Wenn das Schweigen die Liebe erdrückt
Luzies ErbeDie Liebe ist langmütig.
Jede Familie trägt an ihren Geheimnissen oder an ihrer Geschichte. Doch Luzies Geschichte ist nicht eine von vielen. Ihre Geschichte ist ihr Erbe und damit auch die Hoffnung auf ...
Die Liebe ist langmütig.
Jede Familie trägt an ihren Geheimnissen oder an ihrer Geschichte. Doch Luzies Geschichte ist nicht eine von vielen. Ihre Geschichte ist ihr Erbe und damit auch die Hoffnung auf Liebe, die sich erfüllen wird. Wir treffen auf eine Luzie, die gestorben ist und einen Koffer vielmehr eine goldene Dose voll Erinnerungen zurücklässt, die sich ihre Enkelin versucht zu erschließen. In den Wirren des 2. WK geschieht das was nicht sein darf. Luzie verliert ihr Herz an einen polnischen Zwangsarbeiter Jurek. Aus Zuneigung wird Liebe und daraus Kinder. Sie verstoßen damit nicht nur gegen Rassegesetze, sondern bringen nicht nur sich, ihre Kinder sondern auch den Rest der Familie in große Gefahr. Mit mehr Glück als Verstand und jeder Menge konspirativer Hilfe vom Vater und anderen Dorfbewohner halten sie diese Zeit aus und durch. Johanne, die Enkelin von Luzie erschließt sich nach und nach die Familiengeschichte, was alles andere als einfach ist, da es in ihre Familie das große Schweigen gibt. Und dieses Schweigen geht über Generationen und wirkt nach. Die Liebe, die es einst ermöglichte, diese kleine Familie, die es nie hätte geben dürfen einst so eng zusammenhielt, wird durch ein tiefes dunkles Schweigen überschattet, was die Liebe und Zuneigung über die Generationen hinweg zu erdrücken droht.
Die Autorin schreibt mit einer Leichtigkeit, die einen als Leser förmlich in diese Geschichte hineinzieht und nicht mehr loslässt. Als Leser erfährt man nicht nur so manche historische Gegebenheit sondern findet mitunter die eine oder andere parallele zur eigenen Familienhistorie. Um so beeindruckend ist es das die erzählte Geschichte an die eigene Familiengeschichte der Autorin angelehnt ist, was man der Geschichte auch anmerkt, da man als Leser diese von Anfang an als glaubwürdig einstuft.
Die Figuren verwirren zwar am Anfang etwas, je mehr die Handlung voranschreitet und je mehr man über alle erfährt, desto klarer werden auch die Figuren. Die Charaktere sind alles andere als oberflächlich wodurch sie einen recht schnell ans Herz wachsen. Im Verlauf der Handlung sieht man genau, wie sich die Figuren weiterentwickeln und an ihren Aufgaben wachsen.
Ist die Handlung am Anfang von einer Leichtigkeit geprägt, wird diese nach und nach von einer Art Bedrücktheit abgelöst, die dem historischen Gegebenheiten geschuldet ist. Es wird eindrücklich erzählt, was der Krieg aus einer Familie und einer Dorfgemeinschaft machen kann. Zu welchen Taten Menschen fähig sind. Und wie die Menschen, seien es Geflüchtete, Zwangsarbeiter aber auch die Bevölkerung unter den Krieg und der Tyrannei der Nationalsozialisten leiden mussten. Die Gräben die in dieser Zeit aufgeworfen wurden, sind selbst Generationen später in der einen oder anderen Form immer noch präsent und werfen ihre Schatten. Umso wichtiger ist es das eben diese Geschichten weiter erzählt werden, damit diese nicht in Vergessenheit geraten und das ein solchen Leid und solch eine Tyrannei sich nie wiederholen darf.
Fazit: Eine wirklich gelungene Geschichte mit einer beeindruckenden Handlung, die zwar immer zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her hüpft aber dadurch an Glaubwürdigkeit gewinnt. Besonders schön fand ich diese Leichtigkeit mit der die Autorin schreibt. Als Leser fängt sie einen damit ein nicht zuletzt mit der Mundart des Plattdeutschen wird die Geschichte von Seite zu Seite glaubwürdiger. Also wem ein durchaus ernstes Thema nicht abschreckt, sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt. Lest es und ihr werdet es lieben.