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Veröffentlicht am 02.08.2024

Skurrile, sehr witzige und immer noch aktuelle Geschichte

Vorstandssitzung im Paradies
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Ein von der UN gechartertes Flugzeug stürzt über dem Meer in der Nähe von Indonesien ab. Mit an Bord: finnische Waldarbeiter, schwedische Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen und ein finnischer Journalist. ...

Ein von der UN gechartertes Flugzeug stürzt über dem Meer in der Nähe von Indonesien ab. Mit an Bord: finnische Waldarbeiter, schwedische Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen und ein finnischer Journalist. Fast alle Passagiere und die Besatzung können sich auf eine unbewohnte Insel retten und müssen nun dort auf unbestimmte Zeit überleben. Die Gruppe rauft sich zusammen und es entsteht eine Gemeinschaft. Die Frage lautet irgendwann: möchte man überhaupt noch gerettet werden?

Von Arto Paasilinna hatte ich bisher noch nichts gelesen - das wird schnell geändert, denn von diesem einzigartigen, skurrilen Humor möchte ich mehr lesen.
Zu Beginn des Buches ist man als Leser hautnah beim Flugzeugabsturz dabei. Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive eines finnischen Journalisten erzählt. Einen Namen erfahren wir nicht. Schon die Anfangsszene des Flugzeugabsturzes lässt einen schmunzelnd zurück, es wird so nüchtern darüber berichtet und scheinbar unwichtige Details erzählt.
Auf der Insel ist der Erzähler zunächst auf sich allein gestellt - das größere Problem ist aber der Hunger auf eine Zigarette. Die Gruppe der Überlebenden, die sich nach und nach zusammen findet, ist mehr als unterschiedlich, was die meisten verbindet ist die Mission, Entwicklungsarbeit in Indien zu leisten, wohin sie mit dem Flugzeug eigentlich reisen wollten. Schnell zeigt sich jedoch, dass die Gruppe sehr gut zusammen leben kann. Zuletzt gibt es beispielsweise eine Schnapsbrennerei, eine Inselbar und selbstgebaute Hütten.
Dass das Buch 1974 erschienen ist, musste ich mir öfters ins Gedächtnis rufen - ist es doch aktueller denn je. Mir haben vor allem die Themen gefallen, die im Buch vorkommen: wie man als Gruppe ohne Gewalt zurecht kommen kann, wenn jeder etwas dazu beisteuert und sich so gut organisieren kann, dass jeder gut zurecht kommt und die zentrale Frage, was man im Leben braucht. Braucht man diesen vermeintlichen Luxus, den wir alle als unabdingbar ansehen? Das Ende kam dann doch verhältnismäßig schnell als es zur Frage kommt, ob man gerettet werden möchte oder sein "perfektes" Leben auf der Insel behalten möchte.
Auch der Umgang mit der Natur wird hier toll dargestellt: es wird nur gejagt, gefischt und gegessen, was man braucht, nichts wird weggeschmissen oder "umsonst" produziert. Alle leben im Einklang mit der Natur und niemand bereichert sich daran oder nimmt sie aus - ein toller Appell an unsere heutige Gesellschaft.

Meine einzigen (kleinen) Kritikpunkte sind das Cover, das ich nicht passend zur Geschichte finde und die vereinzelten Längen einiger Ausführungen im Buch. Auf dem Cover hätte ich mir eher eine Ärztebelegschaft und einige Waldarbeiter vorstellen können, die im Kreis zusammen sitzen.

Alles in allem ein toller, immer noch sehr aktueller und vor allem herrlich skurril absurder Roman, von mir eine klare Leseempfehlung!

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  • Humor
Veröffentlicht am 26.09.2024

Das etwas andere Kochbuch - ein Kabarettist zeigt uns seine Lieblingsgerichte

Buchingers Kochbuch
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Michael Buchinger ist Influencer und Kabarettist und bringt mit "Buchingers Kochbuch" und dem passenden Untertitel "Ich koche nicht gern, aber kann es sehr gut" sein erstes Kochbuch heraus.
Seine Internetkarriere ...

Michael Buchinger ist Influencer und Kabarettist und bringt mit "Buchingers Kochbuch" und dem passenden Untertitel "Ich koche nicht gern, aber kann es sehr gut" sein erstes Kochbuch heraus.
Seine Internetkarriere startete er mit YouTube-Videos, in denen er oft mehr schlecht als recht seine Kochkünste zeigt und bei denen oft viel schief geht.

Ich hatte von Michael Buchinger zuvor überhaupt nichts gehört, aber das Kochbuch ist anders als die meisten, die man in der Küche stehen hat. Er präsentiert sechzig Gerichte, die einfach nachzukochen sind, nicht zu lange dauern und gut schmecken. Oft sind auch ausgefallene Gerichte dabei wie sein berühmtes Chips-Toast. Er kocht mit Zutaten, von denen man die meisten zu Hause hat um direkt loszulegen.
Er überzeugt mit seinen Gerichten, die viele verschiedene Bereiche abdecken, vom Snack über Hauptgerichte bis zum Dessert. Mit viel Humor nimmt er sich und seine Kochkünste oft selbst auf die Schippe, auch die Informationen, die er in das Buch mit einstreut, sind herrlich erfrischend und humorvoll.

Wer ein Kochbuch für die schnelle Küche sucht mit einer guten Portion Humor und Anekdoten ist mit diesem Kochbuch auf der sicheren Seite!

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Veröffentlicht am 19.09.2024

Einfühlsames und humorvolles Buch über die kleinen und großen Probleme im Leben

Kummer aller Art
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Mariana Leky erzählt in insgesamt 39 Geschichten über die großen und kleinen Dinge des Lebens und der Menschen: große Träume, Schlaflosigkeit, Liebeskummer, Ängste, Sorgen, Zwänge, Glück und vieles mehr. ...

Mariana Leky erzählt in insgesamt 39 Geschichten über die großen und kleinen Dinge des Lebens und der Menschen: große Träume, Schlaflosigkeit, Liebeskummer, Ängste, Sorgen, Zwänge, Glück und vieles mehr. Ursprünglich waren die Texte als Kolumne für die Zeitschrift "Psychologie heute" geschrieben und die Autorin hat sie für das Buch nochmals überarbeitet.

Was mir gut gefällt ist die Fülle an Geschichten und Themen. Mariana Leky hat ihren ganz eigenen fast schon poetischen Schreibstil, sie beschreibt die Dinge aus ihrer eigenen Sicht sehr gut beobachtend. Auch die immer wiederkehrenden Charaktere, die in den Geschichten vorkommen, bilden ein gutes Gerüst für die gesamte Geschichte. Obwohl die Geschichten alle sehr kurz sind, behandeln sie doch in aller Knappheit wichtige Themen ohne an Details zu sparen.
Manche Geschichten ähneln sich und oft habe ich mich gefragt, ob sich die Geschichten genau so zugetragen haben oder ob auch viel dazugeschrieben wurde.
Nichtsdestotrotz zeigt sie mit den kurzen Geschichten, dass man manchmal ein wenig um die Ecke denken muss um dem Glück auf die Sprünge zu helfen und die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. Mariana Leky begegnet den Problemen und Sorgen ihrer Figuren stets mit der nötigen Prise Humor und sorgt für Impulse und Denkanstöße beim Lesen.

Ich kann das Buch allen empfehlen, die ein einfühlsames und humorvolles Buch über die kleinen und großen Probleme des Lebens suchen. Auch als Geschenk kann ich mir das Buch gut vorstellen, da für jeden die eine oder andere passende Geschichte zu finden ist.

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Veröffentlicht am 10.09.2024

Das Leben des berühmten Schriftstellers Robert Louis Stevenson

Die Leuchttürme der Stevensons
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Der Roman erzählt die Geschichte des Schriftstellers Robert Louis Stevenson Ende des 18. Jahrhunderts. Die Familie Stevenson ist seit Generationen für ihren Leuchtturmbau in aller Welt bekannt. Louis soll ...

Der Roman erzählt die Geschichte des Schriftstellers Robert Louis Stevenson Ende des 18. Jahrhunderts. Die Familie Stevenson ist seit Generationen für ihren Leuchtturmbau in aller Welt bekannt. Louis soll als Ingenieur die Leuchtturmbaudynastie fortführen, belegt ein Studium der Ingenieurwissenschaften in Edinburgh und hilft seinem Vater im Büro und bei Planungen und Kontrollen der Leuchttürme vor Ort. Louis kann dem ganzen allerdings wenig abgewinnen und flüchtet sich zunehmend in die Schreiberei - sehr zum Missfallen seines Vaters, der die große Verantwortung um den Leuchtturmbau an Louis weitergeben möchte.

Dies war mein erster Roman von Sabine Weiss. Direkt aufgefallen ist mir das Cover mit seinen harmonischen Farben, der tosenden See und dem klassischen Leuchtturm. Zu Beginn wird erzählt, wie Louis schon seit seiner Kindheit mit Krankheiten zu kämpfen hat. Es wird eine besonders schlimme Nacht beschrieben, in der er nicht aufhören kann zu husten und sein Kindermädchen sowie seine Eltern es mit der Angst zu tun bekommen. Auch Louis Mutter, Maggie, ist oft kränklich und schwach, sein Vater ebenso, auch wenn dieser es so gut es geht, um der Firma wegen, versteckt.
Die eigentliche Handlung beginnt im Jahr 1868. Louis belegt Kurse an der Universität und muss bei seinem Vater im Büro helfen. Es wird schnell deutlich, dass der Vater ihm einen ungeheuren Druck auferlegt und ihn regelrecht zwingt, als einziges Kind, die Firma fortzuführen. Von einer Karriere als Schriftsteller will er nichts hören und lässt Louis das auch oft spüren. Von ihm geht eine Strenge und Härte aus, die mit Sicherheit der damaligen Zeit geschuldet ist, aber es lässt einen als Leser doch oft traurig zurück.
Louis ist ein sympathischer junger Mann. Er widmet sich voller Hingabe der Schreiberei, feilt mit seinem Cousin an einer Geschichte und bringt dafür den nötigen Elan auf, der ihm für den Leuchtturmbau fehlt. Man merkt ihm seinen Zwiespalt direkt zu Beginn an: er möchte seine Eltern zufriedenstellen und blickt auch mit Demut auf die Leistung seiner Vorfahren zurück, möchte sich andererseits auch selbst verwirklichen und Schriftsteller werden.
Man begleitet Louis bei seinemAlltag, er kämpft immer mehr mit diesem Zwiespalt. Die Eltern trauen ihm wenig zu, auch wegen seiner Kränklichkeit, andererseits werden auch oft unlösbare Dinge verlangt und ein immenser Druck ausgeübt.
Das Ende hätte für meinen Geschmack noch weiter ausgeführt werden können, der Epilog liefert jedoch die Antworten auf viele Fragen, die man beim Lesen hatte. Allgemein hatte das Buch einige Längen, wohingegen einige wichtige Passagen eher schnell abgehandelt werden und man gerne mehr darüber gelesen hätte.

Im Nachwort der Autorin wird deutlich, wie viel Mühe und Zeit sie in die Recherche und Planung des Buches gesteckt hat. Man bekommt selbst direkt Lust, sich die Leuchttürme anzusehen, die die Familie Stevenson gebaut und hinterlassen hat. Im Buchumschlag ist eine wunderschöne und detaillierte Karte der Leuchttürme der Stevenson rund um Großbritannien gedruckt. Sie hätte für mich noch mehr Details haben können, aber jeder kann sich dank der vielen Quellen aus Weiss´ Nachwort selbst über einige Dinge und Details informieren.

Sabine Weiss hat sich eng an die wirkliche Geschichte der Familie Stevenson gehalten und daraus einen unterhaltsamen und gut gearbeiteten Roman gebaut, der die jungen Jahre des späteren Schriftstellers Robert Louis Stevenson beleuchtet. Ich werde mir die Werke von ihm nochmals vornehmen und mit anderen Augen darauf schauen, weil ich nun bei vielen Geschichten weiß, woher die Inspiration dazu kam.
Ich kann das Buch jedem empfehlen, der gerne Bücher von Stevenson liest und sich für die Anfangsjahre des Schriftstellers interessiert, aber auch einen spannenden und gut ausgearbeiteten Roman sucht.

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Veröffentlicht am 27.08.2024

Durch die Kraft des Lesens zurück ins Leben

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
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Takako ist 25 Jahre alt, lebt in Tokio und hat einen Job und festen Freund. Als dieser beschließt, jemand anderen zu heiraten, bricht für sie eine Welt zusammen. Sie kündigt ihren Job und ihre Mutter schickt ...

Takako ist 25 Jahre alt, lebt in Tokio und hat einen Job und festen Freund. Als dieser beschließt, jemand anderen zu heiraten, bricht für sie eine Welt zusammen. Sie kündigt ihren Job und ihre Mutter schickt sie zu ihrem Onkel. Der bietet ihr an, über seinem Antiquariat für Bücher zu wohnen und dort auszuhelfen. Notgedrungen nimmt sie das Angebot und entdeckt nach und nach die Welt der Bücher und findet zurück ins Leben.

Alleine das Cover ist wunderschön gestaltet, als buchverliebter Mensch geht einem das Herz auf. Da das Buch recht kurz ist, kann man es gut an ein oder zwei Nachmittagen lesen.
Die Handlung plätschert vor sich hin, es gibt nicht wirklich Spannung oder große Plottwists, aber das ist auch in Ordnung. Das Buch lebt von seiner Sprache und der Geschichte um Takako, die fein nuanciert erzählt wird. Ebenso die Charaktere werden liebevoll mit ihren Eigenheiten und Details beschrieben. Einzig der zweite Teil des Buches hat mir nicht so gut wie der erste Teil gefallen, er zieht sich etwas in die Länge.
Das Buch beschreibt liebevoll, wie die Welt der Bücher einen Menschen zwar nicht heilen kann, aber doch helfen kann, ins Leben zurückzufinden. Auch die Gemeinschaft der Kunden der Buchhandlung Morisaki trägt dazu bei. Bücher verbinden Menschen, das beschreibt der Autor hier ganz wundervoll.

Von mir eine Empfehlung für alle, die ein kurzweiliges Lesevergnügen suchen und die Welt der Bücher lieben. Auch als Geschenk für einen Buchliebhaber kann ich mir das Buch sehr gut vorstellen.

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