besser als Band 1, zeitweise spannend, aber weiterhin grenzwertig
Private - Spiel mit, wenn du dich traust„Weißt du, als ich dich das erste Mal gesehen habe, da dachte ich, ich hätte Glück gehabt. Weil ich so eine coole, normale und nette Mitbewohnerin bekommen habe. […] Aber das war alles nur gespielt, nicht ...
„Weißt du, als ich dich das erste Mal gesehen habe, da dachte ich, ich hätte Glück gehabt. Weil ich so eine coole, normale und nette Mitbewohnerin bekommen habe. […] Aber das war alles nur gespielt, nicht wahr? Du hattest vom ersten Tag an nur vor, ins Billings-Haus zu kommen und mich zurückzulassen. Und jetzt bist du genauso oberflächlich und hinterhältig wie sie.“ (Constance zu Reed in Private – Spiel mit, wenn du dich traust)
Worum geht’s?
Die 15-jährige Reed hat es geschafft. Sie ist ins legendäre Billings-Haus gezogen. Doch zu welchem Preis? Plötzlich steht ihr Leben Kopf: Ihr Freund Thomas verschwindet urplötzlich und niemand weiß, warum und wohin. Die Billings-Girls zeigen Reed immer wieder, welche Rolle sie eigentlich im Haus spielt. Und dann tritt auch noch Natasha auf, die Reed durch Erpressung dazu zwingt, die Billings-Girls auszuspionieren. Wird Reed es schaffen, ihre Position an der Schule und im Haus zu behalten oder muss sie schon bald die Heimreise antreten?
„Private – Spiel mit, wenn du dich traust“ ist Band 2 der mehrteiligen Private-Reihe von Kate Brian. Das Buch ist nicht in sich geschlossen und die Geschichte wird in Band 3 fortgeführt. Zudem sind Vorkenntnisse aus Band 1 notwendig, da das Buch sich nahtlos an Band 1 anreiht.
Schreibstil / Gestaltung
Das Cover von Private wird erneut von drei jungen Mädchen geziert und passt zu Band 1. Man erhält auch den Eindruck von reichen, bösen Mädchen. Das Cover ist erneut weder aufregend noch etwas Besonderes.
Auch Band 2 besteht aus vielen kurzen Kapiteln, allerdings sind sie diesmal durchschnittlich länger als in Band 1. Es gibt wieder thematisch passende, teilweise spoilernde Überschriften, die leider teilweise etwas lächerlich geraten sind. Der Schreibstil ist erneut locker und flüssig, ich empfinde ihn sogar etwas ausgereifter und flüssiger als in Band 1. Auch in diesem Buch wird die Geschichte aus Reeds Sicht erzählt und es gibt keinen Erzählerwechsel. Das Buch lässt sich wie Band 1 schnell, locker und unkompliziert lesen und dürfte vor allem für die jüngere Leserschaft damit geeignet sein.
Mein Fazit
Dem zweiten Teil von Private habe ich ehrlich gesagt nicht wirklich entgegengefiebert, eher im Gegenteil. Band 1 konnte mich in vielerlei Hinsicht nicht überzeugen. Dies lag vor allem an der Charaktergestaltung, den Erlebnissen, einem fehlenden Spannungsbogen und dem teils weder altersgerechten noch realistischem Verhalten der Protagonisten. Dennoch wollte ich der Reihe mit Band 2 eine weitere Chance geben.
Band 1 hörte mit dem Einzug von Reed im Billings-Haus auf. Es war bei mir als Leserin so, dass ich den ganzen Roman durch nicht verstehen konnte, wieso Reed eigentlich zu den Billings gehören möchte – es sind jugendliche Biester, die keine Grenzen kennen und mobben, wo es nur geht. Dennoch war es quasi Reeds größtes Ziel, dazuzugehören. Und der erfüllte sich, allerdings mit dem Preis, dass eine andere Schülerin deshalb gehen musste. Zudem verschwand Reeds Freund Thomas, der auch nicht gerade als Sympathieträger bereitstand.
Band 2 erfindet das Rad im Verhältnis zu Band 1 nicht neu. Wir lernen neue Charaktere kennen, die oberflächlich bleiben und zu denen man keine Verbindung aufbaut. Die Billings-Girls lernt man zwar zeitweise etwas besser kennen, aber vor allem lernt man sie hassen. Reed wird von Tag 1 weiterhin schikaniert, wie Aschenputtel behandelt und obwohl sie das merkt und es sie stört, tanzt sie nach der Pfeife der Mädels. Diese krampfhafte Sucht, zu gefallen und dazuzugehören, gepaart mit einer immer wieder auftretenden Naivität von Reed haben mich stellenweise das Buch gegen die Wand werfen wollen.
Allerdings hat Band 2 im Vergleich zu Band 1 eine große Stärke: Spannung! Während Band 1 belanglos vor sich hin plätscherte, wird hier richtig aufgefahren: Erpressung, Reeds moralische Zwickmühle, die im Rahmen ihrer Recherchen gewonnenen Erkenntnisse über die Billings, ein neuer Verehrer, eine immer wieder erwähnte, elitäre, geheime Party und der verschwundene Thomas bringen einiges an Material mit sich. Allerdings wurde hier so viel auf den Tisch geworfen, dass man zwischenzeitlich fast überfahren wird. Jede Story wird immer häppchenweise vorangetrieben und verläuft sich meistens dann aber urplötzlich im Sande. Hier bleibt aber auch weiterhin das große Manko, dass die Verhaltensweisen teilweise für mich einfach absurd sind und Reed sich regelmäßig selbst widerspricht. Zugutehalten muss ich aber, dass die Story mich zeitweise überrascht hat, etwa als sich am Ende die Storyline um die Erpressung als etwas ganz anderes herausstellt und der Plottwist zwar komplett überzogen wirkt, aber zumindest überraschend kommt. Streng genommen ist er zum Buch sehr passend und spiegelt die unlogischen Verhaltensweisen sehr gut wieder. Das Buch endet dann passend mit einem schönen Cliffhanger, der mich tatsächlich interessiert und für den allein ich wohl Band 3 lesen werde.
Alles in allem ist also auch Band 2 kein Kunstwerk der Literatur und präsentiert weiterhin unsympathische Charaktere, egozentrische und zweifelhafte Verhaltensweisen gepaart mit fast schon grausamer Respektlosigkeit und fehlender Autorität seitens der eigentlich ja anwesenden Erwachsenden. Allerdings gibt es hier und dort spannende Storylines, die zumindest für eine gewisse Leselust sorgen. Im Ergebnis ist Band 2 lesenswerter als Band 1, aber schöpft erneut das Potenzial nicht aus und lässt den Leser regelmäßig kopfschüttelnd zurück.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise von dem Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]