf als Hauswirtschaftslehrerin. Als sie eines Tages von ihren Schülern aufs Tiefste beleidigt wird, sieht sie, gezwungenermaßen ...

Margery ist 47 Jahre alt. Sie quält sich seit 20 Jahren durch den ihr verhassten Beruf als Hauswirtschaftslehrerin. Als sie eines Tages von ihren Schülern aufs Tiefste beleidigt wird, sieht sie, gezwungenermaßen mit der ganzen Härte der Realität auf sich selbst, wie die Menschen um sie herum sie wahrnehmen, als alte Jungfer, freudlos, wenig respektiert und verspöttelt. Und in diesem Augenblick denkt sie an ihr eigenes Kindsein zurück, an den Tag, als ihr Vater ihr das Abbild eines goldenen Käfers zeigt, der in Neukaledonien beheimatet sein soll und der das damals 10-jährige Mädchen sofort fasziniert. Eine Expedition erträumt sie sich, um diesen Käfer zu suchen. Aber die Jahre gehen dahin und Margerys freudloses Leben verdrängt alles, was sie selbst einst ausgemacht hat. Doch in diesem grausamen Moment der Wahrheit beschließt sie, alles hinter sich zu lassen und diesen Käfer zu finden. In einer Anzeige sucht sie eine französisch sprechende Begleiterin und steht schließlich mit der für die ihr zugedachte Aufgabe ungeeignetsten Person, Enid, am Abreisebahnhof. Unterschiedlicher wie die junge Frau und sie können zwei Menschen, auch augenscheinlich, kaum sein, Enid, ein bunter Paradiesvogel, flatterhaft, leichtlebig und ohne Plan, so zumindest wird Margerys Reisebegleiterin von der Gesellschaft wahrgenommen und dementsprechend ausgegrenzt und dann sie selbst, eine ältere verbitterte Frau, ohne Familie, ohne Freunde und ebenfalls herausgefallen aus den gesellschaftlichen Gepflogenheiten. Und diese beiden gehen nun zusammen auf diese wahnsinnige irre Reise. Dabei erleben sie viel Aufregendes, Exotisches, es wird gefährlich und einfach auch herrlich. Sie lernen viel, über das Leben, sich selbst und über den Menschen, da an ihrer Seite. Und was daraus entsteht, in dieser Geschichte, ist eine tiefe innige Freundschaft.
Dieses Buch erzählt von einem gemeinsamen Weg, der fantastischer nicht sein könnte, manchmal schon fast ein wenig unglaubwürdig. Aber irgendwie schrabbt das Geschehen doch meistens noch so daran vorbei, dass dieses manchmal aufflackernde Gefühl stören würde. Es passiert viel in dieser Geschichte und trotzdem erfolgt das Erzählen bisweilen sehr langsam. Das birgt viel Gutes, aber an der ein oder anderen Stelle würde man dem Ganzen doch gerne einen kleinen Schubser geben, damit es vorwärts geht. Aber letztendlich passt es dann doch sehr gut, denn manche Dinge dauern eben einfach ein bisschen länger, bis sie zu Ende gedacht, gefühlt und auch 'gehandelt' sind.
Ein schönes Buch über eine berührende Freundschaft und das Leben.

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Veröffentlicht am 02.01.2021

Tierisches klingelt an der Tür und herein kommt, ganz langsam, das Leben

Mookie – Weihnachten mit Schwein
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Mookie ist ein Schwein und steht, eingepackt in ein mit Luftlöchern versehenes Postpaket, vor einer Tür, vor Joachims Tür. Ein etwas skurriles Geschenk zu Weihnachten, würde man denken, doch Mookie ist ...

Mookie ist ein Schwein und steht, eingepackt in ein mit Luftlöchern versehenes Postpaket, vor einer Tür, vor Joachims Tür. Ein etwas skurriles Geschenk zu Weihnachten, würde man denken, doch Mookie ist mehr, nämlich die Eintrittskarte für eine Freifahrt zurück ins Leben. Seit Monaten verkriecht sich Joachim in seinen vier Wänden und ertränkt seine Depressionen im Alkohol. Er war wahrscheinlich noch nie ein sonderlicher Menschenfreund, aber jetzt verschließt er sich vollends, auch vor allen Versuchen, ob seitens der Mutter oder des bester Freundes, ihn aus seiner Krise heraus zu holen. Täglich wird er bitterer und das seine Exfreundin ein neues Glück gefunden hat, macht das Ganze nicht besser, jede Menge Selbstmitleid inklusive. Aber dann kommt Mookie, Absender unbekannt. Joachim ist nicht erfreut über dieses Geschenk, aber immerhin passiert mal etwas. Erst lernt man sich langsam kennen, aber dann kommt sehr bald die Frage auf, woher ist das Schwein. Und das erste Mal seit langem ergreift Joachim die Initiative und macht sich auf, um eine Antwort darauf zu finden, natürlich mit Mookie im Schlepptau, sprich an der Leine. Und, nur der Vollständigkeit halber, Madelaine, gerade eben so kennengelernt, ist die Dritte im Bunde. Auf seiner Suche trifft Joachim auf jede Menge Leute, die mit ihm, meist sehr geduldig und freundlich, was man von Joachim selbst erst einmal wirklich nicht sagen kann, ernste, humorvolle, tiefsinnige und auch mal schräge Gespräche führen und damit auch den Gesamttenor der Geschichte widerspiegeln.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Es ist alles sehr echt und, das hier vielleicht als kleine Warnung, eher unweihnachtlich dazu, bis auf ein kleines Happy End, aber eben nur ein kleines.
Und mit dem Fest der Liebe hat diese Geschichte nur insoweit zu tun, dass man vielleicht am Ende darüber nachdenkt, ob man seinem einsamen Nachbarn nicht ein bisschen mehr wie nur ein 'Frohes Weihnachten' über den Gartenzaun hinüber, schenken könnte.

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Veröffentlicht am 02.01.2021

Eintauchen in ein von skurrilen Menschen bewohntes Dorf und dann kommt noch jemand dazu

Bären füttern verboten
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30 Jahre und den Tod ihrer Mutter ist es her, der letzte Besuch von Sydney in dem am Meer gelegenen Örtchen St. Ives. Und nun ist die leidenschaftliche Freerunnerin zurückgekehrt, eigentlich um ein Buchprojekt ...

30 Jahre und den Tod ihrer Mutter ist es her, der letzte Besuch von Sydney in dem am Meer gelegenen Örtchen St. Ives. Und nun ist die leidenschaftliche Freerunnerin zurückgekehrt, eigentlich um ein Buchprojekt zu vollenden. Aber wie sehr die Erinnerungen und die Menschen dieser irgendwie aus der Zeit gefallenen Stadt sie umtreiben würden, das hat sie wohl so exzessiv verdrängt, wie sie ihren Sport betreibt, wenn sie von Haus zu Haus springt, immer nahe daran, dass es auch mal schief gehen könnte. Skurril die Menschen, skurril diese Geschichte, voller Zeitsprünge, eingebettet in die raue Natur an der See. Der hiesige Buchhändler läuft gelegentlich gerne in Frauenkleidern herum und hat zudem ein Hängebauchschwein, das die Tochter seiner Nachbarn, mit 29 eigentlich schon ziemlich darüber hinaus, zuhause zu wohnen, öfters mal spazieren führt. Da werden Muffins mit Heilerde gebacken und jede Menge anderer Dinge gehen vor sich, mal öffentlicher, mal nur in Andeutungen, sozusagen hinter den Kulissen. Und manchmal kommt es vor, dass es da nur so ein Gefühl gibt, ohne Worte.
Also es sieht wohl so aus, als ob in St. Ives 'das Glas der Eigenarten' ziemlich voll ist und wenn dann noch ein Tropfen, sprich ein echt schräges Wesen, das Fass fast zum Überlaufen bringt, aber eben nur fast, dann sortiert sich alles schon ein wenig neu und am Ende sind all seine Menschen etwas anders geworden oder eben auch etwas mehr.
Ich finde diese Geschichte einfach herrlich, herrlich anders, liebevoll gestaltet in seinem höchst illustren Geschehen und vor allem im Umgang mit den Menschen, die hier ihr Plätzchen gefunden haben und sich wunderbarerweise gegenseitig einfach machen lassen, so wie es halt jeder braucht.
Man muss sich ein wenig hineinlesen in dieses Buch und es dauert etwas, bis man dazugehört. Aber dann fühlt man sich als Leser sehr aufgehoben in dieser absolut runden Geschichte und am Schluss geht das Leben einfach weiter, Ende offen.

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Veröffentlicht am 29.12.2020

Das Mädchen Johanna und ein erster Schritt auf dem Weg, kein Kind mehr zu sein

Elchtage
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Die Sommerferien sind vorbei und Johanna geht jetzt in die siebte Klasse. Eigentlich nichts besonderes, aber die Veränderungen in ihrem Umfeld bringen doch ein wenig Traurigkeit und Verunsicherung in ihr ...

Die Sommerferien sind vorbei und Johanna geht jetzt in die siebte Klasse. Eigentlich nichts besonderes, aber die Veränderungen in ihrem Umfeld bringen doch ein wenig Traurigkeit und Verunsicherung in ihr Leben. Ihre beste Freundin Sandra, mit der sie in den Ferien noch viel Zeit in der selbstgebauten Waldhütte verbracht hat, wendet sich nun einer Gruppe von Mädchen zu, die sich stylen und für die Jungs das Hauptthema ist. Für Johanna ist das einfach nichts und so verbringt sie ihre Zeit alleine in der Natur. Dort trifft sie auf eine Elchkuh, die schnell sehr zutraulich wird. Doch dann ist diese eines Tages verschwunden und Johanna wird bewusst, das das Tier jetzt, in der Zeit der Jagd, in Gefahr sein könnte. Als sie dann jedoch auf Six trifft, einem recht eigenen Jungen, gerät dies in den Hintergrund, denn sie mag diesen Six gleich sehr.
'Elchtage' ist eine sehr nette, ruhige Geschichte über ein junges Mädchen und eine erste Liebe oder vielleicht eher einem Hauch davon. Sie ist berührend in ihrer Zuwendung sowohl erst zu einem Tier und dann, so ganz neu und wunderschön, hin zu einem anderen Menschen. Das Ende ist allerdings ein wenig abrupt und, positiv ausgedrückt, sehr offen. Als Erwachsenem kommt es einem so vor, als hätte die Autorin auf den letzten Metern 'die Geduld mit der Geschichte verloren' und so lässt das Buch einen dann doch ein wenig enttäuscht zurück. Ein bisschen mehr Konkretheit, in welche Richtung auch immer, hätte man der jugendlichen Leserschaft ruhig schenken können. Sie hätte es der Erzählerin mit einem weit besseren Gefühl für diese Geschichte gedankt.

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