Das Problemviertel Hawaii in Heilbronn
HawaiiKemal ist ein junger Deutschtürke in den besten Jahren. Er lebt in einem Viertel in Heilbronn, das von den Einheimischen Hawaii genannt wird. Er hat einen mächtigen Nackenschlag kassiert, denn er war auf ...
Kemal ist ein junger Deutschtürke in den besten Jahren. Er lebt in einem Viertel in Heilbronn, das von den Einheimischen Hawaii genannt wird. Er hat einen mächtigen Nackenschlag kassiert, denn er war auf den besten Weg ein Fussballprofi zu werden, ja währe da nicht dieser Unfall gewesen, der nicht nur seine Kariere und damit seine Träume sondern auch seinen Fuß kaputt gemacht hat. Nun sitzt er in eben jenen heruntergekommenen, tristen Viertel fest. Das Geld ist ihm gerade ausgegangen, ohne Job und seine alten Freunde aus besseren Zeiten in besseren Wohngegenden haben ihn schon fast vergessen. Sein Vater besorgt ihm einen Job bei einem zwielichtigen Geschäftsmann. Der Hacken daran, sein Vater zahlt eben jenen zwielichtigen Geschäftsmann eine nicht unerhebliche Summe, das der Sohnemann überhaupt dort arbeiten kann. Zu allem Überfluss brechen die Temperaturen mal wieder sämtliche Rekorde und promt gehen sich eine Bürgerwehr und eine rechtsradikale Vereinigung auf einander los. Stürzen Heilbronn ins Chaos und Kemal mitten drin. Dabei will er weder mit den einen noch mit den anderen was zu tun haben. Fast orientierungslos irrt er durch die Straßen und trifft eine Entscheidung.
Der Autor schafft es zwar den Leser mit flüssigen Schreibstil und den einen oder andern Witz bzw. komische Einlage zu fesseln. Jedoch reicht ein Witz eben nicht aus, um den Leser dauerhaft an ein Buch zu binden.
Die Handlung ist auf wenige Tage beschränkt, in der der Leser Kemal durch sein Leben und seine Stadt begleitet. Man lernt ihn durch etliche Rückblenden und auch durch aktuellen Geschehen und Verhalten kennen. Der Autor bedient wirklich jedes Klischee von trister krimineller Wohngegend, über kriminelle Geschäftsmänner, Bürgerwehren, Rechtsradikale und der Zwickmühle in der sich so manche Deutschtürken befinden. Beschreiten sie einen ehrlichen Weg oder begeben sie sich in das kriminelle Milieu.
Die Figuren sind zwar gut beschrieben, jedoch wachsen sie einen nicht wirklich ans Herz. Zumal man nur sieht wie sich die Hauptfigur treiben lässt ja regelrecht rumeiern und nicht wirklich ein Ziel vor Augen hat. Selbst die Chance einen Schulabschlusses auf das Abi hat er einfach sausen lassen, weil er älter war als alle anderen in der Gruppe. Und dann am Ende zieht der Autor sich ganz einfach raus indem er die Figur auf eine Reise schickt. Und was ist danach? Er kehrt womöglich in dieses Viertel zurück und steht wie auch am Beginn des Buches vor den gleichen Problemen. Mir fehlt hier einfach eine dauerhafte Entwickelung. Er will sich offensichtlich aus dem kriminellen Milieu heraushalten, aber hat damit seine liebe Not. Dabei gibt es garantiert auch in dieser Stadt einen Weg einen rechtstreuen Weg zu gehen.
Fazit: Eine Milieustudie über ein Problemviertel mit allen ihren Schattenseiten. Zeitweise ist es wirklich unterhaltsam. Nur dreht sich irgendwie alles im Kreis und eine wirkliche Entwicklung des Protagonisten, der dann das Weite sucht findet kaum statt. Eigentlich schade man hätte mehr aus diesem Buch machen können. Denn auch in Problemvierteln gibt es auch immer positive Geschichten. Insgesamt also recht einseitig und klischeehaft erzählt. Ein Witz kann nun mal nicht eine ganze Geschichte tragen.