Kann man dem Schicksal mit Schweigen entkommen?
LeuchtfeuerSommer 1985: Theo Wilf, fünfzehn Jahre alt und Sarah Wilf verursachen einen Autounfall. Theo ist gefahren, obwohl er dies zu dem Zeitpunkt noch gar nicht durfte. Mit im Auto saß eine Freundin Theos, der ...
Sommer 1985: Theo Wilf, fünfzehn Jahre alt und Sarah Wilf verursachen einen Autounfall. Theo ist gefahren, obwohl er dies zu dem Zeitpunkt noch gar nicht durfte. Mit im Auto saß eine Freundin Theos, der er imponieren wollte. Kurz vor Theos und Sarahs Elternhaus baut Theo den Unfall - das Mädchen, das mit im Auto saß, ist sofort tot. Sarah nimmt die Schuld auf sich, obwohl sie angetrunken war und nicht am Steuer saß. Dieses Schlüsselereignis bildet die Ausgangssituation der Geschichte. Man begleitet die Familie Wilf von 1970 bis 2020, auch die Nachbarsfamilie Shenkman, die viel später in die Straße zieht, spielt noch eine Rolle.
Das Cover fand ich sehr ansprechend und auch der Klappentext liest sich spannend. Die Erwartungen, die ich dementsprechend hatte, wurden eher nicht erfüllt. Ich hatte mir eine andere Geschichte aufgrund des Klappentextes vorgestellt. Auch das Cover passt für mich nach Beenden des Buches nicht zum Inhalt, in anderen Ländern wurde die Gestaltung besser umgesetzt.
Der größte Kritikpunkt für mich sind die kapitelweisen Wechsel der Personen und Zeiten. Dani Shapiro wechselt nicht nur zwischen den Sichtweisen der einzelnen Charaktere sondern auch willkürlich in den Zeiten - mal ist man in den 80ern, mal in Jahr 2020. Das hat mir das Lesen sehr schwer gemacht, oft musste ich nochmal zurückblättern und kam so nicht gut in die Geschichte rein.
Eine konkrete Handlung gibt es nicht, auch aufgrund der vielen Wechsel in jedem Kapitel. Gut beschrieben sind die Gefühle der Personen und auch die Schauplätze, man kann sich alles sehr gut vorstellen. Auch der Erzählstil ist eingänglich und gut zu lesen.
Der Autounfall wird direkt auf den ersten Seiten beschrieben. Anders als in den meisten Büchern wird nicht auf dieses "Familiengeheimnis" hingearbeitet und man erwartet als Leser gespannt die Enthüllung sondern das zentrale Thema ist der Umgang der einzelnen Personen mit der Schuld des Unfalls, die jeder anders erlebt und trägt. Die Autorin zeigt die Konsequenzen dieses Unfalls auf und auch das Schweigen darüber, was den einen erdrückt, dem anderen aber die Sicherheit der vermeintlichen Unschuld gibt. Durch die erste Hälfte musste ich mich etwas "quälen", die zweite Hälfte wurde für mich dann spannender.
Alles in allem ist "Leuchtfeuer" ein Roman, der eine gute Message beinhaltet, die aber für mich nicht sehr gut umgesetzt wurde. Man ist als Leser verwirrt wegen der stetigen Wechsel der Personen und Zeiten und bleibt auch verwirrt zurück. Trotzdem empfehle ich das Buch für allen, die gerne von schicksalhaften Familiengeschichten lesen.