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Veröffentlicht am 29.08.2021

Ein Buch über den ganz normalen Wahnsinn der Einsamkeit

Die Leuchtturmwärter
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Zum Jahreswechsel 1973 verschwinden von einem Leuchtturm vor der Küste Cornwalls alle drei Leuchtturmwärter spurlos. Das seltsame daran: der Turm ist von Innen fest verschlossen, sämtliche Uhren sind zum ...

Zum Jahreswechsel 1973 verschwinden von einem Leuchtturm vor der Küste Cornwalls alle drei Leuchtturmwärter spurlos. Das seltsame daran: der Turm ist von Innen fest verschlossen, sämtliche Uhren sind zum selben Zeitpunkt stehen geblieben und der Tisch ist für das Abendessen gedeckt. Die Nachforschungen verlaufen im Sande und schon bald werden sie eingestellt. Die Leuchtturmwärter sind halt einfach so verschwunden. 20 Jahre nach dem Unglück kennt noch immer keiner die genaue Wahrheit und als wieder jemand beginnt, in der alten Suppe zu rühren, werden alte Wunden aufgerissen.

Thematisch bietet der Roman einiges und hält auch was er verspricht. Die Gedanken der drei Frauen der verschwundenen Männer, die auch nach zwanzig Jahren noch auf Antworten hoffen, kontrahieren sich mit der scheinbaren Realität, die die drei Männer auf dem Leuchtturm erlebt haben. Und so rollt Emma Stonex die Ereignisse parallel auf zwei Zeitebenen, mit unterschiedlichen Wahrnehmungen auf, im Versuch, den Protagonisten und den Leser:innen eine Wahrheit zu bieten. Hier arbeitet die Autorin dann auch noch mit ihrem bildhaften, atmosphärischen Schreibstil, streut mystische, fast schon übernatürliche Elemente mit ein, die sich im Laufe der Geschichte immer weiter verdichten, und erzeugt so eine dunkle Atmosphäre von Tod, Verderben und Verrat, die dem ungezügeltem Meer als Handlungsschauplatz nur gerecht wird. Das wirklich geniale an der Geschichte ist dann aber, wie die Autorin die menschliche Psyche einbaut, zeigt, wie sich absolute Abgeschiedenheit auf diese auswirkt, und damit gleichzeitig den früheren Alltag und den Umgang mit Leuchtturmwärtern reflektiert und auch kritisiert. Abgesehen von der Authentizität der Protagonisten, wenn es auf deren Umgang mit stressigen und belastenden Lebensumständen kommt, überzeugen diese auch mit ihrer charakterlichen Vielfalt und ihrem Facettenreichtum. Den Leser:innen wird eine Bandbreite an verschiedenen Charakterzügen präsentiert, in denen man sich letztendlich auch noch beim Lesen häufiger wiederfindet, als einem lieb sein mag. So weit hat Emma Stonex ausgezeichnete Arbeit geleistet, die sie dann Gegen Ende ein wenig durch den Rost fallen hat lassen. Ich möchte damit jetzt nicht behaupten, dass das Ende besonders schlecht oder unpassend sei, sondern vielmehr, dass es vom Niveau der vorherigen Geschichte einfach nicht mehr gerecht wird.

Letztendlich schließt das Buch dennoch rund ab, auch wenn es gegen Ende abfällt und die Geschichte ist dennoch absolut fesselnd, lesenswert und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

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Veröffentlicht am 29.08.2021

Aufstieg des Hauses Ronnefeldt

Die Teehändlerin
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Frankfurt 1838: Frederike ist vierfache Mutter und zufriedene Kaufmannsgattin. Hin und wieder gönnt sie sich ein wenig Zeit, um im Teeladen ihres Mannes mitzuhelfen. Ihr Mann Tobias hat neben dem Tee noch ...

Frankfurt 1838: Frederike ist vierfache Mutter und zufriedene Kaufmannsgattin. Hin und wieder gönnt sie sich ein wenig Zeit, um im Teeladen ihres Mannes mitzuhelfen. Ihr Mann Tobias hat neben dem Tee noch eine andere große Leidenschaft: Er forscht nach Pflanzen und Tieren und liebt es, auf Expeditionsreisen zu gehen. Und so verknüpft er beides bei einer mehrere Monate andauernden Expeditionsreise nach China, um dem Land das Geheimnis des Tees zu entlockend. Derweil muss Frederike immer mehr den Teehandel übernehmen, da der Prokurist, der von ihrem Mann vor seiner Abreise eingestellt wurde nicht ehrlich zu sein scheint, aber auch Frederike hat ein Geheimnis, dass ihre Standhaftigkeit ins Wanken bringen könnte.

Ich bin wirklich gut in das Buch eingestiegen. Der Schreibstil der Autorin spricht mich wirklich an: flott, unterhaltsam und atmosphärisch. Die Zeit des Biedermeiers, die aufkommende Industrialisierung und das städtische und gesellschaftliche Leben wird wirklich sehr gut beschrieben, nahbar und greifbar. Im Generellen ist das Setting sehr gut gestaltet. Man kann sich Frankfurt und die Gegenden darum sehr gut Vorstellen. Auch wird das Leben der Bürgerlichen Familie, die damaligen Gesellschaftlichen Konventionen sehr ausführlich dargestellt. Das Ringen zwischen liberalen, demokratischen Kräften und konservativen Befürwortern der Rekonstruktion, aber auch der damals herrschende Antisemitismus und das Rollenbild der Frau. In dieser Hinsicht greift die Autorin den Geist des Vormärz sehr gut auf. Äußerst spannend empfand ich es aber, wie das Geschäft des Teehandels abläuft. man bekommt einen sehr guten Einblick in die Welt des Handels in frühindustriellen Zeiten. Enorme Spannung boten aber Friederikes Geheimnisse und die Intrigen des Prokuristen, sowie die Expedition Tobis' nach China. Hier boten auch die historischen Hintergründe mit dem Opiumkrieg Britanniens einen geschichtlichen Mehrwert. Handlungstechnisch muss ich aber sagen, dass mich die Auflösung des Handlungsstranges rund um Feng recht enttäuscht hat. Die Auflösung der geheimen Identität Fengs ist für mich nicht schlüssig, wirkt abhackt und übertrieben gehetzt. da hätte die Autorin in meinen Augen auf den letzten Metern sich mehr Mühe geben können. Dies ist dann aber auch mein einziger Kritikpunkt, da mich die Protagonistinnen und Protagonisten wiederum voll und ganz überzeugt haben. Auch wenn ein Dualismus, eindeutig gute gegen eindeutig böse Personen, herrscht, sind diese facettenreich und umfangreich gestaltet. Hier konnte mich die Autorin wieder voll und ganz überzeugen.

So empfinde ich das Buch trotz dieses kleinen Mangels als lesenswert und gelungen. Ich bin schon wirklich auf die Fortsetzung gespannt.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Teil 1 der Auswander-Saga

Das goldene Ufer
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Deutschland in der Zeit des Vormärz: Gisela und Walther teilen ein tragisches Schicksal: beide verloren bereits im Kindesalter beide Eltern und wuchsen unter der Obhut des Grafen von Renitz auf dessen ...

Deutschland in der Zeit des Vormärz: Gisela und Walther teilen ein tragisches Schicksal: beide verloren bereits im Kindesalter beide Eltern und wuchsen unter der Obhut des Grafen von Renitz auf dessen Schloss auf. Der Graf lässt den beiden die gleiche Erziehung zukommen, wie seinem eigene leiblichem Sohn. Doch diesem werden die beiden ungebetenen Familienmitglieder mehr und mehr ein Dorn im Auge und so müssen die beiden ständig dessen kalte Verachtung ertragen. Im Laufe der Jahre wachsen die drei zu jungen Erwachsenen heran und plötzlich beginnen Walther und der Grafensohn sich für die mittlerweile recht ansehnliche Gisela zu interessieren. Da diese aber nur die Gefühle Walthers erwidert, kommt es zu einer Katastrophe, die sich schon über Jahre anbahnte. Danach sieht das junge Paar in Deutschland keine Zukunft für sich mehr und beschließt, Europa mit dem Schiff zu verlassen.

Ich kenne den Schreibstil von Iny Lorentz bereits recht gut, und auch dieser Roman unterscheidet sich sprachlich nicht groß von den anderen. Ein recht einfacher Schreibstil lässt die Leser problemlos durch die Geschichte rauschen. Den Lesefluss fördern ist auch, dass sich der Spannungsbogen der Geschichte über die komplette Länge des Buches immer weiter aufbaut, sich dabei aber dabei immer wieder entlädt. Kurz gesagt herrscht das ganze Buch über eine mehr oder weniger intensive Spannung die die Leserinnen und Leser dazu zwingt, immer weiter zu lesen, und das Buch nicht mehr aus der Hand zu legen. Auch in diesem Buch von Iny Lorentz sind die Protagonisten, wie in den meisten anderen auch, durchaus authentisch gestaltet und man entwickelt recht rasch gewisse Sympathien. Allerdings muss ich sagen, dass die Figuren dabei recht einfach gestrickt sind. Und auch die Konstellationen, wie sie zu einander stehen, miteinander agieren, wer gut und böse ist, sind nicht besonders ausgefallen. Ich will nicht sagen, dass die Protagonisten schlecht oder billig sind, keineswegs, sie haben in meinen Augen einfach ein Stück weit ihre Individualität eingebüßt. Aber wenn jetzt Gisela im direkten Vergleich antritt mit beispielsweise mit Irmela aus "Die Feuerbraut" oder Caterina aus "Die Löwin", beides Bücher von Iny Lorentz, muss ich ehrlich sagen, dass da Irmela und Caterina einen bleibenderen Eindruck hinterließen. Was dafür die Recherchearbeit und die historischen Hintergründe angeht, muss ich Iny Lorentz wieder loben. Man bekommt immer wieder Einblicke in das recht stark zensierte Leben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, aber auch in die Bedingungen bei der Überquerung des Atlantiks auf einem Segelschiff. Geschichtliche Fakten und fiktive Handlung sind auch hier wieder gut miteinander verwoben und man kauft dem Autorenpaar die Authentizität der Handlung ab. Was ich auch noch anmerken möchte, ist die Gestaltung des Endes. Die Bücher von Iny Lorentz haben meistens so an sich, mit einem Friede-Freude-Kokosnuss-Ende aufzuwarten, die je nach Buch, recht kitschig geraten können, was gar nicht meinem Geschmack entspricht. Bei diesem Buch hatte ich allerdings keineswegs das Gefühl, beim Ende entnervt mit den Augen zu rollen, das Gesicht zu verziehen oder gequälte Laute auszustoßen, um der Situation gerecht zu werden. Nein, das Ende ist in meinen Augen sehr gut gelungen, ohne dass dabei etwas auf der Strecke geblieben wäre, oder aber die Autoren es etwas zu gut mit den Leserinnen und Lesern meinten.

Letztendlich kann ich sagen, dass das buch mich überzeugen und auch abholen konnte. Ich bin wirklich schon auf die anderen Teile gespannt, da ja die Reihe scheint, einen größeren Abschnitt der nordamerikanischen Geschichte abzudecken. Bisher kann ich kann ich die Reihe eigentlich uneingeschränkt an alle empfehlen, die gerne die Bücher von Iny Lorentz oder aber auch generell historische Romane lesen.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Ein Roman mit Tiefe

Die Landkarte der Liebe
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Katies Schwester Mia hat Selbstmord begangen. Nach einer mehrwöchigen Reise stürzte sich die junge Frau auf Bali von einer Klippe. Katie, die nicht nachvollziehen kann, warum ihre Schwester das tat ist ...

Katies Schwester Mia hat Selbstmord begangen. Nach einer mehrwöchigen Reise stürzte sich die junge Frau auf Bali von einer Klippe. Katie, die nicht nachvollziehen kann, warum ihre Schwester das tat ist am Boden zerstört. Als letztes Erinnerungsstück an ihre geliebte Schwester bleibt ihr nur das Tagebuch, das diese auf ihrer Reise führte. Und so macht sich Katie auf, um den Stationen der Reise ihrer Schwester zu folgen. Um zu erleben, was diese in den letzten Monaten erlebt hat.

Am Anfang war es ein wenig schwierig, in die Geschichte hineinzukommen, da mir der Schreibstil nicht ganz so zugesagt hatte. Doch mit der Zeit gewöhnte ich mich daran und dann wurde die Geschichte einfach wunderbar. Ich kann aber nicht genau sagen, was mich am Schreibstil gestört hat, denn dieser ist bunt, beschreibend und melodiös, eigentlich genau das, was ich an einem guten Schreibstil schätze. Die Autorin hat es geschafft, die Orte der Reise vor meinen Augen auferstehen zu lassen, wobei über der Geschichte aber ständig eine bedrohliche Atmosphäre hing. Ich tauchte also immer tiefer in die Geschichte ein und kam wirklich flott durchs Buch. Dazu beigetragen hat sicherlich auch, wie wunderbar die Protagonisten gezeichnet sind. Katie war wirklich gut gezeichnet, facettenreich und vor allem wirklich sympathisch. Aber auch Mia wuchs einem wirklich ans Herz. Positiv überrascht hat mich aber, welche Tiefe die Geschichte hat, und wie sehr sie mir unter die Haut ging. Ich erwartete zwar keine leichte, kitschige Sommerromanze vorzufinden, aber dass ich dennoch so viel aus der Geschichte für mich selbst mitnehmen konnte, und in welchem Maß es mich zum nachdenken angeregt hatte, überraschte mich dennoch. Gut fand ich auch, dass die Geschichte keineswegs an den Haaren herbeigezogen oder auch nur ansatzweise übertrieben wirkte. Auch hier wahrt die Autorin ein gewisse Authentizität, die einem die Geschichte noch näher bringt. Schön fand ich auch, dass sich diese Authentizität bis zum Ende des Buches durchzog und auch das Ende nicht übertrieben wirkte. Es hat sich meiner Meinung nach gut in die Geschichte eingefügt und diese perfekt abgerundet.

Alles in Allem ist das Buch wirklich ausgezeichnet gelungen und ich bin mir sicher, dass ich noch andere Bücher der Autorin lesen werde. Da das Genre, aus dem das Buch stammt, eigentlich gar nicht so mein Geschmack ist, und ich es aber trotzdem geliebt habe, kann ich für die Geschichte nur eine ganz große Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Der Turm der Ketzerin
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Frankreich 1588: Der junge Pierre wurde im katholischen Glauben erzogen, um ihn vor religiöser Verfolgung zu bewahren. Doch nach Jahren erfährt er, dass er als Hugenotte geboren wurde. Magali, Pierres ...

Frankreich 1588: Der junge Pierre wurde im katholischen Glauben erzogen, um ihn vor religiöser Verfolgung zu bewahren. Doch nach Jahren erfährt er, dass er als Hugenotte geboren wurde. Magali, Pierres Schwester will dem Katholizismus die Treue halten, doch Pierre beschließt, zu seiner ursprünglichen Konfession zurückzukehren. Sein Glück scheint vollkommen, als er in La Rochelle die Liebe seines Lebens findet. Allerdings droht dieses Glück sehr schnell zu zerbrechen, denn nicht nur die immer noch anhaltenden erbitterten Glaubenskämpfe in Frankreich, sondern auch die strengen Sitten- und Moralvorstellungen der Familie seiner zukünftigen Braut könnten Pierres Höhenflug jäh beenden.

Da mich der erste Teil der Reihe so überzeugen konnte, habe ich den zweiten gleich nachdem ich den ersten beendet habe hintendrauf gelesen. Der zweite Teil der Reihe steht meiner Meinung nach dem ersten in fast nichts nach. Er ist ebenso spannend und angenehm zu lesen wie der erste. Gut fand ich dabei dass die wichtigen Dinge aus dem ersten Teil noch einmal erklärt wurden, sodass der zweite Teil auch unabhängig vom ersten gelesen werden kann. positiv überrascht haben mich diesmal die unerwarteten Wendungen, die sich über das komplette Buch verteilten. Allerdings muss ich sagen, dass mich der zweite Teil nicht in einem solchen Maße packen konnte, wie der erste. Das ist aber auch schon der einzige Kritikpunkt, denn die Spannung blieb auf einem ähnlich hohem Level, wie die im ersten Teil. Auch die Protagonisten sind ebenso gut und facettenreich gestaltet. Auch strotzt der zweite Teil vor interessanten Fakten über das 16. Jahrhundert in Frankreich.

Alles in Allem ist das Buch eine wirklich gute Fortsetzung von "Das Lied der Hugenotten" und wirklich empfehlenswert, auch wenn es mich leider nicht in einem so hohen Maße mitreisen konnte, wie der erste Teil der Reihe.

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