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Veröffentlicht am 23.08.2020

fesselnd und voller Überraschungen

Stranger – Du wirst ihm verfallen
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„Er liebte diesen Ort, dieses Haus, diese Frau – ganz und gar. Es machte ihm Angst, wie sehr.“
(Aidan in Stranger)

Worum geht’s?

Sie ist die perfekte Frau. Die 43-jährige Caroline hat alles im Leben. ...

„Er liebte diesen Ort, dieses Haus, diese Frau – ganz und gar. Es machte ihm Angst, wie sehr.“
(Aidan in Stranger)

Worum geht’s?

Sie ist die perfekte Frau. Die 43-jährige Caroline hat alles im Leben. Einen perfekten Ehemann, ein wunderschönes durchgestyltes Haus, Geld und eine toller Tochter. Doch dann scheint ihr Glück zu zerbrechen, als ihr Mann offenbar fremdgeht und sogar seine Affäre noch mit zur Einweihungsparty des Hauses bringt. Gedemütigt besäuft sich Caroline und fällt in die Arme des jungen Barkeeper Aiden. Aiden ist für sie Ablenkung und Abenteuer zugleich. Der junge Mann fängt aber schon bald an, immer weiter in ihr Leben einzudringen. Ist Aiden gefährlich? Dem ist sich Caroline sicher. Als dann in einer verhängnisvollen Nacht das Unheil über sie hereinbricht, steht alles Kopf. Und die Frage ist: wer lügt?

Stranger ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist für einen Thriller sehr interessant gestaltet. Mit einer Muschel sowie einem insgesamt doch sehr ans Meer erinnernden Design erweckt es zunächst eher den Eindruck, ein anderes Genre zu bedienen. Das hübsche Cover war es jedoch auch, was mich angezogen und am Ende zum Buch hat greifen lassen. Aufwendig und sehr interessant! Das Buch besteht aus zwei Teilen und wird linear erzählt. Es gibt hierbei Caroline als Ich-Erzähler sowie Aiden, der durch einen Erzähler beleuchtet wird. Später tritt noch eine weitere Erzählerperspektive hinzu. Die Kapitel sind nicht entsprechend beschriftet und manchmal kann es etwas verwirrend sein. Der Schreibstil ist flüssig und gut lesbar, manchmal wirken die Passagen aber auch sehr abgehackt und gehetzt. Dies passt zur Stimmung des Buches.

Meine Meinung

Ich muss zugeben, dass es gewagt war, mich für dieses Buch zu entscheiden. Das Cover hat mich einfach massiv angesprochen und der Klappentext klang gut. Nie im Leben hätte ich erwartet, dass hier eine gut durchdachte, wendungsreiche Geschichte präsentiert wird, die einen bis fast zum Ende mitraten lässt und den Leser immer wieder an der Nase herumführt. Romantic Thrill? Wohl eher nicht. Stranger ist ein überragendes Suspense-Buch in bester „Gone Girl“ und „Girl on the train“-Art.

Das Buch besteht aus zwei Teilen. Es gibt die Zeit vor dem Sturm und die Zeit nach dem Sturm. Mit Sturm ist hierbei die verhängnisvolle Nacht gemeint, die alles verändern wird und auf die der erste Teil hinarbeitet, während der zweite Teil an der Aufklärung hiervon knabbert. Vor dem Sturm beginnt mit Caroline und Aiden, die in einer für Caroline schwierigen Situation aufeinandertreffen. Sie ist offenbar von ihrem Mann betrogen worden, das Wort Scheidung (und damit einhergehend ein Schaden ihrer gesellschaftlich perfekte Fassade) steht im Raum. Der junge Barkeeper, der sie nach Hause fährt und mit dem sie im Bett landet, ist da die perfekte Ablenkung. Doch dann klebt Aiden an ihr, folgt ihr an verschiedene Orte, sucht sogar ihre Tochter auf und tyrannisiert Caroline mit Anrufen. Er liebt sie, sagt er. Dass sie es erneut mit ihrem Ehemann versuchen will, kann Aiden nicht verstehen. So behauptet es zumindest Caroline. Aiden hingegen ist von ihrer Liebe überzeugt. Sie ist alles, was er je wollte. Nachdem er in jungen Jahren im Knast gesessen hat, scheint das Leben es endlich gut mit ihm zu meinen. Er muss Caroline beschützen, immer wieder hat sie ihn doch um Hilfe gebeten. Was tut man nicht alles für die Leute, die man liebt? Und ab hier fängt es an, kompliziert zu werden. Denn: Während anfänglich Aidens und Carolines Erzählungen noch übereinstimmten, fangen sie langsam an, andere Geschichten zu erzählen. Gleiche Erlebnisse münden in unterschiedlichen Bewertungen. Gleiche Taten werden anders aufgefasst. Wer sagt sie Wahrheit? Ist Caroline eine übervorsichtige, grundlos verängstigte Frau, die ihren One-Night-Stand bereut und ihren Lover jetzt loswerden will? Ist Aiden ein wahnsinniger Stalker, der kein Nein akzeptiert und Stück für Stück übergriffig Carolines Leben zerstört? Diese Frage gilt es zu klären. Denn die Ereignisse münden in einer Katastrophe…

Stranger ist komplex. Es beginnt schon damit, dass Aiden durch einen Erzähler präsentiert wird, während Caroline als Ich-Erzählerin aktiv ist. Wieso dies so gelöst wurde? Das ergibt sich im zweiten Teil des Buches – denn es stellt sich heraus: Carolines Kapitel sind ihre Aussage bei der Polizei und deshalb aus der Ich-Perspektive. Es ist ein geschicktes Instrument, um eine Verbindung mit dem Leser herzustellen, denn von Anfang an kriegt man mit, wie sehr sich Caroline vor Aiden zu fürchten scheint. Auch Aidens Kapitel, in denen es sehr viel um seine Gefühle geht, um das, was er für Caroline alles machen würde und auch darum, was er tatsächlich für sie tut – zumindest nach seiner Vorstellung – geben facettenreiche Einblicke. Ich war lange Zeit unschlüssig, wem ich glauben soll, denn sobald ich gemerkt habe, dass die Erzählungen auseinander gingen, war mir klar: Hier wird der Schlüssel liegen. Es wird darum gehen, wer die Wahrheit sagt. Und so ist es auch. „Nach dem Sturm“ greift dieses Thema auf. Hier verschwindet Caroline als Erzählerin und stattdessen dürfen wir die Polizisten Jess begrüßen, die den Leser beim Ermitteln mitnimmt. Doch bis dahin ist es ein Pingpong-Spiel. Ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass ich zeitweise mit Caroline sympathisiert habe, aber zeitweise auch das Gefühl hatte, eher auf Aidens Seite zu sein. Wieso will Caroline die Affäre so vehement verstecken? Wieso weigert sie sich trotz konkreter Bedrohungen, die Polizei zu informieren? Wieso versteht Aiden ihre Ansage nicht und taucht etwa bei der Tochter Hannah auf? Wer ist hier die böse Person, wer ist das Werkzeug, wer belügt wen?! Es waren viele Puzzleteile, kleine Nebensätze, gesäte Zweifel, bedrückende Momente und manchmal auch die Holzhammer-Methode, die den Leser auf gewisse Punkte stoßen wird. Aber kann man alles glauben, was Caroline erzählt? Kann man Aidens Ausführungen vertrauen? Alles ist möglich bei Stranger.

Caroline und Aiden sind nicht gerade einfache Charaktere. Caroline zeigt von Anfang an, welchem Stand sie zugehörig ist. Die perfekte Fassade, ihre gesellschaftliche Stellung, ihr Traumhaus – das ist ihr alles wichtig. So kommt es auch, dass immer wieder das Thema aufkommt, dass sie Sorge vor Klatsch hat wegen Aiden. Zeitweise fand ich sie bemitleidenswert, das schwingt aber schnell um und man fängt sie sogar fast an zu hassen. Zwischendurch ist sie komisch naiv (oder tut sie nur so?), verrennt sich immer wieder in „ich hätte es sehen müssen“-Ausführungen (oder lenkt sie ab?) und stößt Aiden mehr als einmal vor dem Kopf (Absicht oder Überforderung?). Unweigerlich fragt man sich dann, ob sie falsche Signale gesendet hat oder vielleicht den Verlauf selbst provoziert hat, obwohl es falsch ist, dem Opfer die Schuld zu geben. So würde ich zumindest normalerweise denken, aber Stranger macht das alles kompliziert und verlangt vom Leser einiges ab. Wie ist das mit Aiden? Good Guy, der vollkommen besessen ist? Wahre Gefahr für Caroline? Missverstandener Lover, der sich immer nur um sie bemüht? Alle Facetten sind mir beim Lesen in den Sinn gekommen und lange konnte ich mich nicht festlegen, ob er Freund oder Feind ist. Die Autorin macht es einem nicht einfach – auf welches Pferd sollte man wieso setzen, auf wessen Seite sich stellen? Am Ende ist der Leser eine Schachfigur, die Aiden und Caroline geschickt manipulieren und der Leser wird vielleicht auch durch seine eigene Erfahrung und seine eigenen Ängste falsche Entscheidungen treffen, so wie auch Aiden und Caroline. Es ist die Polizisten Jess, die dann am Ende erklärt, was wirklich passiert ist. Was ist Wahn, was ist Wirklichkeit, was ist Lüge, was ist Wahrheit?

Phasenweise hatte ich Sorge, dass das Buch nach einem zugegebenermaßen zähne Start zu einem Groschenroman verkommt. Das Klassiker: Reiche Frau hat Affäre, Toyboy akzeptiert kein Nein, es wird kompliziert. Stranger nutzt eben diese klassischen Elemente, um dann zu überraschen. Es dauerte etwas, bis ich in der Handlung drin war, bis ich mit Caroline und Aiden warmgeworden bin. Als sich langsam das Schicksal entfaltet und mir klar wurde, worauf das Unheil hinauslaufen wird, war ich umso gespannter, was die Auflösung sein wird. Ich hatte immer wieder kleinere und größere Theorien und hatte nach etwa 2/3 des Buches dann den Durchbruch, wo ich mir sicher war, dass es so und so sein wird. Am Ende kam es bis auf kleine Nebenhandlungen genau so und die Aufklärung - trotz meiner Vorhersage – konnte mich überzeugen und zufriedenstellen. Es ist keine gigantische, weit hergeholte Auflösung. Vielmehr geht es um schlechter Ort, schlechte Zeit, falsche Vorstellungen und geschickte Manipulation. Als sich das Netz der Intrigen final aufgelöst hat, empfindet man ein Stück weit Genugtuung, aber auch Wut, weil die Beteiligten zu einfach davonkommen und die Unbeteiligten unfairerweise beeinträchtigt sind. Auf jeden Fall bin ich mir jetzt sicher, dass man vorsichtig sein sollte, was man sich wünscht – und vorsichtig sein sollte, wenn man Fremden begegnet. Man kann ihnen nur vor den Kopf und nicht in den Kopf gucken.

Mein Fazit

Insgesamt hat Stranger mich echt von den Socken gehauen und positiv überrascht. Ich habe gar nicht damit gerechnet, eine so durchdachte, komplizierte und wendungsreiche Geschichte präsentiert bekommen zu haben. Auch wenn das Buch nicht immer einfach zu lesen ist, sind es am Ende die Twists und Erkenntnisse, die mich begeistern konnten. Aiden und Caroline sind komplizierte Charaktere, die es dem Leser schwer machen – und genau so ist es gewollt. Fesselnd bis zur letzten Seite, spannend und hochgradig verwirrend. Absolute Leseempfehlung, wenn man einen Thriller ohne viel Blut und Gewalt sucht, bei dem es nicht hauptsächlich um polizeiliche Ermittlungen geht.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2020

habe leider zu viel erwartet

Beat it up
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„Ich glaube, du bist hier, weil du endlich anfangen willst zu leben.“
(Payton zu Summer in Beat it up)

Worum geht’s?

Summer ist ein musikalisches Wunderkind. Durch ein sogenanntes absolutes Gehör kann ...

„Ich glaube, du bist hier, weil du endlich anfangen willst zu leben.“
(Payton zu Summer in Beat it up)

Worum geht’s?

Summer ist ein musikalisches Wunderkind. Durch ein sogenanntes absolutes Gehör kann sie Disharmonien erkennen und Melodien perfektionieren. Ihr größter Traum ist es, als Pianistin im New York Orchestra zu spielen. Nachdem ihre Mutter ihr das Leben wieder schwer macht, entscheidet sich Summer, vorzeitig nach New York zu fliegen. Dort lebt ihr Zwillingsbruder Xander, mit dem sie gemeinsam Lieder schreibt, die Xander als DJ in die Welt hinausträgt. Niemand weiß von ihrem Deal. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und Summer geht mit Xander auf Tour des legendären Beat it up-Festivals. Zwischen lautem Trubel und vielen Menschen findet Summer nicht nur eine andere Seite an sich selbst – sondern auch jemanden, der ihr Herz rasant auf den Kopf stellt: Gabriel Blazon, ärgster Konkurrent ihres Bruder, ebenfalls Musiker - und hauptberuflicher Herzensbrecher…

Beat it up ist Band 1 der Stars and Lovers-Reihe.


Schreibstil / Gestaltung

Das dunkle Cover ist in verschiedenen Orange- und Pinktönen gehalten und zeigt eine Art Kreisel. Das Cover wirkt energetisch und passt zum Buch, in dem es vorrangig um Musik und ein großes Festival geht. Das Cover ist auf jeden Fall ein Hingucker. Das Buch wird linear aus Sicht von Summer als Ich-Erzählerin berichtet. Der Schreibstil ist locker-leicht, sehr turbulent und jugendlich. Das Buch lässt sich sehr gut lesen. Das Buch ist sehr gut verständlich und enthält nur oberflächliche Intimszenen. Zwischendurch sind Songtexte und Songtextteile abgedruckt.


Mein Meinung

Nachdem mich Kiss me twice von Stella Tack vor kurzer Zeit köstlich unterhalten hat, war ich sehr gespannt auf Beat it up. Ich liebe Geschichten um Musiker und insbesondere auch Summers Geschichte mit dem absoluten Gehör hat mich sehr interessiert. Daher ging ich mit hohen Erwartungen an das Buch, denen Beat it up aber leider nicht gerecht werden konnte.

Im Fokus der Geschichte steht die 20-jährige Summer, die sich gerade auf das Vorspielen des New York Orchestra vorbereitet. Sie gilt als Wunderkind, kommt aus einer hochmusikalischen (aber auch erfolgsgetriebenen) Familie und kann so gut mit Musik umgehen, dass sie reihenweise Preise gewinnt. Leider hat ihr absolutes Gehör, mit dem sie kleinste Disharmonien erkennt, aber auch einen Nachteil: Sie ist extrem lärmempfindlich, krieg bei lauter Geräuschkulisse starke Schmerzen und hat oft auch Kopfschmerzen. Dennoch entscheidet sich Summer für eine wahnsinnige Aktion. Als ihr bester Freund Ethan ihr seine Liebe gesteht und Summers Mutter mal wieder der Eiskönigin Konkurrenz macht, flieht Summer nach New York zu ihrem Zwillingsbruder Xander, der sie darum gebeten hat, mit ihm ein Lied für das bevorstehende große Festival Beat it up zu produzieren. Doch aus den Aufnahmen wird mehr, denn als Xander seinen Stick zuhause vergisst, muss Summer ihm zum Festival hinterherreisen. Und plötzlich angesteckt von der Energie und dem Gefühl, mal aus ihrem Schneckenhaus herauskommen zu müssen, entscheidet sich Summer, mit dem Team weiterzureisen und erst zu ihrem Vorspiel in einigen Wochen nach New York zurückzukehren. Und während der Zeit bei Beat it up lernt Summer nicht nur Freiheit und Leichtigkeit, sondern verliebt sich auch Stück für Stück in den Musiker Gabriel. Der hat jedoch Vorgeschichte mit ihrem Bruder, der Summer sogar den Umgang mit Gabriel verbietet. Kann Liebe etwa noch komplizierter sein?

Gleich vorweg möchte ich sagen: Beat it up zu bewerten fällt mir ehrlich gesagt recht schwer. Das liegt daran, dass ich vielleicht falsche Erwartungen an das Buch hatte und zugleich aus Erfahrungen so ein Buch hätte erwarten können. Ich habe bereits Bücher von Stella Tack gelesen, die jedoch ausdrücklich in einem Jugendbuch-Verlag erschienen sind und daher für mich mit ihrer überdrehten Art gepasst haben. Ich hatte allerdings irgendwie gedacht, dass dieses Buch eher für (junge) Erwachsene geschrieben ist und hatte durch das Alter der Protagonisten (Anfang bis Mitte 20) eine etwas ernstere Geschichte erwartet, zumal ja auch mit Elementen wie Summers Gehör durchaus schwierige Themen angelegt sind. Doch – zu meinem Bedauern – schlägt Beat it up in die übliche Kerbe, die Stella Tack bedient: Turbulent, spritzig, hochgradig überdreht. Und das hat für mich in diesem Fall leider nicht immer gepasst.

Zu Beginn ist Summer noch zuhause in ihrem Örtchen und verbringt Zeit am College, wo sie fleißig auf ihren Abschluss hinarbeitet, sich zurückzieht und ganz viel musiziert. Nur Ethan ist um sie herum und scheint sie zu verstehen. Immer wieder wird angesprochen, wie schwer das Leben für Summer ist, denn durch ihr Gehör kann sie teilweise simple Sachen wie in der Cafeteria essen nicht mitmachen. Sie ist schnell überfordert, kriegt Schmerzen und leidet. Sie tat mir von Anfang an leid. So eine Begabung ist Segen und Fluch zugleich. Hinzu kommt auch noch ihre komplizierte Familie, der Druck durch ihre Mutter und das doch eher fehlende Gefühl von Liebe. Der erste Teil bis zu Summers Reise nach New York hat mir auch durchaus gut gefallen, er war ruhig, einfühlsam und informativ. Das änderte sich schlagartig ab New York. Im Flugzeug trifft sie das erste Mal auf Gabriel und ist von seiner Köpfhörermusik so beeinträchtigt, dass sie ihn anmault. Der erste Auftritt von Xander, das gemeinsame Arbeiten im Musikstudio, die Reise zum Beat it up, die Zeit beim Beat it up – ab hier ist alles nur noch abgedreht, zeitweise überdreht. Es folgen teils witzige, teils peinliche Wortgefechte mit Gabriel, Summer stolpert von einer Situation in die nächste, hat zwischendurch immer wieder Zusammenbrüche und jede Menge Herzschmerz, während sie versucht rauszufinden, ob sie Gabriel lieben oder hassen soll. Das ganze Drumherum vom Beat it up, die Reise in verschiedene Städte, das Leben backstage ist eine einzige Party, die alle Beteiligten wie frisch pubertierende Kinder ausnutzen.

Und so, irgendwo auf der Reise, verlor mich die Geschichte immer mehr. Es war nur noch eine Aneinanderreihung von möglichst lustigen, möglichst krassen Momenten. Hin und wieder wird Summers Gehör thematisiert, vorzüglich, wenn sie vollkommen grundlos über ihre Grenzen hinausgeht und dann durch äußere Umstände (etwa ein Anrempeln) ein Problem auftaucht, was dazu führt, dass Summer zusammenbricht. Es kommt nie ein Arzt, mit paar Schmerzmitteln wird das gelöst und weiter geht das turbulente Leben. Das ewige Hin und Her mit Gabriel, ein paar Zankereien mit ihrem Bruder, jede Menge sprunghafte und impulsive Entscheidungen sowie die Erkenntnis, bisher so stark durch die Erwartungen der Familie eingeschränkt worden zu sein, runden das Buch ab. Dafür gibt es aber folgende Sachen nicht: Tiefe, Erklärungen, Reflexion. An allen Ecken und Enden fehlten mir greifbare Erklärungen, etwa für Summers Verhalten. Zu Beginn ist die Rede davon, wie sehr sie von Geräuschen beeinträchtigt wird. Dennoch purzelt sie andauernd in Situationen, wo die Lautstärke sie überfordert. Öfter verliert sie ihren Gehörschutz, hat ihn gar nicht erst dabei einmal blutet sie sogar aus den Ohren. Es kommt kein Arzt, es wird nur noch oberflächlich angesprochen. Generell hatte ich erwartet, dass das Thema mehr im Vordergrund steht und thematisiert wird, so ist es aber nicht. Ich verstehe, dass Summer regelmäßig über ihre Grenzen hinausgehen soll, als Zeichen ihrer Entwicklung. Denn offenkundig geht es darum, dass Summer feststellen soll, wie beengt sie vorher gelebt hat und wie schön und abenteuerreich das Leben sein kann. Ich mag diese Botschaft auch durchaus, aber irgendwie verklingt sie zwischen den permanenten Partys, auf die Summer nie Lust hat, dann aber hochbesoffen irgendeinen Mist macht. Es war für mich nicht erklärbar, wieso Partys, Abenteuer und Grenzüberschreitungen mit Freiheit, Loslassen und sich selbst finden gleichgesetzt werden. Für mich war das alles leider nicht stimmig, es fühlte sich gewollt und gezwungen an. Es war, als sei der einzige Anspruch von Beat it up gewesen, eine möglichst geile Partyzeit zu manifestieren.

Das strahlt sich auch in die zugrundeliegende Liebesproblematik aus. Zu Beginn geht es darum, dass Ethan Summer mit seinem Geständnis verschreckt hat und Summer beginnt sich zu fragen, wieso sie den perfekten Ethan nicht liebt bzw. was sie tun kann, um ihn doch zu lieben. Dann kommt Gabriel und beide sind von Anfang an wie Katz und Maus, wie Feuer und Wasser. Sie findet ihn wahnsinnig blöd, er macht sie einen Spaß daraus, sie zu reißen. Gabriels Verhalten ist von viel übergriffigen Handlungen geprägt und die rar gesäten Momente, in denen er einmal ernst wirkt, verblassen so schnell, dass man sie sich auch hätte sparen können. Zwischen beiden herrscht eine gewisse Anziehung, aber ich habe nie verstanden, wie daraus mehr werden sollte oder konnte. Es ist ein Hin und Her, was nicht nur Summer überfordert hat. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto anstrengender empfand ich es. Mein persönliches Negativ-Highlight war denn, als beide in Vegas volltrunken offenbar 30 Hummer befreit und in einen Sprungbrunnen geworfen haben. Es tut mir leid, aber irgendwann empfand ich alles nur noch als lächerlich und unangenehm. Natürlich gibt es dann noch etwas Zank mit Ethan, einige Stolpersteine zwischen Gabriel und Summer und die Öffentlichkeit, die Summer noch fies mitspielt. Leider konnte mich nichts davon mehr abholen. Ich konnte nicht verstehen, wieso Summer und Gabriel sich eventuell lieben und dadurch auch die ganzen letzten Entscheidungen nicht begreifen. Für mich hat es nirgends geprickelt, nirgends flogen Funken, es gab keine Schmetterlinge.

Besonders enttäuscht hat mich aber eigentlich der Endspurt des Buches. Nachdem Summer nun Beat it up den Rücken kehren muss, bricht das Chaos aus. Einiges davon hatte ich erwartet – und irgendwie muss man auch sagen, dass die Charaktere selbst Schuld haben, denn wer seine Geheimnisse so präsent und unvorsichtig präsentiert, muss ich nicht wundern – und anderes hat mich verwirrt. Es gibt Entwicklungen zwischen Gabriel und Summer, die tiefe Wunden hinterlassen und Summers Leben stark beeinflussen – im doppelten Sinne. Doch statt das Ganze zu klären und zu erklären, irgendeine Art von Ausweg zu finden, wird am Ende von der Autorin alles einfach lachend weggebügelt. Das hat mich wirklich stark gestört, denn Gabriel hat so einiges gemacht, was Klärungsbedarf hervorruft. Das halbherzige „so und so war das“ deckt leider auch nur einen Teilaspekt ab. Und so endet das Buch für mich mit einem unbefriedigenden Ende und einem „tja, so ist das nun halt, Gabriel und Summer forever“-Gefühl. Auch die Rivalität von Xander und Gabriel wird durchweg betont, aber halbgar aufgelöst, nur um dann plötzlich aus der Welt zu sein. Es gibt für mich gefühlt sehr viele lose Enden und herumhängende Fäden. Das Ende ist zu schnell, zu unrund, zu wenig greifbar für mich.

Einige wenige Worte möchte ich noch zu den Charakteren sagen. Zunächst war ich geschockt, als Summers Alter angesprochen wurde. Von Anfang an wirkt sie deutlich jünger – ich hätte sie vermutlich auf 14/15 geschätzt – und auch die anderen Charaktere stehen dem in nichts nach. Die Jungs Xander, Peter und Gabriel sind allesamt bekannte Musiker, haben Bühnen- und Medienerfahrung und benehmen sich wie 14-jährige, die zum ersten Mal rausgelassen wurden. Peter, der schwule Asiate, möchte alle Männer begrabbeln und anspringen. Gabriel macht grundsätzlich das Gegenteil von dem, was sein Management ihm sagt, kennt keine Grenzen und ist für jeden noch so kindischen Spaß zu haben. Xander war meist nur präsent, um Summer zu sagen, wie mies Gabriel ist. Einzig Payton, die als Tänzerin dabei ist, wirkt noch etwas erwachsen, gleichzeitig war sie (neben Gabriel) es aber auch, die Summer oft mitgezogen hat bei den wahnwitzigen Ideen. Kelvin, der Manager, hat regelrecht laufend Herzinfarkte. Mein einziges Highlight war George, der Bodyguard. Der war väterlich und es kam mir vor, als hüte er einen Sack voller Flöhe. Leider fiel es mir schwer, mich mit den Charakteren zu sympathisieren oder identifizieren. Selbst meine anfängliche Sympathie für Summer verschwand mit der Zeit, als sie immer wieder wie ein Kind auf die heiße Herdplatte fasst und sich dann wundert, dass es wehtut.

Mein Fazit

Ich wollte dieses Buch so sehr lieben. Aber leider war Beat it up am Ende nur ein überdrehtes, teilweise fast schon unangenehmes Buch. Klar konnten mich einige der Witze zum Schmunzeln bringen, aber die Charaktere benehmen sich allesamt wie Kinder und null alters- und berufsangemessen. Das Buch ist gewohnt spritzig, präsentiert sich mit einer sprunghaften Protagonistin und lässt leider alles, was Potenzial für Tiefe hätte, in den Luft hängen. Nettes Buch, was man schnell weglesen kann, aber das war’s für mich leider auch schon. Klischees, Stereotypen, platte Handlung. Beat it up war für mich leider nur eingeschränkt eine Freude.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 19.08.2020

nettes Buch für Zwischendurch

Lovely Mistake (Bedford-Reihe 2)
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„Die Männer mit den härtesten Schalen haben den weichsten Kern von allen. Ich bin schon einigen von deiner Sorte begegnet. Es war immer dasselbe.“
(Molly zu Troy in Lovely Mistake)

Worum geht’s?

Nach ...

„Die Männer mit den härtesten Schalen haben den weichsten Kern von allen. Ich bin schon einigen von deiner Sorte begegnet. Es war immer dasselbe.“
(Molly zu Troy in Lovely Mistake)

Worum geht’s?

Nach der schweren Zeit um die Krebserkrankung ihrer Mutter sowie einer tragisch gescheiterten Beziehung hat Molly genug. Sie stellt sich selbst eine Challenge: 6 Monate, keine Männer, keine Berührungen von Männern, kein Verlieben. Mit Entsetzen muss Molly dann aber feststellen, dass ihre Wohnung durch einen Wasserschaden länger nicht bewohnbar ist. Und so landet sie bei Troy. Als Mitbewohnerin, versteht sich. Das macht sie ihm auch direkt durch Regeln klar. Als das Schicksal erneut über Molly hineinbricht, steht Troy an ihrer Seite. Jetzt muss Molly sich fragen: Sind Regeln nicht dafür da, gebrochen zu werden?

Lovely Mistake ist Band 2 der Bedford-Reihe und in sich geschlossen. Die Protagonisten aus Band 1 kommen vor, Vorkenntnisse sind jedoch nicht erforderlich.

Schreibstil / Gestaltung

Was für eine schöne Farbe! Das Cover von Lovely Mistake ist einfach wunderschön. Ein sattes Blau mit einer goldenen Marmorierung sowie einem an Band 1 angelehnten Titel zieht sofort die Blicke auf sich. Das Cover wirkt sehr modern und passt zum Genre. Nach einem Prolog springt das Buch einige Wochen und verläuft von hier an linear. Die Geschichte wird sowohl durch Molly als auch durch Troy in der Ich-Perspektive erzählt, wobei Mollys Anteil deutlich überwiegt. Der Schreibstil ist sehr angenehm flüssig, leicht verständlich und gelegentlich auch humorvoll. Es ist sprachlich angemessen für den Bereich (junge) Erwachsene. Das Buch enthält einen geringen, nicht expliziten Anteil an Intimszenen.

Meine Meinung

Nachdem mich Perfectly Broken letztes Jahr wirklich von den Socken gehauen hat und die emotionale Geschichte um Chase und Brooke auf meiner Jahreshighlight-Liste gelandet ist, war meine Freude enorm groß, als verkündet wurde, dass es weitergeht – dieses Mal mit Molly und Troy. Genau so hatte ich es gehofft und erwartet, da die beiden in Band 1 bereits kurze Intermezzos haben. Mit großer Vorfreude griff ich also zu Lovely Mistake – und muss sagen, dass ich deutlich mehr erwartet hätte.

Zu Beginn des Buches entführt uns Molly in einem längeren Prolog zu ihrer Mutter. Diese hat gerade den Krebs besiegt und befindet sich noch geschwächt zuhause. Molly kümmert sich um sie, backt ihr gesunde, köstliche Kuchen und ist für sie da. Als Molly ihre Mutter informiert, dass sie sich dazu entschieden hat, ein halbes Jahr nicht zu daten, keine Männerkontakte zu haben und sich nicht zu verlieben, ist diese überrascht und nimmt ihrer Tochter das Versprechen ab, dass Molly ihre Regeln bricht, sollte der perfekte Mann kommen. Nach einem mehrwöchigen Sprung in die Zukunft sitzt Molly tief in der Patsche. Ein großer Wasserschaden hat ihre Wohnung unbewohnbar gemacht. Zunächst bieten ihr Chase und ihre beste Freundin Brooke Unterschlupf an, Molly hat auf die beiden extrem verliebten Turteltäubchen aber eigentlich keine Lust. Als dann Chases bester Freund Troy Molly sein Sofa anbietet, nimmt sie an – jedoch nicht, ohne Regeln aufzustellen. Keine tiefgründigen Gespräche, keine durch die Wohnung laufende nackte Nudel und kein Körperkontakt. Sie sind nur zwangsweise Mitbewohner und auf keinen Fall soll das mehr sein. Aber irgendwie können sich beide der Anziehung zwischen ihnen nicht so ganz widersetzen. Und als das Schicksal zuschlägt und Molly in den Abgrund reißt, ist es ausgerechnet Troy, der an ihrer Seite steht. Wird Molly über ihren Schatten springen und ihre Regeln aufgeben können?

Nach Band 1 habe ich mich ja wirklich auf Molly und Troy, generell auf dieses ganze Buch, enorm gefreut. Die Idee, ein halbes Jahr „Männerpause“ zu machen, klang auch nach einer guten Grundlage, denn es war klar, dass Molly ordentlich ins Schleudern gerät, sobald sie mit Troy lebt. Aber irgendwie war das alles zu viel, zu anstrengend und zu wenig greifbar. Es geht los mit Molly, die in ihrer Verzweiflung zu Troy zieht, denn bei Brooke und Chase wohnen? Auf gar keinen Fall. Ihre Männerpause will sie geheimhalten und erzählt Troy daher anfänglich etwas von einer Keimphobie. Dann werden Regeln aufgestellt, drei Stück an der Zahl. Regel Nummer 3 bricht Molly kurz danach sofort, als sie nackt Troy gegenübertritt. Natürlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis Regel 1 und 2 auch fallen. Wieso Molly keine tiefgründigen Gespräche will, ist recht schnell klar: Troy ist ein verdammt lieber Kerl, der zwar den Ruf eines Abschleppers hat, aber so zahm ist wie ein Hundewelpe. Er kümmert sich gut um Molly, ist für alle Welt stets da und hat ein großes Herz. Seine bewegende Vergangenheit, die hin und wieder angekratzt wird, unterschreibt dies noch mehr. Molly ist also recht früh bewusst, dass sie sich in Troy – den sie ja immerhin sogar schonmal gedatet hat – verlieben kann.

Die Regel mit dem Körperkontakt hingegen nimmt teils absurde Ausmaße an. Ich war sehr gespannt darauf, ob hierfür eine Erklärung folgt. Ja, die kommt und ja, sie ist erklärbar. Ich hätte mir ehrlich gesagt gewünscht, dass das Ganze mehr thematisiert wird und nicht nur als kleine Randnotiz einhergeht, da es durchaus ein wichtiges Thema ist. Allerdings empfand ich beim Lesen Mollys Reaktionen trotzdem laufend als übertrieben. Sie will nicht einmal Hände schütteln oder als sie verletzt ist, soll Troy ja nicht ihren Knöchel angucken. Generell pocht Molly extremst auf ihre Regeln, lässt den Leser regelmäßig von ihrer Männerpause wissen und betont öfter, dass sie auf keinen Fall dabei ist, sich zu verlieben. Gleichzeitig aber reizt sie Troy permanent, bringt ihn in Situationen, in denen er sich regelkonform verhält, Molly ihn aber hochgradig provoziert, die Regeln zu brechen. Und hier fing es an, dass ich nur noch mit dem Kopf geschüttelt habe. Molly ist so damit beschäftigt, Troy unterschwellig anzumachen, nur um ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit von sich zu stoßen. Molly ist sprunghaft, launisch und in meinen Augen teilweise unfair zu Troy. Entsprechend schwer war es für mich, ihre Liebesgeschichte zu genießen. Laufend echauffiert sich Molly auch über Lucy, ein älteres Love Interest von Troy. Denn Molly ist eifersüchtig, aber will gleichzeitig auch nicht ihre Regeln brechen. Sie ist einfach sprunghaft und inkonsequent. In der zweiten Hälfte braucht Molly eine starke Schulter, die Troy ihr bereitwillig gibt. Im weiteren Verlauf – mit deutlichen Parallelen zu Perfectly Broken – ist es dann aber so, dass Molly ihm richtig vor den Kopf stößt. Das war schon bei Band 1 so, wo ich fand, dass Brooke zwar emotional geladen, aber extrem unfair gegenüber Chase ist und am Ende Chase aber der ist, der sich um sie bemüht. Genauso ist es hier. Molly wirft Troy eine absolut gemeine Aussage an den Kopf (sie ist aber auch emotional nicht auf der Höhe gerade) und statt dass sie sich darum bemüht, das zu kitten, ist es Troy, der ankommt und alles auf den Kopf stellt, um sie glücklich zu machen. Es ist für mich schwer nachvollziehbar gewesen, an welcher Stelle aus Bekannten/Freunde mehr wurde und wann der Scherbenhaufen wieder zu Liebenden wird. Zwar merkt man von Anfang an die Anziehung, aber auf Seiten Mollys merkt man nie wirklich Gefühle, bei Troy hingegen schon.

Dafür, dass das Buch über 300 Seiten hat, hatte ich das Gefühl, dass kaum etwas passiert. Es gab ein wenig nettes Drumherum, ein paar Plaudereien, ein paar niedliche Szenen und Diskussionen über Chancen im Leben, die man nicht wahrgenommen hat. Eigentlich geht das Buch generell um Mollys Entwicklung, denn für mich ging Troy komplett unter und wirkte eher wie ein unterstützender Nebencharakter, der Mollys Hand hält und für sie Türen eintritt, wenn sie sich nicht traut. Seine eigene Geschichte wird untergeordnet hier und da angesprochen, zumeist recht fix auf wenigen Seiten dann aber glattgebügelt und selbst am Ende geht es nur um Mollys Traum. Das fand ich wirklich schade. Denn beide tragen Narben auf ihrer Seele und Troy hatte es nicht leicht im Leben. Man hat aber das Gefühl, er darf und kann sich nicht entwickeln, nur Molly wird das zugestanden. Ein bisschen gefreut hat mich dafür das Wiedersehen mit Chase und Brooke, über die man hier noch vereinzelt etwas erfährt und an ihrer Geschichte teilnehmen darf. Zwar war das schon fast zu kitschig und idealistisch, aber ich verstehe zugleich, dass die Autorin nach einem emotionalen Band 1 ein wenig Glück streuen möchte.

Nach einer zähen ersten Hälfte, die vor allem von viel fehlendem Verständnis meinerseits geprägt ist, wird in der zweiten Hälfte die Emotionsschraube etwas angezogen. Ich will nicht sagen, dass ich überrascht von den Entwicklungen bin, denn tatsächlich habe ich das von Seite 1 an so erwartet. Dennoch hat es mich ein bisschen getroffen und berührt. Die Geschichte um Mollys Mutter, Mollys Lebenstraum von einer Konditorei und ihrer Last wurde gut umgesetzt und hat mich wirklich hin und wieder berührt. Die Autorin versteht es, rohe Emotionen umsetzen und dem Leser schwer ums Herz werden zu lassen. Allerdings war die hieraus resultierende weitere Handlung, die vor allem auch die Liebesgeschichte beeinflusst, etwas flach. Das Finale ist dann gewohnt kitschig-süß, mit einer gehörigen Portion Schmachtmomenten. Mein Problem hierbei war, dass es sich anfühlte, als sei nichts zwischen Troy und Molly geklärt und als hätte man einfach zwei Legosteine zusammengesteckt, weil es so sein soll. Wenn man bedenkt, wie viel Raum am Anfang mit anstrengendem Hin und Her verschenkt wurde, gerät diese ganze Entwicklung, die nun wirklich emotional ist, viel Potenzial mitbringt und die Charaktere wachsen lässt, einfach zu kurz. Ich hätte mir mehr gewünscht, vor allem für Troy, der hier so sehr untergeht und dessen einzige Aufgabe es gefühlt ist, für Molly da zu sein und ihr Leben zu ordnen.

Mein Fazit

Insgesamt muss ich sagen, dass Lovely Mistake ein nettes Buch war, was man gut weglesen konnte. Leider empfand ich die erste Hälfte als wahnsinnig anstrengend und konnte mich mit Molly und ihren irrsinnigen Regeln nicht wirklich anfreunden. Die zweite Hälfte ist dafür emotionaler und konnte mich mehr abholen, aber auch hier kommt das Buch einfach nicht an Band 1 heran. Ich hatte mir mehr von Molly und Troy erhofft. Dennoch hatte ich Spaß mit dem Buch, man sollte nur nicht zu viel erwarten.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.08.2020

besser als Band 1 und mit Tiefe, aber weiterhin Längen

A single word
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„Es gibt Dinge, die zu schmerzhaft sind, um sie jemals auszusprechen.“
(Henri in A single word)

Worum geht’s?

Oxy kann es nicht fassen: Als sie das erste Mal auf den Henri, den Bruder ihrer Mitbewohnerin ...

„Es gibt Dinge, die zu schmerzhaft sind, um sie jemals auszusprechen.“
(Henri in A single word)

Worum geht’s?

Oxy kann es nicht fassen: Als sie das erste Mal auf den Henri, den Bruder ihrer Mitbewohnerin Ella, trifft, benimmt er sich wie die Axt im Walde. Wieso der gutaussehende Erbe einer der größten Modehausketten etwas gegen Oxy hat, kann sie sich wirklich nicht erklären. Doch nachdem Ella ihre Mädels immer wieder vor dem Herzensbrecher warnt, ist es Oxy eigentlich auch egal: Henri bedeutet Ärger und auf so etwas steht sie nicht. Als sich ihre Wege aber immer öfter kreuzen und Oxy endlich weiß, was Henri gegen sie hat, kann sie sich dem verdächtigen Kribbeln nicht mehr entziehen. Nur wieso ist Henri, notorischer Herzensbrecher und One-Night-Stand-Verfechter, so hart zu knacken? Oxy kann nicht ahnen, dass Henri ein Geheimnis hütet, dass so traumatisch ist, dass es sein Leben und seine Sichtweise für immer verändert…

A single word ist Band 2 der LOVE-Reihe. Jedes Buch ist in sich geschlossen, die Charaktere der anderen Bände kommen jedoch vor und die Geschichten laufen teilweise zeitgleich.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist dieses Mal in satten Orange-Tönen gehalten und zeigt wieder den gleichen Tüllstoff. Die Reihenzugehörigkeit ist sofort erkennbar, die Gestaltung ist stimmig und zum Buch passend. Das Buch verläuft linear und umfasst etwa den gleichen Zeitraum wie Band 1. Die Geschichte wird durch Henri und Oxana wechselnd in der Ich-Perspektive erzählt, wobei Oxanas Kapitel überwiegen. Der Schreibstil ist locker-leicht, das Buch lässt sich gut und flüssig lesen.

Mein Fazit

Nach einem durchwachsenen Start in die Reihe mit A single night, wo mich die Liebesgeschichte leider kaum, aber die Fashionidee dafür sehr begeistert hat, war ich gespannt, wie es bei Band 2 sein wird.

In A single night geht es dieses Mal um Oxy und Henri. Oxy ist eines der vier Mädels, welche zusammen in der Studenten-WG in Plymouth wohnen. Oxy hat eine Zeit lang für einen bekannten Designer gearbeitet und ist nun von Paris hergezogen. In ihrer WG trifft sie auf Henri, seinerseits Bruder ihrer Mitbewohnerin Ella und auch Miteigentümer des großen Modehauses French Chic. Henri will eigentlich nur Ella besuchen, gerät aber direkt mit Oxy aneinander, da er glaubt, sie würde Ellas Geheimnis um ihre Herkunft lüften wollen und hätte daher Ella erpresst. Dieses auf einem Missverständnis beruhende Intermezzo führt dazu, dass beide sich aus dem Weg gehen. Zumindest solange, bis Ella Oxy über Weihnachten mit nach Paris nimmt. Hier sind Oxy und Henri ein wenig wie Hund und Katz, giften sich an und trauen sich nicht über den Weg. Doch gleichzeitig ist da eine komische Anziehungskraft zwischen den beiden. Stück für Stück entwickelt sich aus Feinden eine Art Freundschaft, die schon bald zu wilden Funken und kribbelnden Schmetterlingen wird. Aber Henri ist kompliziert. Denn seit einem traumatischen Erlebnis, über das er mit niemanden reden will, hat er einen sehr extremen Lebensstil: Viele Partys, noch mehr Arbeit, jede Menge Frauen und ganz viel Sport. Hauptasche, er hat keine Zeit, nachzudenken. Ist Oxy nur eine weitere Kerbe in seinem Bettpfosten oder kann sie diejenige sein, die den rastlosen jungen Mann auffangen kann?

Weiter geht’s also mit dieser aufgedrehten, aber unglaublich tollen Mädels-WG, ihrem Traum von Modedesign und Fashionfotografie und ihren komplizierten Liebesgeschichten. Da ich von Band 1 nur mittelmäßig angetan war und vor allem die doch recht präsenten Längen und die schon sehr ausufernden Szenen mich teilweise nicht zum Weiterlesen motivieren konnten, war ich gespannt, ob es mir hier auch so gehen wird. Gleich vorweg: Ja und nein. Ja, weil auch A single word wieder ähnlich aufgebaut ist wie A single nicht. Es gibt sehr viel Drumherum, die Autorin ist schon eher detailverliebt und mag es, eine gewisse Atmosphäre aufzubauen. Das macht das Buch manchmal vielleicht etwas zäh und man fliegt nicht so durch die Geschichte, dafür muss ich aber auch sagen, dass die Autorin es wirklich schön macht. Die rauschenden Beschreibungen rund um das Studium, die Modeliebe der Mädels, Paris und Plymouth – es ist wirklich toll gelungen. Aber es ist halt leider auch ein bisschen zu viel. Die Kapitel sind ähnlich wie in Band 1 wirklich lang, man hat wenige Szenenwechsel und manchmal fühlte ich mich etwas verloren, weil ich das Gefühl hatte, die ganze Zeit auf ein „Jetzt geht’s los“ zu warten, was nicht kommt. Gleichzeitig konnte mich aber die Geschichte von Henri und Oxy abholen, ich habe mitgefiebert und mir gewünscht, dass beide miteinander reden und Henris Geheimnis gelüftet wird. Deswegen konnte ich das Buch oftmals nicht aus der Hand legen, wollte unbedingt weiterlesen und mehr wissen und verstehen. Das war bei Band 1 nicht der Fall. Daher gibt’s hier eine klare Verbesserung.

Allerdings muss ich halt auch zugestehen, dass allein das erste Drittel des Buches eine Art überlange Einleitung ist und beleuchtet, wie und wieso Oxy nach Plymouth kommt, wie Ella einzieht, die Mädels zueinander finden und erst dann Oxy und Henri aufeinandertreffen. Im nächsten Drittel geht es dann auch hauptsächlich um die beiden und ob sie zusammenfinden können und sollten, aber auch, wie steinig der Weg ist, wie sehr Gewohnheiten und Gerüchte prägen und wie schwer es ist, etwas zu wagen. Das letzte Drittel behandelt dann vor allem die Hürden, denen beide gegenüberstehen und wie Henri sich entwickeln muss. Es gibt einige Momente zum Lachen, einige zum Verzweifeln, ein paar zum Schmunzeln und auch den ein oder anderen, wo einem schwer ums Herz wird, was vor allem an Henris Geschichte liegt. Insgesamt muss ich sagen, dass A single word aber einen doch recht flachen Spannungsbogen hat und nicht mit Dramen, Twists und lautem Geknall daherkommt. Es ist eine eher ruhige Geschichte, bei der es viel um Entwicklung, Einsicht und final auch um das Thema Heilung geht. Das alles wird natürlich wieder mit einer gehörigen Portion Fashion garniert, durch Henri gibt es auch oberflächliche Einblicke in die Frage des Modeverkaufs, durch Oxy hier und da in das Arbeiten für Designer und overall natürlich auch ins Studium. Dennoch ist die Handlung des Buches für über 500 Seiten übersichtlich, alles teilweise zu viel gestreckt und an einigen Stellen hätte man – vor allem im Hinblick auf Oxy – lieber mehr Tiefe als Drumherum einbauen sollen.

Auch hier spielt Mode natürlich wieder ein großes Thema. Die Mädels berichten viel, man erhält vielseitige Einblicke in die Modewelt. Ich muss der Autorin wirklich lassen, wie großartig sie hier Hintergrundwissen einbaut. Man erhält etwa Einblicke in die Programme, die die Mädels brauchen, in Gedanken bei den Designentwürfen, aber auch in die Ateliers. Für Leute, die das Thema aber grundsätzlich uninteressant finden, wird das Buch (bzw. die Reihe) vermutlich nichts sein. Das Thema ist sehr präsent und das ist auch einer der Punkte, die mich sowohl in Band 1 als auch hier wirklich sehr begeistern. Ich mag diese Einblicke sehr und freue mich auf weitere, wobei Band 3 und 4 vermutlich eher die Fotografie aufgreifen werden.

Anders als bei A single night mit Libby und Jasper konnte mich dieses Mal auch die Liebesgeschichte von Oxy und Henri insgesamt überzeugen. Zwar haben beide einen holprigen Start, danach entwickelt sich aber etwas Tolles. Henri bemüht sich um Oxy, Oxy achtet auf Henri und merkt, dass etwas im Argen ist. Die beiden haben keine von 0 auf 100 Beziehung, im Gegenteil entwickelt sich alles sehr solide und in einer guten Geschwindigkeit. Immer wieder gibt es Hindernisse und Probleme, denen sich beide stellen müssen. Es ist schon eine kleine Auf-und-Ab-Fahrt mit den beiden, denn vor allem Henri stößt Oxy manchmal (unbewusst) von sich, weil er keine Nähe aufbauen möchte. Die beiden haben es definitiv nicht leicht und gerade Henri haut halt wirklich das ein oder andere Mal voll daneben. Oxy ist jedoch eine sehr liebevolle und empathische Person, die mit einer Engelsgeduld und viel Verständnis begeistern kann. Denn Henris Verhalten steht in direktem Zusammenhang mit seinem Geheimnis. Dieses wird zunächst erst nur angedeutet, später aber aufgelöst. Ich muss dazu sagen, dass ich recht schnell wusste, was es ist. Nicht, weil es so offensichtlich war, sondern weil es ein reales Ereignis ist, an das sich viele vermutlich noch erinnern können. Als in dem Buch ein gewisses Datum angesprochen wurde, war mir klar, worum es gehen wird. Und ich war zwiegespalten, weil ich Angst hatte, wie die Autorin es umsetzt. Aber meine Sorge war grundlos. Die Auflösung, die Einbindung in die Geschichte, die Folgen, aber auch die Auswirkungen auf das Umfeld wurden großartig herausgearbeitet. Ich finde auch, dass die Autorin in einer wohldosierten Weise das Grauen eingefangen und verarbeitet hat, ohne dass es effekthascherisch oder irgendwie unangenehm wirkt. Solche Ereignisse benötigen ein großes Fingerspitzengefühl – und das hat die Autorin hier für mich absolut bewiesen. Niemals hätte ich erwartet, bei A single word eine derartig tiefgründige und emotionale Backgroundstory zu finden.

Allerdings geht damit auch einher, dass Oxys Geschichte etwas in den Hintergrund gerät und für meinen Geschmack wenig aufgegriffen wird. Sie wirkt dadurch teilweise etwas wie ein Nebencharakter, der hauptsächlich als Support für Henris Entwicklung da ist. Dies wird aber auch durch eine enorme Präsenz von Ella unterstützt. Ella ist von Anfang bis Ende sehr gegenwärtig in dem Buch, ihre eigene Geschichte, ihre Meinungen und ihre Beziehungsprobleme kommen oft vor. Für mich hat Ella und ihre Energie Oxy leider öfter überlagert und kombiniert mit der Schwere um Henris Thematik geht Oxy einfach ein bisschen unter. Mich hatte das mit Ella auch stark gewundert, da sie ja noch ein eigenes Buch kriegt.

Ein Punkt, bei dem ich etwas unschlüssig bin, ob er mir gefallen hat: Das Buch spielt quasi parallel zu Band 1. Es wird nahezu der gleiche Zeitraum umfasst, beginnend beim Einzug in die WG und das Ende ist die Abschlusskollektion. Das führt dazu, dass man zahlreiche Szenen noch einmal erlebt, die bereits in Band 1 vorkamen und wie ich mal vermute auch in Band 3 und 4 vorkommen werden. So begleitet man die Einzugsgeschichte erneut, ist beim Shoppen im Stoffladen dabei, erlebt die Halloweenparty erneut und hat auch sonst viele Punkte aus Band 1 in unterschiedlicher Länge wieder in diesem Buch. Auf der einen Seite ist das cool, weil man dieses Mal durch Oxys Augen natürlich andere Aspekte erlebt oder andere Erkenntnisse gewinnt. Andererseits ist es aber müßig, alles so gesehen nochmal zu erleben. Immer wieder werden am Rand Punkte angesprochen, die man in Band 1 bereits ausführlich erlebt hat. Nur der Mittelteil, wo Ella und Oxy in Paris sind, war neu. Das restliche Drumherum ist bekannt. Manchmal war es lustig, wie zB Oxy sich wundert, wieso Libby von Jasper ein Kleid zum Geburtstag kriegt, wenn man durch Band 1 die komplette Geschichte kennt. Zugleich ist es aber auch anstrengend, nochmal auf zig Seiten den Shoppingbummel durchzukauen. Ich bin echt unentschlossen, wie es mir gefallen hat. Irgendwie mag ich die Idee, aber die Umsetzung war manchmal etwas zäh und führte so auch ein bisschen dazu, dass das Buch wieder länger ist als es sein müsste.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass mir A single word deutlich besser gefallen hat als A single night. Die Liebesgeschichte von Oxy und Henri funktioniert gut, entwickelt sich greifbar und ein wider Erwarten erschreckendes Geheimnis um Henri gibt dem Buch überraschende Tiefe. Leider geht Oxy vor allem neben Ella etwas unter, die Mädelsclique liefert aber zugleich auch wieder mit viel Charme ab. Das Buch hat hier und da wieder etwas Längen und vor allem Leser von Band 1 könnten sich durch wiederkehrende Ereignisse etwas gelangweilt fühlen. Der Autorin ist insgesamt aber ein gutes Buch gelungen, was nur vielleicht ein paar zu viele Seiten hat.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 13.08.2020

leider nicht begeistert

Everything you are
2

„Jegliche Ablenkung, mag sie auch noch so sexy sein, ist ab sofort tabu.“
(Emma in Everything you are)

Worum geht’s?

Emma ist gerade an ihrer Traum-Uni angekommen, wo sie nach dem Tod ihres Bruders endlich ...

„Jegliche Ablenkung, mag sie auch noch so sexy sein, ist ab sofort tabu.“
(Emma in Everything you are)

Worum geht’s?

Emma ist gerade an ihrer Traum-Uni angekommen, wo sie nach dem Tod ihres Bruders endlich ein neues Leben anfangen will. Sie nimmt ihr Studium sehr ernst und ist dankbar für ihr Stipendium. Doch schon bald schleicht sich eine Ablenkung in ihr Leben: ein gutaussehender Unbekannte, der ihren Kopf verdreht und ihr Herz rasen lässt. Aber dann muss Emma feststellen, dass er Geheimnisse hat und sie nicht weiß, mit wem sie es zu tun hat. Und zu allem Übel stellt sich auch noch heraus, dass ausgerechnet ihre Mitbewohnerin und Freundin Lara auf den Typen steht. Was soll Emma nur tun?

Everything you are ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist recht girly, verträumt und niedlich gehalten. Es passt zum Genre, hat jedoch keinen Bezug zum Inhalt des Buches. Auf jeden Fall ist es ein Hingucker. Das Buch wird ausschließlich von Emma in der Ich-Perspektive erzählt. Die Geschichte verläuft linear, es gibt zahlreiche Zeitsprünge nach vorn. Der Schreibstil ist locker und angenehm zu lesen. Er ist für ein Jugendbuch sehr passend. Das Buch enthält oberflächlich erotische Inhalte, die sie hauptsächlich im angedeuteten Bereich bewege. Es ist frei von Kraftausdrücken.

Meine Meinung

Don’t judge a book by its cover. Nach dieser Prämisse lebe ich schon sehr lange. Ein grausames Cover kann die tollste Geschichte beinhalten, das schönste aber auch die langweiligste. Bei Everything you are haben mich aber sowohl Cover als auch Klappentext echt überzeugt und ich freute mich auf das Buch. So viel Frust, wie mir das Buch dann aber bereitet hat, hätte ich niemals erwartet.

Jugendbücher haben bei mir einen besonderen Stand, ganz ehrlich. Ich bin bei Jugendbüchern toleranter, akzeptiere mehr und kann auch mit einem gewissen Grad an Sprunghaftigkeit leben. Ja, sogar wenn es nicht ganz rund ist, bin ich bei einem Jugendbuch dazu bereit, da großzügig drüber hinwegzugucken. Das liegt einfach daran, dass Jugendbücher für eine andere Zielgruppe geschrieben sind als ich repräsentiere und der junge Leser einige Sachen anders sieht als ein Erwachsener. Dies möchte ich vorschieben, denn leider war dieses Buch für mich in fast jeder Hinsicht eine Enttäuschung. Mir ist selten ein Buch untergekommen, dass so wenig wusste, was es sein will und wo es hinwill wie Everything you are. Zumindest hat es sich für mich so angefühlt. Aber fangen wir vorne an. Grob gesehen lässt sich das Buch wohl in gute drei Drittel einteilen – Drittel 1 ist Emma am College, Drittel 2 ist Emma mit dem Unbekannten und Drittel 3 ist der Versuch eines wendungsreichen Plots rund um das Geheimnis des Unbekannten mit Krimi- und Herzschmerzelementen oder so. Das ganze Buch hindurch schleppen sich die Szenen so vor sich hin und ich sage bewusst die Szenen, weil es immer so wirkt, als sei es eine endlose, wahllose Aneinanderreihung von Momenten, die dann 2-3 Seiten füllen und dann abgehakt sind. Es wird so oft gesprungen, dass ich permanent das Gefühl hatte, weder die Handlung noch die Charaktere noch ihre Intentionen wirklich begreifen zu können. Zack, zack, zack, so ging es. Das ändert sich dann gegen Ende vom zweiten Drittel – hier gibt es das erste Mal eine längere, ausführliche, aufeinander aufgebaute Szene über zahlreiche Seiten. Wie wir inhaltlich und auch auf der Gefühlseben hier hingekommen sind, hat sich mir nur leider nicht erschlossen. Aber hierzu sage ich ausführlich im Rahmen der Liebesbeziehung etwas. Auf jeden Fall geht es nach der Szene wieder weiter mit den stetigen Wechseln. Hier zwei Seiten im Wohnheim, dann drei in der Bibliothek, dann 5 beim Backen mit Freunden. Es war fast so, als wäre das alles nur wahlloses Verbundsmaterial, um zu den von der Autorin avisierten Schlüsselszenen zu kommen. Und hier lag der Fokus offenbar ganz massiv auf einen ganz bestimmten Trip der Protagonistin und des Unbekannten nach New York, das Drumherum und eine bestimmte Gala. Alles davon, alles danach wirkt willkürlich aneinandergereiht, ohne Tiefe, wird manchmal mit ausuferndem Drumherum garniert und gibt vor allem eins – sehr wenig Einblick in die Gedanken der Beteiligten. Sowieso erzählt nur Emma in diesem Buch, was den männlichen Protagonisten per se schon in den Schatten stellt. Doch selbst Emmas Erzählungen und Ausführungen waren platt, nichtssagend und oftmals auch sprunghaft. An so vielen Stellen war für mich nicht begreifbar, wieso die Beteiligten tun, was sie tun. Wieso Emma für den Unbekannten Gefühle entwickelt (den sie bereits nach gut zwei Dutzend Seiten trifft und er ihr direkt erstmal an den BH geht). Sowieso ist der Unbekannte ständig dabei, Emma zu küssen und sie zu begrabbeln, obwohl man sich noch nichtmal wirklich kennt. Eine solide Grundlage für eine nachvollziehbare Beziehung sieht anders aus.

Hinzu kommt, dass Emma permanent ihre eigenen Gedanken über den Haufen wirft. Anfangs wird gebetsmühlenartig wiederholt, dass sie sich auf die Uni konzentrieren will und daher der Unbekannte tabu ist. Blöderweise stolpert sie gefühlt 5x überraschend in Situationen, wo er auftaucht und ihr hilft. Es verläuft jedes Mal nach Schema F. Hi, Anfassen/Kuss, Bye. Wer er ist, erfährt sie später durch einen blöden Zufall. Als Schwarm ihrer Mitbewohnerin Lara ist er dann für sie tabu, wird gebetsmühlenartig wiederholt. Hält sie sich natürlich nicht dran, zu verführerisch ist er. Und irgendwie landen sie dann auf einem Date, bei dem der Unbekannte so dick auffährt, dass es unfreiwillig komisch wirkte. Sollte vermutlich verdammt süß sein, wirkte aber nur so, als würde die fehlende Verbindung der beiden kaschiert werden. Da ist halt irgendwie eine interessante Anziehung, aber auf einmal ist es was Ernstes, Lara ist so semi-vergessen, man macht rum und ehe sich Emma versieht, ist sie nach New York eingeladen, zu einer riesigen Benefizgala. Standesgemäß holt der Junge natürlich den Helikopter raus, führt sie zum Pizzaessen und in eine edle Boutique aus, bevor man zur gigantischen Gala geht, wo sie fotografiert werden. Der Gedanke an Lara kommt Emma nicht, leider fällt ihr – wenig überraschend – das Fotografiere der Paparazzi dann auf die Füße. Es folgt ein Streit, der vor allem zeigt, wie instabil die Freundschaft zwischen ihr und Lara war. So ist es leider auch an alle Ecken und Enden. Als Emma plötzlich eine neue Freundin Abigall hat, mit der sie Kekse backt, fragte ich mich, wie schnell hier Bäumchen wechsel dich geht. In Krisenzeiten wiederum halten Emma und Lara – ohne sich jemals ausgesprochen zu haben – wieder zusammen. Gleiches gilt auch für Emma und den Unbekannten, der ihr hier und da eine Lüge aufgetischt hat und sie später kurzzeitig aus seinem Leben ausschließen muss. Zum Finale, dachte ich, kommt hier wenigstens etwas greifbarer Input, aber das suchte ich vergebens. Das Buch endet ohne jegliche Aussprache, jegliches Gefühl. Das fehlende Gefühl schlängelt sich durch das Buch. Nicht nur im Bezug auf die Liebesbeziehung, sondern etwa auch, wenn Emma von ihrem toten Bruder redet. Zwei Sätze, dann wird das Thema gewechselt. Diese ganzen Szenen- und Themensprünge waren anstrengend und enttäuschend. Kurios fand ich’s ich, dass sich immer wieder an bestimmten Sachen aufgehangen wird. Emma findet so beim Unbekannten eine Waffe, reimt sich ihren Quatsch zusammen und muss am Ende feststellen, dass alles ja ganz anders war. Obwohl sie – gebetsmühlenartig – sagt, er hat eine Waffe, ist ein Badboy und es gibt ja auch noch Drogengerüchte um ihn, hat sie nicht das Bedürfnis, sich von ihm fernzuhalten. Wenn man aber permanent die Protagonisten eines Buches nicht versteht und es beinahe so wirkt, als seien willkürliche Handlungsmomente zusammengefügt, kann das schnell zu Frust führen. Da haben auch die ewigen Zeitsprünge, die gefühlt eine Ewigkeit an Zeit vergehen lassen, ihren Anteil dran. Generell fand ich das Buch rückblickend recht handlungsarm.

Die Liebesgeschichte war für mich von vorne bis hinten nicht greifbar. Ich kann ja noch verstehen, dass der Unbekannte es mochte, dass Emma ihn nicht erkannt hat. Dann überkamen ihn bereits nach wenigen Minuten seine Gefühle, er begrapscht sie und küsst sie, obwohl man kaum 3 Sätze miteinander gewechselt hat? Kein guter Start. So geht es immer weiter. Die beiden treffen sich zumeist zufällig, wechseln vielleicht ein paar Sätze, hin und wieder vielleicht mal einen Kuss und dann ist plötzlich von „ich liebe dich“ die Rede und von Eltern kennenlernen und das Einführen in die Gesellschaft, obwohl klar ist, dass dort Paparazzi sind? Es wirkte alles einfach nicht sonderlich durchdacht. Im Finale geht es dann auch darum, dass der Unbekannte sich zum Schutz von Emma zurückziehen muss, weil ihn seine Vergangenheit einholt. Wochenlang haben sie keinen Kontakt, aber als man sich wiedersieht, ist alles vergessen. The end. Nein, diese Liebesgeschichte kann nicht überzeugen. Sie bringt kaum etwas mit, arbeitet mit dem wenigen noch zu wenig und verläuft sich zu sehr in klischeehaften Aw-Momenten, die durch die mangelnde Bindung das Herz nicht erreichen können.

Nachdem ich vor allem im ersten Drittel lange nach einem Flow gesucht habe, hatte ich gegen Hälfte des Buches kurzzeitig Hoffnung, dass es besser wird. Zwar war mir klar, dass die Liebelei nicht plötzlich logisch wird, aber zumindest das Drumherum hätte passend gemacht werden können. Doch leider wird hier dann richtig dick aufgetragen, vermeidbare Dramen ausgetragen und das Ganze noch wohldosiert mit ein wenig Intimität abgerundet. Unweigerlich zieht sich danach natürlich der Protagonist zurück, was Emma verzweifeln lässt. Die Auflösung hierfür – und der Weg, wie Emma es herausfindet – waren leider mehr als zweifelhaft. Die Vergangenheit des Unbekannten wird angekratzt und Emmas überraschend übergriffige distanzlose Tätigkeit, die zu ihren Erkenntnissen führt, war so schmerzhaft konstruiert, dass ich nur noch müde lachen konnte. In einem verzweifelt und wahnwitzig anmutenden Finale, bei dem man sich fragt, was eigentlich Emmas Intention war, geht es drunter und drüber – und nichts ergibt Sinn. Einer abschließenden Erklärung bleibt die Autorin am Ende zumindest für mich auch schuldig, auch wenn hier und da was angedeutet wird. Das Buch endet auch so abrupt, dass ich verwundert war. Immerhin hat gerade in der ersten Hälfte und phasenweise auch in der zweiten so viel Drumherum so viel Platz eingenommen, dass gerade für eine solide Aufklärung mehr Raum drin hätte sein sollen. So gehe ich frustriert, ohne Erklärungen und ohne jegliches Gefühl für die Lovestory aus dem Buch.

Abschließend kann ich zu den Charakteren gar nicht so viel sagen. Emma ist blass, eindimensional und austauschbar. Ich habe kaum etwas über sie erfahren, konnte wenig in ihre Gedanken abtauchen und habe – abgesehen davon, dass sie offenbar gern Leute verurteilt (Emma ist vor allem im ersten Teil des Buches sehr damit beschäftigt, Leute um sie herum herabzuwerten, für ihre Art zu verurteilen und ihnen einen Stempel auszudrücken) und sich als reifer hält, nur weil sie keine Party besuchen will – wenig von ihr mitbekommen. Noch weniger wurde der Unbekannte beleuchtet, bei dem alle Klischees des typischen Badboys aufgetischt wurden, die dann gegen Ende demontiert wurden. Er ist ein guter Junge, der verdammt viel Geld hat und in der Vergangenheit viel falsch machte. Mehr weiß ich über ihn auch wieder nicht. Ansonsten gibt es noch die Mitbewohnerin Lara, die als typisches It-Girl genau das Gegenteil von Emma sein soll. Klischees, Stereotypen und Abziehbildchen von Collegefilmen soweit das Auge reicht.

Mein Fazit

Everything you are hätte sicher Potenzial gehabt, eine tolle Geschichte zu werden. Der Schreibstil der Autorin ist gut und auch die Grundidee hat mir gefallen. Doch leider ist das Buch beinahe eine wahllose Aneinanderreihung von Szenen, die dazu führten, dass ich keine Bindung zu den Charakteren aufbauen und somit bei der Geschichte nicht mitfiebern konnte. Bis auf minimale Ereignisse war die Geschichte recht vorhersehbar und das wenige Unvorhersehbare wirkte für mich einfach nur gewollt und konstruiert. Obwohl ich sowieso nicht mit riesigen Erwartungen an das Buch herangegangen bin, muss ich sagen, dass ich recht enttäuscht bin. Leider keine Empfehlung von mir.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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