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Veröffentlicht am 31.03.2024

Eine Runde Frida Kahlo

Frida Kahlo und die Farben des Lebens
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Caroline Bernard umreißt grob das Leben der weltbekannten mexikanischen Malerin. Es beginnt mit einem schlimmen Unfall in der späten Jugend, der sie ein Leben lang begleiten wird, und dreht sich rund um ...

Caroline Bernard umreißt grob das Leben der weltbekannten mexikanischen Malerin. Es beginnt mit einem schlimmen Unfall in der späten Jugend, der sie ein Leben lang begleiten wird, und dreht sich rund um die Motive und Motivationen für ihre Bilder und Malerei. Einen wichtigen inhaltlichen Schwerpunkt im BUch nimmt dabei aber die Liebesbeziehung zwischen Frida Kahlo und Diego Rivera ein, der ebenfalls der mexikanischen Kunstszene angehört. Schon an Aufmachung und Schreibstil erkennt man jedoch, dass das Buch für all dijenige, die sich intensiv mit Frida Kahlo beschäftigen wollen, nicht sonderlich viel neues bieten wird.

Die Geschichte bleibt recht oberflächlich. Vor allem, was den Schreibstil anbelangt. Zwar versucht die Autorin die farbenfreude und Lebenslust Mexikos einen beim Lesen mit auf den Weg zu geben, Szenenbeschreibungen fallen allerdings sehr mager aus. Und so kam bei mir kein wirklich buntes Lebensgefühl auf. Bei den Beschreibungen des Malprozesses und der Bilder gibt sich die Autorin Mühe, und hier gelingt es auch wirklich, sich die Bilder und die Aufregung des Schaffensprozesses vorzustellen. Die größten Probleme hatte ich aber damit, dass man kaum in die Köpfe der Protagonist:innen, insbesondere in den von Kahla schauen konnte. Es fehlt definitiv an Beschreibungen von Gedanken und Gefühlen. Frida Kahlos Emotionen werden immer nur angerissen und beim Lesen steht man plötzlich vor Entscheidungen, die ja auf historischen Fakten begründet sind, für die Leserschaft aber nicht immer nachvollziehbar bzw. schlüssig sind. Für eine romanbigorafische Aufarbeitung erwarte ich mir dann schon mehr emotionale Tiefe.

Auch liegt der Fokus des Buches scheinbar nur auf der Beziehung zwischen Frida Kahlo und Diego Rivera. All die anderen Menschen, die sonst eine wichtige Rolle in Fridas Leben gespielt haben, bleiben meines Gefühls nach unter ihrer Bedeutung. Stellenweiße wirft die Autorin nur so mit Namen um sich, ohne zu kontextualisieren, wer dies sei, und in welcher Rolle diese Personen zu unserer Protagonistin stehen. Dass Frida Kahlo neben Diego Rivera auch noch andere Liebschaften hatte, wird zwar immer wieder erwähnt, fällt ansonsten allerdings unter den Tepppich.

Komisch kommt es mir auch vor, dass vier Jahre nach dem Erscheinen dieses Romanes noch ein weiteres Buch der Autorin veröffentlicht wurde, dass sich ebenfalls mit dem Leben Frieda Kahlos beschäftigt, die jedoch unabhängig von einander existieren. Das stößt mir ein bisschen unangenehm auf, da es auf mich so wirkt, als wäre die Autorin mit ihrem ersten Werk zu Frieda Kahlo nicht besonders zufrieden, und meint es nun nocheinmal besser machen zu können. Oder aber, dass das Thema Frida Kahlo als Topseller gnadenlos ausgeschlachtet wird.

Wie dem auch sei, das Buch hat gerade sprachliche und stilistische Schwächen, verschafft dennoch einen recht guten Überblick über das Leben und Schaffen Frida Kahlos. Viele mögen mit diesem Roman ihre Freude haben, doch ich hätte definitiv gerne mehr Tiefe.

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Veröffentlicht am 09.03.2024

Spektakulär!

Am Himmel
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Johann von Sothen ist eine schillernde Persönlichkeit Wiens. Mit Spenden und Großzügigkeiten sichert er sich die Gunst und das Ansehen der Gesellschaft. Doch ebenso wie für seine Großzügigkeit ist er auch ...

Johann von Sothen ist eine schillernde Persönlichkeit Wiens. Mit Spenden und Großzügigkeiten sichert er sich die Gunst und das Ansehen der Gesellschaft. Doch ebenso wie für seine Großzügigkeit ist er auch verrufen für seinen unbarmherzigen Geiz gegenüber seinen eigenen Angestellten. Unter ihnen auch der Förstermeister Hüttler, der zusammen mit seiner Lebensgefährtin und seinen unehelichen Kindern auf dem Gut der Sothens lebt. So lange werden diese von ihm drangsaliert, bis es eines Tages knallt.

Das Buch verarbeitet die realen Ereignisse rund um die Ermordung Sothens und den nachvollgenden Prozess. Dabei versucht sie sich eines recht anspruchvollen sprachlichen Stils zu bedienen, was das Wording des Textes manchmal ein wenig holprig und zu gestelzt wirken lässt. Stilistisch geprägt ist das Buch durch beständige Perspektivwechsel zwischen den einzelnen Figuren, die allerdings kaum von einander getrennt So ist der Einstieg in die Geschichte ein wenig schwer, schnell gewöhnt man sich jedoch sehr schnell an das Hin und Her. Ein Vorteil der satändigen Perspektivwechsel ist es aber, dass wir einerseits die unterschiedlichen Perspektiven zu lesen bekommen, und andererseits wir dadurch die Protagonist:innen sehr nahe kennenlernen. Dies sowhol im positiven, wie auch im negativen. Gerade das Ehepaar Sothen macht sich durch sein menschenverachtendes Verhalten bei der Leserschaft wohl kaum beliebt. Interessant ist es dabei auch zu verfolgen, wie die restliche Angestelltenschaft damit umgeht, dass die Herrschaft versucht, sie gegen den Hüttler aufzuhetzen. Auf besonders intensive Art und Weiße verfolgen wir die Diskriminierung und pyschische Misshandlung des Hüttlers und seiner Lebensgefährtin. Beim Lesen steigert man sich mehr und mehr in die Hoffnung, dass Sothen und seine Frau ebenso Verachtung und Entmenschlichung erfahren würden, wie sie es bei ihren Angestellten tun.

Das Buch bietet einen interessanten Einblick in einen historischen Vorfall und vermag es vor allem auf selten intensive Art und Weise das Gemüt zu erregen.

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Veröffentlicht am 06.03.2024

Zwiegespalten

Die Tochter des Würfelspielers
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Prag unmittelbar vor dem Fenstersturz: Die junge Karola Kusenius ist fest davon überzeugt, ihr Vater sei ein anständiger Mensch. Doch plötzlich steht ein fremder Mann bei ihr vor der Türe, der behauptet, ...

Prag unmittelbar vor dem Fenstersturz: Die junge Karola Kusenius ist fest davon überzeugt, ihr Vater sei ein anständiger Mensch. Doch plötzlich steht ein fremder Mann bei ihr vor der Türe, der behauptet, er habe das gesamte Vermögen ihres Vaters und auch sie beim Würfelspiel von ihm gewonnen. Dementsprechend will dieser Mann, Christoph Sahrenburg, sie zu seiner Frau nehmen, verliert jedoch sehr schnell das Interesse an ihr. Da tritt dessen Bruder Matthias auf den Plan, der Karola anstatt von Christoph zur Frau nehmen möchte. Doch den beiden stehen nicht nur Krieg und Konfessionsstreitigkeiten im Weg, der Hauptfeind ist Matthias' intrigante Stiefmutter.

Ich war in Stimmung für Prag, Intriegen, Liebe und den Dreißigjährigen Krieg als Setting. Überraschend schnell habe ich dann in die Geschichte hineingefunden. Es geht sehr früh recht spannend los und die Spannung kann das ganze Buch über eigentlich aufrecht erhalten bleiben. Karola kommt immer wieder in neue Gefahrensituationen und auch Schauplatzbedingt ist sehr viel Potential geboten. Dieses nutzt die Autorin zwar nicht volkommen aus, erzeugt dennoch einen Roman, der mich Unterhalten konnte. Sprachlich gesehen ist das Buch recht durchschnittlich, nicht schlecht, habe aber definitiv schon andere Bücher gelesen, in denen der Schreibtsil ein Eigenleben entwickelt. Ein bedeutsamer Kritikpunkt wäre hierbei, dass die Autorin den Wahrnehmungs- und Handlungsbereich der Protagonist:innen sehr stark beschränkt. Wir lernen zwar mehrere Plätze Prags kennen, verbleiben jedoch ohne ausführlichere Beschreibungen, sodass die Stadt insgesamt nicht sonderlich atmosphärisch herüberkommt. Auch haben wir eine Einheit des Schauplatzes. Wir verlassen beim Lesen niemals die Stadt Prag, auch wenn es durch Verfolgen anderer potentieller Handlungsstränge oder aber auch Neuschaffung solcher, sehr viel Potential für weitere Spannung gegeben hätte.

Diese eingeschränkte Wahrnehmung des Buches wird auch dadurch deutlich, dass das Buch einen wirklichen Mangel an lebenden Personen aufweist. Karola und auch die anderen Nebenfiguren scheinen kaum mit irgendjemand anderes aus der Stadt in engerem Kontakt stehen und bleiben auf sehr abgekapselte Weise unter sich. Und auch hinsichtlich des Setting-Buildings fehlen Figuren, die einfach nur da sind, und die Rolle von Statist:innen einnehmen. Sehr stark fällt das auf, dass man zwar bei den Sahrenburgs in einem hochherrschaftlichen Palais verkehrt, dort aber nur 2 oder 3 mal jemanden aus der Dienerschaft sieht.

Hinsichtlich der Protagonisten muss man sagen, dass die Konstellation zu einander recht einfach ist. Wer am Beginn des Buches gut war, ist es am Ende immer noch und Schurken bleiben das ganze Buch über konstant gleich böse und hinterhältig. Dennoch finde ich es schon einmal gut, dass zumindest mit Maria von Sahrenburg auf nachhaltiger Basis die Motive für ihr Handeln erklärt werden und wir auch mehr über deren Hintergrundgeschichte erfahren. Wir müssen uns also nicht mit der banalen Tatsache zufriedengeben, dass jemand böse ist, weil er es schon immer war. Karola Kusenius ist dann allerdings leider ein gewisser Härtefall. Sie ist naiv, fürht sich manchmal grenzdämlich auf hat das Glück, dass es andere gibt, die für sie das logische Denken übernehmen und sie so vor Gefahren bewahren. Das hat es mir ein wenig schwer gemacht, mich mit ihr anzufreunden und Sympathien für sie zu entwickeln. Dezent problematisch, wenn einen die Hauptfigur kalt lässt.

Insgesamt weißt das Buch immer wieder Logiklücken auf, die zwar auffallen, allerdings kaum die Haupthandlung betreffen und so diese nachhaltig beeinflussen oder schädigen. Dennoch lässt es beim Lesen innehalten und ein bisschen an der Autorin zweifeln. Ein Beispiel wäre, dass Karola krankheitsbedingt den Haushalt des Palais Sahrenburg übernehmen muss. Funktioniert alles top, und sie muss auch nie Rücksprache mit jemandem aus dem Personal halten. Meiner Meinung nach kaum möglich und dementsprechend wenig authentisch, dass man von jetzt auf gleich einen so großen Haushalt zu versorgen weis.

Zu den historischen Hintergründen und der Einbettung in diese lässt sich sagen, dass die Autorin sich jetzt keine übertriebene Mühe gegeben hat, diese besonders intensiv aufzubereiten und möglichst viel historischen Input miteinfließen zu lassen. In Grundzügen bekommen wir den Beginn des Dreißigjährigen Krieges mit und es wird auch versucht, die Grundstimmung in der Stadt vor und nach dem Fenstersturz zu vermitteln, was allerdings ein wenig an den mangelnden atmosphärischen Fähigkeiten der Autorin scheitert. Der Bezug zur Historie ist da, und es ist kein Buch, dessen Geschichte sich beliebig in Zeit und Raum verschieben lässt, und dann immer noch ohne große Änderungen funktionieren würde.

Insgesamt gibt es sehr viel zum kritisieren, und auch wenn die von mir erläuterten negativen Aspekte sehr viel Raum einnehmen, ist zu sagen, dass sich diese beim Gesamterlebnis in Grenzen halten. Das Buch hat definitiv Spaß gemacht, ist aber eindeutig kein Must-Read.

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Veröffentlicht am 02.03.2024

Top!

Die Verschwörung des Fiesco zu Genua. Ein republikanisches Trauerspiel
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Der Schauplatz: Genua 1574; Der achtzigjährige Doge Andrea Doria regiert mit der Unterstützung seines eitlen und machtgierigen Neffen Gianettino. Doch im Volk und dem Adel erfreut er sich keiner großen ...

Der Schauplatz: Genua 1574; Der achtzigjährige Doge Andrea Doria regiert mit der Unterstützung seines eitlen und machtgierigen Neffen Gianettino. Doch im Volk und dem Adel erfreut er sich keiner großen Beliebtheit. Und so bildet sich eine Gruppe von Verschwörern unter der Herrschaft des Grafen Fiesco. Mit diesem jungen Mann hat sich für das Stück ein ebenso edler, wie auch undurchschaubarer Held gefunden.

Die Geschichte basiert im Großen und Ganzen auf realen Ereignissen, was ich vor dem Lesen des Stückes allerdings nicht gewusst habe. Wie dem auch sei, die Verschwörung gibt dem Werk sehr schnell sehr viel Wind in die Segel. Wir verfolgen gar nicht mehr, was die Gründe für die Bildung der Verschwörergruppe sind, und wie sich diese Gebildet hat. Sondern es geht gleich los mit dem Ränkespiel, wie der Umsturz gelingen soll, und welche Rolle dabei die einzelnen Akteure und das Volk Genuas spielen soll. Gut gefallen hat mir dabei, dass die Verschwörergruppe nicht als einheitliche Gruppe gestaltet ist, sondern in sich selbst sehr dynamisch ist. Jeder hat unterschiedliche Motive und jeder nutzt den anderen ein bisschen aus. Und auch der Charakter des Fiesco ist für die Leserschaft sehr detail- und facettenreich gestaltet. Es macht richtig Spaß, ihm beim Vorantreiben seiner Pläne zu verfolgen. Oft tut er Dinge, die einem plump erscheinen, nicht zu seiner Intelligenz passen, doch im Endeffekt stellt sich heraus, dass man beim Lesen ebenso wie die anderen Charaktere an der Nase herumgeführt wurden. Und auch wenn Fiesco manchesmal Dinge sagt und tut, die mit unserem heutigen Verständis von Demokratie und Menschenwürde nicht mehr vereinbar sind, so ist er dennoch ein selten herzerwärmender Mensch.

Im Übrigen finden sich in dem Werk auch heute noch interessante Denkanstöße zur Funktionalität der Demokratie. Lustig ist auch, dass sich sowohl Passagen finden, die als Ablehnung diese gedeutet werden könnten, dennoch diese im Endeffekt als Idee über die Alleinherrschaft des Fiescos zu triumphieren scheint.

Schiller ist wie immer absolut Lesenswert, auch wenn man fernab der Standardwerke unterwegs ist. Und so würde ich behaupten, dass dieser Roman bisher mein Liebster von ihm ist.

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Veröffentlicht am 01.03.2024

Gute Besserung

Hamlet
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Die Geschichte rund um den dänischen Königssohn, der auf der Suche nach Rache von der eigenen seelischen Unruhe umgetrieben wird, ist wohl jedem ein Begriff. Shakespeares Dramen haben mir bisher immer ...

Die Geschichte rund um den dänischen Königssohn, der auf der Suche nach Rache von der eigenen seelischen Unruhe umgetrieben wird, ist wohl jedem ein Begriff. Shakespeares Dramen haben mir bisher immer recht gut gefallen, und so war ich neugierig, mehr über den weltberühmten Hamlet zu erfahren.

Der Start in die geschichte gelang auch relativ reibungslos, wir sind im ersten Akt und wir bekommen sogleich die Grundlage für eine spannende Geschichte geboten. Schnell musste ich aber merken, dass sich die Geschichte immer mehr in ewigen Monologen Hamlets verliert, die zwar durchaus dessen Seelenqualen und Zweifel darstellen sollen, dennoch wird sehr viel Tempo dadurch herausgenommen. Auch wird sehr viel Potential damit verschwendet, dass Leute mit ihren Handlungen durch die Handlung schweben, ohne von tieferer Relevanz für Hamlets Charakterentiwcklung oder die gesamte Geschichte zu sein. Ein Beispiel dafür ist wohl Fortinbras, der Prinz von Norwegen, der so random in der Geschichte aufgetaucht war, dass ich ihn am Ende des Stückes, als er wieder vorbeischaute, schon wieder komplett vergessen hatte und neu kontextualisieren musste.

Schlussendlich kann Hamlet nicht mit Macbeth oder Othello mithalten, was Strukturiertheit, Spannung und Plot anbelangt. Schade, doch Shakespeare hat noch genug andere Werke, an denen ich mich erfreuen kann.

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