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Veröffentlicht am 26.02.2020

Gegen das Vergessen

Rote Kreuze
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Tatjana wird in privilegierte Verhältnisse hineingeboren, lebt mit ihrem Vater und Kindermädchen verschiedene Jahre im Ausland und erlernt dadurch verschiedene Fremdsprachen. Dadurch kommt sie an einen ...

Tatjana wird in privilegierte Verhältnisse hineingeboren, lebt mit ihrem Vater und Kindermädchen verschiedene Jahre im Ausland und erlernt dadurch verschiedene Fremdsprachen. Dadurch kommt sie an einen Job in einem Ministerium der UdSSR. Sie verliebt sich heiratet und bekommt eine Tochter. Grad als sie denkt das Leben meint es gut mit ihr bricht der 2. Weltkrieg aus und Stalin übernimmt das Zepter über ihr Leben und so vieler anderer. Ihr Mann wird einberufen und gerät in Gefangenschaft. Als sein Name auf einer Liste auftaucht, ist dies der Anfang vom Ende ihres schönen Lebens. Sie manipuliert eine Liste und macht sich lebenslang Vorwürfe. Und dann überschlagen sich die Ereignisse. In einer Nacht und Nebelaktion werden sie und ihre kleine Tochter aus der Wohnung geholt, getrennt und verschleppt. Tatjana lernt die brutalen Verhörmethoden der Regierung kennen, erleidet im Krankenhaus einen Nervenzusammenbruch und landet Wochen später in einem Gulag, der Hölle auf Erden, wo sie fast ein Jahrzehnt verbringt. Ohne zu wissen was aus Mann und Tochter wurde. Am Ende ihres Lebens zieht in der Wohnung ihr gegenüber der junge Vater Sascha ein. Diese Gelegenheit nutzt sie Sascha ihre traumatische Geschichte zu erzählen. Sie werden Freunde und nach und nach offenbart sie ihm immer grauenvollere Einzelheiten ihrer Geschichte und nimmt ihn auch zu einem Massengrab mit, das einer Autobahn weichen soll, ohne das die Gebeine umgebettet werden sollen. Beide werden inhaftiert und vernommen. Für Sascha ist es das erste Mal, für Tatjana eine nicht. Ohne Angst sitzt sie dem Beamten gegenüber. Und nun erzählt sie Sascha den Rest ihrer langen Geschichte.

Der Autor schafft es mit seinen nüchternen ja geradezu gefühlskalten flüssigen und rasanten Schreibstil den Leser zu fesseln. So wird der Leser zwischen Entrüstung, Fassungslosigkeit, Schnappatmung und Herzrassen hin und hergerissen.

In erster Linie geht es um die Geschichte von Tatjana, die grauenvoller kaum sein kann. Ein Staat, geführt von dem Diktator Stalin, zerstört und zerfetzt Tatjanas geordnetes Leben und bricht sich damit fast. Mit über 90 Jahren beginnt Tatjana ihr Vermächtnis ihre Geschichte diesen jungen Vater Sascha zu offenbaren, der die Stalindiktatur nicht mehr kennenlernen musste. Indem sie ihm ihre Geschichte offenbart legt sie den Stein gegen das Vergessen in seine Hand. Dadurch das der Autor Originaldokumente in die Geschichte einfließen lässt entwickelt die Geschichte noch mal eine ganz eigene Dynamik.

Die Figuren sind nüchtern und klar beschrieben und schaffen es gerade dadurch in das Herz des Erzählers. Am Ende ist die Demenzkranke Tatjana mehr als die schrullige Alte, die ihr Gedächtnis verliert. Sie ist eine Zeitzeugin, die ihre Geschichte an die nächste Generation weitergibt um ein Vergessen zu verhindern.

Fazit: Ein Buch gegen das Vergessen. Ein absolut lesenswertes Buch. Auch wenn man sich erst an den Schreibstil des Autors gewönnen muss, bin ich absolut begeistert und kann es jeden nur wärmstens an Herz legen. Es legt die ganze Brutalität der Stalinregierung offen und wie die Menschen darunter zu leiden hatten. Es läuft einen ein ums andere mal kalt den Rück runter ganz zu schweigen von Schnappatmung und Herzrasen. Unbedingt lesen und niemals vergessen.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Das Leben geht weiter

Nach Mattias
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Jeder Mensch ist in ein Geflecht von direkten und indirekten Beziehungen verstrickt. Somit hat jeder auch einen mehr oder minder großen Einfluss auf das Leben anderer. Mattias war so ein Mensch. Er hatte ...

Jeder Mensch ist in ein Geflecht von direkten und indirekten Beziehungen verstrickt. Somit hat jeder auch einen mehr oder minder großen Einfluss auf das Leben anderer. Mattias war so ein Mensch. Er hatte eine Frau. Eltern, Großeltern, Freunde und Bekannte. So hatte seine Frau plötzlich keinen Mann mehr dafür aber ein funkelnagelneues Rad, das Mattias sich noch kurz vor seinem Tod bestellte. Großeltern, sich über ein Geschenk freuten, mit dem sie alle alten Filme und Serien schauen konnten, bis es auf einmal nicht mehr ging. Eine Mutter die sich nun sozial engagiert. Ein Jahr nachdem Mattias plötzlich aus dem Leben gerissen wurde, haben all diese Menschen noch immer an ihren Verlust zu knappern und kämpfen sich durch jeden Tag und ihr Leben geht weiter.

Der Autor schafft es mit seinen flüssigen und verknappten Schreibstil zu fesseln. Er greift sich 8 Personen, mit denen Mattias (die präsente aber tote „Hauptfigur“) zu Lebzeiten in Kontakt stand. Dabei bleibt er in seinen Erzählstil neutral und genau aus diesem Grunde wachsen einen die Figuren ans Herz.

Die 8 Hauptfiguren bilden das Fundament dieses Romans. Da gibt es die Frau, die die Handlung quasi umrandet. Im Hauptteil schildert der Autor welchen Einfluss der plötzliche Tod auf Mattias´s Mitmenschen hat. Dabei findet wohl jeder Leser genau eine Figur die er besonders mag oder eben auch nicht. Durch die knappe und ja teilweise oberflächliche Darstellung der Figuren bleiben hier und da Fragen offen, manchmal fragt man sich auch als Leser was das sollte. Am Ende weiß man zwar nicht alles über Mattias aber so einiges und welche Lücke er hinterlassen hat. Obwohl der Verkäufer/Alkoholiker, der nur im Roman ist weil die beiden ein Haus am Meer gemietet haben, war mir von allen am wenigsten sympathisch. Die Mutter des jungen Mannes, der für Mattias Tod verantwortlich ist, kommt auch zu Wort, wenn auch nur indirekt und sie löst trotz der Tragödie tiefes Mitgefühl aus.

Im Prinzip ist die Handlung in 8 separaten Handlungssträngen unterteilt. Die Geschichte wird weder in reißerischer oder provokanter Manier geschildert sonder eher ruhig und neutral ja teilweise fast kalt. Jeder der 8 Personen hat sein Päckchen zu tragen und tut es mit seiner ihm eigenen Würde.

Fazit: Ein wirklich beeindruckender Roman, der sich dem Thema Verlust und Weiterleben widmet. Auch wenn man sich an den knappen Schreibstil erst gewönnen muss und dieser teilweise mehr Fragen aufwirft als beantwortet, bin ich begeistert von diesen Roman. Das Thema Verlust und Weiterleben ist kein einfaches, aber dieses Buch, dieser Autor hat mit seinen Roman einen Nerv getroffen. Lasst euch auf dieses Buch ein und gibt ihm etwas Zeit zum Wirken. Es ist nicht normal aufgebaut, wie ihr es vielleicht gewohnt sein, aber genau das ist der Reiz an diesem Roman. Die Trauer hat verschiedene Fassetten genau diese werden hier auch betrachtet. Jeder trauert anders, jeder geht mit einem Verlust anders um. Ich kann euch dieses Buch nur wärmstens ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 05.02.2020

grandiose fazinierende morbide Dystopie

Wie die Schweine
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Marcos hat vor kurzem seinen Sohn durch plötzlichen Kindstot verloren. Seine Frau hat ihn auch verlassen. Marcos arbeitet als Manager in einem Schlachthaus. Doch dieses Schlachthaus ist keines wie wir ...

Marcos hat vor kurzem seinen Sohn durch plötzlichen Kindstot verloren. Seine Frau hat ihn auch verlassen. Marcos arbeitet als Manager in einem Schlachthaus. Doch dieses Schlachthaus ist keines wie wir es kennen. In diesem Schlachthaus werden Stücke verarbeitet. Doch bei diesen Stücken handelt es sich nicht um Tiere, wie es die meisten gerne sehen würden, nein bei diesen Stücken handelt es sich größtenteils um speziell gezüchtete Menschen, denen bereits kurz nach der Geburt die Stimmbänder entfernt werden. Marcos ist dafür verantwortlich Stücke von den Suchtfarmen zu bekommen, neue Mitarbeiter auszuwählen und Stücke auch weiter zu verkaufen. Er behält den Job nur weil sein Vater in einem sehr teuren Pflegeheim wohnt. Doch seine so geordnete Welt gerät ins schwanken, als ihm ein überzähliges Stück, das er bald Jazmin nennt, kostenlos überlassen wird. Erst lehnt er es ab und doch beginnt er bald eine Art Beziehung infolgedessen Jazmin schwanger wird. Bei Marcos setzt eine schleichende Wesensveränderung ein, die eskaliert, als er wieder anfängt Fleisch zu essen, sein Vater stirbt und noch andere Faktoren sich einstellen.

Die Autorin schildert mit einen nüchternen, gleichgültigen Gelassenheit eine morbide und grauenvolle Geschichte, die einen einfach nicht loslässt, einen fasziniert. Sie schafft es eine Sogwirkung zu erschaffen, die den Leser fesselt. Als Leser ist man angewidert, angeekelt und muss ein ums andere mal tief durchatmen und schlucken und das Buch beiseite legen. Nur um es kurze Zeit später wieder in die Hand zunehmen um dieses grauenvolle Schauspiel weiter zu verfolgen.

Den roten Faden den Mittelpunkt dieser Geschichte bildet wirklich das Produkt, um dessen diese Geschichte gewebt wird. Auch wenn Markos zwangläufig mit im Fokus steht, sieht man das der Kannibalismus ganz klar im Vordergrund steht und wie schändlich mit den Produkten, die nichts anderes sind als Menschen sind umgegangen wird. Ein Menschenleben ist nicht mehr viel wert. Alles wird mit einem Virus begründet, den es gar nicht gibt. Dann wird alles mit der Überbevölkerung und Armutsbekämpfung begründet.

Die Figuren wachsen einen durch ihr Handeln und Tun in keiner weise ans Herz. Man empfindet sie als widerwärtig und ekelhaft. Dazu trägt natürlich auch bei wie eiskalt die Autorin diese skizziert und selbst wenn einen der Marcos anfangs noch vielleicht ein wenig sympathisch ist verflüchtigt sich diese Einstellung beim Leser aller spätestens am Ende der Geschichte.

Die Autorin hat mit dieser Geschichte eine morbide brillante Dystopie geschaffen, die einen in den Bann zieht und einen einfach nicht mehr loslässt.

Fazit: Wie kann man eine morbide brillante Dystiopie empfehlen, die einen schockt und verstört zurücklässt? Weil sie unglaublich packend und faszinierend erzählend geschrieben ist und einen einfach nicht mehr loslässt. Sie fesselt einen und man kann einfach nicht anders als weiter lesen. Hast du starke Nerven und einen wirklich starken Magen? Bist du wirklich bereit für grauenhafte Dinge? Bist du bereit die Welt aus einen anderen Blickwinkel zu betrachten? Ganz sicher? Dann kann ich die diese fürchterlich grausige Geschichte nur ans Herz legen. Du wirst die Welt nach dieser Lektüre mit ganz anderen Augen sehen. Zu hoffen bleibt nur das das das was in dieser Geschichte geschrieben wurde niemals eintreffen wird und unser moralischer Kompass nie so aus dem Ruder laufen wird.

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Veröffentlicht am 01.01.2020

Abschiednehmen bedeutet auch immer einen neuen Anfang wagen

Postscript - Was ich dir noch sagen möchte
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Holly Kennedy hat vor 7 Jahren ihren Mann an Krebs verloren. Nun 7 Jahre später hat sich ihr Leben geändert und ihre Schwester kommt auf die Idee einen Podcast zum Thema Tod zu machen. Durch diesen Podcast ...

Holly Kennedy hat vor 7 Jahren ihren Mann an Krebs verloren. Nun 7 Jahre später hat sich ihr Leben geändert und ihre Schwester kommt auf die Idee einen Podcast zum Thema Tod zu machen. Durch diesen Podcast werden 4 Sterbenskranke Personen auf sie aufmerksam. Denn eigentlich hat Holly damit abgeschlossen. Sie hat eine harte Mauer um sich aufgebaut. Durch diese Veranstaltung die Aufgezeichnet und auch im Internet zusehen ist muss sie sich dem allen erneut stellen. Der „PS Ich liebe dich Club“ braucht ihre Hilfe. Nach anfänglichem Zögern nimmt sie diese Herausforderung an und lernt 4 wundervolle Persönlichkeiten kennen und lieben. Sie hilft ihnen dabei den Abschied von ihren geliebten Menschen zu erleichtern. Jeder Abschied ist etwas ganz besonderes und einmaliges und berührt nicht Hollys Herz sondern auch die Menschen die zurückgeblieben sind. Für Holly ist es ein neuer Anfang, sie wird wieder zu der liebevollen und sensiblen Frau, die sie mal war. Auch ihr verstorbenen Mann Gerry hat doch noch was für auf den Weg für sie hinterlassen.

Die Autorin schafft es mit einem einfühlsamen und flüssigen Schreibstil den Leser zu fesseln. Sie schließt diesen Roman an PS ich liebe dich an jedoch aber 7 Jahre später. Was ich als sehr gelungen betrachte. Denn die Figuren haben sich weiter entwickelt. Denn das Leben bleibt nicht einfach so stehen es schiebt einen voran. Die Autorin schafft es das wirklich heikle Thema Sterbebegleitung und etwas zu hinterlassen so darzustellen ohne das es ins Kitschige abdriftet.

Als ich die ersten Seiten lass habe ich gedacht „Himmel was ist denn mit Holly passiert“ so hart. Doch im Laufe der Geschichte wird klar das Holly eine unsichtbare Mauer aufgebaut hat und diese wird im Laufe der Geschichte nach und nach abgetragen. Sie öffnet sich dem Leben und der Liebe und hilft anderen ihr vorher vollkommen unbekannte Menschen dabei etwas für ihre Verwandten zu hinterlassen, das ihnen hilft.

Die Figurenauswahl war einfach genial. Ich habe mit allen mitgelitten. Mir sind ein ums andere mal die Tränen gekullert und mit teilweise aus dem Schniefen nicht mehr rausgekommen. Das junge Mädel das sein Baby nie aufwachsen sehen wird und ihr einen einzigen Brief hinterlässt. Der Familienvater, der sich auf eine ganz besondere Weise uns sehr persönlich von seiner Familie verabschiedet. Oder der alter Mann, der seine Frau mit kleinen Gedichten in ihrer beider Vergangenheit zurück begleitet. Oder die alte Dame die alles Vorbereitet, damit ihr Mann sich auch ohne sie zurechtfindet. Holly macht alles diese Abschiede ganz individuell und einmalig. Man sieht welche Entwicklung sie hinlegt und auch all die anderen Figuren. Doch mit diesen 4 Personen endet die Geschichte nicht sie beginnt erst, denn Holly will weiter helfen, das sterbenskranke Menschen der Nachwelt ihren Liebsten und Freunden etwas hinterlassen, sie in Erinnerung bleiben lässt. Nein einfach sind die Figuren nun wirklich nicht gestrickt, alle haben ihr Päckchen zu tragen alle wollen ihre Liebsten den Abschied erleichtern. Auch wenn sie alle an der Schwelle zum Tod stehen bringen sie gemeinsam mit Holly die Kraft und Energie auf ihren persönlichen Plan zu verwirklichen.

Fazit: Die Autorin packt das Thema Sterbebegleitung auf eine ganz besondere Weise an. Sie spricht bei dem Leser Emotionen an ohne dass es ins Kitschige abgleitet. Die Geschichte packt einen. Ich will gar nicht verschweigen bei mir viele Tränen gekullert sind, ganz einfach aus dem Grund da ich die Gefühle der Zurückgebliebenen mehr als nur nachvollziehen kann. Ja es geht in diesem Buch um den Tod aber es geht auch um einen Neuanfang und auch darum wie es weitergeht. Für alle die sich dem schweren Thema Verlust und Neuanfang stellen wollen sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt. Haltet die Taschentücher bereit!

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Veröffentlicht am 27.10.2019

Einfühlsamme und eindringliche Geschichte einer Flucht und der immerwährenden Hoffnung

Das Versprechen des Bienenhüters
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Wie ein Band der Freundschaft und Hoffnung es schafft Leben zu retten.

Mustafa und Nuri sind Freunde. Beide verbindet die Liebe zu Bienen und deren Zucht. Bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges haben die ...

Wie ein Band der Freundschaft und Hoffnung es schafft Leben zu retten.

Mustafa und Nuri sind Freunde. Beide verbindet die Liebe zu Bienen und deren Zucht. Bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges haben die beiden sich dank der Bienenzucht ein kleines Geschäft aufgebaut, in dem die beiden Produkte aus Honig verkaufen. Doch der Krieg ändert alles. Beide müssen mit ansehen wie all ihre Bienenstöcken in Brand gesetzt werden und ihre geliebten Bienen verbrennen. Mustafa macht sich mit seiner Familie auf den Weg nach England, um dem Krieg zu entkommen und am Leben zu bleiben. Nuri und seine Familie zögern lange. Fast zu lange. Erst als ihr Leben massiv bedroht ist machen sie sich auf den beschwerlichen Weg. Auf ihrer Flucht aus dem Krisengebiet begegnen sie weitere Flüchtlinge müssen mit ansehen wie Eltern sich von ihren Kindern trennen, damit wenigstens diese überleben. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn genau jetzt beginnen die Staaten von Europa ihre Grenzen zu schließen. Wie viele andere Flüchtlinge bleiben sie an den unmenschlichsten Orten hängen, sind auf Schleußer angewiesen, die sie weiter bringen. Sie landen in der Hölle Athens, in der Nuri fast seinen Verstand verliert. Während dieser Flucht hält der via email Kontakt zu Mustafa, der es nach England geschafft hat. Nach Wochen finden sie einen Schleußer, der sie nach England schaffen kann, doch Nuri ahnt nicht welch hohen Preis beide dafür bezahlen müssen.

Die Autorin schafft es mit leisen eindringlichen zugleich wortgewaltigen Bildern, dem Leser die Augen für die Not und das Elend der Flüchtlinge zu öffnen. Mit ihren flüssigen Schreibstil gelingt es der Autorin, den Leser in eine andere Welt zu entführen. Sie zeigt das Schicksal von Flüchtlingen exemplarisch an der Geschichte einer Familie.

Die Handlung ist geprägt von vielen Rückblenden und einer sehr feinfühligen Erzählweise. Es wird gezeigt was eine Flucht aus einer einst stabilen Persönlichkeit machen kann und wie der Verstand durch die grauenvollen Ereignisse leiden kann ja fast zerstört wird.

Die Figuren wachsen einen ungemein ans Herz und man verzweifelt mit ihnen. Im gleichen Moment ist man aber auch beeindruckt von ihren unbändigen Willen und der Hoffnung auf ein besseres Leben und der Wiedervereinigung von Freunden und Familien.

Fazit: Ein unglaublicher Roman, der die Flüchtlingsproblematik aus der Sicht von einer Flüchtlingsfamilie schildert. Und dies so eindrücklich und feinfühlig mit bildgewaltigen Sätzen, die einen nicht kalt lassen. Ein gelungener Roman mit der etwas anderen Sicht. Auch wenn man sich an den Stil erst gewöhnen muss ist der Autorin etwas ganz besonderes gelungen. Daher unbedingt lesen es lohnt sich wirklich.