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Veröffentlicht am 14.07.2020

süße Geschichte mit Luft nach oben

When We Dream
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„Wenn du den Rest der Welt wegnimmst, bin ich auch nur ein 21-jähriger Junge, der ein Mädchen mag, das am anderen Ende der Welt lebt.“
(Jae-yong zu Ella in When we dream)

Worum geht’s?

Widerwillig muss ...

„Wenn du den Rest der Welt wegnimmst, bin ich auch nur ein 21-jähriger Junge, der ein Mädchen mag, das am anderen Ende der Welt lebt.“
(Jae-yong zu Ella in When we dream)

Worum geht’s?

Widerwillig muss Ella ihre kleine Schwester Liv zu einem Konzert begleiten. Lieber wäre sie zuhause in ihrem Zimmer und hätte ihre Ruhe. Der ganze Trouble am Arbeitsplatz ihrer großen Schwester Mel behagt Ella definitiv nicht, weshalb sie sich in eine Garderobe flüchtet und in Ruhe lesen möchte. Doch dann taucht ein hübscher Junge auf, von dem Ella sofort fasziniert ist. Sein Name ist Jae-Yong. Als Ella plötzlich los muss, vergisst sie ihr Buch und kann mit Jae-Yong auch keine Nummern mehr austauschen. Als Jae-Yong wenig später anruft, ist das nicht nur der Beginn einer guten Freundschaft. Bald schon schlägt Ellas Herz beim Gedanken an ihn schneller. Aber Jae-Yong hat ein Geheimnis: Er ist Mitglied der weltberühmten Boyband NXT…

When we Dream ist Band 1 der dreiteiligen NXT-Reihe. Das Buch ist nicht in sich geschlossen und wird mit When we fall fortgesetzt.


Schreibstil / Gestaltung

Das in verschiedenen Pastellfarben gehaltene Cover ist recht schlicht. Es soll eine direkte Anspielung zu einem Album der K-Pop-Band BTS sein. Es wirkt etwas verträumt und verspielt. Es ist für mich definitiv ein Hingucker. Das Buch wird ausschließlich von Ella in der Ich-Perspektive erzählt. Die Geschichte verläuft linear mit kleineren Zeitsprüngen. Der Schreibstil ist locker-leicht, wirkt jugendlich und passt gut zur Geschichte. Das Buch enthält weder direkte Sprache noch explizite Szenen.

Mein Fazit

Ich bin ja sowieso eine Liebhaberin von Rockstar-Romance und sonstigen niedlichen Schmachtgeschichten vom normalen Mädchen und dem bekannten Superstar. Wenig überraschend war es daher, dass auch When we dream fix auf meinem Radar aufgetaucht ist. K-Pop ist zwar nicht meine Musik, aber die koreanische Entertainment-Industrie fand ich schon immer faszinierend. Daher hatte ich ja wirklich sehr große Lust auf das Buch. Aber konnte es mich zum Träumen einladen?

Sie will einfach nur ihre Ruhe. Als ihre Schwestern Ella überreden, mit zu einem großen Event zu kommen, bei dem ihre große Schwester organisierend tätig ist, könnte Ella sich tausend Orte vorstellen, wo sie lieber wäre. Zurückgezogen in einer Garderobe verkriecht sie sich in einem Buch. Bis plötzlich ein junger Koreaner hereinstolpert. Jae-Yong, dessen Namen Ella nicht aussprechen kann, ist ihr direkt sympathisch. Doch dann muss Ella weg, weil ihre kleine Schwester in Schwierigkeiten ist. Ein Glück für Jae-Yong: Ella vergisst ihr Buch und durch einige Informationen aus dem Gespräch kann er Ella ausfindig machen. Er bittet sie um ein Treffen, bei dem die beiden ein wenig quatschen und Jae-Yong Ella sein Harry Potter Buch überlässt – sie soll es zurückgeben, wenn sie sich wiedersehen. Fortan schreiben die beiden fleißig Nachrichten und lernen sich näher kennen. Doch Ella ahnt nicht, dass Jae-Yong ein Geheimnis hat. Mehr durch Zufall entdeckt sie kurze Zeit später, dass er in der weltbekannten Band NXT Mitglied ist und Millionen von Fans hat. Ella muss sich fragen: Wer ist Jae-Yong wirklich und kann sie mit seiner Bekanntheit leben?

Jup, When we dream ist eine dieser Geschichten, die zum Schmachten und Träumen einlädt. Süß und locker kommt die Geschichte daher, hat leichte Cinderella-Story-Elemente und erreicht mit dem niedlichen Verlauf doch schon irgendwie das Herz. When we dream ist keine Geschichte, die – abgesehen vom Ende – von großen Dramen oder viel Tiefe lebt. Aber das ist auch gar nicht so schlimm. Denn manchmal muss es auch etwas sein, was man zwischendurch weglesen kann. Zwar hatte ich mir etwas mehr erhofft und muss auch sagen, dass mir das Buch zwischendurch vielleicht auch etwas zu niedlich und flauschig daherkam, aber sei’s drum. Ella und Jae-Yong sind wirklich süß. Die erste Hälfte des Buches zog sich für meinen Geschmack allerdings deutlich. Im Grunde genommen passiert sehr wenig. Die beiden treffen aufeinander, treffen sich nochmal und schreiben fortan. Immer wieder sind im Buch Chatgespräche abgedruckt, die vor allem mit viel Witz und einigen Neckereien für so manches Schmunzeln sorgen. Zwischendurch nimmt man vor allem am Leben von Ella teil. Sie als alleinige Erzählerin zu etablieren hat mich leider etwas gestört, da Jae-Yong dadurch schon ziemlich untergeht. Er ist zumeist nur durch Chats präsent, die wenigen Treffen geben keine Einblicke in seine Gefühlswelt und somit kriegt man alle Infos nur durch Ella gefiltert. Es geht um Ellas Leben mit ihren beiden Schwestern, hin und wieder um den tragischen Verlust ihrer Eltern, Ellas Unzufriedenheit mit ihrem Studium, ihren langweiligen Job. Es gibt also viel drumherum. Ein Filmabend hier, ein Schwesternabend da, eine Backaktion hier, eine Aufräumaktion da. Das führt langfristig dazu, dass das Buch leider etwas unfokussiert wirkt – oder eben ich als Leser einen anderen Fokus erwartet habe, nämlich den auf die Liebesgeschichte. So wirkt es aber leider nicht. Im Gegenteil wirkt es oft so, als ginge es um Ella und ihr Leben, was zufälligerweise mit der Nebenhandlung erweitert wird, dass sie einen weltbekannten Sänger kennengelernt hat und mit ihm schreibt. Zeitweise fühlt sich vor allem die erste Hälfte wie ein sehr langer Prolog an, bis man das Gefühl hat „jetzt geht es los“ – und dann geht’s auch sehr schnell und das Buch ist vorbei.

Hierunter leidet vor allem auch stark die Entwicklung der Liebesgeschichte von Jae-Yong und Ella. Es ist sowieso nicht leicht, die beiden zusammenzubringen, wenn tausende Kilometer zwischen ihnen liegen. Denn Jae-Yong ist hauptsächlich im Ausland unterwegs und nur selten bei Ella in den USA. Hierdurch gibt es auch nur zwei richtige Dates. Der Rest besteht aus dem ersten Aufeinandertreffen und dem Wiedersehen wegen des Buches, einigen Chats und gelegentlichen kurzen Telefonaten. Reicht das, um eine glaubhafte Verbindung aufzubauen, die nach wenigen Wochen so stark ist, dass eine Diskussion wie am Ende des Buches gerechtfertigt ist? In meinen Augen ganz klar nein. Es vergeht zu wenig Zeit, die beiden kennen sich zu wenig und die abgedruckten Gespräche bestehen viel aus Neckereien, Gesprächen über eigentlich eher unwichtige Sachen und nur selten über ihre Sorgen und Gedanken. Da erhoffe ich mir in den Folgebänden deutlich mehr. Es wirkt einfach so, als hätte die Autorin mehr darauf gebaut, die geschwisterliche Beziehung zu beleuchten – das ist ihr auch gut gelungen. Die drei Schwestern sind super quirlig und mitreißend. Ich habe viel gelacht über sie. Aber eigentlich bin ich ja für die Lovestory gekommen. Die macht zum Ende hin dann große Sprünge und trägt hier und da auch etwas zu dick auf, die wenigen Momente von Ella und Jae-Yong sind aber durchaus süß ausgearbeitet worden.

Was mich etwas ratlos zurückgelassen hat, ist allerdings das Ende. Es ist ein klassisches Drama-Ende, was für mich in dieser Form zu erwarten war (vielleicht nicht zwingend als Ende von Band 1, aber es war klar, dass es im Laufe der Reihe so kommt). Es hat mich nicht gestört, dass es daher ein Stück weit vorhersehbar war. Mehr gestört hat mich, dass es für mich nicht ganz stimmig war. Jae-Yong, der weiß, wie viel für ihn auf dem Spiel steht, wirkt für mich zwischendurch etwas zu sorglos. Es wirkt oft so, als würde ihn der Ruhm nicht sehr glücklich machen und er wünscht sich, mit Ella normal sein zu können. Das geht aber nicht so einfach. Auf der Suche nach Normalität geschieht daher das zu erwartende Unglück, was eine Lawine auslöst, die alle mühsam aufgekeimten Gefühle verschluckt. Und hier kommt vor allem der Punkt zu tragen, dass Ella und Jae-Yong für mich bisher nicht aus der Phase des Verknalltseins herausgekommen sind, weshalb die im Raum stehenden Themen und die finale Frage in Stück weit überzogen wirken. Zu früh, zu viel. Daher blieb der Herzschmerz, den ich in solchen Momenten eigentlich immer spüre, auch aus. Leider. Dennoch möchte ich natürlich wissen, wie es weitergeht, aber eben nicht, weil mein armes Herz so leidet, sondern mein Verstand einfach daran interessiert ist.

Eine Stärke des Buches sind jedoch Einblicke in eine Kultur und ein Medienwelt, die bisher in Büchern relativ wenig Beachtung fand: Die Koreaner und ihre Entertainment-Industrie unterscheiden sich in vielen Punkten von der westlichen Welt. Daher war ich sehr gespannt, wie das Thema K-Pop und das Leben von Idolen dargestellt wird. Zwar habe ich nie Zugang zur Musik gefunden, die Art der Darstellung fand ich aber schon seit jeher interessant. Es gibt wenige Bücher, die das Thema aufgreifen. Vor einiger Zeit las ich etwa „Your Smile“ von Cheryl Kingston, wo es auch um einen koreanischen Rising Star geht und seine Einschränkungen, die durch die Industrie auferlegt werden. Das Buch konnte mich wirklich sehr begeistern. Die Autorin hat das hier auch ganz gut angesprochen und zwischendurch immer wieder interessant verpackt. Ich erhoffe mir in den Folgebänden auf jeden Fall noch mehr Einblicke. Auf jeden Fall ist das Buch auch für Nicht-Kpop-Fans geeignet.

Etwas, was mir in diesem Buch aber wieder aufgefallen ist und was mich irgendwie etwas stört: Es ist offenbar bei LYX Pflicht, eine gewisse Anzahl an Fandoms im Buch einzubauen. Jae-Yong und Ella beleuchten Harry Potter in ihren Gesprächen, sie machen zwischendurch Anspielungen auf die Bücher und Filme. Zudem spielt Disney für Ella offenbar eine große Rolle. Es werden einige weitere Buchtitel erwähnt. Natürlich ist Ella auch der absolute Bücherwurm, es gibt ein Date in einem Buchladen und glücklicherweise liebt auch Jae-Yong Bücher. Es tut mir Leid, aber auf Dauer wirkt es einfach so gewollt. In jedem LYX-Buch von deutschen Autorinnen ist es immer wieder das gleiche. Es nervt mich ehrlich gesagt, in Büchern über andere Bücher, Filme, Serien und sonstige Fandoms zu lesen.

When we dream ist insgesamt ein vielversprechender Auftakt einer Reihe, die zwar bekannte Genrestereotypen ein Stück weit bedient, zugleich aber eigene Wege geht. Zwar konnte mich das Buch anfangs nicht wirklich abholen und plätscherte für mich eher so dahin, die zweite Hälfte überzeugte mich dann aber wesentlich mehr. Leider fehlt es dem Buch bisher noch etwas an Tiefe und es wirkt noch recht unfokussiert. Für eine greifbare Liebesgeschichte muss noch ordentlich was draufgelegt werden, denn bisher ist es eher eine lauwarme Schwärmerei. Entsprechend wirkt das Ende auch etwas überzogen. Nichtsdestotrotz hatte ich viel Freude beim Lesen, da es eine niedliche, fluffige Geschichte ist, die auch mit ihren Nebenhandlungen für so manche Lacher sorgt. Es ist Luft nach oben, aber dennoch vergebe ich eine Leseempfehlung. Man sollte nur nicht allzu viel erwarten.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 13.07.2020

ein zäher Lückenfüller

Hopelessly in Love (Weston-High-Reihe 2)
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„Die Liebe ist kein Selbstbedienungsladen, in dem man sich Nähe und Unterstützung nimmt, wenn man sie braucht, aber null Commitment zeigen muss, wenn man mal grad Bock auf ein bisschen Freiheit hat.“
(Sasha ...

„Die Liebe ist kein Selbstbedienungsladen, in dem man sich Nähe und Unterstützung nimmt, wenn man sie braucht, aber null Commitment zeigen muss, wenn man mal grad Bock auf ein bisschen Freiheit hat.“
(Sasha zu Ben in Hopelessly in Love)

Worum geht’s?

Sashas Herz ist gebrochen. Nie hätte sie erwartet, dass Ben sie so verraten und verletzen könnte. Doch gleichzeitig kommt sie nicht von Ben los. Zwischen all den Zweifeln und Hoffnungen weiß sie nicht, was sie tun soll. Als sich dann die Ereignisse überschlagen, neue Geheimnisse aufkommen und die Familien mehr denn je in das Leben von Sasha und Ben eingreifen, scheint plötzlich nicht nur der Traum von Yale mehr als gefährdet.

Hopelessly in Love ist Band 2 der dreiteiligen Weston High Reihe und ist nicht in sich geschlossen. Vorkenntnisse aus Band 1 werden benötigt, die Geschichte wird in Band 3 fortgesetzt.


Schreibstil / Gestaltung

Das verspielte Cover ist dieses Mal in Gelbtönen gehalten mit goldfarbenen Schriftzug und einer goldfarbenen Verzierung. Die Reihenzugehörigkeit ist sofort erkennbar. Das Buch wird wieder wechselnd aus Sicht von Ben und Sasha in der Ich-Perspektive erzählt, zudem kommt noch Sashas Freundin June als weitere Erzählerin hinzu. Die Geschichte hat einen linearen Verlauf und setzt unmittelbar nach dem Ende von Band 1 an. Der Schreibstil ist sehr locker und leicht gehalten, generell wirkt das Buch recht jugendlich und frisch. Das Buch beinhaltet keine explizite Sprache und nicht sonderlich explizite Intimszenen.

Mein Fazit

Here we go again. Band 2 der Weston High Reihe. Man mag kaum glauben, dass ich nach einem wirklich in fast allen Punkten durchgefallenen Band 1 weiterlesen werde, aber das Ende und viele offene Fragen haben mich dazu bewegt, es noch einmal zu probieren. Nach der Lektüre von Band 2 bleibe ich sehr zwiegespalten, was die Reihe angeht. Sehr viel Potenzial, sehr wenig genutzt. Aber immerhin: Band 2 hat einiges besser gemacht als Band 1, dafür aber auch gefühlt kaum Handlung. Aber von Anfang an.

Wie konnte Ben ihr das nur antun? Nach dem dramatischen Ende von Crazy in love ist Sasha tottraurig und enttäuscht. Sie hat sich so sehr in Ben getäuscht und verlässt fluchtartig die Szene. Doch Ben denkt gar nicht daran, seine große Liebe ziehen zu lassen. Alles nur ein Missverständnis, sagt er. Sasha will ihm glauben, doch zeitgleich nagen Zweifel an ihr. Als sich dann aber die Ereignisse überschlagen, Bens Schwester plötzlich schwerverletzt im Krankenhaus liegt und Ben Informationen über seinen Vater zugespielt werden, steht alles Kopf. Ben muss sich entscheiden, was er macht: Steht er ein für die Sache, an die er glaubt, oder schützt er seine Familie? Jede seiner Entscheidungen kann der berüchtigte Funken sein, der alles in Flammen aufgehen lässt – auch seine Beziehung zu Sasha, die weiterhin ein großes Problem ist und daher von beiden geheim gehalten wird. Und während es so scheint, als würde alles vielleicht doch ein glückliches Ende nehmen, tauchen Leute und Anschuldigungen auf, die gar nicht daran denken, Sasha und Ben ihr Happy End zu gönnen…

Habe ich bei meiner Rezension von Band 1 vor allem kritisiert, dass es zumeist am „Warum“ und der damit einhergehenden Erklärbarkeit der Geschichte mangelte, muss ich sagen, dass Band 2 in vielen Punkten stimmiger geworden ist. Fehlte mir in Band 1 eine klare Ausrichtung, welches Genre, welches SUB-Genre und welche Thematiken bedient werden sollten, wurde es hier für mich klarer. Dafür tut sich aber ein neues Problem auf: Das Was. Ich habe lange gehadert, wie ich die Story des Buches zusammenfassen soll. Denn ehrlich gesagt hat Hopelessly in Love in meinen Augen überschaubar wenig Handlung. Nach einem Schnellstart, der Bezug auf Band 1 nimmt und in einer rasanten Geschwindigkeit das Cliffhanger-Problem beseitigt, schlägt die nächste Garante ein: Bens Schwester Hanna hat einen schweren Unfall und hierdurch werden direkt zwei Geheimnisse enthüllt, die vielleicht etwas willkürlich, zugleich aber auch vielversprechend klangen. Daraus gemach wurde in meinen Augen nichts – zumindest nicht in diesem Teil. Denn so schnell wie das Thema kam, so fix ist es auch wieder vom Tisch. Zwar wird Hannas Schicksal manchmal in Nebensätzen erwähnt, aber die Frage „wieso gibt es diesen Handlungsstrang eigentlich“ blieb unbeantwortet. Und danach? Danach kommt das große Nichts.

Es tut mir leid, es so sagen zu müssen, aber irgendwie passiert nichts so wirklich. Hin und wieder treffen sich Ben und Sasha, hin und wieder spricht Sasha über ihre familiären Probleme, hin und wieder gibt es freundschaftliche Szenen, hin und wieder geht Ben in die Redaktion – und zack, kommt das nächste große Ding. Denn Ben wird eine richtige Bombe zugespielt, die er hochgehen lässt – zum Leidwesen seiner Familie. Das führt unmittelbar zu seiner Verstoßung. Und dann? Naja, kommt wieder nichts. Es ist kurios, aber wenn Sasha und Ben sich treffen, ist das Ganze irgendwie nie Thema. Zeitgleich wird nochmal kurz Yale erwähnt, Ben zeigt sich (trotz komplizierter Lebenslage) als wahrer Superheld und Sasha entwickelt auf absolut willkürliche Art eine Beziehung zu ihrer Oma, obwohl es noch so viel zur Familiengeschichte zu klären gibt. Ich habe in meiner Rezension zu Band 1 gesagt „Es wirkt so, als hätte man eine Kiste mit Puzzleteilen ausgekippt, der Leser darf sich dann selbst etwas zurechtpuzzeln. Zwar ist das Buch wirklich kurzweilig und gut lesbar, es ist nicht sonderlich anspruchsvoll und wirklich angenehm für Zwischendurch, zugleich fehlt es aber auch an einem roten Faden (es wirkt eher wie eine sehr willkürliche gestrichelte Linie, die sich durch das Buch zieht)“ – und das gilt leider auch uneingeschränkt für Band 2. Hopelessly in Love wirkt wie ein Lückenfüller, den es nicht braucht, mit Thematiken, die so schnell vom Tisch sind, dass man sich fragt, wieso sie überhaupt aufkommen. Soll das alles Vorspiel für Band 3 sein? Wenn ja, ist das ein verdammt langer Prolog!

Immerhin muss ich sagen, dass es einige Verbesserungen im Vergleich zu Band 1 gibt. Sasha etwa ist nicht mehr so sprunghaft. Leider kommunizieren Sasha und Ben aber weiterhin etwas zu wenig, als dass es greifbar ist, wie sich einige Sachen entwickeln. So startet das Buch ja mit einer schwerwiegenden Anschuldigung, die dazu führt, dass Sasha etwa die erste Hälfte des Buches durchweg zweifelt, irgendwann sind diese Zweifel aber unerklärlicherweise weg – bis zum Ende. Aber zum Ende komme ich später noch. Während ich mich in Band 1 extremst an Sashas Wahnsinn gestört habe, für jeden Mist eine Liste zu machen und Schlüsselwörter stets zu zählen, wurde dies in Band 2 deutlich besser. Wohldosiert schreibt sie manchmal Listen (ob die so sinnvoll sind, kann offenbleiben) und wirklich nur absolute Schlüsselwörter werden jetzt von ihr gezählt – Verbesserung, 12 Buchstaben! Ich weiß aber auch nicht, ob ich sonst bis zum Ende durchgehalten hätte, wenn passend zu der lauen Handlung noch dieser Wahnsinn dazugekommen wäre. Und auch auf Cupcakes müssen wir dieses Mal vielerorts verzichten.

Hopelessly in Love wirft aber auch unfassbar viele Fragen auf. Die erste: Was soll eigentlich die Handlung mit June? June, eine Freundin von Sasha, hat zahlreiche eigene Kapitel, in denen es um ihre Beziehung zu Bandkollegen Jess geht und darum, wie sie ihr Geheimnis bewahren kann. Es gibt 1-2 Interaktionen mit Sasha und ein Konzert, wo Ben und Sasha da sind, was zu einer Enthüllung führt, die wiederum den Plot irgendwie beendet. Es war komisch. Fast so, als hätte man vergessen, eine Kurzgeschichte aus der Geschichte herauszunehmen. Die Thematik um Sasha und die Familie ihres Vaters wird irgendwie gar nicht vorangetrieben. Zwar trifft sie sich mit ihrer Großmutter, aber irgendwie gibt es diesbezüglich keine Entwicklungen. Ebenso entwickelt sich die Beziehung von Ben und Sasha überhaupt nicht. Die raren Momente, wo beide aufeinandertreffen, sind kitschbelastet oder enden im Bett. Die komplette Thematik um Ben und seine familiäre Situation läuft komplett an Sasha vorbei und wird von ihr minimal kommentiert. Noch mehr verwirrt hat mich dann aber auch, dass Ben fröhlich zu Familientreffen geht und am Ende aus dem Nichts plötzlich Yale wieder ein Thema ist. Denn auf einmal sind die Ergebnisse da – inklusive Überraschungen und einer zündenden Idee, die wiederum zur Katastrophe wird und den Cliffhanger zu Band 3 bildet. Irgendwie wirkt Hopelessly in Love weiterhin so, als sei hier munter so manches zusammengewürfelt worden.

Sprechen wir über das Ende. Ich bin wütend. Das Buch fängt ja mit einem Cliffhanger aus Band 1 an, der binnen weniger Seiten und mit einer kräftigen Umarmung gelöst ist. Gleiches Thema wiederum bildet aber die Grundlage für einen Teil des Endes und für Entscheidungen von Sasha, die zu Probleme führen könnten. Ich rechne zwar damit, dass sich in Band 3 herausstellt, dass sich Sashas eigene Tat als „war doch nicht so“ herausstellt (falls nicht, gibt es sonst arge Erklärungsprobleme) und zugleich ihre Annahme über Ben eine Finte ist (hier bin ich mir sogar 1000% sicher, dass es so ist), aber gleichzeitig fühle ich mich so, als hätte ich meine Lesezeit verschwendet, weil wir quasi am gleichen Punkt stehen wie zu Beginn von Band 1 – nur dieses Mal durch Sashas aktives Zutun noch gesteigert und durch die finale Enthüllung um Sashas Yale-Platz noch getoppt. Ich bin mir eigentlich schon recht sicher, wie es sich entwickeln wird, wundere mich aber zugleich, dass irgendwie der Klappentext von Band 3 auf eine andere Problematik hingewiesen hat – die wohl noch on top kommt. Da hat sich die Autorin für Band 3 extrem viel vorgenommen. Und bei mir kommt unweigerlich die Frage auf: Wann ist viel einfach zu viel? Klar sitze ich jetzt auch hier wieder und habe – trotz aller Kritik – das Bedürfnis, Band 3 zu lesen. Die Cliffhanger und die offenen Fragen funktionieren. Aber zu welchem Preis?

Abschließend möchte ich noch etwas ansprechen, was ich bereits bei Band 1 thematisiert habe: Die Ähnlichkeit zur Maxton-Hall-Reihe. Sie bleibt eindeutig bestehen. In Band 2 der Reihe wurde auch eine weitere Erzählerin hinzugebracht, ebenso hatte die Schwester des Protagonistin das gleiche Geheimnis und es geht sogar so weit, dass der Grund fürs Geheimnis in beiden Reihen doch recht ähnlich, wenn auch nicht identisch ist. Selbst das finale Ende um Yale hat verdächtige Ähnlichkeit zum Ende von Band 2 der Maxton-Hall-Reihe – wenn da mal nicht in beiden Fällen sogar eine ähnliche Erklärung hinter steckt?! Ich möchte niemanden vorwerfen, sich irgendwo Inspiration geholt zu haben, ganz sicher nicht. Und man kann in dem Genre auch nicht alles neu erfinden, es gibt bestimmte Themen und Vorkommnisse, die sich wiederholen. Zugleich muss man sicher aber auch fragen, wie zufällig so detaillierte Überschneidungen sein können.

Zusammenfassend kann ich also sagen, dass Hopelessly in love in einigen Punkten vor Crazy in love liegt und deutlich angenehmer zu lesen war, zugleich dafür aber auch mit überraschend wenig Handlung und noch weniger Tiefe daherkommt. Die Geschichte plätschert ein wenig vor sich hin, wirkt wie ein Platzhalter und kann eigentlich nur mit einigen neuen Problemen, die offenbar Stoff für Band 3 sein werden, überzeugen. Eine kleine Verbesserung im Vergleich zu Band 1, aber es bleibt gut Luft nach oben für das Finale.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 13.07.2020

eine tiefgründige Geschichte

Fallen Dreams - Endlose Sehnsucht
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„Weil ich jemandem versprochen habe, dass der nächste Mann, auf den ich mich einlasse, jemand ist, der mich so sehr liebt, dass ihm mein Glück wichtiger ist als sein eigenes.“
(Skylar zu Killian in Fallen ...

„Weil ich jemandem versprochen habe, dass der nächste Mann, auf den ich mich einlasse, jemand ist, der mich so sehr liebt, dass ihm mein Glück wichtiger ist als sein eigenes.“
(Skylar zu Killian in Fallen Dreams)

Worum geht’s?

Täglich schlägt sich Skylar auf der Straße durch. Tagsüber spielt sie in der Fußgängerzone auf ihrer Gitarre und singt, nachts schläft sie in einem Zelt auf einem Friedhof. Sie hat sich das Leben ein Stück weit ausgesucht, denn Skylar ist auf der Flucht: Vor den Paparazzi, dem Ruhm, dem Druck des Showbiz und auch vor sich selbst. Denn eigentlich ist Skylar eine weltbekannte Poprock-Prinzessin und ihre Band hat enorme Charterfolge. Doch nach einer persönlichen Tragödie ist die junge Frau ausgebrannt und will weg. Als der Manager Killian auftaucht und von Syklars Stimme begeistert ist, bietet er ihr das einzige an, was sie nie wieder wollte: Einen Plattenvertrag. Doch als sich die Ereignisse überschlagen und Skylar plötzlich in Gefahr gerät, nimmt sie widerwillig das Angebot an. Ein Album, keine PR-Aktionen, das verspricht Killian ihr. Doch kann sie ihm vertrauen?

Fallen Dreams ist Band 2 der „Play on“-Reihe, jedoch unabhängig lesbar und in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist in schwarz gehalten und verfügt über zahlreiche goldfarbene Highlights. Das Cover erinnert ein wenig an eine Diskokugel. Es wirkt edel und stimmig. Die Gestaltung ist sehr zurückhaltend und gibt keine Hinweise auf den Inhalt. Das Buch wird ausschließlich von der Protagonistin Skylar in der Ich-Perspektive erzählt. Die Story verläuft größtenteils linear, es gibt jedoch zwischendurch vereinzelte Rückblenden auf Skylars Zeit bei der Band. Das Buch ist sehr gut lesbar und überzeugt mit einem mitreißenden, aber nicht überladenen Schreibstil. Im Buch sind explizite Erotikszenen enthalten. Zudem werden im Buch zwischendurch immer wieder Songtexte abgedruckt.

Mein Fazit

Nach einem doch eher enttäuschten ersten Versuch mit Samantha Young (Boston Nights konnte mich leider nicht überzeugen), wollte ich mit Fallen Dreams einen neuen Versuch starten. Schon immer mochte ich Rockstar-Romanc-Storys und Bücher über die Schattenseiten des Ruhms sehr. Daher habe ich mir viel von diesem Buch versprochen. Und ich muss sagen: Ich bin froh, dass ich der Autorin eine zweite Chance gegeben habe. Denn Fallen Dreams war wirklich ein starkes Buch.

Seit einigen Monaten lebt Skylar bereits auf der Straße von Glasgow. Nach ihrer Flucht aus dem Leben als weltbekannte Sängerin führte sie ihr Weg hier final hin – mit einem nur noch kurze Zeit gültigen Visum und keinem Geld. Denn Skylar hat zwar Millionen auf dem Konto , möchte jedoch nicht, dass ihre Managerin erfährt, wo sie ist. Immerhin hat sich jeglichen Kontakt zur Band abgebrochen, aus vielen Gründen. Also steht sie jetzt täglich in der Fußgängerzone, singt und spielt, sammelt Geld. Sie duscht im Schwimmbad, schläft auf dem Friedhof und isst meist nur einmal am Tag. Aber immerhin ist sie dem Druck der Medienwelt entkommen. Eines Tages taucht ein attraktiver Unbekannter auf und möchte mit Skylar sprechen. Er castet Künstler und möchte sie unter Vertrag nehmen. Doch das kommt für Skylar nicht in Frage – immerhin ist sie doch genau deswegen abgehauen. Als ihr jedoch kurze Zeit später etwas Schreckliches zustößt, ist der Unbekannte der einzige, der ihr helfen kann, denn er hat ihr Geheimnis gelöst. Doch Killians Hilfe hat einen Preis: Er will den Plattenvertrag mit Skylar. Widerwillig stimmt sie zu. Ein Album, keine medienwirksame PR; Respektieren ihrer Privatsphäre, das sind ihre Bedingungen. Aber kann Killian sein Versprechen halten? Oder wird Skylar wieder von einem Mann enttäuscht werden, der sich langsam in ihr Herz geschlichen hat?

Fallen Dreams ist ein sehr vielschichtiger, zugleich aber auch sehr ruhiger Roman. Erwartet man viel Drama, viele Twists und jede Menge Aufregung, wird man hier vermutlich nicht glücklich werden. Ganz im Gegenteil ist das Buch für mich eine überraschend tiefe Geschichte gewesen, die sehr viel Bezug darauf nimmt, was unter der Oberfläche brodelt. Im Fokus des Buches steht Skylar, die jung weltberührt geworden ist und dann erkennen musste, dass ihr Traum – mit ihren Freunden eine Band zu haben und bekannt zu sein – in Wirklichkeit eher ein Alptraum für sie ist. Im Verlauf der Geschichte gewährt sie dem Leser immer wieder Einblicke in die Vergangenheit. Es geht darum, wie sie zur Gejagten des Presse wurde, ihre Schritte stets kommentiert wurden und wie nah Fanliebe und Fanhass liegen können. Es geht um Erwartungen, Hoffnungen, Erfolg, Druck und Verzweiflung. Aber auch um missverstandene Jugendliebe, schlechte Einflüsse und Hilflosigkeit. Als das hat Skylar am Ende dazu gebracht, ihre Band zu verlassen und abzuhauen. Zuhause hielt sie nichts mehr, denn nach dem Mord an ihrer Mutter hat sie alles verloren. Bis in die Gegenwart gibt Skylar sich hierfür die Schuld und zerbricht an den Ereignissen und dem Zusammenspiel der vielen Faktoren. Wie verzweifelt muss jemand sein, lieber auf der Straße zu leben als sich seinem alten Leben zu stellen? Das war eine der zentralen Fragen des Buches. Und sie führt zu vielen Problemen und Möglichkeiten. Denn als Killian auftaucht und Skylar einen Vertrag anbietet, ist sie nicht interessiert. Zwar geht ihr der Unbekannte direkt unter die Haut, aber nie würde sie freiwillig zurückkehren ins Rampenlicht. Kurze Zeit später muss sie diese Entscheidung aber überdenken. Denn das Schicksal schlägt zu und trifft sie sehr hart. Killian wittert seine Chance und sichert sich Skylars Vertrag. Ob das so richtig ist oder er ihre hilflose Lage ausnutzt? Das ist sicher ein Punkt, über den man sich viel streiten kann. Von da an gibt es aber ein bewegendes Hin und Her und viel Entwicklung – nicht nur für Skylars Persönlichkeit, sondern auch im Bezug auf die Beziehung von Killian und Skylar und Skylars Meinung zum Ruhm.

Es gibt viel Licht und viel Schatten in diesem Buch. Gute Ereignisse und schlechte Momente wechseln sich ab. Skylar schwankt permanent zwischen Zweifeln und dem Glauben an eine gute Zukunft. Sie vertraut Killian, auch wenn ihre Beziehung von Anfang an sehr schwierig ist. Denn Killian ist ein Meister darin, unterkühlt und unangreifbar zu sein. Mit kleinen Aktionen hier und da erlebt man aber immer wieder, wie viel ihm eigentlich an Skylar liegt. Sicher sind auch hier einige Sachen etwas unorthodox und fragwürdig, aber im Gesamtbild sagt es viel über ihn aus. Leider kam er und seine Geschichte für mich etwas zu kurz, was auch daran liegt, dass Skylar alleinige Erzählerin ist. Nur durch Killians Schwester Autumn und gelegentliche Äußerungen erfährt man ein wenig über ihn, was aber nur noch mehr das Bild vom unergründlichen Eisblock festigt. Doch Skylar kratzt gewaltig an seiner Oberfläche und motiviert ihn zu so manchen Änderungen in seiner Sichtweise. Generell geht es in dem Buch mehr um Reflexion und Entwicklung als um dramatische Wendungen. Das Buch verläuft bis auf wenige kleine Ausnahmen ruhig und konzentriert sich eben auf diese Punkte. Das führt auch zu so mancher Überraschung in der Handlung, bei der man gedacht hätte „oh, jetzt kommt richtig Drama“ – aber im Gegenteil verläuft es sehr entspannt. Das hat mir sehr gut gefallen und mich auch zu keiner Zeit gelangweilt. Allerdings fühlt es sich dadurch hin und wieder so an, als würde die Geschichte nicht immer vorwärts kommen. Gleichzeitig gibt es aber auch eine bewegende Entwicklung Preis, die sich auch anhand der Arbeit von Killian und Skylar sehr intensiv nachvollziehen lässt.

Skylar und Killian sind beide komplizierte Charaktere, die es dem Leser nicht immer leichtmachen. Skylar wandelt sehr stark zwischen naiv und selbstbewusst, zwischen hoffnungslos und zukunftsorientiert. Sie weiß manchmal nicht, was sie will. Das liegt aber nicht daran, dass sie keinen Plan hat, sondern von der Vergangenheit so sehr blockiert ist, dass sie wenig Licht in der Zukunft sieht. Sie hat Angst, dass sie die Geschichten wiederholt, die sie bereits durchgestanden hat. Killian hingegen wirkt von Anfang an so unnahbar und distanziert, dass es lange dauert, einen Zugang zu ihm zu finden und seine Geschichte zu verstehen. Er hat ebenfalls eine harte Vergangenheit hinter sich und ist daher auch recht kompliziert. Doch Skylar schafft es, an seiner undurchdringlichen Festung zu kratzen und legt somit auch für einige lebensverändernde Entscheidungen den Grundstein. Zusammen funktionierten Skylar und Killian für mich in einer wunderbaren Art und Weise. Mal streiten sie sich, mal sind sie unfair zueinander und dann geben sie sich gegenseitig Halt. Das Leben ist nie gradlinig und einfach – das erkennt man hier besonders gut. Die Beziehung der beiden konnte mich vor allem aber auch überzeugen, weil man merkt, dass es um mehr als körperliche Anziehung geht. Während in vielen Büchern beide zunächst im Bett landen und dann eine Verbindung aufbauen, ist es hier auf jeden Fall andersherum. Das macht die Beziehungsdynamik wesentlich glaubhafter.

Das Ende des Buches war für mich leider etwas zu perfekt. Es kam für mich nicht gerade überraschend, ganz im Gegenteil hatte ich ähnliche Probleme und eine derartige Lösung erwartet (vielleicht sogar erhofft). Mit einer gehörigen Portion Herzschmerz, aber auch jeder Menge zufriedenem Seufzen und einer wohldosierten Portion Kitsch entlässt das Buch am Ende den Leser aus dieser starken Geschichte. Das Ende ist durchaus stimmig, es ist auf jeden Fall zufriedenstellend, aber eben vielleicht auch etwas zu perfekt.

Insgesamt ist Fallen Dreams eine wirklich schöne Geschichte, die relativ ruhig verläuft, dafür aber mit starken Emotionen und bedrückenden Einblicken in das Starleben des Gitarrenmädchens Skylar überzeugen kann. Vielleicht hat das Buch ein paar Seiten zu viel als es bräuchte, aber die Geschichte ist so mitreißend, dass es einen nicht so sehr stört. Killian und Skylar konnten mich auf jeden Fall begeistern und ich kann das Buch eindeutig empfehlen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 07.07.2020

eine konstruierte Geschichte mit anstrengendem Typen

Der Bodyguard
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„Alter, ich werde mir so was von dir Finger an ihr verbrennen.“
(Maik über Lynn in Der Bodyguard)

Worum geht’s?

Eigentlich ist es Maiks Job nur, Leute zu beschützen. Als Bodyguard ist er gerade frisch ...

„Alter, ich werde mir so was von dir Finger an ihr verbrennen.“
(Maik über Lynn in Der Bodyguard)

Worum geht’s?

Eigentlich ist es Maiks Job nur, Leute zu beschützen. Als Bodyguard ist er gerade frisch ins Team um die Familie van Holland gekommen, als er seinen ersten Auftrag erhält: Er soll Lynn nach Hause fahren. Die junge Frau geht ihm schnell unter die Haut – und ins Herz. Um keinen Preis soll er sich in Lynn verlieben und dennoch passiert es. Bis Lynn plötzlich auf brutale Weise vor seinen Augen entführt wird. Ein gefährlicher Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Kann Maik Lynn retten oder muss er dabei zusehen, wie die Liebe seines Lebens stirbt?
Der Bodyguard ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist wieder relativ schlicht und zeigt einen durchtrainierten Mann im Anzug, der offenbar gerade im Lauf ist. Das Cover passt zum Buch und zum Titel, ist jedoch nicht geraden ein Eyecatcher. Die Geschichte verläuft in linearer Erzählweise und wird durch einen personalen Erzähler in der dritten Form erzählt. Hierdurch gibt es zwar Einblicke in die Gedanken der Beteiligten, es führt teilweise aber auch zu Verwirrung darüber, wer im Fokus der Erzählung steht. Der Schreibstil ist verständlich, leicht lesbar und es entsteht ein guter Lesefluss. Die Autorin verzichtet auf komplizierte Stilmittel oder überlange Schachtelsätze. Das Buch enthält keine Sexszenen, Gewalt wird angedeutet.

Mein Fazit

Nach sehr langer Thriller-Abstinenz (ich habe mich regelrecht im Dschungel der Romance-Literatur verlaufen), bin ich zurückgekehrt. Ein heißer Bodyguard, der sich aufopferungsvoll für seine große Liebe in Gefahr begibt? Oh, vielleicht habe ich das Romance-Genre doch nicht verlassen – Romance-Thrill? Thriller mit Liebesgeschichte? Was genau erwartet mich hier? Laut Cover ein Thriller, doch das wird dem Buch nicht ganz gerecht. Es ist aber auch kein Liebesroman. Was es aber auf jeden Fall für mich ist: Zum Teil eine ziemliche Enttäuschung. Fangen wir von vorne an…

Der Einstieg in das Buch gelang mir lange Zeit nicht wirklich. Es geht direkt los, dass wir Maik bei einem seiner Einsätze begleiten dürfen, der ihn unmittelbar zu Lynn führt – und in eine kompromittierende Situation. Was bereits etwas wirr und (gewollt?) komisch beginnt, nimmt einen raschen Lauf – irgendwie verstehen sich Lynn und Maik nämlich verdammt gut und deswegen besteht sie auch direkt darauf, dass er für einen gewisse Zeit ihren erkrankten Bodyguard ersetzen soll. Lynn, eine junge Dame mit viel Geld und einem starken Selbstbewusstsein, fordert Maik immer wieder hinaus. Und so verliebt er sich sehr rasch und Hals über Kopf in sie. Keine gute Idee? Absolut nicht. Aber Lynn erwidert seine Gefühle. Und so vergeht das erste Drittel des Buches eigentlich im Zeichen der Liebe – oder Anziehung. Immerhin kennen sie beiden sich nur wenige Stunden und verbringen nur wenige Tage miteinander. Genervt, andauernd am Augenrollen und zunehmend peinlich berührt war ich von Maik. Denn Maik ist unglaublich anstrengend. Er ist ach so cool, braucht keine Waffen, hat keine Militärausbildung und verlässt sich lieber auf seinen Verstand. Er macht den Job, um Kohle zu verdienen, nicht weil er so gern auf Leute aufpasst – zugleich ist Maik aber der wahrgewordene „ich muss alle Frauen der Welt retten“-Traum. Jede Frau ist so schutzbedürftig, Maik ist sofort zur Stelle. Dass ihm dieses Verhalten dann aber auch mal auf die Füße fällt, sieht man hier immer mal wieder. Hinzu kommt, dass Besserwisser Maik von Anfang an alles und jede verurteilt- Lynn, seine Kollegen, die van Hollands. Zu jedem hat er eine abwertende Meinung. Unfreiwillig komisch, unglaublich unsympathisch.

Lynn, die immer wieder ihre Grenzen austestet, nach einem traumatischen Erlebnis nach dem Leben sucht und damit ihren Personenschutz in den Wahnsinn treibt, erwidert zum Glück ja Maiks Gefühle. Er ist der, der sie verstehen könnte. Gefangen zwischen Erwartungen der van Hollands, dem Image als reiche Frau und tief drinnen verletzt von ihrem Erlebten. Auf jeden Fall weckt sie sein Bedürfnis, sie beschützen zu müssen – wie alle Frauen. So hilft Maik einer wildfremden Frau in einer Bar, verprügelt den Lover, bringt sie nach Hause und lässt sie später sogar auf seinem Sofa und bei seinen Freunden wohnen. Der Retter in der Not. Aber nein, vielleicht auch nicht. Wieso? Das verrate ich nicht. Aber es war mir von Anfang an klar. Jedenfalls kommt es nach einem intimen Moment, nach dem Maik (im Dienst! Er vögelt im Dienst seine Schutzbefohlene) einschläft. Ein Glück, dass Maik seinen Job so Ernst nimmt. Denn schon kurze Zeit später ist es soweit: Er muss zusehen, wie Lynn hochprofessionell entführt wird. Ab da beginnt etwas das zweite Drittel des Buches. Hier geht es vor allem um Schuldzuweisungen, falsche Fährten und die immer wiederkehrende Frage, ob ein Großteil des Sicherheitspersonals beschränkt ist. Hier und da gibt es kleine Überraschungen, die ganz nett waren. Aber weiterhin fehlt es an Substanz. Ich kämpfte mich weiter durch – immerhin wollte ich wissen, wieso Lynn entführt wurde. Ja, zumindest das hat mich gecatcht. Als dann Super-Maik loszieht, allein, ohne Waffen, ohne Plan, war ich kurzzeitig versucht, das Buch abzubrechen. Aber natürlich, die Liebe seines Lebens ist in Gefahr und er weiß, er kann sie retten. In kürzester Zeit entwickelt er eine Idee (ich sage bewusst nicht, dass er einen Plan entwickelt, das wäre gelogen) und erhält dann zufälligerweise von anderer Seite noch Hilfe. In dem Moment realisiert er, was für ein riesiger Komplott das Ganze eigentlich ist – glaubt aber weiterhin, er allein könne Lynn retten. Die Entführer, die recht fix bekanntgeben, wer sie sind und wieso sie das Ganze tun, haben aber alles durchgeplant – eine Art Brandbombe wird jegliche Unbefugte abhalten, zu Lynn zu gelangen.

Und so nimmt das letzte Drittel seinen Lauf. Dies ist mit Abstand der beste Teil des Buches, immerhin passiert endlich mal etwas. Ob man die Entwicklungen so gelungen findet, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich fand sie teilweise sehr überzogen, widersprüchlich und zudem kommen recht viele Zufälle zusammen. Es wirkt alles wahnsinnig konstruiert und ich hatte vor allem mit den vielen urplötzlichen Meinungsänderungen ein Problem. Denn quasi im Minutentakt sind Feinde zu Verbündeten geworden. Die anfänglich so hochprofessionellen Entführer entpuppen sich fix als ein Kollektiv Wahnsinniger, deren Anführerin krüde Pläne verfolgt. Die instabilen Strukturen (gefühlt 90% der Mitläufer haben offenbar gar kein Interesse daran, alles so ablaufen zu lassen) und auch mangelnde Absprachen (so wird sich etwa drüber gezofft, dass 6 Millionen auf über 20 Leute nicht gerade reich machen) stehen im starken Kontrast zum hochprofessionellen Überfall (immerhin hatten die sogar eine Hydraulikschere dabei) und den jahrelangen Vorbereitungen. Es war unstimmig und daher führte das Entführungsfinale auch zu mehr Fragezeigen als alles andere. Die Auswirkungen der Entführung hingegen haben mir ganz gut gefallen und waren ein solider Abschluss.

Doch leider, und ich kann es wirklich nicht anders sagen, war diese Buch definitiv nicht das, was ich erwartet habe. Sicher könnte das Buch so manchen überzogenen Hollywood-Filmen Konkurrenz machen und es wird sehr viele Leute geben, die es super unterhaltsam und mitreißend finden werden. Ich fand es leider vor allem widersprüchlich, unrund und zu oft (unfreiwillig?) komisch. Mit Maik, der mir wirklich von Anfang an so extrem auf den Sack ging, konnte ich nicht mitfiebern. Seine stets unüberlegten Handlungen, die von mehr Glück als Verstand geprägt sind, und seine ewigen Meinungen über alle anderen waren echt abturnend. Hinzu kommt, dass Maik von sich so wahnsinnig überzeugt ist – aber gefühlt jedes einzelne Warnzeichen, jede Unstimmigkeit und jede „Red Flag“ nicht sieht. Natürlich gibt es hier und da – vor allem am Ende – Überraschungen, aber mit einigermaßen konzentrierter Lesart kann man viele der Beteiligten vorher schon ausmachen und ist mit einer sicher 80-prozentigen Trefferquote in der Lage, die Handlung vorherzusagen. Da helfen auch im Text angelegte Blendgranaten meiner Meinung nach nicht weiter. Lynn, die vor allem am Anfang mit ihrer Art stark aneckt und mit ihrem ewigen „ich muss gegen sämtliche Regeln verstoßen“-Getue auch nicht gerade für Mitleid sorgt, ist zum Ende hin zumindest ein wenig sympathisch. Ansonsten sind alle Charaktere des Buches wohl recht austauschbar. So kam es auch öfter dazu, dass ich die zahlreichen Namen nicht 100% zuordnen konnte, weil es einfach recht viele gibt.

Mein Fazit am Ende? Wäre Maik mein Bodyguard, würde ich lieber entführt werden. Das Buch steht und fällt mit seinem unsympathischen Protagonisten, der viel zu schnell zum Superheld hochgepusht wird, aber eigentlich nur ein planloser, wahnsinniger und hochgradig Verliebter ist. Zwar bringt das letzte Drittel dann endlich solide Spannung und auch einige Überraschungen, insgesamt ist das Plot aber eher flach, zu vielen Teilen vorhersehbar und für mich leider oftmals auch nur begrenzt nachvollziehbar, da es für mich hier und da Widersprüche gab. Ich kann mich der allgemeinen Begeisterung daher nicht anschließen. Wirklich sehr schade, da ich sowohl Bodyguards, als auch Thriller und Romatik mag.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 02.07.2020

bittersüße Liebesgeschichte mit Luft nach oben

All Your Kisses
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„Ich werde dir eintausend Küsse geben, Poppymin. Alle. Keiner wird dich jemals küssen außer mir.“
(Rune zu Poppy in All your kisses)

Worum geht’s?

Als Kind zieht Rune mit seinen Eltern aus Norwegen ...

„Ich werde dir eintausend Küsse geben, Poppymin. Alle. Keiner wird dich jemals küssen außer mir.“
(Rune zu Poppy in All your kisses)

Worum geht’s?

Als Kind zieht Rune mit seinen Eltern aus Norwegen nach Georgia und trifft hierbei auf seine neue Nachbarin Poppy. Sofort freunden sich die beiden an und sind seitdem unzertrennlich. Was mit „Beste Freunde, für immer und unendlich“ beginnt, mündet irgendwann in Liebe. Doch dann reißen Runes Eltern Jahre später die Teenager auseinander, als Runes Vater nach Norwegen versetzt wird. Dass ihre Liebe über die Distanz Bestand haben wird, daran zweifeln Rune und Poppy nicht. Bis Poppy plötzlich den Kontakt abbricht und wie vom Erdboden verschwunden ist. Als Rune zwei Jahre später nach Georgia zurückkehrt, möchte er wissen, wieso Poppy ihn aus ihrem Leben gestrichen hat. Doch die Wahrheit wird wehtun, verdammt wehtun. Und sie wird alles für immer verändern.

All your kisses ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist in schwarz gehalten und zeigt eine Farbstaubexplosion in verschiedenen Rot- und Rosatönen. Es ist relativ nichtssagend, aber dennoch sehr ansprechend gestaltet und passt zudem zu dem anderen im Verlag von der Autorin erschienen Buch, welches mit diesem jedoch nicht zusammenhängt. Die Erzählweise des Buches ist linear, es gibt jedoch immer wieder ausgewiesene Zeitsprünge. Nach deinem Prolog in der Kindheit der Protagonisten spielt das Buch hauptsächlich in der Gegenwart, deckt aber auch eine kurze Zeitspanne vor Runes Umzug nach Norwegen ab. Die Erzählperspektive erfolgt in der Ich-Form, wechselnd durch Rune und Poppy. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, sprachlich für Jugendliche und (junge) Erwachsene angemessen.

Mein Fazit

Kaum ein Buch wurde mir so oft empfohlen wie „A thousand boy kisses“ – der englische Originaltitel von diesem Buch. Ich mache mir meist nicht viel aus Empfehlungen, aber in diesem Fall wollte ich unbedingt wissen, ob das Buch dem Hype gerecht wird. Herzzerreißend, wunderschön, zerstörerisch, eine Gefühlsexplosion? Ich habe so viel gehört, wirklich. Und am Ende muss ich sagen: Vieles stimmt, aber erhofft hätte ich mir doch etwas mehr. Aber von Anfang an…

Sie sind Kinder, als sie aufeinandertreffen. Rune ist frisch nach Amerika gezogen, Poppy das kleine quirlige Mädchen, was nebenan wohnt. Und ganz schnell werden beide Freunde, wie es bei Kindern nun einmal so ist. Unzertrennlich, voller Abenteuer ist ihr Leben und sie haben stets den anderen an der Seite. Als einige Jahre später Poppys Oma stirbt, gibt sie ihrer Enkelin eine Lebensaufgabe: Ein Einmachglas, was Poppy mit 1000 Papierherzen füllen soll, auf denen sie ihre atemberaubenden Küsse notiert, um später ihren Enkeln davon zu berichten. Recht schnell ist klar: Es gibt nur einen Jungen, der ihr den Atem rauben kann. Und so beginnt aus der Freundschaft eine Liebe zu werden. Doch als Teenager werden Poppy und Rune auseinandergerissen, als Runes Familie nach Norwegen zurückzieht. Nur für einige bestimmte Zeit, heißt es. Sie werden Kontakt halten, sagen sie. Bis Poppy spurlos verschwindet, abtaucht, auf keine Nachrichten mehr reagiert. Und Runes Herz in tausend Stücke zerfällt, bis nur noch ein dunkler Fleck übrig bleibt. Als er zwei Jahre später endlich zurückkehrt, möchte er Antworten von Poppy. Von seiner Poppy, die er nie aufgehört hat zu lieben, die ihn aber so bitter verraten hat, dass er nur noch ei wütender junger Mann ist. Wieso hat Poppy die Liebe ihres Lebens aufgegeben? Die Wahrheit kann manchmal schmerzhafter sein als alles, was man sich vorstellen kann. Das muss Rune schon bald feststellen…

Ein Glas, 1000 Jungsküsse, ein Leben voller Erinnerungen, zwei Kinder und ihre unendliche Liebe zueinander. Stoff, aus dem Zuckerwatteromane gemacht sind. Aber nein. All your kisses ist kein leichtes Buch. Es ist kein Buch, welches man an einem sonnigen Tag am Strand lesen mag oder als Weggefährte im Zug aufschlagen möchte. So ging es mir zumindest. Nein, All your kisses ist schwere Kost, kein 0815-Jugendbuch mit süßer Handlung und Standarddramen. Es ist ein Buch, bei dem man nach etwa 1/3 bereits das Gefühl hat, zu wissen, wie es endet. Man hofft, man bangt, man ist wütend, man verzweifelt, man leidet – aber man kann nichts tun. Nichts, außer weiterzulesen und Stück für Stück sein Herz an Rune und Poppy, ihre unschuldige Liebe und ihr unfaires Schicksal zu verlieren.

Grob geteilt geht es bei All your kisses um zwei Lebensphasen – das Leben vor dem Umzug und das Leben zwei Jahre später nach dem Umzug. Ist der Teil vor dem Umzug einfach nur unglaublich niedlich, begleitet Poppy und Rune auf ihrem Weg und durch ihre Abenteuer, zeigt wie aus kindlicher Verliebtheit eine feste große Liebe wird, so wird der Teil nach Runes Rückkehr dunkel und schwerfällig. Die Gegenwart als Hauptteil des Buches ist der Kern der Geschichte. Und der schlägt in die Magengrube, mit voller Wucht. Durch dieses unschuldige Intro, die Idee mit den 1000 Jungsküssen, die kindliche Naivität, die jugendliche Selbstverständlichkeit und die nie in Frage stehende Verbindung Rune – Poppy startet der Leser ruhig und befriedigt in die Geschichte. Es tut weh, als man erfährt, dass Rune gehen muss, man fühlt seinen Schmerz und Poppys Verzweiflung. Als er zurückkehrt, zwei Jahre später, ist daher die Freude groß, aber von kurzer Dauer. Poppy hat den Kontakt bereits nach kurzer Zeit abgebrochen – sie hat sogar das Örtchen verlassen und ist gerade erst frisch zurückgekehrt – und man möchte verstehen, wieso. Denn offenkundig sind da noch uneingeschränkt alle Gefühle vorhanden. Doch die letzten zwei Jahre haben beide verändert. Ich hatte anfangs befürchtet, dass hier jetzt eine recht normale Fassung ala „“ich bin fremdgegangen“ kommt, aber so ist es nicht. Die Wahrheit ist brutaler, gnadenloser und zugleich unauffälliger als alles andere. Und ab diesen Moment wandelt sich in der Geschichte definitiv alles. Ich wäre ein Narr, wenn ich erzählen würde, was es ist. Die Überraschung sollte jeder für sich selbst haben. Doch die Konsequenzen hiervon sind fatal. Doch zugleich bringt Poppys Geheimnis ein unglaubliches Potenzial mit sich, was diese Geschichte ein Stück weit besonders für mich macht. Denn beim Lesen erhält man immer wieder Einblicke in Poppys Gedanken, ihre Haltung und ihre Ängste. Und plötzlich fängt man selbst an, einige Sachen zu überdenken. Ich würde sogar so weit gehen, dass ich in Zukunft sicher öfter denken werde „ist das jetzt relevant? Stell dir vor, du wärst Poppy, würdest du dich dann so verhalten wie jetzt?“ – All your kisses hat die Möglichkeit, den eigenen Blickwinkel zu verändern, eindeutig. Doch zugleich hat sich die Autorin eine schwere Bürde mit der Thematik auferlegt und der Umgang hiermit wird sicher nicht jedem gefallen. Ist er zu perfekt? Ist er zu überzogen? Ist er zu romantisch? Diese Antwort muss jeder für sich beantworten. Für mich wurde hier teilweise wirklich sehr dick aufgetragen und hin und wieder vielleicht auch etwas übertrieben, dass es schon wirklich arg kitschig und zu perfekt gewirkt hat. Ich bin anfällig für sowas und schalte dann schnell auf „echt jetzt?“ um, deswegen konnte mich nicht alles so erreichen, wie die Autorin es vielleicht gewollt hätte. Nichtsdestotrotz habe ich mitgelitten bis zum Schluss, gehofft und an Rune und Poppy geglaubt.

Ich würde auch gern sagen, dass das Buch überraschend ist, aber so sehr stimmt das nicht. Weiß man, worum es geht, ist eigentlich klar, was kommen wird. Doch bei diesem Buch geht es nicht um das Ziel, um das Finale, es geht um den Weg. Es geht um Erkenntnisse, Chancen, es geht um Verlust in verschiedenen Facetten (etwa von Unschuld, Familienmitgliedern, Hoffnungen) und es geht auch um Vergebung. Das Buch thematisiert auch bestimmte Aspekte, etwa geht es durch den Tod von Poppys Großmutter von Anfang an teilweise um die Frage „Leben nach dem Tod?“ und auch Runes charakterliche Entwicklung in Norwegen spielt eine sehr präsente Rolle. Denn durch das Entwurzeln und Wegreißen ist Rune im alten neuen Zuhause sehr unglücklich, was dazu führt, dass er hier eine Wandlung durchmacht, die hier zwar als Badboy betitelt wird, diese Bezeichnung das Ganz aber deutlich zu einfach macht. Rune ist nicht einfach jemand, der Lust darauf hatte, jetzt grimmig zu gucken und Leute von sich zu stoßen. Er ist verletzt, verzweifelt, rastlos und findet sich nicht ein in dieser Welt, die ihm fremd ist. Er vermisst seine Freunde und Poppy und greift so zu Maßnahmen, die ihn verdrängen lassen, wie es ihm geht. Manchmal schien es so, als hätten insbesondere die Erwachsenen den Ernst der Lage nicht verstanden und tun sein rebellisches Verhalten vor allem als Rache ab, auch wenn natürlich Trotz ein wenig mit hineinspielt. Generell war ich zeitweise vom fehlenden Verständnis sowohl Poppys als auch Runes Eltern irritiert. Es ist fast so, als wäre vor lauter Sorge um Poppy in der Geschichte Runes Schicksal etwas untergegangen und verharmlost mit „er hatte schon immer etwas Dunkles in seiner Seele“. Hier hätte man in meinen Augen mehr beleuchten müssen. Es wirkt einfach zu sehr so, als hätte man unbedingt Gegensätze kreieren wollen: Rune, der in den Schatten seiner Seele gefangen ist, und Poppy, die so glücklich, positiv und dankbar für alles ist, dass es phasenweise etwas krampfhaft wirkte. So als wolle die Autorin uns davon überzeugen, dass wirklich alles okay ist mit Poppy. Insgesamt finde ich Poppy auch so etwas oberflächlich ausgearbeitet. Eigentlich weiß ich bis jetzt zu wenig über sie, ich kenne nur ihr Schicksal und was sie daraus macht. Ich weiß über ihre Musikliebe, aber mehr irgendwie auch nicht. Auch in ihren Kapiteln erfahre ich viel zu wenig über sie, da ihre Gedanken oftmals von Rune handeln. Hinzu kommt, dass sowohl Rune als auch Poppy einen extremen Hang zu Wiederholungen haben. Ständig kommen die gleichen Phrasen, die gleichen Gedanken (oftmals zwar zumindest mit anderen Worten, aber im Kern identisch) und somit wurde ich das Gefühl nicht los, dass mir fast wie ein Mantra eingehämmert werden sollte, was beide denken und fühlen, ohne mir zu zeigen, was sie fühlen. Generell arbeitet das Buch zum Großteil mit Gedanken und Gefühlen, was es insgesamt recht handlungsarm macht. Das ist nicht zwingend schlimm, da für mich der Fokus ganz klar auf ebendiesen Gedanken und Gefühlen liegt, da sie der Schlüssel zur Geschichte sind. Sie sind vielseitig ausgestaltet und vor allem Rune liefert hier eine grandiose Vorstellung. Seine innere Zerrissenheit, seine Verzweiflung, seine unbändige Wut – als das ist so roh und greifbar, dass es mir teilweise wirklich wehtat. Mit Rune habe ich in diesem Buch wirklich viel gelitten – mit den anderen teilweise leider nur bedingt.

Die anderen. Damit meine ich natürlich die Nebencharaktere. Es gibt hier vor allem im familiären Umfeld einige Leute sowie eine Hand voll Freunde aus der Schule. Tatsächlich muss ich sagen, dass eigentlich alle Nebencharaktere ultimativ austauschbar waren und es so auch öfter dazu kam, dass ich sie durcheinandergebracht habe. Vor allem die Familien von Rune und Poppy waren doch recht blass, wobei sie durch das Schicksal am meisten gebeutelt sind. Die Autorin konzentriert sich so sehr auf Rune und Poppy, dass ich das Gefühl hatte, sie hat vergessen, dass da noch mehr Leute deutlich unter dem Ganzen leiden. Für eine rundere Geschichte hätte man hier die familiären Beziehungen sicher mehr beleuchten können und für mich sogar müssen. Denn so ergreifend die Geschichte ist, gelitten habe ich nur mit Rune und bedauerlicherweise vor allem auch mit Runes Vater, der so sehr versucht, seinen Sohn zurückzugewinnen. Doch Poppys Eltern? Von denen ist leider nicht wirklich etwas hängen geblieben.

Als verbindendes Element, so gesehen als roter Faden, zieht sich die Idee mit den 1000 Jungsküssen durch das Buch. Es ist eine süße und wie ich finde innovative Idee. Sie wirkt vielleicht etwas kindlich, aber der Hintergrundgedanken ist toll. Sobald man vor allem aber versteht, welche tiefere Bedeutung „die 1000 Küsse für die Unendlichkeit“ haben, wird einem schwer ums Herz. Wie etwas so Schönes so traurig und so bedeutend sein kann, das zeigt die Autorin hier sehr gut. Vor allem, da die 1000 Küsse für das Buchende noch eine ganz andere Note hinzufügen. Das Ende des Buches ist hier sowieso ein gewisser Knackpunkt. Es ist vielleicht nicht unbedingt das Ende, was man sich wünscht. Aber es ist ein Ende, was die Geschichte verdient. Das klingt hart, aber es ist die bittere Wahrheit. Das Ende hat mir zugesagt, es hat für mich gepasst und es war für mich okay in dieser Form. Ich war definitiv gebrochen an dieser Stelle und traurig. Und dann kam der Epilog und alles war dahin. Wieso war das so? Der Epilog war komisch, denn er greift eine Thematik auf, die bereits öfter im Buch vorkam und somit sinnlogisch ist – zugleich aber mit 2-3 Sätzen verrät, dass es dieses Mal anders ist. Und die Erkenntnis, wieso, ist traurig. Nur das Problem? Wieso passiert das gerade jetzt?! Ich musste den Epilog 2-3x lesen und hatte immer noch keine klare Antwort, was passiert ist. Das hat mich massiv gefrustet. Erst nach kurzer Recherche im Internet bin ich auf ein Interview der Autorin gestoßen, wo sie erklärt, was passiert ist – und wieso sie im Grunde genommen die Erklärung rausgenommen hat. Kann man mögen, kann man aber auch nicht mögen. Was bleibt, ist nun ein offenes Ende, wo man sich selbst fragen kann: Was ist mit Rune passiert? Und je nachdem, wie man Rune eingeschätzt hat, kann man hier definitiv einige Erklärungen finden. Es ist also ein Stück weit ein geschlossenes Ende mit offener Erklärung.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass ich froh bin, dieses Buch gelesen zu haben. Ich habe einiges mitgenommen und auch wenn nicht alles meinen Geschmack getroffen hat, bewundere ich die Autorin für eine derart untypische Story. Ich kann verstehen, dass das Buch viele Leute emotional sehr mitnimmt und auch mich hat es phasenweise immer wieder ergriffen, aber es ist kein Buch, was ich als Jahreshighlight oder ähnliches sehen würde. Dafür fehlte hier und da einfach zu viel, insbesondere was die Charaktere und die Rahmenhandlung anging. Zeitweise braucht man starke Nerven, da hier ein steter Wandel zwischen tiefgründig-grausam und kitschig-unschuldig gefahren wird. Ein ohne Frage gutes Buch, was vielfältige Themen abdeckt, aber mit kleinen Stolpersteinchen meine volle Begeisterung nicht entfachen konnte. Bittersüße Liebesgeschichte, die im Kopf bleibt und bei vielen sicher auch im Herzen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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