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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2024

Berührende und ungewöhnlich erzählte Geschichte über japanische Auswanderinnen

Wovon wir träumten
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Das Buch basiert auf den wahren Geschichten von jungen Japanerinnen, die Anfang des 20. Jahrhunderts in die USA geschickt wurden um dort die Männer zu heiraten, die sie vorher auf einem Bild einer Heiratsvermittlung ...

Das Buch basiert auf den wahren Geschichten von jungen Japanerinnen, die Anfang des 20. Jahrhunderts in die USA geschickt wurden um dort die Männer zu heiraten, die sie vorher auf einem Bild einer Heiratsvermittlung gesehen haben. Es wird der Abschied aus der Heimat, die schwierige Reise und das Leben in die USA beschrieben. Nicht immer bekamen sie dort das, was sie erwartet hatten oder ihnen versprochen wurde.

Da dies der erste Roman von Julie Otsuka auf Deutsch ist, war das auch mein erster Roman, den ich von ihr gelesen habe. Das Cover ist sehr ansprechend, man fühlt direkt die Atmosphäre eines Abschieds und verbindet die Kirschblüten direkt mit Japan.
Das Besondere für mich ist der Erzählstil und der Aufbau der Geschichte. Es gibt keine Hauptfigur, vielmehr werden die Aussagen der Frauen aus der Wir-Perspektive erzählt, sodass man als Leser einen guten Einblick in die Zustände und Gefühle der Frauen bekommt. Zu der Geschichte, die die Autorin erzählen möchte, passt diese Erzählweise perfekt, reduziert sie doch das Leid der Japanerinnen nicht auf eine einzelne Figur sondern steht stellvertretend für tausende von ihnen.
Die Frauen führen in den USA meist ein Leben am Rande der Gesellschaft, als einfache Arbeiterin auf dem Feld beispielsweise. Die Autorin schafft es hervorragend, mit einer Klarheit zu erzählen und dabei nie die Distanz zu den Frauen zu verlieren.
Mein einziger Kritikpunkt sind die oft sehr langen Aufzählungen in kurzen Sätzen, die an manchen Stellen das Lesen etwas schwierig gemacht haben.

Ich kann das Buch nur jedem empfehlen zu lesen, weil es ein Thema behandelt, von dem ich persönlich noch kein Buch gelesen habe, das gleichzeitig aber wichtig ist und nicht in Vergessenheit geraten darf. Es berührt, lässt einen nachdenklich zurück und bleibt im Gedächtnis. Es ist ein ungewöhnliches Buch, auf dass man sich jedoch unbedingt einlassen sollte!

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Eine Freundschaft zwischen zwei Außenseiterinnen

Alte Sorten
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Sally steht kurz vor dem Abitur und will eigentlich nur eines: in Ruhe gelassen werden. Die Regeln und Verbote ihrer Eltern und der Gesellschaft gehen ihr gegen den Strich, sie fühlt sich schnell bevormundet ...

Sally steht kurz vor dem Abitur und will eigentlich nur eines: in Ruhe gelassen werden. Die Regeln und Verbote ihrer Eltern und der Gesellschaft gehen ihr gegen den Strich, sie fühlt sich schnell bevormundet und in die Ecke gedrängt, gerade wegen ihres Aussehens. Sie ist gerade in einer Klinik für Essstörungen als sie abhaut. Dem gegenüber steht Liss, 50 Jahre alt, die auf einem Hof mitten auf dem Land allein wohnt. Sie führt doch ein einfaches Leben und bewirtschaftet den Hof fast komplett allein. Wie Sally fühlt auch sie sich von Menschen genervt und bevormundet, sodass sie lieber allein bleibt und den Kontakt zu Menschen meidet. So unterschiedlich die Frauen auf den ersten Blick auch sind, finden sie doch zusammen, als Sally auf ihrer Flucht auf Liss trifft und diese sie auf unbestimmte Zeit bei sich aufnimmt. Sally hilft ihr dafür auf dem Hof. Die beiden Frauen merken, dass es doch nicht verkehrt ist, Beziehungen zu anderen zu haben, aber sie wissen auch, dass sie nicht ewig zusammen wohnen können, denn Sally wird bereits gesucht.

Ich hatte zuvor noch nichts von Ewald Arenz gelesen. Da das Buch sehr gelobt wurde, waren meine Erwartungen sehr hoch und konnten nur teilweise erfüllt werden.
Es ist ein stiller Roman, der keine besonderen Höhepunkte hat und mehr vor sich hin plätschert. Auch die Handlung ist vorhersehbar. Ich denke aber, dass genau das viele Leser mögen.
Vor allem haben mir die vielen Naturbeschreibungen gefallen und die Atmosphäre, die der Autor hier erzeugt. Man findet sich immer in der jeweiligen Situation wieder, da alles gut und genau beschrieben wird. Man erfährt einiges über das Landleben und die Arbeit dort, z.B. die Kartoffelernte, das Brot backen oder wie man Schnaps brennt. An manchen Stellen waren mir die Tätigkeiten aber auch etwas zu detailliert, da ansonsten der Roman eher keine Spannung aufgebaut wird und auch die Handlung eher träge ist. Die Hintergründe der beiden Frauen, warum sie so geworden sind und lieber allein bleiben, werden erst im letzten Drittel angerissen. Für meinen Geschmack hätte man das noch weiter ausführen können. Die beiden Figuren wirkten die meiste Zeit unnahbar und undurchsichtig.

"Alte Sorten" ist ein netter Roman, der sprachlich und handwerklich gut gearbeitet ist, aber inhaltlich noch Luft nach oben hat. Wer gerne Geschichten über das Landleben und die Natur liest, ist mit dem Buch sicher gut bedient.

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Veröffentlicht am 30.08.2024

Ein wichtiges Buch, das jeder lesen sollte! Absolute Empfehlung und ein neues Highlight!

Die Wut, die bleibt
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Helene hat drei Kinder und ist mit Johannes verheiratet. Die fünf sitzen beim Abendbrot als Johannes fragt: "Haben wir kein Salz?". Helene steht auf, öffnet die Balkontür und stürzt sich hinunter. Zurück ...

Helene hat drei Kinder und ist mit Johannes verheiratet. Die fünf sitzen beim Abendbrot als Johannes fragt: "Haben wir kein Salz?". Helene steht auf, öffnet die Balkontür und stürzt sich hinunter. Zurück bleiben drei geschockte Kinder, allen voran die älteste Tochter Lola und Johannes. Er ist im Job sehr eingespannt und kaum zu Hause. Ohne Helene versinkt nun alles im Chaos. Helenes beste Freundin Sarah kümmert sich vorübergehend um Haushalt und Kinder.

Ich hatte vorher noch nichts von Mareike Fallwickl gelesen, aber ich werde mir jeden Roman vornehmen, denn: das Buch hat eingeschlagen und auch bei mir bleibt Wut. Wut, die ich beim Lesen hatte und auch jetzt noch, nachdem ich das Buch beendet habe. Wut auf Helene, die ihre Kinder zurück lässt, Wut auf Johannes, der sich seiner Verantwortung als Vater entzieht und Wut auf Lola, die ihre eigene Wut mit Gewalt bekämpft. Wut auf Sarah, die sich fügt und alle Pflichten übernimmt, weil sie eine Frau und Helenes beste Freundin ist. Aber auch Wut auf das System, die Gesellschaft, die Selbstverständlichkeit, dass Frauen schon alles regeln, weil das eben das ist, was man als Frau und Mutter eben macht.
Das Buch erschüttert, es hallt nach und man MUSS darüber diskutieren. Es sollte jeder lesen, egal welchen Alters oder Geschlechts. Ich hoffe, dass der Roman einige zum Nachdenken anregt und sich (hoffentlich) irgendwann etwas in der Gesellschaft regt und verändert. Das Buch mag an einigen Stellen überspitzt rüber kommen, aber in der Situation von Helene, Sarah oder Lola kann sich auf die eine oder andere Art jeder wiederfinden. Ein Lichtblick ist das Nachwort, in der die Autorin ihrem Mann dankt, der sie immer unterstützt und das Gegenteil der Männer im Buch ist. Vielleicht fängt die Veränderung klein an, in der Erziehung oder in der Denkweise, aber dass es Zeit dafür ist, macht dieses Buch deutlich.
Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, man kann sich in jede einzelne Person hinein fühlen und die Gedanken werden gut wiedergegeben. Auch das Logo ist toll gestaltet in seinen knalligen Farben.

Von mir gibt es sowohl eine klare Empfehlung als auch eine Aufforderung, dieses Buch zu lesen! Es lohnt sich, denn es bleibt im Gedächtnis, hallt nach und regt zum Nachdenken an.

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Veröffentlicht am 28.08.2024

Leider gar nichts für mich trotz Nobelpreis

Der junge Mann
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Ich wollte das Buch gerne lesen, weil es den Literatur-Nobelpreis 2022 bekommen hat.
Leider konnte mich das Buch gar nicht überzeugen. Es ist ein autobiografisches Werk Annie Ernaux´ aber die Protagonistin ...

Ich wollte das Buch gerne lesen, weil es den Literatur-Nobelpreis 2022 bekommen hat.
Leider konnte mich das Buch gar nicht überzeugen. Es ist ein autobiografisches Werk Annie Ernaux´ aber die Protagonistin bleibt unnahbar und kühl, auch die Story bleibt vage und zu kurz.
Warum es den Nobelpreis bekommen hat, bleibt mir rätselhaft, vielleicht muss man andere Werke der Autorin zuerst lesen oder in anderer Reihenfolge.

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Veröffentlicht am 27.08.2024

Durch die Kraft des Lesens zurück ins Leben

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
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Takako ist 25 Jahre alt, lebt in Tokio und hat einen Job und festen Freund. Als dieser beschließt, jemand anderen zu heiraten, bricht für sie eine Welt zusammen. Sie kündigt ihren Job und ihre Mutter schickt ...

Takako ist 25 Jahre alt, lebt in Tokio und hat einen Job und festen Freund. Als dieser beschließt, jemand anderen zu heiraten, bricht für sie eine Welt zusammen. Sie kündigt ihren Job und ihre Mutter schickt sie zu ihrem Onkel. Der bietet ihr an, über seinem Antiquariat für Bücher zu wohnen und dort auszuhelfen. Notgedrungen nimmt sie das Angebot und entdeckt nach und nach die Welt der Bücher und findet zurück ins Leben.

Alleine das Cover ist wunderschön gestaltet, als buchverliebter Mensch geht einem das Herz auf. Da das Buch recht kurz ist, kann man es gut an ein oder zwei Nachmittagen lesen.
Die Handlung plätschert vor sich hin, es gibt nicht wirklich Spannung oder große Plottwists, aber das ist auch in Ordnung. Das Buch lebt von seiner Sprache und der Geschichte um Takako, die fein nuanciert erzählt wird. Ebenso die Charaktere werden liebevoll mit ihren Eigenheiten und Details beschrieben. Einzig der zweite Teil des Buches hat mir nicht so gut wie der erste Teil gefallen, er zieht sich etwas in die Länge.
Das Buch beschreibt liebevoll, wie die Welt der Bücher einen Menschen zwar nicht heilen kann, aber doch helfen kann, ins Leben zurückzufinden. Auch die Gemeinschaft der Kunden der Buchhandlung Morisaki trägt dazu bei. Bücher verbinden Menschen, das beschreibt der Autor hier ganz wundervoll.

Von mir eine Empfehlung für alle, die ein kurzweiliges Lesevergnügen suchen und die Welt der Bücher lieben. Auch als Geschenk für einen Buchliebhaber kann ich mir das Buch sehr gut vorstellen.

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