unterhaltsamer Südstaatenroman
Das Leuchten der Sehnsucht - Töchter der FreiheitIm Jahr 1859 tritt die junge Annie eine Stelle als Lehrerin auf der Prachtvollen Plantage Birch Island in South Carolina an. Für das Mädchen, dass ihre Kindheit und Jugend in Nebraska und New York verbracht ...
Im Jahr 1859 tritt die junge Annie eine Stelle als Lehrerin auf der Prachtvollen Plantage Birch Island in South Carolina an. Für das Mädchen, dass ihre Kindheit und Jugend in Nebraska und New York verbracht hatte, ist der luxuriöse Lebensstil des Südens eine komplett neue Erfahrung. Doch für eine Frau aus dem Norden ist es am Vorabend der Sezession nicht gerade leicht, den Drahtseilakt zwischen der Besonderen Institution und der abolitionistischen Einstellung des Nordens zu meistern. Hinzu kommen noch ihre Gefühle für einen der Söhne des Plantagenbesitzers, die sie nicht so ganz einzuschätzen weiß.
Ich griff zu dem Buch, mit dem Wunsch hier leicht und unkomplizierte Unterhaltung im Setting des untergehenden Südens zu erleben. Eigentlich habe ich auch genau das geboten bekommen, was ich mir erwartet hatte. Der Schreibstil des Buches ist flüssig, locker und leicht, eignet sich perfekt für diese bezaubernde Geschichte und trägt einen flott durch die Seiten. Hinzu kommt, dass eigentlich immer etwas los ist in der Geschichte. Annie stolpert von einem Fettnäpfchen ins nächste und ist immer drauf und dran, ihren Ruf zu ruinieren und ihre Anstellung als Hauslehrerin von Birch Island zu verlieren. Das ganze macht sie auf so sympathische Art und Weise, dass man nicht anders kann, als mit der jungen Frau mitzufiebern.
Zusätzlich dazu gibt es dann auch noch einen Handlungsstrang, der sich mit der jüngeren Schwester Annies auseinandersetzt, die in den fruchtbaren Ebenen Kansas' dabei ist, ihr Familienglück und ihre Farm gegen die politischen Unruhen des Landes zu verteidigen. Hierbei könnte man hin und wieder sogar schon fast glauben, in einem Western Roman gelandet zu sein, auch wenn die Ureinwohner des Kontinents mit keinem einzigen Wort erwähnt werden.
Was mir bei der Geschichte allerdings ein wenig aufgestoßen ist, ist, dass sich für unsere Protagonistin alles ein wenig zu einfach fügt. Aus jeder der vorhin erwähnten Bredouillen windet sie sich heraus, ohne von der aufgeheizten Meute der Sklavereibefürworter:innen aus dem Tiefen Süden gemeuchelt zu werden. Insgesamt scheint es auch so, als hätte man mit Annie solch eine Wucht an einnehmender Sympathie vor sich, dass sie sich fast mit jedem im Buch auftretenden Charakter sofort anfreundet. In der Geschichte wendet sich insgesamt zu viel und zu schnell hin zum Guten, was ein bisschen an der Authentizität der Geschichte kratzt.
Auch gelingt nicht ganz der Spagat zwischen "Annie kommt mit allen klar" und der Tatsache, dass die Handlung ein Jahr vor dem Zerfall der Union und zwei Jahre vor dem Beginn des Bürgerkrieges spielt. Immer wieder werden von der Autorin Probleme und politische Kontroversen, sowie tagespolitische Aspekte mit in die Geschichte eingewoben. So lesen wir beispielsweise auch über John Brown und Harpers Ferry und erfahren etwas über Bleeding Kansas, dennoch wird Annie trotz ihrer Herkunft aus dem Norden und ihres engen Kontakts mit den Sklav:innen der Plantage niemals politisch angefeindet. All die anderen Plantagenbesitzer, deren Töchter und viele mehr sehen in Annie die mutige und selbstbewusste Frau, vergessen dabei allerdings, dass besagte nicht so ganz in ihr Weltbild passt.
Insgesamt also ein gutes und vor allem unterhaltsames Buch für zwischendurch, dass mich trotz einiger eher mäßigen Aspekte begeistern und überraschen konnte.