Ausgezeichneter Schreibstil trifft auf eine lesenswerte Geschichte
Vom Mond aus betrachtet, spielt das alles keine RolleAnne Freytag mit ihrem neuen Buch über die Protagonistin Sally, die zwischen Corona und ihren Mitmenschen steckt und sich in ihrer Rolle nicht wohlfühlt. Bis Leni in ihr Leben tritt und alles durcheinander ...
Anne Freytag mit ihrem neuen Buch über die Protagonistin Sally, die zwischen Corona und ihren Mitmenschen steckt und sich in ihrer Rolle nicht wohlfühlt. Bis Leni in ihr Leben tritt und alles durcheinander bringt, Sally aber auch zu sich selbst finden lässt.
Ich war sehr gespannt auf Sally als Protagonistin, da ich mich durch den Klappentext ein gutes Stück mit ihr identifizieren konnte und direkt neugierig wurde. Mir hat der Einstieg sehr zu gesagt, denn obwohl sich Anne Freytag darin verliert, die Figuren auszuarbeiten und einen ausführlichen Überblick über die Situation gibt, hat sie mich durch ihren Schreibstil gleich fesseln können. Über der Erzählung schwebt eine unterschwellige bedrückte Stimmung von Sally, die für mich schnell greifbar wurde, aber durch die Gestaltung auch schön dazu einlädt, über die Seiten zu huschen. Es gibt eine sehr schöne Wechselwirkung zwischen der Gestaltung und den Figuren, die mir bis zum Schluss sehr zugesagt hat. Mir hat es gut gefallen, wie jede Figur mit viel Detail dargestellt wird und sich von den anderen in vielen Punkten unterscheidet. Alle haben sich so ausgezeichnet, dass sie sich von den anderen abheben und ihren Platz in der Geschichte finden.
Allen voran stehen Sally und Leni aber im Vordergrund. Zunächst wird die Geschichte ausschließlich aus der Sicht von Sally erzählt, bis Leni hinzukommt und es mehrere Wechsel gibt. Es wird schnell deutlich, dass Sally sich in ihrem Leben rastlos fühlt und irgendwie nur in den Tag hineinlebt. Auf der anderen Seite findet sich ihre Schwester Franny, die genau weiß, wie sie zu allen Sachen steht und die Meinung auch lautstark vertritt. Mir hat es gut gefallen, wie die Autorin Sally zu nächst eher blass ausarbeitet und man mit dem Verlauf der Geschichte gemeinsam mit Sally selbst, ihr näher kommt. Trotzdem hatte ich nie das Gefühl, dass Sally eigentlich keine Rolle in der Geschichte spielt und nur hin und her geworfen wird. Nachdem Leni in die Geschichte tritt, verändert sich die Dynamik nach und nach und das hat mir sehr gefallen. Es wird deutlich, dass obwohl Leni selbstbewusst und stark auftritt, auch sie noch nicht so ganz angekommen ist. In einem schönen Maße unterscheiden sich Sally und Leni voneinander, ergänzen sich dadurch aber auch.
Obwohl die Geschichte fast nur an einem Ort spielt, wurde es für mich einfach nie wirklich langweilig, auch wenn ich davon eigentlich nicht so Fan bin. Anne Freytag findet trotzdem durch die Figuren und die Gestaltung viel Abwechslung, wodurch die nur handvoll Settings nicht negativ auffallen. Für mich wurde es bis zum Schluss nicht langweilig, denn es gibt immer etwas zu erzählen und dabei wurde auch die Entwicklung sehr schön skizziert. Manchmal hätte ich mir doch etwas mehr Fokus auf Sally gewünscht. Es gibt zwar eine spürbare Veränderung bei ihr, aber das hat sich für mich etwas zu wenig in den Szenen mit anderen Figuren gezeigt. Trotzdem hat die Geschichte mich durchweg in ihren Bann gezogen und ich habe mich sehr gerne darin fallen gelassen.
Eine tolle Geschichte, die mit der Gestaltung und den Figuren durchweg überzeugen kann und nicht einfach nur eine romance Geschichte ist, sondern noch einiges mehr.