schönes Buch für Zwischendurch, aber mehr nicht
Be My Tomorrow„Diese Heldin muss sich selbst retten.“
(Zelda über sich selbst in Be my tomorrow)
Worum geht’s?
Manche Schicksale beeinflussen das ganze Leben. Zelda hat so ein Schicksal, was sie nie wieder loslassen ...
„Diese Heldin muss sich selbst retten.“
(Zelda über sich selbst in Be my tomorrow)
Worum geht’s?
Manche Schicksale beeinflussen das ganze Leben. Zelda hat so ein Schicksal, was sie nie wieder loslassen wird. In einer Graphic Novel versucht sie ihre Erlebnisse zu verarbeiten und hofft darauf, in New York bei einem renommierten Verlag unter Vertrag zu kommen, um „Mutter, darf ich“ zu veröffentlichen. Doch die Stadt meint es nicht gut mit Zelda und schon bald steht sie ohne Geld und Unterkunft da. Durch Zufall tritt Beckett in ihr Leben und als die beiden entscheiden, als WG zusammenzuziehen, wissen sie nicht, dass diese Begegnung alles für immer verändern wird und…
Be my tomorrow ist Band 1 der Only Love-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen, die Protagonistin aus Band 2 kommt jedoch schon vor.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch wird aus Sicht von Beckett und Zelda in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch ist in drei Teile unterteilt, es verläuft chronologisch. Der Schreibstil ist ergreifend und gut lesbar. Das Buch beinhaltet angedeuteten erotischen Content.
Meine Meinung
Emma Scott ist für mich eine absolute Autobuy-Autorin und ihre ergreifenden Geschichten konnten mich bisher mit einer Ausnahme auch immer überzeugen. Sofort war ich auch für die neue Reihe Feuer und Flamme und habe mich gefreut, mit Be my tomorrow zu starten. Doch leider konnte mich das Buch nicht so abholen, wie ich es mir gewünscht hätte.
Die Geschichte startet bereits mit einem ersten Negativmoment für Zelda. In New York angekommen stellt sie sich beim Verlag vor und muss erfahren, dass man zwar grundsätzlich das Projekt interessant finden würde, aber der Geschichte etwas fehlen würde. Sie hat Zeit, das ganze Manuskript zu überarbeiten. Als sie in ihre Herberge zurückkehrt, muss sie aber feststellen, dass ihre Zimmermitbewohnerin sie bestohlen hat und ihre ganzen Zeichenutensilien verschwunden sind. Guter Rat – und neue Sachen – sind teuer, aber Geld hat Zelda kaum mehr übrig. Als sie Essen geht und eine Panikattacke erleidet, trifft sie zufällig auf Beckett, mit dem sie ins Gespräch kommt. Als sich ihre Wege später wieder kreuzen, entscheiden sie, zusammenzuziehen, da Beckett Geld braucht und Zelda eine günstige Unterkunft. Gemeinsam fangen sie auch an, an Zeldas Novel zu arbeiten. Schnell lernen sie sich besser kennen und verstehen, dass beide ein gewaltiges Päckchen mit sich zu tragen haben – Schuldgefühle, die sie auffressen und ihr tägliches Handeln beeinflussen. Aber je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto mehr stellen sie auch fest, dass sie vielleicht auch ein Recht auf Heilung und Vergebung haben.
Be my tomorrow ist eines dieser Bücher, was alles hat, um ein gigantischer Hit zu sein, dann aber irgendwie in der Umsetzung nicht überzeugen kann. Ich weiß, dass Emma Scott enorm viele Fans hat und auch viele dieses Buch als absolutes Herzschmerz-Buch mit viel Gefühl deklarieren, aber das kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Was mir positiv gefallen hat, ist, dass man recht schnell weiß, welche Päckchen Beckett und Zelda zu tragen haben. Während er etwas Schlimmes getan hat, was ihm bis heute nachhängt und auch Einfluss auf seine Zukunft hat, ist Zelda etwas Schreckliches widerfahren, was sie sich bis heute nicht verzeihen kann und sie auch von ihrer Familie weggezerrt hat. Beide leiden auf ihre eigene Art wegen dem, was passiert ist, und dadurch, dass der Leser von Anfang an weiß, was es war, sind viele ihrer Handlungen absolut nachvollziehbar. Ich fand es herrlich erfrischend, dass mal nicht mit dem vermeintlichen Geheimnis kokettiert wurde, um Spannung in die Geschichte zu bringen. Bei Be my tomorrow geht es definitiv eher darum, die Entwicklung der Charaktere zu erleben. Der Weg zu Vergebung, auch zur Selbstvergebung ist steinig und schwer und diese Problematik hat die Autorin hier sehr gut eingefangen. Jetzt kommt nur das Aber.
Was mich leider stark gestört hat, war die doch recht handlungsarme Geschichte. Grundsätzlich ist Zeldas und Becketts Geschichte komplett vorhersehbar und steht mit der Einleitung auch noch auf recht wackligen Beinen. Zwei Fremde treffen aufeinander und ziehen schnell zusammen, vertrauen sich blind, werden schnell zu Freunden und dann natürlich ultimativ auch zu Liebenden. Die Geschwindigkeit war mir zu hoch, die Tiefe der Unterhaltungen zu flach, es war alles sehr gewollt und zusammengepresst. Ab einem gewissen Punkt entwickelt sich die Beziehung auch einfach nicht mehr, es wird nur noch Intimität vorangetrieben und ich stand da etwas planlos, wie ich mich fühlen soll. Ich konnte Zeldas und Becketts Beziehung leider nicht fühlen, sie hätten für mich auch einfach Freunde sein können oder flüchtige Bekannte. Der Funke sprang nicht über. Über weite Strecken des Buches passiert auch leider nichts als etwas niedliches Geplänkel, einige Drumherum-Erlebnisse, jede Menge Alltagsmomente und dann gegen Ende hin wird aber alles sehr überstürzt, es passiert total viel und total schnell, ohne dass die Probleme wirklich die Möglichkeit hatten, sich zu entfalten. Das hat mich irgendwie enttäuscht und traurig gemacht, denn beide Geschichten haben so unglaublich viel Potenzial, was in meinen Augen aber nicht genutzt wurde. Einzig der Punkt, wie sich mit der Geschichte von Zelda und Beckett auch die Graphic Novel entwickelt (im Buch sind immer wieder Auszüge abgedruckt), war für mich brillant gelöst und wirklich eine tolle Idee, wenn auch ein bisschen vorhersehbar. Genauso hat es mir gut gefallen, dass Beckett Briefe an seine Vergangenheit schreibt, über 40 Stück insgesamt, die teilweise abgedruckt sind und somit zeigen, wie er sich mit dem Schaden, den er angerichtet hat, auseinandersetzt. Aber es wäre so viel mehr Luft nach oben gewesen, so viele Gefühle und Herzschmerzmomente, die Emma Scott liegen lassen hat.
Die Charaktere sind für die Autorin auch fade, eindimensional und wenig entwickelt gewesen. Bis zum Ende weiß ich so wenig über Beckett und Zelda, dass ich gar nicht weiß, was ich groß über sie erzählen soll. Sie haben wenig Tiefe und die Autorin definiert sie fast ausschließlich über ihre Schuldgefühle und ihren täglichen Struggle, mit ihrer Schuld zu leben. Mir fehlte das Greifbare, das Nahbare, irgendetwas, was mich Zelda und Beckett näher gebracht hätte. Daran mangelt es dem Buch. Ich hatte diese emotionale Verbindung zu ihnen nicht und konnte so auch nur bedingt mitleiden, wenn es um ihre Probleme ging. Die weiteren Charaktere sind gut in der Unterstützung, tun aber auch wenig für die eigentliche Handlung. Es wirkte alles so unfertig und überstürzt.
Das letzte Viertel des Buches fährt dann im Vergleich zu den vorigen Seiten zu einer gewissen Überforderung. Während das ganze Buch bis dahin wirklich recht belanglos war, knallt die Autorin jetzt voll rein, stellt Beckett und Zelda direkt vor mehrere Probleme – Zukunftssorgen, dem Stellen mit der Vergangenheit und vielleicht auch dem Loslassen der eigenen Schuldgefühle. Ich fand es wahnsinnig schade, dass hier alles so zusammengepresst wurde und dadurch alles wirklich sehr kurz kam. Es gab so gewichtige Themen – so wird im Bezug auf Zelda etwa die Frage der Todesstrafe angerissen – mit so viel Diskussionspotenzial, aber die Autorin ist den sicheren Weg gegangen, alles einfach kurz anzureißen und dann möglich sympathisch und lieblich zu Ende zu bringen. Ich fand es ehrlich gesagt ziemlich frustrierend, da hier für mich wirklich die Magie der Geschichte lag. Ich weiß nicht, ob sie zu viel wollte, ob der Autorin die Lust ausging oder was genau dazu geführt hat, dass das Buch so unausgewogen ist, aber es war für mich unstimmig. Das komplett überzogene, viel zu idealistische Ende konnte dann auch nur noch für ein müdes Lächeln reichen. Gerade vor dem Hintergrund, dass mich die Geschichte über weite Strecken nicht fesseln konnte, wodurch ich es immer mal wieder für ein paar Tage weggelegt habe, war dieses überschnelle Finale mit zu viel Happy End einfach zu unbefriedigend.
Mein Fazit
Be my tomorrow ist ein nettes Buch für Zwischendurch, was so viel mehr hätte sein können und wirklich interessante Themen hat, die aber nicht ausgenutzt wurden. Zelda und Beckett bleiben blass und können mich nicht fesseln, das Buch verliert sich in zu viel handlungsarmen Drumherum und am Ende will die Autorin zu viel zu schnell. Leider keine wirkliche Leseempfehlung.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]