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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.02.2019

Eine sehr große Familie und das Leben mit dem Unglück

Niemals ohne sie
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Die Cardinals sind eine große Familie. 21 Kinder und ihre Eltern beherbergt das große einfache Haus am Rande der Minenstadt Norco, zu Beginn der 1950er Jahre. Herangewachsen ist Norco rund um ein großen ...

Die Cardinals sind eine große Familie. 21 Kinder und ihre Eltern beherbergt das große einfache Haus am Rande der Minenstadt Norco, zu Beginn der 1950er Jahre. Herangewachsen ist Norco rund um ein großen Zinkvorkommen, das der Vater der Cardinalfamilie, ein leidenschaftlicher und akribischer Erzsucher, entdeckt hat. Endlich etwas Wohlstand war nun greifbar nah, aber die Bergbaugesellschaft hat ihren Vater betrogen, ihn um seinen gerechten Anteil an dem florierenden Unternehmen gebracht. Und so leben die Cardinals weiter, einfach, rau und positiv chaotisch in ihrer Familienwelt, in der sich jeder seinen Platz erobern muss. Der Umgang ist robust und man schenkt sich gegenseitig nichts, aber als Familie hält man zusammen und der Hass auf die Anzugträger aus der Stadt, die den Vater über den Tisch gezogen haben, schwingt unterschwellig immer mit. Nach fast 30 Jahren, die Kinder sind inzwischen über die ganze Welt verstreut, soll es erstmals wieder zu einem Treffen aller kommen, bei einem Erzsucher-Kongress, bei dem ihr Vater für seine Verdienste geehrt werden soll. Und tatsächlich zwingen sich alle, anzureisen, trotz der schweren Last, die ihr aller Leben so sehr niederdrückt. Denn irgendwann in den Zeiten ihres Kindseins zuhause in Norco ist etwas passiert, das weggeschwiegen wird, ein Ereignis, das alles verändert hat, nicht so sehr vom äußeren Anschein her, dafür wurde gesorgt, sondern ganz tief in ihren Seelen.
Wie die Autorin Jocelyne Saucier sich diesem Ereignis in ihrer Geschichte langsam nähert, das ist echtes Können, mit Worten umzugehen. Am Anfang braucht es etwas Zeit, bis man versteht, was hier vor unseren Augen vorbereitet wird. Langsam ist die Annäherung, mit der man sich auf das Ereignis zubewegt, von Kind zu Kind wechselt die Perspektive, auch das langsam, so das jedes von ihnen genug Zeit hat, sich zu offenbaren, in seinem Handeln und seinem innersten Empfinden. Und dann wird der Kreis enger, ähnlich einem Strudel, der alle mitnimmt, hinein in den tiefen Abgrund der Tragödie. Und auf diesem Weg, ganz beiläufig, zeigt sich, das alles, was im Handeln der Cardinalkinder so rau und geradezu brutal erschien, ganz anders war und sehr gute Gründe hatte.
Ich war begeistert von diesem Buch. Irgendwann konnte man es nicht mehr aus der Hand legen. Man wird geradezu hineingezogen in diese Geschichte und an dessen Ende wartet die Wahrheit, auf die Familie und auf einen selbst auch.

Veröffentlicht am 20.02.2019

Jugendliche heute, mal genau hingeschaut

I can see U
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Eine ganz normale Schulklasse mit Jugendlichen, die eigentlich ganz gut miteinander umgehen und für die Smartphone und die Multimedia-Welt ganz selbstverständlich zum Alltag gehören. Unter ihnen Marie, ...

Eine ganz normale Schulklasse mit Jugendlichen, die eigentlich ganz gut miteinander umgehen und für die Smartphone und die Multimedia-Welt ganz selbstverständlich zum Alltag gehören. Unter ihnen Marie, die beim Thema Jungen bisher eher nicht so dabei war. Doch dann kommt ein neuer Schüler in die Klasse, Ben, gutaussehend, freundlich, Markenklamotten. Und er nimmt Marie wahr, Marie, die sich vom ersten Augenblick an in den Neuen verliebt. So fallen sein manchmal etwas merkwürdiges Verhalten und die Fake News, die Unruhe in die Klasse bringen, zwar ihren Klassenkameraden auf, sie selbst will davon aber nichts wissen, denn das erste Mal in ihrem Leben 'spielen ihre Gefühle verrückt'. Doch als immer mehr Dinge passieren, die man so einfach nicht mehr ignorieren kann, macht sich Marie schließlich daran, herauszufinden, was bzw. wer dahinter steckt. Und was dabei herauskommt, ist wirklich der Hammer. Ihr werdet sehen.
Die Geschichte spielt am Puls der Zeit, ist ganz nah dran am Leben der Jugendlichen von Heute, sowohl bzgl. ihrer aufblühenden Gefühlswelt als auch ihrer Eingebundenheit in die Medienwelt der heutigen Zeit. Das Buch ist ein Aufruf an eigentlich alle, Dinge nicht einfach 'zu konsumieren', sondern hinter die Fassade zu sehen und in seinem eigenen Verhalten reflektierender damit umzugehen. Und das hat auf jeden Fall funktioniert, wozu sicherlich auch die einfache schnörkellose Sprache beiträgt. Lediglich die Mädchenschwärmerei von 'Marie an Ben' zieht sich doch ziemlich lang hin und könnte den ein oder anderen Jungen dazu bewegen, das mit dem Lesen doch lieber bleiben zu lassen. Und das wäre schade.

Veröffentlicht am 20.02.2019

Ein poetisches Roadmovie rund um den Sinn des Lebens und die große Liebe

Liebende
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Ein Karpfen sieht einen anderen Karpfen und es ist die große Liebe. Zusammen sind die beiden ein ganz besonders Paar, denn sie lassen einzigartige Töne erklingen, am First eines Tempels. Sie sind glücklich ...

Ein Karpfen sieht einen anderen Karpfen und es ist die große Liebe. Zusammen sind die beiden ein ganz besonders Paar, denn sie lassen einzigartige Töne erklingen, am First eines Tempels. Sie sind glücklich miteinander und glücklich sind auch die Mönche, Buddhas und Besucher, mit ihnen. Doch dann wird die Liebe ruhiger und einem der beiden ist dies nicht mehr genug. Eines Tages erhebt er sich in den Himmel und macht sich auf den Weg, auf der Suche nach dem wahren Leben, dem Sinn des Seins und der großen immerwährenden lebendigen Liebe.
Ein wunderschönes poetisches Fabelabenteuer ist diese Geschichte, erzählt von einem der bekanntesten Dichter Südkoreas. Sie nimmt einen mit auf diese besondere Reise und erfüllt einen mit einem tiefen Gefühl der Dankbarkeit und Zufriedenheit, wenn man die Buchdeckel schließt.
Und es klingt nach, wie das Glockenspiel der beiden Karpfen im Wind.

Veröffentlicht am 17.02.2019

Die innige Zuneigung zwischen einem Mädchen und seinem geliebten Urgroßvater

Fünf Tage im Mai
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Von fünf sich über fast 20 Jahre erstreckenden Episoden erzählt dieses Buch, immer im Monat Mai, und es handelt von Zusammentreffen der 'kleinen' Illy und ihrem Urgroßvater Tat'ka. Schon bei ihrem ersten, ...

Von fünf sich über fast 20 Jahre erstreckenden Episoden erzählt dieses Buch, immer im Monat Mai, und es handelt von Zusammentreffen der 'kleinen' Illy und ihrem Urgroßvater Tat'ka. Schon bei ihrem ersten, für die Leser öffentlichen, Miteinander, erhält man einen Eindruck von der tiefen Verbundenheit, die den sonst eher wortkargen und gegenüber seinem dörflichen Umfeld als eigen wahrgenommenen Fassbinder und das junge Mädchen verbindet. Er erzählt ihr Geschichten aus seinem Leben und ist einfach da für dieses Kind, dem bei ihrer Kommunionzeremonie schlecht wird und das in ihrer kindlichen Not nach Hilfe sucht, bei einem einzigen Menschen, ihrem Tat'ka.
Mit jedem dieser Tage im Mai wird Illy in einer neuen Lebensphase gezeigt, auch mit den Problemen, die das Heranwachsen und Erwachsenwerden so mit sich bringt. Aber immer ist sie da, diese zutiefst berührende Liebe zwischen dem alten Mann und dem ins Leben hineinwachsenden Mädchen. Und es ist Tat'ka, der zu ihr hält und sie ermutigt, Entscheidungen zu treffen, egal, wohin sie letztendlich führen. Den letzten gemeinsamen Maitag erleben die beiden kurz vor Urgroßvaters 100. Geburtstag und dieser einzige Tag reicht aus, um ein scheinbar erloschenes Lebensgefühl wieder zum Erwachen zu bringen.
Diese Geschichte beschert einem ein paar wirklich schöne Lesestunden und zurück bleibt das schöne Gefühl, dass Menschen so zugewandt und eng miteinander verbunden sein können. Und mit einem kleinen Lächeln im Gesicht hofft man, dass dies auch im echten Leben das ein oder andere Mal so funktionieren könnte und es hoffentlich auch tut.

Veröffentlicht am 17.02.2019

Ein Thema, das nicht nur mehr Lebendigkeit vertragen könnte

Zukunft - Eine Biografie
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Was ist aus der Zukunft früherer Zeiten geworden, welche Realität ist letztendlich eingetreten, was hat sich durchgesetzt und was ist wieder verschwunden. Und besonders interessant, wir in unserem Heute, ...

Was ist aus der Zukunft früherer Zeiten geworden, welche Realität ist letztendlich eingetreten, was hat sich durchgesetzt und was ist wieder verschwunden. Und besonders interessant, wir in unserem Heute, was gibt es über unsere Zukunft zu sagen; Voraussagen, Spekulationen? Große Fragen - und toll, hier in diesem Buch sachkundige Antworten zu erhalten, dachte ich zumindest.
Es wurden hier viel Wissen zusammengetragen, und dann leider schlecht präsentiert. Seitenlanges Sachbuch-nacherzählen, ohne ein auch visuell strukturiertes Lesebild. Da wird es von Seite zu Seite schwerer, dabei zu bleiben. Und wie sieht es mit dem Heute aus und einem sachlich fundierten Ausblick in das, was so richtig noch niemand weiß. Mir war es auf jeden Fall gerade in diesem Bereich einfach zu wenig.
Schade für das Thema, schade auch für die Arbeit, die der Autor sich auf jeden Fall mit dem Zusammengetragen gemacht hat.