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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.04.2019

Wie das Leben wirklich war

Die Angehörigen
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Gene Ashe hat gerade seine Ehefrau verloren. 40 Jahre war er mit Maida verheiratet und nun ist er allein. Die engsten Freunde des Ehepaars, Ed Donelly und seine Frau, nehmen die Dinge des Alltags für ihn ...

Gene Ashe hat gerade seine Ehefrau verloren. 40 Jahre war er mit Maida verheiratet und nun ist er allein. Die engsten Freunde des Ehepaars, Ed Donelly und seine Frau, nehmen die Dinge des Alltags für ihn in die Hand, ganz selbstverständlich und leise und auch seine Tochter Dary ist mit seiner Enkelin gekommen, um die Beerdigung vorzubereiten, für die er eine kleine Rede vorbereiten soll. Gene zieht sich innerlich zurück, sucht Erinnerungen an das Leben mit seiner Frau, an ihr Kennenlernen über Ed, der schon zu Studentenzeiten zu seinem Freund wurde. Dabei erhält er ganz neue Einblicke in das Wesen seiner Frau und erstaunt und aufgerührt stellt sich ihm die Frage, ob sich das Leben, so wie er es über all die Jahre wahrgenommen hat, auch für sein Umfeld so dargestellt hat.
Tief hinein in die Seele des trauernden Gene geht dieser Roman, erzählt vom Ende eines langen Lebensabschnitts, vielleicht sogar vom Zusammenbruch einer für Gene realen Illusion und dann auch mit einem Anflug von Hoffnung, gar vom eigentlichen Beginn eines Neuanfangs.
Ergreifend und berührend, diese Geschichte, man muss es nur zulassen, sich diesem Buch zu öffnen, dann kann man viel mitnehmen für sich selbst und seine Lieben.

Veröffentlicht am 09.04.2019

Tante Poldi in höchsten klerikalen Kreisen

Tante Poldi und die Schwarze Madonna
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Tante Poldis vierter Fall ist ganz nah dran an ihrem Geburtstag, denn dieses einschneidende Ereignis wird alles verändern. Ein alter Wegbegleiter hat es vorausgesagt und in der Regel treten dessen Ankündigungen ...

Tante Poldis vierter Fall ist ganz nah dran an ihrem Geburtstag, denn dieses einschneidende Ereignis wird alles verändern. Ein alter Wegbegleiter hat es vorausgesagt und in der Regel treten dessen Ankündigungen auch ein. Deshalb muss die Poldi bei der Lösung ihres mit den höchsten klerikalen Kreisen in Verbindung stehenden Falls einen ordentlichen Zahn zulegen, denn es geht diesmal auch um ihre allerengsten Lieben, verwandtschaftstechnisch und bzgl. ihrer ganz großen sizilianisch vulkanischen Liebe. Ein köstliches Vergnügen für alle Freunde von schrägem Humor auf italienisch bayrische Art. Tante Poldi Freunde, lasst uns einfach mitfeiern, wenn uns unsere Freundin zeigt, wie man das Leben nimmt, selbst wenn der nervige Gevatter Tod einem dabei gehörig auf die Nerven geht. Und eingeladen sind natürlich auch alle Neuzugänge, hereinspaziert. Denn Freunde kann man nie genug haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Schreibstil
  • Humor
  • Lesespaß
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.03.2019

Zwei Menschen, zwei Lebenswege und man trifft sich wieder

Bella Ciao
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Giulia und Anita sind sehr enge Freundinnen, wachsen zusammen in einem kleinen Dorf im Piemont auf und gehen gemeinsam durch Dick und Dünn. Doch dann, eines Tages, entdeckt Giulia, das ihr Verlobter Pietro ...

Giulia und Anita sind sehr enge Freundinnen, wachsen zusammen in einem kleinen Dorf im Piemont auf und gehen gemeinsam durch Dick und Dünn. Doch dann, eines Tages, entdeckt Giulia, das ihr Verlobter Pietro sie mit Anita betrügt. Fassungslos packt sie ihre Sachen und nimmt das nächste Schiff nach Amerika. Dort trifft sie es gut. Trotz ihrer Schwangerschaft findet sie einen Mann, mit dem zusammen sie sich ein gutes Leben aufbaut. 1946, 46 Jahre nachdem sie ihr Dorf verlassen hat, kehrt sie zusammen mit ihrem Sohn Michael zurück in ihre alte Heimat, mit der Absicht, nach Anita und Pietro zu suchen, zu erfahren, wie es ihnen ergangen ist und sich vielleicht auch mit ihnen zu versöhnen. In vielen Rückblenden erfährt man so Stück für Stück, wie es den beiden Freundinnen in ihren so unterschiedlichen Leben ergangen ist. Auf der einen Seite Giulias relativ gutes Leben in New York und dann Anitas hartes Dasein, hindurch durch zwei Weltkriege, mit all den zu verkraftenden Verlusten an geliebten Menschen. Und es geht auch um die schweren Zeiten der italienischen Bevölkerung in ihrer Rolle als geschundener Arbeiterklasse und dem verzweifelten Partisanenkampf gegen Mussolinis aufkommenden Faschismus in dieser Zeit. Man erfährt viel von der Geschichte Italiens, sehr einprägsam und packend erzählt in einer Sprache, die man wirklich als literarisch bezeichnen kann, so präzise und Wort für Wort genau auf den Punkt gebracht. Das ist eine echte Freude für den Leser und man nimmt die Qualität dieses Schreibstils sehr bewusst wahr. Es ist wirklich nicht als leichte Unterhaltung zu bezeichnen, dieser Roman, der uns stellvertretend für diese umfassende schwere Zeit, die Geschichte der beiden jungen Frauen erzählt, bis ins Alter hinein. Die Begeisterung für dieses im kleinen schon monumentale Werk wird jedoch etwas abgebremst durch die vielen, manchmal etwas plötzlichen Rückblenden, die den Fluss des Lesegeschehens schon erheblich stört und das immer wieder aufs Neue. Aber letztendlich muss es vielleicht auch so sein, um uns verharren zu lassen in den intensiven Bildern und ganz nah bei den Menschen, denen wir hier begegnen und deren Persönlichkeiten so fein und kunstvoll gezeichnet worden sind.
Ein hervorzuhebendes Buch, dem man unbedingt Aufmerksamkeit schenken sollte. Auf keinen Fall sollte man 'die Mühe' scheuen, sich mit der hierfür nötigen Konzentration durch diese Geschichte zu lesen.

Veröffentlicht am 19.03.2019

Der Kampf der letzten Menschen in einer zerbrochenen Welt

Deathland Dogs
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Der junge Jeet wächst bei den Deathland Dogs auf, Hundewesen, die in den Deathlands leben. Nachdem das Rudel jedoch von Menschen attackiert worden ist, wird Jeet zu diesen zurück gebracht und von seinem ...

Der junge Jeet wächst bei den Deathland Dogs auf, Hundewesen, die in den Deathlands leben. Nachdem das Rudel jedoch von Menschen attackiert worden ist, wird Jeet zu diesen zurück gebracht und von seinem Onkel 'resozialisiert'. Doch die Instinkte der Dogs bleiben ihm erhalten und rücken ihn alsbald in den Mittelpunkt der Geschichte, in der es um den Kampf der letzten Menschenclans geht, in einer Welt, in der jede Art von Zivilisation zusammengebrochen ist und nur noch in sehr einfachen Satzfragmenten miteinander kommuniziert wird. Von den menschlichen Werten ist nichts mehr übrig geblieben. Alles was zählt, ist der Kampf um das, was noch vorhanden ist und für was Krieg nun einmal geführt wird, Macht. Und dies geschieht mit einer Brutalität, die in ihrer Darstellung schon fast 'ein bisschen zu viel ist', zumal das Buch ja als Jugendroman ausgewiesen wird. Für den Schreibstil und -Fluss hat sich der Autor hierbei, sicherlich sehr ambitioniert in dem Versuch, sich atmosphärisch mitten drin in dem Entwurf seiner dystopischen Lebenswelt zu bewegen, etwas ganz besonderes ausgedacht, keine Satzzeichen. Doch funktionieren tut dies nur sehr bedingt. Man ist so 'mit dem Lesen des Textes beschäftigt', dass viel von der durchaus gelungenen Geschichte verloren geht bzw. beim Leser nicht in seiner ganzen Intensität ankommt.
Das Buch ist nicht das Übliche, zeigt eine Welt, wie sie sicherlich niemand will und ruft so dazu auf, sich schon im Kleinen Gedanken zu machen und sein eigenes Handeln zu reflektieren. Vielleicht demnächst mit Satzzeichen, ist es der Roman auf jeden Fall wert, Aufmerksamkeit zu erhalten, von seiner Zielgruppe, der jugendlichen Leserschaft, und Erwachsenen durchaus auch.

Veröffentlicht am 15.03.2019

Ein zerrissenes Indien zwischen Tradition und modernem Heute

Wir, die wir jung sind
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Jivan, der uneheliche Sohn des engsten Vertrauten und Teilhaber des großen Devraj Bapu, Ranjit Singh, kommt, nachdem er seine Jugend- und Ausbildungsjahre in den USA verbracht hat, zurück 'nach Hause', ...

Jivan, der uneheliche Sohn des engsten Vertrauten und Teilhaber des großen Devraj Bapu, Ranjit Singh, kommt, nachdem er seine Jugend- und Ausbildungsjahre in den USA verbracht hat, zurück 'nach Hause', nachdem seine Mutter, einst nach Amerika abgeschoben und mit einem Onkel des Familienclans verheiratet, gestorben ist. Dort soll er seinen Platz im Geschäftsgefüge der Familie finden, der Company. Als er eintrifft, ist die Macht- und Kompetenzstruktur gerade im Umbruch, denn der alte Firmenchef will seine Nachfolge regeln und das riesige Imperium zwischen seinen eigenen drei Töchtern und den zwei Söhnen seines Kompagnons aufteilen.
Und diese Situation bringt das fragile Gefüge der Familie zum Beben. Kämpfe zwischen dem immer noch machtvollen und machtwilligen großen Devraj Bapu und seinen Töchtern, von denen jede das Sagen für ihre ganz eigenen Ziele erlangen will, gehen einher mit Umtrieben zwischen den weiblichen und männlichen Nachkommen, irgendwo zwischen den alten indischen Traditionen und der modernen westlich geprägten Geschäftswelt. Dazu kommen unterdrückte sexuelle Tendenzen und tatsächliche Handlungen und das alles eingebettet in die gesellschaftlichen Strukturen zwischen der ausgebeuteter armer Landbevölkerung und der High Society dieses Landes mit seiner Korruption und denselben kriminellen Machenschaften, wie überall auf der Welt.
Ein monumentales Romanwerk wird uns hier vorgestellt, gleich diesem großen Land im Aufbruch, durchaus verbunden mit einer ungeahnten Brutalität, die so in ihrer Notwendigkeit nicht ganz nachvollziehbar ist. Aber es ist nun mal Mittel der Wahl der jungen Autorin, die selbst in England lebt und indische Wurzeln hat und so natürlich eine ganz andere Herangehensweise und ein ganz anderes einprägendes Fühlen für diese doch irgendwie auch sehr exotische Lebenswelt aufbringt. Ein Roman, der tiefe Einblicke gewährt, bei der die einzelne Person eher eine Stellvertreterrolle einnimmt und zwar präsent, aber emotional nicht wirklich eingebunden, in den Handlungsrahmen aufgenommen ist. Das Buch ist lang, teilweise etwas langatmig und die Hoffnung auf ein das alles aufwiegende Schlussintermezzo bleibt, je nach Sicht der Dinge, eher aus. Aber genau so wollte die Autorin zum Ausdruck bringen, wo dieses Land heute steht, bereit für eine unwägsame, offene Zukunft. Für Erkunder der indischen Mentalität und Lebensart ein großes Werk, für alle Anderen ein Buch, das mal etwas ganz anderes zu bieten hat.