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Veröffentlicht am 27.09.2024

Packender und schonungsloser Roman über moralische Abgründe

Trophäe
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Hunter White ist wohlhabend und begeisterter Jäger und Sammler von Trophäen. Er reist nach Afrika um dort das letzte Exemplar für die "Big Five" zu erlegen: ein Spitzmaulnashorn. Hunter erwirbt für viel ...

Hunter White ist wohlhabend und begeisterter Jäger und Sammler von Trophäen. Er reist nach Afrika um dort das letzte Exemplar für die "Big Five" zu erlegen: ein Spitzmaulnashorn. Hunter erwirbt für viel Geld eine Jagdlizenz zum Abschuss des Nashorns, doch Wilderer kommen ihm zuvor und erlegen sein Nashorn. Frustriert kehrt er mit seinem Jagdleiter van Heeren in die Unterkunft zurück. Der erzählt ihm von den sogenannten "Big Six": einen Menschen abzuschießen würde diese Reihe vervollständigen. Zuerst ist Hunter entsetzt, aber wäre er auch bereit, einen Menschen zu töten?

Da das Buch sehr gut besprochen wurde und die Rezensionen fast durchgehend begeistert waren, wollte auch ich das Buch unbedingt lesen. Das Cover zeigt direkt, worum es in der Geschichte geht: ein Spitzmaulnashorn, das von der Seite zu sehen ist. Auch der Hintergrund repräsentiert gekonnt die Hitze und das Ambiente Afrikas und der Trockenheit.
Die Autorin setzt sich mit den Themen des Postkolonialismus und Kapitalismus sehr vielschichtig auseinander und erzeugt kein schwarz-weiß Bild. Vielmehr beleuchtet sie das Thema sachlich ohne den ermahnenden Zeigefinder zu erheben und belehren zu wollen. Es werden zudem die Zustände und die Atmosphäre in Afrika beschrieben, wie Hunter sie als weißer, reicher Amerikaner wahrnimmt. Ich war hin- und hergerissen zwischen Sympathie und Ablehnung. Er wird als Prototyp des typischen Großwildjägers beschrieben, der sich viel herausnehmen kann, aber die Autorin zeigt auch seine Menschlichkeit in allen Facetten.
Die moralischen Abgründe werden hier perfekt aufgezeigt und es werden Argumente für und gegen die Jagd allgemein und insbesondere der "Big Six" ausgeleuchtet.

Das Besondere liegt im Aufbau und der Sprache des Romans. Gaea Schoeters baut gekonnt einen Spannungsbogen auf, der bis zum Schluss immer weiter gespannt wird. Sie beschreibt die Szenen, Eindrücke und Gefühle unnachahmlich in einer ganz eigenen Art, die von viel Beobachtungsgabe und Empathie zeugt.
"Trophäe" ist ein besonderer Roman, der anspruchsvoll ist und lange nachhallt. Es ist keine Geschichte, die man zwischendurch lesen kann. Man muss sich darauf einlassen, es ist keine leichte Lektüre. Mir wird sie noch lange im Kopf bleiben.

Ich kann das Buch jedem empfehlen, der eine anspruchsvolle und sehr gut ausgearbeitete Geschichte sucht, über die man nachdenken und diskutieren muss!

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Veröffentlicht am 26.09.2024

Das etwas andere Kochbuch - ein Kabarettist zeigt uns seine Lieblingsgerichte

Buchingers Kochbuch
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Michael Buchinger ist Influencer und Kabarettist und bringt mit "Buchingers Kochbuch" und dem passenden Untertitel "Ich koche nicht gern, aber kann es sehr gut" sein erstes Kochbuch heraus.
Seine Internetkarriere ...

Michael Buchinger ist Influencer und Kabarettist und bringt mit "Buchingers Kochbuch" und dem passenden Untertitel "Ich koche nicht gern, aber kann es sehr gut" sein erstes Kochbuch heraus.
Seine Internetkarriere startete er mit YouTube-Videos, in denen er oft mehr schlecht als recht seine Kochkünste zeigt und bei denen oft viel schief geht.

Ich hatte von Michael Buchinger zuvor überhaupt nichts gehört, aber das Kochbuch ist anders als die meisten, die man in der Küche stehen hat. Er präsentiert sechzig Gerichte, die einfach nachzukochen sind, nicht zu lange dauern und gut schmecken. Oft sind auch ausgefallene Gerichte dabei wie sein berühmtes Chips-Toast. Er kocht mit Zutaten, von denen man die meisten zu Hause hat um direkt loszulegen.
Er überzeugt mit seinen Gerichten, die viele verschiedene Bereiche abdecken, vom Snack über Hauptgerichte bis zum Dessert. Mit viel Humor nimmt er sich und seine Kochkünste oft selbst auf die Schippe, auch die Informationen, die er in das Buch mit einstreut, sind herrlich erfrischend und humorvoll.

Wer ein Kochbuch für die schnelle Küche sucht mit einer guten Portion Humor und Anekdoten ist mit diesem Kochbuch auf der sicheren Seite!

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Veröffentlicht am 25.09.2024

Zwei Schwestern und ein Bär lassen mich ratlos zurück

Cascadia
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Sam und Elena leben gemeinsam mit ihrer todkranken Mutter im Norden der USA auf einer kleinen Insel in ärmlichen Verhältnissen. Der Traum der beiden Schwestern ist es, nach dem Tod der Mutter das Haus ...

Sam und Elena leben gemeinsam mit ihrer todkranken Mutter im Norden der USA auf einer kleinen Insel in ärmlichen Verhältnissen. Der Traum der beiden Schwestern ist es, nach dem Tod der Mutter das Haus und Grundstück zu verkaufen und mit dem Geld ein neues Leben außerhalb der Insel anzufangen. Es wird eines Tages ein Bär gesichtet und als die beiden Schwestern ihn direkt vor ihrem Haus sehen, bekommen sie es zuerst mit der Angst zu tun. Der Bär kreuzt fortan nun immer wieder die Wege der Schwestern. Während Sam sich fürchtet und den Bären so schnell es geht loswerden möchte, ist Elena seltsam fasziniert von dem Tier, das einen unerklärlichen Reiz auf sie ausübt. Es gibt immer wieder Streitigkeiten zwischen den Schwestern, die am Ende eskalieren.

Ich habe mich sehr schwer getan, eine Rezension zu schreiben und das Buch im Gesamten zu bewerten. Das Cover ist toll gestaltet und wird mit dem rosa Himmel und den dunklen Bäumen einerseits stimmig und harmonisch, anderseits auch mystisch und geheimnisvoll.
Das Buch beinhaltet keine Kapitel und keine Zeitangaben, was es mir schwer gemacht hat, dem Ganzen zu folgen. Die Geschichte wird aus Sams Sicht geschrieben, jedoch nicht aus der Ich-Perspektive. Vielleicht hätte die abwechselnde Sicht von Sam und Elena oder anderen Personen geholfen, die Entwicklungen und Gefühle der einzelnen Personen besser einzuordnen.
Das Setting und die Atmosphäre werden sehr gut und eindrücklich beschrieben. Julia Phillips versteht es, eine einerseits heitere und harmonische Stimmung zu schaffen, die im Verlauf jedoch immer mehr verdrängt wird von Geheimnissen und Düsterheit.
Für mich ist es schwierig, das Buch einem Genre einzuordnen. Der Vergleich zum Märchen "Schneeweißchen und Rosenrot" liegt nah, da die Autorin auch einen kleinen Auszug aus diesem Märchen vorne in das Buch einbringt.

Es ist ein Buch, dass man nach dem Lesen erstmal zur Seite legen muss um noch darüber nachzudenken. Mich hat das Ende leider nicht abgeholt, generell ist die Handlung eher langatmig und der Schluss wirkte auf mich eher konstruiert. Vielleicht ist es aber auch genau das, was die Autorin beschreiben möchte: ein modernes Märchen, überspitzt dargestellt, seltsam anmutend und mit Elementen aus vielen Genres. Auch die klassischen Märchen bedienen Klischees und sind meist realitätsfern geschrieben. Je mehr ich über die Geschichte und die Charaktere in "Cascadia" nachdenke, desto eher kann ich der Geschichte etwas abgewinnen.

Alles in allem ist es es ein Buch, das etwas ganz Anderes ist, als das, was man normalerweise liest und das macht auch den Charme aus. Von mir eine Empfehlung an alle, die mal etwas Außergewöhnliches lesen möchten, das einem noch lange im Kopf bleibt.

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Veröffentlicht am 24.09.2024

Absolute Leseempfehlung - ein neues Highlight!

Die Halbwertszeit von Glück
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1987: Johanna lebt im DDR-Grenzgebiet nahe der BRD allein in einer Hütte im Wald. Sie vermeidet den Kontakt zur Außenwelt und soziale Kontakte hat sie keine. Das nächste Dorf ist weit zu Fuß entfernt. ...

1987: Johanna lebt im DDR-Grenzgebiet nahe der BRD allein in einer Hütte im Wald. Sie vermeidet den Kontakt zur Außenwelt und soziale Kontakte hat sie keine. Das nächste Dorf ist weit zu Fuß entfernt. Eines Tages klopft ein Mädchen an der Tür - es wird auch "das Mädchen" bleiben und ist schwanger auf der Flucht zum Vater des Kindes nach Paris. Johanna nimmt das Mädchen zunächst widerwillig auf.
2003: Holly träumt in Los Angeles von einer Karriere als Regisseurin. Als eine bekannte Regisseurin ihren geschriebenen Entwurf liest und für gut befindet, scheint die Chance zum Greifen nah. Als sich die Regisseurin mit ihr treffen möchte, muss Holly eigentlich im Büro arbeiten. Eine Kollegin springt für sie ein und vertritt sie in dieser kurzen Zeit. Beide ahnen nicht, dass ein großes Unglück das Leben der beiden Frauen durcheinander bringt und nichts mehr so sein wird wie vorher. Holly wird danach von tiefen Schuldgefühlen geplagt.
2019: Mylène führt ein perfektes Leben in Paris: sie führt erfolgreich eine Firma und wird bald Frédéric heiraten. Doch sie erhält ein Anwaltsschreiben, das ihr mitteilt, sie habe eine Wohnung in Amsterdam geerbt. Zunächst verwirrt, da sie niemanden in Amsterdam kennt, macht sie sich auf den Weg zu ihren Eltern um dort nachzufragen. Was sie dort erfährt, wird ihr Leben für immer verändern und ihr den Boden unter den Füßen wegreißen.

Alleine das Cover ist schon wunderschön. Mit seinen kräftigen Farben und den sichtbaren Pinselstrichen sieht es wie ein Gemälde aus.
Ich hatte zuerst Schwierigkeiten, mich in dem Roman zurechtzufinden, da es drei unterschiedliche Zeitebenen mit unterschiedlichen Figuren gibt. Zunächst scheinen sie auch keinen Zusammenhang zu haben, was sich im Laufe der Geschichte immer mehr klärt, es bleibt jedoch spannend bis zum Schluss und fügt sich schlüssig und stimmig zusammen.
Das Buch empfehle ich allen Frauen, da es die Kraft der Liebe, Familie und dem Schicksal wunderbar aufgreift und in eine absolut spannende und großartige Geschichte einbringt!

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Veröffentlicht am 19.09.2024

Einfühlsames und humorvolles Buch über die kleinen und großen Probleme im Leben

Kummer aller Art
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Mariana Leky erzählt in insgesamt 39 Geschichten über die großen und kleinen Dinge des Lebens und der Menschen: große Träume, Schlaflosigkeit, Liebeskummer, Ängste, Sorgen, Zwänge, Glück und vieles mehr. ...

Mariana Leky erzählt in insgesamt 39 Geschichten über die großen und kleinen Dinge des Lebens und der Menschen: große Träume, Schlaflosigkeit, Liebeskummer, Ängste, Sorgen, Zwänge, Glück und vieles mehr. Ursprünglich waren die Texte als Kolumne für die Zeitschrift "Psychologie heute" geschrieben und die Autorin hat sie für das Buch nochmals überarbeitet.

Was mir gut gefällt ist die Fülle an Geschichten und Themen. Mariana Leky hat ihren ganz eigenen fast schon poetischen Schreibstil, sie beschreibt die Dinge aus ihrer eigenen Sicht sehr gut beobachtend. Auch die immer wiederkehrenden Charaktere, die in den Geschichten vorkommen, bilden ein gutes Gerüst für die gesamte Geschichte. Obwohl die Geschichten alle sehr kurz sind, behandeln sie doch in aller Knappheit wichtige Themen ohne an Details zu sparen.
Manche Geschichten ähneln sich und oft habe ich mich gefragt, ob sich die Geschichten genau so zugetragen haben oder ob auch viel dazugeschrieben wurde.
Nichtsdestotrotz zeigt sie mit den kurzen Geschichten, dass man manchmal ein wenig um die Ecke denken muss um dem Glück auf die Sprünge zu helfen und die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. Mariana Leky begegnet den Problemen und Sorgen ihrer Figuren stets mit der nötigen Prise Humor und sorgt für Impulse und Denkanstöße beim Lesen.

Ich kann das Buch allen empfehlen, die ein einfühlsames und humorvolles Buch über die kleinen und großen Probleme des Lebens suchen. Auch als Geschenk kann ich mir das Buch gut vorstellen, da für jeden die eine oder andere passende Geschichte zu finden ist.

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