zäh, ohne große Twists und voller schlichter Dramen
Die Neue„Du solltest dich nicht bedroht, sondern geschmeichelt fühlen, Go.“
(Margots Mann zu Margot in Die Neue)
Worum geht’s?
Als Margot in Elternzeit geht, übernimmt Maggie ihren Job als Vertretung. Doch ...
„Du solltest dich nicht bedroht, sondern geschmeichelt fühlen, Go.“
(Margots Mann zu Margot in Die Neue)
Worum geht’s?
Als Margot in Elternzeit geht, übernimmt Maggie ihren Job als Vertretung. Doch kaum zuhause angekommen und mit ihrem Baby gesegnet, muss Margot feststellen, dass Maggie viel beliebter ist als sie es je war. Zunehmend scheint sich Maggie auch in Margots privates Leben zu drängen oder bildet sie sich das nur ein? Am liebsten würde Margot das mit ihrer besten Freundin Winnie besprechen, doch seitdem diese ihr Baby verloren hat, herrscht Funkstille. Als zunehmend Ereignisse in Margots Leben drängen, die ihr Angst machen, muss sie sich fragen, ob hier vielleicht ein Spiel gespielt wird, von dem sie noch nicht weiß. Und falls ja: Was ist das Ziel?
Die Neue ist ein Einzelband und in sich geschlossen.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch ist in der Gegenwart chronologisch aufgebaut, hat jedoch zwischendurch Rückmelden zur Schulzeit von Margot und Winnie. Das Buch wird von Margot und Winnie in der Ich-Perspektive und von Maggie in der Erzählerperspektive erzählt, wobei Margots Kapitel deutlich überwiegen. Das Buch wird ausschließlich von Rachel in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch lässt sich flüssig lesen, die sprachliche Darstellung ist stets verständlich. Das Buch beinhaltet potenziell triggernde Themen.
Meine Meinung
Die Neue war keines dieser Bücher, was mich mit seinem Cover begeistern konnte. Es war der Kurz-Klappentext (mein größter Fehler) und das Schlagwörter (Mode, Fashion), die mich dazu gebracht haben, das Buch zu lesen. Nach einem soliden Start habe ich das aber schon bald bereut.
Im Buch geht es um Margot, die schwanger ist und nun bald ihren Stuhl als beliebte Moderedakteurin beim Magazin Haute räumen muss. Hierfür sucht sie eine Elternzeitvertretung. Aus nur angedeuteten Gründen entscheidet sie sich für Maggie – eigentlich Margot. Margot denkt, dass Maggie perfekt sei, denn sie ist jemand, der Margot dankbar sein wird für ihre Hilfe und deswegen den Platz wieder räumen wird, gleichzeitig aber Margot auch würdig vertritt. So war zumindest der Plan. Denn recht schnell fängt Maggie an, ins Team integriert zu werden und sich Stück für Stück einen Namen zu machen. Margot sitzt währenddessen zuhause, zwischen Windeln und Babybrei, und kann durch Instagram an Maggies Leben, das ihrem alten so ähnlich und gleichzeitig so unterschiedlich ist, teilnehmen. Margot sorgt sich aber auch um ihre beste Freundin Winnie, die vor kurzem ihr Kind verloren hat und jetzt die Freundschaft merklich hat abkühlen lassen. Dabei verbindet sie beide ein Geheimnis der Vergangenheit. Zunehmend fängt Margot an, den Kopf zu verlieren, als ein Internettroll auftaucht und in ihre tiefsten Ängste sticht. Sind sie und ihr Baby wirklich in Gefahr oder reimt sich Margot nur falsch etwas zusammen? Das bleibt bis zum dramatischen Ende vorerst unklar.
Ich bin ehrlich. Ich habe so oft nachgedacht, das Buch abzubrechen. Der Start hat mir gut gefallen, Margot ist zwar nicht übermäßig sympathisch, aber die Grundidee klang gut. Tragischer Fall im Freundeskreis, Sorge wegen des Arbeitsplatzes und der selbst auferlegte Druck bringen gute Themen mit. Doch irgendwie wurde nichts daraus. Die ganze Zeit habe ich auf das „jetzt geht’s los“ gewartet. Die Hauptidee der Autorin ist es, damit zu spielen, was die einzelnen Charaktere wahrnehmen (insbesondere Maggie und Margot) und wie sie darauf reagieren. Es sollte wahrscheinlich so angelegt sein, dass man nicht weiß, was Wahrheit und was Wahn ist, denn es geschehen durchaus einige Sachen, die man erst einmal nicht richtig einordnen kann, bei mir führte es aber nur zu Frust und Unverständnis. Mir fehlte der rote Faden – steht die Angst um den Job im Vordergrund? Die Angst ums eigene Baby? Die Vergangenheit? Alles ist wirr und zugleich sehr lose miteinander verflochten. Es war nichts Halbes und auch nichts Ganzes. Auch die Thematik um den Job gerät fix eher in den Hintergrund, zwar stalkt Margot Maggie regelrecht online, gleichzeitig erhält man wenig Einblicke. Die Geschichte plätschert unsicher vor sich hin, obwohl eigentlich angelegt ist, dass man das Buch gar nicht mehr weglegen kann. Für mich konnte die Autorin das nur nicht transportieren. Ich war verwirrt, einiges kam mir widersprüchlich vor und einige Twists habe ich eigentlich so auch erwartet.
Wer ist Freund, wer ist Feind - das ist hier am Ende egal, weil es eh nur eine lauwarme Auflösung gibt. Der Klappentext macht das Ganze viel größer und interessanter, als es letztendlich ist und war. Der Spannungsbogen des Buches war für mich sehr flach. An vielen Stellen habe ich zunächst gar nicht verstanden, wieso Margot Sorgen hat bzw. wie Margot Sachen so falsch interpretieren kann. Auch Maggies innere Zerrissenheit war in erster Linie menschlich und wenig darauf ausgelegt, unberechenbar oder gar gefährlich zu wirken. Selbst die wenigen Kapitel aus Winnies Sicht haben bei mir nie den Effekt ausgelöst, den ich vermutlich haben sollte. Es war schade, denn vielleicht hätte es ein Pageturner sein können, für mich war es einfach ein mäßig dramatisches Buch um eine Frau, die von ihren Selbstzweifeln zerfressen wird und deren Vergangenheit sie mutmaßlich einholt, weshalb sie teilweise (teilweise aber auch nicht) Gespenster sieht. Abe allein schon durch die schwache Charakterausarbeitung wirkt alles an diesem Buch irgendwie flüchtig und nicht gut in Szene gesetzt.
Gerade der Job von Margot und Maggie war ein Faktor, weshalb ich das Buch unbedingt lesen wollte. Ich liebe Filme wie Der Teufel trägt Prada und The September Issue. Und die Autorin war selbst Mode-Redakteurin, weiß also, wovon sie schreibt. Doch für meinen Geschmack kam das Thema viel zu kurz. Hier und da wurden die Vor- und Nachteile erwähnt, gerade im Hinblick auf Maggie werden die wundervollen Seiten betont. Aber ehrlich gesagt hätte es auch jeder andere Job sein können, denn es hat wirklich eine absolut untergeordnete Rolle in meinen Augen gespielt. Ich habe fast mehr über das Mutterdasein erfahren als über diesen angeblichen Traumjob. Wer also deswegen zu diesem Buch greifen möchte, könnte enttäuscht werden.
Das Ende kam überraschend seicht daher. Ich gestehe, dass ich dachte, es knallt jetzt richtig. Stattdessen kommt die Auflösung eher undramatisch daher und selbst in dieser Krisensituation wirkt das Buch ungewohnt entspannt und zurückhaltend. Es war wirklich komisch, wie trotz durchaus spannender Möglichkeiten das Buch so unspannend sein kann. Die Erklärung für das Ganze ist in Ordnung. Kein Highlight, aber auch keine Vollblamage. Auf jeden Fall gilt aber, dass hier verdammt viel Lärm um fast Nichts gemacht wurde. Etwas kurios fand ich dann allerdings, wie das Buch schlussendlich beendet wird. Es war so ein gekünsteltes Ende, was auch vor dem Hintergrund der Vergangenheit sehr erzwungen wirkt. Dennoch war es zumindest so, dass ich am Ende sagen kann, dass zumindest das Ende die vorige Lesezeit ein wenig wiedergutmachen konnten. Aber eben auch nur ein wenig.
Mein Fazit
Die Neue ist ein Schaf im Wolfspelz. Klingt gut, fängt gut an, verpufft aber leider zu einer recht belanglosen, zähen Geschichte ohne große Wow-Momente. Im Fokus stehen eher die Selbstzweifel der Protagonisten. Spannung habe ich vergebens gesucht. Eher ein etwas wirres Drama als ein im Klappentext angekündigter spannender Roman.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]