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Veröffentlicht am 11.11.2019

Abenteuer zu Zeiten der Hanse

Das weiße Gold der Hanse
2

Um es gleich vorweg zu sagen: der Titel ist irreführend. Es geht hier nicht um das Salz, welches man zu Hansezeiten auch als „weißes Gold“ bezeichnet hat. Es geht in erster Linie um die Geschichte des ...

Um es gleich vorweg zu sagen: der Titel ist irreführend. Es geht hier nicht um das Salz, welches man zu Hansezeiten auch als „weißes Gold“ bezeichnet hat. Es geht in erster Linie um die Geschichte des Bertram Morneweg, einer historischen Figur, die damals tatsächlich gelebt hat.
Damals, das ist die Welt der Hanse im 13. Jahrhundert. Die Geschichte spielt hauptsächlich in Lübeck, der zu jener Zeit wohl reichsten Stadt des Hansebundes. Allerdings lernt der Leser im Verlauf der Geschichte auch andere wichtige Orte der geläufigen Handelswege kennen.

Von Beginn an teilt sich das Geschehen in zwei Handlungsstränge. Zum einen verfolgen wir die Geschichte eines schiffsbrüchigen Jungen, zum anderen die Geschichte eines erfolgreichen Lübecker Ratsherren. Ich will hier nicht zuviel verraten, aber die Zusammenhänge der beiden Handlungsstränge erschließen sich dem Leser im Verlauf des Buches.

Der Junge ist der einzige Überlebende eines Piratenüberfalls, er wird von einem anderen Schiff gerettet und von dessen Kapitän als billige Arbeitskraft behalten. Es ist eine Art Sklavendasein, dass er in Wismar erdulden muss. Sein einziger Trost ist Rebecca, eine weitere Sklavin des brutalen Kapitäns, die sich um den Jungen kümmert. Dabei ist sie selbst nur ein paar Jahre älter als er. Nach schlimmen Jahren gelingt es den beiden, mit einem Gewaltakt dem Kapitän zu entkommen. Sie gelangen nach Lübeck. Dort wendet sich das Blatt für den Jungen. Zunächst verdient er sich etwas Geld mit Jonglieren und Singen auf dem Markt. Dann bekommt er eine Lehrstelle bei einem angesehen Lübecker Kaufmann. Rebecca tritt nach einigen Widrigkeiten in die Kirche ein und wird Schwester im Heiligen-Geist-Hospital. Der Traum des Jungen ist es, bald auf große Fahrt mit einem Schiff gehen zu können, um ferne Orte zu sehen, von denen er bisher nur gehört hat.

Im zweiten Erzählstrang ist der Ratsherr damit beschäftigt, den Neubau des Heiligen-Geist-Hospitals zu beaufsichtigen, den er mit angeregt hat. Er ist nicht nur Ratsherr, sondern auch ein wohlhabender Kaufmann, und er ist sehr sozial engagiert. Ein junger Maler, der für ihn arbeitet, ist unglücklich verliebt und gerät in Schwierigkeiten. Der Ratsherr möchte ihm helfen. Das wird nicht ganz einfach, aber der Ratsherr hat eine glückliche Hand, es besteht durchaus Hoffnung.

Zu Beginn liest sich das Buch etwas unkonventionell, doch man gewöhnt sich schnell an den Stil. Der Autor vermittelt mit seiner bildhaften Sprache einen guten Eindruck von der damaligen Zeit.
An einigen Stellen wirkt die Geschichte aber etwas schleppend, manche Ereignisse erschienen mir nicht ganz durchdacht. Der letzte Teil des Buches dagegen wirkte auf mich sehr gedrängt. Es wurden alle offenen Fragen geklärt, aber manches, von dem ich mir eine ausführlichere Erklärung erhofft hatte, wurde nur in ein oder zwei Sätzen abgehandelt. Für mich sah das so aus, als sollte möglichst schnell ein Ende gefunden werden.
Trotz der Kritik muss ich sagen, dass die Geschichte insgesamt fesselnd geschrieben ist. Das Buch war angenehm zu lesen, hätte aber einen anderen Titel verdient.

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  • Cover
  • Geschichte
  • Figuren
  • Thema
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 29.10.2019

Mephisto ante portas

Der Lehrmeister (Faustus-Serie 2)
0

Sechs Jahre sind vergangen, wir schreiben das Jahr 1518, und der inzwischen berühmt-berüchtigte Doktor Faustus zieht mit Karl Wagner und der jungen Greta, Tochter seiner geliebten Margarete, als Quacksalber ...

Sechs Jahre sind vergangen, wir schreiben das Jahr 1518, und der inzwischen berühmt-berüchtigte Doktor Faustus zieht mit Karl Wagner und der jungen Greta, Tochter seiner geliebten Margarete, als Quacksalber und Astrologe durch das Land. Seine dunkle Seite, die von Tonio einst geweckt wurde, macht sich mehr und mehr bemerkbar. Er ist immer auf der Flucht vor dem gefürchteten Tonio, der mit dunklen Mächten im Bunde zu stehen scheint. Doch im tiefsten Innern ist Johann sich bewusst, dass er vor dem Bösen nicht ewig davonlaufen kann.
Die Dramatik spitzt sich zu, es ist spannend und ab und an auch richtig gruselig. Pötzsch schreibt eingängig, detailreich und bildhaft. Interessante historische Personen kreuzen den Weg des Lesers.
Die Fortsetzung von „Der Spielmann“ ist ebenso gelungen wie der erste Band. Spannung bis zum Ende, historisch und geographisch gut recherchiert (auch die Karten sind gelungen und hilfreich), ein reines Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 28.10.2019

Nur noch kurz die Welt retten...

Das Imperium aus Asche
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Der Abschlussband der zweiten hervorragend ausgearbeiteten Trilogie von Anthony Ryan.

Manchmal fand ich es schon nervig, wenn ein Kapitel sehr spannend endete, und ich dann zu einem anderen Protagonisten ...

Der Abschlussband der zweiten hervorragend ausgearbeiteten Trilogie von Anthony Ryan.

Manchmal fand ich es schon nervig, wenn ein Kapitel sehr spannend endete, und ich dann zu einem anderen Protagonisten springen musste. Das Wechseln zwischen den Hauptfiguren erhöht natürlich die Spannung, und die bleibt auch in Band 3 dieser Reihe bis zum Schluß erhalten.

Clay, Lizanne, Hilemore und Sirus erleben jeweils aus ihrer Sicht die Geschehnisse. Und die sind weiterhin sehr bedrohlich. Der weiße Drache hat sich erhoben und fällt mit brutaler Gewalt über die Menschen her. Er ist sehr mächtig, und sein Einfluss auf Menschen und andere Drachen ist stark. Doch Clay hat bei seiner Reise in die Welt unter dem Eis viel erfahren. Sein Mut und seine Erfahrung helfen ihm dabei, langsam die Zusammenhänge zu erkennen. Sein Wissen teilt er mit Lizanne, die auch davon profitiert. Ereignisse, die längst vergessen sind, kommen wieder ans Licht. Und das ist notwendig, um im Kampf gegen den Weißen noch eine Chance zu haben. Gewinnt der Weiße, ist die Welt verloren. Doch unsere Protagonisten sind nicht gewillt, das hinzunehmen.

Sehr spannend geschrieben ist auch dieser letzte Band. Technische Feinheiten werden genauso detaillert dargestellt wie militärische Strategien. Aber es sind nie zu viele Details, sondern genau die richtige Dosis, wie ich finde.
Die Karten im Buch (und das gilt auch für die Karten in den ersten beiden Bänden) hätten meiner Ansicht nach etwas detaillierter sein können. Manche Orte und Gegenden, die in der Geschichte eine Rolle spielen, sind dort nicht eingezeichnet. Z. B. Feros – wo ist das? Da wären etwas informativere Karten sinnvoller gewesen. Aber das ist auch der einzige Kritikpunkt, den ich nennen kann. Ansonsten ist es spannende Unterhaltung vom Feinsten. Sehr zu empfehlen für Freunde von phantasievollen Geschichten!

Veröffentlicht am 02.09.2019

Kampf um die Macht

Teufelskrone
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„Teufelskrone“ ist der sechste historische Roman aus der Waringham-Serie von Rebecca Gablé. Zeitlich ist die Autorin hier allerdings nicht vorwärts gegangen, sondern sie ist zurück gesprungen, noch vor ...

„Teufelskrone“ ist der sechste historische Roman aus der Waringham-Serie von Rebecca Gablé. Zeitlich ist die Autorin hier allerdings nicht vorwärts gegangen, sondern sie ist zurück gesprungen, noch vor den ersten Roman dieser Reihe(„Das Lächeln der Fortuna“). Wir befinden uns am Ende das 12. Jahrhunderts.

Richard Löwenherz kehrt vom Kreuzzug zurück und wird gefangen genommen. Einer seiner Begleiter war Guillaume of Waringham. Gegen ein hohes Lösegeld kann Richard wieder frei kommen, doch nicht jeder ist wirklich an seiner Freilassung interessiert. Sein Bruder, Prinz John, würde sich auch gern die Krone aufsetzen. Der Konflikt zwischen Richard und John ist der historische Rahmen, in dem die Geschichte beginnt. Nach Richards unerwartetem Ableben wird John tatsächlich König. Doch seine Regentschaft steht unter keinem guten Stern. Er versteht es hervorragend, sich immer mehr Feinde zu schaffen. Viele Adlige weigern sich schließlich, John zu folgen. Und so wird er mehr oder weniger genötigt, eines Tages die Magna Carta, die dem Adel mehr Rechte einräumt, zu unterzeichnen.

Entlang des historischen Geschehens in England bis zum Jahr 1216 erleben Familie und Gut Waringham zahlreiche Ereignisse, die in diesem Roman spannend in Szene gesetzt werden.
Guillaume of Waringham ist ein treuer Anhänger von Richard Löwenherz, er kann John nicht ausstehen. Sein jüngerer Bruder, Yvain, kommt in die Dienste von John und fühlt sich ihm verpflichtet. Die Brüder stehen also zunächst auf unterschiedlichen Seiten.
Erschwerend kommt hinzu, dass Guillaume und Yvain in dieselbe Frau verliebt sind. Konflikte sind vorprogrammiert, die Lösungen sind aber nicht selten überraschend und anders, als der Leser es vermutlich erwartet. Das macht dieses Buch sehr lesenswert, es bleibt spannend bis zum (vermutlich auch nicht von vielen Lesern so erwarteten) Ende.

Positiv zu erwähnen ist, dass die historischen Fakten (soweit sie bekannt sind) sehr gut recherchiert und wiedergegeben sind. Um diese Fakten herum entwickelt sich die fiktive Geschichte mit dem Waringham-Clan.
Leichte Abstriche muss ich allerdings machen, weil einige Ereignisse um den Protagonisten Yvain und um Waringham mir nicht ganz nachvollziehbar erschienen sind. Ich möchte hier nichts verraten, um dem Leser die Spannung nicht zu verderben, doch bei manchen Szenen gegen Ende der Geschichte konnte ich nur den Kopf schütteln.

Das tut dem Lesevergnügen jedoch keinen Abbruch, die Sprache ist einfühlsam, flüssig und gut verständlich. Die Spannung bleibt, trotz kleinerer Merkwürdigkeiten, immer erhalten. Ich habe dieses über neunhundert Seiten starke Buch mit großem Genuss gelesen und kann es nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 17.06.2019

Eine mutige Frau auf gefährlichem Weg

Lady Annes Geheimnis
1

Diese spannende Geschichte spielt vor dem historischen Hintergrund der Jakobitenrebellion 1715/1716, beginnt aber bereits 1714, als das Haus Hannover mit Georg Ludwig/King George I. den englischen Thron ...

Diese spannende Geschichte spielt vor dem historischen Hintergrund der Jakobitenrebellion 1715/1716, beginnt aber bereits 1714, als das Haus Hannover mit Georg Ludwig/King George I. den englischen Thron bestieg.
Die Protagonistin ist Anne Baynes, eine junge schottische Dame aus adligem Haus, die nach einem Fehltritt von ihrer Familie verbannt wird. Sie hatte eine Affäre mit einem schottischen Jakobiten und bekam einen unehelichen Sohn. Das Kind wurde ihr nach der Geburt weggenommen und sie wurde nach Deutschland geschickt, wo sie an den Hof von Kurfürst Georg Ludwig gelangte. Als dieser nach dem Tod von Queen Anne die englische Krone bekam, siedelte der Hof nach London über. Für Anne, die zum engeren Gefolge der Mätresse von Georg Ludwig gehörte, war dies die Chance, auf die Insel zurückzukehren und nach ihrem inzwischen vier Jahre alten Sohn zu suchen. Anne darf ihr Geheimnis nicht preisgeben, denn die Jakobiten rebellieren gegen den deutschen König. Und der Vater ihres Kindes gehört zu ihnen, während sie selbst dem König verpflichtet ist. Das kann sowohl für sie wie auch für ihren Sohn sehr gefährlich werden. Doch Anne will ihr Kind unbedingt finden und zu sich nehmen. In London beginnt ein spannendes und gefährliches Abenteuer.

Die Geschichte ist interessant und flüssig erzählt. Die Autorin versteht es, den Leser zu fesseln und mitzunehmen. Kleinere Schwächen im Verlauf der Handlung fallen ins Auge, trüben den Lesespaß aber nicht sehr. Die eine oder andere Szene hätte ich mir etwas dramatischer gewünscht, manches wirkt ein wenig weichgespült. Einige Gegebenheiten hätten meiner Ansicht nach etwas ausführlicher erklärt werden können. Aber insgesamt hat mich diese Geschichte doch recht gut unterhalten.
Ein lesenswertes Buch für die Sommerferien.

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