zu wenig Handlung, zu wenig Entwicklung
Catching Stardust (Queen's University 1)„Ich weiß, dass du deine eigenen Probleme hast… und das ist vollkommen okay. Ich will… Ich bin nur nicht derjenige, der dir damit helfen könnte, sondern mache am Ende alles nur noch schlimmer.“
(Dominic ...
„Ich weiß, dass du deine eigenen Probleme hast… und das ist vollkommen okay. Ich will… Ich bin nur nicht derjenige, der dir damit helfen könnte, sondern mache am Ende alles nur noch schlimmer.“
(Dominic zu Ruth in Catching Stardust)
Worum geht’s?
Schmerz. Verlust. Depression. Als Ruth an die Uni in Belfast zurückkehrt, will sie genau das hinter sich lassen – ein Neuanfang, nachdem sie vor einem Jahr ihren besten Freund bei einem Unfall verloren hat. Womit sie nicht rechnet, ist Dominic, der nerdige, sarkastisch veranlagte Einzelgänger, der plötzlich immer wieder in ihrem Leben auftaucht und es so tatsächlich schafft, sie allmählich aus ihrer Einsamkeit herauszuholen. Schnell wird klar, dass die Anziehung zwischen den beiden größer ist, als sie zugeben wollen. Doch die Vergangenheit lässt sich nicht einfach verdrängen und Ruth merkt bald, dass sie nicht die einzige ist, die mit ihren Dämonen zu kämpfen hat…
Catching Stardust ist Band 1 der Queen’s University Reihe und in sich geschlossen. Der Protagonist aus Band 2 kommt hier jedoch bereits als Nebencharakter vor.
Inhaltliche Hinweise
Die Geschichte wird durch Dominic und Ruth in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet Thematiken, die triggern können, insbesondere aus dem Bereich Depressionen und Verlust. Das Buch beinhaltet auch sexuellen Content.
Meine Meinung
Ich wollte Catching Stardust lieben. So sehr. Ich habe mich fast ein Jahr lang auf dieses Buch gefreut, ich habe mich in das Cover verliebt, fand die Autorin wahnsinnig sympathisch und der Klappentext klang auch gut. Die Voraussetzungen waren wunderbar, doch dann fing ich an, das Buch zu lesen… Wieder und wieder und wieder, weil ich nie mehr als 1 oder 2 Kapitel durchgehalten habe. Fast zwei Monate habe ich nun gebraucht, um dieses Buch zu beenden, habe so oft übers Abbrechen nachgedacht – aber ich habe durchgehalten. Und leider war Catching Stardust einfach gar nicht mein Ding.
Bereits in das Buch zu finden fiel mir nicht unbedingt leicht. Die Geschichte fängt irgendwie mittendrin an, springt ein wenig zwischen Ruth und Dominic hin und her und gewährt leichte Einblicke in die beiden Hauptcharaktere. Dominic arbeitet in einem Supermarkt, wo Ruth kurzzeitig arbeitet, dann aber merkt, dass es nichts für sie ist. Ruth ist gerade nach langer Zeit erst wieder an die Uni zurückgekehrt, nachdem es einen furchtbaren Unfall gab, bei dem sie ihren besten Freund Oliver verloren hat. Seitdem leidet Ruth sehr, ist depressiv und mal mehr, mal weniger in Behandlung, hat sich zurückgezogen. Jetzt versucht sie, wieder zu Uni zu gehen. Dominic hingegen scheint alles und jeden zu hassen, zu verurteilen, hat Vorurteile und ist von eigentlich allem genervt. Nun treffen die beiden Charaktere beim Arbeiten aufeinander, Dominic hat so gar keine Lust auf Ruth und Ruth ist bald von den Einflüssen überfordert, sodass sie kündigt. Danach laufen sich beide hin und wieder über den Weg, es entwickelt sie wackelig und wenig greifbar eine Freundschaft, später mehr zwischen den beiden, doch beide stoßen sich – wie üblich in solchen Büchern – immer wieder weg, weil sie selbst zu viele Probleme haben. Während Ruth hierüber zumindest teilweise spricht, schließt Dominic Ruth und den Leser relativ lange aus. Es entsteht eine wenig begreifbare Freunschaft Plus, ein wenig Chaos – und jede Menge Fragezeichen.
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll und was mich am meisten gestört hat. Zunächst eine Klarstellung: Die Thematisierung von Depressionen war’s nicht. Die ist sogar in meinen Augen sehr gut gelungen, die Autorin hat die Licht und Schatten-Momente gut eingefangen, den steten Wechsel gezeigt und zum Teil auch das schwierige Verständnis vom Umfeld eingebaut. Sie hat Ruth leiden und hoffen lassen, ihr zwischendurch Kraft gegeben, dass sie sich Hilfe holen möchte, dann aber wieder entschieden, dass Ruth es doch nicht tut. Es war ein mutiger Weg, weil man häufig den Charakteren ja ein schönes Leben machen möchte, und ich respektiere diese Entscheidung, ich feiere sie sogar ein wenig, dass man sich auch für Rückschritte und eben nicht nur Fortschritte entscheidet.
Vielmehr war es so, dass ich Ruth hiervon abgesehen wahnsinnig platt fand. Wer sie ist, was sie ausmacht, wieso sie Sachen macht, es hat sich mir nicht erschlossen. Ihre Entscheidungen sind sprunghaft, selten nachvollziehbar und irgendwie fehlte mir der rote Faden. Roter Faden ist generell ein gutes Thema. Ich kann nicht wirklich sagen, worum es in dem Buch eigentlich ging. Entwicklung der Charaktere ist kaum vorhanden, Fortschritte in der Beziehung und auch in der persönlichen „Öffnung“ geschehen einfach so. Gelegentlich gibt es Partys, dateähnliche Treffen von Dominic und Ruth, jede Menge nerdigen Content bezüglich Games. Die Fülle der Fandoms und der eingebauten Referenzen war mir viel zu hoch und das, obwohl sehr viele der Sachen mir was sagten. Das Gleichgewicht zwischen Handlung und Drumherum fehlte für mich. Am wenigsten war eigentlich die Chemie und Anziehung zwischen Ruth und Dominic für mich greifbar, da ich immer das Gefühl hatte, beide mögen sich nicht wirklich, haben keine gemeinsamen Interessen und naja, Dominic ist wohl einer der unangenehmsten Charaktere, die mir seit langer Zeit in einem Romance-Roman untergekommen sind. Vielleicht lag es auch primär an ihm, dass ich das Buch nicht mochte.
Von Anfang an hat mich Dominic gestört. Seine Art, seine Handlungen, seine Einstellung. Er tindert permanent, redet abfällig über Leute, verurteilt und beurteilt laufend und hat leider keinen einzigen sympathischen Charakterzug. Selbst wenn er Ruth hilft, macht er mit seinen Gedanken die wenigen Karmapunkte wieder zunichte, indem er einem dauerhaft das Gefühl gibt, auf wirklich gar nichts Bock zu haben. Er stößt aufgrund seiner Vergangenheit alle von sich, aber verstanden habe ich es nicht so unbedingt. Auch als später die ausführlichere Erklärung kommt, war es eher ein „hm, okay“-Gefühl bei mir. Dominic ist leider gar nicht mein Charakter, ich wurde mit ihm nicht warm, ich habe nicht mit ihm mitgefühlt und ich konnte seine Handlungen und seine Haltung auch nicht befürworten.
Leider sind auch die Nebencharaktere eher mau. Die Freundin von Ruth namens Roisin ist sehr stark und präsent, wirkt oft aber wenig verständnisvoll und man fragt sich irgendwie, wieso die beiden überhaupt befreundet sind/waren. Auf einmal ist dann aber eine ganz enge Bindung da. Es ist schwer zu erklären, aber es wirkte alles zu unecht. Dominics Freunde, auf die er auch keinen Bock zu haben scheint, sind vielseitige Nerds, von denen Toast am ehesten auftaucht und sehr selten kluge Sätze raushaut. Irgendwie war alles aber sehr platt, konstruiert, verkrampft. So verklang auch das Ende für mich in einem „echt jetzt“-Moment, wo ich erst dachte, dass ich den Weg der Autorin nicht mag, dann aber alles eh ganz anders ist und irgendwie verkommt. Der Epilog ist dann erwartungsgemäß ausgestaltet. Leider war das alles für mich wenig überzeugend, wenig unterhaltsam und hat mich emotional einfach nicht abholen können.
Mein Fazit
Catching Stardust konnte mich leider in keiner Hinsicht überzeugen. Das Buch hat sicher Potenzial gehabt, die Charaktere haben es mir nur leider zu schwer gemacht, das Buch hat für mich zu wenig Handlung, zu wenig Entwicklung und zugleich leider viel zu viel nerdigen Content, der ablenkt und wenig Freude bereitet hat. Ich habe das Buch wirklich lieben wollen, aber das war mir nicht möglich.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]