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Veröffentlicht am 04.06.2022

Bernstein halt

Die Bernsteinhändlerin
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Lübeck 1450: In der Hansestadt soll die Verlobung zwischen der aus Riga stammenden Kaufmannstochter Barbara Heusenbrink und dem Erben eines lübischen Handelshauses Matthias Isenbrandt gefeiert werden. ...

Lübeck 1450: In der Hansestadt soll die Verlobung zwischen der aus Riga stammenden Kaufmannstochter Barbara Heusenbrink und dem Erben eines lübischen Handelshauses Matthias Isenbrandt gefeiert werden. Doch statt des Freudentages muss die junge Frau erfahren, dass ihr zukünftiger Gatte sie mittels Giftmord aus dem Weg räumen möchte. Und so gerät Barbara unaufhaltsam in einen Strudel aus Machtkämpfen rund um das Gold der Ostsee, den Bernstein, in dem sie scheinbar keinem mehr trauen kann, außer vielleicht dem charmanten Ritter Erich von Belden.

Ich hatte mich wirklich auf das Buch gefreut: Ostsee, Riga, Bernstein und Intrigen. Es klang für mich nach einer vielversprechenden Mischung. Allerdings musste ich recht schnell vorstellen, dass die Geschichte nicht ganz die Richtung einschlägt, die der Klappentext verspricht. So spielt die Verlobung zwischen den beiden Handelshäusern kaum eine große Rolle, dient nur als Aufhänger für den Plot rund um die Bernsteinverschwörung. Nichts desto trotz gefiel mir der Anfang des Buches recht gut. Zwar lässt der Schreibstil ein wenig zu wünschen über. Er ist sehr einfach gestrickt, leitet einen dafür aber sehr angenehm und leicht durch die Geschichte. Auch herrscht Spannung. Und das nicht nur am Beginn des Buches. Das ganze Buch ist über von einem solide ausgebauten Spannungsbogen geprägt. So lässt sich die Geschichte wirklich sehr flott weglesen. Auch was die Charaktere angeht hat das Autorenduo solide, wenn auch nicht überragende Arbeit geleistet. Die Hauptcharaktere hätten mehr Tiefe und Facettenreichtum vertragen, wirken insgesamt recht blass, wohingegen die Nebencharaktere leider zunehmend zu einem Einheitsbrei verschwimmen.

So weit so gut, bis jetzt ein solider und durchaus unterhaltsamer Historischer Roman. Allerdings gab es auch Aspekte, die mich massiv gestört haben:

Im Buch spielt der gesamte Ostseeraum eine bedeutende Rolle, ständig kommen Ortsnamen und Städte vor. In der Taschenbuchausgabe sucht man allerdings vergeblich nach einer Karte. Meiner Meinung nach wirklich unangenehm, da ich zumindest als Leser gerne den zurückgelegten Weg verfolge. Zwar bin ich mit geografischen und historischen Wissen schon vorbelastet, weiß dementsprechend, wo sich ungefähr das Land des Deutschen Ordens erstreckt, kenne die Lage von Danzig, Riga, der Marienburg oder aber auch Reval, wobei auch hier nirgendwo erklärt wird, welchen Namen diese Stadt heute trägt. Bei Begriffen wie Schamaitien musste ich dann schon im Internet nachschauen, wo wir uns da eigentlich befinden. Da bleibt einem beim Lesen wirklich nichts anderes übrig, als die Karte aus einem anderen Buch, dass ungefähr in der gleichen Zeit und im gleichen geografischen Raum angesiedelt ist, zu suchen, oder das Internet zu Rate zu ziehen.
Ein weiterer Punkt ist, dass weit und breit nirgendwo erklärt wird, was and er Geschichte nun Fiktion und was Wahrheit ist. Zwar muss ich das historische Wissen der Autoren durchaus loben, nebenbei werden beispielsweise die damalige Papierherstellung mittels Altkleidern erklärt, oder aber auch, mit welchen geopolitischen Schwierigkeiten der Deutsche Orden am Ende seiner Herrschaft zu kämpfen hatte. Allerdings weiß ich nun kaum, welche der angeführten Persönlichkeiten nun der Realität entsprechen, oder ob das Bernsteinregal der im Buch zu findenden Beschreibung entspricht, oder aber auch, ob es so etwas wie die Taktangebende Verschwörung überhaupt gegeben hatte. es findet sich nämlich weder ein Vorwort noch ein Nachwort, keinerlei Anhangmaterial aus dem sich historische Hintergründe erschließen lassen könnten.
Über die beiden oben genannten Punkte kann man problemlos hinwegsehen, wenn man sich nur für den Unterhaltungsfaktor mit dem Buch beschäftigt. Allerdings war das Ende in meinen Augen eine schiere Vollkatastrophe. Ganz nach dem Motto "Wer bremst verliert" fetzen Conny Walden hier ein 25-Seiten Ende im billo-Modus hin. Angehetzt, ohne große Erklärungen und für einen geistig einigermaßen bewanderten Leser überhaupt nicht logisch nachvollziehbar. So wirft das Ende nur noch mehr Fragen auf, als es beantworten hätte können. Mehr gibt es darüber eigentlich nicht zu sagen.
So kann man eigentlich sagen, dass ich mit einem blauen Auge aus dem Buch hervorgehe. Was anfangs noch sehr solide und Unterhaltsam war endete in einem Albtraum. Dennoch kann ich die ersten beiden Drittel der Geschichte als gute Unterhaltung weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 26.05.2022

Teehändlerin mit wenig Teehändlerin

Der Weg der Teehändlerin
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Nun geht es weiter mit der nächsten Generation: Friederikes Kinder sind erwachsen geworden. Allen voran Carl und Elise tragen nun die Geschichte. Wie soll es weitergehen mit dem Teehandel? Sind Reformen ...

Nun geht es weiter mit der nächsten Generation: Friederikes Kinder sind erwachsen geworden. Allen voran Carl und Elise tragen nun die Geschichte. Wie soll es weitergehen mit dem Teehandel? Sind Reformen notwendig? Viel mehr beschäftigt sich das Buch aber mit den Wegen, die der Nachwuchs nun im gesellschaftlichen Leben versucht zu gehen.

Dieser Fokus auf die junge Generation war es, der mich am Anfang des Buches sehr stark irritiert hat. Frederike und die anderen Charaktere, die im ersten Teil der Reihe noch eine tragende Rolle gespielt haben, treten beinahe vollkommen in den Hintergrund. Per se nichts schlechtes und es ist für eine mehrteilige Reihe immer gut, wenn durch die Jugend neuer Wind ins Setting kommt. Allerdings hatte ich hier das Problem, dass ich mich auf ein Buch, das fast nahtlos an den Vorgänger anschließt, eingestellt hatte. Der Name suggeriert auch das. Ich habe mich dann allerdings sehr schnell umstellen können und fand gut in die Geschichte hinein. Allerdings vermisse ich im Gegensatz zu dem Vorgängerband die Dynamik, den fein ausgearbeiteten Spannungsbogen und den eindeutigen roten Faden, der mir hier leider abhanden gekommen ist. Stellenweise kam mir das Buch dann auch vor wie eine zufällige Aneinanderreihung der Schicksale der Kinder Friederikes und ihrer selbst. Auch die Protagonisten waren dieses mal auf emotionaler Ebene nicht so gut ausgearbeitet. Ich wurde von diesen einfach nicht in deren Bann gezogen. Trotz all dieser Kritikpunkte war es dennoch so, dass ich mich auf weiten Strecken des Buches über gut unterhalten gefühlt habe. Es kam ohne Zweifel Spannung auf und man wurde durch den immer noch sehr ansprechenden Schreibstil sanft durch das Buch geleitet. Allerdings gefiel mir das Ende des Buches dafür wieder überhaupt nicht. In meinen Augen wirkt es komplett aus dem Kontext gerissen, passt nicht zum Rest des Buches und wirkt viel mehr wie der Beginn eines weiteren Nachfolgebandes.

Alles in Allem weißt das Buch zwar einige Schwachstellen auf, dennoch habe ich mich beim Lesen recht gut unterhalten gefühlt. Ein solider und leichter historischer Roman also.

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Veröffentlicht am 16.05.2022

Der Versuch einer Familiengeschichte

Eine andere Zeit
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Ein Dorf an der vorpommerschen Küste. Das ist die Heimat von Enne, und dass schon seit sie denken kann. Zwar hatte sie in ihren jungen Jahren hochtrabende Pläne. Sie wollte die Welt erkunden, Berlin sehen ...

Ein Dorf an der vorpommerschen Küste. Das ist die Heimat von Enne, und dass schon seit sie denken kann. Zwar hatte sie in ihren jungen Jahren hochtrabende Pläne. Sie wollte die Welt erkunden, Berlin sehen und erleben, Schauspielerin werden, einfach nur weg aus der Einsamkeit des Dorfes. Doch im Jahr des Mauerfalls trifft ein Schicksalsschlag die Familie. Ennes Schwester Suse verschwindet über Ungarn auf nimmer Wiedersehen in den Westen. Keine einzige Nachricht kommt von ihr. Dutzende Fragen nach dem Verbleib und dem Schicksal der Schwester quälen die Frau. Und als dann eines Tages eine unbekannte verschlossene Frau in das verlassene Nachbarshaus zieht, beschließt Enne die Antworten auf ihre Fragen zu suchen.

Eigentlich trat ich nicht mit all zu hohen Erwartungen an die Geschichte heran. So rechnete ich mit einer flotten und netten Familiengeschichte, die mich unterhalten würde. Allerdings wurden diese Erwartungen leider nicht erfüllt. Zwar empfand ich den Schreibstil nicht als unangenehm, aber auch nicht als besonders aufregend und bemerkenswert. Er war einfach und locker, trug die Geschichte sanft durch das Buch. Problem war viel mehr die Struktur und der Inhalt des Buches, denn meiner Meinung nach war in dieser Hinsicht einfach nicht sehr viel vorhanden. Mir fehlte an der Geschichte einerseits der rote Faden - ich wusste das ganze Buch über nicht genau, was nun die Intention hinter dem Buch sei - und andererseits kamen mir die beschrieben Vorgänge als viel zu schwach, lasch und detaillos vor. Alles wurde für meinen Geschmack viel zu schnell abgewandelt, sodass ich wirklich nicht sehr gut in die Geschichte hineingefunden habe. So kam mir die Geschichte stellenweise so vor, als würden einfach mit zeitlichem Abstand aus dem Leben in den Siebzigern und Achtzigern beschrieben werden, die hin und wieder von gegenwärtigen Erinnerungen an die Vergangenheit unterbrochen werden. Folglich empfand ich die Handlung nicht wirklich als spannend. Die Protagonist:innen empfand ich hingegen als einigermaßen spannend gestaltet. Man konnte diese sehr gut nachvollziehen und sie waren durchaus sympathisch, konnten die mangelhafte Handlung allerdings nicht aufwiegen. Ein weiterer Kritikpunkt meinerseits ist die fehlende Auflösung der Geschichte. Das was sich für mich letztendlich als der Hauptaspekt der Geschichte hinauskristallisiert hat, was es mit Suse und ihrem Verschwinden, bzw. ihrem vermeintlichen Auftauchen auf sich hat, wurde nur unzureichend geklärt.

Nach all dem kann ich sagen, dass das Buch mich nicht unbedingt gut unterhalten hat, und dieses einen deutlich dickeren Umfang verdient hätte, um die Mängel in der Umsetzung beheben zu können.

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Veröffentlicht am 02.05.2022

solide japanische Literatur

Das Leben eines Anderen
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Akira Kido ist eigentlich Scheidungsanwalt. Doch nachdem er von einer ehemaligen Klientin um Hilfe gebeten wird, begibt er sich auf eine ungewöhnliche Spurensuche. Bei diesem interessanten Fall handelt ...

Akira Kido ist eigentlich Scheidungsanwalt. Doch nachdem er von einer ehemaligen Klientin um Hilfe gebeten wird, begibt er sich auf eine ungewöhnliche Spurensuche. Bei diesem interessanten Fall handelt es sich nämlich um die gestohlene Identität des Mannes der Klientin. Denn nach dessen frühzeitigen Tod stellte sich heraus, dass dieser in Wirklichkeit ganz jemand anderes ist, als es schien. Fasziniert davon, seine eigene Identität aufzugeben und das bisherige Leben komplett hinter sich zu lassen, versteift sich Akiro immer mehr auf die Suche nach der Wahrheit und den Hintergründen des Identitätswechsels.

Für mich persönlich fällt es schwer, das Buch in eine bestimmte Schublade zu stecken. Den einerseits erinnert es an das typische Katz-und-Maus-Spiel eines Kriminalromanes und dieses zu verfolgen brachte einerseits eine unterschwellige und sanfte Spannung in die Geschichte, da dieser Aspekt des Buches nicht zu deutlich und tonangebend. Darüber hinaus erinnern sehr viele Elemente an einen Gesellschaftsroman. So setzt sich das Buch einerseits mit Sippenhaftung auseinander, aber auch mit anderen wichtigen Aspekten der japanischen Gesellschaft, wie der koreanisch-japanischen Geschichte oder den Vorurteilen gegenüber der koreanischstämmigen Minderheit im Japan. Hier gibt das Buch einen äußerst interessanten und wichtigen Einblick, der mir als Europäer recht unbekannt war. Darüber hinaus konnte mich auch der Schreibstil des Autors überzeugen, wenn auch nicht begeistern. Denn bei meinen bisherigen Erfahrungen mit ostasiatischer Literatur habe ich gemerkt, dass mir der recht nüchterne Schreibstil, nicht immer zusagt. Dieses mal aber war dieser weniger trocken, auch wenn er nicht voll und ganz meinen Geschmack traf.

Letztendlich ist der Roman ein solides Stück japanischer Literatur, das definitiv lesenswert ist, auch wenn ich leider nicht ganz überzeugt werden konnte.

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Veröffentlicht am 17.04.2022

Guter Einblick in die österreichische Geschichte

Der Trafikant
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Im Sommer 1937 kommt der junge Franz Huchel nach Wien und beginnt dort eine Ausbildung zum Trafikanten bei Otto Trsnjek. Schnell taucht der aus dem beschaulichen Salzkammergut stammende Franz in das hektische ...

Im Sommer 1937 kommt der junge Franz Huchel nach Wien und beginnt dort eine Ausbildung zum Trafikanten bei Otto Trsnjek. Schnell taucht der aus dem beschaulichen Salzkammergut stammende Franz in das hektische und aktive Leben Wiens ein, lernt neue Vergnügungen kennen, begegnet der Liebe und tritt unter anderem auch in Kontakt zu Siegmund Freud, der Stammkunde der Trafik ist,. Schnell kann dieser den jungen Mann faszinieren und ihn als Gesprächspartner für sich gewinnen. Doch es ist der Vorabend des Anschlusses an Deutschland und neben den Freuden des Stadtlebens muss Franz recht schnell auch mit den Schattenseiten des politischen Epizentrums Wien Bekanntschaft machen.

Der Roman bietet wirklich gute Unterhaltung. Bedingt durch den simplen und geradlinigen Schreibstil wird man sehr schnell und flüssig durch die Geschichte getragen und ließt lange Passagen am Stück. Dazu kommt noch, dass durch die persönlichen Lebensleiden Franz Huchels und durch die Zeit des Anschlusses und den damit verbundenen politischen Umbrüchen, die in diesem Buch aufgearbeitet werden, ein enormer Spannungsbogen entsteht, der die Leserschaft an der Stange hält. Gerade diese Mischung ist es aber auch, die das Buch so interessant macht. Weder die Geschichte rund um den Protagonisten, noch die historischen Hintergründe gewinnen an Übergewicht. Diese Balance verursacht deshalb, dass das Buch weder zu kitschig und emotional verwirrend wird, noch, dass trockene historisch interessante Passagen den Lesefluss und die Spannung beeinträchtigen. Im Generellen bietet das Buch eine sehr anschauliche und unterhaltsame Möglichkeit, sich mit der österreichischen Gesellschafts- und Politiklage der Jahre 1937, 38 und 39 auseinanderzusetzen, da diese spielerisch und authentisch in den Inhalt mit einfließen. Einzig und alleine den Protagonisten Franz empfand ich als ein wenig blass und unindividuell gestaltet. Da habe ich definitiv schon Erfahrungen mit einem facettenreicher gestalteten Figurenensamble machen können.

Nichts destotrotz ist und bleibt das Buch eine spannende und interessante Lektüre, die ich nur weiter ans Herz legen kann.

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