In „Vogue – Das Kleid“ präsentiert Jo Ellison über 300 Fotoaufnahmen aus dem Archiv der britischen Vogue, dem legendären Modemagazin. Kleider, die als Königsdisziplin in der Mode gelten, ...
Was ist das?
In „Vogue – Das Kleid“ präsentiert Jo Ellison über 300 Fotoaufnahmen aus dem Archiv der britischen Vogue, dem legendären Modemagazin. Kleider, die als Königsdisziplin in der Mode gelten, werden hier auf vielfältige Weise in Szene gesetzt. Die Aufnahmen von bekannten Fotografen und mit zahlreichen bekannten Modellen laden zum Träumen ein und geben ein umfassenden Einblick in die Entwicklung der Fashionfotografie rund um das Kultkleidungsstück Kleid. Die Autorin war selbst jahrelang als Redakteurin bei der Vogue tätig.
Wie sieht es aus?
Bei dem Buch handelt es sich um eine Hardcover-Ausgabe, die ähnlich dem A4-Format gehalten ist. Der matt-schwarze Einband ist aus robustem Fasereinband wirkt hochwertig und widerstandsfähig. Sowohl der Buchrücken als auch der Titel sind mit Silberfolie veredelt und glänzt schön. Die minimalistische Gestaltung verbreitet ein edles Feeling und wird dem Inhalt gerecht. Die Buchrückseite ist mit einem Sticker versehen, der kurze Informationen zum Buch sowie die ISBN-Nummer wiedergibt. Der Sticker lässt sich einfach und rückstandslos entfernen, sodass die Rückseite dann schlicht schwarz ist. Das Innere besteht aus 303 Seiten, die aus starkem, beschichteten Papier bestehen und somit eine hohe Brillanz gewährleisten. Die Fotografien sind teilweise schwarz-weiß, teilweise farbig. Manchmal teilen sich mehrere Fotografien eine Seite, einige Bilder sind jedoch auch ganzseitig oder doppelseitig. Zu jedem Bild gibt es zudem einen kurzen Infotext.
Was erwartet einen?
Bei dieser besonderen Schmuckausgabe handelt es sich um einen umfassenden Bildband, der verschiedene Fashionfotografien sammelt. Es ist ein eindrucksvoll inszeniertes Buch, welches ganz unterschiedliche Kleider, Fotostile, Models und Settings in einer aufwendigen Weise vereint. Nach einem kurzen Vorwort von Alexandra Shulman, der Chefredakteurin der britischen Vogue, sowie einer Einführung zum Thema Kleider beginnt es auch schon mit den Fotografien. Das Buch umfasst im Groben fünf verschiedene Bereiche: Klassisch, Märchenhaft, Dramatisch, Dekorativ und Modern. Farbfotos, Schwarzweiß-Fotos, groß und klein, schlicht und extrem imposant – hier wird für sehr viel Abwechslung gesorgt. Es sind wunderschöne Bilder, die man auf sich wirken lässt. Bilder, die zum Träumen einladen oder einen verblüffen. Mit kurzen, informativen Texten zu den jeweiligen Bildern erfährt man zumeist auch etwas über Model, Fotograf oder Hintergrund des Bildes. Das Buch schließt mit einem Register, um so schnell nach bestimmten Akteuren zu suchen.
Mein Fazit
Kleider sind seit jeher ein Symbol von Weiblichkeit. Hier in diesem Buch findet man aus den Archiven der Vogue über 300 tolle Aufnahmen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Auswahl ist interessant, abwechslungsreich und beeindruckend. Die Qualität des Buches ist extrem hochwertig, die Fotoqualität kann ebenfalls überzeugen. Für Leute, die Fashionfotografie mögen, sich generell für Mode interessieren oder bekennende Vogue-Fans sind, ist dieses Buch wie eine kleine Bibel. Es ist ein toller Bildband zum Stöbern, Träumen und Schwärmen. Eine wunderschöne, hochwertige Schmuckausgabe, die ein absoluter Hingucker ist und vor allem auch als Coffee Table Book oder Deko-Element wunderschön wirkt.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise von dem Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]
Kriminalhauptkommissar Stephan Harbort ist bekannter Serienmörderexperte und Profiler. Als Dozent an diversen Hochschulen gibt er seine aus jahrelanger Arbeit gewonnenen Kenntnisse rund ...
Worum geht’s?
Kriminalhauptkommissar Stephan Harbort ist bekannter Serienmörderexperte und Profiler. Als Dozent an diversen Hochschulen gibt er seine aus jahrelanger Arbeit gewonnenen Kenntnisse rund ums Profiling, Verhaltensanalyse und Täterprofile weiter. Er gibt als Koryphäe auf dem Gebiet des Profilings. Er hat bereits in zahlreichen Büchern seine Erkenntnisse für den geneigten Leser weitergegeben. Mit „Blut schweigt niemals“ erzählt er von später Sühne solcher Taten, bei denen die Spurenlage zunächst keine Verurteilung zugelassen hat, durch mühsame Arbeit von Cold Case Einheiten aber Jahre und Jahrzehnte aber doch noch Erfolge gefeiert werden konnten.
Schreibstil / Gestaltung
Das Cover zeigt einen mit spärlichem roten Licht beleuchteten Raum voller Regale und Ablagekartons, wie man sie etwa aus amerikanischen Filmen kennt. Die Boxen sind als Symbol der Fälle zu verstehen, in ihnen lagern üblicherweise Beweismittel und Spuren. Der Titel ist mit erhabener Schrift aufgedruckt, der Untertitel verrät, was den Leser erwartet. Das Cover ist dezent, aber durchaus stimmig.
Das Buch startet mit einem etwas längerem Vorwort, bei dem der Autor ganz generell etwas zum Thema „kalte Spuren“ und den Möglichkeiten, die die Kriminaltechnik mittlerweile hat, sagt. Es wird erklärt, was die Idee hinter Cold Case Einheiten ist und wieso ihre Arbeit für die Bevölkerung, die Justiz und auch die Hinterbliebenen und Opfer wichtig ist. Im Anschluss werden 6 Fälle vorgestellt, die jeweils etwa 40 Seiten umfassen. Das Buch schließt mit einem Nachwort, wo auch die Probleme von Cold Cases, die Hürden der Ermittler und eine Art Ausblick auf die künftige Arbeit Gegenstand sind. Es folgt zudem noch ein Anhang mit zahlreichen Ergebnissen aus einer kriminologisch-kriminalistischen Synopse zu Cold-Case-Fällen, bei denen es umfangreiche Statistiken zu Todesursachen, Leichenfundorten, Vorgeschichten gibt. Abschließend gibt es ein Literaturverzeichnis als Nachweis für die vom Autor verwendeten Quellen im Rahmen des Buches.
Der Schreibstil ist sachlich und ruhig, fast schon nüchtern. Der Autor versteht es, atmosphärisch zu arbeiten, ohne reißerisch oder sensationslüstern zu berichten. Ich empfand die Texte teils schon als anspruchsvoll, da sie oftmals verschachtelt und mit vielen Informationen aufgearbeitet sind. Mit etwas Konzentration ist das Buch jedoch gut zu verstehen und nachzuvollziehen. Es ist wenig Fachwissen eingebunden und sollte welches vorkommen, so wird es gut erklärt.
Mein Fazit
Von Stephan Harbort habe ich bereits einige seiner Werke gelesen, weshalb mir von Anfang an klar war, dass ich auch das neuste Buch lesen möchte. Das Thema Cold Cases hat vor allem in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit gewonnen, da immer mehr Landeskriminalämter versuchen, derartige Einheiten für ihre ungelösten Altfälle zu stellen. Durch diese Schwerpunkteinheiten kann konzentriert und systematisch an noch ungelösten Fällen gearbeitet werden, denn Mord verjährt nie und auch eine späte Überführung ist für das Gerechtigkeitsempfinden notwendig. Anhand von 6 Fällen zeigt der Autor, wie schwer es sein kann, einen Fall zu lösen, wie manchmal Zufälle und Zeit wichtige Faktoren sind und wie am Ende die anfangs aussichtslose Überführung doch noch gelang.
Der Autor startet mit einem etwas längeren Vorwort, in dem er erklärt, was Cold Cases eigentlich sind, wieso sie aufgeklärt werden müssen, welche Hürden es gibt und welche Möglichkeiten sich entwickelt haben. Nach dieser Einführung versteht der Leser bereits, welchen Aufwand die Behörden bereit sind zu betreiben, um jede Tat zu sühnen – oder es zumindest zu versuchen. Denn nicht immer sind die Spuren gnädig und bringen nach langer Zeit hilfreiche Ergebnisse. Im Anschluss beginnen die Fälle. Jeder Fall ist in einem Kapitel abgehandelt, mit entsprechender Überschrift. Alle Fälle spielen vor deutschen Gerichten, einer aber nicht im deutschen Raum. Einige der Fälle dürfte man kennen, zumindest wenn man an Real Crime interessiert ist, oder man hat zumindest in den Nachrichten etwas davon mitbekommen. Dies tut dem Interesse allerdings keinen Abbruch, da die Fälle hier ausführlich aufgearbeitet werden.
Die Auswahl der Fälle ist gut gelungen, sie deckt verschiedene Aspekte ab und thematisiert auch verschiedene Ermittlungshindernisse, die zum Stillstand geführt haben. Die Fälle sind nicht „zum Mitraten“ ausgelegt, vielmehr führt der Autor Schritt für Schritt zum Täter. Systematisch werden Tat, Opfer, bisheriger Ermittlungsstand sowie etwaige Verdächtige und dann die Cold Case Ermittlungen mit ihrem Abschluss im Gerichtsverfahren vorgestellt. Alle Fälle behandeln (versuchte) Tötungsdelikte. In den Schilderungen sind natürlich auch Details rund um die Tat enthalten, die teilweise sehr intensiv sein können. Das Buch ist aber stets niveauvoll und nicht darauf ausgerichtet, grausam schocken zu wollen. Am Ende wird der Leser mit einem Nachwort entlassen, was noch einmal auf so manche Punkte, die bisherige Entwicklung von Cold Case Einheiten und die zu erwartende Zukunft Bezug nimmt. Die als Anhang beigefügten Statistiken zu Erfahrungswerten aus Ermittlungen sind interessant und auch ohne weitere Erklärung greifbar. Der ausführliche Literaturnachweis hinten im Buch gewährleistet nicht nur einen Nachweis über die Grundlagen des Buches, sondern gibt dem Leser auch zahlreiche Anregungen, wie und wo er sich weiter informieren könnte. Dies fand ich sehr praktisch.
„Blut schweigt niemals“ ist keine leichte Kost. Es geht um sehr viel Leid, um schwere Straftaten und trotz einer gewissen Distanz berühren die Fälle und Umstände den Leser. Aus diesem Grund und auch aufgrund der doch recht komplexen Darstellung habe ich zumeist nur einen Fall pro Tag gelesen. Der Informationsgehalt ist schon ziemlich hoch, hier und da habe ich dennoch auch etwas gegoogelt und weitergelesen. Der Autor hat es also geschafft, mich als Leser über das Buch hinaus zu bewegen und das Gesagte weiter ergründen zu wollen. Das weist nicht darauf hin, dass im Buch zu wenig Informationen enthalten sind, sondern man einfach so sehr von den Worten mitgenommen wird, dass man nicht aufhört, darüber nachzudenken. Der Autor schafft es zudem, in einem angemessenem Verhältnis dem Opfer und dem Täter Raum zu geben. Es wirkt weder so, als würde man sich nur aufs Opfer konzentrieren und hierbei die Erklärungsansätze beim Täter vernachlässigen, noch konzentriert sich das Buch zu sehr auf den Täter, sodass man das Gefühl hat, das Opfer sei irrelevant. Dies hinzukriegen ist gar nicht so einfach, hier aber wirklich gelungen. Angereichert mit vielen Informationen rund um die Polizeiarbeit, aber auch um die teilweise bestehende Verzweiflung der Ermittler, Angehörigen und des sozialen Umfelds werden in dem Buch stimmig, beeindruckend und zugleich bedrückend zusammengefasst.
Insgesamt ist „Blut schweigt niemals“ wieder ein hochwertiges, informationsreiches und interessantes Buch, bei dem der Autor gewohnt sicher durch verschiedene Fälle führt und aufzeigt, dass auch Jahre und Jahrzehnte später noch alles unternommen wird, um einen Fall zu lösen. Es ist ein Buch, welches wirklich spannend, aber zugleich auch erschreckend ist, was in Abgründe und hinter verschlossene Türen schaut. Für Real Crime Fans ist es ein Must Read, doch auch für solche Leser geeignet, die von der Thematik angesprochen werden.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]
Dr. Alexander Stevens ist Fachanwalt für Strafrecht, seit Jahren in Deutschland praktizierender Strafverteidiger und zudem aus dem TV bekannt, unter anderem in seiner Rolle bei Richter Alexander ...
Worum geht’s?
Dr. Alexander Stevens ist Fachanwalt für Strafrecht, seit Jahren in Deutschland praktizierender Strafverteidiger und zudem aus dem TV bekannt, unter anderem in seiner Rolle bei Richter Alexander Hold. Stevens hat bereits mehrere Bücher im Real Crime Sektor veröffentlicht, bei denen er von seinen Erfahrungen mit der deutschen Justiz berichtet. In seinem Buch „Aussage gegen Aussage“ möchte er anhand von 7 ausgewählten Fällen die Problematiken aufzeigen, die der Zeugenbeweis mit sich bringt. Denn was tun, wenn es Aussage gegen Aussage steht? Mit umfassenden Erklärungen und Einblicken in die Wissenschaft rund um Glaubwürdigkeit veranschaulicht der Autor, womit zahlreiche Richter täglich zu kämpfen haben.
Schreibstil / Gestaltung
Das Cover zeigt den Autor in schwarzem Anzug vor einem schwarz-weißen Hintergrund, sinnbildlich für die beiden Seiten von Aussage gegen Aussage. Es ist ein zurückhaltendes, aber dennoch passendes Cover. Es gibt auf den ersten Blick keinen Hinweis, dass es sich um ein Crime-Buch handelt, lediglich der Untertitel „Urteil OHNE Beweise“ könnte darauf hindeuten. Nach einem knappen Vorwort zur Einleitung folgen die 7 Fälle, die kapitelweise aufgearbeitet sind. Innerhalb der Kapitel stellt der Autor den Fall vor, entweder durch das Vorstellen der Aussage oder der Umstände und führt dann später im Verlauf dazu aus, auf welchen Aspekt er zu sprechen kommen möchte. Von Themen rund um Voreingenommenheit, die Schwierigkeit mit kindlichen Zeugen, Suggestivfragen bis hin zur Problematik um die freie Beweiswürdigung durch Richter sind vielseitige Thematiken Gegenstand des Buches. Die Ausführungen werden teils auch wissenschaftlich untermauert und die Ideen hinter den Erwägungen und ihre tatsächliche Bedeutung erklärt. Der Autor verrät jeweils auch den Ausgang des Prozesses. Das Buch schließt mit einem kurzen Nachwort.
Der Schreibstil ist relativ locker, gut verständlich und der Autor spricht den Leser oftmals auch direkt an, etwa durch (rhetorische) Fragen. Jeder Fall ist anders aufgebaut und beleuchtet andere Aspekte rund um die Frage der Wahrheitsfindung. Die Ausführungen sind zwar teils wissenschaftlich, verlassen jedoch nie den Bereich des Verständlichen. Der Autor war sehr bedacht darauf, alles verständlich und nachvollziehbar zu erklären.
Mein Fazit
Alexander Stevens ist mir bereits dank seiner anderen Bücher bekannt, ich habe sowohl Sex vor Gericht als auch 9 ½ perfekte Morde gelesen und durchaus gemocht. Der Autor hat eine recht entspannte, nicht allzu sachliche Art, durch seine Bücher zu führen. Daher war ich durchaus gespannt, wie er sich mit dem schwierigen Thema rund um kritische Situation der widersprechenden Zeugenaussagen beschäftigt.
Nach einem sehr kurzen Vorwort, wo der Autor ein wenig dazu ausführt, was die Idee hinter dem Buch ist, geht es direkt mit dem ersten Fall los. Das Buch umfasst 7 Fälle, allesamt aus dem deutschen Raum, reale Fälle aus dem deutschen Gerichtsalltag. Thematisch sind die Fälle primär im Bereich Sexualstrafrecht und Gewalt- bzw. Tötungsdelikte angesetzt. Nur ein Fall tanzt aus der Reihe, hierbei geht es um ein Strafverfahren gegen einen Anwalt, der in den Augen des Gerichts falschen Vortrag gemacht hat. Die Auswahl der Fälle ist in meinen Augen zwar gelungen, da die Fälle durchaus interessant sind und verschiedene Schwerpunkt abdecken, zugleich hätte ich mir etwas mehr Abwechslung in den Delikten gewünscht. Klar zieht Mord und Sex immer und vor allem im Sexualstrafrecht liegen typischerweise die größten Probleme in der Aussage-gegen-Aussage-Konstellation, aber das Strafrecht hat mehr zu bieten.
Die Fälle sind mit viel Herzblut aufgearbeitet. Es werden zahlreiche Punkte eingeführt und es steht dem Leser zu jeder Zeit frei, sich sein eigenes Urteil zu bilden. Teilweise animiert der Autor bewusst auch dazu, sich ein Urteil zu bilden. Es führt verschiedene Möglichkeiten des Verfahrensausganges an, erklärt die relevante Beweislage in Bezug auf jedes Variante und präsentiert dann das Endergebnis. Es wird so manche Überraschungen geben, manchmal aber auch nicht. Auf dem Weg zur Aufklärung gibt es sehr interessante Einblicke hinter die Kulissen des Strafrechts und des Gerichtsalltags. Es wird ausführlich erklärt, was Suggestivfragen sind, es gibt Einblicke in den „Kriterienkatalog“ für Aussagen und die Erklärung, wieso der so nicht wirklich hilfreich ist, es geht um das Summieren von Aussagen, Zeugen von Hörensagen und die Zweifel am Beweismittel Zeuge. Denn Zeugen sind von Natur aus ein schwieriges, beeinflussbares, unsicheres und unstetes Beweismittel. Der Autor hat hier gute Arbeit geleistet, ist informativ ohne zu erschlagen, erklärt ohne zu belehren. Durch die recht übersichtliche Kapitellänge von zumeist 30-40 Seiten kann man wohldosiert das Buch genießen. Ich habe meist 1-2 Fälle am Abend gelesen.
Das im Buch Gesagte ist natürlich auch geeignet, einiges an Angst zu schüren, der Autor gibt sich aber große Mühe, alles so verständlich und greifbar zu erklären, dass es einen zwar nachdenklich stimmt, aber zumindest nicht beunruhigen sollte. Naturgemäß landen in solchen Büchern ja nur Grenzfälle, die unproblematischen Themen ja nicht. Das sollte sich der Leser auch stets vor Augen halten. Die angeführten Lehren von Glaubwürdigkeit, Lügen, Beeinflussung und Prozesstaktiken sind jedenfalls geeignet, auch im Alltag Anklang zu finden. Man kann das ein oder andere an Information mitnehmen, was einem helfen könnte oder den Blick etwas schärft, ohne im Strafrecht tätig zu sein. Das hat mir sehr gut gefallen und ist neben den durchaus interessanten Fällen ein guter Bonus des Buches. Durch die freie Gestaltung und der Auflösung am Ende hat der Leser zudem die Möglichkeit, etwas „mitzuraten“, wobei der Autor natürlich hier und da direkt und indirekt auf die Lösung hindeutet.
Was mir nicht ganz so zugesagt hat, ist, dass der Autor im Buch teilweise wild verweist. Regelmäßig bezieht er sich auf bereits vorangestellte oder später folgende Kapitel, was ich etwas störend fand, insbesondere wenn die Kapitel noch kommen. Da kam ich mir manchmal so vor, als würde der Autor dem Leser nicht zutrauen, behalten zu haben, was bereits kam. Nach hinten verweisen ist zudem immer schwierig, wenn der Leser an dieser Stelle bereits gerne etwas erfahren möchte, aber warten soll. Ebenfalls hat mich teilweise die Art des Autors gestört, die mir in den anderen Büchern bisher nicht so präsent herüberkam. Es wird fleißig offenkundig oder zwischen den Zeilen gegen alle Justizbeteiligten geschossen – außer gegen die Strafverteidiger. Diese Seitenhiebe hätte es sicher nicht gebraucht, insbesondere da Herr Stevens ja selbst manchmal feststellen darf, dass die festgestellte – und von ihm verteidigte – Wahrheit nicht die tatsächliche Wahrheit sein muss. Jeder in diesem Justizuniversum hat einen harten, schwierigen Job und sicher kann man ankreiden, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, dennoch sollte man auch anerkennen, dass alle Beteiligten nicht frei von Fehlern sind.
Insgesamt ist „Aussage gegen Aussage“ erneut ein starkes Buch des Autors mit interessanten und vielseiteigen Einblicken. Der Leser kann vereinzelt Lehren aus dem Gesagten mitnehmen. Der lockere Schreibstil fängt den Leser schnell ein und die nachvollziehbare Darstellung von Fällen und Lehren sind für alle geeignet, egal ob juristisch visiert, Gelegenheits-Leser oder Real-Crime-Neuling. Das Buch ist kurzweilig und in meinen Augen keine schwere Kost wie manch andere Bücher aus dem Real Crime Bereich. Gutes Buch für Zwischendurch!
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]
„Seine glänzende Dienstmarke blendete mich so sehr, dass ich nicht sehe, wie attraktiv er ist.“
(Vanessa über Cristian in Crushing on the cop)
Worum geht’s?
Schon seit sie das erste Mal in die Polizeiwache ...
„Seine glänzende Dienstmarke blendete mich so sehr, dass ich nicht sehe, wie attraktiv er ist.“
(Vanessa über Cristian in Crushing on the cop)
Worum geht’s?
Schon seit sie das erste Mal in die Polizeiwache kam, hat Cristian ein Auge auf sie geworfen: Vanessa, Tochter des Polizeichefs. Doch sie weist ihn ab, so oft es geht. Nicht einmal das ersteigerte Benefiz-Date möchte sie einlösen. Denn Vanessa hat sich geschworen, nie etwas mit einem Cop anzufangen. Dafür hat das Leben mit ihrem Vater ihr zu viele Lektionen erteilt. Doch da Cristians Bruder Mauro mit Vanessas bester Freundin Maddie zusammen ist, läuft sie unweigerlich auch Cristian andauernd über den Weg. Und Stück für Stück muss sie sich eingestehen, dass sie ihn anziehend findet. Aber trotzdem stößt sie ihn jedes Mal wieder von sich, immerhin arbeitet er für ihren Vater. Und sie hat ein Geheimnis, was er niemals akzeptieren könnte…
Crushing on the Cop ist Band 2 der Saving Chicago Reihe. Für das Buch werden nicht zwingend Vorkenntnisse benötigt, da jeder Teil über ein anderes Paar handelt. Jedoch kommen die Charaktere aus Band 1 und 3 vor. Es empfiehlt sich für das volle Verständnis, Flirting with fire gelesen zu haben.
Schreibstil / Gestaltung
Das Cover ziert ein Mann in zerschlissenem Tshirt und Lederjacke. Anders als bei Flirting with fire gibt es keine Hinweise auf den Beruf des Protagonisten. Die Gestaltung ist sehr zurückhaltend und nichtssagend. Der Schreibstil des Autorenduos ist sehr leichtfüßig und humorvoll. Man fühlt sich schnell mitgerissen und kann viele Seiten lesen, ohne dass es anstrengend oder langweilig wird. Es gibt viel zu lachen, zahlreiche zynische Bemerkungen und auch einige Flüche und hier und da derbe Sprache. Das Buch beinhaltet niveausolle Sexszenen. Sowohl Vanessa als auch Cristian führen als Ich-Erzähler durch die Geschichte. Die Kapitel sind entsprechend übertitelt.
Mein Fazit
Männer in Uniformen – Runde 2. Nachdem ich von Flirting with fire abgesehen von einigen Kritikpunkten echt mitgerissen wurde und mich auf Anhieb in die Bianco-Brüder und ihre Art verliebt habe, war klar, dass ich auch Band 2 lesen muss und möchte. Dieses Mal steht der Polizeibruder im Fokus der Geschichte, wie er versucht, die Tochter des Polizeichefs zu verführen. Ob das Buch mich überzeugen konnte wie Band 1? Absolut, sogar noch mehr!
Das Buch setzt unmittelbar rund um das Ende von Flirting with fire an, bei der Szene mit dem gemeinsamen Lagerfeuer. Hier kann Cristian bereits nicht die Augen von Vanessa lassen. Doch Vanessa lässt ihn immer und immer wieder abblitzen. Nicht einmal das ersteigerte Date will sie einlösen. Cristian ist ein Cop, er ist ihr zu perfekt, zu glatt. Sie ist eine starke, unabhängige Frau und braucht keinen Helden und sie ist sich sicher, dass Cristian aber genau diese Art von Mensch ist. Recht sollte sie hiermit behalten, denn im Laufe der Geschichte erfährt der Leser immer mehr, wieso Vanessa so ist, wie sie sich gibt. Vanessa hat zahlreiche Päckchen zu tragen, die sich teilweise auf ihre Haltung gegenüber Cristian auswirken. Cristian beabsichtigt aber nicht, das Handtuch zu werfen. Zu sehr ist er von Vanessa fasziniert. Und so entwickelt sich ein stetes Auf und Ab, ein „Komm her“ und „Verschwinde“, was für Spannung, Reibung und auch Herzschmerz sorgt. Schafft Cristian es, endlich Vanessas Panzer zu knacken? Oder wird Vanessa ihn endgültig in die Flucht schlagen? Als dann noch eine unerwartete Gefahr aufkommt, überschlagen sich die Ereignisse und die Gefühlskarten müssen auf den Tisch gelegt werden…
Hach, wieso ist das Buch denn wieder so schnell vorbeigegangen? In einer einzigen Sitzung habe ich es verschlungen. Zu unterhaltsam, zu witzig, so mitreißend war das Buch als dass ich es aus den Händen hätte legen können. Nachdem Flirting with fire ja schon echt Spaß gemacht hat, hatte ich das Gefühl, dass hier noch einmal eine Schippe draufgelegt wurde. Das Buch ist so unglaublich witzig. Ich bin normalerweise gar kein Fan von humorvoller Romanceliteratur, aber diese Reihe hat mich wirklich eines Besseren belehrt. Die Bianco-Brüder zanken, zoffen, ärgern, necken sich wieder laufend durch das ganze Buch. Es sind die zynischen Bemerkungen, die sarkastischen Äußerungen, die gnadenlose Selbstreflexion von Cristian, die immer wieder zum Schmunzeln und Lachen führen. Doch auch Luca und Mauro teilen ordentlich auch und müssen auch ordentlich einstecken. Die Geschichte um die drei Brüder, die sich erbittert gegenseitig ärgern, aber auch bedingungslos füreinander da sind, ist so lebhaft gestaltet. Man kann es sich wirklich vorstellen, wie sie miteinander diskutieren und sich eins reinwürgen. Doch auch die Mädels-Clique ist wieder sehr unterhaltsam, auch wenn ich dieses Mal das Gefühl hatte, dass sie nicht mehr ganz so präsent war. Zwar kommen Mauro und Maddie immer wieder vor (so erfährt der Leser auch mehr über den Fortgang ihrer Beziehung) und auch Lauren und Luca zanken sich leichtfüßig durch das ganze Buch (was sich liebt, das neckt sich – aber so richtig!), aber die klassischen Mädels-Gespräche aus Band 1 fehlten etwas.
Vanessa und Cristian sind sehr interessante Love Interests. Cristian ist der Typ Mann, der für sein Mädchen alles tun würde. Er ist stets darauf bedacht, dass es Vanessa gut geht, sie in Sicherheit ist und er ist sehr erfahren in Analyse von Körpersprache, wodurch er Vanessa zunehmend durchschaut. Cristian ist ein ziemlich perfekter Protagonist, der wenig Macken hat. Ich empfand ihn als sehr sympathisch und erwachsen, insbesondere auch im Vergleich zu seinen Brüdern. Ich hätte mir allerdings gewünscht, mehr über ihn zu erfahren, als zu wissen, dass er sehr bedacht auf Fitness und einen gesunden Lebensstil ist, sehr penibel aufräumt und für sein Mädchen durchs Feuer springen würde. Zwar erfährt man auch, wieso er Polizist geworden ist (und das macht die Art, wie er ist, noch so viel mehr nachvollziehbar), aber ich hätte ihn einfach gern noch mehr kennengelernt. Denn der Fokus liegt doch ziemlich auch Vanessa. Vanessa ist ein etwas schwieriger Charakter, man muss mit ihr erst etwas warm werden. Sie stößt Cristian immer wieder von sich, ist sehr auf ihre Eigenständigkeit bedacht, manifestiert immer wieder, dass sie eine starke, unabhängige Frau ist und niemanden braucht. Doch unter der Oberfläche sieht es anders aus. Denn es gibt viele Aspekte, die sie zu dem haben werden lassen, was sie gerade ist. So spielt Verlust, eine schwierige Vater-Tochter-Beziehung und ihr kleines berufliches Geheimnis eine große Rolle. Die Entwicklungen in diesem Themen empfand ich als stimmig und passend, vor allem, da sie nicht gradlinig verlaufen.
Die Thematik um Cristian als Polizist spielt in dem Buch eine untergeordnete Rolle. Zwar wird hin und wieder erwähnt, dass Vanessas Vater sein Chef ist, sie macht manchmal Anspielungen auf seine Rolle als Polizist und ganz selten erzählt er von einer Schicht, aber anders als bei Flirting with fire nimmt Cristians Job keine wichtige Rolle in dem Buch ein. Lediglich für eine der finalen Storylines, bei der es um Vanessas Geheimnis geht, spielen die Möglichkeiten, die Cristian berufsbedingt hat, eine Rolle. In erster Linie ist in diesem Buch für Vanessas Abneigung aufgrund ihrer familiären Vorbelastung Cristians Job wichtig.
Sehr gut hat mir gefallen, dass auch die Charakteren aus Band 1 und 3 einiges an Raum hatten. Zwar ist dies für Leser, die das Buch als Standalone lesen wollen, nicht so toll, für einen Reihenleser jedoch kann man so miterleben, wie sich Mauro und Maddie weiterentwickeln und man erhält schonmal Einblicke in Band 3. Außerdem wird auch die in Band 1 bereits eingeführte Geschichte um Mutter Bianco weiter ausgebaut. Diese hatte bereits in Band 1 gesundheitliche Probleme, die auch hier in Band 2 weiter eine Rolle spielen und vermutlich auch in Band 3 fortgeführt werden. Dies sorgt für den ein oder anderen Sinneswandel bei allen Beteiligten.
Natürlich geht es auch in diesem Buch zeitweise heiß her. Während ich aber in Band 1 ein wenig das Gefühl hatte, dass Maddie und Mauro auf sexueller Ebene eine Anziehung haben, aus der sich mehr entwickelt, war dies bei Vanessa und Cristian anders. Zwar spielt natürlich auch hier Intimität eine große Rolle, aber man merkt, dass vor allem für Vanessa Sex nur ein Versuch ist, ihre Probleme zu verstecken. Cristian merkt dies recht schnell und greift so rigoros durch. Hierdurch passiert deutlich mehr auf einer emotionalen Ebene und vor allem auch außerhalb des Bettes. Ich hatte nie das Gefühl, dass es an Tiefgang fehlt, wenn es um die Beziehung geht. Klar, die beiden sind auch sehr aktiv im Bett (und gern auch außerhalb), dabei geht aber nie die Beziehungsentwicklung verloren. Gegen Ende hin ging dem Buch zwar etwas die Puste aus und es ging vielleicht auch etwas zu rasant, wie sich am Ende alle losen Fäden verbinden, aber zumindest war es durchaus stimmig und nachvollziehbar.
Insgesamt ist Crushing on the cop wirklich ein kleines Highlight. Es ist ein fantastisches, locker-leichtes Buch für Zwischendurch, bei dem man andauernd lachen muss, sich über die Kabbeleien der Brüder freut und zugleich mit der On-Off-Ja-Nein-Beziehung von Vanessa und Cristian mitfiebert. Ich habe mich wahnsinnig gut unterhalten gefühlt und anders als bei Flirting with fire hatte ich nicht das Gefühl, dass das Buch sich auf die Anziehung der beiden reduziert. Ein großartiger Band 2 um diese einzigartigen Brüder und die hochgradig unterhaltsame Mädels-Clique, die den Jungs das Leben schwer macht. Und nach diesem Ende bin ich wirklich gespannt auf die Story um Sanitäter Luca und Lauren!
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]
„Früher wollte man, dass niemand sein Tagebuch findet und heute postet man jedes Detail seines Lebens und ist sauer, wenn es keiner liest.“
(Paul in Insta Love)
Worum geht’s?
Model Jules hat gerade ...
„Früher wollte man, dass niemand sein Tagebuch findet und heute postet man jedes Detail seines Lebens und ist sauer, wenn es keiner liest.“
(Paul in Insta Love)
Worum geht’s?
Model Jules hat gerade eine schreckliche Trennung hinter sich. Nach zwei Jahren an der Seite des bekannten Instagram-Stars Dan und mit einer Beziehung in aller Öffentlichkeit muss sie erfahren, dass er fremdgegangen ist. Sie flüchtet von LA nach Miami, um ohne ihn neu anzufangen. Als sie dann den zurückhaltenden Paul kennen- und lieben lernt, muss sie feststellen, dass die Follower so schnell nicht vergessen und man nicht einfach aus dem Rampenlicht abtritt. Wird ihre Liebe zu Paul eine Chance haben oder holt sie ihre digitale Vergangenheit ein und reißt sie endgültig in den Abgrund?
Insta Love ist ein Einzelband und in sich geschlossen.
Schreibstil / Gestaltung
Das farbenfrohe Cover in verschiedenen Pastellfarben mit Palmenblättern wirkt modern und passt zum Buch, welches in Miami spielt. Das Cover wirkt etwas verträumt und verspielt. Es ist auffällig, aber auf dem ersten Blick nicht als Liebesroman einzuordnen. Das Buch wird durch Paul und Jules wechselnd in der Ich-Perspektive erzählt, wobei Jules‘ Erzähleranteil deutlich überwiegt. Wer erzählt, ist entsprechend übertitelt. Bei Kapitelwechseln jedoch wird es nur übertitelt, wenn zugleich der Erzähler wechselt. Das Buch wird chronologisch erzählt, Jules erinnert sich jedoch hin und wieder an Zeiten mit Dan. Diese Abschnitte werden durch Kursivschrift kenntlich gemacht. Der Schreibstil ist sehr flüssig und gut lesbar. Sprachlich bewegt sich das Buch im Bereich der (junge) Erwachsenen-Literatur. Das Buch beinhaltet nur angedeutete Erotikszenen.
Mein Fazit
Instagram ist in der Gegenwart ein wichtiges Thema und fängt auch, mittlerweile auch das Privatleben und Liebesbeziehungen zu beeinflussen. Umso überraschter war ich, dass Social Media in der Buchwelt noch nicht so eingeflochten ist. Daher kam mir Insta Love natürlich gerade recht, da es sich auf thematisches Neuland begibt. Vielleicht hatte ich zu hohe Erwartungen, vielleicht habe ich mir zu viel gewünscht. Aber mein erstes Werk von Tine Nell, dem ich wirklich entgegen gefiebert habe, konnte mich nicht wirklich abholen.
Das Buch beginnt mit einem wirklich toll geschriebenen Prolog, bei dem es darum geht, was Jules in die Beziehung zu Dan investiert hat, um für ihn perfekt zu sein. Nach zwei Jahren an der Seite von Dan ist die Beziehung durch seinen Betrug in die Brüche gegangen. Kurzerhand ist Jules zu ihrer Freundin Debbi nach Miami geflohen, um ihr Leben neu zu ordnen. Als mittlerweile erfolgreiches Bikinimodel möchte sie sich unabhängig von Dan ein Leben aufbauen. Doch immer wieder wird sie daran erinnert, dass die digitalen Spuren und das mediale Interesse an Jules mit der Trennung nicht aufhört. Etwas planlos und ziellos geht Jules ihr Leben an, immer wieder merkt sie hierbei, dass das Modelleben ihr nicht so zusagt und die sozialen Medien mehr Leid als Freude sind. Eines Abends trifft sie in einem Club auf Paul, einem charmanten, aber sehr zurückhaltenden jungen Mann. Paul ist so anders als ihr Ex Dan, so herrlich normal. Und ganz langsam schleicht er sich seinen Weg in Jules‘ Herz. Aber der Weg ist steinig und schwer, wenn die Medien, die Follower und die Welt stets ein Auge auf dich und dein Tun haben. Wenn dann noch Fake News und die Schatten der Vergangenheit wieder auftauchen, ist das Chaos perfekt und die Nerven und Gefühle werden auf eine harte Probe gestellt…
Insta Love bringt mit der Thematik rund um eine gescheiterte Beziehung eines Influencer-Pärchens bereits eine vielversprechende Grundlage mit. Es ist der Autorin auch durchaus gelungen, das Thema vielseitig einzubauen. Insbesondere Jules, aber auch Paul äußern sich immer mal wieder kritisch über die sozialen Medien, den aufgebauten Hype und die Schattenseite hiervon. Leider finde ich, dass nach einem wirklich starken Start mit Einblicken in die Beziehung von Jules und Dan das Thema mehr und mehr im Sande verläuft. Anfangs verrät Jules quasi „behind the scenes“, wie gestellt die Fotos sind, wie oft es Probleme gab, wie oft sie Fotos wiederholt haben und gibt mehr Einblicke in eine Beziehung, bei der zumindest ein Part mehr an Herzen für Fotos als am Herzen des Gegenübers interessiert ist. Es sind Passagen, die zum Nachdenken angeregt haben und einen auch einiges etwas überdenken lassen. Aber schon bald switcht der Fokus von den Scherben der Liebe zur Jules‘ Entwicklung und ihrem Streben, unabhängig von Dan und der Followerschaft zu leben. Hierbei verfällt sich hin und wieder in alte Muster. So kritisiert sie das ständige Zurschaustellen des Lebens, postet sich aber selbst nach ihrem Workout. Spätestens ab etwa der Hälfte des Buches ist das Thema aber fast komplett vom Tisch. Es gibt zwar noch einen eindrucksvollen Post von Jules zum Thema Echtheit, aber das war’s auch schon. Zwar gibt es hier und da noch Berührungspunkte und es taucht später auch noch ein unvorteilhaftes Foto von Jules auf, was für Drama sorgt, aber dies alles wirkt losgelöst von Social Media eher im Bereich von medialem Interesse und Person des öffentlichen Lebens. Es geht vielmehr um Generalkritik einer Person im Rampenlicht als um das Thema Instagram und Influencer ansich. Das fand ich sehr schade und hat mich doch schon stark enttäuscht zurückgelassen. Das Thema hatte so viel Potenzial und wird dann doch so sporadisch verwendet.
Denn der klare Fokus des Buches liegt auf Jules und ihrem Streben nach Weiterentwicklung. Das hat gar nicht so viel damit zu tun, dass sie auf einmal mit dem ganzen Social Media Leben unzufrieden ist, sondern mit ihrem Leben generell. Dabei habe ich das Gefühl, nie erfahren zu haben, wieso sie eigentlich gemodelt hat. Auf jeden Fall war ihre Beziehung zu Dan ein großer Karriereboost. Das führte für mich etwas dazu, dass sie nicht ganz glaubwürdig war. Sie will mit Dan abschließen, nutzt aber zugleich die aus der Beziehung gewonnenen Benefits vorerst noch weiter. Jedenfalls ist Jules unglücklich mit ihrem Leben, mit dem medialen Präsentierteller und Stück für Stück auch mit ihrer Rolle als Instagram-Persönlichkeit. Langsam fängt sie an, sich ein neues Leben aufzubauen. Der Weg und die Idee hierhinter war sehr gut, zugleich aber auch sehr sprunghaft, etwas naiv und auf jeden Fall recht planlos. Immer wieder betont sie, dass sie aus dem Modeln noch Rücklagen hat, dass sie mit dem Modeln aufhören will, als es dann aber zum großen Karriereknall kommt, scheint sie anfangs nicht begeistert darüber. Diese Wechselhaftigkeit in ihrem Verhalten hat es mir oftmals schwer gemacht, mit ihr zu leiden oder mich mit ihr zu freuen. Ich war einfach nur dabei und habe sie beobachtet, so kam es mir vor.
Der andere Fokus liegt natürlich auf der Liebesgeschichte. Paul als neues Love Interest tritt schon recht früh im Buch auf. Er ist von Anfang an sympathisch und man merkt, dass zwischen den beiden eine gewisse Anziehung herrscht. Dann aber springt die Geschichte rasant vorwärts ohne Rücksicht auf Emotionen. Beziehungsentwicklung ist für mich in Büchern eine sehr wichtige Sache, da ich es nicht mag, wenn die Charaktere nur auf sexueller Ebene Anziehung haben oder von 0 auf 100 verliebt sind. So in etwa hält es sich hier aber. Sprunghaft wird der Leser durch die Beziehung geführt, die von „ich will nichts von ihm“ über „Freundschaft plus oder so“ zu „Liebe meines Lebens“ verläuft, leider jedoch ohne Erklärung dafür, wieso. Denn beide entscheiden sich offenbar primär impulsiv dafür, was sie füreinander sein wollen. In kürzester Zeit entsteht so eine Liebschaft, die hier und da von den klassischen Dramen nicht verschont bleibt. Ich konnte mich hierauf aber nicht wirklich einlassen, weil die Beziehung für mich nicht greifbar, nicht nachvollziehbar war. An welcher Stelle hat sie den Schritt von Flirt zu ernsthafter Liebe gemacht?
Natürlich – wie für das Genre fast schon üblich – muss die Liebschaft aber noch gestört werden, was zum finalen Drama, jeder Menge Enthüllungen und einem Blitzende führt, was mich total überrumpelt hat. Es war richtig systematisches Abarbeiten der Themen, die noch offen waren. Viele Überraschungen gab es für mich nicht, da ich vieles schon vorhergesehen, vermutet oder befürchtet habe. Die Greifbarkeit und Nachvollziehbarkeit leidet hier an allen Ecken und Enden, insbesondere durch das fast schon kindische Verhalten von Paul, das anstrengende übertriebene Getue von Jules und einer klassischen „Passt schon irgendwie“-Haltung der Autorin. Zu viele Fragezeichen, zu viele Probleme bleiben am Ende entweder ungelöst oder werden regelrecht weggebügelt. Der grandiose Epilog ist dabei so überzogen, dass ich aufstöhnen musste. Zu viel auf einmal und verdammt dick aufgetragen. Aber viele Leser möchten ja gerade diese Art, um den Alltag zu entfliehen. Daher muss man für sich selbst herausfinden, ob es einen zufriedenstellt.
Zu den Charakteren kann ich nicht so viel sagen. Jules ist einerseits recht sympathisch und ein offener, ehrlicher Mensch, der auch in der Lage ist, zu reflektieren. Zugleich habe ich das Gefühl gehabt, keinen richtigen Zugang zu ihr gefunden zu haben, da es so wirkte, als würde sie eine Rolle spielen, die sie nicht ist. Ihre fast schon 180-Grad-Wende Richtung Ende hin war für mich nicht greifbar. Paul fand ich eher blass und fast schon eindimensional. Man erfährt viel zu wenig über ihn und das wenige scheint keine richtige Rolle zu spielen, etwa seine familiäre Drucksituation. Zwar ist ein Hobby Gärtnerei durchaus ungewöhnlich und brachte mal etwas Abwechslung, es unterstreicht aber ein wenig auch, dass er ein eher langweiliger Charakter ist. Gegen Ende hin überraschte er mich mit seinem Dramaqueen-Gehabe doch sehr, das war für mich nicht so stimmig, da es zu dem erwachsenen Paul, der mir bisher unterkam, wenig passt. Vielleicht wurde hier aber auch versäumt, früher seine Zweifel einzuflechten, damit seine Gedanken präsenter sind.
Das Buch beinhaltet für ein Buch des Genres ungewöhnlich wenig intime Szenen. Mich hat das nicht gestört, weil es für mich kein notwendiges Übel einer Geschichte ist, wer hierauf jedoch wert legt, sollte Abstand von dem Buch halten. Die Beziehung der beiden Protagonisten verläuft sehr zurückhaltend und ist sowohl sprachlich als auch inhaltlich nicht explizit.
So sehr ich mich gewünscht hätte, dass mich dieses Buch mit einer tollen Liebesgeschichte vom Hocker reißen würde und auch in die noch frische, aber zugleich intensive Welt von Influencern und der Sucht nach Likes abtaucht, muss ich einfach feststellen, dass dem nicht so war. Das Buch vereint zahlreiche gute Ansätze, es mangelt aber an einer stringenten Umsetzung. Die interessanten Themen werden zu schnell aus dem Fokus verloren und die Liebesgeschichte war für mich von sprunghaften Entwicklungen und fehlender Nachvollziehbarkeit geprägt. Die Geschichte verläuft recht vorhersehbar, selbst die größeren Twists überraschen nicht sonderlich, da der ein oder andere Leser es vielleicht schon erahnen kann. Das Ende ist einfach zu dick aufgetragen, zu abrupt und kratzt zu sehr an der Oberfläche. Daher leider nur ein nettes Buch für Zwischendurch, was so viel mehr hätten sein können.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]