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Veröffentlicht am 21.08.2019

gutes Buch, was mich aber nicht vollendens begeistern konnte

Das Versprechen deiner Lippen
1

„Du hast mir nur gesagt, dass die Sonne ein Stern ist. Und doch sind das die schönsten Worte, die ich je von einem Menschen gehört habe. Weil ich es bin, die deine Schale geknackt hat.“ (Emma über Neo ...

„Du hast mir nur gesagt, dass die Sonne ein Stern ist. Und doch sind das die schönsten Worte, die ich je von einem Menschen gehört habe. Weil ich es bin, die deine Schale geknackt hat.“ (Emma über Neo in Das Versprechen deiner Lippen)

Worum geht’s?

Als Neo als ihr neuer Stiefbruder in Emmas Leben tritt, ist sie anfangs glücklich – und dann schwer enttäuscht. Denn Neo redet nicht. Emma gibt nicht auf und während sie versucht, den schweigsamen Jungen zum Reden zu bringen, verliert sie Stück für Stück ihr Herz. Doch dann werden sie entzweigerissen – 735 Tage müssen die jungen Liebenden warten, bis sie wieder zusammen sein können. Was Emma nicht weiß: Es wird kein Wiedersehen geben, zumindest nicht nach 735 Tagen. Denn erst Jahre später kreuzen sich ihre Wege erneut und Emmas Herz beginnt erneut zu brechen…

Das Versprechen deiner Lippen ist in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das schlichte Cover in Rosatönen finde ich sehr zurückhaltend und fast schon etwas langweilig gestaltet. Es gibt keinen Hinweis auf den Inhalt und hat auch keinen Bezug zum Titel. Die Geschichte wird sowohl von Neo als auch von Emma erzählt, hierbei gibt es Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Emmas Erzählanteil überwiegt den von Neo deutlich. Die Kapitel sind entsprechend überschrieben, in welcher Zeit sie spielen. Der Schreibstil ist locker und gut lesbar, sprachlich ist das Buch für (junge) Erwachsene angemessen. Die Autorin verzichtet auf explizite Sexszenen.

Mein Fazit

Nachdem ich von „Perfectly broken“ der Autorin hellauf begeistert war, wollte ich unbedingt ihre älteren Werke lesen. So kam ich auf „Das Versprechen deiner Lippen“ und da mich der Klappentext ansprach, landete es auf meiner Leseliste. Das Buch habe ich an zwei Abenden durchgelesen. Die Autorin zeigt sich gewohnt gefühlvoll, überzeugt mit einer emotionalen Geschichte, aber trifft einige Entscheidungen, die für mich das Buch nicht ganz greifbar gemacht habe.

Der Einstieg in das Buch gelang mir sehr gut. Wir lernen Emma kennen, die ihren neuen Stiefbruder Neo begrüßen möchte. Doch Neo hat da offenbar nicht so Lust drauf, denn er bleibt lange stumm und in sich zurückgezogen. Emma will aber nicht aufgeben und so entwickelt sich in der Vergangenheits-Story eine niedliche Geschichte um Emma, die immer wieder versucht, Neo zum Reden zu bewegen, und Neo, der irgendwann vielleicht sein Schweigen bricht und ganz nebenbei auch Emmas Herz gewinnt. Doch dann kommt es zu dem großen Knall und dem Versprechen von Neo, dass sie sich in 735 Tagen wiedersehen. Gegenwarts-Emma verrät uns bereits, dass es nicht zum Wiedersehen kam. Denn einige Zeit später lebt Emma in London, arbeitet in einem Buchladen und schreibt nebenbei einen Blog – und hierbei erzählt sie ihre Geschichte mit Neo. Ausgerechnet dieser Neo tritt kurz darauf wieder in ihr Leben und sie muss feststellen, dass er ganz anders ist als vor einigen Jahren. Neo und Emma versuchen sich an einer Freundschaft und dabei muss Emma erfahren, wie Neos neues Leben aussieht.

Anfangs war ich mir etwas unsicher über die Erzählform. Wir erfahren immer abwechseln von einem Blogbeitrag von Emma die Vergangenheitsgeschichte und dann von Gegenwarts-Emma, wie es ihr Jahre später geht. Also Neo wieder auftaucht, fängt auch er an, zu erzählen, unter anderem durch Kommentare auf Emmas Blog. Die Vergangenheitsgeschichte konnte mich nicht so ganz überzeugen, weil der Zeitraum der Beziehung doch sehr überschaubar ist und zB die Erklärung für Neos Schweigen doch sehr überflüssig war, da hätte man deutlich mehr machen können. Als es zum großen Knall kommt, war ich traurig für Emma, aber nicht den Tränen nah, wie es mir teilweise bei „Perfectly Broken“ ging. Die Gegenwartsgeschichte machte es mir zwischendurch auch schwer, allerdings eher auf einer moralischen Ebene. Denn je mehr wir über Neos gegenwärtige Leben erfahren, desto weniger mag man an ein Happy End für Emma und Neo glauben – und fragt sich, ob man es sich überhaupt wünsche dürfte. Hier warten einige emotionale Themen auf den Leser und auch die ein oder andere Gefühlsachterbahn. Besonders gut gelungen ist der Autorin das Ende – oder auch das Doppelende. Man kann theoretisch selbst entscheiden, wie man möchte, dass die Geschichte endet. Mir hat das richtige, wirkliche Ende sehr gefallen, weil es für das gesamte Buch stimmiger war als das erste Ende. Jeder Leser wird hier aber sicher seine eigene Präferenz haben.

Emma und Neo sind beide durchaus sympathische Charaktere, bleiben allerdings meistens doch eher eindimensional und sind nicht unbedingt tief ausgearbeitet. Das fand ich nicht so schlimm, da die Geschichte sehr viel andere Thematiken hergibt und man somit immer etwas hat, womit man arbeiten kann. Dies betrifft vor allem zahlreiche Enthüllungen bezüglich Neo und seinem neuen Leben. Während ich anfangs dachte, Emma und ihr Schmerz steht im Fokus der Geschichte, hatte ich später doch das Gefühl, dass – zumindest die zweite Hälfte – nur über Neo handelt. Die Beziehung zwischen Vergangenheits-Emma und Vergangenheits-Neo geht für meinen Geschmack vielleicht doch etwas zu sehr von Null auf Hundert und einige interessante Themen, etwa Neos Schweißband, werden doch eher unbefriedigend bis gar nicht mehr thematisiert.

Alles in allem ist „Das Versprechen deiner Lippen“ ein gelungenes Buch, was einen emotional abholt und das Potenzial zu der ein oder anderen Träne mitbringt, mich leider aber nicht vollendens abholen konnte, weil einige Thematiken zu wenig besprochen wurden und einige Entscheidungen der Autorin mich in einen inneren Zwist geworfen haben, sodass ich nicht so ganz mitfiebern konnte. Zumindest im Punkto Vorhersehbarkeit ist das Buch aber überragend, die meisten Twists der Geschichte hatte ich so nicht erwartet. Es ist auf jeden Fall ein Buch, was man gut lesen kann und welches einem in Erinnerung bleiben wird.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Vertrieb überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 15.08.2019

zu oberflächlich, zu wenig Handlung

Flying High
8

„Vielleicht gibt es weder eine alte noch eine neue Hailee, und ich… ich bin einfach nur verloren.“ (Hailee in Flying High)

Worum geht’s?

Nach dem schockierendem Ende von Falling Fast rast Chase los, ...

„Vielleicht gibt es weder eine alte noch eine neue Hailee, und ich… ich bin einfach nur verloren.“ (Hailee in Flying High)

Worum geht’s?

Nach dem schockierendem Ende von Falling Fast rast Chase los, um Hailee zu retten. Wird er es schaffen? Wird es noch eine Chance für ihre Liebe geben? Und falls ja, wie wird das Leben danach aussehen?

Flying High ist der zweite Teil einer Dilogie und setzt Band 1 fort. Vorkenntnisse aus Band 1 sind notwendig. Die Dilogie schließt mit Flying High.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist erneut ein wahrer Hingucker in strahlenden Blau mit goldenen Highlights. Das Cover lässt jedoch wieder keinerlei Rückschluss auf den Inhalt des Buches zu, passt aber zu Band 1.

Das Buch startet wie bereits Band 1 mit einer TRiggerwarnung, die identisch zu Band 1 ist. Das Buch setzt unmittelbar nach Band 1 an und wird fortan linear erzählt. Es gibt keine Rückblenden. Hailee und Chase führen den Leser wieder in der Ich-Perspektive durch das Buch, wobei die Kapitel jeweils entsprechend übertitelt sind, teilweise jedoch auch mitten im Kapitel der Erzähler wechselt. Der Erzählanteil von Hailee überwiegt dieses Mal deutlich. Anders als in Band 1 merkt man hier einen deutlichen Unterschied in der charakterlichen Darstellung. Der Schreibstil ist wie bei Band 1 locker und gut lesbar. Das Spruch ist sprachlich angemessen für das Genre und die Protagonisten.

Mein Fazit

Vorweg möchte ich darauf hinweisen, dass ein Teil der Rezension sich im Spoilerbereich abspielen wird, was nachvollziehbar ist, da ich für Kritik an dem Buch natürlich auch Inhalte eingehen muss. Bis zum ausdrücklichen Spoilerhinweis werde ich nur allgemein über das Buch sprechen.

Nachdem mich Falling Fast ja eher ratlos als rastlos zurückgelassen hat, war ich lange unsicher, ob ich Flying High lesen möchte. Am Ende siegte die Neugier, ob die Autoren den Scherbenhaufen aus Band 1 zusammenkehren und – in realistischer und nachvollziehbarer Weise - kitten kann. Ich muss allerdings festhalten: Ich hätte es mir schenken können.


Der Einstieg in das Buch gelang mir zwar erneut ganz gut, insbesondere da zeitnah nach dem Ende von Band 1 eingesetzt wird, die Ernüchterung kam jedoch sehr schnell. Bereits nach wenigen Seiten war der Kern der Handlung abgeschlossen. Was danach bleibt, ist ein regelrechtes Wirrwarr aus Handlungslosigkeit. Hier und da werden Themen angerissen, bunt zusammengewürfelt und dann doch in einem schwarzen Loch versenkt. Nach den ersten 100 Seiten war ich verwundert, dass ich bereits ein Viertel des Buchs hinter mir hatte und eigentlich wenig bis nichts passiert ist. Ich hatte nicht erwartet, dass Flying High ein ultimativ-spannendes Buch ist, aber zumindest viel Tiefe und viele Emotionen hatte ich erhofft. Bekommen habe ich davon sehr wenig. Als nach der Hälfte des Buches eine Entscheidung auch noch die Lovestory topediert, war bei mir fast schon der Ofen aus. Nachdem ich ja bereits in Band 1 die Beziehung von Hailee und Chase nicht wirklich nachvollziehen konnte, war dies auch in Band 2 nicht besser, ganz im Gegenteil. Hinzu kommen nach etwa Dreiviertel des Buches Entscheidungen von Chase, die regelrecht aus dem Nichts kommen und dann auch ins Nichts – abgesehen von ein wenig Drama – laufen. Es werden einfach immer wieder kleinere Storylines aufgegriffen – Katies Tod, Chase Bruder Josh und sein Drogenproblem, die Boxkämpfe – und nach wenigen Sätzen sind die wieder abgeschlossen. Insbesondere Josh und Chase hätten noch viel Potenzial gehabt, allerdings entpuppt sich dieser Plot eher als Blindgänger, sodass man sich fragt, wieso es ihn überhaupt gab.

Über weite Strecken passiert also wie in Band 1 nichts, die Geschichte plätschert seicht vor sich hin. Sie erfüllt nebenbei wieder zahlreiche Klischees, aber bringt dieses Mal nicht einmal dieses Wohlfühl-Gefühl mit sich wie Band 1 es tat, dieses „süße Kleinstadt“-Feeling. Es fehlte wieder an so vielen Stellen im Buch die Tiefe, dass ich nicht mitleiden konnte und keine emotionale Bindung zum Gelesenen gefühlt habe. Das empfand ich in diesem Buch fast noch tragischer aufgrund der Thematik. Am Ende war ich erstaunt und auch ein wenig enttäuscht, wie wenig Handlung auf 400 Seiten zu finden ist, wie viel Potenzial verschenkt wurde und wie oberflächlich mit einem so wichtigem Thema umgegangen wurde. Den einzigen Pluspunkt gibt es dafür, dass zumindest die Marketing-Botschaft „sei mutig“ hier noch einmal kritisch aufgegriffen wurde. Sogar Chase wirkt nicht wie Chase, er spielt eine fast schon untergeordnete Nebenrolle und als er dann endlich mal im Fokus steht, entwickelt er sich so schnell, dass einem fast schwindelig wird. Zu Hailee konnte ich in Band 1 kaum eine Verbindung aufbauen. Das Problem ist jetzt aber, dass in Flying High Hailee natürlich ihr wahres Inneres zeigt. Dies ist eine ziemliche 180-Grad-Wendung und wird einige Leser sicher überfordern.

Insgesamt muss ich leider festhalten, dass Flying High für mich die Dilogie nicht retten konnte. Ich hatte gehofft, dass diese kritischen Themen hinreichend beleuchtet werden und auch der Verarbeitungsprozess aufgezeigt wird. Tatsächlich bleibt Flying High aber oberflächlich und fast schon klischeehaft, die wirklich interessanten Punkte werden nicht thematisiert und auch die Lovestory verläuft sich regelrecht im Sande, nur um dann krampfhaft abgeschlossen zu werden. Flying High hat zu viele Seiten für viel zu wenig Handlung. Es hätte der Dilogie besser getan, wenn man Falling Fast etwas gestaucht hätte – denn hier gab’s extreme Längen – und dann die Thematiken aus Band 2 mit in Band 1 genommen hätte. Es braucht einfach keinen zweiten Teil, weil in diesem nichts Weltbewegendes passiert.

+++ es folgen im Weiteren Spoiler!!! +++

Es kommt wenig überraschend, dass Hailee sich nicht umbringt. Das ist verständlich, nachvollziehbar und für mich auch die einzig richtige Handlung, dass Hailee selbst entscheidet, nicht sterben zu wollen. Zu keiner Zeit habe ich daran gezweifelt, dass diese Variante ausgespielt wird. Hätte sie es getan und Chase sie gerettet, hätte man sie eindeutig einweisen müssen und naja, wie hätte das Buch sonst laufen sollen? Daher lag für mich die Kernfrage darauf, wie mit diesem ernstzunehmenden Selbstmordversuch, den generellen Gedanken zum Thema Tod und der Thematik rund um Hailees Depressionen umgegangen wird. Ich war beruhigt, dass zumindest angesprochen wurde, dass Hailee sich in Therapie begibt. Das war’s aber eigentlich auch schon. Es wird 2-3x im Buch angesprochen, dass sie in Therapie ist, Einblicke erhalten wir aber nicht. Wir dürfen nicht bei Therapiestunden dabei sein, sondern dürfen nur in Hailees endloses Gedanken-Karussell schauen. Hier tut sich aber das nächste Problem auf: Immer und immer wieder sehe ich ernstzunehmende Gedankengänge, die gefährlich werden können. Statt in eine längere Unterbringung zur Therapie zu gehen, besucht Hailee alle paar Tage ihre Therapeutin und verbringt den Rest der Zeit in dem Haus, in dem sie alles an ihre Schwester erinnert.

Ja, Hailee kehrt Fairwood den Rücken, lässt Chase zurück und geht mit ihren Eltern zurück nach Hause, mit denen sie sich regelmäßig streitet. Damit landen wir schon beim nächsten Problem: Wie möchte man eine glaubwürdige Liebesgeschichte bauen, wenn Chase nicht an ihrer Seite sein kann, während sie leidet? Für mich gar nicht. Beide leben die Hälfte des Buches nebeneinander her, telefonieren sporadisch, Chase kommt sie einmal besuchen – was natürlich direkt im Sex endet -, Chase ist wieder am College und irgendwie verrennt sich die Geschichte. Am Ende wird dann einfach bei Hailee die Erkenntnis hervorgerufen, dass sie zurück nach Fairwood will, zu ihren Freunden, zu Chase (auch wenn sie ihn nur alle paar Wochen dann sieht – sie weiß zu dem Zeitpunkt nicht, dass er sein Studium abbrechen will). Gesagt, getan, ist Hailee also wieder in Fairwood, alle sind glücklich, Hailee schreibt dem Verlag wegen des Angebots, möchte direkt noch Jespers Manuskript (oh, da war ja noch was!) mit anbieten, bekommt ihren Kellnerjob wieder und geht regelmäßig zur Therapeutin. Das war’s. Aber wieso braucht man dafür 400 Seiten? Wieso musste Hailee die Hälfte des Buches nach Hause zu ihren Eltern, wo man jederzeit merkt, dass es ihr nicht guttut und ihre Eltern sie nicht verstehen? Das Buch wirft so viele Fragen auf und gibt so wenige Antworten. Dies betrifft auch Chase, seine Entscheidung des Studiumsabbruchs (Blitzgedanke), die ganze Geschichte mit seinem aus dem Nichts zurückkehrenden Bruder (diese Handlung wird kurz thematisiert, Josh ist wieder da, aber es passiert nichts in der Entwicklung).

Und das traurigste? Man verlässt Hailee und Chase mit dem Gefühl, dass eigentlich nichts er- und geklärt ist.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 11.08.2019

Es hat wehgetan und ich hab's geliebt

Songs of our past
1

„Was stört uns daran, die Angst in unserem Innern zu überwinden, für das einzustehen, was wir wirklich wollen?“ (Carrie in ihrem Tagebuch in Songs of our past)

Worum geht’s?

Als erfolgreiche Künstlerin ...

„Was stört uns daran, die Angst in unserem Innern zu überwinden, für das einzustehen, was wir wirklich wollen?“ (Carrie in ihrem Tagebuch in Songs of our past)

Worum geht’s?

Als erfolgreiche Künstlerin fliegt Carrie aufgrund einer Ausstellung nach Seattle. Ausgerechnet die Stadt, in der sie sich vor drei Jahren Hals über Kopf in Evan verliebt hat, den Sänger der Rockband Broken Sons. Ausgerechnet die Stadt, die sie vor drei Jahren ohne jegliche Worte mitten in der Nacht verlassen musste und Evan ohne jegliche Erklärung zulassen musste. Als sie am ersten Abend der Stadt auf einen Drink in eine Bar geht, stolpert sie hierbei ausgerechnet in ein Konzert der Broken Sons. Ungewollt begibt sich Carrie auf eine Reise in die Vergangenheit, denn Evan singt über sie – und ihre Liebe, die nicht mehr ist. Oder etwa doch?

Songs of our Past ist der erste Teil der „12 Songs for Carrie“-Dilogie und nicht in sich abgeschlossen. Die Geschichte wird mit „Melody of our future“ fortgeführt.

Schreibstil / Gestaltung

Das in dunkleren Farben gehaltene Cover mit einer Hand an einer Gitarre passt thematisch sehr gut zu dem Buch und hat sofort meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Der angedeutete Sternenhimmel ist eine direkte Anspielung auf das Buch. Es ist definitiv ein Hingucker, der mal mit etwas anderem als halbnackten Rockstars punktet.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Ich habe das Buch in einem Zug durchgelesen und finde es verständlich geschrieben. Zwischendurch hat die Autorin immer wenige Zeilen Text in englischer Sprache eingefügt, was nicht übersetzt wird, mit normalen Englischkenntnissen aber gut verständlich ist.

Der Erzählstil des Buches ist etwas komplizierter. Es gibt eine Prolog und einen Epilog aus Sicht von Evan, die Kapitel selbst sind aus der Sicht von Carrie erzählt. Sie starten jeweils mit einem recht philosophischen Tagebucheintrag und springen dann munter zwischen Gegenwart (Carrie in der Bar) und Vergangenheit (Carrie und Evan vor drei Jahren), wobei nicht immer sofort ersichtlich ist, wo die Story gerade spielt. Auch in den Kapiteln kann es so zu mehreren Wechseln kommen.

Mein Fazit

Liebesgeschichten mit Musikern sind eine Sache, die bei mir sehr hoch im Kurs steht. So war es keine Frage, dass ich Songs of our Past lesen musste, insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass Evan über die Beziehung mit Carrie singt und sie dadurch in vergangene Zeiten katapultiert. Eins kann ich versprechen: Der Name ist Programm. Und noch dazu ein überraschendes, emotionales Programm.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir nicht ganz so leicht wie normalerweise bei vergleichbaren Romanen. Dies lag primär daran, dass es eine Vergangenheits-Carrie und eine Gegenwarts-Carrie gibt. Gegenwarts-Carrie sitzt in einer Bar, an der als Bedienung ihre ehemalige Freundin Mel arbeitet und auf der Bühne der Bar spielt an diesem Abend Broken Sons mit Evan als Lead-Sänger. Drei Jahre hat Carrie ihn nicht gesehen und von Anfang weiß man, dass zwischen den beiden viel verbrannte Erde existiert. Die Gründe hierfür erfährt man durch Vergangenheits-Carrie. Denn Carrie wird von den Liedern, die Evan singt, immer und immer wieder in die Vergangenheit katapultiert und erzählt dem Leser so, wie sich beide kennenlernten, wie aus einem One-Night-Stand eine Freundschaft Plus wurde, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, wie das Mädchen aus Schottland in Seattle Fuß gefasst hat, Freunde fand und sich in einen Jungen namens Evan verliebte, der ihr mehr als nur einmal das Herz bricht. Und nicht nur Carrie, auch mir.

Es ist eine Beziehung mit Turbulenzen, mit Konflikten, geprägt von Ängsten und dennoch dem Willen, es möglich zu machen. Und so steuert Vergangenheits-Carrie unweigerlich zu dem Punkt, bei dem sie Evan nur mit einem Abschiedsbrief ohne Erklärungen verlässt. Durch den Sprung zur Gegenwarts-Carrie, die sich selbst quält und die gesungenen Worte von Evan weiter anhört, erfährt der Leser hierbei, wie viel Schmerz Carries Entscheidung bei ihr, bei Evan, bei ihren Freunden hinterlassen hat. Und alles, was bleibt, ist ein Funken Hoffnung, dass aus den Worten der Vergangenheit doch noch Taten der Zukunft werden können, die zwei gebrochene Herzen wieder zusammenführen.

Von Anfang an fand ich Carrie sehr sympathisch. Stück für Stück fügten sich dank ihrer eigenen Erzählungen, dank der Rückblenden und der Kommentare von ihrer (ehemaligen) Freundin Mel die Puzzleteile zusammen, wer Carrie ist und was sie ausmacht. Es gibt schöne Momente, es gibt traurige Momente, es gibt auch einige lustige Momente. Evan hingegen ist ein Charakter mit zahlreichen Ecken und Kanten. Es kommt gut herum, steht aber auch dazu, und doch merkt man einige leichte Änderungen in seinem Verhalten, wenn Carrie in sein Leben tritt. Da Evan außer im Prolog und Epilog nie selbst zu Wort kommt und daher seine Gedanken nicht mitteilen kann, ist es gar nicht so leicht, ihn zu durchschauen. Sein Verhalten eckt dabei teilweise vielleicht auch an, etwa auch sei Vorschlag der Freundschaft Plus, da er kein Beziehungsmensch sei. Und trotzdem kann der Leser sich in ihn verlieben, da er an den richtigen Stellen das Richtige macht. Es gibt eine Situation in der Beziehung, die einige Leser sicher auf die Palme bringen wird und für manche unverzeihlich sein mag, aber sie passt im Kontext gut und ich finde, dass die Autorin hier auch nachvollziehbar eine Lösung für gefunden hat. Es gibt eine Handvoll Randcharaktere im Buch, die allerdings zum Großteil sehr zurückhaltend und oberflächlich bleiben, was mich jedoch nicht gestört hat.

Rückblickend finde ich es faszinierend, wie mich Evan mit seinen Songs und Carrie mit ihren Erinnerungen um den Finger gewickelt haben. Ich habe schlichtweg nicht mitbekommen, wie die beiden mich mit ihrer Geschichte in den Bann gezogen haben. Anfangs fand ich es eine tolle Geschichte, die sich gut lesen ließ und bei der man unbedingt wissen wollte, wieso es kein Carrie und Evan mehr gibt und wieso die Erinnerungen beiden so wehtun. Doch je mehr Erlebnisse Carrie erzählt, je mehr Facetten ihrer doch teils unkonventionellen und turbulenten Beziehung durch die Songs und Erinnerungen hervortraten, desto mehr tat mir mein Herz weh, desto mehr habe ich mit Carrie und Evan mitgelitten, wollte ihnen zurufen, keinen Fehler zu machen und sich nicht ins Verderben zu stürzen. Carrie und Evan sind beide weit entfernt davon, perfekt zu sein. Und das versucht die Autorin auch zu keiner Zeit geradezubiegen. Und vielleicht es gerade das der Grund, wieso mich Songs of our Past so mitreißen konnte und emotional getroffen hat.

Ich habe viele Enden erwartet, doch die „Schlichtheit“ des wahren Grundes für Carries Aufbrechen hat mir die Beine weggerissen. Carries Grund zu gehen war deutlich emotionaler als alles, was ich mir ausgemalt hatte, und ich möchte so gern mehr darüber und über Carries Leiden in den letzten drei Jahren erfahren. Ihr Grund hat mir gezeigt, dass nicht immer die Beteiligten der Grund sein müssen, wieso etwas in die Brüche geht. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Und manchmal opfert man eine Liebe für eine andere.

Ich habe mich nach dem Ende erwischt, wie ich überlegt habe, ob ich ähnlich wie Carrie gehandelt hätte, wie ich an Evans Stelle wäre und ob ihre Liebe in meinen Augen eine Chance hat. Und das macht ein gutes Buch aus: Dass man sich über das Ende hinweg mit dem Buch beschäftigt. Ich warte jedenfalls sehnsüchtig auf Band 2 und kann nur hoffen, dass hier zwei zerbrochene Herzen einen Weg zurückfinden, auch wenn mir klar ist, dass dieser Weg sehr steinig sein wird. Ich möchte wissen, wie es Carrie und Evan in der Zwischenzeit ergangen sind, wie Carrie den Grund ihres Verlassenes bewältigen konnte und hoffe, dass Evan in Band 2 auch selbst zu Wort kommt.

Songs of our Past ist ein wirklich gelungenes Werk von Emily Crown, was mit einer nicht ganz typischen Beziehung, vielen Emotionen und einer ergreifenden Story überzeugen kann, und von tollen Songtexten abgerundet wird, die die Story hervorragend unterstützen. Ganz klare Leseempfehlung.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 11.08.2019

leider nur ganz nett für Zwischendurch

Zwei Brüder, plus ich, gleich Chaos
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„Dreh den Spieß doch einfach um und ignoriere du sie. Ich versichere dir, für uns Mädchen gibt es nicht Schlimmeres als das. Es macht uns verrückt, wenn die Jungs, die wir im Blick haben, kein Interesse ...

„Dreh den Spieß doch einfach um und ignoriere du sie. Ich versichere dir, für uns Mädchen gibt es nicht Schlimmeres als das. Es macht uns verrückt, wenn die Jungs, die wir im Blick haben, kein Interesse an uns zeigen.“ (Allie zu einem Freund in Zwei Brüder plus ich gleich Chaos)

Worum geht’s?

Als ihre Mutter einen neuen Freund hat, zieht Allie mit ihr gemeinsam zu ihm. Direkt am ersten Tag lernt sie die beiden Brüder Oliver und Ethan kennen, die im Haus direkt nebenan wohnen. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein, denn während Oliver ein strebsamer Sonnenschein ist, dominiert bei Ethan Ablehnung und Missachtung. Doch so einfach gibt Allie sich nicht geschlagen und schon bald befindet sie sich in einer Gefühlsachterbahn.

Zwei Brüder plus ich gleich Chaos ist ein Einzelband und in sich abgeschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist in hübschen Blau-, Rosa- und Lilatönen gehalten. Es wirkt sehr feminin und gibt wenig vom Inhalt preis. Es gefällt mir ganz gut und spricht mich an. Die Hardcover-Version verfügt über einen abnehmbaren Schutzumschlag mit dem Cover, das Buch selbst ist matt-grau. Es verfügt über ein Bandlesezeichen.

Die Geschichte wird linear aus Sicht von Allie erzählt. Sie ist alleinige Ich-Erzählerin, sodass man nur in ihre Gedankenwelt Einblicke gewinnen kann. Das Buch lässt sich gut und einfach lesen, der Schreibstil ist flüssig und angenehm. Sprachlich bewegt sich das Buch auf einem guten Niveau für (junge) Erwachsene, es gibt jedoch einige sprachliche Ausreißer, die zu den jungen Charakteren nicht unbedingt passen. Das Buch enthält keine expliziten Sexszenen, erotische Inhalte werden lediglich angedeutet.

Mein Fazit

Auf „Zwei Brüder plus ich gleich Chaos“ bin ich dank Instagram aufmerksam geworden, kannte die Autorin bislang allerdings nicht. Nachdem eine Freundin es mir empfohlen hatte, wollte ich es lesen. Ich fand die Grundidee sehr interessant und mag zwischendurch gern locker-flockige Liebesromane. Leider war dieses Buch für mich zwar ganz nett, für mehr reicht es leider nicht.

Das Buch steigt unmittelbar in den laufenden Umzug von Allie und ihrer Mutter ein. Die Mutter hat die Nachbarjungs als Hilfe engagiert, sodass Allie sie direkt bei ihrer Ankunft kennenlernt. Während Oliver von Anfang an sehr freundlich rüberkommt, ist Ethan sehr mürrisch und stellt den klassischen Badboy dar. Mit Oliver freundet sich Allie sofort an und findet am College sodann auch direkt Freunde, unter anderem Willow, mit der sie schon bald auf Partys geht, auf denen sie auch regelmäßig auf Ethan trifft und jedes Mal mit ihm aneinandergerät. Doch je mehr Zeit vergeht und je öfter die beiden sich gekabbelt haben, je öfter Ethan sie abgewiesen hat, desto mehr hat Allie das Gefühl, sich zu ihm hingezogen zu fühlen. Wird sie sich an dem Badboy ihre Finger verbrennen?

Irgendwie habe ich durch den Titel etwas anderes erwartet. Das war die erste Ernüchterung des Buches. Ethan und Oliver kommen nicht miteinander klar, das wird relativ schnell offensichtlich. Ein wirkliches „Zwischen die Fronten“-Geraten konnte ich im Buch allerdings nicht merken. Allie ist von Anfang von Ethan fasziniert, der sie immer wieder abweist. Oliver hingegen ist von Anfang an ein guter Freund für sie und dem Leser ist klar, dass er sich schon etwas in Allie verguckt – Allie hingegen merkt das zu keiner Zeit, selbst als sie sich über seine komischen Blicke wundert, geht ihr diese Erkenntnis nie auf. Daher beschränkt sich das Drama auf die Beziehung Allie-Ethan. Und hier liegt viel Drama. Denn Ethan hat ein „dunkles Geheimnis“, er ist Undergroundboxer und nimmt regelmäßig an Kämpfen teil, um sich Geld zu verdienen. Allie stolpert dank Willow direkt in ihrer ersten Wochen am College auf so eine Underground-Party, wo sich direkt ein Kampf ihretwegen ergibt, den Ethan heldenhaft für sie bestreitet, nur um ihr danach wieder die kalte Schulter zu zeigen. Und so geht es eigentlich das ganze Buch. Allie sucht immer und immer wieder seine Nähe und er weist sie wieder und wieder ab. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass die einzige Grundlage dieser sich anbahnenden Beziehung der Fakt ist, dass Allie mit seiner Zurückweisung nicht leben kann. Ethan nutzt hierbei das komplette Lexikon von Badboy-Moves, um Allie fernzuhalten, inklusiver eindeutig-zweideutig-eindeutiger Situation, die zum Dramahöhepunkt wird.

Das große Problem? Das Buch wirkt so unglaublich schnell, klischeehaft und unreflektiert. Von Anfang an wurde mir nicht klar, was Allie von Ethan will, außer dass seine dunkle Aura sie irgendwie fasziniert. Nachdem er mehr als einmal ein Mistkerl zu ihr war, bleibt ihre Faszination weiter ungebrochen. Ich erhalte als Leser aber nie Einblick, wieso sie Gefühle entwickelt oder, ob sie überhaupt Gefühle entwickelt hat, die über die Faszination herausgehen. Deshalb waren sämtliche Dramapunkte im Buch auch nicht dazu geeignet, mir das Herz zu brechen, mich traurig zu machen oder sonstiges. Ich habe sie vielmehr gelesen, zur Kenntnis genommen und eine imaginäre Checkliste für Standard-Handlungspunkte in Romanen für und um junge Erwachsene durchgearbeitet. Es fehlt dem Buch einfach an deutlich an Tiefe, da kann auch später die Enthüllung um den brüderlichen Streit nichts mehr retten, da ich zu den Charakteren keine starke Verbindung aufbauen konnte. Es fängt bereits am Anfang an, wo Oliver und Allie nach einer Woche bereits beste Freunde sind, ohne dass man versteht wieso. Nur, weil sie Nachbarn sind? Auch am ersten Tag am College findet sie direkt zahlreiche Freunde, die sich schnell zu besten Freunden aufschwingen. Allie geht natürlich auch direkt mit Willow, die sie nur ein paar Stunden kennt, zu einer geheimen Party. Die Charaktere sind so sprunghaft, dass mir teilweise fast schon schwindelig wurde. Vor allem Allie springt zwischen „ich hasse Ethan“ und den ewigen Versuchen, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wann und wo Ethan mögliche Gefühle für Allie entwickelt, bleibt offen, da Ethan selbst in diesem Buch nicht erzählen kann.

Wirkliche Spannung kommt in diesem Buch nicht auf. Das ist vielleicht auch nicht zwingend notwendig, andererseits nervte mich irgendwann das Hin-und-Her der Protagonisten, die verblendete Allie und die fehlende Tiefe. Gerade der Punkt mit dem brüderlichen Streit und dem Hintergrund wurde so fix abgebügelt, was ich sehr schade fand. Allie wirkt über weitere Strecken anstrengend und naiv, viel mehr zu berichten gibt es aber auch nicht, denn die Charaktere werden nur sehr oberflächlich dar- und vorgestellt. Erotik gibt es in diesem Buch auch nicht, was mich tatsächlich nicht gestört hat, da es für mich kein Voraussetzung ist. Allerdings fand ich es fast schon peinlich, als Allie und Ethan sich dann doch einmal näherkamen und er sie mit dem Finger befriedigt hat, dass Allie gegenüber ihrer Freundin fast schon kindisch herumdruckst „wir haben nicht miteinander geschlafen, wir haben nur… naja, du weißt schon, was“. Dann ist da noch die Thematik über die Underground-Kämpfe, die mich nicht so ganz überzeugen konnte. Es ist ein häufig in Büchern vorkommendes Thema, aber sowohl die Regeln des Ganzen als auch das Setting wirkten viel zu gewollt. Zu gewollt wirkte auch der Kontrast Oliver zu Ethan. Hier hat die Autorin volle Kanne auf Engelchen und Teufelchen gesetzt und keine Möglichkeit ausgelassen, beide so richtig schön gegensätzlich zu gestalten.

Insgesamt war das Buch zwar durchaus unterhaltsam, mehr aber leider auch nicht. Ich konnte keine Verbindung zu den Charakteren aufbauen, die Beziehungsentwicklung war für mich nicht greifbar, es fehlte an Tiefe und mit Allies sprunghafter Art habe ich mich nie anfreunden können. Zwei Brüder plus ich gleich Chaos hat vieles, aber sicher kein Chaos. Es ist ein Buch, was man gut zwischendurch lesen kann, wenn man gerade keine Lust auf etwas Anspruchsvolles hat und damit leben kann, dass die Charaktere sehr klischeehaft agieren. Das Buch ist ein wenig wie ein solider College-Movie im Nachmittagsprogramm. Ich hatte mir nur leider deutlich mehr erhofft.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Vertrieb überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 07.08.2019

ich bin nicht Crew, definitiv nicht

Crew (Wolf Crew 1)
1

„In jeder Lage, gegen wen auch immer – du bist mir das Wichtigste. Deine Treue gilt zuerst der Crew, aber meine gilt dir. So war es schon immer.“ (Cross zu Bren in Crew)

Worum geht’s?

Bren ist das einzige ...

„In jeder Lage, gegen wen auch immer – du bist mir das Wichtigste. Deine Treue gilt zuerst der Crew, aber meine gilt dir. So war es schon immer.“ (Cross zu Bren in Crew)

Worum geht’s?

Bren ist das einzige weibliche Mitglied ihrer Crew, der Wolfscrew. Ihre Welt untergliedert sich in Crewmitglieder und Normalos, die keiner Crew angehören. Crews halten zusammen und es gilt, dass man füreinander einsteht. Egal, ob Gefahr droht, jemand beleidigt wird oder Gefahr von außen droht. Crew ist Crew, ohne Wenn und Aber. Doch auch in der Crew muss es Regeln geben. Und so lautet eine Regel: Verlieb dich niemals innerhalb der Crew. Als Bren sich mehr und mehr zu ihrem besten Freund Cross hingezogen fühlt, steht sie also vor einem großen Problem…

Crew ist Band 1 der Crew-Reihe von Tijan. Das Buch ist nicht in sich geschlossen und wird mit Folgebänden fortgesetzt.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Crew ist schlicht, unaufdringlich und wirkt dennoch stimmig. Es ist ein Buch, was Aufmerksamkeit auf sich zieht, weil man wissen möchte, was sich dahinter versteckt. Das Buch ist linear geschrieben und wird ausschließlich durch Bren in der Ich-Perspektive erzählt. So erfährt man teilweise ihre Gedanken, die der anderen Personen aber nicht. Der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig, wirkt abgehackt und ist sehr hauptsatzlastig. Das Buch enthält explizite Sprache, einige Gewaltszenen und oberflächlich-erotische Inhalte. Das Buch ist meiner Meinung nach nicht für Minderjährige, zumindest nicht für Leute unter 16 Jahren geeignet.

Mein Fazit

Ich liebe Dark Romance. Ich liebe Young/New Adult. Ich mag hin und wieder Geschichten, die düster sind und bei denen nicht überall kitschiger Zuckerguss klebt. Alles eigentlich gute Voraussetzungen, wieso ich Crew unbedingt lesen wollte. Als dann auch noch eine Freundin von dem Buch schwärmte, war es um mich geschehen. Doch am Ende blieb nur Frust und die Erkenntnis, dass Crew eines der schlechtesten Bücher 2019 für mich ist. Und ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll…

An dieser Stelle würde ich normalerweise die Geschichte kurz zusammenfassen und auf etwaige Spannungspunkte hinweisen. Das Problem allerdings? Nachdem ich alle 448 Seiten des Buches gelesen habe, weiß ich immer noch nicht, was die Handlung ist. Wir begleiten Bren zur Schule, wir begleiten die Crew zu irgendwelchen Aktivitäten (wahlweise saufen, Leute bedrohen, Schule schwänzen), erleben den ein oder anderen Streit zwischen Bren und ihrem Bruder Channing, der Brens Erziehung nach dem Tod der Mutter und der Inhaftierung des Vaters übernommen hat. Zwischendurch gibt es immer wieder Reibereien mit einer anderen Crew. Das war’s im Wesentlichen auch schon. Garniert wird das Ganze mit einer Liebesbeziehung zwischen Bren und Cross, die „From Friends to Lovers“ sein soll. Als Highlight gibt es zahlreiche Gewaltszenen, die teilweise fast schon kontextlos wirken. Ich hatte permanent das Gefühl, dass ich etwas in diesem Buch verpasst oder übersehen habe und vielleicht war es auch so. Das Buch endet mit einem ganz leichten Cliffhanger, als der neue Anführer einer anderen Crew vorgestellt wird.

Crew hat es mir nicht leicht gemacht. Ich habe ganze vier Anläufe gebraucht und habe es meistens nicht geschafft, mehr als 70 Seiten am Stück zu lesen, ohne genervt oder gefrustet zu sein. Der Schreibstil von Tijan ist hochgradig anstrengend. Ich kannte von der Autorin aus einem anderen Verlag bereits ein Buch und war da auch nicht begeistert, bei Crew setzt sie dem Ganzen aber die Krone auf. Viele kurze Sätze, fast schon wahllos aneinander gereimt, fast schon Gedankenliveticker-artig ohne jeglichen Filter. So kommt es auch, dass ich viele Sätze nochmal lesen musste und teilweise sogar einige Seiten neu angefangen habe, weil ich das Gefühl hatte, ich habe etwas verpasst, denn plötzlich wusste man nicht, wie sie von Thema A zu B zu Z gekommen sind, wieso plötzlich die Stimmung gekippt ist oder oftmals auch nicht, wer gerade überhaupt redet. Ich war allein vom Schreibstil schon so verwirrt, dass ich das Buch gar nicht richtig genießen konnte.

Doch auch inhaltlich war hier nicht viel Genuss vorhanden. Hatte ich vielleicht nach dem Klappentext etwas ganz anderes erwartet? Definitiv. Ich dachte, dass im Fokus der Geschichte die verbotene Liebelei zwischen Bren und Cross steht. So ist es aber nicht. Das Thema ist vollkommen nebensächlich. Die beiden sind seit Anfang an beste Freunde und führen sich stark zueinander hingezogen. Warum sie jetzt auf einmal von Freunden zu Liebhabern werden wollen, bleibt offen. Zumal Cross fleißig herumkommt und Mädels beglückt und Bren bis vor kurzem noch in einer Beziehung mit jemandem aus einer anderen Crew war. So kamen die ersten Fragezeichen. Es wirkte einfach, als hätte man versucht, etwas Schönes einzuflechten, was aber komplett verpufft und derart oberflächlich bleibt, dass man auch darauf hätte verzichten können. Die wenigen erotischen Szenen sind ganz passabel geschrieben, bleiben aber auch sehr oberflächlich.

Die nächsten Fragezeichen brachte das Thema Crew an sich. Bereits von Anfang an hämmert Bren dem Leser mantra-artig ein „Wir sind Crew“ ein. Das Problem hierbei? Wieso es Crews eigentlich gibt, was der Sinn dahinter ist, so etwas wird nicht thematisiert. Alles, was man erfährt: Der Bruder von Bren ist Begründer des Crew-Systems und so etwas wie der Pate. Ansonsten bleibt man wohl primär während der Highschool in einer Crew, die Crews halten aber auch darüber hinaus zusammen. Es ist verwirrend und unklar und – mal wieder – frustrierend. Zu meiner Schulzeit nannte man Crews Cliquen. Aber Bren erklärt, dass sie weder eine Clique noch eine Bande noch eine Gang sind. Sie seien mehr als das, sie seien wie Familie. Die Abgrenzung zu den anderen Gruppenformen bleibt hierbei aber weiterhin unklar. Ich konnte die Wolfscrew mit ihren vier (ja, 4!) Mitgliedern sowieso nur begrenzt ernstnehmen. Vier Jugendliche, bei denen zwei permanent ans Flachlegen von „Normalo-Mädels“ denken und die anderen beiden permanent daran denken, sich gegenseitig flachzulegen. Zwischendurch wird Terror und Gewalt verbreitet. Auch innerhalb der Crew ist nicht alles gut, aber man hält halt zusammen, irgendwie. Weil, sie sind halt Crew. Oder so. Andere Crews haben übrigens teilweise 30 Mitglieder.

Und weiter geht es auch mit den Fragezeichen rund um das Thema Gewalt. Bereits zum Start des Buches bestraft die Wolfscrew einen Typen, der die Schwester eines Mitglieds vergewaltigen wollte. Zwar wird ein Krankenwagen gerufen, dennoch sieht man direkt von Anfang an das Gewaltpotenzial. Dieses zieht sich auch durch das Buch. Vor allem Bren zeigt sich hierbei als hochexplosive, tickende Zeitbombe. Hier würgt sie mal eine Mitschülerin, weil diese über Bren sagte „ihre Jungs würden das klären“ und es Bren gegen den Strich ging, weil sie ja auch Crewmitglied ist. An anderer Stelle reagiert sie auf die Berührung eines Mitschülers, der sie am Arm berührt, weil er sie was fragen möchte, mit der einzig adäquaten Reaktion: Messer an seine Kehle. Generell droht und bedroht Bren munter durch das Buch hindurch von Mitschülern bis Erwachsene so gut wie jeden. Der Höhepunkt entlädt sich, als sie auf eine unangebrachte – ja, sie war unangebracht, aber auch eine in Rage gefallene Bemerkung – Bemerkung des Schulleiters mit ihrem Messer reagiert und ihn in den Bauch sticht. Als sie Monate später von der neuen Schulleitung als „Problemkind“ bezeichnet wird, ist sie einfach nur schockiert. Arme Bren. Man könnte fast vergessen, dass in diesem Buch legitime Erwachsene vorkommen, denn permanent wird hier und da ein Auge zugedrückt, Brens Bruder Channing – selbst Crewmitglied – erhebt zwar hin und wieder den Zeigefinger, aber zieht trotzdem keine Konsequenzen. Auch das Thema Selbstjustiz, was in diesem Buch mehrfach vorkommt, zeigt die Haltung der Autorin sehr gut. Crews dürfen alles.

Rückblickend frage ich mich wirklich, wie ich das Buch durchgehalten habe. War ich getrieben von der Hoffnung, dass da noch irgendetwas kommt, was mich begeistern konnte? Denn mit Spannung kann das Buch definitiv nicht überzeugen. Es gibt schlichtweg keine. Vielleicht liegt es daran, weil das Buch auch keine wahre Handlung hat, alles sehr zufällig passiert, die Charaktere permanent sprunghaft handeln und man sowieso das ganze System anzweifelt. Die Protagonisten waren allesamt unsympathisch – mit Ausnahme von Cross, der aber gegen Ende hin sein besonnenes Gesicht ablegt und brenähnliche Tendenzen aufweist. Der Versuch, Brens Verhalten mit ihrer Vergangenheit zu erklären, schlägt vollkommen fehl, insbesondere da es weitere Fragen aufwirft, hinsichtlich Notwehrrecht etwa. Man mag gar nicht glauben, dass niemand erkennt, dass dieses Mädchen, die Crew, die anderen Crews eigentlich dringend Hilfe brauchen. Nö, Schulverweis reicht.

Crew hat genauso eine Identitätskrise wie die Protagonistin Bren. Für einen Jugendroman ist Crew deutlich zu gewalttätig, für ein Erwachsenenbuch sind die Protagonisten zu anstrengend und das Buch zu handlungslos. Crew hat mich darin bekräftigt, nie wieder ein Buch von Tijan in die Hand zu nehmen. Ja, das Ende mit dem leichten Cliffhanger weckt zwar schon das Interesse, erfahren zu wollen, wieso besagte Person Bren so schockiert und war da passieren wird, aber für keinen Preis der Welt würde ich mich erneut durch 400+ Seiten kämpfen, nur um hierauf Antworten zu finden.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]