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Veröffentlicht am 27.09.2022

Als Leser wird man ganz schön in die Irre geführt

Fake – Wer soll dir jetzt noch glauben?
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Von jetzt auf gleich ändert sich das Leben von Patrick dramatisch, den er wird nicht nur verdächtigt ein Stalker zu sein, sondern kurze Zeit später auch noch ein brutaler Schläger und Mörder. So landet ...

Von jetzt auf gleich ändert sich das Leben von Patrick dramatisch, den er wird nicht nur verdächtigt ein Stalker zu sein, sondern kurze Zeit später auch noch ein brutaler Schläger und Mörder. So landet er in Untersuchungshaft. Kurz darauf ist er nicht nur seine Frau sondern auch noch seinen Job los und nicht zu letzt seinen guten Ruf. Erst als ein Topanwalt und dessen Ermittler den Fall übernehmen, kommt Bewegung in den Fall. Der Anwalt findet Spuren, die die Polizei vernachlässigt hat. Und nutzt dabei alle ihm bietenden Möglichkeiten ohne zu ahnen auf was er dabei stoßen wird.

Strobel lässt sich in der „Fakt-Variante“ gut 100 Seiten Zeit, bis die Geschichte richtig spannend wird, bis dahin muss der Leser wirklich Geduld beweisen. Und ja er schafft es den Leser in die Irre zu führen, legt viele Spuren, und erst am Ende gibt es eine Auflösung mit der ich so nicht gerechnet hätte. Allerdings ist dieser Thriller leider kein Pageturner.

Durch eine Reihe von Handlungssträngen, die mit einander verbunden sind oder auf einander aufbauen, erzeugt der Autor Spannung. Ganz nett ist dabei, dass der Hauptprotagonist immer wieder zu Worte kommt, leider wird man dadurch aber auch immer wieder aus dem Lesefluss gerissen. Zeitweilig wächst die Zahl der Verdächtigen in Rekordtempo, das man fast nicht mehr hinterherkommt, doch das ist gar nicht mal so schlecht, da mir hier das Mitraten, wer ist denn hier nun der Bösewicht sehr viel Spaß gemacht hat.

Ja ich gebe es zu, mit dem Hauptprotagonisten hatte ich eine ganze Zeit lang Mitleid. Aber wer würde das nicht haben. Ein scheinbar ganz normaler Typ, aus der Mitte der Gesellschaft, mit guten Job, Frau und Haus, ein vollkommen unbeschriebenes Blatt mit scheinbar weißer Weste, bis zu eben jenen Tag. Und hätte dieser hervorragende Anwalt nicht sehr rasch mitbekommen, das er es mit einem Hochintelligenten Täter zu tun hat und nicht so gewissenhaft gewesen währe und immer genau zugehört hätte währe er wohl damit durchgekommen. So eiskalt und berechnend, ein richtiger Psychopath.

Fazit: Ein Thriller in zwei Varianten herauszubringen ist schon mal Hausnummer, da ich mich hier auf die Faktvariante beziehe und die Fakevariante nicht kenne, kann ich auch nicht beurteilen welche besser gelungen oder aber spannender ist. Fakt ist als Leser muss man bei der Faktvariante etwas Geduld mitbringen, bis einen das Buch packt. Dann wird es jedoch nicht nur spannend sondern auch richtig kriminell, was Täter und Verdächtige betrifft. Die Faktvariante ist nicht unbedingt ein Pageturner, hat aber ein richtig cooles Ende, mit der ich so nicht gerechnet hätte.

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Veröffentlicht am 03.09.2022

(k)eine Campingplatzidylle

Ein unendlich kurzer Sommer
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Gustav ist ein alter kauziger und mürrischer Besitzer eines in die Jahre gekommenen Campingplatzes. Eines Tages gabelt er nach dem Einkaufen Lale auf eine Frau, die „ans Ende der Welt“ gefahren ist, um ...

Gustav ist ein alter kauziger und mürrischer Besitzer eines in die Jahre gekommenen Campingplatzes. Eines Tages gabelt er nach dem Einkaufen Lale auf eine Frau, die „ans Ende der Welt“ gefahren ist, um den Kopf frei zu bekommen. Von da an hilft Lale Gustav dabei den Campingplatz und seine Einrichtungen wieder auf Vordermann zu bringen. Bewegung in die ganze Sache kommt als die Dorfbewohner versehentlich einen Zaun zerstören und dabei auf ein altes „Keltengrab“ stoßen. Kurz darauf taucht der erste Tourist Chris auf, dem viele weitere folgen. Und so kommt richtig Leben auf dem Campingplatz. Doch Chris ist weit mehr als nur ein Tourist. Er will nach fast 40 Jahren endlich seinen biologischen Vater kennenlernen. Ganz nebenbei verliebt er sich in Lale. Und eine Romanze beginnt ähnlich der die Gustav viele Jahre zuvor mit Chris´s Mutter einst hatte. Doch Gustav wird immer schwächer, den Grund dafür enthält er jedoch seinen Sohn vor. Als dann auch noch Lale´s Mann plötzlich auftaucht wird alles viel komplizierter.

Mit dem Schreibstil der Autorin konnte ich mich leider bis zu Ende nicht wirklich anfreunden. Obwohl es an sich eine wirklich gute Geschichte ist, hat sie ein wenig zu viele Themen in die Geschichte gebracht.

Liebe, Leben und Sterben lassen, das sind die drei großen Handlungsfäden, die dieser Roman in sich birgt. Wobei es hier nicht nur eine Liebesgeschichte gibt sondern wenn man es genau nimmt drei. Gustav und Paulette, Lale und Mats, Lale und Chris. Und dann das ganze Leben das sich zwischen allen abspielt. Auch das Sterben nimmt einen nicht unwesentlichen Teil ein. Zum einen ist da Lales Bruder, der gestorben ist und dessen Tod Lale erst einmal verarbeiten muss. Dann ist da Chris der wegen dem Tod seiner Mutter Paulette gekommen ist und dann auf einen todkranken Gustav trifft. Durch all diese großen Themen wogt das vierte Thema Freundschaft, das sich wie ein Band durch den ganzen Roman zieht. Die erste Hälfte des Romans hat mir mit am besten gefallen. Danach hat sich Handlung teilweise extrem gezogen, bzw. gegen Ende musste auf einmal alles ganz schnell gehen, so dass die Ereignisse sich überschlugen und mir hier und da nicht ganz ausgereift erschienen.

Meine Lieblingsfigur im ganzen Roman war Gustav. Auch wenn dieser kauzig und mürrisch war. Er hatte das Herz am rechten Fleck. Hinter seiner rauen Schale war er ein herzensguter Mensch, der durch seine Lebenserfahrung, die Menschen zu nehmen wusste wie sie sind und ihnen den nötigen Freiraum gab. Das für ihn der Roman nun eher ein Sterbeprozess war ist zwar schade aber auch unglaublich traurig. Chris, ist eigentlich auch eine positive Figur in diesem Roman, nur am Ende konnte ich trotz, des Gefühlschaos in dem er gelandet ist, sein Verhalten nicht wirklich nachvollziehen. Sich einfach so aus dem Staub machen, wo er doch eigentlich noch so einiges zu tun gehabt hätte. Gut erst seinen leiblichen Vater finden und ihn dann gleich wieder verlieren, ist nicht einfach, aber davon laufen ist auch keine Lösung.

Fazit: Eigentlich eine wirklich gute Geschichte, wäre da nicht dieser eigenwillige Schreibstil, der das Lesen nicht so einfach macht. Ein leichter Sommerroman, ist es aufgrund der gewählten Themen leider nicht, eher etwas schwere Kost.

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Veröffentlicht am 30.08.2022

Hartnäckigkeit zahlt sich aus

Das Glück auf der letzten Seite
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Manche Bücher haben die Fähigkeit das Leben von Menschen positiv zu beeinflussen sie glücklich zurückzulassen. Andere und das sind weit weniger, geben ihren Leser weit mehr, sie haben die Fähigkeit das ...

Manche Bücher haben die Fähigkeit das Leben von Menschen positiv zu beeinflussen sie glücklich zurückzulassen. Andere und das sind weit weniger, geben ihren Leser weit mehr, sie haben die Fähigkeit das Leben der Leser in neue Bahnen zu lenken.

Vor mehr als 30 schrieb Silvestre in seinem jungen erwachsenen Leben genau einen Roman, in dem es um nichts anderes als das Glück der ersten großen Liebe geht, doch wesentlich mehr erfährt man nicht. Denn dieser Roman wurde durch die wirren der Zeit so nie veröffentlicht. Er ging von Hand zu Hand von einem Leser zum nächsten und veränderte deren Leben nachhaltig. Ja bis er eines Tages in die Hände von Anne-Liese fällt, die alles daran setzt nicht nur den Autor des Manuskriptes zu finden sondern auch all dessen Leser. Bald hat sie alle Hände voll zu tun, denn es stellt sich sehr bald heraus, das noch ein weiterer Autor an diesem Werk gearbeitet hat, doch um diesen ausfindig zu machen bedarf es einiger Anstrengungen und weitaus mehr Fingerspitzengefühl. Denn Silvestre ist ein sehr sensibler und menschenscheues Wesen geworden, der anfangs trotz seiner Neugierde alles andere als begeistert über all die Nachforschungen war. Doch Anne hält das Zepter fest in der Hand und mach immer weitere Leser ausfindig. Die Hartnäckigkeit zahlt sich aus, doch als Silvestre den Namen des zweiten Autors hört taucht dieser plötzlich ab, wo er doch gerade fast alle eine Phobien überwunden hatte.

Die Autorin schafft es mit ihren ganz reizenden und sensiblen Schreibstil einen Briefroman zu erschaffen, der einen wirklich von der ersten bis zu letzten Seite trägt. Man mag das Buch kaum aus der Hand legen, nur um wenige Minuten später wieder danach zu greifen

Ich bitte euch lasst euch nicht davon abhalten wenn ihr hört, dieser Roman ist ein Briefroman. Genau die Art und Weise nämlich, dass dieser Roman in Briefform aufgebaut ist macht die Faszination aus. Es treibt die Handlung voran und es entwickelt sich auch so das eine oder andere Gefühlschaos. Denn dieser Roman ist spannend wie ein Krimi, romantischer wie ein Liebesroman nur sein kann und mit soviel Humor gewürzt, dass man nicht selten in schallendes Gelächter ausbricht.

An dieser Stelle spreche ich für gewöhnlich über die Protagonisten, doch dieser Roman hat eine ganze Reihe von Figuren, die wirklich sehr interessant sind. Anne-Liese eine gestandene Frau, die einen einfach nur ans Herz wachsen kann. Sie liebt nicht nur Bücher über alles sondern auch das Briefe schreiben. Sie ist hartnäckig wie ein Terrier besonders als ihr dieses Manuskript in die Hände fällt und doch so zuckersüß wie der Morgentau auf einer farbenprächtigen Blüte. Silvestre, ein Eigenbrödler, der sich von allen Menschen zurückgezogen hat und sich in seinem Schneckenhaus verkriecht, bis ihm Anne daran erinnert das es dort draußen noch Menschen gibt, dessen Leben er mit seinen Jugendroman nachhaltig beeinflusst hat. Und Maggy, eine der tragischsten Figuren mit einer so traurigen Geschichte und doch so liebenswert.

Fazit: Eine turbulente Geschichte mit Höhen und Tiefen und vielen menschlichen Gefühlschaos. Hinreizenden Persönlichkeiten, die durch ihren speziellen Charme das eigene Herz erwärmen und den eigenen Horizont erweitern. Von mir gibt’s eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 11.08.2022

ein fast vergessener Gutmensch

Der große Fehler
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Andrew H. Green, ein Pionier mit Visionen für die Menschen von NY und NY selbst, wird an einem Freitag den 13. von einem gut gekleideten schwarzen auf offener Straße erschossen. Einen ambitionierten Inspektor ...

Andrew H. Green, ein Pionier mit Visionen für die Menschen von NY und NY selbst, wird an einem Freitag den 13. von einem gut gekleideten schwarzen auf offener Straße erschossen. Einen ambitionierten Inspektor wird die Ehre zu Teil diesen Mord aufzuklären. Und so nimmt dieser Inspektor die Fährte auf, befragt den Täter, Bekannte, wälzt Dokumente und Aufzeichnung. So enthüllt er nach und nach den Lebensweg des alten Mr. Green von seiner Kindheit auf einer Farm, über seiner Jugend als Lehrling, als Aufseher auf Trinidad, den Anwalt, den Schöpfer des Central Parks, den Geistigen Paten für Musen und Bibliotheken. Und ganz nebenbei enthüllt er auch den Grund für sein frühzeitiges Ableben.

Der Autor schafft es mit seinen eigenwilligen Schreibstil, den Leser in ein fernes Jahrhundert zu entführen. Keine Frage der Roman liest sich gut, wenn auch manchmal etwas langatmig, nicht zuletzt wegen so mancher Wiederholung. Aber ganz ehrlich ohne diesen Roman hätte ich vermutlich nie etwas von einem Andrew H. Green gehört, der nicht nur seiner Zeit weit voraus war, sondern das Wohl der Menschen im Auge hatte.

Mit diesem Roman wird man nicht nur in eine andere Zeit versetzt man lernt auch den Lebensweg von Andrew H. Green kennen dem Vater von NY. Der Roman zeigt in einer ruhigen und neutralen Erzählperspektive den Lebensweg der Hauptperson Green auf. Wie er seine Kindheit und Jugend, seine Lehrlingszeit und sein Leben als Erwachsener verbrachte und auch mit wem. In gewisser Weise zeichnet er das alte amerikanische Kredo auf „ Vom Tellerwäscher zum Millionär“. Nur das Green aus sehr bescheidenen Verhältnissen stammt von einer Farm und sich hochgearbeitet hat. Er hat alles in seiner Macht stehende getan um voranzukommen. Hat sich weitergebildet und dadurch eine sehr ungewöhnliche Karriere hingelegt. Bis zu jenem tragischen Freitag, war Andrew H. Green, ein Mensch, dem das Wohl der Menschen von NY am Herzen lag.

Wem würde der Name Andrew H. Green etwas sagen? Wer würde ihn als Vater von NY im Hinterkopf haben oder gar als Schöpfer des Central Parks von NY? Wer würde vermuten dass er hinter Musen und Bibliotheken steckt? Andrew H. Green war nicht nur vielseitig interessiert sondern auch äußerst talentiert. Für seinen Status den er mit 80 Jahren hatte, musste er sein Leben lang hart arbeiten und kämpfen. Gerade weil er aus äußerst bescheidenen Verhältnissen stammte wusste er wie wichtig es war, dass die Zugangsquelle für Bildung und Erholung möglichst niedrig schwellig sein muss. Dem widmete er sein Leben. Doch sein größtes Glück blieb ihm leider verwehrt, was nicht zu letzt auch an den damaligen Wertesystem lag. So offen wie man heute mit Homosexualität umgeht, so scheu verhielt man sich zur damaligen Zeit. Und jenes zurückhaltende Wesen und eine fatale aneinander Kettung von Fehlern führte zu einem großen Fehler, zum Nachteil von Andrew H. Green.

Fazit: Ein Roman der den geistigen Horizont erweitert und einen in eine andere Zeit entführt. Auch wenn der Erzählstil gewöhnungsbedürftig ist, wenn man sich erstmal daran gewöhnt hat, hat man seine Freue an dem Roman. Manche Vermächtnisse gehen im Laufe der Jahrhunderte verloren, eines wird mit diesem Roman wieder ans Licht gezogen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 20.07.2022

stilistischer Kunstroman

Erschütterung
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Wells ist ein Professor an einer Uni, ist verheiratet und hat eine Tochter. Kurz er lebt ein Leben, das in normalen Bahnen verlaufen sollte. Käme da nicht ein Hilferuf in Form eines kleinen Zettels in ...

Wells ist ein Professor an einer Uni, ist verheiratet und hat eine Tochter. Kurz er lebt ein Leben, das in normalen Bahnen verlaufen sollte. Käme da nicht ein Hilferuf in Form eines kleinen Zettels in einem neuen Hemd, der Selbstmord Professorin an der Uni und eine tödliche Diagnose für seine Tochter. Anstatt primär seine überforderten Frau mit der Pflege der Tochter zu unterstützen, sucht er förmlich das Weite. Flieht vor seinem eigenen Leben in ein Abenteuer. Selbst als der Verfallsprozess bei seiner Tochter dramatisch zunimmt, nimmt er sich lieber anderer Themen an.

Der Autor nutzt eine Vielzahl stilistischer Kunstgriffe und will den Leser mit deren Fülle und Vielfalt beeindrucken. Leider bleibt dabei die Tiefe der Geschichte auf der Strecke. Lesen tut sich die Geschichte dennoch flüssig, nur wird man durch den nüchternen und kalten Erzählstil nicht wirklich mit der Geschichte und den Protagonisten warm.

Das Buch habe ich gelesen, weil ich gehört hatte, dass es verschiedene Varianten von dieser Geschichte geben sollte. Tja da habe ich wohl genau die Variante erwischt, in dem man einen höchst eigennützigen, kalten und egoistischen Protagonisten vorgesetzt bekommt. Aber zurück zu Geschichte. Eingangs hatte ich ja bereits von einer Vielzahl von Themen gesprochen. Jedes einzelne Thema, sei es Frauenfeindlichkeit, Rassismus, Ehe-/Familienkrise, tödliche Krankheiten, Kriminalität, Sklavenarbeit, Vater/ Tochter Beziehung werden in einzelne Handlungsfäden dargebracht. Sie alle kreisen um den Protagonisten Wells. Für mich hat durch die Fülle der Themen am Schluss einfach die Tiefe in der Handlung gefehlt. Jedes einzelne angeschnittene Thema in diesem Roman wäre eigentlich einen eigenen Roman würdig gewesen.

Der Protagonist Wells, so intelligent er auch sein mag, so katastrophal ist auch seine soziale Kompetenz. Er flieht lieber vor Entscheidungen oder Themen, mit denen er sich dringend auseinandersetzen sollte. Er lässt seine Frau mit einer Tochter zurück die an einer starken degenerativen Krankheit leidet. Er flieht förmlich vor der Verantwortung, ist ihm womöglich zuviel oder passt auch nicht in seinen Lebensentwurf. Ganz ehrlich, auch wenn Wells sich für ihn in einer Ausnahmesituation befunden hat, ist doch davonlaufen keine Lösung, noch weniger der grade so verhinderte Mord durch ihn an seiner eigenen Tochter. Für mich wurde er zunehmend unsympathisch und selbstsüchtig. Kein Mensch mit dem man gerne Umgang haben wollen würde. Auch wenn hin und wieder auch gute Seiten bei ihm aufblitzen wie die Befreiung der mexikanischen Sklavenarbeiterinnen.

Fazit: Erschütterung ist ein Roman, wie es das Leben schreiben kann, aber nicht zwangsläufig muss. Der Autor versucht durch stilistische Kunstfertigkeit zu strahlen, was aber zu Lasten der eigentlichen Handlung geht. Denn diese ist oberflächlich. Selbst der Protagonist wird in dieser Variante des Buches alles andere als einnehmend, sondern eher abstoßend. Da ist es dann auch wenig hilfreich das der Autor in einer kalten, nüchternen und distanzierten Erzählweise schreibt. Alles in allen kein wirklicher Lesegenuss.

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