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Veröffentlicht am 05.04.2017

Die Macht der Schrift

Feuer und Feder
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Als Raisa ein kleines Mädchen ist, wird ihre Heimat überfallen und ihre ganze Familie getötet. Raisa überlebt nur, weil eine Nachbarin sie als ihre eigene Tochter ausgibt. Doch das schützt das Mädchen ...

Als Raisa ein kleines Mädchen ist, wird ihre Heimat überfallen und ihre ganze Familie getötet. Raisa überlebt nur, weil eine Nachbarin sie als ihre eigene Tochter ausgibt. Doch das schützt das Mädchen nicht davor, in die Hauptstadt des Königreichs Qilara gebracht zu werden und fortan als Sklavin dienen zu müssen. Eines Tages scheint sich ihr Schicksal zu wandeln, denn sie wird zur Tutorin auserkoren. In dieser besonderen Stellung darf und muss sie Schreiben und Lesen lernen. In dieser Welt ist das Leben und Schreiben der Oberschicht vorbehalten und die sogenannte Hohe Schrift darf nur der König und Hohepriester für die Kommunikation mit den Göttern verwenden. Da irgendjemand ihn aber diese Schrift ja auch lehren muss, gibt es immer eine Tutorin, an die das Wissen weitergegeben wird. Raisa wird gemeinsam mit Kronprinz Mati unterrichtet und die beiden freunden sich an. Mati ist ein liebenswürdiger junger Mann, der wenig Ähnlichkeit mit seinem strengen und grausamen Vater zu haben scheint. Doch natürlich ist eine Beziehung zwischen ihm und Raisa undenkbar! Dennoch verlieben sich die beiden und bringen sich damit beide in eine schwierige Situation. Mati ist der Thronfolger eines Reiches, in dem es an vielen Ecken brodelt und gärt. Im Thronrat werden Ränke und Intrigen geschmiedet, Rebellen wollen die Sklaverei beenden… und Raisa und Mati stehen im Mittelpunkt von alldem.

Das Cover und die Buchbeschreibung hatten mich sehr angesprochen, beim Lesen habe ich mich dann aber leider doch etwas schwergetan.
Das ganze System der unterschiedlichen Schriften sowie der verschiedenen Völker und Schichten ist nicht ganz leicht nachzuvollziehen. Zudem steht jedem Kapitel ein meist recht kurzer Absatz vor, in dem es um die Geschichte der Götter des Landes geht. Auch wenn der Zusammenhang lange nicht klar ist, sollte man diese Zeilen doch sorgfältig lesen, damit sich am Ende alles erschließt. So aber sind es dann recht viele Namen und Figuren, auch wenn die Götter vorne im Buch kurz aufgelistet werden.

Die Handlung um Raisa und Mati nimmt anfangs recht langsam Fahrt auf, gewinnt dann aber doch zunehmend an Tempo, wobei aber leider doch nie wirklich Hochspannung erreicht wird.

Das Ende hat mir richtig gut gefallen. Es wird zwar für meinen Geschmack eigentlich zu mystisch, aber theoretisch gibt es auch logische Erklärungen für das Geschehen und was die Figuren dann letztlich daraus machen, fand ich richtig gut!

Insgesamt ein durchaus anspruchsvolles Jugendbuch mit zwei ineinander verwobenen Geschichten, die aufmerksames Lesen und ein bisschen Mitdenken erfordern!

Veröffentlicht am 05.04.2017

Überzeugend auf beiden Ebenen

Das Erbe von Carreg Cottage
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Lilian ist Mitte 30 und gerade an einem ziemlichen Tiefpunkt in ihrem Leben angekommen. Das Café, das sie die letzten Jahre geführt hat, musste sie aufgrund einer Mieterhöhung aufgeben, eine Wohnung hat ...

Lilian ist Mitte 30 und gerade an einem ziemlichen Tiefpunkt in ihrem Leben angekommen. Das Café, das sie die letzten Jahre geführt hat, musste sie aufgrund einer Mieterhöhung aufgeben, eine Wohnung hat sie auch nicht mehr und sie ist praktisch pleite. Dementsprechend hat sie nichts zu verlieren, als sie die Nachricht erhält, dass ihr ein Unbekannter ein altes Cottage in Wales vererbt hat. Zwar mit der Auflage, es zu einer Pilgerraststätte zu machen, aber das schreckt Lilian nicht, sie freut sich über die neue Aufgabe und Chance. Sie stürzt sich in die Renovierung des Cottage und fühlt sich dort von Anfang an merkwürdig wohl. Doch anscheinend ist ihre Ankunft in dem kleinen Ort nicht jedermann Willkommen.

Die zweite Handlungsebene des Romans spielt im 7. Jahrhundert, ebenfalls in Wales. Das aufkommende Christentum bekämpft die alten Religionen und schreckt dabei auch vor blutiger Gewalt nicht zurück. So wird die Familie der jungen Lileas grausam hingerichtet, da ihr Vater ein Druide war, und nur die junge Frau kann fliehen. Fortan lebt sie unter dem neuen Namen Meara in einer kleinen Hütte und hilft den Menschen in der Umgebung mit ihren Kenntnissen. Schnell macht sie sich einen Namen als Heilerin, doch muss sie auch immer darauf bedacht sein, unauffällig zu bleiben und nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Verbunden werden die beiden Handlungsstränge zunächst über den Ort. Beide spielen an der walisischen Küste, an der Pilger-Halbinsel Llyn. Ob es tatsächlich einen weiteren Zusammenhang zwischen den beiden Frauen gibt, deren Schicksale doch mehr als 1000 Jahre auseinanderliegen?
Nach und nach zeigen sich viele Ähnlichkeiten im Charakter und Verhalten von Lilian und Meara, und auch ihr Leben verläuft in gewissen Parallelen. In beiden Zeiten spielt die Verbundenheit zur Natur eine große Rolle und natürlich gibt es auch jeweils einen Mann im Leben der beiden Frauen. Auch Religion wird angesprochen, natürlich mehr in der Vergangenheitshandlung, aber auch in der Gegenwart wird deutlich, was für schreckliche Folgen Religion ohne Toleranz haben kann.

In solchen Büchern auf zwei Zeitebenen habe ich normalerweise schnell einen bevorzugten Handlungsstrang und meist ist es der in der Vergangenheit. Auch hier hat mir Mearas Geschichte sehr imponiert und mich neugierig auf eine mir eher unbekannte Zeit gemacht. Doch eigentlich fand ich Lilians Geschichte ebenfalls sehr spannend und habe mit ihr auch sehr mitgefiebert.

Insgesamt ein wirklich schönes Lesevergnügen mit wunderbarer Atmosphäre!

Veröffentlicht am 05.04.2017

Zurück in die Parallelwelt

Die Welten-Trilogie, Band 2: Verloren zwischen den Welten
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Nach dem ersten Teil „Gefangen zwischen den Welten“ geht es nun weiter mit der Geschichte um Fe und das Wurmloch, das in eine Parallelwelt führt.

Eigentlich hatten die Freunde am Ende des ersten Bandes ...

Nach dem ersten Teil „Gefangen zwischen den Welten“ geht es nun weiter mit der Geschichte um Fe und das Wurmloch, das in eine Parallelwelt führt.

Eigentlich hatten die Freunde am Ende des ersten Bandes beschlossen, die Verbindung zwischen den Welten ein für alle Mal zu schließen. Zu groß ist die Gefahr, dass mächtige Konzerne diese einmalige Entdeckung missbrauchen und so eine Welt oder gar beide vernichte. Ve ist in ihre Welt zurückgereist und hätte dort das Buch mit den Formeln ihres Vaters vernichten sollen. Doch dazu konnte sie sich nicht durchringen. Als ihre Mutter schwer erkrankt und eine Organspende ihre einzige Hoffnung ist, sieht Ve keine andere Möglichkeit, als die Verbindung in die andere Welt noch einmal zu öffnen, um die dortige Version ihrer Mutter um Hilfe zu bitten. Doch natürlich bringt ihr Auftauchen in der anderen Welt wieder einige Probleme und Schwierigkeiten mit sich!

Den ersten Band fand ich ganz nett, aber er hatte auch ein paar Längen und Schwächen. Dementsprechend vorsichtig bin ich an die Lektüre dieses zweiten Teils herangegangen, wurde aber durchaus positiv überrascht. Die Geschichte hat mehr Tempo und die Figuren entwickeln sich schön weiter. Insbesondere die komplizierte Liebesgeschichte zwischen Ve und den beiden Finn-Versionen war ziemlich spannend, aber auch das ganze Drumherum. An einigen Stellen musste ich zwar ein bisschen schmunzeln, wenn die Jugendlichen wie ausgebildete Geheimagenten unterwegs sind, aber es geht dann meist auch prompt etwas schief, so dass es alles durchaus glaubwürdig bleibt. So ist das Buch wohl sicher vor allem für die Zielgruppe ab 14 eine spannende Sache, aber auch ich als Erwachsene habe mich gut unterhalten gefühlt und freue mich schon auf Band 3!

Veröffentlicht am 05.04.2017

Auftaktband mit sehr offenem Ende

Tote Helden
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Vor 37 Jahren wurde der Kontinent Astray gespalten. Was genau damals passiert ist, weiß heute kaum noch jemand. Die Machtverhältnisse sind unklar und wechselhaft. Magie ist seitdem in weiten Teilen des ...

Vor 37 Jahren wurde der Kontinent Astray gespalten. Was genau damals passiert ist, weiß heute kaum noch jemand. Die Machtverhältnisse sind unklar und wechselhaft. Magie ist seitdem in weiten Teilen des Landes verpönt und wird vom Orden der Exekutoren gnadenlos verfolgt. So ist der Sänger Rayan ständig auf der Flucht, denn in seinen Liedern kann er manchmal auf unheimliche Weise die Zukunft voraussehen. Und er sieht nichts Gutes vorher!

Von Anfang an entwickeln sich mehrere Handlungsstränge um unterschiedliche Personen, die irgendwann größtenteils an einem Ort zusammenlaufen. Anfangs ist so einige Aufmerksamkeit gefordert, aber dadurch liest sich die Geschichte auch sehr abwechslungsreich.

Zu Beginn erinnern manche Figuren doch sehr an eine andere erfolgreiche Fantasy-Reihe, aber das liegt manchmal eben in der Natur der Sache, nicht alles kann man immer völlig neu erfinden und vieles ist eben schon einmal da gewesen. Im Verlauf der Handlung legen sich diese Parallelen glücklicherweise.

Die Figuren in der Geschichte sind spannend dargestellt. Bei fast keinem kann man sich sicher sein, was genau er oder sie im Sinn hat und wirklich bezweckt. Ich mag es, wenn Buchcharaktere Rätsel aufgeben und nicht eindimensional gut oder böse sind.

Es ergeben sich viele Fragen, von denen in diesem Auftaktband kaum eine beantwortet wird. Mir persönlich ist das Ende zu offen. Es ist zwar kein direkter Cliffhanger, aber als Leser bleibe ich doch mit zu vielen Fragezeichen und zu wenigen Antworten zurück. Das Buch hat mir definitiv gut gefallen, wenn es Band 2 schon gäbe, würde ich auch direkt weiterlesen wollen – aber nun heißt es erst einmal abwarten und ob ich mich nach einem Jahr noch an die ganzen Details erinnern kann und wieder einsteigen will, kann ich noch nicht so recht sagen.

Veröffentlicht am 05.04.2017

Fängt toll an, das Ende aber nicht ganz überzeugend

Seelenspalter
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Die Acht Reiche befinden sich seit Generationen im Kriegszustand. Die Allianzen wechseln häufig und ein dauerhafter, stabiler Frieden ist nicht in Sicht. Das Land versinkt immer mehr im Chaos, Kenntnisse ...

Die Acht Reiche befinden sich seit Generationen im Kriegszustand. Die Allianzen wechseln häufig und ein dauerhafter, stabiler Frieden ist nicht in Sicht. Das Land versinkt immer mehr im Chaos, Kenntnisse aus der alten glorreichen Zeit gehen immer mehr verloren.
Maleni ist ein kleines Mädchen, als ihr Dorf überfallen und ihre ganze Familie vor ihren Augen niedergemetzelt wird. Sie selbst wird durch einen Zufall übersehen und ein Mitglied des mysteriösen Ordens der Xyi nimmt sie mit sich. In der Geschwisterschaft der Xyi findet Maleni eine neue Familie und erhält eine Ausbildung zur Assassinin. Dabei spaltet sich ihre Seele in zwei Teile, Maleni und Taryah, die sich fortan ihren Körper und ihre Aufgaben teilen und so äußerst erfolgreich ihre Aufträge erfüllen können. Doch als Maleni eines Tages eine eigenmächtige Entscheidung trifft, wird ihr Leben schnell ziemlich chaotisch.

Zu Beginn des Buches werden wir gleich in eine Szene geworfen, in der Maleni bzw. Taryah ihre Kunst ausübt. Wir erfahren, wie sie normalerweise arbeitet und ihre Aufträge erfüllt. Doch dann verlässt die den vorgegeben Pfad, muss sich ohne die gewohnte Unterstützung und Absicherung durchschlagen und begegnet zwei reisenden Handwerkern, denen sie sich anschließt. Obwohl die beiden harmlos wirken, kommt Vertrauen in Malenis Welt nicht vor und es zeigt sich, dass auch Umbert und Elgor ihre Geheimnisse haben. Können sie einander trauen und sich vielleicht sogar gegenseitig helfen?

Ich habe schon mehrere Bücher der Autorin gelesen und mag ihren Schreibstil sehr. Mit „Seelenspalter“ schreibt sie nun zum ersten Mal in einer gänzlich phantastischen Welt, aber man hat kaum ein Problem, sich hier zurechtzufinden, denn bis auf einige fremdartige Tiere und verfremdete Worte ähnelt sie doch sehr unserer Welt.

Die Hauptfiguren werden intensiv dargestellt und wirken auf mich glaubwürdig und interessant.
Rätsel hingegen gibt der Orden der Xyi auf. In Rückblenden erfährt der Leser, wie Maleni zum Orden kam und wie ihre Ausbildung verlaufen ist. Doch auch hier bleiben einige Dinge lange Zeit im Dunkeln.

Die Handlung lässt sich zu Beginn viel Zeit. Gegen Ende allerdings überschlagen sich die Ereignisse, hier ging mir einiges auf einmal viel zu schnell, zum einen was Maleni und Taryah angeht, zum anderen in der Hinführung der Handlung zum Finale, welches mich dann letztlich auch nicht so ganz überzeugen könnte. Hier kommen auf einmal Figuren hinzu und spielen eine entscheidende Rolle, zu denen man aufgrund ihres plötzlichen Auftauchens überhaupt keine Beziehung hat und deren Schicksal mich dementsprechend nicht sonderlich berührt hat. Auch vom Ablauf her fand ich das Ende leider nicht überzeugend.

Insgesamt über weite Strecken wieder einmal ein tolles Lesevergnügen, das für mich leider durch den Schluss etwas gemindert wurde.