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Veröffentlicht am 09.06.2021

So unendlich wie die Sterne...

Das unsichtbare Leben der Addie LaRue
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Ich erinnere mich daran, dass ich damals das Bild sag und begriff, dass Fotos kein Abbild der Wirklichkeit sind. Es gibt keinen Kontext, nur die Illusion, dass es die Momentaufnahme eines Lebens ist; aber ...

Ich erinnere mich daran, dass ich damals das Bild sag und begriff, dass Fotos kein Abbild der Wirklichkeit sind. Es gibt keinen Kontext, nur die Illusion, dass es die Momentaufnahme eines Lebens ist; aber das Leben besteht nicht aus Momentaufnahmen, es ist ein Kontinuum. Weshalb jedes Foto eine Fiktion ist. Das hat mir daran gefallen. Alle glauben dass Fotos die Wahrheit zeigen, dabei lügen sie nur besonders überzeugend.

Dieses Zitat hat mich nach dem Lesen des Buches noch lange beschäftigt, weswegen ich es auch an den Anfang meiner Rezension stellen möchte.

Addies Leben begann zu einer Zeit, da gab es noch keine Kameras. Es begann in einem kleinen Dorf zu einer Zeit, als das Leben einer Frau nur einen Sinn hatte: heiraten, eine eigene Familie gründen und die eigenen Kinder großziehen. Bis sich der Kreislauf wiederholt. Doch hat das Leben nicht mehr zu bieten? Was ist mit all den Orten und Menschen, die sie nie gesehen, nie kennengelernt hat? Und da fasst sie einen Entschluss: absolute Freiheit gegen ihre Seele und sie entscheidet, wann es Zeit ist, die Erde zu verlassen. Doch ist der Preis der Freiheit höher, als sie zunächst gedacht hat..

Das faszinierende dabei an Addie ist, dass sie diese Entscheidungen für sich trifft und dann unermüdlch versucht, das neu gewonnene auch zu nutzen. Statt dem Leben, dass sie verloren hat, entdeckt sie die Chancen und Tücken nach ihrem Deal. Sie will leben und dieser unglaubliche Lebenswille hat mich jedesmal beeindruckt, denn auch wenn es einen Rückschlag gibt, findet Addie doch immer wieder die Kraft, weiterzumachen. Und sind wir ehrlich, dass ist lange nicht selbstverständlich.

Hinzu kommt die immer wiederkehrende Beschreibung ihrer 7 Sommersprossen auf ihrem Gesicht, die an einen Sternenhimmel erinnern. Und ich finde, dass diese Unendlichkeit in ihrem Gesicht und auch die unendliche Freiheit im Universum ihr Schicksal nicht besser hätte beschreiben können.

Dabei ist dies nicht die einzige Metapher, die man im Buch antreffen kann. Die Autorin bedient sich gerne solcher Bilder, besonders wenn man eine neue Situation und Addies Gefühle im Zusammenhang damit kennenlernen soll. Auch sind diese Bilder wichtig, wenn es um die vorgestellten Kunstwerke geht. Denn von Addie inspirierte Kunstwerke spielen im Buch eine recht große Rolle, sodass man sich auch in deren Deutung verlieren kann, wenn man das möchte. :)

Das hat mir nämlich auch an diesem Buch sehr gefallen. Man kann, wenn man das möchte, sich zwischen den Zeilen verlieren, sich Gedanken über den Sinn des Lebens machen und herausfinden, was einem selbst im Leben am meisten bedeutet. Allerdings muss man das auch nicht, man kann auch nur Addies Begleitung sein, das Leben mit ihr meistern und mit ihr auf das Schlupfloch durch Henry hoffen. <3 Jeder Leser trifft diese Wahl für sich.

Allgemein sei gesagt, dass der Schreibstil voller bedeutungsschwangerer Wörter steckt und sich, wie ich finde, auch sehr flüssig liest. Besonders abwechslungsreich sind dann die Perspektivwechsel ab der Mitte des Buches. Selten konnte ich in meinem Kopf so viele Bilder des Geschehens festhalten, wie es hier der Fall war. ;)

Wenn Henry dann auftritt, ergibt sich ein neuer Wind, der Addies langes Leben nochmal auffrischt. Man sieht im Kontrast deutlich, wie sich ihr Leben entwickelt hat und erfährt auch, wie es in einer anderen Zeit hätte verlaufen können.

Zuletzt sei nur noch gesagt, wie spannend ich das Konzept von Addies Fluch fand. Jeder, dem sie begegnet, vergisst sie wieder, sobald er sich abwendet. Eine einsame Freiheit, wie ich finde, da man zwar von jeder sozialen Verpflichtung befreit ist, aber gleichzeitig auch keine Bildung freiwillig eingehen kann. Selten wurde mir so sehr bewusst, wie wichtig andere Menschen in meinem Leben für mich sind und dass ich sie für keine Freiheit der Welt hergeben möchte. <3

Darum kann ich dieses Buch nur mit 5 von 5 Sternen bewerten. Es hat mir eine neue Perspektive auf das Leben geschenkt, die ich nicht mehr missen möchte. Und ich kann diese Reise mit Addie nur jedem empfehlen, der sich gedanklich gerne einmal entführen lassen möchte.

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Wahrheit oder Lüge? Kannst du mit deiner Wahl leben?

Elloani
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Dies ist der erste Teil einer Dilogie, somit seit gewarnt, dass euch der Wunsch nach einer Fortsetzung am Ende übermannen wird. ;)

Das Reich Velatien befindet sich im Krieg mit einem mächtigen Feind. ...

Dies ist der erste Teil einer Dilogie, somit seit gewarnt, dass euch der Wunsch nach einer Fortsetzung am Ende übermannen wird. ;)

Das Reich Velatien befindet sich im Krieg mit einem mächtigen Feind. Der denkbar ungünstigste Augenblick für einen Rohstoffmangel zur Herstellung und Nutzung der Waffen. Ellioani (=dieser Rohstoff) ist universell einsetzbar und unverzichtbar für die Alchemisten in Velatien. Doch warum wollen die Hochländer, die Handelspartner und einzigen Förderer dieses Stoffes, keine neuen Lieferungen veranlassen?

Eine gewaltsame Auseinandersetzung scheint unausweichlich, doch nie hätte die Königin erwartet dem Fremden vom Maskenfest nun auf der feindlichen Seite widerzusehen...

Zu Beginn steigt man direkt in die Verhandlung mit den Hochländern um das dringend benötigte Elloani ein. Dabei habe ich sofort bemerkt, wie wichtig für die Königin die Meinung des Glaubenshüters ist. Sie leben im "Zweiklang", das religiöse steht neben dem weltlichen Oberhaupt.

Somit befinden wir uns in einer völlig neuen, unbekannten Welt, die dann auch ganz andere Gesellschaftssturkturen aufweist, als unsere. Im unauswechlichen Krieg lernt mann dann zudem noch eine weitere Kultur kennen, die der Höchländer. Auch herrscht im Hochland Magie, sodass viel neues auf den Leser aber auch auf die Königin zukommt.

Geschrieben ist das Buch dabei aus zwei Perspektiven: die der Königin Kaila, Herrscherin in Velatien, und die Airys, der Fremde vom Maskenfest, Man erfährt so die Gefühle und Ansichten beider Seiten aus erster Hand und muss bereit sein, sich auch in beide Charaktere hineinzuversetzen. Ein Krieg bedeutet Verluste und auch, dass immer einer der "Schuldige" ist. Wer hat den Krieg begonnen, wer ist verantwortlich für all die Toten? Oder gibt es Raum für Vergebung und Vertrauen?

Ich denke man merkt, dass ich hier darauf vorbereiten will, dass nichts in diesem Buch schwarz oder weiß ist. Viel eher finde ich, dass alles unter einem grauen Nebel verborgen ist und jeder selbst herausfinden muss, wie er dazu steht.

Ich sehe in Kaila eine starke, verantwortungsbewusste Königin, die sich unter dieser Last des Amtes leidet. Sie gibt sich selbst für diese Rolle fast auf und ich wüsste nicht, wie ich mit einer solchen inneren Zerissenheit umgehen würde. Darum beeindruckt sie mich, denn selbst ihre Schwächen, die zeigen, dass sie letztlich auch nur ein Mensch ist, halten sie nicht davon ab, immer das beste für ihr Land tun zu wollen, unabhängig von ihren eigenen persönlichen Wünschen.

Airy ist ihr in diesem Punkt sehr ähnlich. Er ist auch bereit, alles für seine Freunde zu geben. Und trotz allem schafft er doch, sich in Kaila hineinzuversetzten und mehr zu sehen, als eine böswillige Königin. Airy sieht die Menschen und baut eine starke Verbindung zu seinen Vertrauten auf. Seien es nur die Soldaten, Bekannte oder seine Freunde, Airys Charisma kann man sich kaum entziehen. (;

Mit diesen interessanten, vielschichtigen Charakteren erleben wir diese Geschichte und dabei ist es besonders wichtig, sich nicht vom äußeren Schein täuschen zu lassen. (: Genau das gefiel mir am meisten in diesem Buch; egal was man dachte, letztlich lauerte immer wieder eine neue Überraschung im nächsten Kapitel.

Darum habe ich mich für 5 von 5 Sternen entschieden. (:

Nach den ersten Kapiteln wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, denn vor allem die Charaktere zeihen einen in ihren Bann, sodass man nicht umhin kommt, mit ihnen mitzufühlen und alles miterleben zu wolllen. ;)

Viel Freude beim Lesen, wenn ihr auch gerne mal aus gewohnten Denkmustern ausbrechen wollt. (;

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Veröffentlicht am 20.03.2020

Eine echte Liebe versteckt in der Suche nach sich selbst...

Cherish Hope
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Seit Naynas Schwester mit ihrem Liebhaber entgegen all ihrer indischen Traditionen durchgebrannt ist, versucht sie all das zu sein, was ihre Eltern sich so sehr wünschen. So auch bei der Suche nach einem ...

Seit Naynas Schwester mit ihrem Liebhaber entgegen all ihrer indischen Traditionen durchgebrannt ist, versucht sie all das zu sein, was ihre Eltern sich so sehr wünschen. So auch bei der Suche nach einem geeigneten Ehemann, für die sich Nayna jedoch alles andere als bereit fühlt. Woher soll sie wissen, was sie will, wenn doch bisher einzig die Wünsche aller anderen für sie zählten?
Rai hingegen weiß schon lange, was er will: ein Haus mit Frau und Kindern während er das Geld nach Hause bringt. Doch als er Nayna kennenlernt, stellt er fest, dass das einzige, was er wirklich will, ein gemeinsames Leben mit dieser Frau ist. Aber wie kann er sie davon überzeugen, dass er sie trotz ihrer unterschiedlichen Wünsche glücklich machen kann?

Zu Beginn sei gesagt, dass die Kultur, in der Nayna und Rai aufgewachsen sind, indischen Ursprungs ist. Allerdings hat sich die Autorin bemüht, die uns allen bekannten Traditionen einer arrangierten Ehe sowie der dabei klassischen Rollenvertreilung aufzubrechen und teilweise an die heutige Zeit anzupassen. Nichtsdestotrotz empfand ich es als gelungene Darstellung einer fernen Kultur, die versucht in unserer modernen Gesellschaft nicht in Vergessenheit zu geraten und die trotz ihrer alten Traditonen heute durchaus noch ihre Relevanz behaupten kann.

Dabei gefielen mir besonders die dargestellten Charaktere. Jeder hatte seine Fehler und doch machte gerade das sie besonders menschlich. So beispielsweise Naynas Schwester, die in ihrem jugendlichen Leichtsinn die Welt erleben wollte, und deren Familie dann, um sie wieder auzunehmen, im Verlauf des Buches immer mehr zusammenzuwachsen muss. (:
Nayna ist gerade darum aber eine äußerst facettenreiche Figur, da sie ein innerer Konflikt herumtreibt. Während sie einerseits die erfolgreiche, taffe Wirtschaftsprüferin mimt, ist sie andererseits auch die fügsame Tochter ihrer Eltern, so wie sie es sich von ihrer ersten Tochter gewünscht hätten. Dabei sind diese völlig verschiedenen Seiten das, was ihre Charakterentwicklung während des Buches ausmacht. Ist dies nur eine Form der Rebellion gegen all diese Regeln und Traditionen ? Oder ist das gar nicht ihre Erwartung an die Zukunft, sondern nur die ihrer Eltern?
Nur durch Rai, der sie auffordert, sich für ihn zu entscheiden, stellt sie fest, dass ihre Entscheidungen das sind, was ihr Leben aussmacht. Dabei bewundere ich Rais Bodenständikeit und seine feinfühlige Art, mit der er sich nicht nur Nayna gegenüber zeigt, sondern sich auch um seine Schwester sorgt.

Verliere nicht deinen Glauben daran, dass auch du über dich selbst hinauswachsen kannst.

Zitate wie dieses sorgen dafür, dass nicht nur die Figuren in diesem Buch dazulernen, sondern auch wir als Leser die unterschiedlichsten Schicksale erleben, verstehen und auch zu überwinden lernen. Der Schreibstil gefiel mir so unglaublich gut, da er mich die Figuren verstehen ließ und dabei die Situation auch immer so beschrieben wurde, dass man sich sehr gut hineinversetzen konnte. Kecke Dialoge, unerwartete Wendungen und auch das niemals langweilig werdende Leben unserer Protagonisten sorgte dafür, dass man unbedingt das Ende der Geschichte erfahren wollte.

Ich persönlich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, nachdem ich einmal angefangen hatte zu lesen. Die Charaktere und ihre Geschichte haben mich einfach mitgerissen, sodass ich hier 4,5 von 5 Sternen vergebe! <3

Ein Liebesroman, der einem zeigt, wie wichtig es ist, man selbst zu sein, um gemeinsam glücklich werden zu können.

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Veröffentlicht am 04.01.2020

"Wer Wind sät, wird Sturm ernten." (S. 255)

Die Spiegelreisende 3 - Das Gedächtnis von Babel
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Wenn man nur flüchtig auf das Cover blickt, könnte man fast denken, das sich das Bild, die Arche darauf, gar nicht ändert, sondern nur die Farbe des Covers allgemein. Denn auch auf den vorherigen zwei ...

Wenn man nur flüchtig auf das Cover blickt, könnte man fast denken, das sich das Bild, die Arche darauf, gar nicht ändert, sondern nur die Farbe des Covers allgemein. Denn auch auf den vorherigen zwei Bänden ist immer eine Arche abgebildet bzw. ein Teil davon, die der Haupthandlungsort der Geschichte werden wird.
Doch eine Arche? Was soll das überhaupt sein?

In dieser Fantasyreihe von Christelle Dabos wurde die Welt zerrissen. Nur Bruchstücke, sogenannte Archen, sind zurückgeblieben, die von den Familiengeistern regiert werden. Je nach Familiengeist haben die dort lebenden Menschen auch unterschliedliche Fährigkeiten, sodass Ophelia, als sie nun nach Babel reist, eine seltene Fährigkeit als Leserin hat. Sie hat die Möglichkeit ergriffen, Anima zu verlassen und nun nach Thron zu suchen, von dem sie seit dessen Flucht nichts mehr gehört hat..
Umgeben von unbekannten Regeln, Zensoren und Virtuosen begibt sich sich auf die Suche, obwohl sie gar nicht weiß, wonach genau sie sucht. Nur eins erkennt sie recht schnell: um Thorn zu helfen, den Anderen aufzuhalten und zu sich selbst zu finden, ist vielleicht nur "die letzte Wahrheit" der richtige Schlüssel...

Gleich zu Beginn des Buches findet sich nicht nur wieder eine sehr schöne Karte, die alle Windrosen zwischen den Archen zeigt, sondern auch eine kleine Zusammenfassung, die es einem erleichtert, sich die vorherigen Ereignisse in Erinnerung zu rufen und so problemlos in die Geschichte einzusteigen. Einzig für Neulinge könnte diese etwas zu kurz sein, sodass ich empfehlen würde, immer zuerst die vorherigen Bücher zu lesen, um nicht vor lauter Fragen, die Lust am Lesen zu verlieren.

Ophelia kehrt hier so wieder, wie wir sie bereits kennengelernt haben: tollpatschig, liebenswürdig, ehrlich und nicht zuletzt auch unglaublich neugierig. Egal welches Hindernis sich ihr in den Weg stellt, um Wissen zu erlangen, ist ihr keine Hürde zu umständlich. Dabei beweist sie aber auch einen Gleichmut, der bei mir nur Staunen hervorgerufen hat. Sie erkennt, wenn eine Situation zu verfahren ist, um andere durch die Wahrheit zu überzeugen. Dabei fügt sich sich aber nicht kampflos in ihr Schickal, sondern ist so objektiv und ehrlich zu sich selbst, dass sie ihren inneren Widerstand zur rechten Zeit in Tatendrang transformiert. Da man aber nie weiß, wann sich die Gelegenheit dafür bietet und wie andere reagieren, ist es unglaublich spannend, Ophelia auf ihrem Weg zu begleiten.

Ich hätte auch nie gedacht, wie interessant ich es finden würde, diese neue Welt, die Arche Babel, zu erkunden. Kurz zeigt sich da auch die Kritik an unserer Gesellschaft, da man nur durch Äußerlichkeiten und die einem vererbten Gaben einer bestimmten Schicht zugeordnet wird. Man verbietet kriegerisches Vokabular und ersetzt dieses durch Euphemismen, auf das alles vergangene in Vergessenheit gerät und darum Frieden einkehren kann. Diese Illusion, die wir hier finden, sollte uns in unserem Alltag die Augen öffnen, uns sensibilisieren und nicht alles einfach nur hinnehmen lassen.

"Denk selbst nach, kleiner dummer Mensch, anstatt stumpf zu wiederholen, was man die vorsagt!" S. 250

Aber neben Ophelias neuem Antrieb hat auch Archibald eine neue Leidenschaft für sich entdeckt. Er ist fest entschlossen Erdenbogen, eine verborgene Arche, zu finden, sodass die Geschichte auch durch Perspektivwechsel aufgelockert wird, die einem Berenildes Situation zeigen. Dadurch ist ein Kapitel fesselnder als das andere und man kommt gar nicht umhin, die Zeit zu vergessen. Doch gerade diese Eigenschaft ist auch dem Schreibstil der Autorin geschuldet, da dieser zwar nüchtern scheint, letztlich aber von verschiedenen Emotionen durchdrungen ist, sodass man in die Figuren quasi "hineingesogen" wird. Man fühlt mir den Figuren mit, entwickelt Verständnis für ihr Handeln und möchte am Ende des Buches gerne bei ihnen, in ihrer Welt, verweilen.

Ich denke darum, dass 5 Sterne als Bewertung dem Buch fast gar nicht gerecht werden.. Erst im Nachhinein erkennt man, wie tiefgründig manche Darstellungen sind, sodass sicher erst nach mehrmaligem Lesen jede Facette der Geschichte entdeckt werden kann.

Eine fesselnde, nachdenklich stimmende und mitreißende Geschichte, die man einfach gelesen haben muss!

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Veröffentlicht am 27.12.2019

Eine lesenswerte Geschichte mit für mich falschem Sprecher (Mitch)

Sinking Ships
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Nach „Burning Bridges“ folgt nun dieser Roman Tami Fischers, der seinem Vorgänger in nichts nachsteht und vielleicht sogar diesen noch übertrifft! Da ich aber erst mit „Sinking Ships“ in die Reihe eingestiegen ...

Nach „Burning Bridges“ folgt nun dieser Roman Tami Fischers, der seinem Vorgänger in nichts nachsteht und vielleicht sogar diesen noch übertrifft! Da ich aber erst mit „Sinking Ships“ in die Reihe eingestiegen bin, kann ich es nicht mit letzter Gewissheit sagen. (; Denn auch als unwissender kann man problemlos hier einsteigen und sich voll und ganz auf Carlas und Mitchells Geschichte konzentrieren. (:

Mitchell hat schon länger nur Augen für Carla, was diese gar nicht zu bemerken scheint. Nein vielmehr glaubt sie ihn sogar zu hassen! Doch dann passiert es: Mitchell rettet sie vor dem Ertrinken. Was, wenn er all ihren Freunden davon erzählt und ihre Schwäche verrät? Carla hat vor nichts mehr Angst, als davor erneut verletzt zu werden, weswegen sie sich hinter ihrer kratzbürstigen Fassade versteckt, um für sich und ihre Brüder sorgen zu können. Aber Mitchell lässt sich davon nicht abschrecken, nein er versucht sogar gerade deswegen, dahinter zu blicken und die wahre Carla kennenzulernen. Ob ihm das gelingen wird?

Ich persönlich finde, dass Carla eine unglaublich beeindruckende Persönlichkeit ist. Sie kümmert sich um ihre beiden Brüder, geht nebenbei Arbeiten und hilft auch bei ihrer Tante ab und zu aus, während sie auch noch ihr Studium zu stemmen versucht. Da bleibt keine Zeit für viele Studentenpartys, sie bräuchte eigentlich zwei Leben: das einer Studentin und das einer liebevollen Schwester, um genug Zeit zum Leben zu haben. Glücklicherweise aber hilft ihre Tante ihr, wo sie nur kann. (: Das Temperament, durch welches Carla nie um eine schlagfertige Antwort verlegen scheint, liegt eindeutig in der Familie. Sodass alle Dialoge mit ihr nie langweilig werden konnten. (;

Mitchell hingegen scheint genau ihr Gegenpol zu sein. Ruhig, ausgeglichen, aus reicher Familie stammend und dann auch noch ausgezeichneter Schwimmer sowie Student. Er ist hilfsbereit, allseits beliebt, geduldig und schleicht sich so Stück für Stück immer mehr in Carlas Herz… <3 Er hat schnell alle Sympathien auf seiner Seite, sodass man nicht vergessen darf, sich auch in Carla hineinzuversetzen. Ohne empathisches Einfühlungsvermögen könnte man sonst vorschnell und zu Unrecht Carla verurteilen. ): Denn auch wenn Mitch‘ Leben anfangs so einfach scheint, mit der perfekten Familie, einem so perfekten, fehlerlosen Charakter, hat doch auch er ein echtes Leben hinter dem Schein, das er, so wie auch Carla, niemandem zuvor gezeigt hat…

Ich denke, dass gerade diese Gegensätzlichkeit die Ursache dafür ist, dass beide einander so anziehend finden. Sie zeigen dem anderen neue Blickwinkel, helfen sich, ihr Leben besser zu verstehen und fokussieren zusammen das, was wichtig ist. Vertrauen, Freundschaft, Familie, Verständnis… Wenn man nicht glaubt, dass es sowas gibt, wie kann man dann überhaupt richtig gelebt haben?

Diese schöne Geschichte verpackt in einem nicht weniger schönen Schreibstil. (: Denn als ich einmal angefangen hatte, wollte ich gar nicht mehr aufhören, da die Wortwahl der Autorin alles zu einem Textgeflecht zusammen gefügt hat, das einen nur fesseln konnte. Ab und zu bin ich an mancher Stelle mal ins Stocken gekommen, im Allgemeinen war ist es aber ein flüssiger, angenehmer Schreibstil, dem es vielleicht nur an der ein oder anderen Verzierung fehlt.

Da ich hier aber das Hörbuch rezensiere, möchte ich auch kurz ein paar Wörter über die Sprecher verlieren. Das Buch wird aus den Perspektiven beider Protagonisten erzählt, sodass es auch zwei Sprecher gibt. Während Carlas Stimme, gesprochen von Fanny Bechert, mir sehr gefallen hat, konnte ich mit Mitchells Stimme, gesprochen von Oliver Dupont, nur langsam warm werden. Fanny beweist ein Talent dafür, Carla eine ausdrucksvolle, emotionsgeladene Stimme zu geben, bei der auch ihre spanischen Ausrufe nicht ausgesetzt, sondern authentisch klingen. Mitchells Stimme passte leider überhaupt nicht zu meiner Vorstellung, da sie für mich etwas Linkisches, vielleicht sogar Hinterlistiges hatte, was viele eher an einen Bösewicht als an unseren Gutmensch Mitch erinnern könnte.

Insgesamt bewerte ich die Geschichte darum mit 4 von 5 Sternen. Man muss sich auch in Carla hereinversetzen wollen, da sie sonst gegen den herzgewinnenden Mitch sonst einfach nur verlieren kann. Und ich denke, dass ich auch eine Lehre, die man hier ziehen kann. Niemandes Leben ist perfekt und egal wie schwer man glaubt, dass das eigene sei, das anderer ist darum nicht weniger schwer, wenn vielleicht auch in anderem Ausmaß.

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